Identifikation und Interesse

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Marsianer
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Identifikation und Interesse

Beitragvon Marsianer » So 19. Okt 2025, 07:47

Dort ging es am Rande bereits auch um soetwas:
viewtopic.php?f=2&t=299
(Körperidentifikation und Zugänglichkeit oadischer Kultur)

Wie schon öfter betrachtet halten wohl viele heutige Menschen Dinge und Abläufe die im Zusammenhang mit ihrem vergänglichen grobstofflichen Körper stehen für besonders real, weswegen sie diesen lebenspraktisch sehr hohe Priorität beimessen. In intakter klassischer östlicher Spiritualität wird das dann wie schon thematisiert z.B. als "Körperidentifikation" kritisch benannt.

Aber wo kommt die her? Ich denke. sie hängt mit Interesse zusammen. Wofür empfindet ein Mensch lebendiges Interesse in sich, wofür kaum? Ob jemand etwas halbherzig betreibt oder sich eben damit in seinem Herzen identifiziert, macht für seelische Wirkungen einen großen Unterschied, würde ich sagen.

Wie wirkt soetwas? Soein identifiziertes Interesse zieht eine Fokusierung nach sich. welche das Wahrnehmen filtert, anderes aus dem Wahrnehmen verdrängt? Und sollte Seelisches verdrängt werden, kann damit auch dessen natürlich freierer Zustand quasi aus dem Fokus und aus dem Sein mitverdrängt werden?

Agape
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Re: Identifikation und Interesse

Beitragvon Agape » So 19. Okt 2025, 13:58

Wie könnte folgende Lebenssituation eingeordnet werden?

Eine bestimmte Person interessiert sich vor allem für Seelisch-Geistiges und beschäftigt sich gerne sowohl äusserlich (z.B. mit Aneignung von entsprechendem "Wissen") als auch innerlich (z.B. mittels Betrachten, Reflektieren und in sich selbst Nachforschen/Überprüfen solchen von aussen aufgenommenen Wissens).

Allerdings spielen bei dieser Person manchmal Ängste und Sorgen bezüglich gewisser (körperlicher) Beeinträchtigungen (z.B. durch Schmerzen und Überreaktionen auf äussere Reize) eine Rolle, welche sich dem Ursprungsinteresse (Seele/Geist) zwar in den Weg stellen wollen - dies letztlich aber nicht können.

Das "Herz" schlägt für das Ursprüngliche - der "Kopf" mit seinen Ängsten/Sorgen verursacht in der Person jedoch manchmal ein Empfinden, das Interesse des Herzens gegenüber störender Einflüsse durch den Körper "verteidigen" zu müssen.

Gibt der Körper mal "Ruhe", was auch ab und zu vorkommt, fühlt es sich für diese Person "paradiesisch" an. Dann kann sie sich völlig entspannt und von Glücksgefühlen begleitet ihrem Ursprungsinteresse hingeben, ohne nur den geringsten Gedanken an den Körper zu "verschwenden".

Was ich damit andeuten möchte: Nicht immer ist es ganz einfach, diese Identifikationen strikte auseinanderzuhalten (richtig einzuordnen). Die temporäre Fokussierung auf den Körper (seine Beeinträchtigungen) kann auch von einer bewussten Absicht angetrieben sein, diesem zu signalisieren, dass er gegenüber dem Ursprungsinteresse (Seelisch-Geistigem) zurückzustehen hat. Die Zuwendung erfolgt also nicht freiwillig (aus Interesse/Identifikation), sondern eher aus einer Art von "Notwehr" heraus.
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Re: Identifikation und Interesse

Beitragvon Marsianer » So 19. Okt 2025, 16:02

Agape hat geschrieben:Allerdings spielen bei dieser Person manchmal Ängste und Sorgen bezüglich gewisser (körperlicher) Beeinträchtigungen (z.B. durch Schmerzen und Überreaktionen auf äussere Reize) eine Rolle, welche sich dem Ursprungsinteresse (Seele/Geist) zwar in den Weg stellen wollen - dies letztlich aber nicht können.

Das wären wohl Sorgen aufgrund tatsächlichen Begebenheiten solcher Art, keine Art bloßen Könnte-Kopfkinos.
Gibt der Körper mal "Ruhe", was auch ab und zu vorkommt, fühlt es sich für diese Person "paradiesisch" an. Dann kann sie sich völlig entspannt und von Glücksgefühlen begleitet ihrem Ursprungsinteresse hingeben, ohne nur den geringsten Gedanken an den Körper zu "verschwenden".

Also wird Körperliches da als tatsächlich hemmend erfahren. Ich zweifle, ob das bei mir letztlich auch so ist. Körperliche Unbill wirkt sich schon aus und wird wohl meist als unangenehm empfunden. Aber ich denke das Unangenehme kann letztlich stärker bremsend wirken oder auch kaum. Denn ist in körperlichem Leiden nicht oft auch größere seelische Präsenz, mehr Ferne vom fleischlich Körperidentifizierten? Wobei wohl noch ein speziellerer Fall wäre wenn z.B. jemand dann kaum noch lesen könnte und daher beim Lesen stark gebremst wäre. Und wobei sich ja auch die Frage nach spirituellen Hintergründen solcher körperlichen Leiden stellt, wobei es nicht um Ignorieren sondern Verstehen gehen würde.

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Re: Identifikation und Interesse

Beitragvon Agape » So 19. Okt 2025, 19:54

Marsianer hat geschrieben:Das wären wohl Sorgen aufgrund tatsächlichen Begebenheiten solcher Art, keine Art bloßen Könnte-Kopfkinos.

Ja, wobei in diesen Momenten auch immer wieder Ängste und Unsicherheiten mitspielen, wie sich solche Begebenheiten wohl künftig entwickeln würden.

Denn ist in körperlichem Leiden nicht oft auch größere seelische Präsenz, mehr Ferne vom fleischlich Körperidentifizierten?

Ja, wenn die oben erwähnte Angstkomponente nicht noch zusätzlich einwirkt, kann das körperliche Leiden alleine durchaus als intensive spirituelle Kraftentfaltung erfahren werden.

Und wobei sich ja auch die Frage nach spirituellen Hintergründen solcher körperlichen Leiden stellt, wobei es nicht um Ignorieren sondern Verstehen gehen würde.

Diese Frage drängt sich geradezu auf, wobei es ja dann auch wieder darauf ankäme, inwieweit solches „innere Forschen“ in oben erwähnte Irritationen und deren hemmende Auswirkungen miteinbezogen wäre.
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Re: Identifikation und Interesse

Beitragvon Marsianer » So 19. Okt 2025, 21:29

Agape hat geschrieben:welche sich dem Ursprungsinteresse (Seele/Geist) zwar in den Weg stellen wollen - dies letztlich aber nicht können.

Das "Herz" schlägt für das Ursprüngliche - der "Kopf" mit seinen Ängsten/Sorgen verursacht in der Person jedoch manchmal ein Empfinden, das Interesse des Herzens gegenüber störender Einflüsse durch den Körper "verteidigen" zu müssen.

Das wäre wohl ein Kern der Situationsbeschreibung soweit.
Nicht immer ist es ganz einfach, diese Identifikationen strikte auseinanderzuhalten (richtig einzuordnen).

Das woran das Herz hängt, was es an sich interessiert, wird unter problemlosen Umständen auch gesucht? Und auf ihm liegt stets ein anderer Herzens-Fokus als auf notgedrungeneren Befassungen?

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Re: Identifikation und Interesse

Beitragvon Marsianer » Mo 20. Okt 2025, 11:36

Andererseits wäre "problemlos" bei vorhandenem Herzensinteresse für unheiles Vergängliches (wie Zufriedensein) wohl nur situative Ausnahme, wenn jemand noch Reserven aus "Heilem" haben würde. "Problemlos" kann bedeuten, daß jemand keine Not bezogen auf Dinge empfindet, an denen er eigentlich doch übergroßes Interesse hegen würde. Kennt reines Interesse abseits von Dingen des grobmateriellen Körpers Not, die sie wirklich hindern würde? Andersherum hindert viele ihre schlimme seelische Verfassung oft auch nicht an fortgesetzter Hinwendung an Dinge des grobmateriellen Körpers.

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Re: Identifikation und Interesse

Beitragvon Agape » Mo 20. Okt 2025, 16:50

Das woran das Herz hängt, was es an sich interessiert, wird unter problemlosen Umständen auch gesucht?

Vielleicht wird es jedoch unter problemlosen Umständen gar nicht danach suchen müssen und dies fällt erst ins Gewicht, wenn die Umstände sich so quasi „dagegen stellen“? Erst dann wird möglicherweise erkannt, wie sehr das Herz an etwas Bestimmtem hängt?

Kennt reines Interesse abseits von Dingen des grobmateriellen Körpers Not, die sie wirklich hindern würde?

Nein, wirklich „hindern“ (im Sinne von „davon abhalten“) wohl nicht.

Dennoch würde ich vermuten, dass jemand, der sich überhaupt Gedanken über so etwas macht, dem es auffällt, dass es neben seinem sichtbaren Körper und dessen Bedürfnissen etwas gibt, was diesen Bedürfnissen übergeordnet ist, nicht unbedingt als körperidentifiziert bezeichnet werden kann. Denn da gibt es ja eine Seele - und als deren tiefster Kern - den sie belebenden Geist, welcher diese „andere Existenzform“ (den Körper) als etwas von ihm Getrenntes wahrnehmen kann.

Es kann auch vorkommen, dass jemand seinen Körper ähnlich empfindet, als wäre dieser ein viel zu enges Kleidungsstück, welches ihn einengt und sich aufgrund dessen gewisse Tätigkeiten sehr mühevoll gestalten. Jedoch würde es so jemandem wohl kaum in den Sinn kommen, sich mit diesem zu engen Kleidungsstück gleichzumachen. Er würde dieses stets als etwas empfinden, das er zwar nicht einfach ignorieren kann, jedoch würde er versuchen, sich damit auf eine gewisse Weise „zu arrangieren“ und seinen Körper als etwas zu akzeptieren, was zur irdischen Existenz einfach dazugehört.
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Re: Identifikation und Interesse

Beitragvon Marsianer » Mo 20. Okt 2025, 18:18

Agape hat geschrieben:Vielleicht wird es jedoch unter problemlosen Umständen gar nicht danach suchen müssen und dies fällt erst ins Gewicht, wenn die Umstände sich so quasi „dagegen stellen“? Erst dann wird möglicherweise erkannt, wie sehr das Herz an etwas Bestimmtem hängt?

Soweit kann also festgehalten werden, daß es eventuell Interessenslagen gibt, die eher passiv wirken im Sinne von Leidensempfinden, sofern etwas auf Wirkebene "nicht mehr da" wäre. Und es gäbe Interessenslagen, die sich eher aktiv darstellen in der Art einer aktiven Befassung und Näherung.
Es kann auch vorkommen, dass jemand seinen Körper ähnlich empfindet, als wäre dieser ein viel zu enges Kleidungsstück, welches ihn einengt und sich aufgrund dessen gewisse Tätigkeiten sehr mühevoll gestalten.

Dann würde dieser anderweitig Nichtenge empfinden? Träfe das wohl auf viele heutige Menschen zu?

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Re: Identifikation und Interesse

Beitragvon Agape » Mo 20. Okt 2025, 19:23

Marsianer hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:
Es kann auch vorkommen, dass jemand seinen Körper ähnlich empfindet, als wäre dieser ein viel zu enges Kleidungsstück, welches ihn einengt und sich aufgrund dessen gewisse Tätigkeiten sehr mühevoll gestalten.

Dann würde dieser anderweitig Nichtenge empfinden? Träfe das wohl auf viele heutige Menschen zu?

Ein Empfinden von Nichtenge wird vermutlich von den meisten heutigen Menschen nur temporär unter bestimmten Umständen/Bedingungen erfahren. Vielleicht einer der Gründe dafür, dass gewisse suchterregende Substanzen wie z.B. Alkohol und Drogen diesbezüglich eine kompensatorische Funktion für das ansonsten fehlende Empfinden ausüben können.
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Re: Identifikation und Interesse

Beitragvon Marsianer » Di 21. Okt 2025, 08:34

Agape hat geschrieben:Ein Empfinden von Nichtenge wird vermutlich von den meisten heutigen Menschen nur temporär unter bestimmten Umständen/Bedingungen erfahren.

Wenn, dann würden diese immerhin mal soetwas kennen und ihren Körper wie ein viel zu enges Kleidungsstück empfinden, meinst du? Aber es nicht umfassender verstehen und das, weil ihr Interesse dafür letztlich doch matt wäre im Vergleich zu dem bezogen auf dieses Körperliche?
Vielleicht einer der Gründe dafür, dass gewisse suchterregende Substanzen wie z.B. Alkohol und Drogen diesbezüglich eine kompensatorische Funktion für das ansonsten fehlende Empfinden ausüben können.

Mag wohl sein.

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Re: Identifikation und Interesse

Beitragvon Agape » Di 21. Okt 2025, 12:28

Marsianer hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:Ein Empfinden von Nichtenge wird vermutlich von den meisten heutigen Menschen nur temporär unter bestimmten Umständen/Bedingungen erfahren.

Wenn, dann würden diese immerhin mal soetwas kennen und ihren Körper wie ein viel zu enges Kleidungsstück empfinden, meinst du? Aber es nicht umfassender verstehen und das, weil ihr Interesse dafür letztlich doch matt wäre im Vergleich zu dem bezogen auf dieses Körperliche?

Es ist vermutlich davon auszugehen, dass sich erst etwas daran ändert, wenn an eine unsterbliche Seele geglaubt wird. Und ein solcher Glaube wäre wohl von der Überzeugung abhängig, dass der Mensch ein Geschöpf Gottes ist und seine menschliche Natur ohne den Einfluss Gottes kein Leben in sich trüge. Eine solche Überzeugung, welche aus dem Einwirken des göttlichen Geistes (aus seelischer Liebe zu ihm) hervorgeht, relativiert wohl den Stellenwert, den jemand seinem Körper zumisst und wird „automatisch“ zu einer Haltung führen, die denjenigen Aspekten des Menschseins mehr Bedeutung einräumt, welche nicht „vergehen“, sondern unsterblich sind.
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Re: Identifikation und Interesse

Beitragvon Marsianer » Di 21. Okt 2025, 14:17

Vielleicht wäre noch sinnvoll zwischen aktivem Interesse und "Faszination" zu unterscheiden. Faszination würde ich mir dabei als etwas vorstellen, das die Tendenz hätte "einem keine Ruhe zu lassen". Auch "das Erlösungswerk" im christlichen Sinn könnte unter "Faszination" eingeordnet werden, finde ich. Aber auch anderes, was eine Seele eben auf solche Weise "packt" oder in gewisser Weise berührt, die auch etwas Ungleichgewicht dafür in Kauf zu nehmen bereit wäre. Soetwas könnte auch in den Bereich körperbezogener Hobbys fallen, wenn die Faszination bei jemandem für soetwas echt und von Herzen wäre.
Agape hat geschrieben:Es ist vermutlich davon auszugehen, dass sich erst etwas daran ändert, wenn an eine unsterbliche Seele geglaubt wird.

Kann sein.
Und ein solcher Glaube wäre wohl von der Überzeugung abhängig, dass der Mensch ein Geschöpf Gottes ist

Das beobachte ist eigentlich nicht so. Viele Spirituelle gehen von Seelen aus als etwas wie irdische Dinge, die eben da sind, meine ich.


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