Spiritualität/Glauben

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Agape
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Re: Spiritualität/Glauben

Beitragvon Agape » Mi 20. Jul 2022, 07:11

Marsianer hat geschrieben:Nach meiner Begifflichkeit ist "Interesse", was einen Menschen eben antreibt, interessiert. Ist es stark das Bedürfnis sich "geborgen" zu fühlen? Oder eine Art von "Erwachen"? Oder "intellektuelle Potenz"? Oder anders?

Genau. In meinem Falle ist es beispielsweise ein grosses Interesse an Schriftkommunikation mit gleichgesinnten Menschen über spirituelle Themen. Zunehmend richtet sich mein Interesse auch darauf, in der Stille meiner Seele zu begegnen und in diesen Begegnungen mehr über mich und über Gott zu erfahren.

Menschen gegenüber, die mir auf dem Weg (meines Interessens) begegnen, möchte ich ein offenes und wohlwollendes Herz bewahren und sie nach Möglichkeit unterstützen - indem letztendlich Gottes Licht durch mich wirkt und mein eigenes Wohlbefinden dabei eine eher untergeordnete Rolle einnimmt.
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Re: Spiritualität/Glauben

Beitragvon Marsianer » Mi 20. Jul 2022, 09:45

Ich weiß nicht recht, diese Antwort wirkt auf mich wieder einmal recht "schönklingend", letztlich aber recht nichtssagend. Bei dir geht es mir ja immer wieder mal so.

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Re: Spiritualität/Glauben

Beitragvon Agape » Mi 20. Jul 2022, 10:17

Aha. Dies lässt mich vermuten, dass ich wohl auf dem richtigen Weg bin, wenn es mehr und mehr darum geht, meinen eigenständigen Weg zu gehen und mich nicht vorwiegend darauf auszurichten, wie etwas auf jemand anderen wirkt. Damit werde ich wohl zukünftig leben müssen, wenn ich von einem Interesse, eine Marionette in den Händen anderer zu sein, Abstand nehmen will.

Aber hier ginge es ja, soweit ich verstehen kann, eher um den Glauben an Gott und weniger um den allmählichen Verlust des Glaubens an andere Menschen.
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Re: Spiritualität/Glauben

Beitragvon Marsianer » Sa 23. Jul 2022, 15:54

Agape hat geschrieben:
Marsianer hat geschrieben:
Interesse hat für mich einen "intellektuellen" Beigeschmack
Nach meiner Begifflichkeit ist "Interesse", was einen Menschen eben antreibt, interessiert. Ist es stark das Bedürfnis sich "geborgen" zu fühlen? Oder eine Art von "Erwachen"? Oder "intellektuelle Potenz"? Oder anders?

Genau.

Auch wenn ich bei einer Analyse davon ausgehe, daß das "Genau" sich nur auf meinen ersten Satz beziehen sollte, wirkt es sehr schräg auf mich, denn das was vorher noch ganz anders von dir gezeichnet wurde wird nun scheinbar bestätigt. Das passt nicht zusammen für mich. Würde es auf die "oder"-Aufzählung bezogen, die bei mir folgte, würde es auf mich auch nicht minder schräg wirken.

Ich weiß ja, daß du den Eindruck hast immer wieder von Menschen sozusagen ignoriert zu werden, daß sie dir nicht mehr antworten. Eine andere Seite des Sachverhalts könnten halt insgesamt vielerlei "schönklingende" (auf der Beziehungsebene) Antworten stehen, die bei inhaltlicher Ausdeutung eigentlich kaum inhaltliche Substanz aufzuweisen scheinen. Und wenn das immer wieder in einer solchen Tendenz vorkommt, was soll man da irgendwann noch antworten? Ich weiß es selbst nicht mehr so hier. Aber die Frage ergibts ich daraus schon, wer einen Kontakt eigentlich versanden läßt. Immer der, der zuletzt noch mit irgendwelchen Menschenworten reagierte?
In meinem Falle ist es beispielsweise ein grosses Interesse an Schriftkommunikation mit gleichgesinnten Menschen über spirituelle Themen.

Als äußerst frappierend fällt mir bei der Analyse hier zunächst die sehr auffällige Diskrepanz dieser nunmehrigen Aussage zur allgemeinen Aktivität z.B. in diesem Forum auf. Jemand sitzt quasi schon seit Wochen in einer randvoll gefüllten Speisekammer und äußert dann, er sehne sich so sehr danach zu essen, das sei quasi das, was ihn in seinem Leben am meisten bewege. Schaut man aber nach ist in der Speisekammer noch fast alles wie vorher, es wäre kaum Eßaktivität erkennbar. Wie würde das zusammenpassen? Wenn sich soetwas vielfach häuft, wie wirkt es sich auf Kommunikation aus? Was könnte überhaupt gesagt werden, um wieder "Boden unter den Füßen" zu bekommen?
Zunehmend richtet sich mein Interesse auch darauf, in der Stille meiner Seele zu begegnen und in diesen Begegnungen mehr über mich und über Gott zu erfahren.

Wäre wohl gut, wenn dies so kommt. Aber manche Menschen kündigen ja auch viel an, wenn der Tag lang ist, beschreiben angebliche eigene Entwicklungen, vielleicht um "irgendwo dazuzugehören".
Menschen gegenüber, die mir auf dem Weg (meines Interessens) begegnen, möchte ich ein offenes und wohlwollendes Herz bewahren

Schwierig vermutlich ...
und sie nach Möglichkeit unterstützen - indem letztendlich Gottes Licht durch mich wirkt und mein eigenes Wohlbefinden dabei eine eher untergeordnete Rolle einnimmt.

Puh.
Agape hat geschrieben:Aha. Dies lässt mich vermuten, dass ich wohl auf dem richtigen Weg bin, wenn es mehr und mehr darum geht, meinen eigenständigen Weg zu gehen und mich nicht vorwiegend darauf auszurichten, wie etwas auf jemand anderen wirkt.

Was??
Damit werde ich wohl zukünftig leben müssen, wenn ich von einem Interesse, eine Marionette in den Händen anderer zu sein, Abstand nehmen will.

Es gibt in dir ein Interesse daran selbst eine Marionette anderer zu sein? Und wenn davon Abstand genommen wird, dann empfinden andere deine Aussagen als letztlich nichtssagend, meinst du? Wirkt auf mich so nicht sehr plausibel.

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Re: Spiritualität/Glauben

Beitragvon Agape » Sa 23. Jul 2022, 18:13

Marsianer hat geschrieben:Wirkt auf mich so nicht sehr plausibel.

Auf mich wirkt es nicht plausibel, inwiefern das alles noch etwas mit dem Ursprungsthema zu tun hat. Zudem gibt es da eine Vorgeschichte - und diese fand im privaten Rahmen statt. Diesbezüglich stehen noch Antworten aus - auf Fragen, welche wenig mit der Öffentlichkeit zu tun haben. So wenig wie die Vorgeschichte in dieses Thema hineingehört, so wenig gehört auch deren Fortsetzung hier hinein. Ausser es ginge vielleicht darum, jemanden bewusst "nicht mehr dabei haben zu wollen"?

Ich bin gerne bereit, im privaten Rahmen auf oben stehende Problematik einzugehen, worin ich durchaus auf mich Zutreffendes erkennen kann, aber hier ziehe ich eine klare Grenze. Vielleicht wäre dies eher etwas, das zum Thread "Respekt" passen würde?

Bezüglich Forumaktivität scheine ich hier ja nicht die einzige zu sein, die sich zeitweise eher zurückhaltend verhält. Vielleicht könnte darüber diskutiert werden, weshalb dies so ist? Es könnte ja auch damit zusammenhängen, dass es hier wohl nur eine Person gibt, die wirklich durchblickt und die Zusammenhänge erkennt. Was könnte da jemand anderer auf die Länge noch viel dazu beitragen? Wenn dies der Fall wäre, würde es doch getan werden? Wenn da noch ein Mangel wäre, würde er doch ausgeglichen werden?

Ich bin der Ansicht, dass in diesem Forum durch Lesen viel gelernt werden kann, aber vielfach scheint es mir eher wie ein Buch zu sein, das bereits fertig geschrieben und in gedruckter Form vorliegt. Beim Lesen kann sich zwar jeder noch seine Gedanken darüber machen, aber würden diese das Buch vervollständigen können?
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Re: Spiritualität/Glauben

Beitragvon rjupa » Sa 23. Jul 2022, 19:32

Letztlich liegt es an dir, ob du auf deine Ursprungsantwort eingehen und diese z.B. weiter ausführen möchtest, so dass sie nicht mehr so werbeprospektartig wirkt, oder ob du auf die Beziehungsebene abzweigst und anfängst Privates hier reinzutragen.

Zur Forennutzung mache ich mal ein neues Thema auf.

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Re: Spiritualität/Glauben

Beitragvon Agape » So 24. Jul 2022, 15:47

rjupa hat geschrieben:Letztlich liegt es an dir, ob du auf deine Ursprungsantwort eingehen und diese z.B. weiter ausführen möchtest

Ja.

rjupa hat geschrieben:so dass sie nicht mehr so werbeprospektartig wirkt

Das verstehe ich nicht. Könntest Du mir eventuell näher erklären, was damit gemeint ist?

rjupa hat geschrieben:oder ob du auf die Beziehungsebene abzweigst und anfängst Privates hier reinzutragen.

Eben nicht:
So wenig wie die Vorgeschichte in dieses Thema hineingehört, so wenig gehört auch deren Fortsetzung hier hinein. Ich bin gerne bereit, im privaten Rahmen auf oben stehende Problematik einzugehen, worin ich durchaus auf mich Zutreffendes erkennen kann, aber hier ziehe ich eine klare Grenze.
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Re: Spiritualität/Glauben

Beitragvon rjupa » So 24. Jul 2022, 21:21

Agape hat geschrieben:Das verstehe ich nicht. Könntest Du mir eventuell näher erklären, was damit gemeint ist?
Das, was ich dir schon über einen anderen Kanal versucht habe zu erklären, es sind Worte, aber ich sehe nichts dahinter. Es sind Floskeln, die mal das und mal das bedeuten können.

Eben nicht:


Doch:
Agape hat geschrieben: Genau. In meinem Falle ist es beispielsweise ein grosses Interesse an Schriftkommunikation mit gleichgesinnten Menschen über spirituelle Themen. Zunehmend richtet sich mein Interesse auch darauf, in der Stille meiner Seele zu begegnen und in diesen Begegnungen mehr über mich und über Gott zu erfahren.

Menschen gegenüber, die mir auf dem Weg (meines Interessens) begegnen, möchte ich ein offenes und wohlwollendes Herz bewahren und sie nach Möglichkeit unterstützen - indem letztendlich Gottes Licht durch mich wirkt und mein eigenes Wohlbefinden dabei eine eher untergeordnete Rolle einnimmt.


Marsianer hat geschrieben:Ich weiß nicht recht, diese Antwort wirkt auf mich wieder einmal recht "schönklingend", letztlich aber recht nichtssagend. Bei dir geht es mir ja immer wieder mal so.


Marsianer hat dir eine direkte Rückmeldung zu obenstehender Antwort gegeben. Du hättest sachlich darauf eingehen und deine Antwort ausführen können oder du konntest die Beziehungsebene wählen, was du auch getan hast.

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Re: Spiritualität/Glauben

Beitragvon Agape » Sa 6. Aug 2022, 14:32

Um hier wieder mehr dem Thema "Glauben" gerecht zu werden, könnte möglicherweise Folgendes als Ergänzung dienen:

https://emk-bruchsal-kraichtal.de/wp-co ... lauben.pdf

Kindlich glauben – mündig glauben Eine Lesepredigt von Thomas Stil Lesung: Lk 18,15-17 + 1 Kor 3,1-3

Ehrlich gesagt ist mir dieser ‚Widerspruch‘, diese Spannung oder Entgegensetzung – wie auch immer man das nennen das möchte – bisher gar nicht so aufgefallen. Jesus ermahnt uns in Lk 18,15-17: Das Reich Gottes muss man annehmen wie ein Kind, sonst kommt man nicht hinein. Gott und seinem Reich gegenüber muss man also die Haltung eines Kindes einnehmen. Soll heißen: Wir sollen kindlich glauben. Der Apostel Paulus hingegen beklagt sich über die Korinther in 1 Kor 3,1-13: Ihr seid wie unmündige Kinder. „Milch habe ich euch zu trinken gegeben und nicht feste Speise; denn ihr konntet sie noch nicht vertragen“, schreibt Paulus. Die Korinther waren geistlich so sehr Kinder, dass sie noch keine schwere geistliche Kost, also in die Tiefe gehende Lehre, vertragen haben.

Ja, aber was stimmt denn nun? Wie sollen wir geistlich sein? Kinder oder eben nicht Kinder? Widersprechen sich etwa Jesus und Paulus? Nein, ich glaube nicht, dass sich Jesus und Paulus hier widersprechen. Aber es ist doch irgendwie interessant: Der eine betont stark das Kindliche am Glauben – der andere betont stärker das Mündigwerden, das Erwachsen werden im Glauben. Der Befund im Neuen Testament ist aber tatsächlich so: Die Betonung von Jesus, dass wir das Reich Gottes wie ein Kind annehmen sollen, gewissermaßen kindlich glauben sollen – diese Betonung finden wir nur bei Jesus. Nur im 1. Petrusbrief findet sich nochmal ein positives Bild, eine positive Metapher vom Kind, die auf den Gläubigen übertragen wird. Da heißt es: „So legt nun ab alle Bosheit und allen Betrug und Heuchelei und Neid und alle üble Nachrede und seid begierig nach der vernünftigen lauteren Milch wie die neugeborenen Kindlein, auf dass ihr durch sie wachset zum Heil.“ (1 Petr 2,1f.) Petrus vergleicht die Gläubigen hier nicht nur mit Kindern, sondern sogar mit Babys: Wie Babys sollen die Christen sein, begierig nach der Milch, begierig nach dem Wort Gottes. Aber auch bei Petrus ist das Ziel: Dass man wächst und erwachsen wird. Und das ist auch die allgemeine Tendenz der gesamten Briefliteratur im Neuen Testament: Paulus und alle anderen Briefautoren betonen eben dies, dass man als Christ mündig, erwachsen werden soll, nicht kindisch, nicht fleischlich bleiben darf. Man könnte es vielleicht so auf den Punkt bringen: Wir werden im Neuen Testament – einmal von Jesus und dann von den Aposteln – zu zwei verschiedenen Arten und Weisen des Glaubens aufgefordert: Kindlich glauben – und mündig glauben. Vor Gott Kind bleiben – und mit Gott reifer werden. Das Reich Gottes annehmen wie ein Kind – und zugleich immer mehr wachsen, ja, in das Reich Gottes hineinwachsen.

Was könnte das aber nun bedeuten: Kindlich glauben? Und was könnte es bedeuten: Mündig glauben? Überlegen wir einmal wie Kinder sind, wie wir Kinder erleben. Gewiss, es gibt ja ganz unterschiedliche Kinder, aber ein paar typische Verhaltensweisen bei Kindern und Kleinkindern gibt es schon, würde ich sagen. Eine typische Verhaltensweise ist: Kinder nehmen sich einfach das, was sie wollen. Sie nehmen sich die besten Spielzeuge, auch wenn sie eigentlich jemand anderem gehören. Sie nehmen sich die Süßigkeiten, wenn sie offen rumliegen. Sie wägen nicht ab, im Sinne von: Brauche ich das jetzt wirklich? Ist das überhaupt gesund? Schade ich damit jemandem? Und zudem kommt: Sie nehmen sich nicht nur, was sie wollen – sondern haben häufig auch nie genug davon.

[…..]

Und wenn man einmal Kinder beobachtet wie sie ihre Lieblingsspeise essen oder auch ihr Lieblingsspiel spielen – sie können es einfach richtig genießen. Ihre Genussfähigkeit ist, wenn man das so sagen will, noch völlig intakt, ganz rein und tief. Sie können Dinge wirklich genießen, leben im Moment, erleben diesen einen Moment intensiv. Und eine letzte Beobachtung: Bei allen drei genannten typischen Verhaltensweisen bei Kindern – sie nehmen sich einfach, was sie wollen; wollen immer mehr haben, kennen kein genug; Genussfähigkeit – schwingt aber dennoch unbewusst das Gefühl, die Ahnung mit: Ich bin abhängig. Ich bin abhängig von meinen Eltern. Ich bin abhängig von der Gunst anderer.

[…..]

Nun, könnte man diese Beobachtungen, diese Erkenntnisse auf den Satz von Jesus übertragen: „Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, der kommt nicht hinein“? Ich denke schon, dass das geht. Ich versuche mal zu beschreiben, wo die Parallelen liegen könnten: Wenn einem Kind etwas gefällt – ein Spielzeug, eine Süßigkeit – dann zögert es nicht lange, wägt nicht ab, schläft nicht nochmal eine Nacht drüber, sondern: Es greift zu, es will es jetzt, es zweifelt nicht, zögert nicht. Genau so sollten wir wohl auch dem Reich Gottes gegenüber, ja, Gott gegenüber sein: Wenn uns aufgegangen ist, wie kostbar, wie schön, wie gut Gottes neue Welt ist, wenn uns die Augen geöffnet wurden für die Wirklichkeit Gottes – dann sollten wir nicht lange zögern, sondern zugreifen:

[…..]

Wir denken, zerdenken am liebsten alles und sehr lange, bevor wir uns für etwas entscheiden. Aber dabei wissen wir wie gut es auch tut, sich einfach mal zu entscheiden, spontan zu sein, nicht immer alles abzuwägen. Wir werden wahrscheinlich immer einen Grund finden, warum wir uns nicht völlig auf Gott, auf das Reich Gottes einlassen wollen: Ist mir zu unsicher, ist mir zu anstrengend, das stellt mich in Frage … So sind wir eben, die Erwachsenen. Deswegen sagt ja Jesus: Dem Reich Gottes gegenüber müssen wir wie Kinder werden, dieses Geschenk einfach annehmen, es geschehen lassen. Aber dabei sollten wir nicht stehen bleiben: Kinder wollen immer mehr von dem, was ihnen gefällt.

[…..]

Gott und sein Reich wollen mich und mein Leben ganz durchdringen … und wenn Gott mich und mein Leben ganz durchdringt, geht mir immer mehr auf: Wie abhängig ich von ihm bin. Dass ich überhaupt nichts zustande bringen könnte ohne Gottes Gnade und Gunst. Und so komme ich immer mehr hinein in diese Haltung des Empfangens Gott gegenüber: Ich erwarte alles von ihm. Ich vertraue ihm. Ich muss mich nicht sorgen, denn er sorgt sich um mich. So würde ich beschreiben, was ‚kindlich glauben‘ bedeutet. Die Apostel in den Briefen ermahnen uns nun aber: Wir sollen nicht unmündig bleiben, sondern immer mündiger werden, keine Kinder bleiben, sondern reife Menschen werden. Wie passt das nun zu dem, was ich gerade über den kindlichen Glauben ausgeführt habe? Man sollte hier eine Unterscheidung einführen: Ja, Jesus ruft uns dazu auf, kindlich zu glauben. Aber Jesus ruft uns nicht dazu auf, kindisch zu glauben. Kindlich glauben und kindisch glauben ist nicht dasselbe, sondern unterscheiden sich enorm. Denn es gibt ja auch typische Eigenschaften und Verhaltensweisen von Kindern und allgemein von heranwachsenden Menschen, die gewissermaßen in Ordnung sind in einem bestimmten Alter; aber die man dann, wenn man älter wird, nach und nach ablegen, aus diesen herauswachsen sollte.

[…..]

Ein erwachsener Mensch sieht nicht nur schwarz und weiß, sondern auch die Grautöne. Ein erwachsener Mensch muss nicht mehr alles vereinfachen, vereindeutigen, damit er die Welt versteht, sondern kann auch zugeben, dass man die Welt nie völlig verstehen kann. Und ein erwachsener, reifer Mensch weiß auch: Es gibt nicht die immer nur guten und die immer nur bösen Menschen; jeder Mensch hat beides in sich und manchmal kann er nicht mal etwas dafür, wenn sich stärker das Gute oder das Böse im Leben durchbricht …

[…..]

Ich würde sagen, ein Mensch, der schon länger mit Jesus unterwegs ist, der schon das eine oder andere vom Glauben verstanden hat, bei dem müssen sich Anzeichen von einer gewisse Reife, ja, Wachstumsanzeichen bemerkbar machen. Man könnte gewiss sehr viel über das Thema Mündig-Glauben sagen, aber ich beschränke mich jetzt mal eben auf dieses eine: Ich behaupte, dass ein reifer Mensch und auch ein geistlich reifer Mensch davon wegkommt, in starken Extremen zu denken und in starken Extremen zu glauben.

[…..]

Weiterhin würde ich behaupten, dass ein reiferer Christ ein barmherziger Christ ist: Ein reifer Christ pflegt einen barmherzigen Umgang mit Sünden, mit Fehlern und auch Zweifeln.

[…..]

Wer im Glauben gewachsen ist, der weiß: Nicht die Sünde hat das letzte Worte, sondern die Vergebung und die Barmherzigkeit Gottes. Deswegen kann man auch barmherziger mit sich selbst und seinem Mitmenschen umgehen …

[…..]

Fassen wir mal zusammen: Das Neue Testament, genauer Jesus und Paulus, rufen uns dazu auf sowohl kindlich zu glauben als auch mündig zu glauben. Es ist schon eine gewisse Herausforderung, beidem gleichzeitig gerecht zu werden. Es gibt einerseits die Gefahr, im Kindlichen bzw. Kindischen hängen zu bleiben und sich nicht weiterzuentwickeln.

[…..]

Andererseits gibt es auch die Gefahr im geistlichen Leben, das Kindliche, das Spontane und das „Herzensfromme“ ganz abzulegen, es für Kinderei und Naivität zu halten – und sich nur noch auf das Vernünftige, auf theologische Erkenntnis zu konzentrieren und dabei zu meinen, man sei jetzt sehr erwachsen und mündig. Diese beiden Gefahren, die ich genannt habe, sind Gefahren der Einseitigkeit. Unser Glaube an Gott, wie er uns im Neuen Testament begegnet, hat aber nun mal diese zwei Seiten, die sich für uns manchmal als spannungsvoll erweisen: Einmal das Kindliche, das Herzliche, der Aspekt des Vertrauens und der Liebe. Und dann das zu Entwickelnde, das Mündig-Werden, der Aspekt des Denkens und der Erkenntnis. Manche von uns müssen in ihrem Glauben wieder kindlicher, herzlicher werden. Andere sollten sich in gewissen Aspekten weiterentwickeln und sich um einen Entwicklungsfortschritt mühen.

[…..]

Vor Gott sind wir nicht die Erwachsenen mit viel Berufserfahrung, akademischen Abschlüssen oder sonstigem, worauf wir uns vielleicht etwas einbilden. Vor Gott sind und bleiben wir Kinder, bedürftige Wesen. Wir bleiben immer Kinder Gottes, werden nie Erwachsene Gottes. Besonders wenn wir uns im Gebet an Gott wenden, tun wir das als Kinder, da betet das „innere Kind“ wenn man so will. Denn so hat ja auch Jesus beigebracht zu beten: Unser Vater im Himmel … Er der Vater, wir seine Kinder. Vielleicht hilft Ihnen das Bild vom „inneren Kind“ nicht zu vergessen, welche Haltung wir immer wieder einnehmen müssen, um das Reich Gottes zu empfangen. Amen.
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Re: Spiritualität/Glauben

Beitragvon Marsianer » Sa 6. Aug 2022, 16:16

Thomas Stil hat geschrieben:Wir werden im Neuen Testament – einmal von Jesus und dann von den Aposteln – zu zwei verschiedenen Arten und Weisen des Glaubens aufgefordert: Kindlich glauben – und mündig glauben. Vor Gott Kind bleiben – und mit Gott reifer werden. Das Reich Gottes annehmen wie ein Kind – und zugleich immer mehr wachsen, ja, in das Reich Gottes hineinwachsen.

Wobei die Jünger ja auch während der körperlichen Anwesenheit da zunächst einen etwas anderem Standpunkt verfolgten und Jesus genau den "richtiggestellt" hatte.
Eine typische Verhaltensweise ist: Kinder nehmen sich einfach das, was sie wollen. Sie nehmen sich die besten Spielzeuge, auch wenn sie eigentlich jemand anderem gehören. Sie nehmen sich die Süßigkeiten, wenn sie offen rumliegen. Sie wägen nicht ab, im Sinne von: Brauche ich das jetzt wirklich? Ist das überhaupt gesund? Schade ich damit jemandem? Und zudem kommt: Sie nehmen sich nicht nur, was sie wollen – sondern haben häufig auch nie genug davon.

[…..]

Und wenn man einmal Kinder beobachtet wie sie ihre Lieblingsspeise essen oder auch ihr Lieblingsspiel spielen – sie können es einfach richtig genießen. Ihre Genussfähigkeit ist, wenn man das so sagen will, noch völlig intakt, ganz rein und tief. Sie können Dinge wirklich genießen, leben im Moment, erleben diesen einen Moment intensiv.

Gut.
Wenn uns aufgegangen ist, wie kostbar, wie schön, wie gut Gottes neue Welt ist, wenn uns die Augen geöffnet wurden für die Wirklichkeit Gottes – dann sollten wir nicht lange zögern, sondern zugreifen

Ja.
Wir denken, zerdenken am liebsten alles und sehr lange, bevor wir uns für etwas entscheiden. Aber dabei wissen wir wie gut es auch tut, sich einfach mal zu entscheiden, spontan zu sein, nicht immer alles abzuwägen.

Und wenn jetzt mein Glaubensverständnis dem gegenübergestellt würde, dann wären wir vielleicht wieder beim "sehen (oder wenigstens ahnen), aber nicht glauben wollen".
Ich behaupte, dass ein reifer Mensch und auch ein geistlich reifer Mensch davon wegkommt, in starken Extremen zu denken und in starken Extremen zu glauben.

Launenhaftigkeit? Ändert sich das, was ein Mensch sieht seinen Launen folgend? Kinder sind nicht immer in allem launisch.
Andererseits gibt es auch die Gefahr im geistlichen Leben, das Kindliche, das Spontane und das „Herzensfromme“ ganz abzulegen, es für Kinderei und Naivität zu halten – und sich nur noch auf das Vernünftige, auf theologische Erkenntnis zu konzentrieren und dabei zu meinen, man sei jetzt sehr erwachsen und mündig.

Da ist wohl "theologische Erkenntnis" in der Art menschlicher Weisheit gemeint? Da wären nach meinem Verständnis auch die Briefe meist "tiefer". ;)

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Re: Spiritualität/Glauben

Beitragvon Agape » So 7. Aug 2022, 11:17

Marsianer hat geschrieben:
Thomas Stil hat geschrieben:Wir werden im Neuen Testament – einmal von Jesus und dann von den Aposteln – zu zwei verschiedenen Arten und Weisen des Glaubens aufgefordert: Kindlich glauben – und mündig glauben. Vor Gott Kind bleiben – und mit Gott reifer werden. Das Reich Gottes annehmen wie ein Kind – und zugleich immer mehr wachsen, ja, in das Reich Gottes hineinwachsen.

Wobei die Jünger ja auch während der körperlichen Anwesenheit da zunächst einen etwas anderem Standpunkt verfolgten und Jesus genau den "richtiggestellt" hatte.

Soweit ich verstehe, geht es hier um zwei verschiedene Arten von Glauben - den "geistlichen" und den "fleischlichen".

Offenbar geht es nicht allein um den Glauben eines Menschen, der Jesus von Herzen liebt und ihm dienen will. Es geht auch darum, inwiefern sich ein Mensch letztlich vom göttlichen Geist (Heiligen Geist) leiten lässt (entsprechenden Geist ergriffen hat). Das heisst, inwiefern sein Herz und sein Denken auf Jesus ausgerichtet sind.

"Fleischlich" wäre eher jemand, der im Grunde genommen nur sich selbst als wichtig empfindet - oder das, was andere Menschen von ihm denken. Dabei würde eher die eigene Person im Mittelpunkt seines Lebens stehen - und nicht Jesus. Möglicherweise würde diese Art von "Glauben" aus einem "Beziehungsdenken" hervorgehen?

"Fleischlich" glauben wäre vergleichbar mit dem Glauben eines kleinen Kindes, welches im Verstehen noch sehr eingeschränkt ist. Es hört zwar die Worte, versteht aber nicht wirklich, worum es geht.

Diesen Unterschied kann ich soweit nachvollziehen. Aber WIE wird ein "Fleischlicher" zum "Geistlichen"? Wenn die Liebe zu Jesus "stark" genug ist, sodass diese in den Mittelpunkt drängt?

Marsianer hat geschrieben:
Wir denken, zerdenken am liebsten alles und sehr lange, bevor wir uns für etwas entscheiden. Aber dabei wissen wir wie gut es auch tut, sich einfach mal zu entscheiden, spontan zu sein, nicht immer alles abzuwägen.

Und wenn jetzt mein Glaubensverständnis dem gegenübergestellt würde, dann wären wir vielleicht wieder beim "sehen (oder wenigstens ahnen), aber nicht glauben wollen".

Könntest Du dafür ein konkretes Beispiel schildern?

Marsianer hat geschrieben:
Ich behaupte, dass ein reifer Mensch und auch ein geistlich reifer Mensch davon wegkommt, in starken Extremen zu denken und in starken Extremen zu glauben.

Launenhaftigkeit? Ändert sich das, was ein Mensch sieht seinen Launen folgend? Kinder sind nicht immer in allem launisch.

Hm - haben diese "Extreme" immer etwas mit Launen zu tun? Könnten sie nicht auch auf einer Unfähigkeit beruhen, differenziert zu denken und zu glauben? Und dies hätte dann wieder mit "fleischlich" statt "geistlich" glauben zu tun - bei dem der Mensch eher sich selbst (oder Meinungen anderer Menschen) und nicht Jesus als Mittelpunkt empfindet?

Marsianer hat geschrieben:
Andererseits gibt es auch die Gefahr im geistlichen Leben, das Kindliche, das Spontane und das „Herzensfromme“ ganz abzulegen, es für Kinderei und Naivität zu halten – und sich nur noch auf das Vernünftige, auf theologische Erkenntnis zu konzentrieren und dabei zu meinen, man sei jetzt sehr erwachsen und mündig.

Da ist wohl "theologische Erkenntnis" in der Art menschlicher Weisheit gemeint?

Vermutlich "mind"?

Marsianer hat geschrieben:Da wären nach meinem Verständnis auch die Briefe meist "tiefer". ;)

Wie meinst Du das?
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Re: Spiritualität/Glauben

Beitragvon Marsianer » So 7. Aug 2022, 12:49

Agape hat geschrieben:Soweit ich verstehe, geht es hier um zwei verschiedene Arten von Glauben - den "geistlichen" und den "fleischlichen".

Nach meinem Verständnis wären das vielleicht zwei unterschiedliche Ziele, zu denen mal mehr oder mal weniger Zuneigung des Menschens gilt. Aber "Glaube" wäre dann immer selbst sehen und dem vertrauen, was man sieht (ahnt), daran glauben, statt es "wegzuschieben".
Könntest Du dafür ein konkretes Beispiel schildern?

E sieht einen fetten Braten, hat Lust darauf ihn zu essen und tut das.
F sieht einen fetten Braten, kennt aber viele Leute, die meinen Braten gibt es nicht wirklich. Daher "besinnt" F sich wieder auf (anerkannt) "Reales", statt dem zu glauben was er sah. Man sagt es seien schon Leute wahnsinnig geworden, die dann von Braten gegenüber anderen sprachen, obwohl es die ja gar nicht gibt, und letztlich daran zerbrachen.
Offenbar geht es nicht allein um den Glauben eines Menschen, der Jesus von Herzen liebt und ihm dienen will.

Wieviele Kinder wollen dienen? Eigentlich dient vor allem Jesus dem Menschen?
Es geht auch darum, inwiefern sich ein Mensch letztlich vom göttlichen Geist (Heiligen Geist) leiten lässt (entsprechenden Geist ergriffen hat).

Nach meinen Begriffen ist "leiten lassen" gut und wichtig für viele, aber es schließt "volleres Ergriffenhaben" aus. "Heiliger Geist" ist nicht "aus Vater" (Ergriffenhaben), "Heiliger Geist" überbrückt an sich eher eine vorhandene Kluft, würde ich sagen.
"Fleischlich" wäre eher jemand, der im Grunde genommen nur sich selbst als wichtig empfindet - oder das, was andere Menschen von ihm denken. Dabei würde eher die eigene Person im Mittelpunkt seines Lebens stehen - und nicht Jesus.

Ich würde z.B. schon sagen, ich stehe im Mittelpunkt meines Lebens.
Möglicherweise würde diese Art von "Glauben" aus einem "Beziehungsdenken" hervorgehen?

Aha?
"Fleischlich" glauben wäre vergleichbar mit dem Glauben eines kleinen Kindes, welches im Verstehen noch sehr eingeschränkt ist. Es hört zwar die Worte, versteht aber nicht wirklich, worum es geht.

Würde ich so nicht sagen.
Diesen Unterschied kann ich soweit nachvollziehen. Aber WIE wird ein "Fleischlicher" zum "Geistlichen"?

Durch die unterschiedlichen Ziele? Aber deine angedachte Systematik weist hier wohl auch sonst noch etwas in eine andere Richtung.
Hm - haben diese "Extreme" immer etwas mit Launen zu tun? Könnten sie nicht auch auf einer Unfähigkeit beruhen, differenziert zu denken und zu glauben?

Worin läge dabei der Unterschied?
Vermutlich "mind"?

Vermutlich oft.
Marsianer hat geschrieben:Da wären nach meinem Verständnis auch die Briefe meist "tiefer". ;)

Wie meinst Du das?

"Denn ich will euch zu wissen tun, mit welcher Sorge ich kämpfe um euch und die zu Laodicea und alle, die mein Angesicht im Fleische nicht gesehen haben. Auf daß ihre Herzen gestärkt und in Liebe verbunden werden zu allem Reichtum des vollen Verständnisses, zu erkennen das Geheimnis Gottes, worin alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen liegen. Ich sage dies aber, auf daß euch niemand durch Verführungskünste betöre. Denn ob ich gleich im Fleische abwesend bin, so bin ich doch im Geiste mit euch und sehe mit Freuden eure Ordnung und Festigkeit in eurem Glauben an Christus." Kol 2,1-5


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