Agape hat geschrieben:Marsianer hat geschrieben:Johannes vom Kreuz, Empor den Karmelberg, Buch 1, Kapitel 4 hat geschrieben:Das Durchleiden dieser dunklen Nacht der Abtötung des Begehrens und das Abweisen des Genießens aller Dinge sind der Seele notwendig
Wie könnte es gedeutet werden, wenn in einer Seele ein gewisses Begehren nach Genuss allmählich immer weniger vorhanden wäre, ohne dass der Mensch gezwungenermassen etwas abtöten oder abweisen müsste, das mit einem „Durchleiden“ einhergehen würde?
Ersteinmal bin ich mir noch unsicher, ob ich bisher so recht verstanden habe, was er mit "dunkler Nacht" meinte. An sich würde ich Begehren in einem dementsprechenden Sinne kritisch sehen, das bei Nichterreichen Unmut, Unzufriedenheit hervorbringt. Das wäre aus meiner Sicht etwas anderes als ein "Mögen", das bei Nichterreichen kein solches "Tief" recht zwingend in sich trägt, da dann eine Art Mangelempfinden entstehen würde. "Mögen ohne Abgründigkeit" sehe ich nicht als derart kritisch an. Sicher machen sich viele Süchtige etwas in der Art vor, aber mit etwas Wahrheitsliebe wird sich schon realistisch einschätzen lassen, wie es wirklich um einen steht was das anginge.
Johannes meint wohl eine Art körperliche Sinnlichkeit, die klare Geistigkeit eher verdängt? Das dürte oft der Fall sein, ist aus meiner Sicht aber nicht zwingend der Fall. Man kann auch irdische Dinge mit Freude genießen, wenn dies in jemandem nicht Geistiges wegdrängt, weswegen dann auch kein Mangel entsteht, wenn soetwas, das wenn es da wäre, genossen würde eben mal nicht erreichbar wäre. Na und?
"Ich sage das nicht, als ob ich Mangel gelitten hätte; denn ich habe gelernt, mir mit dem, was ich habe, genügen zu lassen. Denn ich weiß mich in Niedrigkeit zu schicken und im Glück mich zurechtzufinden. Ich bin auf alle Dinge eingelernt, kann mich satt essen und hungern, übrig haben und Mangel leiden. Ich vermag alles durch Den, Der mir dazu das Vermögen gibt, Christus." Philipper 4,11-13
Wenn manches Begehren weniger vorhanden wäre, dann kann es theoretisch z.B. sein, daß aus anderem Geistergreifen oder auch aus aufgenommener Anstrahlung das innere Wollen, Mögen sich wandeln würde? Da wäre vielleicht die Frage wie es sich gestaltet das an sich selbst zu bemerken?
„weil die Seele jenseits“ hiesse aber nicht unbedingt, dass die Seele diesseits nicht auch für sich allein dastehen „müsste“?
Ich würde sagen, jenseits wäre die "geistige Mobilität" wieder wesentlich niedriger. Und wenn die Seele diesseits noch im Fleisch sein würde, wie würde sich dann diese beschriebene "Vernichtungswirkung" wohl zeigen? Worum würde es sich dabei handeln? Das war von Louis her ja auch schon vielfach ein angerissener Punkt. Moses war offenbar im Fleisch und wirkte laut dem was da überliefert ist trotzdem irgendwie derart problematisch auf die Menschen, die da bei ihm waren, nicht unbedingt auf jeden möglichen Menschen und Moses selbst war ja schließlich auch einer. Andererseits wirkte Jesus offenbar nicht generell derart "vernichtend" auf Menschen.
Meinem Empfinden nach wäre es eher als ein Geschenk (Gnade Gottes?) anzusehen, wenn eine Seele bereits hier auf Erden diese Gelegenheit erhalten würde.
In der irdischen Existenz gelten aber auch einige andere Gesetzmäßigkeiten? Aber auch im irdischen Dasein erleben gerade heute etliche einen "Überdruss des Irdischen"? Aber viele von ihnen finden in sich dann wohl kaum in sich relevantere geistige Anteile und versinken dann z.B. öfters in allgemeine Lebensverachtung. Wobei sich soetwas dann auch noch mehr totlaufen könnte, bis dann vielleicht manche dominierenden finsteren mit Philialiebe der Seele ergriffenen Aspekte auch mehr losgelassen würden. Es wäre sicher in vielerlei Hinsicht gut, es würde entsprechend diesseits stattfinden in einem Menschen, ja. Aber so ganz vergleichbar sind die Lebensumstände da nicht, denke ich.
Ist es nicht so, dass auch hier im Diesseits einem „höheren Seelenwesen“ begegnet werden kann, und sich die eher „nackte“ Seele dafür entscheiden soll, dieser keinen "zu hohen" Stellenwert einzuräumen, sodass dadurch die uneingeschränkte Liebe zu Gott nicht (mehr) angestrebt und gelebt würde - die Gottesliebe sozusagen "im Schatten" der Liebe zu einem Geschöpf Gottes stünde?
Es wäre wohl für soeine Seele schon gut, wenn sie aus zugelassener eigener Nähe zum Gottgeist "stärker" würde, statt "zu sterben" in einer -sage ich mal so - Anstrahlungsabsorption hin zu einem anderen Geschöpf wie in den Zitaten eindrücklich angerissen.