Agape hat geschrieben:Wie erklärst Du Dir das? Gibt es bestimmte spirituelle Lehren, welche so etwas als Tugend ansehen?
Ich dachte vor allem an alltgäglichen Gebrauch, wo es den überhaupt noch gibt.
Wie würdest Du in diesem Zusammenhang "Zurückhaltung/sich zurücknehmen" interpretieren? Wie würde sich dies von "Passivität" unterscheiden?
Tja, wie sehen andere Menschen "Demut"? Vielleicht verstehe ich das bisher auch nicht sehr? Ergebenheit, Unterwürfigkeit?
Synonyme:
[1] Ergebenheit
[2] Bescheidenheit, Anspruchslosigkeit, Unterwürfigkeit
https://de.wiktionary.org/wiki/Demut
Demut ist nicht Schwäche, sondern die Stärke, sich zurücknehmen zu können, ohne sich zu verbiegen. Sie ist die mutige Selbsterkenntnis der eigenen Grenzen, die wir nicht, vor allem nicht vor uns selbst, hinter wirklichen oder vermeintlichen Stärken zu verstecken trachten.
Vielleicht betrachte ich soetwas als ziemlich selbstverständlich?
Manchmal erinnert mich die Aufforderung, bestimmte Pronomen zu nutzen und spezielle Floskeln zu verwenden, an die blutleeren Gebete der institutionellen, arrivierten christlichen Kirche. Oft sind diese Gebete nur dazu da, um den Gläubigen Unterwerfung abzuringen und zu demonstrieren, dass sie der „richtigen“ Kirche angehören. Diese Rituale scheinen mehr dazu zu dienen, eine bestimmte Form der Zugehörigkeit zu zeigen, als eine tiefere Bedeutung zu vermitteln.
Ein zentraler Grundwert der christlichen Kirche ist die Demut. Doch wie nennt man jemanden, der von seiner Umgebung verlangt, ihn genau so zu sehen, wie er gesehen werden möchte? Man nennt solche Menschen Tyrannen. Das steht im klaren Widerspruch zur Demut. Und so wie die christliche Kirche in ihrer Geschichte viele Tyrannen hervorgebracht hat, schafft sich auch die neue Kirche der Woken ihre eigenen Tyrannen.
Es gibt neue Tyrannen, die überhaupt kein Problem damit haben, dass Strafen verhängt werden für Menschen, die sich weigern, eine Person als Mann oder Frau zu bezeichnen, nur weil sie sich selbst so oder so sieht, unabhängig von der biologischen Realität. Von dieser neuen Kirche der Woken distanziere ich mich, nicht aber von den Werten, die dort noch irgendwo unter dem Stolz begraben liegen.
Durch die neue Tyrannei ist die Community zerstrittener als je zuvor. Lesben müssen sich beleidigen lassen, wenn sie nicht an das Konzept von Frauen mit Penis glauben, homosexuelle Männer müssen sich rechtfertigen, wenn sie nicht mit Transmännern ins Bett gehen möchten, Feministinnen geraten in Gefahr, wenn sie ihren Schutzraum für Frauen dahingehend verteidigen, dass sie ihn ausnahmslos als Schutzraum für biologische Frauen ansehen, und wer es als homosexueller Mensch wagt, eine „falsche Partei“ zu wählen, wird von der Gemeinschaft verstoßen.
Ich habe einige homosexuelle Freunde, die mir nur unter dem Mantel der Verschwiegenheit gestanden haben, dass sie bei der letzten Wahl die AfD gewählt haben, ich solle dies aber bitte für mich behalten und unter keinen Umständen weitersagen, weil sie sonst Probleme bei der Arbeit bekommen würden. In diesen Momenten des Outings muss ich mich immer daran erinnern, dass ich noch vor 25 Jahren so manche ein Gespräch unter vier Augen auf einer Party in der Küche um zwei Uhr morgens geführt habe, wo mir jemand gesagt hat, er sei der homosexuellen Liebe nicht abgeneigt, aber ich möge es bitte für mich behalten, da es sonst Probleme in seinem Umfeld und bei seiner Arbeit geben könnte. Heute höre ich diese Angst wieder, aber nicht aufgrund der sexuellen, sondern aufgrund der politischen Präferenz.
https://www.achgut.com/artikel/ich_trete_aus
Tyrannei wäre demnach vermutlich "Hochmut".
Jordan B. Peterson hat geschrieben:Ich glaube, dass Demut eine Form des Mutes ist. Denn Demut bedeutet, den Mut zu haben, über das hinauszugehen, von dem man weiß, dass es falsch ist.
Es ist die ständige Erkenntnis, dass es besser wäre, sich mit dem anzufreunden, was man nicht kennt, anstatt auf die Freundschaft mit dem, was man bereits weiß, zu bestehen.
https://www.achgut.com/artikel/112_peterson_demut_bedeutet_mut