Wüste

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Louis
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Re: Wüste

Beitragvon Louis » Do 2. Jun 2022, 16:00

Marsianer hat geschrieben:Wieso ist in spirituellen Zusammenhängen immer mal wieder von "Wüste" die Rede? Besonders im Zusammenhang mit den "abrahamitischen Religionen"?


Den drei "abrahamischen“ Religionen (Judentum, Islam, Christentum) sagt man gern nach, dass sie sich u.a. jeweils auf ein Offenbarungs- geschehen in der Wüste beziehen.
Nicht ohne Grund gilt daher die Wüste, speziell die arabische Wüste im Norden der arabischen Halbinsel, ein- schließlich der Halbinsel Sinai, als ein Raum der besonderen Gottesnähe, den Mönche und Pilger über die Jahrtausende hin aufsuchen.

Louis
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Re: Wüste

Beitragvon Louis » Do 2. Jun 2022, 16:11

1. Die Wüste ist ein Ort des einfachen und bescheidenen Lebens
2. Die Wüste ist ein Ort, wo man sich selbst besser kennen lernt
3. Die Wüste ist ein Ort der Gottesbegegnung
4. Die Wüste ist ein Ort des Übergangs (Die Wüste ist noch nicht das Ziel. Israel zog durch die Wüste, um am Ende in das Gelobte Land der Verheißung zu gelangen. Die Wüstenzeiten unseres eigenen Lebens sollen uns den Blick für Gottes Ewigkeit öffnen, auf die wir alle – ob wir es wahrhaben wollen oder nicht – zugehen.)

Marsianer
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Re: Wüste

Beitragvon Marsianer » Mo 13. Jun 2022, 07:38

Agape hat geschrieben:
Marsianer hat geschrieben:Das würde ich so nicht trennen. Die Wüste aus Erleben der Welt wäre etwas, in dem wenig zu finden wäre, was die Welt als "ihres" erkennen würde. Die Wüste aus Erleben des Geistes wäre etwas, in dem wenig zu finden wäre, was Geist aus Gott als "seinesgleichen" erkennen würde.

Danke, diese Erklärung ist sehr hilfreich für mich. Das Gemeinsame daran wäre, dass in der Wüste "wenig seinesgleichen zu finden" ist.

Hier findet sich auch bei Sarah auch die Verwendung des Begriffs "Wüste" im letzteren Sinn:
Sarah, Abend, S. 369+374-376 hat geschrieben:NICOLAS DIAT: Sie zeichnen ein sehr düsteres Bild vom Zustand der Kirche und der Welt. Wie können wir eine katholische Reform auf den Weg bringen? Welches Programm schlagen Sie vor?

ROBERT KARDINAL SARAH: Ich habe kein Programm. Ein Programm hat man nur, um menschliche Vorhaben ins Werk zu setzen. Die Kirche ist keine Institution, die wir nach unseren Vorstellungen umgestalten sollen. Es genügt, das von Gott anzunehmen, was Er uns schenken will.

Bereits Johannes Paul II. warnte uns in seinem Apostiólischen Schreiben Novo millenio ineunte vor dieser Tendenz, für die Kirche ein Programm aufstellen zu wollen: "Es geht aber nicht darum, ein 'neues Programm'[ zu erfinden. Das Programm liegt schon vor: Seit jeher besteht es, zusammengestellt vom Evangelium und von der lebendigen Tradition. Es findet letztlich in Christus selbst seine Mitte. Ihn gilt es kennenzulernen, zu lieben und nachzuahmen, um in das Leben des dreifaltigen Gottes zu leben, und mit ihm der Geschichte eine neue Gestalt zu geben, bis sie sich im himmlischen Jerusalem erfüllt. Das Programm ändert sich nicht mit dem Wechsel der Zeiten und Kulturen, auch wenn es für einen echten Dialog und eine wirksame Kommunikation die Zeit und die Kultur berücksichtigt. Es ist unser Programm für das dritte Jahrtausend."

[...]

Klug sein heißt, konkrete Mittel zu ergreifen, um zur Vereinigung mit Christus zu gelangen und als Christ zu leben. Es heißt auch, sich nicht der Welt anzupassen. Wir müssen endlich den Mut wiederentdecken, gegen den Strom zu schwimmen. Die Gläubigen müssen ihre Kräfte sammeln und Oasen gründen, in denen sie atmen, in denen sie einfach als Christen leben können. Unsere Gemeinschaften sollen solche Oasen inmitten der Wüste sein. Dort soll genügend Zeit sein, sich dem Gebet, der Liturgie und der Nächstenliebe zu widmen.

Die Welt rottet sich gegen Gott zusammen. Unsere Gemeinschaften sollen sich so zusammenschließen, dass sie Gott nicht nur irgendeinen Platz einräumen, sondern ihn zum Mittelpunkt machen. [...] Auch Laien sollten Ihren Alltag so organisieren, dass sie in wahrer Übereinstimmung mit ihrem Glauben leben können, statt sich von Gott zu entfernen. Dies bedeutet, dass wir alle unsere sozialen und beruflichen Beziehungen überdenken müssen, unsere Freizeitbeschäftigungen, unsere Weiterbildung, unsere Informationsquellen, die Erziehung unserer Kinder. Wir dürfen uns in dieser Hinsicht nicht auf eine Welt verlassen, deren Fundament der Atheismus ist. Die christliche Klugheit verlangt von uns, Wege zu finden, damit unser persönliches, familiäres und soziales Leben auf Christus ausgerichtet wird.

Die Tugend der Mäßigung hat heute einen schlechten Ruf. Steht ihr noch ein Platz innerhalb der christlichen Sittenlehre zu?

Wie können wir behaupten, Jünger Christi zu sein, der selbst nicht einmal einen Ort hatte, wo er sein Haupt hinlegen konnte (vgl. Mt 8,20), wenn wir im Überfluss leben? Wie kann ein Priester behaupten, Christus nachzufolgen, wenn es ihm an nichts fehlt, wenn er einen verbürgerlichten, weltlichen Lebensstil pflegt, wenn er sich trotz seiner Weihe nicht vom Allerweltsmenschen unterscheidet? Die Mäßigkeit ist jene Tugend, die uns den rechten Gebrauch der irdischen Freuden lehrt. Sich am Schönen zu erbauen, ist in sich gut, da es letztlich von Gott gewollt und geschaffen ist.

Doch die Konsumgesellschaft deklariert Besitz und Vergnügen zum Selbstzweck, zum Götzen. Wie jeder Götzendienst, so entfernt uns auch der uneingeschränkte Konsum von Gott.

Naja, um die letzten Sätze noch aus meiner Sicht etwas zu präzisieren kommt es halt darauf an, welche Prioritäten der Mensch, hier speziell einer, der sich selbst als Christ versteht, faktisch setzt. Wie sehr läßt er sich z.B. einweben in fragwürdige Strukturen fremdbestimmter Gelderwerbstätigkeit, nimmt hin, wenn solche Strukturen ihn langsam der Ruhe berauben, ihn mehr und mehr verdorren lassen? Wäre das dann Gott über alles (!) lieben?
Sarah, S. 377-379 hat geschrieben:Es bestürzt mich, dass die Menschen in den reichen Ländern verlernt haben, sich kindlich zu freuen und einfache Feste zu feiern. [...] Die christliche Mäßigung zeigt sich in schlichten und bodenständigen Familienfreuden. [...] Anstatt der Natur die offene Hand hinzuhalten, sie anzunehmen und uns ihren Möglichkeiten anzupassen, wollen wir sie selbst besitzen, sie manipulieren und unterjochen. Wir verfallen der Unruhe jener Menschen, die immer mehr wollen und ständig traurig sind, weil sie nicht genug haben. Dies gilt für Einzelne genauso wie für Nationen. Traurigkeit und Unruhe sind die giftigen Früchte der Unmäßigkeit.[...] Übertriebener Konsum betäubt das kontemplative Leben und gaukelt uns vor, wir hätten alles selbst in der Hand. Die Konsumgesellschaft berauscht uns; sie wiegelt den Menschen gegen Gott auf. Ein betrunkener Mann kann nicht mehr aufrecht gehen. Ebenso geht es dem Westen, wenn er sich Gott widersetzt und sich weigert, Ihn anzubeten. Er wähnt sich allmächtig, während er doch niemals so gefährdet war.

Unmäßigkeit und Kaufrausch zerstören Freundschaften, lösen die Verbindungen zwischen den Nationen. "Wenn wir uns nicht dazu erziehen, unseren Wünschen und Bedürfnissen harte Grenzen zu setzen, unsere Interessen den Kriterien der Ethik unterzuordnen, wird es uns, wird es die Menschheit einfach zermalmen. Die übelsten Seiten der menschlichen Natur werden hervorbrechen. [...] Wenn eine Person nicht auf überpersönliche Werte hin ausgerichtet ist, dann dringen in sie unvermeidlich Verderbnis und Zerfall ein", sagte Alexander Solschenitzyn in der erwähnten Rede.

Es ist nicht leicht aus dieser Logik auszubechen. Die Konsumgesellschaft ist ein System, das scheinbar alle Menschen in ihre Banden schlägt. Ich denke, wir müssen den Mut haben, prophetisch zu handeln. Die Christen unserer Tage müssen erfinderisch sein, selbst wenn dies für sie Ausgrenzung bedeutet.

christ
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Re: Wüste

Beitragvon christ » Mo 13. Jun 2022, 18:55

Marsianer hat geschrieben:
Naja, um die letzten Sätze noch aus meiner Sicht etwas zu präzisieren kommt es halt darauf an, welche Prioritäten der Mensch, hier speziell einer, der sich selbst als Christ versteht, faktisch setzt. Wie sehr läßt er sich z.B. einweben in fragwürdige Strukturen fremdbestimmter Gelderwerbstätigkeit, nimmt hin, wenn solche Strukturen ihn langsam der Ruhe berauben, ihn mehr und mehr verdorren lassen? Wäre das dann Gott über alles (!) lieben?

Mit fremdbestimmter Gelderwerbstätigkeit meinst du wohl, arbeiten auf dem Arbeitsmarkt, dass man schon von klein auf darauf getrimmt wird, dass man "sich um seine zukunft kümmert". Heißt, erst Kindergarten, Schule, Abschluss und dann nach einer Ausbildung suchen, um dann später mal auf "eigenen Beinen zu stehen" und eine Gelderwerbstätigkeit in form eines Jobs zu haben. Sollte der Körper und die Seele dies nicht standhalten, verdorrt er, wenn er sich nicht rechtzeitig davon abwenden kann?

Du schriebst von "fremdbestimmter Gelderwerbstätigkeit". Was wäre dann eine "nichtfremdbestimmte Gelderwerbstätigkeit"? Wenn es so etwas geben würde.

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Re: Wüste

Beitragvon Marsianer » Di 14. Jun 2022, 08:27

Gratulation zum 4000. Forenbeitrag. ;)
christ hat geschrieben:Mit fremdbestimmter Gelderwerbstätigkeit meinst du wohl, arbeiten auf dem Arbeitsmarkt

So wird es vielleicht genannt.
dass man schon von klein auf darauf getrimmt wird, dass man "sich um seine zukunft kümmert". Heißt, erst Kindergarten, Schule, Abschluss und dann nach einer Ausbildung suchen, um dann später mal auf "eigenen Beinen zu stehen" und eine Gelderwerbstätigkeit in form eines Jobs zu haben.

Ja, es gibt da in dieser Region und in dieser Zeit aus meiner Sicht eine massive Indoktrination Richtung Konsumsekte. Das umfasst in der Regel höchst einseitige Information, Verleumdung abweichender Lebensentwürfe ("das endet nur in Kriminalität und Drogensucht!"), starken irrationalen Innendruck der Sekte und so weiter.
Sollte der Körper und die Seele dies nicht standhalten, verdorrt er, wenn er sich nicht rechtzeitig davon abwenden kann?

Wie, "nicht standhalten"? Diese Weise seine Tage zu gestalten hat zumindest statistisch gesehen wohl deutliche Auswirkungen, ja.
Du schriebst von "fremdbestimmter Gelderwerbstätigkeit". Was wäre dann eine "nichtfremdbestimmte Gelderwerbstätigkeit"? Wenn es so etwas geben würde.

Vereinfachend ist das was wohl "Arbeitsmarkt" genannt wird ein Bereich von knechtartiger Tätigkeit. In den Abläufen gibt es Chefs, die dem Knecht sagen, was er tun soll und die in der Regel sich auch vertraglich das Recht geben ließen eine gewisse "Befehlsgewalt" gegen Geld an diesem Menschen zu erwerben. Auch wenn solche heutigen Knechte inzwischen vom Staat her deutlich mehr Rechte zugebilligt bekamen als früher Knechte, oder gar Leibeigene oder Sklaven (da konnte man früher z.B. über Schulden reinrutschen), gerade auch was das Recht auf Kündigung angeht. Dieser heutige Knecht verkauft dann in der Regel Lebenszeit gegen Geld, z.B. 40 Stunden je Woche. Und eine solchen Anteil an Zeit letztendlich fremdbestimmt zu tun, auch wenn es da von Betrieb zu Betrieb nochmal graduelle Unterschiede in der Gestaltung geben mag, prägt ein Dasein massiv. Nehmen wir an, jemand wäre 17 Stunden am Tag wach. Dann wäre er in einer Woche 119 Stunden wach. Minus 40 wären noch 79 Stunden. Aber das was in den 40 Stunden geschehen ist, das nehmen diese Menschen oft stark in ihre restlichen ca 80 Stunden mit. Ganz offiziell sollen sie sich in dieser Zeit erholen, um dann wieder als "Knecht" leistungsfähig zu sein. Und dieser Faktor spielt eine große Rolle, wenn ich höre, wie solche "Knechte" ihr Erleben schildern. Ebenfalls eine große Rolle an der ganzen Konstellation spielt eben diese "Inszenierung" des Gelderwerbs als "lebensnotwendig", das führt dazu, daß oftmals der ganze Daseinsfokus stark in diese Richtung wandert. Oft schleichend über Jahre.

Ebenfalls im Rahmen des "Guten" gemäß der heutigen menschenverachtenden Indokrination der angesprochenen Art wäre dann wohl noch "Selbstständigkeit". Da hätte jemand eigene wirtschaftliche Verantwortung und hätte mit Kunden zu tun, je nach Branche sind das dann auch wieder Firmen, deren Aufträge sich nicht so unterscheiden von auch formal "abhängiger Beschäftigung" (siehe auch Stichwort "Scheinselbstständigkeit"). Aber in diesem Bereich gibt es wohl noch Lücken, in denen diese Fremdbestimmtheitsaspekte geringer ausgeprägt wären, vor allem wenn soein Selbstständiger selbst nicht nur dem Geld nachrennen würde. In fremdbestimmter Knechtschaft ist es ja bis heute oft selbst noch heikel freiwillig weniger Stunden der eigenen Lebenszeit verkaufen zu wollen.

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Re: Wüste

Beitragvon christ » Fr 5. Aug 2022, 16:53

Marsianer hat geschrieben:Gratulation zum 4000. Forenbeitrag. ;)

Das war von mir nicht so beabsichtigt, das es dies werden sollte. ;)

Marsianer hat geschrieben:
christ hat geschrieben:Mit fremdbestimmter Gelderwerbstätigkeit meinst du wohl, arbeiten auf dem Arbeitsmarkt

So wird es vielleicht genannt.
Also mit fremdbestimmt, dass man von weltlicher Seite so gesehen arbeiten müsste, um Geld zu bekommen, um sich Miete, Essen, und Sonstiges leisten zu können. Eigentlich ein Arbeiten, das darauf gerichtet ist, dass man für seine Arbeit Lohn bekommt.

Marsianer hat geschrieben:
christ hat geschrieben:dass man schon von klein auf darauf getrimmt wird, dass man "sich um seine zukunft kümmert". Heißt, erst Kindergarten, Schule, Abschluss und dann nach einer Ausbildung suchen, um dann später mal auf "eigenen Beinen zu stehen" und eine Gelderwerbstätigkeit in form eines Jobs zu haben.

Ja, es gibt da in dieser Region und in dieser Zeit aus meiner Sicht eine massive Indoktrination Richtung Konsumsekte. Das umfasst in der Regel höchst einseitige Information, Verleumdung abweichender Lebensentwürfe ("das endet nur in Kriminalität und Drogensucht!"), starken irrationalen Innendruck der Sekte und so weiter.
Wenn man zb gesagt bekommen würde "du musst arbeiten, damit du Geld verdienen kannst und dir essen, trinken, Miete usw leisten kannst". Also quasi seinen Lebensunterhalt verdienen musst, durch arbeit.

Marsianer hat geschrieben:
christ hat geschrieben:Sollte der Körper und die Seele dies nicht standhalten, verdorrt er, wenn er sich nicht rechtzeitig davon abwenden kann?

Wie, "nicht standhalten"? Diese Weise seine Tage zu gestalten hat zumindest statistisch gesehen wohl deutliche Auswirkungen, ja.

Mit "nicht standhalten" wäre zb, jemand arbeitet 10 Jahre und länger und allmählich versagt ihm seine Leistung und dies überträgt sich auf seinen Körper (indem er kraftloser wird zb) und dann auch auf seine Seelischen Zustand, weil ihm diese Anstrengung zu schaffen macht.

Marsianer hat geschrieben:
christ hat geschrieben:Du schriebst von "fremdbestimmter Gelderwerbstätigkeit". Was wäre dann eine "nichtfremdbestimmte Gelderwerbstätigkeit"? Wenn es so etwas geben würde.

Vereinfachend ist das was wohl "Arbeitsmarkt" genannt wird ein Bereich von knechtartiger Tätigkeit. In den Abläufen gibt es Chefs, die dem Knecht sagen, was er tun soll und die in der Regel sich auch vertraglich das Recht geben ließen eine gewisse "Befehlsgewalt" gegen Geld an diesem Menschen zu erwerben. Auch wenn solche heutigen Knechte inzwischen vom Staat her deutlich mehr Rechte zugebilligt bekamen als früher Knechte, oder gar Leibeigene oder Sklaven (da konnte man früher z.B. über Schulden reinrutschen), gerade auch was das Recht auf Kündigung angeht.
Also kann man sagen, die Knechtschaft ist auch in der heutigen Zeit noch nicht vorbei. Man wird zwar dann nicht geschlagen, wie es früher wohl bei sklaven gewesen sein mag (?), aber man arbeitet dann für Geld für die bestimmte Personen (Arbeitgeber).

Marsianer hat geschrieben:Dieser heutige Knecht verkauft dann in der Regel Lebenszeit gegen Geld, z.B. 40 Stunden je Woche. Und eine solchen Anteil an Zeit letztendlich fremdbestimmt zu tun, auch wenn es da von Betrieb zu Betrieb nochmal graduelle Unterschiede in der Gestaltung geben mag, prägt ein Dasein massiv. Nehmen wir an, jemand wäre 17 Stunden am Tag wach. Dann wäre er in einer Woche 119 Stunden wach. Minus 40 wären noch 79 Stunden. Aber das was in den 40 Stunden geschehen ist, das nehmen diese Menschen oft stark in ihre restlichen ca 80 Stunden mit.

Und man muss bedenken, dass in Deutschland, das Leben bei einem Durchschnittsmenschen so besteht:

mit ungefähr 3 Jahren in den Kindergarten und dann wohl vorschule. Danach dann einige Jahre Schule und anschließend schon mit normal 16Jahren oder 18 Jahren eine ausbildung in richtung eines bestimmten Berufes. Ist die ausbildung absolviert, kommt es gleich schon drauf an, dass man einen Betrieb findet, der einen aufnimmt und schon geht das volle Arbeitsleben los. Und dieses volle Arbeitsleben gehen dann normal bis zur Rente, dies beansprucht dann schon so über 40 oder 50 Jahre. Also würde man fast sein ganzes leben sich mit arbeiten beschäftigen. Auch kommt es in wohl vielen Berufen vor, dass sie zusätzlich dann noch Überstunden schieben müssen (siehe zb corona und die Ärzte in Krankenhäusern) oder in anderen Betrieben, wo vieles schnell schnell gehen muss und man sich dann noch mit der zeit abplagen muss, dass man gewisse Ding ein einer bestimmten Zeit erledigt haben muss.

Marsianer hat geschrieben: Ganz offiziell sollen sie sich in dieser Zeit erholen, um dann wieder als "Knecht" leistungsfähig zu sein.


Es gibt eben Menschen, die sind von dieser anstrengung dann so geprägt, dass sie "krank" werden im Sinne von burnout oder Gebrechen in den Handgelenken (Arthrose) oder rücken, die sie dann zeichnet und es gibt dann auch Menschen, die sich trotz zb zweich wochen urlaub oder mehr sich nciht mehr so richtig davon erholen. Wenn dann mal Urlaub ansteht und man zb eigene Familie hat, "strengt" man sich dann an, um sich auf die Reise zu urlaubsorten zu begeben. Naja, urlaubsreise können schon erlebnisreich sein und schön und man lernt dann auch Dinge kennen, die es sonst in Deutschland nicht so gibt.

Marsianer hat geschrieben: In fremdbestimmter Knechtschaft ist es ja bis heute oft selbst noch heikel freiwillig weniger Stunden der eigenen Lebenszeit verkaufen zu wollen.
Viele Menschen arbeiten in Vollzeit, weil die in Vollzeit dann mehr Geld verdienen würden als in Teilzeit und sich dann auch mehr mit dem Geld von der Vollzeit sich leisten können zb Eigenheim, eigenen Garten, Auto, Versicherungen, Materielle Güter.

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Re: Wüste

Beitragvon Marsianer » Fr 5. Aug 2022, 17:16

christ hat geschrieben:
Marsianer hat geschrieben:
christ hat geschrieben:Mit fremdbestimmter Gelderwerbstätigkeit meinst du wohl, arbeiten auf dem Arbeitsmarkt

So wird es vielleicht genannt.
Also mit fremdbestimmt, dass man von weltlicher Seite so gesehen arbeiten müsste, um Geld zu bekommen, um sich Miete, Essen, und Sonstiges leisten zu können. Eigentlich ein Arbeiten, das darauf gerichtet ist, dass man für seine Arbeit Lohn bekommt.

"Fremdbestimmt" bedeutet hierbei von mir her, daß der Mensch in eher fremdbestimmten Zusammenhängen diesem Gelderwerb nachgeht, ihm wird in Vielem gesagt, was er wie tun soll, er lernt sich oft manchen finsterer verfassten Wesen anzupassen, nimmt so auch von deren Finsterheit manches in sich auf, wenn er diese pauschaler als "Herr" oder "Vorgesetzte" annimmt. Manche gehen auch eigenständigeren Erwerb nach, haben in solchen Dingen mehr Unabhängigkeiten.
Wenn man zb gesagt bekommen würde "du musst arbeiten, damit du Geld verdienen kannst und dir essen, trinken, Miete usw leisten kannst". Also quasi seinen Lebensunterhalt verdienen musst, durch arbeit.

Vor allem auch, wie das genauer verbreitet wird.
Mit "nicht standhalten" wäre zb, jemand arbeitet 10 Jahre und länger und allmählich versagt ihm seine Leistung und dies überträgt sich auf seinen Körper (indem er kraftloser wird zb) und dann auch auf seine Seelischen Zustand, weil ihm diese Anstrengung zu schaffen macht.

Kann sein.
Also kann man sagen, die Knechtschaft ist auch in der heutigen Zeit noch nicht vorbei.

Ein Knecht ist ja erstmal jemand, der sich aus freien Stücken z.B. an irgendeinen Bauern oder eine Firma verdingt. So ist er ersteinmal noch kein Leibeigener oder Sklave.
Und man muss bedenken, dass in Deutschland, das Leben bei einem Durchschnittsmenschen so besteht:
mit ungefähr 3 Jahren in den Kindergarten und dann wohl vorschule. Danach dann einige Jahre Schule und anschließend schon mit normal 16Jahren oder 18 Jahren eine ausbildung in richtung eines bestimmten Berufes. Ist die ausbildung absolviert, kommt es gleich schon drauf an, dass man einen Betrieb findet, der einen aufnimmt und schon geht das volle Arbeitsleben los.

Tja, und wozu? Sollte solcher Erwerb nicht eher dem dienen sich Freiraum zu schaffen, um sich vorrangig seinem seelischen Zustand zuwenden zu können? Dazu würden solche "hungrigen" Erwerbstrukturen wohl kaum passen? Das sollte der wahre Sinn eines Gemeinwesens sein. Wenn das mehr und mehr erschwert wird, verliert eine Gesellschaft ihren menschendienlichen Zweck?


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