Dhammapada-Betrachtungen

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Marsianer
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Re: Dhammapada-Betrachtungen

Beitragvon Marsianer » So 16. Aug 2020, 17:35

Regentropfen hat geschrieben:Ich habe es eher so verstanden, dass jemand einfach so wie vorher weiterlebt

Und das wäre von einem Giftpfeil getroffen sein?

Regentropfen
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Re: Dhammapada-Betrachtungen

Beitragvon Regentropfen » So 16. Aug 2020, 17:45

Marsianer hat geschrieben:Und das wäre von einem Giftpfeil getroffen sein?


Das mit dem Giftpfeil soll meiner Meinung nach nur ein Gleichnis sein. Man lässt ja lieber den Giftpfeil entfernen und ebenso wäre es besser, wenn es eine Methode gäbe, den (nicht an Gott glaubenden) Wölfen das Beißen abzugewöhnen, ohne (zunächst) Gott ins Spiel zu bringen.

"Ich drücke den Buddhismus gern mit einem einzigen Befehl aus: Feuerpause! (Kodo Sawaki)

Marsianer
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Re: Dhammapada-Betrachtungen

Beitragvon Marsianer » So 16. Aug 2020, 18:03

Regentropfen hat geschrieben:Doch der Unachtsame ist schon wie tot.

Nur weswegen? Kann jemand durch irgendwelche äußerlichen Übungen überhaupt nennenwert Achtsamkeit erfahren, wenn ihn nicht eine Motivation aus geistiger (spirit, nicht mind) Anbindung dahin zieht? Und selbst wenn: Was für ein zäher, langsamer Weg (nicht im Sinne des "schmalen Wegs" der Bibel)?
Handle recht, wohlbedacht, selbstbezähmt

Soetwas zieht sich offenbar durch den ganzen Text?
Schaffe dir selbst eine Insel,
Welche die Flut (*8)
nicht überwältigen kann.

Was für eine Flut? ;)
die vier Fesseln: Sinnlichkeitstrieb, Lebenstrieb, Verhaftung an Ansichten, Unwissenheit

Gut.
doch du bewache deine Achtsamkeit
Als deinen kostbarsten Schatz.

Der ständige Krampf ist förmlich spürbar. ;)
Und gib nicht dem Verlangen nach.

Wo soetwas wohl herkäme?
Leidbefreit auf die Leiden der Wesen

Leidbefreit? Nach solchem Krampf?
Eben durch seine Achtsamkeit erreichte
Der Jüngling Maghava (*10) die Welt der Götter.

Soso, die Welt der Götter also. ;)

Regentropfen
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Re: Dhammapada-Betrachtungen

Beitragvon Regentropfen » So 16. Aug 2020, 18:32

"Nur weswegen?"

Weil er wie blind durch die Gegend läuft, irgendwelche Planungen macht, sich um die Zukunft sorgt und sein Leben währenddessen unbemerkt dahinplätschert und später, wenn er krank wird, jammert er, dass sein Leben zu kurz war oder bemerkt, dass er sich um unwesentliche Dinge kümmerte?

"Kann jemand durch irgendwelche äußerlichen Übungen überhaupt nennenswert Achtsamkeit erfahren, wenn ihn nicht eine Motivation aus geistiger (spirit, nicht mind) Anbindung dahin zieht? "

Das ist eine gute Frage. Ich weiß es nicht.


"Soetwas zieht sich offenbar durch den ganzen Text?"

Ja. :D


"Der ständige Krampf ist förmlich spürbar. ;)"

Wie meinst Du das genau?


"Wo soetwas wohl herkäme?"

Aus dem, was man von der Welt "präsentiert" bekommt? Nehmen wir mal ganz banale Beispiele: Werbung, social media usw.

"Leidbefreit? Nach solchem Krampf?"

Da müsstest Du die Mönche fragen. ^^ Vielleicht ist Leidbefreiung sowas wie ein Idealzustand, der mehr oder weniger erreicht werden kann. Zumindest könnte es sein, dass man als Mönch kaum noch weltliche Probleme hat.

"Soso, die Welt der Götter also. ;)"

Tja ;)

Marsianer
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Re: Dhammapada-Betrachtungen

Beitragvon Marsianer » So 16. Aug 2020, 20:45

Regentropfen hat geschrieben:Weil er wie blind durch die Gegend läuft, irgendwelche Planungen macht, sich um die Zukunft sorgt und sein Leben währenddessen unbemerkt dahinplätschert und später, wenn er krank wird, jammert er, dass sein Leben zu kurz war oder bemerkt, dass er sich um unwesentliche Dinge kümmerte?

Möglich, dann wäre mit "achtsam sein" auch Wertung über "Wesentlichkeit" verbunden. Dann wäre die Frage vielleicht eigentlich auch: Was ist denn beachtenswert?
"Der ständige Krampf ist förmlich spürbar. ;)"

Wie meinst Du das genau?

Es geht im zweiten Kapitel um Selbstzähmung, darum (offenbar ja weiter vorhandenem) Verlangen nicht nachzugehen, eine "Bewachung" von Achtsamkeit.

"Weil durch des Gesetzes Werke kein Fleisch vor Ihm gerechtfertigt werden wird, denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde." Röm 3,20
"Dem aber, der Werke tut, wird der Lohn nicht aus Gnade zugerechnet, sondern aus Schuldigkeit. Dem aber, der nicht Werke tut, aber an Den glaubt, Der den Gottlosen gerecht macht, wird sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet." 4,4+5

In der Bibel verstehe ich es so: "Gerechtigkeit durch Werke" funktioniert nur bedingt, eigentlich verhält es sich andersherum: Das was einen Menschen in bestimmter Weise wollen macht (z.B. geistige Anbindung an Gott), das ist eigentlich "Gerechtigkeit". Der Weg über solche "Selbstzähmung" ist aus jüdisch-christlicher Sichtweise ist eigentlich einer, der von ins Gegenteil verkehrten Gegebenheiten ausgeht. Die spannende Frage wäre, wo ein Mensch der ihn konsequent gehen würde eigentlich "herauskommen" würde. In einer leeren Welt aus "Schuldigkeit" (gesetzmäßigen Daseinsumständen, die als Lebenszweck mitverstanden wurden)?
Aus dem, was man von der Welt "präsentiert" bekommt? Nehmen wir mal ganz banale Beispiele: Werbung, social media usw.

Da her, wirklich?

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Re: Dhammapada-Betrachtungen

Beitragvon Regentropfen » Do 20. Aug 2020, 12:18

Möglich, dann wäre mit "achtsam sein" auch Wertung über "Wesentlichkeit" verbunden.


So wie z.B. in der Bergpredigt?
Das wäre dann z.B. Achtsamkeit in Bezug auf die eigenen Handlungen.
Es gibt aber noch weitere Formen der Achtsamkeit. Beispielsweise, sich dem gegenwärtigen Moment bewusst zu sein, sich seines Atems bewusst zu sein oder seiner Haltung usw.

Es geht im zweiten Kapitel um Selbstzähmung, darum (offenbar ja weiter vorhandenem) Verlangen nicht nachzugehen, eine "Bewachung" von Achtsamkeit.


Oder eher um eine "Bewachung" der Handlungen durch Achtsamkeit? (sofern beispielsweise Verlangen noch vorhanden ist)

(Ich werde meine Antwort in zwei Teilen abschicken, da ich vor paar Tagen eine längere Antwort schrieb, mich dann wieder einloggen musste und mein Text verschwunden war)

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Re: Dhammapada-Betrachtungen

Beitragvon Regentropfen » Do 20. Aug 2020, 12:24

Die spannende Frage wäre, wo ein Mensch der ihn konsequent gehen würde eigentlich "herauskommen" würde. In einer leeren Welt aus "Schuldigkeit" (gesetzmäßigen Daseinsumständen, die als Lebenszweck mitverstanden wurden)?


Beim Wesentlichen? ;) Wobei Dich es ja nicht betreffen dürfte, denn es sieht so aus, als wärst Du bereits da.

Ich weiß nicht, ob es beim Buddhismus speziell um Schuldigkeit geht. Eher um die Voraussage, dass ein Handeln entsprechende Konsequenzen haben wird.

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Re: Dhammapada-Betrachtungen

Beitragvon Regentropfen » Do 20. Aug 2020, 12:43

3 Der Geist

33 Wie der Pfeilmacher seine Pfeile
Zurechtschnitzt und gerade macht,
So richtet der Weise seinen unruhigen
Und schwer zu zügelnden Geist aus.

34 Wie ein Fisch, dem Wasser entrissen
Und am Ufer gestrandet,
So zappelt der unstete Geist
Unter der Macht von Mara (*1).

35 Schwer zu zügeln ist der Geist,
Er wandert nach seinem Belieben.
Es ist gut, ihn zu bewachen,
und ihn zu zähmen führt zum Glück.

36 Schwer zu erkennen ist der Geist,
Er wandert nach seinem Belieben.
Es ist weise, ihn zu behüten,
und ihn zu schützen, führt zum Glück.

37 Dieser umherwandernde Geist,
Im Körper wohnend und doch nicht fassbar,
Wer diesen Geist bemeistert,
Wird frei von Maras Fesseln.

38 Ein Mensch, der unstet ist im Geist,
Ohne Vertrauen und ohne Klarheit,
Und der die Edle Lehre (*2) nicht versteht,
In dem kann keine Einsicht (*3) wachsen.

39 Ein Mensch, im Geist frei von Verlangen
Und von Abneigung nicht mehr bedrückt,
Der alles Gut und Böse losgelassebn hat,
Der lebt dank seiner Achtsamkeit
frei von Gefahren.

40 Erkenne deinen Körper
als ein zerbrechliches Gefäß,
Und schütze deinen Geist gleich einer Burg,
Überwinde Mara (*4) mit deinem tiefen Verstehen,
Schütze das Erworbene (*5)
und gib dein Anhaften auf.

41 Denn gar bald wird dieser Körper
Auf der Erde liegen,
Weggeworfen und ohne Bewusstsein,
So wie ein nutzloses Stück Holz.

42 Dein schlimmster Feind
und jene, die dich hassen,
Vermögen dir niemals so sehr zu schaden,
Wie dein eigener Geist
Wenn du ihn auf das Unheilsame richtest.

43 Dein Vater, deine Mutter
und jene, die dich lieben,
Vermögen dir niemals so sehr zu helfen
Wie dein eigener Geist,
Wenn du ihn auf das Heilsame richtest.

(*1 = der Tod; im weiteren Sinne: die überwältigenden Leidenschaften; und letztlich: diese ganze vergängliche, leidvolle, unpersönliche Welt)

(*2= die Edle Lehre (des Buddha)

(*3= Verstehen, Einsicht,Hellblick (in Leidhaftigkeit, Vergänglichkeit, Unpersönlichkeit)

(*4= siehe *1)

(*5= Sittlichkeit (Ethik), Sammlung (Meditation), Weisheit

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Re: Dhammapada-Betrachtungen

Beitragvon Marsianer » Do 20. Aug 2020, 13:50

Regentropfen hat geschrieben:Beim Wesentlichen? ;) Wobei Dich es ja nicht betreffen dürfte, denn es sieht so aus, als wärst Du bereits da.

Ich stellte im Zusammenhang meine Frage ja in Hinblick auf "Selbstzähmung", statt "Gnade". Darin sehe ich zwei ziemlich unterschiedliche Wege.
Ich weiß nicht, ob es beim Buddhismus speziell um Schuldigkeit geht. Eher um die Voraussage, dass ein Handeln entsprechende Konsequenzen haben wird.

Es geht in gewisser Weise um Gesetzmäßigkeiten. In der Bibelstelle ging es um einen Gegensatz von "Gnade" und "Schuldigkeit" (opheilema).

"So besteht nun in der Freiheit, die Christus für euch gewonnen hat und lasset euch nicht wieder unter das Joch der Knechtschaft spannen." Gal 5.1

"Selbstzähmung", "Gerechtigkeit durch Ausrichtung nach bestimmten Regeln, Gesetzen" steht hier der Freiheit gegenüber, die der Weg mit sich bringt direkt anderen Geist zu ergreifen, statt "auf niedrigerem Niveau" nach menschlicher Art zu "ringen", so wie viele Menschen gewohnt sind etwas mit eigener Anstrengung zu verfolgen. In dieser hier zur Sprache gekommenen Weise wäre der Buddhismus einfach der menschlichen Existenzebene noch verwandter und darin heute auch viel begrenzter als das eigentliche Christentum.

"So ihr aber durch den Geist die Werke des Fleisches tötet, werdet ihr leben." Röm 8,13

Bedeutet: Wenn einem Christen "Werke des Fleisches" an sich auffallen, dann erkennt er darin, daß etwas mit seiner Beziehung zu Gott etwas nicht stimmen dürfte und er wird dann nach meinem Verständnis genau da ansetzen, nicht in menschlicher Weise bei dem Symptom, das ihm aufgefallen war.
Es gibt aber noch weitere Formen der Achtsamkeit. Beispielsweise, sich dem gegenwärtigen Moment bewusst zu sein, sich seines Atems bewusst zu sein oder seiner Haltung usw.

In diesem Fall würde die Wertung darin bestehen z.B. solche "Bewußtheit" als "gut" zu bewerten. Manche solcher Wertungen können weltanschaulich deutlich kontroverser ausfallen.
Oder eher um eine "Bewachung" der Handlungen durch Achtsamkeit?

Wirkte in den bisherigen Kapiteln auf mich nicht so?

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Re: Dhammapada-Betrachtungen

Beitragvon Marsianer » Do 20. Aug 2020, 14:00

Regentropfen hat geschrieben:So richtet der Weise seinen unruhigen
Und schwer zu zügelnden Geist aus.

Und wessen "Geist" (hier wohl "mind", also etwas ganz anderes als oben im Bibelzitat ("spirit")), es gibt ja in spirituellem Kontext mindestens zwei verbreitete sehr verschiedene Konzepte, die beide als "Geist" bezeichnet werden) nicht schwer zu zügeln ist, der kann kein "Weiser" sein? ;)

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Re: Dhammapada-Betrachtungen

Beitragvon Marsianer » So 4. Okt 2020, 08:17

Waren meine Kommentare zu frustrierend für dich? ;)


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