Swami Vivekananda, Jnana Yoga, deutsche Übersetzung von 1923, S. 279 hat geschrieben:Sind alle Religionen
der Welt wirklich widerspruchsvoll? Ich meine nicht die äußeren
Formen, worin die großen Gedanken eingekleidet sind. Ich meine
nicht die verschiedenen Lehrgebäude, Sprachen, Riten, Bücher usw.,
die in verschiedenen Religionen zur Anwendung gelangen, sondern
ich meine die innere Seele jeder Religion. Hinter jeder Religion steht
eine Seele, und diese Seele kann von der Seele einer anderen Reli-
gion verschieden sein; aber widersprechen sie sich? Widersprechen
sie sich oder ergänzen sie sich? — das ist die Frage. Ich beschäftigte
mich mit der Frage, als ich noch ein Knabe war, und ich habe sie
mein ganzes Leben lang studiert. Da ich glaube, daß mein Schluß-
ergebnis Ihnen einige Hilfe bringen kann, so führe ich es Ihnen vor.
Ich glaube, daß sich die Religionen nicht widersprechen, sondern
daß sie sich ergänzen.
Ich habe da halt schon so meine Zweifel, daß die Ziele verschiedener Ansätze doch so verschieden sind, daß sie in grundlegenden Dingen eher als gegensätzlich einzuordnen wären, auch wenn vielleicht so manches an spirituellem Erfahren auch ähnlich beschrieben würde.
Eine Seele (=Atman/Brahman) bekleidet mit einem "feinen Körper" könnte so auf ein Erfahren zurückgehen, das gegenüber starken "Anstrahlungs"quellen empfunden wurde (halt nicht unbedingt wirklich der unentstandene Schöpfergott). Das würde es möglich machen, daß in solcher Weise eher eine Gleichheit in allem (davon auch deutlich Angestrahltem) empfunden wurde, eventuell da wo nicht das dann simplifizierend gedeutet wurde als "Brahman fern", auch wenn das hier und da vielleicht tatsächlich noch etwas komplexer gewesen wäre. Aber wenn jemand einer solchen Anstrahlung nahe gewesen wäre, dann würde die sozusagen auch ähnlich wirken wie ein Filter (wenn auch anderer Natur als solche banalerer menschlicher Konditionierung etc.) und manches verzerrt empfinden lassen.
Wenn dann vielleicht etwas wie die eigene Seele wenig so zur Kenntnis genommen wird, dann erinnert es mich z.B. wieder an dies:
Lorber, GEJ 6, 177 hat geschrieben:07] Ja, würde Ich nun hinziehen etwa nach Persien, nach Indien oder nach Athen oder auch nach Rom und wirkte dort solche Zeichen, wie Ich sie schon bei euch gewirkt habe, so würde sich dort kein Mensch je etwas anderes zu tun getrauen, als was Ich geboten hätte. Solche rein irdischen Seelen wären da offenbar im höchsten Grade gefangen, und mit der Probe ihres freien Willens wäre es dann für lange rein aus. Aber euch schaden Meine Zeichen nicht im geringsten, weil ihr durchaus nicht leichtgläubig seid; denn bis man euch zum festen Glauben bewegt, muß man auch schon vieles vor euren Augen gewirkt haben, und selbst dann seid ihr noch voll allerlei Zweifel und fragt bald um eins und bald wieder ums andere.
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"denn so geschehen wären in Sodom die Wunderkräfte, die in dir geschahen, wäre dasselbe wohl noch bis auf diesen Tag geblieben." Mt 11,23
Sind hier also vielleicht die Voraussetzungen andere, weil die unterschiedlichen spirituellen Traditionen sich auf viele der Akteure und deren Erkennen auch entsprechend auswirken?