Marsianer hat geschrieben:Agape hat geschrieben:Soweit ich verstehe, geht es hier um zwei verschiedene Arten von Glauben - den "geistlichen" und den "fleischlichen".
Nach meinem Verständnis wären das vielleicht zwei unterschiedliche Ziele, zu denen mal mehr oder mal weniger Zuneigung des Menschens gilt. Aber "Glaube" wäre dann immer selbst sehen und dem vertrauen, was man sieht (ahnt), daran glauben, statt es "wegzuschieben".
Aber wie wäre denn damit umzugehen, wenn man selbst etwas intensiv in sich erfahren ("gesehen") hat - in der Folge darauf vertraut und daran glaubt - jedoch einem im Kontakt mit anderen gesagt wird, dass dies so nicht richtig sein könne (Wunschdenken sei), dass man es "falsch verstanden" habe, nicht richtig interpretiert - sozusagen "auf der falschen Spur" sei?
Agape hat geschrieben:Könntest Du dafür ein konkretes Beispiel schildern?
E sieht einen fetten Braten, hat Lust darauf ihn zu essen und tut das.
F sieht einen fetten Braten, kennt aber viele Leute, die meinen Braten gibt es nicht wirklich. Daher "besinnt" F sich wieder auf (anerkannt) "Reales", statt dem zu glauben was er sah. Man sagt es seien schon Leute wahnsinnig geworden, die dann von Braten gegenüber anderen sprachen, obwohl es die ja gar nicht gibt, und letztlich daran zerbrachen.
Aber was wäre, wenn E sich tatsächlich getäuscht hätte? Wenn er einer "Fata Morgana" aufgesessen wäre? Wären dann die anderen Leute hilfreich - oder nicht hilfreich gewesen? Soll man in jedem Falle nur daran glauben, was man selbst sieht - und den Kommentaren/Hinweisen anderer keinen Glauben schenken?
Es verwirrt mich ziemlich, da es wohl etwas schildert, das mich persönlich sehr stark betrifft. Es scheint mir so, als würde ich mich diesbezüglich zurzeit in einer tiefen Verunsicherung befinden.
Agape hat geschrieben:Offenbar geht es nicht allein um den Glauben eines Menschen, der Jesus von Herzen liebt und ihm dienen will.
Wieviele Kinder wollen dienen? Eigentlich dient vor allem Jesus dem Menschen?
Eigentlich schon. Aber wozu dient der Mensch? Wozu bin ich hier?
Agape hat geschrieben:Es geht auch darum, inwiefern sich ein Mensch letztlich vom göttlichen Geist (Heiligen Geist) leiten lässt (entsprechenden Geist ergriffen hat).
Nach meinen Begriffen ist "leiten lassen" gut und wichtig für viele, aber es schließt "volleres Ergriffenhaben" aus.
Weil es "zu wenig aktiv" ist? Weil es eher einem "sich treiben lassen" entspricht?
"Heiliger Geist" ist nicht "aus Vater" (Ergriffenhaben), "Heiliger Geist" überbrückt an sich eher eine vorhandene Kluft, würde ich sagen.
Hm. Ich bezweifle stark, dass ich diesbezüglich bisher diese verschiedenen Begrifflichkeiten "richtig" verstanden habe. Ich ging lange Zeit davon aus, aber nun bricht diese "Selbstwahrnehmung" zunehmend auseinander. Irgendwie habe ich in mir das Empfinden, "an den Anfang aller Anfänge" zurückgeworfen worden zu sein.
Agape hat geschrieben:"Fleischlich" wäre eher jemand, der im Grunde genommen nur sich selbst als wichtig empfindet - oder das, was andere Menschen von ihm denken. Dabei würde eher die eigene Person im Mittelpunkt seines Lebens stehen - und nicht Jesus.
Ich würde z.B. schon sagen, ich stehe im Mittelpunkt meines Lebens.
Ein weiterer Punkt, den ich offenbar nicht richtig verstehe - und der wohl ziemlich gründlich dem widerspricht, was ich bisher aufgrund eigener "Studien" angenommen hatte.
Agape hat geschrieben:"Fleischlich" glauben wäre vergleichbar mit dem Glauben eines kleinen Kindes, welches im Verstehen noch sehr eingeschränkt ist. Es hört zwar die Worte, versteht aber nicht wirklich, worum es geht.
Würde ich so nicht sagen.
Sondern?
Agape hat geschrieben:Diesen Unterschied kann ich soweit nachvollziehen. Aber WIE wird ein "Fleischlicher" zum "Geistlichen"?
Durch die unterschiedlichen Ziele? Aber deine angedachte Systematik weist hier wohl auch sonst noch etwas in eine andere Richtung.
Hm - es hat offenbar wenig Wert, darauf näher einzugehen - obschon es mich sehr interessieren würde.
Agape hat geschrieben:Hm - haben diese "Extreme" immer etwas mit Launen zu tun? Könnten sie nicht auch auf einer Unfähigkeit beruhen, differenziert zu denken und zu glauben?
Worin läge dabei der Unterschied?
Bildlich ausgedrückt nehme ich Launen wie "Ebbe und Flut" wahr. Der Mensch unterwirft sich diesen "naturgemässen" Stimmungsschwankungen. Undifferenziertes Denkvermögen könnte eine Folge von "Nebel" sein, in der sich der Geist des Menschen eingehüllt fühlt und der ihm ein klares Sehen verunmöglicht - und zwar nicht "schwankend", wie die Launen, sondern hartnäckig und zäh - wie Klebstoff an ihm haftend.
Marsianer hat geschrieben:Da wären nach meinem Verständnis auch die Briefe meist "tiefer". ;)
Wie meinst Du das?
"Denn ich will euch zu wissen tun, mit welcher Sorge ich kämpfe um euch und die zu Laodicea und alle, die mein Angesicht im Fleische nicht gesehen haben. Auf daß ihre Herzen gestärkt und in Liebe verbunden werden zu allem Reichtum des vollen Verständnisses, zu erkennen das Geheimnis Gottes, worin alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen liegen. Ich sage dies aber, auf daß euch niemand durch Verführungskünste betöre. Denn ob ich gleich im Fleische abwesend bin, so bin ich doch im Geiste mit euch und sehe mit Freuden eure Ordnung und Festigkeit in eurem Glauben an Christus." Kol 2,1-5
Hm - "tiefer" hiesse möglicherweise "näher bei der Wahrheit"?