Jeder von uns weiß, wie leicht wir Versuchungen und Angriffen erliegen, wie schnell wir wieder auf die Stufe des alten Menschen herabsinken: Wie wir uns immer wieder verführen lassen, zu essen oder zu trinken, nicht was die Seele, sondern was der Körper will. Wie wir uns zu Zorn, Gereiztheit oder Ungerechtigkeit hinreißen lassen. Wie wir Stimmungen erliegen, weil wir vergessen, daß einem geistigen Wesen nichts und niemand etwas anhaben kann. Wie wir Dinge denken, sagen oder tun, die unseres höheren Selbst, unseres geistigen Wesens unwürdig sind.
Deshalb rät uns der Lehrer vor allem zu ständiger Wachsamkeit: In keinem einzigen Augenblick (!) dürfen wir das Bewußtsein und die Haltung eines Unsterblichen, einer Seele aufgeben – sonst sinken wir sofort hinab:
Wie viele durch Jahrhunderte gesammelte Errungenschaften werden durch ein unbeherrschtes Gebrüll hinweggefegt! (Hier 400)
Man sollte nicht meinen, ein Archat könnte in seinem Bewusstsein den Führenden Willen auch nur für einen Augenblick außer acht lassen. Er wird zum einfachen Sterblichen, wenn Er nicht immer feierlich den Kelch der Heldentat trägt. Die Macht Seines Herzens ermattet, sobald Er nicht mehr den Hierarchischen Faden in Seiner Hand spürt.
In dieser Erkenntnis ewiger Wachsamkeit besteht die Einmaligkeit eines Archaten. Wenn Ich von Wachsamkeit spreche, so lehre Ich euch die Grundlagen der Erkenntnis. Doch diese Feierlichkeit ist bei der Verwirrung der Atmosphäre nicht leicht. Es ist nicht leicht, bestrebt wachsam zu sein, wenn der Staub der Zersetzung umherwirbelt. (FW I, 196)
http://agni-yoga-forum.de/viewtopic.php?f=46&t=120Heute würden viele Menschen, die sich selbst als Christ einordnen, dem vermutlich nicht grundsätzlich widersprechen. Für mich weist das, was da geschildert wird ersteinmal auf fragwürdige seelische Voraussetzungen hin. Das wird dann auf vorliegendes ungutes Karma zurückgeführt oder im christlichen Bereich "Erbsünde"/"Sünde der Ahnen".
Im Zitat oben geht es um Disziplin, "Beherrschung". Etwas wird im Zaum gehalten. Aber wieso? Der Mensch will nach meinem Verständnis das, was sein Herz will. Selbst ein Mensch mit "ungutem Karma" wäre soweit ich es verstehe nicht unbedingt in soeinem Zustand. Er könnte von Herzen sich vor allem dem Wohl seiner Seele verbunden fühlen und doch Wirkungen "unguten Karmas" in sich verspüren. Aber ich würde sagen, das würde dann anders geartet sein, als wie es im Zitat oben beschrieben wird. Das aber würde ich als Konstitution betrachten, von der ausgehend mit manchem Recht vielleicht von einem "Selbsterlösungsweg" gesprochen werden könnte. Das wäre ein Weg einer Art, wie vorher im Zitat zu lesen war:
Ein Sinn des Leidens ist auch: Karma ermöglicht uns, alte Schulden zu tilgen, Verletzungen der Kosmischen Ordnung zu heilen, die wir selbst verursacht haben.
Derjenige will das "kosmische Gesetz" befriedigen und so in seelisch immer lichtere Zustände gelangen. Und das ist auch möglich, würde ich sagen. Es ist nicht an sich eine Illusion, wenn viele Menschen ihren Zustand seelischer Art da wohl auch gerne erheblich günstiger einschätzen, als er ist. Aber das ist nicht zwingend so, jemand könnte schon recht gut erkennen, was ist und so vorgehen.
Auch dafür wird ein reifer Geist dankbar sein: Oder willst Du etwa dem Universum etwas schuldig bleiben?
"Schuldig bleiben", ich gestehe, daß mich dieser Gedanke befremdet. Ja, diesen Weg so zu gehen ist möglich, auch sich in einer Weise tatsächlich "aufzuhellen" dadurch (es wäre also dann kein "Irrlicht", häufig in den Einzelfällen aber erstmal schon, so wie ich es einordnen würde).
Aber "Schuld"? Ich würde sagen, daß hat jemand die "kosmische Ordnung" nicht so ganz verstanden. Die ist doch kein Selbstzweck, sondern nur ein Mittel zum Zweck.
Die heutigen Kirchen verbreiten weltweit Aberglauben, wenn sie behaupten, unsere Sünden würden durch den Tod Christi am Kreuz oder ein Bad im Ganges abgewaschen.
"Kirchen", das Thema gab es ja auch schon mitunter. Was das Christentum angeht stellt es aus meiner Sicht eine einzige und eine Kirche dar. Das ist in den Begriffen der zitierten Seite wenn man so will eine Gruppe mit besonders vitalem gemeinsamem Karma. Ein "Bad im Ganges"? Also wäre mit "Kirchen" (Mehrzahl) eventuell hier nicht nur Christliches gemeint gewesen, gut.
Das ist eine Lehre für Schwächlinge und Dünnbrettbohrer, die sich scheuen, für das, was sie angerichtet haben, die Verantwortung zu übernehmen.
Wie darf man sich diese Haltung vorstellen? Ein Kind, das etwas "angestellt" hat wird auf jeden Fall bestraft, auch wenn es ansprechbar und einsichtig wirkt? Und das habe dann etwas mit "Verantwortung übernehmen" zu tun?
Der Neue Mensch denkt anders: Er will keine Vergebung seiner Sünden. Er bittet darum, Unheil wiedergutmachen zu dürfen, das er verschuldet hat. Er freut sich, wenn ihm die Gelegenheit dazu geboten wird.
Ich sehe den Widerspruch nicht. Das widerspricht christlichen Gepflogenheiten nicht?
"Denn was nützete es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne und nähme Schaden an seiner Seele?" Mk 8,36
Aber:
"Darum ist das Reich der Himmel gleich einem Menschen, einem Könige, der mit seinen Sklaven Rechnung abhalten wollte. Da er aber anfing abzurechnen, ward einer vor ihn gebracht, ein Schuldner von zehntausend Talenten. Da er aber nicht hatte, zu bezahlen, befahl sein Herr, ihn und sein Weib und die Kinder und alles, das er hatte, zu verkaufen und zu bezahlen. Da fiel denn der Sklave nieder, betete ihn an und sprach: Herr, habe Langmut mit mir und ich will dir alles bezahlen. Da jammerte es aber den Herrn desselbigen Sklaven und er gab ihn los und vergab ihm das Anlehen. Wie aber dieser Sklave hinauskam, fand er einen seiner Mitsklaven, der ihm hundert Denare schuldete und er ergriff ihn, würgte ihn und sprach: Bezahle mir, was du mir schuldig bist. Der Mitsklave fiel denn nieder, flehte ihn an und sprach: Habe Langmut mit mir und ich will dir alles bezahlen. Er aber wollte nicht, sondern ging hin und warf ihn ins Gefängnis, bis daß er bezahlete, was er schuldig war. Da aber seine Mitsklaven sahen, was geschehen war, wurden sie sehr betrübt und sie gingen und berichteten ihrem Herrn alles, was geschehen war. Da rief ihn sein Herr zu sich und sprach zu ihm: Du schlechter Sklave, ich habe dir alle jene Schuld vergeben, weil du mich anflehtest; hättest du nicht auch Erbarmen mit deinem Mitsklaven haben sollen, wie auch ich mich deiner erbarmte? Und sein Herr ward zornig und überantwortete ihn den Quälern, bis daß er alles bezahlete, was er ihm schuldete. So wird auch Mein überhimmlischer Vater euch tun, wenn ihr nicht vergebet von eurem Herzen ein jeglicher seinem Bruder seine Fehler." Mt 18,23-35
Es ist besser, sich durch Leid zu reinigen, als befleckt zu bleiben.
Wie wäre es damit nicht befleckt zu bleiben und auch nicht zu leiden? Wird das wirklich für unmöglich gehalten? Ich halte Leid ja eher für einen "verschärften Ruf". Ja, Leid kann läuternd wirken, aber Läuterung ist soweit ich es sehe überhaupt nicht an Leid gebunden. Im oben thematisierten Weg wird gelitten in dem Sinne, daß eben auch trotz einer eventuellen Besinnung "nicht so hilfreiche" Impulse vorhanden sind, ich würde solange bis die oft lang andauernde "Abirrung" von wahrer Lebendigkeit sich auch in der seelischen Substanz mehr gelöst hätte und damit Distanzierungen des Geschöpfs von "der göttlichen Quelle" aus eigener Entscheidung.
Wenn aber solche Distanzierung wirklich aufgehoben wäre, wie z.B. auf dem christlichen Weg, wozu dann noch der "ordnungsgemäße Weg"? Wofür halten solche Wesen Gott?
Du machst Dich im karmischen Sinne allein schon dadurch mitschuldig, dass Du Steuern zahlst. Oder dadurch, dass Du etwas nicht verhinderst, was nicht hätte geschehen dürfen (z.B. Tierquälerei in der Massenhaltung).
Gut, ja.