Die Einsamkeit der Deutschen

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Marsianer
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Die Einsamkeit der Deutschen

Beitragvon Marsianer » So 15. Nov 2015, 12:35

Zwei von drei Menschen in Deutschland fühlen sich mehr oder weniger einsam, hat das Marktforschungsinstitut Harris Interactive vor Kurzem herausgefunden. Von den 1200 Studienteilnehmern im Alter von 16 bis 85 Jahren sagt nur jeder Dritte, er oder sie sei »überhaupt nicht einsam«. In einer vergleichbaren Untersuchung von 1993 sagte das noch die Hälfte der Befragten. Heute fühlen sich 20 Prozent der Studienteilnehmer »leicht«, 23 Prozent »mittel« und 20 Prozent »stark einsam«. Weitere Überraschung: In meiner Altersgruppe, der zwischen 40 bis 49 Jahren, ist das Gefühl »starker Einsamkeit« besonders hoch. Um mit ihrer Einsamkeit klarzukommen, hat die Studie ergeben, schauen die Einsamen viel fern, vor allem Serien und Shows. Andere lesen viel oder hören Musik. Komisch, dass soziale Medien in den Bewältigungsstrategien überhaupt nicht vorkommen – dafür der Schützenverein (neun Prozent), Baldrian (drei Prozent) und Joints (ein Prozent). Dabei sind Facebook und Twitter eine echte Hilfe für Menschen wie mich, die an manchen Tagen lieber ins Internet gehen als vor die Tür. Soziale Medien sind eine nie versiegende Pipeline für Rudimentär-Kontakte.

Ja, ich mag Facebook und Twitter, ihr zwischenmenschliches Grundrauschen. Man darf nur nicht zu viel davon erwarten, etwa dass einem einer der 353 Freunde in physischer Form beisteht, wenn es darum geht, seinen toten Hund in eine zu kleine Tasche quetschen und sich in den Arm nehmen zu lassen. Auch führt mir Facebook oft vor Augen, dass es da ein Leben gibt, an dem ich nicht teilnehme, die vielleicht besser, schöner eingerichtete Welt der anderen, in das ich digital unaufhörlich meine Nase stecke wie dieser wippende Trinkvogel. Die lustige Schauspielerin Mindy Kaling hat den Generalverdacht, der einem beim einsamen Durchscrollen von Facebook und Instagram beschleichen kann, zum Titel ihres Buches gemacht: Is Everyone Hanging Out Without Me?

Mir kommt in den Sinn, dass sich die meisten Menschen nicht im melancholischen November, sondern im Sommer umbringen – weil dann alle anderen augenscheinlich fröhlich sind und der Kontrast zum eigenen Leben unaushaltbar wird: So ähnlich schreibt es jedenfalls Émile Durkheim in seiner berühmten Selbsttötungsstudie, das ist eines von drei Dingen, die ich mir aus meinem Soziologiestudium gemerkt habe.

Facebook und das Leben der anderen machen mich allerdings nicht traurig, vor allem nicht neidisch. Ich habe dort eher das entgegengesetzte Problem: Je näher ich die Menschen betrachte, je tiefer sie mir Einblicke in ihr Leben und ihren Charakter gewähren wie bei einer Sozial-Endoskopie, desto unappetitlicher und unerstrebenswerter finde ich viele und vieles. Und sehne mich eher nach der »Gnade des Nichtwissens«, wie Sascha Lobo das einmal in diesem Zusammenhang nannte. Facebook macht mich also nicht einsamer, aber auch nicht un-einsamer. Auf keinen Fall macht es für mich dem »allmählichen Schwund der sozialen Vernetzung ein Ende«, wie der Anthropologe und Facebook-Forscher Daniel Miller schreibt.

http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte ... Einzelfall

Die Fähigkeit in Gemeinschaft zu leben hängt auch davon ab, wie man mit Eindrücken von Mitmenschen umgeht. Die Sekte der Leistungsgesellschaft hat vielen ihrer Opfer leider erfolgreich eingetrichtert, daß dessen Eigenschaften den Wert eines Menschen ausmachen. Man kennt viele Gründe andere Menschen nicht mehr in Liebe zu betrachten und verliert so die Liebe in sich mehr und mehr.

Goldmädchen
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Re: Die Einsamkeit der Deutschen

Beitragvon Goldmädchen » Fr 2. Okt 2020, 18:59

Ob das einem nur die Sekte der Leistungsgesellschaft eingetrichert hat ? Wäre das einem nicht so oder so mal so aufgefallen, dass es Menschen gibt, die eher nicht friedlich sind oder leicht und solche die eher harmlos sind und mit sich im Reinen ? Egal in was für einem System ? Wenn wir davon ausgehen, dass jeder Mensch einen schlechten Geist ergreifen kann ? Und nicht jeder kann mit solchen Menschen umgehen. Oder ?

Marsianer
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Re: Die Einsamkeit der Deutschen

Beitragvon Marsianer » Sa 3. Okt 2020, 07:22

Nicht alles ist Folge gesellschaftlicher Prägung, ja. Auch ganz ungeprägt durch anderen würden etliche Menschen wohl auch Fragwürdiges wollen. Aber wenn wir kindliches Verhalten als Naturzustand betrachten, mit der Geschlechtsreife und sexueller Aktivität dann ezeitweise rgänzt durch körperliche Vorgänge, die den Menschen zu Verhalten schieben, das für Brutaufzucht allgemein günstiger ist, dann ist da wohl schon noch eine gewisse Kluft zu dem Resultat mit einer solchen oben erwähnten Prägung?

Goldmädchen
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Re: Die Einsamkeit der Deutschen

Beitragvon Goldmädchen » Sa 3. Okt 2020, 11:53

Marsianer hat geschrieben:Nicht alles ist Folge gesellschaftlicher Prägung, ja. Auch ganz ungeprägt durch anderen würden etliche Menschen wohl auch Fragwürdiges wollen. Aber wenn wir kindliches Verhalten als Naturzustand betrachten, mit der Geschlechtsreife und sexueller Aktivität dann ezeitweise rgänzt durch körperliche Vorgänge, die den Menschen zu Verhalten schieben, das für Brutaufzucht allgemein günstiger ist, dann ist da wohl schon noch eine gewisse Kluft zu dem Resultat mit einer solchen oben erwähnten Prägung?


Ja. Du meinst um die Kinder aufzuziehen hat die Natur uns so ausgestattet seelisch, geistig, dass wir gut miteinander umgehen. Aber das Leben in unnatürlichen Zuständen - in so einem System- vermasselt oft unsere guten Seiten.

Marsianer
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Re: Die Einsamkeit der Deutschen

Beitragvon Marsianer » Sa 3. Okt 2020, 12:49

Goldmädchen hat geschrieben:dass wir gut miteinander umgehen

Sexuelle Aktivität verändert den menschlichen Stoffwechsel. Das ist ein Faktor, der auch Verhalten von Menschen beeinflußt. Sie sind dann aber nicht "besser zueinander". In manchem, das sich da verschiebt sind sie dann irdischer, innerlich weniger an geistigen Wohl orientiert.

Goldmädchen
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Re: Die Einsamkeit der Deutschen

Beitragvon Goldmädchen » Mo 25. Sep 2023, 13:03

Marsianer hat geschrieben:
Goldmädchen hat geschrieben:dass wir gut miteinander umgehen

Sexuelle Aktivität verändert den menschlichen Stoffwechsel. Das ist ein Faktor, der auch Verhalten von Menschen beeinflußt. Sie sind dann aber nicht "besser zueinander". In manchem, das sich da verschiebt sind sie dann irdischer, innerlich weniger an geistigen Wohl orientiert.


Ach so, jetzt verstehe ich erst was du sagen wolltest.
Zu dem Thema Einsamkeit der Deutschen möchte ich etwas mitteilen. Ich habe vor zwei Tagen ein paar ( drei ) Kontaktsuchen bei FB gestartet, ok eine habe ich gelöscht, da da nur so seltsame Menschen waren ( haben jeden Tag ein Foto von sich geteilt mit " hallo " oder "guten Tag", so dass man nicht wusste was sie suchen, das war eher Selbstdarstellung oder Unsicherheit eine Vorstellung von sich zu schreiben oder was man sucht).

Auf die anderen beiden, wo ich eine bestimmte Form zum Wohnen suche, hat bisher keiner reagiert ( oder etwas geantwortet ). Ich habe den Eindruck, dass es schwer ist die richtigen Menschen kennenzulernen oder neue Kontakte aufzubauen. Ja, genau, ich habe noch eine Suche reingestellt bei FB , wo ich Familien suche mit Kindern, um sich mal zu treffen, gegenseitig zu besuchen. Aber da kam bisher auch keine Antwort / Interesse. Ich denke viele suchen mehr Leidensgenossen. Würde ich jetzt schreiben, ich bin sehr krank, würden sich welche melden. Möchte man sich aber helfen und was aufbauendes mit anderen unternehmen, scheint es weniger Interesse zu geben. ( Das ist aber nur meine Vermutung ).
Oder würde ich ein Bild von mir mit Hund dabei reinstellen, der Hund interessiert mehr als der Mensch. ( Ein kleiner Scherz ).
Naja gut ich sollte aber wohl ein Foto von meinen Kindern reinstellen mit mir. Aber das würden sie nicht wollen. So könnten andere einen besseren Eindruck bekommen oder ein Bild von uns.

Naja, aber mir ist aufgefallen, dass man manchmal durch Zufall neue Menschen kennenlernt bei FB, z.B. weil man sich per PN über ein Thema unterhält aus einer Gruppe. So kann man sich kennenlernen.

Ansonsten, also ich denke viele sind einsam in Deutschland. Das Schlimme an der E. ist, das dadurch das Selbstwertgefühl geschwächt wird und man sich dann immer weniger traut auf andere zuzugehen und sich mehr und mehr einschließt, verschließt anderen gegenüber. Das habe ich mal so gelesen. Aber ich habe es auch vor vielen Jahren selbst so erlebt.

Am besten man kommt mit sich alleine auch gut aus, so kann man auch besser mit anderen auskommen. Da man andere nicht benutzt.

Ganz liebe Grüße


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