Denken und Sprache

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Goldmädchen
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Re: Denken und Sprache

Beitragvon Goldmädchen » Di 11. Jul 2023, 15:30

Evt das noch : Kannst du damit etwas anfangen / verstehst du es und ist es ähnlich wie das was in dem Video ausgesagt wird ?

Zitat :

Zitat
Nicht-Selbst oder Nicht-Ich [...]. Die Tatsache, dass allen Dingen jegliche dauerhafte Essenz oder Substanz fehlt, die man eigentlich als "Selbst" bezeichnen könnte. Diese Lehre von anattā [...] besagt, daß es weder innerhalb noch außerhalb der körperlichen und geistigen Daseinserscheinungen irgend etwas gibt, das man im höchsten Sinne als eine für sich bestehende unabhängige Ich-Wesenheit oder Persönlichkeit bezeichnen könnte.[...]



Wer da über die Bedingte Entstehung (siehe paticcasamuppāda) der Dinge im Unklaren ist und die Entstehung der karmischen Willenshandlungen (sankhāra) aus der Unwissenheit, usw. nicht begreift, der denkt, daß es ein 'Ich' sei, das da erkenne oder nicht erkenne, das handle und handeln lasse, das bei der Wiedergeburt zur Entstehung komme [...]

pk anattā (leichte Änderung)

sh. pk Mil. 2.1.1. Unpersönlichkeit



Anm.: Man sollte nicht denken, dass es deswegen so etwas wie Ursachenlosigkeit oder keine gültigen Wahrheiten gibt (sh. die vier edlen Wahrheiten und paramattha), denn das wäre eine falsche Ansicht, genauso wie Vernichtungsgedanken oder -wünsche.

Quelle:buddhaland.de

Marsianer
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Re: Denken und Sprache

Beitragvon Marsianer » Di 11. Jul 2023, 15:53

Goldmädchen hat geschrieben:Danke dir Marsianer für das zitieren, so brauche ich mir den Film nicht nochmal anzuhören.

Es gibt offenbar auch Textfassungen dieser Filme, z.B.: https://awakentheworld.com/de/transcript/german-samadhi-2
Was ist ein Kontiniuum ? Etwas was immer da ist, oder ?

Wohl etwas, das zusammenhängt, z.B. das "Raum-Zeit-Kontinuum".
Nur eins doch nicht, es gibt auch eine nur temporäre Erleuchtung.
Oder sehen sie das nicht so ?

Oft wird wohl gesagt, daß Meditierende öfters "die Zustände" erfahren, aber in einer vorübergehenden Weise, die im Alltag nicht bestehen bleibt. Ob einer im Alltag Bestand hat, würde also so wie ich es öfters verstand als großer Unterschied betrachtet werden, die wäre dann meist ein "viel weitergehendes Ideal".
wie Gnade vor etwa 32 Jahren

Das ist dann ja schon ganz schön lang her.
In einer anderen Art von Erleuchtung, muss es erst ( wieder ? ) eingeübt werden. Den inneren Frieden erkennen, ungeachtet der Umstände, das meine ich.

Hm.
So habe ich das erfahren. Das es mit Anstrengung verbunden war. Negative Gedanken los lassen, mich an die Leerheit erinner, an den mir innewohnenden Frieden. An das wahre Selbst, das Ich- bin. Was aber da nicht so sehr als ich- bin gesehen wird, sondern als Frieden, als Freiheit, Freiheit von Widerstand und Leiden. Es ist mehr ein Gefühl als ein Erkennen.

Und sonst warst du durchweg im "blinden Alltagstrott", auf dieser Ebene bewegt und reagierend?
Wenn das Selbst zur Aktivität zurückkehrt, erfährt es ein Nichtwissen, eine Art Wiedergeburt und alles wird wieder neu. Wir bleiben zurück im Duft des Göttlichen, der länger anhält als der der auf dem Pfad wandelt.

Wer ist der, der zurück bleibt ? Wer ist der, der auf dem Pfad wandelt ? Meinen sie damit das abhängige Selbst, das Ego ?

Könnte gemeint sein, daß aus Erleben in Meditation eine Erinnerung an das Erlebte eine Weile nachwirken kann? Als Pfad wird in diesem Zusammenhängen glaube ich öfters bezeichnet, wenn jemand gewisse Regeln befolgt?
Ich bin mir aber nicht so ganz sicher, ob das wirklich das ist was der Buddha meinte

Eigentlich würde ich meinen, der durchschnittliche innere Zustand war zu diesen Zeiten noch besser als heute? Da könnte sich dann auch gefragt werden, ob damals nicht viele Leute "Samadhi" doch recht nahe gewesen wären? Wobei da Herrschaft und "Zivilisation" wohl bereits auch deutlich schädliche Einflüsse ausgeübt hatten.
vertraue mehr diesen die den Film gemacht haben.

Nach dieser Drogenpromo auf deren Seite halte ich den Filmemacher eigentlich deutlich nicht mehr für so vertrauenserweckend.
Ja, sie verwenden den Begriff Gewissen für etwas ganz anderes. Welches Wort hättest du stattdessen benutzt für das, was sie damit meinen ?
Ich würde sagen Glaube, meint eine liebevolle Hingabe an das Höhere.

Ich würde mich erstmal fragen, ob ich überhaupt zu dem raten würde, was hinter deren Wortwahl stehen sollte.
Bei dem Nirvikalpa Samadhi ist es nämlich nicht so, dass man Licht sehen kann um sich selbst herum und es auch fühlt, das Licht war reinste Freude.

Wer weiß wie der Begriff da gemeint wäre. Clint C hatte ja wenn ich mich recht entsinne auch in einem Video was erzählt davon, daß man Licht empfinden würde oder so?

Goldmädchen
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Re: Denken und Sprache

Beitragvon Goldmädchen » Di 11. Jul 2023, 18:00

Lieber Marsianer,

ich bin voll beglückt und satt mit diesen beiden letzten Beiträgen / Zitaten von dir
über Meditation und den über Gott, was damit gemeint sein könnte.

Habe sie noch nicht durch- nur den ersten, aber den könnte ich nochmal lesen, fand den so wichtig für mich.

Wie findest du diese beiden Texte / Zitate ?

Ich habe erstmal genug geschrieben und muss mich mal in den nächsten zwei, drei Tagen wieder mehr auf das Tapezieren ( da ist noch eine Wand nicht fertig ) besinnen da mein Prana reingeben. Aber kann auch eher sein, dass ich mich mit deiner Antwort auseinandersetze.
Momentan bin ich gesättigt mit Infos und will heute noch was anderes machen. Vorher also gleich fahre ich einkaufen, der Netto Markt hat bis 21 Uhr auf. Zum Wäsche aufhängen höre ich diese schöne Musik ( also ich finde sie schön, passt zu dem Wetter bei uns aktuell ) : https://www.youtube.com/watch?v=xtswe5-utWY&list=PLYa8NgethYzb6rbDTFclF4Isek6QS3A-B&index=124&ab_channel=TheIrrelevantOpinion

Die beiden Katzen nachher, wenn ich zurück bin bespielen. Sie sind so niedlich. Aber manchmal beschäftige ich mich zu wenig mit ihnen.
Heute wird es anders laufen.


Danke, ich freue mich schon deine Antworten demnächst zu lesen.

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Re: Denken und Sprache

Beitragvon Agape » Di 11. Jul 2023, 20:10

Sri Chinmoy hat geschrieben:Was ist der Unterschied zwischen Samadhi und Gottverwirklichung?

Samadhi ist eine Ebene des Bewusstseins. Viele Menschen sind in Samadhi eingetreten, aber Verwirklichung kommt nur, wenn wir mit dem Höchsten Absoluten eins geworden sind. Wir können in ein Samadhi eintreten, ohne das Höchste zu verwirklichen.

In Samadhi einzutreten ist wie das Alphabet zu kennen, aber Verwirklichung ist wie ein Doktortitel. Es gibt keinen Vergleich zwischen Samadhi und Verwirklichung. Samadhi ist ein Bewusstseinszustand, in dem man einige Stunden oder Tage verweilen kann. Nach einundzwanzig Tagen funktioniert der Körper normalerweise nicht mehr. Aber wenn man einmal Verwirklichung erlangt hat, bleibt sie für immer. Und in der Verwirklichung ist das eigene Bewusstsein untrennbar und ewig mit Gott eins geworden.

Es gibt drei Stufen von Samadhi: Savikalpa Samadhi, Nirvikalpa Samadhi und Sahaja Samadhi. Savikalpa Samadhi ist ein erhobener und leuchtender Bewusstseinszustand, während Verwirklichung ein bewusster, natürlicher und manifestierender Bewusstseinszustand ist. Wenn Verwirklichung erwacht, genießt der Sucher das Freisein von menschlicher Persönlichkeit und menschlicher Individualität. Er ist wie ein winziger Wassertropfen, der in den Ozean eintaucht. Sobald er in den Ozean eintaucht, wird er zum Ozean. In dem Moment nehmen wir die Persönlichkeit oder Individualität des einen Tropfens nicht mehr wahr. Wenn jemand die höchste Wahrheit verwirklicht, tritt das Endliche in ihm in das Unendliche ein und verwirklicht und erlangt das Unendliche als ganz sein eigen. Wenn Verwirklichung einmal stattgefunden hat, kann ein Meister leicht in Savikalpa Samadhi eintreten. Auch Nirvikalpa Samadhi ist für eine Gottverwirklichte Seele nicht schwer zu erreichen. Nur Sahaja Samadhi, die höchste Art von Samadhi, ist selbst für die allerhöchsten Gottverwirklichten Seelen ein Problem.

Aus dem Buch: Die Weisheit Sri Chinmoys, Teil 2

http://www.weisheitsrichinmoys.com/samadhi/was-unterschied-samadhi-und-gottverwirklichung

Aber Gott ist doch kein Bewusstseinszustand, sondern ein „Geistwesen“?
"Schreiben ist der direkte Weg zum Herzen"
http://jakobgut.de/erdnuss.htm

Marsianer
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Re: Denken und Sprache

Beitragvon Marsianer » Di 11. Jul 2023, 21:49

Agape hat geschrieben:Samadhi ist ein Bewusstseinszustand, in dem man einige Stunden oder Tage verweilen kann. Nach einundzwanzig Tagen funktioniert der Körper normalerweise nicht mehr.

Was er wohl zum Thema Samadhi-Höhlen meinen würde?
Aber wenn man einmal Verwirklichung erlangt hat, bleibt sie für immer.

Das wäre ein großer Unterschied gegenüber einem Erleben, das z.B. durch Rückzug eröffnet wird, was gut ist, sich dann aber im Alltag wieder verlieren würde durch dessen "Energien" oder wie man das sagen soll.
Und in der Verwirklichung ist das eigene Bewusstsein untrennbar und ewig mit Gott eins geworden.

Untrennbar würde ich da jetzt nicht sagen, aber es könnte eine Ähnlichkeit zum "Geist ergreifen" (wobei es sich dann aber nicht pauschal um "alles oder nichts" handeln würde) gesehen werden? Ob sich das dann bei genauerer Betrachtung bestätigen würde oder auch nicht.
Savikalpa Samadhi ist ein erhobener und leuchtender Bewusstseinszustand, während Verwirklichung ein bewusster, natürlicher und manifestierender Bewusstseinszustand ist.

Was sollte das heißen? "Natürlich" will z.B. eventuell auf "Alltagsnähe" hinaus?
Wenn Verwirklichung erwacht, genießt der Sucher das Freisein von menschlicher Persönlichkeit und menschlicher Individualität.

Spräche gegen "Geist ergreifen" würde ich so erstmal meinen.
Er ist wie ein winziger Wassertropfen, der in den Ozean eintaucht. Sobald er in den Ozean eintaucht, wird er zum Ozean. In dem Moment nehmen wir die Persönlichkeit oder Individualität des einen Tropfens nicht mehr wahr.

"Anstrahlung"?
Wenn jemand die höchste Wahrheit verwirklicht, tritt das Endliche in ihm in das Unendliche ein und verwirklicht und erlangt das Unendliche als ganz sein eigen.

Aus "Anstrahlung" durch andere (gut, andere gäbe es nach dessen hinduistischer Ansicht ja vielleicht nicht wirklich)?
Wenn Verwirklichung einmal stattgefunden hat, kann ein Meister leicht in Savikalpa Samadhi eintreten. Auch Nirvikalpa Samadhi ist für eine Gottverwirklichte Seele nicht schwer zu erreichen.

Solche Effekte wären schon möglich durch "Anstrahlung", statt echter Gottverwirklichung (Gott geistig mit der eigenen Seele wirklich und weitgehener ergriffen haben).
Nur Sahaja Samadhi, die höchste Art von Samadhi, ist selbst für die allerhöchsten Gottverwirklichten Seelen ein Problem.

Hm.
Aber Gott ist doch kein Bewusstseinszustand, sondern ein „Geistwesen“?

Aus vorangegangenen Zitaten könnte abgeleitet werden, daß nach hinduistischen Ansichten zu der Thematik Existenz an sich als Gott aufgefasst wird? Also wohl das reine Phänomen Existenz? Wäre meiner Meinung eventuell recht naheliegend, wenn das alles eher in Richtung "Anstrahlung"/Überstrahlung des eigentlichen Zustands/der individuellen beständigen geschaffenen Seele (nicht Konditionierungen, andere derartige Prägungen, etc.) gehen würde ohne "Geist ergreifen".

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Re: Denken und Sprache

Beitragvon Marsianer » Di 11. Jul 2023, 22:07

Goldmädchen hat geschrieben:
2:30 Um frei zu werden, lernen wir, wie diese Anhaftungen entstehen, indem wir Bewußtsein in die feinstoffliche innere Welt bringen. Wir beginnen die mentalen und Sinnesreize als ein sich veränderndes Feld zu sehen, anstatt unseren die Gedanken und Empfindungen zu binden, was die Identifikation und die Entstehung der Welt, der Form bewirkt. Dieses Feld der Veränderung wird Prana oder innere Energie genannt, das Fühlen der inneren Lebendigkeit.

Bewusstsein in die feinstofflichere, innere Welt bringen, aha. Darum geht es also. Oder so macht man das also.

Ich hatte es so verstanden, daß Denken eben recht leer, tot sein kann. Es läuft eben so "inspirationslos" vor sich hin wie auswendig gelernt starr angewandt, vielleicht automatisch. Da Bewußtsein hineinbringen geschieht soweit ich es weiter verstanden hätte z.B. bereits wenn jemand Stille zuläßt. "Aus der Ruhe kommt die Kraft". In der Stille wird betrachtet, was die Seele bewegt, das kann auch noch viel mit Konditionierungen des Menschen etc. zusammenhängen. In Stille wird dies betrachtet, es kann anders wirken, ich meine man könnte es so bezeichnen "es wird Bewußtsein dahineingebracht". Dadurch entstehen dann zunehmend Verbindungen zu Wirklichem, die das eher tote Denken vielleicht Schritt für Schritt etwas "aufbrechen", beleben, fruchtbar machen wie Regen die Erde.
Da wurde mein Fahrrad geklaut aber ich habe dann diesen Gedanken losgelassen, dass das Fahrrad wichtig ist für mein Glück. Das war nicht nur eingebildet, sondern ich habe dadurch dieses Gefühl von Verlust, oder dagegen sein, das das Fahrrad weg ist, also Trauer, nicht mehr gefühlt, sondern Gleichmut stellte sich ein.

Aha.
Ist das nicht auch der Judenstern oder wie er sonst noch genannt wird ?

Ich meine, er brachte es symbolisch mit dem Davidstern zusammen, ja.
Ok, und wieso wird DAS, das OM nicht nur Nirwana oder Samadhi genannt ?

OM steht wohl für diesen stimmlichen Laut, den manche da machen, weil sie meinen dessen Schwingung sei besonders und könne auch entsprechend wirken?

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Re: Denken und Sprache

Beitragvon Marsianer » Mi 12. Jul 2023, 07:12

Goldmädchen hat geschrieben:Vorher wäre das Kind eins mit dem was es sieht, durch die Benennung oder Einteilung oder Sprechen von einem Namen würde eine Trennung geschehen, kann es sein ?

Es stünde wohl zumindest in einer anderen Beziehung dazu. Begriffe könnten auch verwendet werden ohne so sehr daran zu glauben, sie seien besonders wahr, wahrer als das wache Wahrnehmen. Im Wahrnehmen kann auch Unterscheidung stattfinden, würde ich sagen. Das wäre dann eher Unterscheiden aus Empfinden und vielleicht Folgern, Erfahrung daraus. Wobei Folgerungen und Erfahrung immer auch den Blick befangen machen können. Ich denke, das muß nicht zwangsläufig geschehen. Begriffe, Erfahrungen können in jemandem nachrangig nach dem Wahrnehmen im Jetzt stehen.
Also Prana spielt eine wichtige Rolle und je mehr man davon hat, um so mehr kann man Einfluss nehmen.

Offenbar wird da davon ausgegangen, daß vorher aufgenommenes Prana im Erdenleben verbraucht wird. Ich hingegen würde nicht sagen, daß der Mensch zwangsläufig Kraft nur verbrauchen muß in der irdischen Existenz. Das hinge von seiner geistigen Ausrichtung ab? Mir geht es da aber nicht um "vital bleiben für irdisches Wohlleben".
Es passiert etwas in der Astralwelt, das stimmt wohl.

Ja.
Helmut hat geschrieben:Das Karma weiß gar nichts. Der Sanskritbegriff Karma (p. Kamma) bedeutet Tat. Damit ist allerdings nicht die körperliche oder sprachliche Handlung gemeint, sondern der Geistesfaktor Wille.

Wille, hm.
Und dieses Bewusstseinskontinuum ist abhängiger Prozess, der sich kontinuierlich fortsetzt und sich dabei auch wandelt, verändert. In ihm werden aber auch die Prägungen unserer Handlungen gespeichert und somit nach dem Tode in zukünftige Existenzen mitgenommen.

Prägungen von Handlungen.
Die Formel der Bedingten Entstehung lautet in Kürze:
Durch (1.) Unwissenheit (avijjā) bedingt sind (2.) die Karmaformationen (sankhāra), dadurch (3.) das Bewußtsein (viññāna), dadurch (4.) das Körperliche und Geistige (nāma-rūpa), dadurch (5.) die sechs Grundlagen (āyatana) der geistigen Vorgänge, dadurch (6.) der Bewußtseinseindruck (phassa), dadurch (7.) das Gefühl (vedanā), dadurch (8.) das Begehren (tanha), dadurch (9.) das Anhaften (upādāna), dadurch (10.) der Werdeprozeß (bhava), durch den (karmischen) Werdeprozeß (11.) die Geburt* (jāti), dadurch (12.) Altern und Sterben usw. (jarā-marana usw.).

Hm und wodurch wäre die Unwissenheit bedingt? Bewußtsein würde erst durch "Karmaformation" entstehen. Meint das "schlechtes Karma"? Denn es versuchen wenn ich es recht verstand einige "gutes Karma" zu sammeln um Nirwana näherzukommen?

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Re: Denken und Sprache

Beitragvon Marsianer » Mi 12. Jul 2023, 15:01

Goldmädchen hat geschrieben:Die Tatsache, dass allen Dingen jegliche dauerhafte Essenz oder Substanz fehlt, die man eigentlich als "Selbst" bezeichnen könnte.

Das wäre nach meinem Verständnis Auslegungssache. Ich sehe es ja so, daß das innerste Wollen einer Seele davo bestimmt ist welches andere Geistwesen sie mit ihrer allgemeinen Philialiebe ergriffen hält, welche Einflüsse solcher Art sie eventuell auch von sich aus zurückweist. Wenn man meint, solches Wollen mache "Selbst" aus, dann könnte man wohl sagen es gebe kein festes Selbst, zumindest nicht, wenn ein Seelenwesen Gott zurückweist. Aber ich würde im Grunde sagen, daß es darüber hinaus schon ein dauerhaftes Selbst, einen Entscheidungsspielraum (zum Geist ergreifen) gibt, das von soetwas nicht völlig abhängig ist. Vielleicht so ähnlich wie viele wohl nicht sagen würden, ihr Selbst sei nun anders, wenn sie keine Möhren mehr mögen würden, sondern nun Kartoffeln.
Wer da über die Bedingte Entstehung (siehe paticcasamuppāda) der Dinge im Unklaren ist und die Entstehung der karmischen Willenshandlungen (sankhāra) aus der Unwissenheit, usw. nicht begreift, der denkt, daß es ein 'Ich' sei, das da erkenne oder nicht erkenne, das handle und handeln lasse, das bei der Wiedergeburt zur Entstehung komme [...]

Derjenige ist also davon fester überzeugt, dem sei so, aha.
Man sollte nicht denken, dass es deswegen so etwas wie Ursachenlosigkeit oder keine gültigen Wahrheiten gibt

Was wäre also dann z.B. Ursache von Unwissenheit?
Dialog zwischen Lehrer und Schüler, aus: Swami Sivananda [1]: Vedanta für Anfänger

Schüler: Was ist die Ursache der Projektion (Adhyasa)?

Guru: Unwissenheit (Avidya).

Schüler: Wem widerfährt diese Unwissenheit?

Guru: Brahman.

Schüler: Wie kann im reinen Brahman eine Unwissenheit herrschen?

Guru: Dies ist mit Worten nicht beschreibbar (Anirvacchaniya). Aus Sicht des Absoluten gibt es weder Jiva (individuelle Seele), noch Unwissenheit, noch die fünf Hüllen. Unwissenheit existiert nur für die individuelle Seele.

Schüler: Wie nennt man Avidya noch?

Guru: Anandamaya Kosha (Wonnehülle) oder Karana Sharira (Kausalkörper) der individuellen Seele.

Guru: Woraus besteht Avidya?

Guru: Sie besteht aus Vasanas (subtile Samen von Wünschen) und Samskaras (Eindrücke im Unterbewusstsein). Alle Eindrücke des Sanchita Karmas (angesammeltes Karma, Ursache und Wirkung vergangener Handlungen) deiner vorangegangenen Leben sitzen hier.

[...]

Auszug aus dem Buch "Jnana Yoga" von Swami Sivananda (Hrsg.: Divine Life Society, 2007), S. 12

So wie der Spiegel durch Staub matt wird, so wird Wissen durch Avidya matt. Deshalb sind alle Menschen der Täuschung verfallen. Sie haften an Vergänglichem und halten fälschlicherweise den Körper für den reinen Atman. Sie halten die illusorische Welt von Name und Form für real. Mulaprakriti ist die verborgene Urnatur des Universums, auch Mahasushupti genannt, der Zustand, in dem die Gunas sich noch im Gleichgewicht befinden. Werden die Gunas gestört, wird Mulaprakriti unterschiedlich benannt, so zum Beispiel Maya, Avidya, Tamas. Brahman ist ohne Anfang und ohne Ende. Maya ist ohne Anfang, doch sie hat ein Ende. Sie endet in dem Moment, in dem man das Wissen über das Selbst erlangt.

[...]

Auszug aus dem Buch "Jnana Yoga" von Swami Sivananda (Hrsg.: Divine Life Society, 2007), S. 73-74

Avidya ist der Teil der Mulaprakriti, in dem reines Sattva den beiden Gunas Rajas und Tamas untergeordnet ist. Dies wird aufgrund des Übergewichtes von Rajas und Tamas unreines Sattva genannt. Avidya ist der Spiegel des Jivas, wohingegen Maya der Spiegel Isvaras ist. Maya ist Suddha Sattva aufgrund des Übergewichtes von Sattva. Die Erscheinungswelt entsteht aus Avidya. Es ist die Kraft von Avidya, die uns in den Ozean des Samsaras wirft. Es ist eine verneinende Kraft, die uns unser göttliches Wesen vergessen lässt. Avidya arbeitet durch den Geist und der Geist wirkt über Zeit, Raum und Ursache. Avidya ist eine illusorische Kraft, die das Göttliche in Millionen verschiedene Teile zerstückelt. Freude, Leid, Verlangen, Abneigung, Täuschung, Stolz, Lust, Ärger, Neid, die drei Körper sowie die fünf Hüllen sind das Ergebnis von Avidya. Avidya ist die Quelle allen Leides. Avidya ist anfanglos (Anadi), doch sie hat ein Ende.

Sobald man das Wissen über das Selbst erlangt hat, verschwindet Avidya. Brahman erscheint aufgrund von Avidya als die Welt, so wie das Seil als Schlange erscheint. Bringen wir eine Lampe, so verschwindet die Schlange und das Seil alleine bleibt. Ebenso verschwindet die Erscheinungswelt, sobald wir das Wissen über Brahman erlangt haben. Avidya ist nicht negativ, sondern positiv (Bhavarupa). Sie ist Abwesenheit von Wissen. Sie ist ein in die Irre führendes Wissen. Avidya (Ajnana) erschafft den grobstofflichen Körper und ist der Grund für die zwei Körper, den grobstofflichen und den feinstofflichen.

Es ist unmöglich, Avidya zu beschreiben (Anirvachaniya). Sie ist nicht wirklich, denn sie verschwindet sobald das Wissen über das Selbst erwacht. Sie ist nicht unwirklich, denn wir erfahren sie ähnlich den Hörnern des Hasen und des Kindes der unfruchtbaren Frau. Sie ist ein Unding, denn sie wird vernichtet durch Atma Jnana. Durch die Kraft von Avidya verwechselt der unwissende Jiva den unreinen sterblichen Körper mit dem reinen unsterblichen Selbst und spricht: "Ich bin ein Brahmane", "Ich bin ein Pandit", "Ich bin ein Aktionär", "Ich bin schön", "Ich bin dünn", "Ich bin Arzt".

Keine Beschreibung gibt es für die verschleiernde Avidya. Sie entstand irgendwie. Doch selbst wenn ihr Ursprung und ihre Beschreibung jenseits unseres Fassungsvermögens liegen, so können wir doch ihr Wirken durch die Sinnesorgane klar wahrnehmen. Avidya gehört nicht zu Brahman, denn Brahman ist die Verkörperung reiner Erkenntnis. Wie könnte in der Sonne Dunkelheit sein? Avidya gehört nicht zu den Seelen, da sie nicht von Brahman verschieden sind. Wäre Avidya ein wesentlicher Teil Atmans, könnte Er nicht davon befreit werden.

https://wiki.yoga-vidya.de/Avidya

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Re: Denken und Sprache

Beitragvon Agape » Mi 12. Jul 2023, 15:44

Das bedingte Entstehen oder Entstehen in Abhängigkeit gilt als ein von Buddha entdecktes Gesetz. Es erklärt, wie es zu der leidvollen Kette der Wiedergeburt kommt und wie sie aufzulösen ist.

Bei der zwölfgliedrigen Kette entsteht das Nachfolgende immer abhängig vom Vorhergehenden:

1. aus Nichtwissen (Nichtwissen bedeutet hier das Nichtverstehen der Vier Edlen Wahrheiten) als Ursache entstehen die Gestaltungen.
2. Diese Gestaltungen werden auch karmische Formationskräfte genannt. Diese können heilsam, nicht heilsam oder neutral sein. Aus den Gestaltungen als Ursache entsteht das Bewusstsein.
3. Aus dem Bewusstsein, das die Grundlage für ein neues Leben bildet, entstehen Geist und Körper.
4. Aus Geist und Körper entstehen die sechs Sinnesbereiche (die 5 Sinne und das Denken).
5. Aus den sechs Sinnesbereichen als Ursache entsteht die Berührung mit den äußeren Dingen.
6. Aus der Berührung als Ursache entsteht die Empfindung.
7. Aus der Empfindung als Ursache entsteht der Durst.
8. Aus dem Durst (= Gier / Durst nach Sein, nach Werden, nach Entfaltung) entsteht das Anhaften.
9. Aus dem Anhaften als Ursache entsteht das Werden.
10. Aus dem (karmischen) Werden als Ursache entsteht eine neue Geburt.
11. Aus der Geburt als Ursache entstehen Alter und Tod, Schmerz, Kummer, Leid, Betrübnis und Verzweiflung.
12. Auf solche Art kommt der Ursprung der ganzen Masse des Leidens zustande.

Man kann diese Kette verschieden deuten. Die gängige Deutung ist eine zeitliche: Die Glieder 1 und 2 gehören dem vorangegangenen Leben, die Glieder 3 bis 10 stellen die Bedingungen und Früchte in diesem Leben dar. 11 und 12 gehören zum zukünftigen Leben.

https://www.medienwerkstatt-online.de/lws_wissen/vorlagen/showcard.php?id=6403&edit=0
"Schreiben ist der direkte Weg zum Herzen"
http://jakobgut.de/erdnuss.htm

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Re: Denken und Sprache

Beitragvon Marsianer » Mi 12. Jul 2023, 15:59

Atmasakshatkara heißt, es ist keine intellektuelle Erkenntnis, sondern es ist das Wahrnehmen des Selbst. Das Selbst ist aber kein Objekt, es ist nicht so, dass du dein Selbst wahrnehmen kannst. Eigentlich ist Atmasakshatkara das Selbst, das als Selbst sich selbst wahrnimmt. Da aber das Selbst sich selbst nicht wahrnehmen kann, ist es einfach nur, das Selbst nimmt wahr. Es nimmt nichts Konkretes wahr, es nimmt einfach wahr. Und das Wahrnehmen des Selbst ist reine Bewusstheit. Es ist nicht gerichtete Wahrnehmung, es ist nicht Wahrnehmung von etwas, es ist keine Wahrnehmung auf ein Objekt, sondern Atmasakshatkara heißt schlicht und ergreifend, das Selbst nimmt wahr und es ist nur das wahrnehmende Selbst, ohne ein zweites, und da nichts wahrgenommen wird, ist einfach nur Bewusstheit an sich. (Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Atmasakshatkara)

https://wiki.yoga-vidya.de/Atmasakshatkara
Para Vidya‏‎ heißt höchstes Wissen. Para heißt das Höchste, und Vidya heißt Wissen und Weisheit. In den indischen Schriften wird gesprochen von Apara Vidya und Paravidya. Apara Vidya ist das Wissen um die relative Welt, Para Vidya ist das Wissen um die absolute Welt. Para Vidya ist kein intellektuelles Wissen, Para Vidya ist kein logisches Wissen, Para Vidya wird erfahren in der Gottverwirklichung.

https://wiki.yoga-vidya.de/Para_Vidya

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Re: Denken und Sprache

Beitragvon Goldmädchen » Mi 12. Jul 2023, 22:25

Danke, Agape und Marsianer,
jetzt habe ich in diese Seite 4 doch eben rein gelesen ( ein wenig die Antwort von Marsianer und in den letzten Beitrag ).
Danke, dass ihr euch damit auseinandergesetzt habt.
Also Gottverwirklichung wurde erklärt.
Wie steht ihr dazu ?
Ich antworte noch auf die Antworten an mich.
LG

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Re: Denken und Sprache

Beitragvon Marsianer » Mi 12. Jul 2023, 22:43

Goldmädchen hat geschrieben:Also Gottverwirklichung wurde erklärt.
Wie steht ihr dazu ?

So klar sind diese zitierten Schilderungen irgendwie noch nicht?


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