Sind die Begrifflichkeiten "Hochmut" und "Demut" aus der Mode gekommen?

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Agape
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Sind die Begrifflichkeiten "Hochmut" und "Demut" aus der Mode gekommen?

Beitragvon Agape » Di 28. Dez 2021, 11:32

Immer wieder mache ich die Erfahrung, dass diese beiden Begriffe, welche für mich selbst mit sehr viel Inhalt gefüllt sind, bei anderen offenbar auf viele Fragezeichen stossen, eine Art von Fremdwort für sie darstellen. Wo liegen die Gründe dafür? Werden diese Begriffe nur anders interpretiert - oder liegt es tatsächlich an einer grundsätzlichen Haltung gegenüber dem, was sie bedeuten?

Wenn ich zum Beispiel gewisse Beschreibungen lese: https://www.prophetia.org/index.php/Hochmut tauchen auch bei mir selbst skeptische Gedanken auf - sie wirken auf mich zum Teil etwas "schulmeisterlich". Dennoch spüre ich mich zutiefst im Einklang damit und ich frage mich nun, woran das liegen könnte.

Bin ich selbst "schulmeisterlich" geprägt und deshalb vertraut mit einer solchen Geisteshaltung? Nein, das kann es nicht sein - denn eine solche "Ethik" wurde mir als Kind nicht vermittelt. Sie muss aus mir selbst stammen. Aber handelt es sich dabei um etwas eher "Verwerfliches"? Inwiefern hat es mit blindem Gehorsam oder Unterwürfigkeit zu tun, wenn man in sich Neigungen wahrnimmt, welche eindeutig Demut anstreben, hingegen Hochmut (auch den eigenen) als schmerzlich empfindet?
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Re: Sind die Begrifflichkeiten "Hochmut" und "Demut" aus der Mode gekommen?

Beitragvon Marsianer » Di 28. Dez 2021, 11:49

Ich kann mit diesen Begriffen oft wenig anfangen. Und das was zumindest heute öfters damit verbunden wird, passt für mich z.B. auch wenig zu Auftritten wie der des jungen Jesus im Tempel. Ich weiß oft nicht, was sie mir sagen sollen, wozu ich sie brauchen sollte.

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Re: Sind die Begrifflichkeiten "Hochmut" und "Demut" aus der Mode gekommen?

Beitragvon Agape » Di 28. Dez 2021, 12:10

Marsianer hat geschrieben:Ich kann mit diesen Begriffen oft wenig anfangen.

Wenn man beispielsweise nach Synonymen für "Hochmut" schaut, findet sich unter anderem der Begriff "Arroganz". Von Arroganz war bei Dir schon in gewissen Zusammenhängen (ich denke hier im Speziellen an das Thema "Schriftkommunkation") die Rede, was hattest Du denn beispielsweise damit ausdrücken wollen?
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Re: Sind die Begrifflichkeiten "Hochmut" und "Demut" aus der Mode gekommen?

Beitragvon Marsianer » Di 28. Dez 2021, 12:15

Also ich kenne es als Individuum, daß andere mich ab und an als "arrogant" einordnen.

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Re: Sind die Begrifflichkeiten "Hochmut" und "Demut" aus der Mode gekommen?

Beitragvon Agape » Di 28. Dez 2021, 12:25

Das würde sich auf die Verwendung des Begriffes anderer Menschen beziehen. Ich meinte oben aber Deine eigene Verwendung des Begriffes:

Wie schon auf der Homepage steht: Kommunikation zu Gemeinschaftsfragen ist bei uns verpflichtend in der Schriftform. Wenn es um private Absprachen und dergleichen geht sind wir tolerant, wobei dies auch oft zu bedeutenderen Teilen schriftlich stattfindet. Wir sind empfindlich wenn sich abzeichnet, daß jemand mit einer Arroganz der Mehrheit "da draußen" Mündlichkeit glorifiziert und schleichend beginnt mündliche Gemeinschaftsspaltung auszulösen.

viewtopic.php?f=2&t=18

Wie war es in diesem Zusammenhang von Dir gemeint?
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Re: Sind die Begrifflichkeiten "Hochmut" und "Demut" aus der Mode gekommen?

Beitragvon Marsianer » Di 28. Dez 2021, 16:05

"Arroganz der Mehrheit" oder "Arroganz der Macht" ist ein für sich stehender Begriff, der auch nach meinem Verständnis beschreibt, daß Mehrheiten mit ihren Mehrheitsansichten oft abweichende Ansichten geringschätzend behandeln, sich faktisch weigern in eine Auseinandersetzung mit diesen zu treten, sich gewalttätig über diese hinwegsetzen.
Nach meinem Verständnis bedeutet Hochmut ein aus Mangel an Liebe zum Schöpfer angetriebener Glaube, selbst Schöpfer seines Lebens zu sein

viewtopic.php?p=2865#p2865

Das nimmt wohl Bezug auf das Thema der (wirklich) "ersten Sünde", daß Geistwesen nicht mehr "an der einzigen Quelle" hängen wollten, sondern meinten zu diesen keinen Kontakt zu benötigen, da sie auch manches nicht mehr so recht mochten, was mit dem Geist Gottes zusammenhängt.
und aufgrund dessen die Annahme, dass alles was man sei und was man habe, aus eigener Kraft heraus stamme.

Was sollte das halt sein "eigene Kraft"?
Dies hat eine Haltung des Selbstverständnisses zur Folge, man beansprucht für sich das Recht, über alles selbst verfügen zu dürfen - es verteidigen zu wollen, falls man es bedroht sieht, weil man es schliesslich "verdient" habe, auf welche Weise und weswegen auch immer.

Hm.

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Re: Sind die Begrifflichkeiten "Hochmut" und "Demut" aus der Mode gekommen?

Beitragvon Agape » Di 28. Dez 2021, 16:31

Könnte Hochmut beispielsweise auch im Sinne eines "sich Hinwegsetzens" über den festen Glauben an etwas Übergeordnetes, an einen Agape-liebenden (Schöpfer)gott verstanden werden? Dies würde nicht unbedingt ausschliessen, zwar mit seinem Munde danach zu reden, jedoch in seinen Gedanken, Gefühlen und Handlungen dagegen zu verstossen?
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Re: Sind die Begrifflichkeiten "Hochmut" und "Demut" aus der Mode gekommen?

Beitragvon Agape » Di 28. Dez 2021, 16:58

Marsianer hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:Nach meinem Verständnis bedeutet Hochmut ein aus Mangel an Liebe zum Schöpfer angetriebener Glaube, selbst Schöpfer seines Lebens zu sein

Das nimmt wohl Bezug auf das Thema der (wirklich) "ersten Sünde", daß Geistwesen nicht mehr "an der einzigen Quelle" hängen wollten, sondern meinten zu diesen keinen Kontakt zu benötigen, da sie auch manches nicht mehr so recht mochten, was mit dem Geist Gottes zusammenhängt.

Ja.

Marsianer hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:und aufgrund dessen die Annahme, dass alles was man sei und was man habe, aus eigener Kraft heraus stamme.

Was sollte das halt sein "eigene Kraft"?

Schöpferkraft? Davon auszugehen, "naturgegeben" (im Gegensatz zu "gottgegeben") als Wesen zu existieren und die Gaben Gottes als eigene Schöpfung zu verstehen.
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Re: Sind die Begrifflichkeiten "Hochmut" und "Demut" aus der Mode gekommen?

Beitragvon Marsianer » Di 28. Dez 2021, 17:43

Agape hat geschrieben:Davon auszugehen, "naturgegeben" (im Gegensatz zu "gottgegeben") als Wesen zu existieren und die Gaben Gottes als eigene Schöpfung zu verstehen.

Aber das würde eigentlich nur eine Rolle spielen, wenn ein Wesen manche Wesenseigenschaften des Gottgeistes nicht mehr mögen würde, diese für sich ablehnt?

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Re: Sind die Begrifflichkeiten "Hochmut" und "Demut" aus der Mode gekommen?

Beitragvon Agape » Di 28. Dez 2021, 18:08

Marsianer hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:Davon auszugehen, "naturgegeben" (im Gegensatz zu "gottgegeben") als Wesen zu existieren und die Gaben Gottes als eigene Schöpfung zu verstehen.

Aber das würde eigentlich nur eine Rolle spielen, wenn ein Wesen manche Wesenseigenschaften des Gottgeistes nicht mehr mögen würde, diese für sich ablehnt?

Ja, das fühlt sich für mich stimmig an. Aber es würde dann eigentlich eher darauf hinweisen, dass mit "Hochmut", wie zum Beispiel auffallend oft in den Neuoffenbarungen erwähnt, etwas anderes gemeint ist. Oder kann es sein, dass manche Menschen, die sich offen zum Glauben an Gott bekennen, Gottgeist im Grunde ihres Herzens nicht wirklich mögen, zumindest nicht so, dass sie frei von Hochmut (in oben genanntem Sinne) sind?
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Re: Sind die Begrifflichkeiten "Hochmut" und "Demut" aus der Mode gekommen?

Beitragvon Marsianer » Mi 29. Dez 2021, 13:40

Agape hat geschrieben:dass mit "Hochmut", wie zum Beispiel auffallend oft in den Neuoffenbarungen erwähnt, etwas anderes gemeint ist.

Einige solcher Stellen könnte man sich ja mal konkret anschauen.
Oder kann es sein, dass manche Menschen, die sich offen zum Glauben an Gott bekennen, Gottgeist im Grunde ihres Herzens nicht wirklich mögen, zumindest nicht so, dass sie frei von Hochmut (in oben genanntem Sinne) sind?

Das kann man wohl sagen? Z.B. auch daß die "Demutsshow" mancher aus "Hochmut" entstammt?

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Re: Sind die Begrifflichkeiten "Hochmut" und "Demut" aus der Mode gekommen?

Beitragvon Agape » Mi 29. Dez 2021, 15:33

Marsianer hat geschrieben:Das kann man wohl sagen? Z.B. auch daß die "Demutsshow" mancher aus "Hochmut" entstammt?

Dazu folgendes:
https://www.treffpunkt-philosophie.ch/p ... t-hochmut/

Marsianer hat geschrieben:Einige solcher Stellen könnte man sich ja mal konkret anschauen.

Dazu drei Zitate (Bibel, Jakob Lorber, Bertha Dudde):

Er sagte aber zu einigen, die sich anmaßten, fromm zu sein, und verachteten die andern, dies Gleichnis:
Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stand für sich und betete so: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme. Der Zöllner aber stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig!
Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.
(Lukas 18, 9-14)

Die Demut selbst aber ist nichts als das sich stets mehr und stärker Kondensieren des Lebens in sich selbst, während der Hochmut ein stets lockereres Gestalten und sich ins Endloseste hin auseinander Zerstreuen und am Ende nahe gänzliches Verlieren des Lebens ist, was wir den zweiten oder geistigen Tod nennen wollen.
Jakob Lorber: Großes Evangelium Johannes, Band 4, Kapitel 95, Absatz 1

Bertha Dudde: BD 3641
empfangen 30.12.1945

Geistiger Hochmut ....

Der geistige Hochmut hindert den Menschen am Erkennen der Wahrheit. Dies müssen alle bedenken, daß nur durch tiefe Demut der Mensch zu jener gelangen kann, der in der Erkenntnis seiner Mangelhaftigkeit Wissen begehrt .... der nicht glaubt, schon wissend zu sein, bevor er um Wahrheit innig gebeten hat. Durch seine Verstandestätigkeit erwirbt sich wohl der Mensch ein Wissen, oder er nimmt es von außen auf, so es ihm zusagt, und er hält daran fest. Und dieses Wissen genügt ihm zumeist, so es mit seinen Wünschen und Anschauungen übereinstimmt. Er verschließt sich jeder Darbietung, die nicht seinem Wissen entspricht, immer im Bewußtsein, das rechte Wissen zu besitzen .... er überhebt sich über seine Mitmenschen, die anders denken, und lehnet alles ab, was ihm von dieser Seite geboten wird, ohne selbst Stellung dazuzunehmen. Und diese Menschen sind schwerlich in die Wahrheit zu leiten, denn nur der Mensch bittet demütig darum, der sich selbst unwissend wähnt und seine Unzulänglichkeit, in geistiges Wissen aus eigener Kraft einzudringen, erkennt. Aber nur diesem gibt Gott Seine Gnade, denn Er will darum angegangen werden in demütigem Gebet. Der Glaube, im rechten Wissen zu stehen, hindert den Menschen, darum zu bitten, solange er noch im Irrtum wandelt. Denn der in die Wahrheit eingedrungene Mensch bleibt trotz reichstem Wissen innerlich demütig, und sein Gebet steigt ständig zu Gott um Vermehrung seines Wissens. Denn er fühlt sich unendlich klein angesichts der Größe Gottes, Der ihm immer erhabener wird, je größer sein Wissen ist. Und also wird dieser Mensch auch stets geistigen Gesprächen zugänglich sein, während der Wissend-zu-sein-Glaubende solche Gespräche schnell beendet, weil er sich nicht belehren lassen will, dagegen er sein Wissen selbst zu verbreiten sucht, immer in geistiger Überheblichkeit als eigenes Gedankengut hervorhebend, das ihm unanfechtbar dünkt. Selbst die Diener Gottes, Seine Boten, die ihm die Wahrheit bringen, sucht jener zu belehren, denn er erkennt das Wirken des Geistes nicht an, und er sucht mit seinem Verstandesdenken alles zu entkräften, was jene ihm entgegensetzen. Er kämpfet an gegen das Wirken des Geistes, er dünkt sich reifer und klüger und kennt auch nicht Gott als Geber der Wahrheit an, Der Sich Selbst äußert durch Seine Boten ....Er kämpfet mit Menschenweisheit gegen göttliche Weisheit, und er unterwirft sich nicht, indem er Gott Selbst bittet um Erleuchtung des Geistes .... Und darum kann er schwerlich zur Wahrheit gelangen, solange der Geist der Überhebung in ihm wohnt .... Erst die Erkenntnis völliger Unwissenheit auf geistigem Gebiet kann ihn dazu bestimmen, sich fragend gedanklich zu beschäftigen, und dann erst kann ihm die Wahrheit zugehen, so er sie demütig erbittet, denn Gott gibt dem Demütigen Seine Gnade, aber dem Überheblichen offenbaret Er Sich nicht ....
Amen

https://docplayer.org/165733415-Dem-dem ... gnade.html
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