Sind die Begrifflichkeiten "Hochmut" und "Demut" aus der Mode gekommen?

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Marsianer
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Re: Sind die Begrifflichkeiten "Hochmut" und "Demut" aus der Mode gekommen?

Beitragvon Marsianer » Fr 31. Dez 2021, 12:38

Agape hat geschrieben:Jakob Lorber

Eine ganz schöne kurze Stelle. All diese Stellen können vielleicht darauf hindeuten, daß "Demut" etwas meint, das "real" wäre, aus einer Grundlage, die "wirklich" wäre, während "hochmütig" sich selbst eher in dann tendenziell wohl schmeichelhaften "Filtern" gefällt, die dann oft wohl wiederum mit irgendwelchen Konditionierungsidealen zu tun hätten, diese bedienen würden?
Bertha Dudde hat geschrieben:in der Erkenntnis seiner Mangelhaftigkeit

Da wäre dann wohl noch solche Konditioniertheit wirkend? Der Mensch würde damit ringen, sich von solchen Elementen zu lösen, die oft damit zusammenhingen zu glauben "wenn du soundso bist, dann bist du gut".

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Re: Sind die Begrifflichkeiten "Hochmut" und "Demut" aus der Mode gekommen?

Beitragvon Agape » Fr 31. Dez 2021, 17:28

Marsianer hat geschrieben:All diese Stellen können vielleicht darauf hindeuten, daß "Demut" etwas meint, das "real" wäre, aus einer Grundlage, die "wirklich" wäre, während "hochmütig" sich selbst eher in dann tendenziell wohl schmeichelhaften "Filtern" gefällt, die dann oft wohl wiederum mit irgendwelchen Konditionierungsidealen zu tun hätten, diese bedienen würden?

Der Mensch würde damit ringen, sich von solchen Elementen zu lösen, die oft damit zusammenhingen zu glauben "wenn du soundso bist, dann bist du gut".

Demut würde aus einer wahrhaftig empfundenen Liebe zu Gott hervorgehen und nicht aus einem Bedürfnis, Gott zu gefallen ("bitte liebe mich, denn ich bin doch demütig"). Über Demut bräuchte man nicht "nachzudenken", im Sinne von "wie sollte ich mich verhalten, damit es demütig wirkt"? Demut würde sich "von selbst ergeben", indem es gar nicht möglich wäre, anders zu sein, als es der wahrhaftig empfundenen Liebe zu Gott/dem Nächsten entspricht, die aus dem Herzen und nicht aus angelernten Verhaltensregeln stammt.

Könnte eventuell gesagt werden, dass "wahre" Demut eine Auswirkung von Gottes- und Nächstenliebe sei? Demut gemäss Konditionierungsidealen hingegen nur der Gegenpol zum Hochmut?
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Re: Sind die Begrifflichkeiten "Hochmut" und "Demut" aus der Mode gekommen?

Beitragvon Marsianer » So 2. Jan 2022, 10:15

Vielleicht würde hier noch eine Erweiterung um den religiösen Begriff "Gehorsam" Sinn machen, der auch schon fiel.
Eckhart hat geschrieben:Von wârer gehôrsame daz êrste

Vom wahren Gehorsam

Wâriu und volkomeniu gehôrsame ist ein tugent vor allen tugenden, und kein werk sô grôz enmac geschehen noch getân werden âne die tugent; und swie kleine ein werk und swie snœde ez sî, sô ist ez nützer getân in wârer gehôrsame, ez sî messe lesen, hœren, beten, contemplieren oder swaz dû maht gedenken. Nim aber swie snœde ein werk dû wellest, ez sî swaz daz sî, ez machet dir wâriu gehôrsame edeler und bezzer. Gehôrsame würket alwege daz aller beste in allen dingen. Joch diu gehôrsame engeirret niemer niht und enversûmet ouch nihtes, swaz ieman tuot, in deheinen dingen, daz ûz der wâren gehôrsame gât, wan si enversûmet kein guot. Gehôrsame bedarf niemer niht gesorgen, ir engebrichet ouch keines guotes.

Wahrer und vollkommener Gehorsam ist eine Tugend vor allen Tugenden, und kein noch so großes Werk kann geschehen oder getan werden ohne diese Tugend; wie klein andererseits ein Werk sei und wie gering, es ist nützer getan in wahrem Gehorsam, sei's Messelesen oder -hören, Beten, Kontemplieren oder was du dir denken magst. Nimm wiederum ein Tun, so geringwertig du nur willst, es sei, was es auch sei: wahrer Gehorsam macht es dir edler und besser. Gehorsam bewirkt allwegs das Allerbeste in allen Dingen. Fürwahr, der Gehorsam stört nie und behindert nicht, was einer auch tut, bei nichts, was aus wahrem Gehorsam kommt; denn der versäumt nichts Gutes. Gehorsam braucht sich nimmer zu sorgen, es gebricht ihm an keinem Gute.

Swâ der mensche in gehôrsame des sînen ûzgât und sich des sînen erwiget, dâ an dem selben muoz got von nôt wider îngân; wan sô einez im selber niht enwil, dem muoz got wellen glîcher wîs als im selber. Swenne ich mînes willen bin ûzgegangen in die hant mînes prêlâten und mir selber niht enwil, dar umbe muoz mir got wellen, und versûmet er mich an dem teile, sô versûmet er sich selber. Alsô in allen dingen, dâ ich mir niht enwil, dâ wil mir got. Nû merke! Waz wil er mir, dâ ich mir niht enwil? Dâ ich mich ane lâze, dâ muoz er mir von nôt wellen allez, daz er im selben wil, noch minner noch mêr, und mit der selben wîse, dâ er im mit wil. Und entæte got des niht, in der wârheit, diu got ist, sô enwære got niht gereht noch enwære got, daz sîn natiurlich wesen ist.

Wo der Mensch in Gehorsam aus seinem Ich herausgeht und sich des Seinen entschlägt, ebenda muß Gott notgedrungen hinwiederum eingehen; denn wenn einer für sich selbst nichts will, für den muß Gott in gleicher Weise wollen wie für sich selbst. Wenn ich mich meines Willens entäußert habe in die Hand meines Oberen 1 [s. Dist. I (16a für den Ordensmeister, 16b für den Prior)] und für mich selbst nichts will, so muß Gott darum für mich wollen, und versäumt er etwas für mich darin, so versäumt er es zugleich für sich selbst. So steht's in allen Dingen: Wo ich nichts für mich will, da will Gott für mich. Nun gib acht! Was will er denn für mich, wenn ich nichts für mich will? Darin, wo ich von meinem Ich lasse, da muß er für mich notwendig alles das wollen, was er für sich selbst will, nicht weniger noch mehr, und in derselben Weise, mit der er für sich will. Und täte Gott das nicht, - bei der Wahrheit, die Gott ist, so wäre Gott nicht gerecht, noch wäre er Gott, was (doch) sein natürliches Sein ist.

In wârer gehôrsame ensol niht vunden werden 'ich wil alsô oder alsô' oder 'diz oder daz', sunder ein lûter ûzgân des dînen. Und dar umbe in dem aller besten gebete, daz der mensche mac gebeten, ensol niht sîn weder 'gip mir die tugent oder die wîse', oder 'jâ, herre, gip mir dich selber oder êwigez leben', dan 'herre, engip niht, wan daz dû wilt, und tuo, herre, swaz und swie dû wilt in aller wîse'. Daz übertriffet daz êrste als der himel die erden. Und swenne man daz gebet alsô volbringet, sô hât man wol gebetet: als man zemâle ûzgegangen ist in got wârer gehôrsame. Und als wâriu gehôrsame niht ensol haben 'ich wil alsô', alsô ensol niemer von ir gehœret werden 'ich enwil niht'; wan 'ich enwil niht' ist ein wâriu vergift aller gehôrsame. Als dâ sprichet sant Augustînus: »der getriuwe diener gotes den engelüstet niht, daz man im sage oder gebe, daz er gerne hœrte oder sæhe; wan sîn êrster, hœhster vlîz ist ze hœrenne, waz gote allermeist gevellet«.

In wahrem Gehorsam darf kein "Ich will so oder so" oder "dies oder das" gefunden werden, sondern nur vollkommenes Aufgeben des Deinen. Und darum soll es im allerbesten Gebet, das der Mensch beten kann, weder "Gib mir diese Tugend oder diese Weise" noch "Ja, Herr, gib mir dich selbst oder ewiges Leben" heißen, sondern nur "Herr, gib mir nichts, als was du willst, und tue, Herr, was und wie du willst in jeder Weise!" Dies übertrifft das erste (Gebet) wie der Himmel die Erde; und wenn man das Gebet so verrichtet, so hat man wohl gebetet: wenn man in wahrem Gehorsam kein "Ich will so" kennen soll, so soll auch niemals von ihm vernommen werden "Ich will nicht"; denn "Ich will nicht" ist wahres Gift für jeden Gehorsam. Wie denn Sankt Augustin sagt: "Den getreuen Diener Gottes gelüstet nicht, daß man ihm sage oder gebe, was er gern hörte oder sähe; denn sein erstes, höchstes Bestreben ist zu hören, was Gott am allermeisten gefällt."

http://eckhart.de/reden.htm
Agape hat geschrieben:Über Demut bräuchte man nicht "nachzudenken", im Sinne von "wie sollte ich mich verhalten, damit es demütig wirkt"?

An sich wohl ja.
Demut würde sich "von selbst ergeben", indem es gar nicht möglich wäre, anders zu sein, als es der wahrhaftig empfundenen Liebe zu Gott/dem Nächsten entspricht, die aus dem Herzen und nicht aus angelernten Verhaltensregeln stammt.

Oder es würde dem anderen z.B. halt zugehört, weil ihm gegenüber eine entsprechende Haltung vorliegt.
Könnte eventuell gesagt werden, dass "wahre" Demut eine Auswirkung von Gottes- und Nächstenliebe sei?

In diesem Sinne schon, würde ich sagen:

"Darum, geliebte Brüder, sei jeder Mensch schnell zum Hören, langsam aber zum Reden, langsam zum Zorn." Jak 1,19
Demut gemäss Konditionierungsidealen hingegen nur der Gegenpol zum Hochmut?

Der Gegenpol?

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Re: Sind die Begrifflichkeiten "Hochmut" und "Demut" aus der Mode gekommen?

Beitragvon Agape » So 2. Jan 2022, 10:57

Marsianer hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:Demut gemäss Konditionierungsidealen hingegen nur der Gegenpol zum Hochmut?

Der Gegenpol?

Demut gemäss Konditionierungidealen würde sich vielleicht nur darauf fokussieren, nicht mehr hochmütig sein zu wollen. Aber wäre dies dann auch echte Demut, im Sinne einer Auswirkung von Liebe, wie weiter oben beschrieben? Genügt es, etwas nicht mehr zu tun, was "schlecht" ist, um wirklich "Gutes" zu tun? Führt ein Vermeidungsverhalten von Hochmut automatisch zu Demut?

Bedeutet beispielsweise Nächstenliebe nur, dem Nächsten gegenüber keinen Hass zu empfinden?
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Re: Sind die Begrifflichkeiten "Hochmut" und "Demut" aus der Mode gekommen?

Beitragvon Marsianer » So 2. Jan 2022, 12:02

Agape hat geschrieben:Demut gemäss Konditionierungidealen würde sich vielleicht nur darauf fokussieren, nicht mehr hochmütig sein zu wollen.

Wenn es jemandem nicht nur rein um das Image gegenüber anderen gehen würde, sondern darin "etwas sein zu wollen" und zu versuchen das aus eigenem menschlichem Bemühen zu erreichen.
Führt ein Vermeidungsverhalten von Hochmut automatisch zu Demut?

Eben nicht, würde ich sagen. Also wäre es auch nicht wirklich deren Gegenpol?
Bedeutet beispielsweise Nächstenliebe nur, dem Nächsten gegenüber keinen Hass zu empfinden?

Schon, dessen Wohl zu mögen, würde ich sagen?

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Re: Sind die Begrifflichkeiten "Hochmut" und "Demut" aus der Mode gekommen?

Beitragvon Agape » So 2. Jan 2022, 12:46

Marsianer hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:Demut gemäss Konditionierungidealen würde sich vielleicht nur darauf fokussieren, nicht mehr hochmütig sein zu wollen.

Wenn es jemandem nicht nur rein um das Image gegenüber anderen gehen würde, sondern darin "etwas sein zu wollen" und zu versuchen das aus eigenem menschlichem Bemühen zu erreichen.

Aber auch falls dies tatsächlich gelingen würde, bestünde dennoch ein Unterschied zu Menschen, die es nicht nur "sein wollen", sondern es naturgemäss einfach "sind"?

Marsianer hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:Führt ein Vermeidungsverhalten von Hochmut automatisch zu Demut?

Eben nicht, würde ich sagen.

Ja.
Marsianer hat geschrieben:Also wäre es auch nicht wirklich deren Gegenpol?

Hierin habe ich offenbar noch eine Verständnisschwierigkeit. Wir haben weiter oben den Unterschied zwischen "echter" und aus einem menschlichen Konditionierungsideal hervorgehender Demut ausgemacht. Nach meinem Verständnis hat etwas, was "echt" (aus universeller Sicht) ist, keinen Gegenpol - sowie Finsternis auch keinen Gegenpol hat, der sich "Licht" nennt, sondern lediglich das Fehlen von Licht darstellt. Folglich wäre aus menschlichem Bemühen heraus Angestrebtes immer noch dem Gegenpol unterworfen, während ohne menschliches Bemühen, sondern aus göttlicher Liebe Hervorgehendes keinen Gegenpol hat.

Marsianer hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:Bedeutet beispielsweise Nächstenliebe nur, dem Nächsten gegenüber keinen Hass zu empfinden?

Schon, dessen Wohl zu mögen, würde ich sagen?

Aber zwischen "keinen Hass zu empfinden" und "dessen Wohl zu mögen" gäbe es ja auch die Möglichkeit des "nichts Empfindens", sozusagen der Gleichgültigkeit (Lauheit)? Ich will damit lediglich andeuten, dass keinen Hass zu empfinden noch nicht unbedingt heisst, Wohlwollendes zu mögen.
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Re: Sind die Begrifflichkeiten "Hochmut" und "Demut" aus der Mode gekommen?

Beitragvon Marsianer » So 2. Jan 2022, 13:28

Agape hat geschrieben:Aber auch falls dies tatsächlich gelingen würde,

Wohl nicht aus dem, was ich "rein menschliches Bemühen" nannte. Das ist soetwas wie wenn andere Menschen zu einem sagen: "Nun sei doch mal pünktlich, sonst fliegst du raus!" und der Angesprochene sich dann bemüht pünktlich zu sein, so wie es Menschen dann eben meist tun. Oder auch wenn ein Mensch in einem Buch lesen würde "Es ist eine gute Tugend pünktlich zu sein." und das dann ebenso aus "menschlichem Bemühen" versuchen, umsetzen würde, obwohl es ihm eigentlich aus sich selbst heraus nicht liegt.
bestünde dennoch ein Unterschied zu Menschen, die es nicht nur "sein wollen", sondern es naturgemäss einfach "sind"?

Ja, ein sehr entscheidender.
Nach meinem Verständnis hat etwas, was "echt" (aus universeller Sicht) ist, keinen Gegenpol - sowie Finsternis auch keinen Gegenpol hat, der sich "Licht" nennt, sondern lediglich das Fehlen von Licht darstellt.

"so wie", vermutlich. ;)

Ja, Finsternis hat keinen Gegenpol. weil sie nichts ist. Aber ich würde schon sagen, daß Schatten verschiedene Arten von Schatten sein können. Und daß der eine Mangelzustand schon in seinem Charakter als Gegenpol eines anderen betrachtet werden könnte.
Folglich wäre aus menschlichem Bemühen heraus Angestrebtes immer noch dem Gegenpol unterworfen,

Aha, "dem Gegenpol"?
während ohne menschliches Bemühen, sondern aus göttlicher Liebe Hervorgehendes keinen Gegenpol hat.

Aha, hm. Charakterlich vielleicht schon? Ich würde ja schon sagen, daß Geistgechöpfe auch unveränderliche Charaktereigenschaften aufweisen? Und solche können sich in verschiedenster Art innerhalb des göttlichen Lichtreiches zueinander ergänzen?
Aber zwischen "keinen Hass zu empfinden" und "dessen Wohl zu mögen" gäbe es ja auch die Möglichkeit des "nichts Empfindens",

Ja, das wäre dann wohl keine Nächstenliebe?
Ich will damit lediglich andeuten, dass keinen Hass zu empfinden noch nicht unbedingt heisst, Wohlwollendes zu mögen.

Das sehe ich auch so.

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Re: Sind die Begrifflichkeiten "Hochmut" und "Demut" aus der Mode gekommen?

Beitragvon Agape » So 2. Jan 2022, 14:22

Marsianer hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:Aber auch falls dies tatsächlich gelingen würde,

Wohl nicht aus dem, was ich "rein menschliches Bemühen" nannte. Das ist soetwas wie wenn andere Menschen zu einem sagen: "Nun sei doch mal pünktlich, sonst fliegst du raus!" und der Angesprochene sich dann bemüht pünktlich zu sein, so wie es Menschen dann eben meist tun. Oder auch wenn ein Mensch in einem Buch lesen würde "Es ist eine gute Tugend pünktlich zu sein." und das dann ebenso aus "menschlichem Bemühen" versuchen, umsetzen würde, obwohl es ihm eigentlich aus sich selbst heraus nicht liegt.

Ja.

Marsianer hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:Nach meinem Verständnis hat etwas, was "echt" (aus universeller Sicht) ist, keinen Gegenpol - so wie Finsternis auch keinen Gegenpol hat, der sich "Licht" nennt, sondern lediglich das Fehlen von Licht darstellt.

Ja, Finsternis hat keinen Gegenpol. weil sie nichts ist. Aber ich würde schon sagen, daß Schatten verschiedene Arten von Schatten sein können. Und daß der eine Mangelzustand schon in seinem Charakter als Gegenpol eines anderen betrachtet werden könnte.

Ja, auf der Ebene des Schattens sind Gegenpole möglich, gemäss meines Verständnisses auf der Ebene des Lichtes nicht.

Marsianer hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:Folglich wäre aus menschlichem Bemühen heraus Angestrebtes immer noch dem Gegenpol unterworfen,

Aha, "dem Gegenpol"?

Ich halte menschliches Bemühen für "störanfällig". Wenn dieses aus unterschiedlichen Gründen nachlässt, dann könnte auch wieder ein Verhalten auftauchen, das dem zuvor Angestrebten widerspricht, oder zumindest teilweise entgegenläuft. Deshalb sehe ich darin auch die Gefahr, wieder in ein altes, immer noch vorhandenes Verhaltensmuster zu regredieren, was bei echter Demut wohl kaum der Fall sein dürfte.

Marsianer hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:während ohne menschliches Bemühen, sondern aus göttlicher Liebe Hervorgehendes keinen Gegenpol hat.

Aha, hm. Charakterlich vielleicht schon? Ich würde ja schon sagen, daß Geistgechöpfe auch unveränderliche Charaktereigenschaften aufweisen? Und solche können sich in verschiedenster Art innerhalb des göttlichen Lichtreiches zueinander ergänzen?

Ja, einander ergänzen, jedoch nicht völlig widersprechen.

Marsianer hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:Aber zwischen "keinen Hass zu empfinden" und "dessen Wohl zu mögen" gäbe es ja auch die Möglichkeit des "nichts Empfindens",

Ja, das wäre dann wohl keine Nächstenliebe?

Genau. Es wäre möglicherweise etwas, das am ehesten dazu neigt, einer "Lauheit" zu verfallen und aus dieser Perspektive heraus einer kritischen Selbstbetrachtung gegenüber nicht offen zu sein.
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Re: Sind die Begrifflichkeiten "Hochmut" und "Demut" aus der Mode gekommen?

Beitragvon Marsianer » So 2. Jan 2022, 16:36

Agape hat geschrieben:auf der Ebene des Schattens sind Gegenpole möglich, gemäss meines Verständnisses auf der Ebene des Lichtes nicht.

Aha, zum Licht gäbe es keine, im Licht aber schon wie bei verschiedenen Färbungen/Wellenlängen. Und nach dem Stand heutiger irdischer "Physik" wäre es ja quasi so, daß Materie (wie auf der Erde) zeitlich wäre, insoweit sie sich kontinuierlich 60Sek/Min in die Zukunft bewege. Nur würde Bewegung von Materie im Raum sozusagen "Energie umleiten", so daß für diese Materie, je schneller sie sich im Raum bewegt, sie sich dann auch langsamer in der Zeit "in Richtung Zukunft" bewegen würde. Licht aber bewege sich gar nicht in zeitlicher Richtung, sondern (im Vakuum) nur mit "Maximalgeschwindigkeit" im Raum. Wobei Lichtteilchen ja ohne bekannten Grund in Materie und Antimaterie "zerfallen" können und damit dann auch in "eine zeitliche Existenz" fallen. Oder Materie würde beim Zusammentreffen mit Antimaterie "die zeitliche Existenz" beenden und wieder zu Licht.
Ich halte menschliches Bemühen für "störanfällig". Wenn dieses aus unterschiedlichen Gründen nachlässt, dann könnte auch wieder ein Verhalten auftauchen, das dem zuvor Angestrebten widerspricht, oder zumindest teilweise entgegenläuft.

Ja, das wäre dann auch etwas "grundsätzlich unterschiedliches", welches "wenn es gut geht" lediglich oberflächlich so wirkt als würde es "symptomatisch gut sein".

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Re: Sind die Begrifflichkeiten "Hochmut" und "Demut" aus der Mode gekommen?

Beitragvon Marsianer » Mi 23. Feb 2022, 16:14

"Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern in dem Herrn; denn das ist gerecht. Ehre Vater und Mutter! Das ist das erste Gebot mit der Verheißung: Auf daß dir es wohlergehe und du lange lebest auf Erden. Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern erzieht sie in Zucht und Zurechtweisung des Herrn." Eph 6,1-4

"Ehre (verherrliche) deinen Vater und deine Mutter, damit deine Tage verlängert werden auf dem Boden, den Jehovah, dein Gott, dir geben wird." 2.Mo 20,12

Stellen, die nach meinem Eindruck besonders oft in fragwürdiger Weise eingeordnet werden. Was meint "Gehorsam im Herrn" hier wohl? Geht es dabei auch um Anstrahlungsgemeinschaft?

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Re: Sind die Begrifflichkeiten "Hochmut" und "Demut" aus der Mode gekommen?

Beitragvon Agape » Mi 23. Feb 2022, 16:51

Marsianer hat geschrieben:"Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern in dem Herrn; denn das ist gerecht. Ehre Vater und Mutter! Das ist das erste Gebot mit der Verheißung: Auf daß dir es wohlergehe und du lange lebest auf Erden. Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern erzieht sie in Zucht und Zurechtweisung des Herrn." Eph 6,1-4

"Ehre (verherrliche) deinen Vater und deine Mutter, damit deine Tage verlängert werden auf dem Boden, den Jehovah, dein Gott, dir geben wird." 2.Mo 20,12

Stellen, die nach meinem Eindruck besonders oft in fragwürdiger Weise eingeordnet werden. Was meint "Gehorsam im Herrn" hier wohl? Geht es dabei auch um Anstrahlungsgemeinschaft?

Dazu meint Jakob Lorber in der "Geistigen Sonne", Band 2):
Ich sage euch aber, dass eben dieses Gebot, wie beinahe kein anderes, rein geistig ist. Ihr machet nun zwar grosse Augen; aber darum ist die Sache doch nicht anders. Damit ihr aber solches auf einen Hieb erschauet, so will ich nichts anderes tun, als dieses Gesetz mit etwas umgeänderten Worten sagen, wie es auch hier in diesem Lehrsaale vorgetragen wird, und ihr werdet die Fülle der Wahrheit sogleich erschauen. Wie aber lautet es hier? - Höret!

"Kinder! Gehorchet der Ordnung Gottes, welche ausgeht aus seiner Liebe und Weisheit (d. i. Vater und Mutter), auf dass ihr lange lebet auf Erden unter Wohlergehen".

Es hat also aus geistiger Sicht nichts mit Anstrahlungsgemeinschaft zu tun.
"Schreiben ist der direkte Weg zum Herzen"
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Re: Sind die Begrifflichkeiten "Hochmut" und "Demut" aus der Mode gekommen?

Beitragvon Marsianer » Mi 23. Feb 2022, 17:17

Agape hat geschrieben:Es hat also aus geistiger Sicht nichts mit Anstrahlungsgemeinschaft zu tun.

Die Eph-Stelle erwähnt aber etwa auch eine Aufforderung an Väter, die Kinder nicht zu reizen. Wie würde die danach deiner Meinung zu verstehen sein? Ich zitiere diese Stelle nochmal etwas weiter:

"Ihr Sklaven (δοῦλοι), gehorcht mit Furcht und Zittern in Einfalt eures Herzens den leiblichen Herren, als Christus. Nicht mit Augendienerei, um Menschen zu gefallen, sondern als Christus Sklaven (δοῦλοι), indem ihr den Willen Gottes tut von Herzen; indem ihr gutwillig dient, als dem Herrn und nicht den Menschen. Denn ihr wißt ja, was ein jeder Gutes tut, das wird er vom Herrn empfangen, er sei ein Sklave (δοῦλος) oder ein Freier (ἐλεύθερος). Und ihr Herren, tut das gleiche gegen sie und unterlaßt das Drohen, und seid eingedenk, daß ihr und euer Herr im Himmel ist, und bei Ihm kein Ansehen der Person ist. Zuletzt, Brüder, erstarket im Herrn vermöge Seiner Kraft. Ziehet die Rüstung Gottes an, auf daß ihr bestehen könnt gegen die listigen Anläufe des Teufels. Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit den Mächten, mit den Gewalten, mit den Herren der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel. Um deswillen greifet zur Rüstung Gottes, auf daß ihr am bösen Tage widerstehen und alles wohl ausrichten und das Feld behaupten möget." Eph 6,5-13


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