Selbst, Ego und Egoismus

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Marsianer
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Selbst, Ego und Egoismus

Beitragvon Marsianer » Fr 3. Jun 2022, 10:51

Dazu gab es im Forum schon an verschiedenen Stellen etwas, aber bisher soweit ich sehe keinen eigenen Thread und teils auch das Problem, daß die Begriffe gar nicht mit der foreneigenen Suchfunktion gefunden werden können, die dann ausgibt: "Die folgenden Wörter deiner Suchanfrage wurden ignoriert, da sie zu häufig vorkommen"
William James unterschied das erkennende Selbst (self as knower, I, pure ego) vom erkannten Selbst (self as known, me, empirical ego).[1] In dieser Tradition unterscheidet die Psychologie das (dem empirischen Ego entsprechende) Selbstkonzept, also die Antwort auf die Frage „Wer bin ich?“, vom Nachdenken über sich selbst, der Selbstaufmerksamkeit (self-awareness). Gemeinsam erzeugen sie das Gefühl einer Ich-Identität,[2] welche sich im Zuge der Ich-Entwicklung[3] verändert. Im Anschluss an James hat der Soziologe Charles Cooley das Konzept des Looking-glass self entwickelt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Selbst
Egoismus (egoˈɪsmʊs, von lateinisch ego „ich“ mit griech. Suffix -ismus) bedeutet „Eigeninteresse“,[1] „Eigennützigkeit“.

Der Duden nennt unabhängig von der psychologischen Perspektive viele sprachliche Synonyme („Eigenliebe, Eigenwohl, Eigennutz, Eigensucht, Ichbezogenheit, Narzissmus, Selbstbesessenheit, Selbstbezogenheit, Selbstliebe, Selbstsucht, Selbstverliebtheit; (gehoben) Ichsucht; (bildungssprachlich) Egotismus, Egozentrik; (Psychologie) Autophilie“).[2]

Egoismen (Plural) sollen Handlungsweisen sein, bei denen einzig der Handelnde selbst die Handlungsmaxime bestimmt. Dabei haben diese Handlungen zumeist uneingeschränkt den eigenen Vorteil des Handelnden zum Zweck. Wenn dieser Vorteil in einer symbiotischen Lebenshaltung zugleich auch der Vorteil anderer ist, dann gilt eine solche Handlungsweise teilweise als ethisch legitimiert. Meist aber wird ein Egoist als ein kurzsichtig Handelnder im Sinne eines Raffgieregoisten verstanden, der es kaum akzeptieren kann, wenn andere Menschen ihm gegenüber sich ebenso raffgierig zeigen. Der Raffgieregoist räumt sich selbst also mehr Freiheiten ein, als er anderen zugesteht.

[...]

Egoismus ist ein heftig umstrittenes Phänomen, da er von unterschiedlichen Menschen und Gruppen unterschiedlich verstanden, bewertet oder definiert wird. Oft wird er auch interessengeleitet genutzt, um bestimmte Zwecke zu erreichen: z. B. Rechtfertigung von Macht oder auch zur Herabsetzung Anderer. Deshalb ist es sinnvoll, den Begriff anhand weiterer Kennzeichnen näher zu bestimmen. Es können daher mindestens vier Formen des Egoismus unterschieden werden. Ein Versuch der Einteilung könnte so aussehen: Dem subjektiven Ansatz folgend unterscheidet man zwischen Egoismus im engeren Sinne und Egoismus im weiteren Sinne, nach dem objektiven Ansatz ist der positive vom negativen Egoismus zu trennen.

Egoismus im weiteren Sinne:

Betrachtet man Egoismus im weitesten Sinne, wird und muss jedes menschliche Verhalten als egoistisch eingestuft werden, denn jedem bewussten Tun liegt eine individuelle Abwägung des Nutzens der Tat zugrunde. Somit kann im weitesten Sinne selbst altruistisches Verhalten dem Egoismusbegriff untergeordnet werden, da der altruistisch Handelnde subjektiv sein Handeln als vorteilhaft bewertet, denn er empfindet den von ihm beabsichtigten Nutzen für den anderen als persönlichen Erfolg (z. B. erfolgreiche Kindererziehung, erfolgreiche medizinische Hilfe). Dies gilt auch bei allen anderen Definitionen, wird jedoch bei deren Bedeutung ausgeblendet, um eine Vereinfachung zu schaffen und den Begriff handhabbar zu machen.

Egoismus im engeren Sinne:

Im engeren Sinne ist ein Verhalten dann als egoistisch einzustufen, wenn der Handelnde bewusst einen Nachteil für einen Anderen in Kauf nimmt und alleine auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist, obwohl ein alternatives Verhalten, welches den Kriterien von Gerechtigkeit und Moral sowie dem Gleichheitsprinzip entspricht, möglich wäre. Ist ein Bewusstsein für tatsächlich entstandene Nachteile für einen Anderen als Folge des eigenen Tuns oder auch Unterlassens überhaupt nicht vorhanden, kann nicht mehr von Egoismus im engeren Sinne gesprochen werden, sondern von Egozentrismus. Unter dem Wikipedia-Lemma „Egozentrismus“ ist Egoismus als „reflektierte Selbstverliebtheit“ definiert. Der Andere wird hierbei nicht als gleichberechtigtes Subjekt wahrgenommen, sondern ist nur Instrument des eigenen Lustgefühls. Dieser Egoismusbegriff ist daher negativ belegt und wird oft im Rahmen moralischer Vorwürfe benutzt.

Positiver Egoismus:

Beim objektiven Ansatz werden die Folgen menschlichen Handelns bewertet, weil man davon ausgeht, dass die wahren Absichten menschlichen Tuns nur schwer oder gar nicht ermittelbar sind. Von positivem Egoismus spricht man daher, wenn die Folgen selbstbezogenen Denkens und Verhaltens objektiv einen allgemeinen Nutzen haben und Einzelnen nicht schaden. Insbesondere dem Wettbewerbsgedanken liegt diese positive Auffassung von Egoismus zugrunde. Dieser Egoismus beschreibt die antreibenden, wohlstands- und damit allgemeinwohlfördernden Auswirkungen selbstbezogenen Denkens.

Ein weiteres Phänomen des positiven Egoismus ist „kooperativer Egoismus“, der vor allem in den USA zu beobachten ist: Diejenigen Personen, die sich am meisten für egoistische Werte wie Karriere und Selbstverwirklichung einsetzen, sind häufig zugleich diejenigen, die kommunale Aktivitäten hoch bewerten und einen großen Teil ihrer Freizeit für andere verbringen. Der kooperative Egoismus wird auch als "altruistischer Individualismus" bezeichnet. Dies zeigt, dass positiv egoistische Motive mit altruistischen Zielen verschwimmen können.

Der „Objektivismus“ von Ayn Rand beschreibt einen sogenannten „rationalen“ Egoismus, der von seinen Vertretern als vernünftiges und produktives Handeln zum eigenen Nutzen und unter Wahrung der negativen Schutzrechte anderer Individuen dargestellt wird. Diese Rechte schützen im Wesentlichen Leben, Freiheit und Eigentum im Sinne einer Abwehr von physischer Gewalt; ein Schutz vor struktureller Gewalt fehlt hingegen im „Objektivismus“.

Negativer Egoismus:

Hierunter werden Formen selbstbezogenen Denkens zusammengefasst, insofern dessen Folgen dem allgemeinen Wohl abträglich sind und Einzelnen Schaden zufügen. Soziale Unterschiede, Rücksichtslosigkeit, Krieg und menschliche Katastrophen sind objektiv erfassbare mögliche Folgen dieses Egoismusverständnisses.

https://de.wikipedia.org/wiki/Egoismus

Marsianer
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Re: Selbst, Ego und Egoismus

Beitragvon Marsianer » Fr 3. Jun 2022, 12:18

Der Menschen ist nach Kierkegaard auf jeden Fall entzwei – nicht, weil er etwas verkehrt gemacht hat, sondern weil er so zur Welt kommt: zum Verzweifeln. Es gibt keinen Menschen, der nicht ursprünglich verzweifelt wäre. Weil sein Stolz oder Ich von der Sehnsucht verletzt wird.

Die Verzweiflung kann ein Mensch nach Kierkegaard überwinden durch die Entwicklung eines, wie er’s nennt, Selbsts. Darunter versteht er keinen Einheit, sondern eine gelungene Beziehung zwischen Endlichkeit und Unendlichkeit.

Dies kann auf dreierlei Weise misslingen:

1 – durch Übertönung der Verzweiflung vermittels Zeitvertreib intellektueller oder spielerischer Natur. Blaise Pascal führt als Beispiele für solche Ablenkungen „Tennisspielen“ und „Mathematik“ an, was ich hier zitiere, weil ich es lustig finde. Wer keine Zeit hat, der Verletzung seiner Eigenmacht durch Sehnsucht innezuwerden, ist lt. Kierkegaard verzweifelt auf eine Art und Weise, welche die hoffnungsloseste ist. Da er gar nicht weiß, dass er verzweifelt ist, und so auch nichts dagegen unternehmen kann.

2 – durch Einseitigkeit – Erwürgung des einen Verzweiflungsoments zuliebe des anderen. Indem ein Mensch beispielsweise Sehnsucht ausblendet für Meisterschaft. Er beschränkt sich entweder nur auf das, was in seiner Macht steht (wie die Virtuosen) – oder er liefert sich dem Unendlichen aus (wie die Drogensüchtigen). Eine Vermittlung findet nicht statt.

3 – durch Überschätzung infolge der Annahme, die Sehnsucht persönlich stillen zu können (Liebe z. B. „deichseln“ zu können, was noch niemand geschafft hat).

Entsprechend die Ausgangspunkte von Selbstwerdungs-Geschichten: Verzweiflung bricht durch, die Hauptfigur verliert ihr bisheriges Leben, das in Übertönung, Einseitigkeit, Überschätzung – oder einer Mischung beziehungsweise Abwechselung aller drei – bestand. Aber irgendwie droht auch kein richtiger Verlust, weil damit die Chance entsteht, auf etwas Erfüllenderes zu kommen: das wahre Selbst.

Wie hat man sich dessen Geburt vorzustellen?

Für Kierkegaard spielt dazu das andere eine entscheidende Rolle, ursprünglich als Gott interpretiert, ein Wort, das bei Kierkegaard niemals fällt. Er stellt nur fest, kein Mensch könne je selbsttätig sein Sehnen stillen, sondern hänge in diesem Punkte von etwas ab, das mehr sei, als er je sein könne, und – hinzukommend – das Selbst erst schafft.

„. . . ein Selbst“, schreibt Kierkgegaard, „muss entweder sich selbst gesetzt haben oder durch ein anderes gesetzt sein.“ Da wir als Menschen dessen, was uns ausmacht, Können und Sehnen, nie zeitgleich inne – nicht gleichmäßig im Besitz unserer Kräfte und Begehren – sein können, sind wir auch nicht imstande, was uns auseinandersetzt, einzubinden. Wir schaffen ein Selbst nicht durch Bordmittel; es muss vielmehr – im Fall von uns Menschen – „durch ein anderes gesetzt sein“.

„Dies ist nämlich die Formel, die den Zustand des Selbst beschreibt, wenn die Verzweiflung ganz beseitigt ist: Indem es sich zu sich selbst verhält und indem es es selbst sein will, gründet das Selbst durchsichtig in der Macht, die es setzte.“

https://www.martinthau.eu/2019/05/10/581
Kierkegaards Denken in Sätzen zu beschreiben ist schwierig, denn was er zur Geltung bringen wollte, war gerade, dass Wahrheit nicht in Sätzen gelehrt werden könne, sondern eine Bewegung des Menschen in der Zeit sei. In diesen Zusammenhang gehören seine Kategorien Augenblick, Wiederholung und Sprung sowie sein pseudonymer, provokanter und paradoxer Stil. Das Wesentliche am Christentum war ihm, dass die Wahrheit in der Zeit (in Christus) gekommen sei und der Mensch nur ein Verhältnis zu ihm haben könne, indem er ihm gleichzeitig werde.

Ende 1854 veröffentlichte Kierkegaard in der Zeitung Fædrelandet, die schon als Plattform für den Angriff auf P. L. Möller und Goldschmidt gedient hatte, einen Artikel, der die folgende polemische Überschrift trug: „War Bischof Mynster ein Wahrheitszeuge, einer der wirklichen Wahrheitszeugen – ist dies die Wahrheit?“ Die Antwort konnte aus Kierkegaards Sicht nur Nein! lauten. Der Artikel, in dem er zum ersten Mal seit fast vier Jahren sein Schweigen brach, war der Auftakt zu Kierkegaards „Kirchensturm“, seinem letzten intellektuellen und religiösen Aufbäumen. In den Folgemonaten veröffentlichte Kierkegaard im Fædrelandet eine große Zahl weiterer Artikel, in denen er die dänische Kirche immer schärfer angriff. Ab Mai 1855 begann er mit der Veröffentlichung der Zeitschrift Der Augenblick (Øjeblikket), von der zehn Nummern erschienen.

Die Aggressivität der Angriffe gegen die Kirche und seine Forderungen an den wahren Christenmenschen eskalierten in diesen letzten Schriften. Er wirft der Amtskirche vor, das Christentum nicht zu vertreten, sondern effektiv zu verhindern. Das amtliche Christentum und seine Riten seien eine Fälschung, eine Lüge, ein Komödienspiel. Kierkegaard gibt zu verstehen, dass dieser Kampf gegen die Kirche als sein wirkliches Werk zu betrachten sei und dass seine früheren Schriften nur als vorbereitende taktische Manöver anzusehen seien, die vor allem den Zweck erfüllten, ihn als ernstzunehmenden Theologen zu etablieren, dem man zuhören müsse.

https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%B8ren_Kierkegaard

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Re: Selbst, Ego und Egoismus

Beitragvon Marsianer » Mi 6. Jul 2022, 16:34

„Ramana Maharshi pflegte seinen Schülern die Übung „Wer bin ich?„ zu geben – sie sollten sich nur diese eine Frage stellen.

In Tibet benutzt man eine ähnliche Technik, die noch besser als die von Ramana ist. Dort fragen sich die Schüler nicht: „Wer bin ich?“, sondern „Wo bin ich?“ – denn das „Wer“ kann zu einem Problem führen.

Wenn man Wer bin ich? fragt, geht man davon aus, dass man bereits existiert, aber nur noch nicht weiß, wer man ist. Nur die Identität, das Gesicht, muss noch erkannt werden, aber es ist da – zwar unerkannt, aber da.

Die Technik der Tibeter geht noch tiefer. Sie raten, ganz still zu sein und in seinem Inneren nachzuschauen, wo man ist.

Begib dich in deinen Innenraum, gehe in alle Ecken und frage: „Wo bin ich?“ Du wirst das Ich nirgendwo finden. Je mehr du suchst, desto weniger wird es irgendwo zu finden sein.

https://www.findyournose.com/wo-bin-ich ... onstechnik

Und wenn doch? Wie kommt wer auf welches Ergebnis dabei?

Aus einem anderen Artikel von dort:
Wir nehmen immer nur unser eigenes Selbst wahr. Selbst wenn wir verliebt sind, achten wir nur auf uns selber. Sonst könnte sich Liebe niemals in Unglück verwandeln.

Liebe könnte der Himmel sein, sie wird aber zur Hölle, weil sogar Liebende nur mit sich selbst beschäftigt sind. Der andere wird deshalb geliebt, weil er dir Glück beschert. Der andere wird deshalb geliebt, weil du dich mit ihm wohl fühlst.

Aber der andere wird nicht deshalb geliebt, weil er oder sie etwas Wertvolles an sich sind. Der Wert des Geliebten bemisst sich an dem Vergnügen, das er dir bringt. Nur deshalb, weil du Genugtuung und eine gewisse Befriedigung verspürst, ist dir der andere wichtig geworden.

Versuche einmal täglich eine Stunde mit etwas Lebendigem empathisch und mitfühlend zu sein.

Setze dich an einen Baum und spüre, wie sich der Baum anfühlt. Der Wind frischt auf und der ganze Baum beginnt sich zu schütteln und zu beben. Spüre das Schütteln und Beben in dir.

Wenn die Sonne aufgeht und der ganze Baum zu Leben erwacht, fühle diese Lebendigkeit in dir. Der Baum ist lebendig, er fühlt.

Wenn du eins mit ihm wirst, dann wirst du das am eigenen Körper erfahren. Ebenso wie du dich in jedem Moment veränderst, ändert sich auch der Baum.

Anfangs wirst du dir dabei albern vorkommen und vielleicht denken: Was mache ich hier? Aber das ist nur am Anfang so. Sobald du diese Welt betreten hast, in der alles Leben gefühlt werden kann, wird dir die gewohnte Welt verrückt vorkommen.

https://www.findyournose.com/bewusstsei ... -empfinden

Hatschi. ;)

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Re: Selbst, Ego und Egoismus

Beitragvon Marsianer » So 18. Sep 2022, 13:14

Das gottlose Ego ist jedoch nicht – wie in spirituellen Richtungen behauptet – dein komplettes Ich mit all seiner Kraft, Energie, seinen Stärken und Schwächen. Gott will uns nicht töten, nicht willenlos und kraftlos machen, sondern wir sollen unseren Willen (und unsere Kraft) mit Seinem synchronisieren. Es geht NICHT darum, als ein Ich zu sterben! Nein, gerade das Ich ist wichtig und von Gott geschätzt, denn es ist der Entscheidungsträger!

Es geht nicht darum, allen Willen hinzugeben, sondern darum, sich dafür zu entscheiden – immer wieder – Gottes Willen folgen und zu tun. Dazu braucht es deine freudige Energie, die dir der Heilige Geist schenkt. Gottes Wille ist immer FÜR uns, niemals gegen uns – darauf können wir uns verlassen. Und Gott möchte sowohl unsere Stärken als auch unsere Schwächen nutzen, zum Einen für sein Königreich, zum Anderen für unser psychisches Wachstum.

https://leben-mit-jesus.net/der-neue-mensch

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Re: Selbst, Ego und Egoismus

Beitragvon Marsianer » Mi 5. Jul 2023, 08:06

Wenn du also Freude erfahren willst, dann genieße den Moment, nachdem du etwas erlangt hast, eine Weile, aber denke nicht, dass die Freude da ist, weil du etwas erlangt hast, sondern weil du etwas erlangt hast, ist vorübergehend der Geist ruhig und weil der Geist vorübergehend ruhig ist, spürst du die Freude von Anandamaya Kosha. Genieße Momente der Liebe und wisse, Momente der Freude sind Momente des Selbst. Die Freude kommt nicht, weil du den Menschen liebst, oder der andere dich liebt, sondern die Liebe ist eine Möglichkeit, dass deine Individualität vorübergehend weg ist. Und wenn die Individualität vorübergehend weg ist, dann leuchtet das Selbst auf. Das ist Liebe, das ist Freude.
Wenn du ganz konzentriert bei Etwas bist, nicht daran denkst, was in der Zukunft wird, keine Gedanken hast über die Vergangenheit, wenn du ganz konzentriert bei etwas bist, oder einfach ganz loslässt, dann strahlt die Freude auf und wenn du das Richtige tust, wenn du das Gefühl hast, du hast nach bestem Wissen und Gewissen dich entschlossen und du hast das getan, um Gutes zu bewirken, ohne dich zu identifizieren, du fühlst dich als Instrument, dann ist Freude da.

[...]

Wenn du schlechte Taten begangen hast, dann fühlst du dich nicht so gut. Patanjali sagt ja auch im Yoga Sutra, wenn man unethisch handelt, dann ist man unglücklich und landet in der Unwissenheit.

https://wiki.yoga-vidya.de/Anandamaya_Kosha
Sukshma Sharira ist der Feinstoffkörper, Linga Sharira ist ein anderer Name davon und ist übersetzt "Astralkörper". Vijnanamaya Kosha ist die dritte der drei Hüllen des Linga Sharira - dazu gehört: Pranamaya Kosha – Energiehülle, Manomaya Kosha – geistig-emotionale Hülle, und eben Vijnanamaya Kosha – intellektuelle Hülle. In der Vijnanamaya Kosha sind zwei Bestandteile, dort ist Buddhi und Ahamkara. Ahamkara ist der Ich-Macher. Ahamkara ist das Ich-Gefühl. Ahamkara ist die Identifikation. Wenn du sagst, "ich bin so und so", wenn du sagst, "ich habe das und das", "ich besitze das und das", "ich brauche dieses und jenes", das ist alles Ahamkara.

Die Erkenntnis von sich selbst und die Bewusstheit von sich selbst als eine historische Person, die irgendwann geboren ist, irgendwann sterben wird und die im Austausch steht mit Umwelt und anderen Lebewesen, das alles ist Ahamkara. Ahamkara ist zunächst mal das, was überhaupt hilft, ein bewusstes Leben zu führen. Ahamkara kann aber auch das Ego sein und zu verschiedenen Problemen führen.

https://wiki.yoga-vidya.de/Vijnanamaya_Kosha

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Re: Selbst, Ego und Egoismus

Beitragvon Marsianer » Mi 5. Jul 2023, 13:03

Niederschrift eines Vortragsvideos (2014) von Sukadev über Ahamkara

Wörtlich heißt "Aham" ich bin und "Kara" ist der Verursacher. Ahamkara, der Verursacher des Ich-Bin-Gefühls. Ahamkara ist das Ego. Ahamkara spielt eine Rolle im so genannten Antakarana, dem inneren Instrument. Das innere Instrument, das dann besteht aus Buddhi, der Urteilskraft, Vernunft, freier Wille, Ahamkara, das Ego, dann Manas, das einfache Denkprinzip, Chitta, das Unterbewusstsein. Ahamkara ist also das Ego. Ahamkara identifiziert sich. Ahamkara sagt: "Ich bin groß, ich bin klein, ich bin dick, ich bin dünn, ich bin klug, ich bin nicht ganz so klug, ich bin künstlerisch, ich bin handwerklich, ich bin intellektuell, ich bin ein Techniker, ich bin kreativ." All das sagt Ahamkara. Ahamkara identifiziert sich. Und Ahamkara ist die Ursache von vielen Problemen, denn so wie du dich mit etwas identifizierst, gibt es ein Problem, denn in Wahrheit bist du: "Aham Brahmasmi. Ich bin Brahman, ich bin eins mit der Weltenseele."

Brahman ist unendlich, ewig, ohne Grenzen. Wenn du "Aham Brahmasmi" weißt, dann hast du alles, aber du hast "Aham Brahmasmi" vergessen. Oder vielleicht auch nicht. Aber angenommen, du hättest "Aham Brahmasmi" vergessen, dann identifizierst du dich mit etwas. Und alles, mit dem du dich identifizierst außerhalb von Brahman, ist begrenzt und ist sterblich und ist unbewusst. Da du aber im Inneren weißt, "ich bin unbegrenzt", bist du mit allem Begrenzten langfristig nicht zufrieden. Da du weißt, "ich bin ewig", bist du mit allem Vergänglichen nicht zufrieden. Sowie du dich mit etwas Vergänglichem identifizierst, hast du Angst, es zu verlieren. Daher, Ahamkara gilt als das, was die Ursache ist von vielem Leiden.

So gilt es, Ahamkara zu überwinden, es gilt, das Ichgefühl zu überwinden, es gilt, zu erkennen, das Selbst aller Wesen ist eins. Und so vieles, was wir im Yoga machen, machen wir, um Ahamkara zu überwinden. Du übst uneigennütziges Dienen. Indem du uneigennützig dienst, achtest du nicht so sehr auf dich selbst, du versuchst, anderen zu helfen, anderen zu dienen. Bhakti Yoga bedeutet, dass du dich Gott hingibst, du verehrst Gott, du dienst Gott und du spürst dich verbunden mit Gott. Raja Yoga ist die Nicht-Identifikation. Du erkennst: "Da ist die Psyche, da sind Gedanken, da sind Gedanken, die kommen und die gehen, Emotionen kommen und gehen. Ich bin das nicht." Ähnlich auch im Jnana Yoga kannst du ganz bewusst sagen: "Neti, Neti, nicht dies, nicht dies." Und dann: "Aham Brahmasmi. Ich bin dieses Brahman."

Ahamkara ist aber auch nicht nur schlecht, es gibt sattviges, rajasiges und tamasiges Ahamkara. Letztlich, um in dieser Welt dein Karma auszuarbeiten, brauchst du Ahamkara. Du musst ja diesen Körper bewegen, also brauchst du auch ein Gefühl dieses Körpers. Du hast eine Psyche, die du spielerisch verwenden kannst. So ähnlich, wie es auch im Lateinischen den Ausdruck "Persona" gibt. Persona kommt von Person, Persönlichkeit, aber Persona ist eigentlich der Name für eine Maske, durchscheinend.

Im alten Griechenland wie auch im alten Rom haben Theaterschauspieler Masken angezogen, die so genannten Personas. Auf diese Weise, du hast eine bestimmte Persona, eine bestimmte Maske an, mit der du in dieser Welt etwas tun kannst. So wie ein Schauspieler im alten Griechenland eine Maske brauchte, um zu spielen, so ähnlich brauchst du ein Ichgefühl, ein Ahamkara, um in dieser Welt etwas zu tun. Du kannst Ahamkara tamasig haben. Ein tamasiges Ahamkara sagt: "Ich kann nichts und keiner mag mich und ich tauge nichts." Ein rajasiges Ahamkara sagt: "Ich bin besser als andere, ich werde es ihnen zeigen. Ich brauche noch dieses und jenes und dann wird alles gut."

Ein sattviges Ahamkara sagt: "Ich tue, was ich tun kann und ich will andere lieben und annehmen, so wie sie sind. Ich will meine Aufgaben erfüllen und ich will Gott dienen, Gott spüren. Körper und Psyche sind Leihgaben unbestimmter Nutzungsdauer, unbestimmter Leihdauer. Es wird kommen, es wird gehen. Ich weiß, ich bin das unterbliche Selbst, aber auf eine gewisse Weise habe ich jetzt ein besonderes Gefühl, das ist mein Körper, meine Psyche, um die ich mich zu kümmern habe. Sie sind der Veränderung unterworfen und ich werde annehmen, was geschieht. Ich werde mich um Körper und Psyche kümmern, aber ich bin nicht Körper und Psyche. Ich werde Körper und Psyche nutzen so gut, wie ich kann, um anderen zu helfen, um anderen zu dienen."

[...]

Identifiziere dich nicht

Es gibt alles mögliche, aber du identifizierst dich damit und daraus entsteht das Ich. Als Beispiel hast du deinen Körper und du identifizierst dich damit und sagst: Mein Körper, ich bin der Körper. Du nimmst wahr, dass du ein besonderes Talent hast. Zum Beispiel kannst du gut musizieren also sagst du: Ich bin musikalisch. Du hast ein Fahrrad gekauft und denkst: Das ist mein Fahrrad. Ich besitze ein Fahrrad. Dann identifizierst du dich damit. Daraus entstehen so viele Probleme. Wehe, wenn dein Fahrrad einen „Platten“ hat. Oder jemand anderes hat ein besseres Fahrrad oder jemand anders schimpft über dein Fahrrad und sagt: Ein so altes klappriges Ding, wirf es doch weg. Du fühlst dich gekränkt.

Oder du identifizierst dich mit deiner Haarpracht. Ich habe so schöne Haare, wehe irgendjemand sagt: Dir fallen langsam die Haare aus. Du hattest auch schon mal eine schönere Frisur. Dann bist du betroffen. In diesem Sinne, das ist das Ich. Das Ich identifiziert sich. Du kannst jetzt selbst überlegen. Womit identifizierst du dich? Wo sagst du ich und mein und wo trifft dich etwas?

Folge nicht den Reiz-Reaktions-Ketten

Dann gibt es noch chitta, das angehäufte Gedächtnis was Guna hat, die Eigenschaft des ānusandhāna, in Erinnerung rufen svarta, aus sich selbst heraus. Dort sind zum einen alle alten Erinnerungen, alles was du jemals erfahren hast und auch alle Wünsche sind im chitta sowie die Handlungsfähigkeiten und Neigungen aus diesem und früheren Leben.

Eine ganze Menge befindet sich im chitta und es hat die Funktion diese aus dem Gedächtnis heraus zu holen. Angenommen jemand ist nicht freundlich zu dir und sofort kommt alles vor wie vielleicht dein Vater, deine Mutter nicht freundlich war, wie du vielleicht in Gefahr geraten bist und alles zu verlieren.

Wie dich vielleicht dein Lehrer missachtet hat. All das kommt hoch. Das alles ist die Funktion von chitta. Hier könntest du auch überlegen, wie viel von dem wie ich reagiere kommt einfach auf Grund meiner Vergangenheit, auf Grund des Gedächtnisses. Das hilft alles wenn du eben erkennst, wo identifizierst du dich und welche Erinnerungen kommen hoch und prägen dich. In dem du das erkennst, löst du dich. Es ist auch eine Funktion der Psychotherapie, zu erkennen, wie dein Geist funktioniert. Du erkennst wie wenig du Herr in deinem eigenen Hause bist. Du hörst auf zu denken das du das bist was du denkst und fühlst. Sondern weil du so viel geprägt durch Erinnerungen und Erfahrungen bist. Du selbst bist das unsterbliche Selbst.

https://wiki.yoga-vidya.de/Ahamkara

Entsprechend?
Marsianer hat geschrieben:Bei seinem Beispiel mit dem benannten Vogel geht der Autor davon aus, "Glaube" an einen Begriff mache quasi wohl den Unterschied aus? Das wäre dann vielleicht zu bewerten als Verlassen/Überdecken des Prana-Felds in dieser Hinsicht?
52:00 In dem Moment, wo einem Kind erzählt wird, was ein Vogel ist und es glaubt, was ihm gesagt wird, wird es nie wieder einen Vogel sehen. Sie sehen nur ihre Gedanken.

Was wäre solches "Glauben" dann für ein Vorgang? Jemand vertraut mehr auf die äußere menschensprachliche Darstellung als auf eigenes direktes Wahrnehmen möglichst ohne "Schere" im Kopf durch (momentan unhinterfragt geglaubte) begriffliche Einteilungen?

viewtopic.php?p=6878#p6878

Marsianer
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Re: Selbst, Ego und Egoismus

Beitragvon Marsianer » Do 6. Jul 2023, 14:32

Swami Sarvapriyananda: The Ego (Ahaṁkāra) According to Vedanta
https://www.youtube.com/watch?v=g0rcQILn-Vg

Teils spricht er schnell und recht undeutlich, beziehungsweise mit indischem Slang, ich habe mal versucht einige hierfür wohl interessante Aussagen niederzuschreiben.

1:00 Whatever is going on in the body [and?] mind is taken up is taken up appropriated and unified by the ego. You are walking. Your walking is going on. The ego says: I am walking. Eating is going on. The ego says: I am eating. Is the ego actually eating? Not at all, the ego is just a function of the mind, it cant eat, either can it walk. But it is the its function of the mind the egos function is to unify all these activities under one hat/head. And that is called appropriating, it takes all itself everything is going on there. This is "I". ... "Cookie want" And the egos comes in: "I want cookie". "Cookie" comes from memory, "want" comes from the mind and then the ego comes in and says: "I want cookie" ... (2:30) Cleary its not the real you, the real you is the Atman, the conciousness. It is just a function of the mind. It works, it does not work sometimes. Sometimes the ego is not present. When is the ego not present? Keep the mind very busy, you will not feel the presence of the ego. Youre deeply interested in your work ..., does not even feel "I am doing it". ... its a flow experience. Do you have a flow experience in sports, in music ... if you are a artist or a writer or even a meditator. When you get into the flow experience, the ego disapears. ... The mind has no capacity left for creating the ego. ... automaticly it flows ... the music just flow ... After it the ego can say: "I played so well" ... But when the ego is not generated by the mind, are you not there? ... In deep sleep the ego stops. The mind stops, so the ego also stops.

Ungefährübersetzung Deutsch: 1:00 Was immer im Körper oder dem Mind vor sich geht, wird vom Ego vereinnahmt und vereinheitlicht. Du gehst. Das Ego sagt: Ich gehe. Es wird gegessen. Das Ego sagt: Ich esse. Ißt das Ego wirklich? Nein, das Ego ist nur eine Funktion des Minds, sie kann nicht essen, so wie sie auch nicht gehen kann. Aber das Ego ist die Funktion des Minds, all diese Vorgänge unter einem Hut zu vereinheitlichen. Es beansprucht alle laufenden Vorgänge für sich. Das ist "Ich". ... "Keks wollen" Und das Ego kommt dazu: "Ich will einen Keks". "Keks" kommt aus der Erinnerung (memory), "wollen" kommt vom Mind ... (2:30) Sicher ist das nicht dein wirkliches "Du", das wirkliche "Du" ist der Atman, die Bewußtheit. Es ist nur eine Funktion des Mind. Sie wirkt manchmal, aber manchmal ist sie nicht wirksam. Manchmal ist das Ego nicht präsent. Wann ist das Ego nicht präsent? Halte den Mind sehr beschäftigt, dann wirst du die Präsenz des Egos nicht spüren. Wenn du vertieft in etwas bist, das du tust ... fühlst du nicht "Ich tue das". ... es wird ein Flow erfahren. Vielleicht wäre es ein Flowerlebnis beim Sport oder beim Musizieren ... wenn du ein Künster bis oder ein Schriftsteller oder vielleicht auch ein Meditierender. Sobald du ins Flowerleben kommst, verschwindet das Ego ... Der Mind hat dann keine Kapazität übrig um das Ego zu kreieren. ... automatisch fließt es ... die Musik fließt im Flow ... Später kann das Ego dann sagen: "Ich habe so schön gespielt" ... Nur wenn das Ego nicht vom Mind generiert wird, bist du dann nicht da? ... Im Tiefschlaf stoppt das Ego. Der Mind an sich stoppt, also stoppt auch das Ego.

6:00 In traditional Vedanta, when youre studying the mind we devide it into four parts: Mano, Buthi, Chita, (?) Ahamkara; [Mano:] the mind itself which thinks, Buthi: the intellect which understands, [Ahamkara:] Ego, which says "I, I" ... and the memory Chita the storehouse of all memories and impressions

Ungefährübersetzung Deutsch: 6:00 Im traditionellen Vedanta, wenn du den Mind studierst, unterscheiden wir vier Teile von ihm: Mano, Buthi, Chita, (?) Ahamkara; [Mano:] der Mind selbst, der denkt, Buthi, der Intellekt, der versteht, [Ahamkara:] Ego, welches sagt "Ich, Ich" ... und das Gedächtnis (memory) Chita, das Archiv aller [wohl "persönlicher"] Erinnerungen und Eindrücke

8:00 Do you experience your ego if you sit quietly and you feel "I"? Do you feel that? All of us, when were looking into the mind do we feel the ego? Yes, we can say "I", whith confidence we can say yes "I". "I am sitting", do I feel that? Yes. "I am listening" Yes. So the ego is something that is experienced. If it is experienced, it is the seen and you are the seaer of the ego. You see where I am going with this? The ego is the seen and you are the seaer of the ego. Otherwise you would not been experienced. If its been experienced, it is an object like this [hält ein Heftchen erhoben in der Hand] Even the ego, even the "I" is an object ... you are not the ego. The ego shines in your light ... The ego is identified with the mind and identified with the body and then we think we are the body and the mind. This is how the mechanism works. And the whole purpose of Vedanta is to slice this connection between you and the ego ... and yet you will know, that I use the body and mind. I am shining in the body and mind, but I am not the body and mind.

Ungefährübersetzung Deutsch: 8:00 Erlebst du dein Ego wenn du still dasitzt und "Ich" fühlst? Fühlt ihr das? Fühlen wir alle, wenn wir den Mind betrachten das Ego? Ja, wir können dann überzeugt sagen "Ich". "Ich sitze", fühle ich das? Ja. "Ich höre zu" Ja. Also wird das Ego erfahren. Wenn es erfahren wird, wird es betrachtet und du bist der Betrachter des Egos. Seht ihr, worauf ich damit hinauswill? Das Ego ist das gesehene und du bist der Sehende, der das Ego sieht. Anderenfalls würdest du es nicht erfahren. Es wird erfahren, es ist ein Objekt wie das [hält ein Heftchen erhoben in der Hand] Auch das Ego, auch das "Ich" ist ein Objekt .. du bist nicht das Ego. Das Ego leuchtet in deinem Licht ... Das Ego ist mit dem Mind identifiziert und dem Körper und dann denken wir, wir sind der Körper und der Mind. So funktioniert dieser Mechanismus. Und der ganze Zweck des Vedanta ist diese feste Verbindung zwischen dir und dem Ego zu trennen ... dann wirst du erkennen, daß ich den Körper gebrauche und den Mind. Ich leuchte im Körper und dem Mind, aber ich bin nicht der Körper oder der Mind.

Marsianer
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Re: Selbst, Ego und Egoismus

Beitragvon Marsianer » Do 6. Jul 2023, 16:38

Wie ist das sinnvoll zu deuten? Welche der Ansichten zu diesem Thema machen wieviel Sinn?

Die Einordnung des Swami von Ego zu "Flowerleben" finde ich schon markant. Wenn das als Maßstab genommen würde, dann habe ich erstmal einen Eindruck davon, was mit "Ego" da nun eventuell wirklich gemeint wäre.

Es gibt ja auch etliche im spirituellen Bereich, die "Ich" als Konstrukt beschreiben, als zusammenfassende Sichtweise auf ganz verschiedene Abläufe. Solche Ansichten gibt es auch von eher atheistischen "Psychologen". Diesen Betonungen stehe ich lange schon weitgehend skeptisch gegenüber. Klar, es gibt da ganz verschiedene Impulse. Aber es wirkt auf mich sinnvoll diese zusammenzufassen als "Ich", das halbwegs eine Abgrenzung vornehmen kann zu "Fremdenergien", die ja durchaus auch in vielen dieser spirituellen Lehren dann anderweitig eine Rolle spielen. Es ist nicht bedeutungslos, was inwiefern mit dem eigenen Selbst zu tun hat. Auch wenn es so klare Abgrenzungen wie manche meinen wohl nicht immer geben mag.

Das Ichverständnis vieler Menschen ist was das angeht wohl aber schon reichlich "demoliert", da es hier eben meist wohl aufgrund von Konzepten auf der ebene von "Mind" nicht sehr treffend unterscheidet und das ist dann ja auch andererseits oft Thema, daß "Fremdenergien" für Teile von "Ich" gehalten werden und das manche Irritationen und Fehlannahmen im Menschen verfestigt.

Ich kann "Ego" als eine Art Betrachtung des Mind wohl nachvollziehen, würde ich sagen. Auch daß in "Flow" dies wegfällt. Im Flowerleben, würde ich sagen, wird dann aber durchaus erlebt, daß andere Seelen/Wesen andere Wesen sind. Aber wohl durchaus nicht mittels "Mind", nicht durch solche Einordnung und wohl auch nicht so scharf zueinander abgegrenzt wie "Mind" es in manchen kulturellen Geprägtheiten klug finden würde.

Wobei ein Flow bezogen z.B. auf sportliche oder musikalische Aktivität, all dergleichen, auch eher stark fokussiert wäre auf das Objekt des starken Interesses und gar nicht diese Weite hätte wie z.B. ein in die Breite mancher Aspekte der Schöpfung gerichteter Flow, der aus starkem Interesse am (vor allem seelisch-geistigem) Glück anderer Wesen bestehen würde (sagen wir mal Agape).

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Re: Selbst, Ego und Egoismus

Beitragvon Goldmädchen » Do 6. Jul 2023, 18:45

Marsianer hat geschrieben:
Ich kann "Ego" als eine Art Betrachtung des Mind wohl nachvollziehen, würde ich sagen. Auch daß in "Flow" dies wegfällt. Im Flowerleben, würde ich sagen, wird dann aber durchaus erlebt, daß andere Seelen/Wesen andere Wesen sind. Aber wohl durchaus nicht mittels "Mind", nicht durch solche Einordnung und wohl auch nicht so scharf zueinander abgegrenzt wie "Mind" es in manchen kulturellen Geprägtheiten klug finden würde.

Gut, gratuliere.

Wobei ein Flow bezogen z.B. auf sportliche oder musikalische Aktivität, all dergleichen, auch eher stark fokussiert wäre auf das Objekt des starken Interesses und gar nicht diese Weite hätte wie z.B. ein in die Breite mancher Aspekte der Schöpfung gerichteter Flow, der aus starkem Interesse am (vor allem seelisch-geistigem) Glück anderer Wesen bestehen würde (sagen wir mal Agape).


Ja, da hast du recht. Es gibt verschiedene Arten von Flows, meine ich.

Du hast dich viel mit einer anderen Lehre befasst die Tage, ich muss mir echt mal die Zeit nehmen dafür. Heute habe ich mich wohl viel zu viel mit einem anderen Thema beschäftigt, was etwas zu viel Zeit von mir bekommen hat. Ab morgen gehe ich nicht mehr da rauf. Ab heute schon, lieber lese ich hier.

Marsianer
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Re: Selbst, Ego und Egoismus

Beitragvon Marsianer » Do 6. Jul 2023, 19:14

Goldmädchen hat geschrieben:Es gibt verschiedene Arten von Flows, meine ich.

Das ist die Frage. Folgt vielleicht der Flow eher unterschiedlichen Interessenlagen? Wenn Sport getrieben oder musiziert wird, dann tut der Mensch das ja wohl auch mittels seines Körpers. Das wäre also schon eher eine Art "selbstbezogener" Aktivität von der Interessenlage her, aber in einem Flow.

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Re: Selbst, Ego und Egoismus

Beitragvon Goldmädchen » Do 6. Jul 2023, 19:49

Kann gut sein, das je nach Interessenlage. Ja, ich habe vor ein paar Wochen einen Flow gehabt als ich tapeziert habe. Aber ich habe dabei kein besonders großes Mitgefühl gehabt mit anderen, da war ich in einem anderen Flow, ein paar Mal. Wenn man das andere Flow nennen kann.
Ich muss mir das erstmal noch alles durch lesen was du zitiert hast.

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Re: Selbst, Ego und Egoismus

Beitragvon Goldmädchen » Mo 25. Sep 2023, 13:25

Entschuldigt, dass ich mehrere alten Fäden wieder ausgegraben habe, die mir nicht so wichtig waren und daher meine Antworten darin heute nicht so lang ausfielen. Ich habe gesehen, dass es ein paar Fäden zum Thema Erdnussmethode gibt und auch ein paar andere Themen, die mich interessieren und auch schon älter sind. Also falls ich mal nicht weiß was ich lesen soll, da es mir alles zu viel wird, versuche ich diese mal weiter zu lesen.
: ) Schön, dass es die noch gibt. Und die neueren Themen da möchte ich auch noch mal rein lesen.


Eigentlich habe ich den Faden gesucht der in etwa hieß " was ist das Einheitsbewusstsein " oder "Advaita- Philosophie", doch diese Fäden gibt es nicht mehr. Es ist auch gut, wenn es nicht zu viele alte Themen gibt. Aber was ich teilen wollte, passt hier auch ein wenig rein.
Es ist ein Gespräch / Interview mit Doris Zölls, einer christlichen Theologin und Zen- Meisterin. Ich kannte sie schon, doch hier fand ich sie noch hilfreicher als in einem anderen Vortrag. Sie beantwortet verschiedene Fragen, die kann man in der Beschreibung unter dem Video lesen.

Z.B. das :
04:00 Ichlosigkeit und Loslassen des Ego und des Ich
05:00 Handeln ohne Ich aus Bewusstsein und Bewussstheit
06:30 Angst vor Veränderung
07:30 Vertrauen indem ich das Ego und Ich loslasse
10:10 Krankheit akzeptieren ist Krankheit heilen
11:50 Loslassen können und Neues empfangen
13:30 Widerstand haben bedeutet Schmerz
14:30 Sterbeprozess
16:00 Zen heißt im Augenblick leben
17:10 Zen Meditation _ Gehmeditation _ Stille Zen
19:00 Evangelische Theologie und Zen


https://www.youtube.com/watch?v=Fcgq51qhlJc&ab_channel=BettinaGeitner

Das ganze Gespräch ist bereichernd, fand ich. Schönen Tag.
Zuletzt geändert von Goldmädchen am Mo 25. Sep 2023, 13:47, insgesamt 1-mal geändert.


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