Rücksichtnahme und Freundlichkeit

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Fasziniert
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Re: Rücksichtnahme und Freundlichkeit

Beitragvon Fasziniert » Di 14. Jun 2022, 12:24

Und das war ja wohl erstmal die eigentliche Frage, was "freundlich ein" bedeuten soll. Hier schimmert dann also etwas durch "mich nicht stören"?


Das ist auch ein Aspekt von Freundlichkeit, oder?

Was mich angeht würde ich mit "freundlich sein" wohl verbinden, wenn ich spüre, daß ein anderer von Herzen mir Gutes will z.B. Auch wenn es ihm vielleicht nicht in allen Bereichen gelingt oder extrem gedacht vielleicht auch in gar keinem (was allerdings dann wohl sehr tragisch wäre).


Ja, das ist eine besonders tiefgehende Form von Freundlichkeit. Das bringt dann natürlich viel mehr als ein Lächeln und nicht stören
Glücklich, wer das erfahren darf! Wenn alle Mitglieder einer Gemeinschaft das füreinander empfinden dürfte es wunderschön sein.

Ja, kann wohl so gesagt werden. Was ist einem an anderen Menschen wichtig? Daß sie einen nicht stören? Daß sie (eher in weltlichen Dingen) solidarisch sind, sich zugehörig zu einem zeigen (ergänzend Unsicherheiten, ob "man noch dazugehört"; (Mt 5,46))? Oder die Begegnung auf eher geistig-seelischer Ebene mit ihnen nahe einem echten (auf geistiges Wohl bezogenem) Agape-Empfinden?


Das sind auf jeden Fall in der Reihenfolge aufsteigende Bedeutungen. Ich wage es gar nicht mehr, auf die Begegnung zum echten geistigen Wohl zu hoffen. Aber wenn es das gibt werde ich es dankbar annehmen. Und geben, wenn es angenommen wird.

Gut, wie liest sich das eigentlich für dich?

"Wir haben uns der Ehrlichkeit und Offenheit verpflichtet und gestalten unser Zusammenleben entsprechend."

Klingt natürlich gut. Allerdings würde auch niemand von sich sagen, dass er unehrlich und verschlossen sei ;) also da muss ich mich noch ein wenig einfühlen. Wie weit soll die Offenheit tatsächlich gehen? Teilt ihr alle Gedanken, die ganze Lebensgeschichte, die tiefsten Winkel Eures Seelenlebens?

aber das kann auch für das eigene Wachstum eine große Chance sein, soweit man sich dem stellt, denn Andersartiges kennenlernen erzählt einem ja oft auch wieder etwas über einen selbst, indem falsche Selbstverständlichkeiten ("es sind alle so wie ich") in Frage gestellt werden. Für viele ist das aber auch tief persönlich sehr herausfordernd, weswegen dann auch teilweise selbst Kommunizieren dazu abgeblockt würde.


Das sich infrage stellen kann sehr hilfreich sein, weil man oft ja auch fragwürdiges in sich trägt. Neben der Bereitschaft bräuchtest daziu natürlich Zeit. Das ist vertraulich auch, was ihr mit Ruhe meint.

Still werden stellt sich für viele erstmal als etwa dar, das innerlich Aufmerksamkeit benötigt, ja. Z.B. um "nicht wieder zu beginnen mit dem breiten Fluß fortzutreiben".


Das passiert allerdings schnell. Im Alltag schon wegen äußeren Zwängen. Aber es ist auch eine Frage des Bemühens.

Vielleicht erstmal so: "Aha" wird von mir her oft bedeuten, daß dazu noch etwas zu sagen wäre, aber ich dem keine Priorität beimesse (anderes betrachte ich als bedeutender und beim anderen werden Grenzen der Aufmerksamkeitsspanne spürbar) oder auch in einem Gespräch für bestimmte Punkte nach meinem Empfinden noch nicht die Voraussetzungen entstanden sind.


OK danke - passt.

Loben könnte sinnvoll sein.
Aha, was läge dem dann wohl für eine Art von menschlicher Verbindung zugrunde?

Sympathie?

Agape
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Re: Rücksichtnahme und Freundlichkeit

Beitragvon Agape » Di 14. Jun 2022, 12:55

Fasziniert hat geschrieben:Und wenn ich es was will, was schadet, dann überlege ich, ob ich den Willen ändere.

Ja, sofern man erkennen kann (oder vor allem auch will), hat man die Möglichkeit, etwas zu ändern. Wobei sich dann die Frage stellt, inwieweit die Änderung nur im Kopf stattfindet, während im Herzen noch immer am Alten festgehalten wird.

Fasziniert hat geschrieben:Es macht ja auch keinen Sinn, das eigene Wollen kompromisslos vornean zu stellen. Oder?

Da käme es vielleicht darauf an, was als Motivation dahintersteht? Vielleicht einerseits, um dadurch "Sieger" zu sein - oder andererseits, um dadurch etwas voranzutreiben, das auch anderen Menschen zu ihrem Wohl dienen könnte (z. B. in einem Projekt wie dem Jakobgut)?

Fasziniert hat geschrieben:Bei Euch muss man wirklich alles definieren, was ;)

Müssen nicht. Aber vielleicht macht es ja Sinn, um einander besser kennen- und verstehen zu lernen?

Fasziniert hat geschrieben:Verbinden: Menschen wollen in Kontakt sein. Gegenteil: sie wollen Kontakt vermeiden. Tendenziell erscheint verbinden positiv, das Gegenteil negativ. Aber schon wieder ist Differenzierung nötig. Wenn ich mich z.B. mit sehr vielen Menschen verbinde bleibt mir keine Ruhe zur Kontemplation. Und die brauche ich.

Also wäre demnach weniger ein entweder/oder, sondern eher ein sowohl/als auch anzustreben, ein eigenes Empfinden dafür zu entwickeln, wann das eine - und wann das andere angesagt ist, um ein inneres Gleichgewicht aufrechtzuerhalten?

Fasziniert hat geschrieben:Denkst du, dass man stets danach streben sollte, maximal authentisch zu sein?

Ich könnte mir vorstellen, dass ein Mensch mit geistig tendenziell "weitem" Horizont kaum mehr danach zu streben braucht, sondern dass er es einfach ist. Ersteres wäre eher "zwanghaft", Letzteres eher ein Sein aus innerer Fülle.
"Schreiben ist der direkte Weg zum Herzen"
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Re: Rücksichtnahme und Freundlichkeit

Beitragvon Marsianer » Di 14. Jun 2022, 13:38

Fasziniert hat geschrieben:Das ist auch ein Aspekt von Freundlichkeit, oder?

Ich zweifle, einer von Rücksichtnahme aber wohl schon. Wobei dann auch ganz wesentlich wieder die Frage wäre, was jemanden dann stören würde. Vielleicht würde z.B. jemanden stören hinterfragt zu werden. Dem würde ich dann ggf nicht entsprechen, selbst im Wissen, daß es denjenigen stört (im eigenen aktuellen Empfinden).
Wenn alle Mitglieder einer Gemeinschaft das füreinander empfinden dürfte es wunderschön sein.

Ja, hm. Ich meine, für mich ist es eher eine Art Normalmaß. Das was darhinter zurückfällt, empfinde ich eher als problematisch, ernsthafter seelisch "beschädigt" (da darf man z.B. als Christ wohl schon mal werten ;) ).
Allerdings würde auch niemand von sich sagen, dass er unehrlich und verschlossen sei ;) also da muss ich mich noch ein wenig einfühlen.

Das kann sein. Ich dachte da auch an das "Vorsichtige".
Wie weit soll die Offenheit tatsächlich gehen? Teilt ihr alle Gedanken, die ganze Lebensgeschichte, die tiefsten Winkel Eures Seelenlebens?

Ich denke "Offenheit" bedeutet erstmal auch überhaupt darauf zu bauen, daß Dinge besprochen werden können, sich in etwas zu zeigen an sich gut ist. Nein.
Das passiert allerdings schnell. Im Alltag schon wegen äußeren Zwängen.

Vielen Menschen wohl, ja.
Aber es ist auch eine Frage des Bemühens.

Wenn jemand noch dabei wäre in die Stille zu gehen und noch nicht in ihr quasi wohnt, ja.
Loben könnte sinnvoll sein.

Aha, was läge dem dann wohl für eine Art von menschlicher Verbindung zugrunde?

Sympathie?

Echt? Auf mich wirken "Lober" überwiegend wie Leute, die versuchen andere zu lenken, Kontrolle auszuüben.

Aber viele Menschen tragen wohl einen gewissen Mangel in sich, ein Bedürfnis nach "Anerkennung". Das halte ich allerdings nicht für "normal", sondern für einen weniger guten Zustand eines Menschen.
Tendenziell erscheint verbinden positiv, das Gegenteil negativ.

Und da könnte man weitergehend fragen: Verbinden wozu? Um eigenen inneren Mangel auszugleichen? Weil anderen Gutes gewünscht wird, auch wenn sojemand innerlich selbst auch keinen Mangel empfindet? Verbinden worin? Liefe es z.B. darauf hinaus, daß dann jemand den Ton angibt, der andere folgen solle? Mit wem wäre jemand mehr verbunden, mit Gott oder manchen Menschen?

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Re: Rücksichtnahme und Freundlichkeit

Beitragvon Fasziniert » Di 14. Jun 2022, 13:54

Agape hat geschrieben:Ja, sofern man erkennen kann (oder vor allem auch will), hat man die Möglichkeit, etwas zu ändern. Wobei sich dann die Frage stellt, inwieweit die Änderung nur im Kopf stattfindet, während im Herzen noch immer am Alten festgehalten wird.


Ja. Es ist nicht immer möglich, willentlich zu ändern, was im Herzen stattfindet.

Agape hat geschrieben:Es macht ja auch keinen Sinn, das eigene Wollen kompromisslos vornean zu stellen. Oder?
Da käme es vielleicht darauf an, was als Motivation dahintersteht? Vielleicht einerseits, um dadurch "Sieger" zu sein - oder andererseits, um dadurch etwas voranzutreiben, das auch anderen Menschen zu ihrem Wohl dienen könnte (z. B. in einem Projekt wie dem Jakobgut)?


Ja genau. Also hinterfragen, ob es sinnvoll ist was man will und wenn ja, dann auch dabei bleiben.

Agape hat geschrieben:
Fasziniert hat geschrieben:Bei Euch muss man wirklich alles definieren, was ;)

Müssen nicht. Aber vielleicht macht es ja Sinn, um einander besser kennen- und verstehen zu lernen?


Durchaus. Auf lange Sicht kann es allerdings auch ein Zeitproblem werden. Leider ist diese bei mir immer noch viel zu knapp. Wie sehr ich dieser Knappheit entfliehen will! Einstweilen fürchte ich aber, dass ich Eurer Großzügigkeit im Austausch mit mir nicht immer die gebührende Aufmerksamkeit widmen kann, weil ich noch in den Zwängen meines bisherigen Lebens stecke. Dafür entschuldige ich mich schon einmal. Es ehrt und berührt mich aber, dass ihr Euch Zeit für mich nehmt.

Agape hat geschrieben:
Fasziniert hat geschrieben:Verbinden: Menschen wollen in Kontakt sein. Gegenteil: sie wollen Kontakt vermeiden. Tendenziell erscheint verbinden positiv, das Gegenteil negativ. Aber schon wieder ist Differenzierung nötig. Wenn ich mich z.B. mit sehr vielen Menschen verbinde bleibt mir keine Ruhe zur Kontemplation. Und die brauche ich.

Also wäre demnach weniger ein entweder/oder, sondern eher ein sowohl/als auch anzustreben, ein eigenes Empfinden dafür zu entwickeln, wann das eine - und wann das andere angesagt ist, um ein inneres Gleichgewicht aufrechtzuerhalten?


Stimmt.

Agape hat geschrieben:
Fasziniert hat geschrieben:Denkst du, dass man stets danach streben sollte, maximal authentisch zu sein?

Ich könnte mir vorstellen, dass ein Mensch mit geistig tendenziell "weitem" Horizont kaum mehr danach zu streben braucht, sondern dass er es einfach ist. Ersteres wäre eher "zwanghaft", Letzteres eher ein Sein aus innerer Fülle.


Klingt gut! Und wenn man noch auf dem Weg zu diesem weiten Horizont ist?

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Re: Rücksichtnahme und Freundlichkeit

Beitragvon Fasziniert » Di 14. Jun 2022, 14:13

Marsianer hat geschrieben:
Fasziniert hat geschrieben:Das ist auch ein Aspekt von Freundlichkeit, oder?

Ich zweifle, einer von Rücksichtnahme aber wohl schon. Wobei dann auch ganz wesentlich wieder die Frage wäre, was jemanden dann stören würde. Vielleicht würde z.B. jemanden stören hinterfragt zu werden. Dem würde ich dann ggf nicht entsprechen, selbst im Wissen, daß es denjenigen stört (im eigenen aktuellen Empfinden).


Das ist eine spannende Verzweigung. Manchmal ist es also eine Freundlichkeit aus dem Herzen, jemanden zu stören. Wenn es sein Dasein verbessern kann, z.B. ihm durch das Hinterfragen zu neuen Erkenntnissen bringt.

Marsianer hat geschrieben:
Wenn alle Mitglieder einer Gemeinschaft das füreinander empfinden dürfte es wunderschön sein.

Ja, hm. Ich meine, für mich ist es eher eine Art Normalmaß. Das was darhinter zurückfällt, empfinde ich eher als problematisch, ernsthafter seelisch "beschädigt" (da darf man z.B. als Christ wohl schon mal werten ;) ).


Seid ihr wirklich derart gesegnet, dass dies bei Euch Normalmaß ist? Diesen Zustand möchte ich auch gerne erreichen! Bislang erlebe ich Freundlichkeit allzu oft entweder als zwar ehrlich, aber oberflächlich (immerhin) oder als Mittel, um Geld oder anderes aus mir herauszukurbeln.

Marsianer hat geschrieben:Ich denke "Offenheit" bedeutet erstmal auch überhaupt darauf zu bauen, daß Dinge besprochen werden können, sich in etwas zu zeigen an sich gut ist.


Diese Art von Offenheit finde ich auf jeden Fall auch wichtig. Ohne eine weitergehende Offenheit abzulehnen, aber die wäre eventuell eine weitere Reise.

Marsianer hat geschrieben:
Aber es ist auch eine Frage des Bemühens.

Wenn jemand noch dabei wäre in die Stille zu gehen und noch nicht in ihr quasi wohnt, ja.


Genau. Wenn die Gewohnheit einmal erworben ist dürfte es im Gegenteil eher schwierig sein, wieder mit dem Herumhetzen zu beginnen.

Marsianer hat geschrieben:
Aha, was läge dem dann wohl für eine Art von menschlicher Verbindung zugrunde?

Sympathie?

Echt? Auf mich wirken "Lober" überwiegend wie Leute, die versuchen andere zu lenken, Kontrolle auszuüben.
[/quote]

Das gibt es gewiss auch. Aber würdest Du es generell als Manipulationsversuch ansehen, wenn Du gelobt wirst? Ist es nicht hilfreich, Feedback zu bekommen? Also, angenommen, es ist ehrlich und von Herzen, dem Wunsch entsprungen Dir zu helfen, gedeihliches Tun verstärken und anderes zu reduzieren? Wenn man streng ist könnte man zwar auch das schon als Manipulation sehen. Aber dann stellt sich die Frage, ob man jegliche Art von menschlicher Interaktion als Manipulation ablehnen möchte.

Marsianer hat geschrieben:Aber viele Menschen tragen wohl einen gewissen Mangel in sich, ein Bedürfnis nach "Anerkennung". Das halte ich allerdings nicht für "normal", sondern für einen weniger guten Zustand eines Menschen.


Das stimmt.

Marsianer hat geschrieben:Und da könnte man weitergehend fragen: Verbinden wozu? Um eigenen inneren Mangel auszugleichen? Weil anderen Gutes gewünscht wird, auch wenn sojemand innerlich selbst auch keinen Mangel empfindet? Verbinden worin? Liefe es z.B. darauf hinaus, daß dann jemand den Ton angibt, der andere folgen solle? Mit wem wäre jemand mehr verbunden, mit Gott oder manchen Menschen?


Berechtigte Fragen. Es erscheint mir schwierig, ganz allein zu stehen (sonst würde ich mir zum Finden von Ruhe einfach ein Zimmer nehmen wo mich keiner kennt, oder mit dem Zelt in den Wald ziehen - was ich allerdings notgedrungen auch tun werde, wenn ich keine gute und mich akzeptierende Gemeinschaft finde). Also Verbinden, damit die Verbundenen am Miteinander bereichert werden. Geistiger Austausch, seelisches Wohl, Bewältigung lebenspraktischer Themen durch gegenseitige Unterstützung und Ausgleich der Schwächen des Einzelnen.

Interessant finde ich den Aspekt "verbunden mit Gott", den Du aufwirfst. Kann man die Verbindung mit Gott versus mit Menschen überhaupt vergleichen? Handelt es sich nicht um eine ganz andere Art von Verbindung? Schon deshalb, weil es uns nicht gegeben zu sein scheint (so weit ich es bisher verstehe), Gottes Wesen zu ergründen? So dass die Verbindung mit Gott einerseits ganz fundamental ist, weil wir alle nur durch Gott sind, andererseits aber nicht näher beschrieben werden kann?

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Re: Rücksichtnahme und Freundlichkeit

Beitragvon Agape » Di 14. Jun 2022, 14:24

Fasziniert hat geschrieben:Durchaus. Auf lange Sicht kann es allerdings auch ein Zeitproblem werden.

Nicht nur das würde ich sagen. Ich mache die Erfahrung sowohl bei mir selbst als auch bei anderen, dass es von Bedeutung ist, Aufgenommenes sich setzen zu lassen, diesem in sich genügend Raum zu geben und es am richtigen Ort einzuordnen. Oder allenfalls auch manches wieder loszulassen, das nicht wirklich zu einem gehört.

Fasziniert hat geschrieben:Und wenn man noch auf dem Weg zu diesem weiten Horizont ist?

Naja, mir geht es ja selbst so, deshalb weiss ich einigermassen, wovon hier die Rede ist.;)

Geduld ist sicher ein guter Ratgeber, denn einem ruhelosen Drängen zu folgen ist nicht fruchtbringend. Vielleicht findet der Mensch in der Stille seines Herzens wertvolle Impulse, die ihn auf seinem Weg führen - ihm ermöglichen, seiner Seele zu begegnen, zu erkennen, in welchem Zustand sie ist und was sie braucht, um zu wachsen und sich mehr und mehr dem Licht zuzuwenden.
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Re: Rücksichtnahme und Freundlichkeit

Beitragvon Fasziniert » Di 14. Jun 2022, 16:12

Agape hat geschrieben:Nicht nur das würde ich sagen. Ich mache die Erfahrung sowohl bei mir selbst als auch bei anderen, dass es von Bedeutung ist, Aufgenommenes sich setzen zu lassen, diesem in sich genügend Raum zu geben und es am richtigen Ort einzuordnen. Oder allenfalls auch manches wieder loszulassen, das nicht wirklich zu einem gehört.


Ja, das würde ich so unterschreiben. Einerseits ist der aktive, zügige Austausch sehr gewinnbringend. Andererseits muss das Empfangene ab einem gewissen Punkt auch Zeit zum Gedeihen bekommen.

Naja, mir geht es ja selbst so, deshalb weiss ich einigermassen, wovon hier die Rede ist.;)

Geduld ist sicher ein guter Ratgeber, denn einem ruhelosen Drängen zu folgen ist nicht fruchtbringend. Vielleicht findet der Mensch in der Stille seines Herzens wertvolle Impulse, die ihn auf seinem Weg führen - ihm ermöglichen, seiner Seele zu begegnen, zu erkennen, in welchem Zustand sie ist und was sie braucht, um zu wachsen und sich mehr und mehr dem Licht zuzuwenden.


Vielen Dank für Deine herzlichen Worte! Ich nehme mir nun vor, diese Geduld zu üben und guten Impulsen zu folgen. Dann wünsche ich mir, wieder Zeit zu finden für den wunderbaren Austausch in diesem Forum.

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Re: Rücksichtnahme und Freundlichkeit

Beitragvon Marsianer » Mi 15. Jun 2022, 08:52

Fasziniert hat geschrieben:
Vielleicht würde z.B. jemanden stören hinterfragt zu werden. Dem würde ich dann ggf nicht entsprechen, selbst im Wissen, daß es denjenigen stört (im eigenen aktuellen Empfinden).

Das ist eine spannende Verzweigung. Manchmal ist es also eine Freundlichkeit aus dem Herzen, jemanden zu stören. Wenn es sein Dasein verbessern kann, z.B. ihm durch das Hinterfragen zu neuen Erkenntnissen bringt.

Auf Freundlichkeit zurückführen würde ich die Handlung in meinem Beispiel so nicht, die der andere eventuell in seinem aktuellen Bewußtseinszustand als störend empfinden würde. Ich halte Freundlichkeit für eine Art von Motivation, aus der etwas getan wird. Eine erfreuliche Motivation bringt (nach irdisch-menschlichen Maßstäben wohl) nicht automatisch (weltbezogen) erfreuliche Ergebnisse. Jemanden zu hinterfragen, obwohl er angibt und beschreibt, es störe ihn, kann auch aus anderem motiviert sein, z.B. aus Egoismus (der für mich kein negativer Begriff ist), wenn derjenige z.B. mich selbst mit etwas stört und er Hinterfragungen dazu als "ihn störend" abwehrt, die darauf ausgerichtet wären die Störung für mich zu beenden oder abzumildern.
Seid ihr wirklich derart gesegnet, dass dies bei Euch Normalmaß ist?

Ich weiß nicht recht, wie ich darauf reagieren soll. Ein "Haben" ist es sicher nicht und soetwas als "Haben" zu betrachten (wie Menschen auch an irdisches "Haben" herangehen würden: "Dieses weltliche Ding ist meins und es bleibt mir, egal wie finster es innerlich in mir aussieht", das kein "Sein" wäre und insofern nicht seelisch real) würde auf "der Seinsebene" vieler Menschen wohl direkt dazu führen es zu verlieren.

Es ist das Maß, auf die unsere Gemeinschaft bisher immer wieder "zurückfiel". Aber dies in einem Personenkreis von sage ich mal mehr als 4 Personen längere Zeit solide zu sehen ist dem Jakobgut bisher nicht vergönnt gewesen. Häufig z.B. weil neuer dazugekommene Mitbewohner sich mit anderen neuer dazuzugekommenen Mitbewohnern zerstritten, worauf dann der eine wieder auszog und eine Weile danach der andere. Da das immer wieder zu erleben nervt u.a. auch das eingehendere Kennenlernen im Vorfeld. Aber wird das den Ausschlag geben hier weiterzukommen? Das ist bei uns ehrlich gesagt bisher noch offen.
Diesen Zustand möchte ich auch gerne erreichen!

Ich denke, so manches könntest du dir auch hier im Forum noch detaillierter erschließen, indem du alte Inhalte nachliest. Darin findest du praktisch immer Einzelmeinungen, auch Themen zu ganz "anderen Religionen" (meist vor allem wohl Lehrtraditionen, die teils nach meinem Empfinden spirituell auch auf Verschiedenes hinauslaufen), aber auch die könnten wohl erhellend sein. Bei Interesse hak dann gerne direkt an diesen Stellen im Forum nach. Und dann muß auch nicht jedem alles zum 101. Mal 1:1 erzählt werden. Das ist eine Hoffnung, die u.a. von uns her auch mit diesem neuen Oadien-Forum verbunden war, daß es mal gelingt die Vermittlung oadischer Kulturkonzepte etwas effizienter für uns auszugestalten. Diese in durch die Konsumsekte stark vorgeprägten Kreisen zu vermitteln (erstmal auch einfach, damit verstanden wird, daß es soetwas gibt und wie das gestaltet ist, egal wie jemand sich dann in fundierterer Weise dazu positionieren wollte) hat sich bisher als sehr heikel erwiesen.
Bislang erlebe ich Freundlichkeit allzu oft entweder als zwar ehrlich, aber oberflächlich (immerhin)

Inwiefern oberflächlich? Wenig wirklich auf dich eingehend, zuhörend, verstehend z.B.?
oder als Mittel, um Geld oder anderes aus mir herauszukurbeln.

Was dann wohl spätestens eher falsche Freundlichkeit wäre.
Ohne eine weitergehende Offenheit abzulehnen, aber die wäre eventuell eine weitere Reise.

Das ginge es dann z.B. um "Vertrauen"?
Wenn die Gewohnheit einmal erworben ist dürfte es im Gegenteil eher schwierig sein, wieder mit dem Herumhetzen zu beginnen.

Schwierig, hm das würde ich nicht sagen. Aber vielleicht ähnlich attraktiv wie stundenlang mit dem Kopf gegen die Wand zu hauen, weil einem dann andere lobend nette Worte zukommen ließen?
Aber würdest Du es generell als Manipulationsversuch ansehen, wenn Du gelobt wirst?

Überwiegend wirkt es auf mich so, als würden Menschen damit Absichten verbinden.
Ist es nicht hilfreich, Feedback zu bekommen?

Ja.
Also, angenommen, es ist ehrlich und von Herzen, dem Wunsch entsprungen Dir zu helfen, gedeihliches Tun verstärken und anderes zu reduzieren?

Da gibt es wohl viele Grautöne. Ich würde sagen viele Menschen sind allgemein allem recht fern, das nicht irgendwie mit eigenen Nutzensinteressen zu tun hätte? Mit Motivationen vor allem für sich selbst Gutes zu bewirken und andere höchstens vernebelt überhaupt "mitzuempfinden"?
Wenn man streng ist könnte man zwar auch das schon als Manipulation sehen.

Das Schlagwort "Manipulation" richtet sich oft auf Vorgehen anderer Menschen, weil dieses als etwas eingeordnet wird als ein Handeln, das einen selbst quasi zu etwas bringt, ohne daß man sich bewußt dazu entschieden hätte. Das kann sehr ärgerlich oder beängstigend für Persoen sein, die sich so erleben, daß sie auch allgemein schnell unbeabsichtigt mit dem "breiten Fluß" davontreiben. Mir ging es aber eher um den Faktor der Selbstbegrenztheit im anderen so agierenden Menschen durch eine Motivationslage, einem Wahrnehmungshorizont oder -filter in ihm wie von mir gezeichnet.
Aber dann stellt sich die Frage, ob man jegliche Art von menschlicher Interaktion als Manipulation ablehnen möchte.

Oder inwieweit ein anderer z.B. mich als lebendes Wesen überhaupt wahrnimmt, z.B. nicht vor allem einen Faktor sieht, den er für "sich" (eher fleischliche Bedürfnisse) nutzbar machen könnte.
Berechtigte Fragen.

Ja.
Es erscheint mir schwierig, ganz allein zu stehen (sonst würde ich mir zum Finden von Ruhe einfach ein Zimmer nehmen wo mich keiner kennt, oder mit dem Zelt in den Wald ziehen - was ich allerdings notgedrungen auch tun werde, wenn ich keine gute und mich akzeptierende Gemeinschaft finde). Also Verbinden, damit die Verbundenen am Miteinander bereichert werden. Geistiger Austausch, seelisches Wohl, Bewältigung lebenspraktischer Themen durch gegenseitige Unterstützung und Ausgleich der Schwächen des Einzelnen.

Ich finde die Punkte allgemein sinnvoll. Aber fände ich es "schwierig" alleine zu stehen? Eher nicht, glaube ich. Aber es ist nach meinem Empfinden gut diese Punkte mit Leben zu erfüllen.
Interessant finde ich den Aspekt "verbunden mit Gott", den Du aufwirfst. Kann man die Verbindung mit Gott versus mit Menschen überhaupt vergleichen? Handelt es sich nicht um eine ganz andere Art von Verbindung?

Was ist in deinem Erleben darauf bezogen bisher vorgekommen?
Schon deshalb, weil es uns nicht gegeben zu sein scheint (so weit ich es bisher verstehe), Gottes Wesen zu ergründen?

Aha?
So dass die Verbindung mit Gott einerseits ganz fundamental ist, weil wir alle nur durch Gott sind, andererseits aber nicht näher beschrieben werden kann?

Aha.

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Re: Rücksichtnahme und Freundlichkeit

Beitragvon Marsianer » Mi 15. Jun 2022, 10:07

Fasziniert hat geschrieben:Es ist nicht immer möglich, willentlich zu ändern, was im Herzen stattfindet.

Ein Kernthema des echten Christentums, würde ich sagen, z.B.: viewtopic.php?p=3881#p3881

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Re: Rücksichtnahme und Freundlichkeit

Beitragvon Fasziniert » Do 16. Jun 2022, 09:48

Marsianer hat geschrieben:Auf Freundlichkeit zurückführen würde ich die Handlung in meinem Beispiel so nicht, die der andere eventuell in seinem aktuellen Bewußtseinszustand als störend empfinden würde. Ich halte Freundlichkeit für eine Art von Motivation, aus der etwas getan wird. Eine erfreuliche Motivation bringt (nach irdisch-menschlichen Maßstäben wohl) nicht automatisch (weltbezogen) erfreuliche Ergebnisse. Jemanden zu hinterfragen, obwohl er angibt und beschreibt, es störe ihn, kann auch aus anderem motiviert sein, z.B. aus Egoismus (der für mich kein negativer Begriff ist), wenn derjenige z.B. mich selbst mit etwas stört und er Hinterfragungen dazu als "ihn störend" abwehrt, die darauf ausgerichtet wären die Störung für mich zu beenden oder abzumildern.

Gut, das ist aus Symmetriegründen berechtigt und ehrlicherweise mache ich das zumindest bei empfindlichen Störungen auch.

Ich weiß nicht recht, wie ich darauf reagieren soll. Ein "Haben" ist es sicher nicht und soetwas als "Haben" zu betrachten (wie Menschen auch an irdisches "Haben" herangehen würden: "Dieses weltliche Ding ist meins und es bleibt mir, egal wie finster es innerlich in mir aussieht", das kein "Sein" wäre und insofern nicht seelisch real) würde auf "der Seinsebene" vieler Menschen wohl direkt dazu führen es zu verlieren.

Es ist das Maß, auf die unsere Gemeinschaft bisher immer wieder "zurückfiel". Aber dies in einem Personenkreis von sage ich mal mehr als 4 Personen längere Zeit solide zu sehen ist dem Jakobgut bisher nicht vergönnt gewesen. Häufig z.B. weil neuer dazugekommene Mitbewohner sich mit anderen neuer dazuzugekommenen Mitbewohnern zerstritten, worauf dann der eine wieder auszog und eine Weile danach der andere. Da das immer wieder zu erleben nervt u.a. auch das eingehendere Kennenlernen im Vorfeld. Aber wird das den Ausschlag geben hier weiterzukommen? Das ist bei uns ehrlich gesagt bisher noch offen.

Demnach ergibt es sich so, dass die, welche den anderen nicht aus Herzen zugeneigt sind, von alleine wieder gehen? Das wäre ja in gewisser Weise versöhnlich, d.h. die Gemeinschaft regelt sich so ein dass es für alle passt (die freiwillig gehenden und die Bleibenden, die nur mit ihnen wirklich zugeneigten Menschen auf Dauer zusammenleben).

Euer Ansatz ist nun vermutlich, im Vorfeld diese tiefe Zuneigung aufzubauen oder wenn nicht, gar nicht erst den Versuch des Zusammenlebens zu machen?

Ich denke, so manches könntest du dir auch hier im Forum noch detaillierter erschließen, indem du alte Inhalte nachliest. Darin findest du praktisch immer Einzelmeinungen, auch Themen zu ganz "anderen Religionen" (meist vor allem wohl Lehrtraditionen, die teils nach meinem Empfinden spirituell auch auf Verschiedenes hinauslaufen), aber auch die könnten wohl erhellend sein. Bei Interesse hak dann gerne direkt an diesen Stellen im Forum nach. Und dann muß auch nicht jedem alles zum 101. Mal 1:1 erzählt werden. Das ist eine Hoffnung, die u.a. von uns her auch mit diesem neuen Oadien-Forum verbunden war, daß es mal gelingt die Vermittlung oadischer Kulturkonzepte etwas effizienter für uns auszugestalten. Diese in durch die Konsumsekte stark vorgeprägten Kreisen zu vermitteln (erstmal auch einfach, damit verstanden wird, daß es soetwas gibt und wie das gestaltet ist, egal wie jemand sich dann in fundierterer Weise dazu positionieren wollte) hat sich bisher als sehr heikel erwiesen.

Zumindest den guten Vorsatz fasse ich mal, danke für die Anregung! Wieder sorge ich mich, was ich zeitlich am Ende schaffen werde. Schließlich will ich dem Strudel meines Alltags nicht mehr Pflichten hinzufügen, sondern zur Ruhe kommen und aus der Ruhe heraus mir ein neues und hoffentlich bekömmlicheres geistiges Leben erschließen. Das ist natürlich ein Henne-Ei-Problem. Verständlicherweise wollt Ihr vorab einen intensiven schriftlichen Austausch und leider ist bislang meine Kapazität dazu betrüblich begrenzt. Mal sehen, ob es mir gelingt, eine Interimslösung zu finden, die mir mehr Zeit schenkt.

Bislang erlebe ich Freundlichkeit allzu oft entweder als zwar ehrlich, aber oberflächlich (immerhin)

Inwiefern oberflächlich? Wenig wirklich auf dich eingehend, zuhörend, verstehend z.B.?


Ja. "Danke", "gern geschehen", "ich wünsche Dir alles Gute" - alles ganz nett und ich will es nicht geringschätzen, aber es führt mich nicht zu einem besseren Sein. Der einzige Nutzen ist eigentlich, dass diese Floskeln die Vermutung erlauben, dass der andere mir nicht gram ist.

oder als Mittel, um Geld oder anderes aus mir herauszukurbeln.

Was dann wohl spätestens eher falsche Freundlichkeit wäre.

Ja. Das finde ich dann ärgerlich.


Ohne eine weitergehende Offenheit abzulehnen, aber die wäre eventuell eine weitere Reise.

Das ginge es dann z.B. um "Vertrauen"?

Ja.

Wenn die Gewohnheit einmal erworben ist dürfte es im Gegenteil eher schwierig sein, wieder mit dem Herumhetzen zu beginnen.

Schwierig, hm das würde ich nicht sagen. Aber vielleicht ähnlich attraktiv wie stundenlang mit dem Kopf gegen die Wand zu hauen, weil einem dann andere lobend nette Worte zukommen ließen?

;-)

Aber würdest Du es generell als Manipulationsversuch ansehen, wenn Du gelobt wirst?

Überwiegend wirkt es auf mich so, als würden Menschen damit Absichten verbinden.

Das ist zu respektieren, macht mich aber auch unsicher. Sollte ich mich somit bemühen, Dich nicht zu loben? Selbst wenn ich es aufrichtig gut finde was Du tust? (z.B. der FAQ Text aus Deinem vorigen E-Mail).

Aber dann stellt sich die Frage, ob man jegliche Art von menschlicher Interaktion als Manipulation ablehnen möchte.

Oder inwieweit ein anderer z.B. mich als lebendes Wesen überhaupt wahrnimmt, z.B. nicht vor allem einen Faktor sieht, den er für "sich" (eher fleischliche Bedürfnisse) nutzbar machen könnte.

Die Frage stellt sich und die betrübliche Antwort scheint zu sein, dass die meisten einen vor allem als Faktor wahrnehmen. Eindeutig anders habe ich es bislang nur bei den eigenen Eltern erlebt und tatsächlich bei einigen Christen. Das führt mich zu der Überlegung, ob ich ich tatsächlich wieder ernsthaft auf das Christentum einlassen sollte, auch wenn ich mit vielen Details in der heiligen Schrift nichts anfangen kann. Wenn nur dort ein ehrliches, gutes Miteinander zu finden ist muss dort vermutlich etwas Besonderes, und Erstrebenswertes, sein.

Ich finde die Punkte allgemein sinnvoll. Aber fände ich es "schwierig" alleine zu stehen? Eher nicht, glaube ich. Aber es ist nach meinem Empfinden gut diese Punkte mit Leben zu erfüllen.

Warum stehst Du nicht alleine, wenn Du es nicht schwierig findest? Es würden ja auch viele Mühen wegfallen, die das Miteinander bringt und wenn Du es andererseits für Dich gar nicht brauchst? Ist es, weil Du anderen etwas geben willst, auch wenn Du selbst nicht auf Empfangen angewiesen bist?

Interessant finde ich den Aspekt "verbunden mit Gott", den Du aufwirfst. Kann man die Verbindung mit Gott versus mit Menschen überhaupt vergleichen? Handelt es sich nicht um eine ganz andere Art von Verbindung?

Was ist in deinem Erleben darauf bezogen bisher vorgekommen?


Vielleicht disqualifiziere ich ich damit, aber ich habe mir vorgenommen, mich Euch gegenüber um Ehrlichkeit zu bemühen: ich habe schon lange kein Gotteserleben mehr, über die Anerkenntnis hinaus dass es Gott gibt. Bis vor 9 Jahren habe ich viel gebetet, nicht in irgendeiner Art formalisiert, sondern erzählt was mir wichtig schien, gute Vorsätze beschrieben, Reue geäußert, Fragen formuliert. Anders als mit anderen Menschen schien Gott immer zuzuhören. Also als Empfänger meiner Gebete. Irgendeine Art von Antwort habe ich aber nie wahrgenommen, ich dachte es ist eben nur eine Kommunikationsrichtung und die andere Richtung ist entweder abstrakt oder aufgeschoben (jenseits). Irgendwann habe ich das Beten dann aufgegeben, weil nicht nur Antworten ausblieben, sondern jede Chance, Dinge auch nur ansatzweise zu erreichen, die mir wichtig schienen und von denen ich dachte, dass das Gottes Wille sein müsse (z.B. zum Erhalt der Schöpfung beizutragen, einen geistigen Reifeprozess zu gestalten). Stattdessen gab/gibt es andauernde Zwänge, das Gegenteil zu tun. Daher schien mir, dass Gott auf meine Gedanken keinen Wert legt, sonst würden diese ja nicht so eklatant chancenlos bleiben. Oder dass ich das Falsche denke, aber was wäre dann richtiger? Das muss ich nochmal reflektieren, wenn ich mehr Ruhe dazu habe. In der Hektik und Anstrengung des Alltags ist es erstmal zu diesem Stand gekommen und dabei geblieben.

Schon deshalb, weil es uns nicht gegeben zu sein scheint (so weit ich es bisher verstehe), Gottes Wesen zu ergründen?

Aha?

Mir jedenfalls nicht. Ich habe keinerlei Information über Gott, außer der Tatsache, dass diese Welt existiert, die von ihm geschaffen sein muss. Es gibt allerhand Behauptungen über Gott, die auf mich einprasseln. Aber die sind von keiner Grundlage begleitet, die sie besonders glaubwürdig machen. Viele Behauptungen sind auch widersprüchlich. Viele Menschen schaffen sich offenbar einen Gott nach ihrem Gutdünken. Eine der vielen Lehren könnte natürlich wahr sein, aber welche? Jedenfalls wohl nur eine von den einander widersprechenden Lehren.

So dass die Verbindung mit Gott einerseits ganz fundamental ist, weil wir alle nur durch Gott sind, andererseits aber nicht näher beschrieben werden kann?

Aha.

Ja, so deute ich es. Mangels verlässlicher Grundlage, etwas zu beschreiben.

Marsianer
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Re: Rücksichtnahme und Freundlichkeit

Beitragvon Marsianer » Do 16. Jun 2022, 10:42

Fasziniert hat geschrieben:Gut, das ist aus Symmetriegründen berechtigt und ehrlicherweise mache ich das zumindest bei empfindlichen Störungen auch.

Ja, im Jakobgut hat das quasi auch systematisch Eingang in den ganz grundlegenden Rahmen der Ausrichtung gefunden:
jakobgut.de hat geschrieben:Wir möchten gut zueinander sein, einander stets offen betrachtend begegnen und orientieren uns in unserem Zusammenleben an den Geboten der Nächstenliebe. Es ist uns ein Anliegen, dass die Menschen bei uns in Freiheit leben können. Freiheit bedeutet für uns nicht, dass man jederzeit tun kann, worauf man gerade Lust hat. Freiheit bedeutet bei uns, sich frei von äusseren und inneren Zwängen zu machen und sich auf diese Weise frei entscheiden zu können, womit man sein Leben verbringen möchte. Die Freiheit des Einen hört dort auf, wo er anfängt Andere in ihrem Dasein und Tun zu beeinträchtigen. Unser Zusammenleben wird von gegenseitiger Rücksichtnahme getragen. Es ist uns wichtig, dass respektvoll, offen, sachlich und direkt miteinander kommuniziert wird. Entstehen Probleme mit anderen Bewohnern, so müssen diese miteinander zeitnah im Sinne der von uns angewandten "Erdnuss-Methode" auf schriftlichem Weg gelöst werden. Von diesen Problemen betroffene Bewohner müssen sich an der schriftlichen Klärung beteiligen.

Demnach ergibt es sich so, dass die, welche den anderen nicht aus Herzen zugeneigt sind, von alleine wieder gehen?

Ich habe da nur Vermutungen. Ein Verdacht von mir wäre, daß die Streiter in sich erwartet würden Teile der Bewohnerschaft "in die eigene Partei" ziehen zu können, etwas in dieser Art erzeugen zu können. Und wenn das nicht gelang, dann gehen sie nach einer Weile wieder, eventuell im Empfinden "zurückgewiesen worden zu sein" (einfach weil die anderen die Dinge nüchtern und nicht schlagseitig weiterbetrachteten).
Das wäre ja in gewisser Weise versöhnlich, d.h. die Gemeinschaft regelt sich so ein dass es für alle passt (die freiwillig gehenden und die Bleibenden, die nur mit ihnen wirklich zugeneigten Menschen auf Dauer zusammenleben).

Es dürfte gerne schon mal gelingen noch eine größere Bewohnerschaft dauerhafter stabil und im Sinne des Projektszweckes vital hier zu erleben? Finde ich jedenfalls. ;)
Euer Ansatz ist nun vermutlich, im Vorfeld diese tiefe Zuneigung aufzubauen oder wenn nicht, gar nicht erst den Versuch des Zusammenlebens zu machen?

Ich würde nicht sagen, daß im Rahmen des Kennenlernens versucht wird etwas (im anderen) aufzubauen. Aber man lernt sich kennen und kann hier und da etwas tieferfühlen und schauen was passiert? Dann könen wir das mit gemachter Erfahrung abgleichen und das Gespräch entsprechend daraufhin lenken. Und dann wird sich oft auch herausstellen, ob der Interessierte in manchen Punkten gefestigt ansichten vertritt, die nach unserer Erfahrung bei uns bisher eher problematisch auswirkten? Und dann schauen wir wohl auf das Gesamtbild und wägen ab. Es gibt keine Liste, die stur abgehakt wird. Wir wollen eher Probleme vorwegnehmen, die sich sonst wiederholt bei uns vor Ort ereigneten.
Schließlich will ich dem Strudel meines Alltags nicht mehr Pflichten hinzufügen, sondern zur Ruhe kommen und aus der Ruhe heraus mir ein neues und hoffentlich bekömmlicheres geistiges Leben erschließen.

Ja, schwierig. Was kann ich dazu sagen?
Der einzige Nutzen ist eigentlich, dass diese Floskeln die Vermutung erlauben, dass der andere mir nicht gram ist.

Auch Lächeln wird als einem Angstgesicht verwandt beschrieben? Jemand zeigt, daß er sich fürchtet und nimmt dem anderen so in mancher Konstellation eigene Furcht?
Aber würdest Du es generell als Manipulationsversuch ansehen, wenn Du gelobt wirst?

Überwiegend wirkt es auf mich so, als würden Menschen damit Absichten verbinden.

Das ist zu respektieren, macht mich aber auch unsicher. Sollte ich mich somit bemühen, Dich nicht zu loben?

Ich denke, der Ansatz sich z.B. mir gegenüber in einer Art äußerlichem Regelwerk verhalten zu wollen, kann generell abgelegt werden.
Selbst wenn ich es aufrichtig gut finde was Du tust? (z.B. der FAQ Text aus Deinem vorigen E-Mail).

Das kam z.B. bei mir auch als redlich an.
Die Frage stellt sich und die betrübliche Antwort scheint zu sein, dass die meisten einen vor allem als Faktor wahrnehmen.

:(
Eindeutig anders habe ich es bislang nur bei den eigenen Eltern erlebt und tatsächlich bei einigen Christen.

Immerhin.
Das führt mich zu der Überlegung, ob ich ich tatsächlich wieder ernsthaft auf das Christentum einlassen sollte, auch wenn ich mit vielen Details in der heiligen Schrift nichts anfangen kann.

Ein anfang könnte z.B. sein drüber zu reden.
Wenn nur dort ein ehrliches, gutes Miteinander zu finden ist muss dort vermutlich etwas Besonderes, und Erstrebenswertes, sein.

Ich kenne z.B. durchaus auch Atheisten (laut Eigenverständnis), die ich eher so wahrnehme. Die allerdings sind ("Hierzulande" - und in anderen Weltgegenden gibt es solche Konzepte wie "Atheismus" soweit ich informiert bin eher nicht so?) häufig aus sich dezidiert christlich verstehenden Elternhaus und grenzen sich gegen manches ab, das sie dort erfahren, empfunden hatten.
Ich finde die Punkte allgemein sinnvoll. Aber fände ich es "schwierig" alleine zu stehen? Eher nicht, glaube ich. Aber es ist nach meinem Empfinden gut diese Punkte mit Leben zu erfüllen.

Warum stehst Du nicht alleine, wenn Du es nicht schwierig findest? Es würden ja auch viele Mühen wegfallen, die das Miteinander bringt und wenn Du es andererseits für Dich gar nicht brauchst? Ist es, weil Du anderen etwas geben willst, auch wenn Du selbst nicht auf Empfangen angewiesen bist?

Ich empfinde es als potenziell schöner mit anderen Menschen zusammenzuwohnen. Das berührt dann vielleicht auch ein gutes Stück weit die Frage: "Was soll ich eigentlich hier?" Alleine in einem kleinen Häuschen sitzen? Und was tun? Vielleicht einen Garten betreiben? Ein Punkt ist für mich wohl schon, daß ich oft den Eindruck hatte, die Menschen, die mir begegneten seien nicht glücklich, daß ganz gehörig etwas mit "dieser Gesellschaft" nicht stimmt. Und ich es selbst schön finden würde, wenn da mehr zu erkennen wäre, das gelungener wirken würde. Tja, ist das bei uns der Fall? Ja und nein, die Möglichkeiten der Betrachtung unterscheiden sich riesig.
ich habe schon lange kein Gotteserleben mehr

Da war demnach früher mal mehr?
Bis vor 9 Jahren habe ich viel gebetet, nicht in irgendeiner Art formalisiert, sondern erzählt was mir wichtig schien, gute Vorsätze beschrieben, Reue geäußert, Fragen formuliert. Anders als mit anderen Menschen schien Gott immer zuzuhören.

Ja.
Also als Empfänger meiner Gebete. Irgendeine Art von Antwort habe ich aber nie wahrgenommen, ich dachte es ist eben nur eine Kommunikationsrichtung und die andere Richtung ist entweder abstrakt oder aufgeschoben (jenseits).

Aha, ich würde sagen, Gott antwortet. aber Menschen verstehen mitunter nicht "wo" und sie hören "da dann nicht hin". Offenbar gab es ein Gefühl "Zuhören", das könnte man sicherlich jetzt so oder so deuten, aber es hätte theoretisch ein möglicher Ansatzpunkt sein können, denke ich.
Irgendwann habe ich das Beten dann aufgegeben, weil nicht nur Antworten ausblieben, sondern jede Chance, Dinge auch nur ansatzweise zu erreichen, die mir wichtig schienen und von denen ich dachte, dass das Gottes Wille sein müsse (z.B. zum Erhalt der Schöpfung beizutragen, einen geistigen Reifeprozess zu gestalten). Stattdessen gab/gibt es andauernde Zwänge, das Gegenteil zu tun.

Aha.
Daher schien mir, dass Gott auf meine Gedanken keinen Wert legt, sonst würden diese ja nicht so eklatant chancenlos bleiben. Oder dass ich das Falsche denke, aber was wäre dann richtiger? Das muss ich nochmal reflektieren, wenn ich mehr Ruhe dazu habe. In der Hektik und Anstrengung des Alltags ist es erstmal zu diesem Stand gekommen und dabei geblieben.

Es ging z.B. viel in Richtung "Weltverbesserung"? "Geistige Reifungsprozesse" welcher Art hättest du für wünschenswert gehalten?
Mir jedenfalls nicht. Ich habe keinerlei Information über Gott, außer der Tatsache, dass diese Welt existiert, die von ihm geschaffen sein muss. Es gibt allerhand Behauptungen über Gott, die auf mich einprasseln. Aber die sind von keiner Grundlage begleitet, die sie besonders glaubwürdig machen.

Hm.
Viele Behauptungen sind auch widersprüchlich.

Zwischen verschiedenen Quellen? Aus einer Quelle?
Viele Menschen schaffen sich offenbar einen Gott nach ihrem Gutdünken.

Weiß nicht?


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