Vergebung

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christ
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Vergebung

Beitragvon christ » Sa 16. Jul 2022, 16:21

Mich würde es interessieren, was es heißt bzw bedeutet, dass ein Mensch sich selbst vergeben kann.
Ich habe gehört oder mitbekommen, dass man anderen Menschen leichter vergeben kann als sich selbst. Warum kann es leicht sein, anderen Menschen zu vergeben, aber schwierig, dass man sich selbst vergibt?

Marsianer
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Re: Vergebung

Beitragvon Marsianer » Sa 16. Jul 2022, 16:52

Der andere ist vielleicht manchmal weg, man selbst ist aber immer "da"? ;)

Worum geht es? Um was, das "vergeben" werden könnte? Was wäre ohne solches "Vergeben" dann da?

Agape
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Re: Vergebung

Beitragvon Agape » Sa 16. Jul 2022, 17:04

Ich persönlich glaube nicht, dass es verschiedene Arten von Vergebung gibt. Ähnlich wie es im Grunde genommen nur eine einzige (wahrhaftige) Liebe gibt. Solange man nur denjenigen liebt - und den anderen nicht - spricht man vielleicht von Liebe, jedoch ist es eine Art von Liebe, die ausschliesst, göttliche Liebe (universelle Liebe) schliesst nichts aus. Auch Vergebung im universellen Sinne ist etwas, das nichts ausschliesst - weder meinen Nächsten - noch mich selbst. Lippenbekenntnisse gibt es oft. Wie leicht sagt man "ich vergebe Dir" - so leicht - wie auch "ich liebe Dich" gesagt ist. Um sich selbst zu vergeben, reichen Lippenbekenntnisse jedoch nicht aus. Denn mit sich selbst ist man immerzu konfrontiert - nimmt sich überallhin mit und kann sich zwar selbst belügen, jedoch im Herzen bleibt der Groll bestehen und wirkt wie Gift - innerliches Gift, das an der Seele "frisst", bis dieses Gift durch wahrhaftiges Lieben (Vergeben) im universellen Sinne unwirksam gemacht worden ist.
"Schreiben ist der direkte Weg zum Herzen"
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christ
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Re: Vergebung

Beitragvon christ » Sa 16. Jul 2022, 21:51

Marsianer hat geschrieben:Der andere ist vielleicht manchmal weg, man selbst ist aber immer "da"? ;)

Wie man das "da sein" auch deutet. ;)
Marsianer hat geschrieben:Worum geht es? Um was, das "vergeben" werden könnte? Was wäre ohne solches "Vergeben" dann da?


ein Beispiel zum thema Vergeben:

Stell dir vor, du selbst hättest dir ein Bein gebrochen und kannst deswegen nicht mehr einkaufen, um dir Nötiges was du benötigst zu kaufen. Du gibst einem Menschen, den du kennst, Geld dass dieser dir das Nötigste kauft. Dieser Mensch kauft dir auch das Nötigste, aber diesem Menschen unterläuft ein Fehler bei der Zahlung an der Kasse und als diese Person es bemerkt, fühlt diese Person sich schlecht, weil es nicht sein Geld ist, mit dem er da umgeht, sondern das Geld, dass DU dieser Person gegeben hat, sprich, es ist dein Geld.

Diese Person erklärt dir die Situation und fühlt sich schlecht deswegen weil ihr so was passiert ist. Angenommen, du glaubst dieser Person, dass sie es nicht mit Absicht getan hat, den Fehler bei der Zahlung extra absichtlich herbeizuführen, es nicht mit Absicht getan zu haben, sondern es ein Fehler bei der Rechnungzahlung an der Kasse war und vergibst dieser Person.
Diese Person selbst kann sich den Fehler irgendwie nicht so recht verzeihen und ist der Ansicht so nach dem Motto "wie kann er mir verzeihen, wenn es um sein Geld geht? Hat er da überhaupt noch Vertrauen zu mir, was Geld anbelangt?"

Was würdest du dieser Person raten, dass sie sich zb selbst verzeihen kann, dass ihr dieser Fehler unterlaufen ist?

Anderes Beispiel:

Stell dir vor, du hättest in deiner Vergangenheit als Kind ein anderes Kind getreten, weil du unter Anderem auch von deinem Geschwisterteil angespornt worden wärst, ein anderes Kind zu treten. Du ziehst dann deines Weges und gehst nach Hause. Dann stehen plötzlich die Eltern dieses Kindes vor deiner Haustür und sagen, dass du es getreten hättest und dann bekommst du Schuldgefühle und eine "Gardinenpredigt" von deinen Eltern, warum du dies getan hast usw. Dir tut es im Nachhinein leid und entschuldigst dich am nächsten Tag bei dem geschädigtem Kind. Es verzeiht dir, aber du kannst dir selbst nicht verzeihen, weil du so was Böses gemacht hast und einem anderem Kind dadurch Schmerzen zugefügt hattest.

Wie würdest du da dir selbst verzeihen können?
Agape hat geschrieben:Um sich selbst zu vergeben, reichen Lippenbekenntnisse jedoch nicht aus. Denn mit sich selbst ist man immerzu konfrontiert - nimmt sich überallhin mit und kann sich zwar selbst belügen, jedoch im Herzen bleibt der Groll bestehen und wirkt wie Gift - innerliches Gift, das an der Seele "frisst", bis dieses Gift durch wahrhaftiges Lieben (Vergeben) im universellen Sinne unwirksam gemacht worden ist.


Es müssen ja keine Lippenbekenntnisse sein. Es können auch Gedankenbekenntnisse sein. ;)

Wie geht kann man da rangehen, sich selbst vergeben zu können?

Louis
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Re: Vergebung

Beitragvon Louis » So 17. Jul 2022, 00:18

christ hat geschrieben:Wie geht kann man da rangehen, sich selbst vergeben zu können?


Irren ist menschlich, aber vergeben ist göttlich.
- George Gordon Byron -

„Vergebung besteht darin, das Vergangene loszulassen und sich darüber klar zu sein, dass, auch wenn etwas falsch war, der Weg nach vorne damit beginnt, dass wir neu anfangen.
Der mittlere Weg ist ein Weg, der nicht auf einer Abscheu vor der Welt noch auf Anhaften beruht, sondern auf Offenheit und Mitgefühl.“

Verzeiht euren Feinden, nichts ärgert sie mehr. ..

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Re: Vergebung

Beitragvon Agape » So 17. Jul 2022, 06:05

christ hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:Um sich selbst zu vergeben, reichen Lippenbekenntnisse jedoch nicht aus. Denn mit sich selbst ist man immerzu konfrontiert - nimmt sich überallhin mit und kann sich zwar selbst belügen, jedoch im Herzen bleibt der Groll bestehen und wirkt wie Gift - innerliches Gift, das an der Seele "frisst", bis dieses Gift durch wahrhaftiges Lieben (Vergeben) im universellen Sinne unwirksam gemacht worden ist.

Wie geht kann man da rangehen, sich selbst vergeben zu können?

Vielleicht, indem bedingungslos auf Gottes Vergebung vertraut wird? Dass Gott weiss, wie es im Herzen eines Menschen wirklich aussieht und wie dieser Mensch zu seiner "Tat" steht? Ob dieser Mensch weiss, "was er getan hat" und es wahrhaftig bereut? Oder ob er unter Umständen dazu fähig wäre, dasselbe wieder zu tun?

Heisst Vergebung sich selbst gegenüber letztendlich, darauf zu vertrauen, dass man niemals wieder dasselbe tun würde, weil man genau weiss, "was man getan hat"?

Louis hat geschrieben:
christ hat geschrieben:Wie geht kann man da rangehen, sich selbst vergeben zu können?

Verzeiht euren Feinden, nichts ärgert sie mehr. ..

Ob hier eventuell überlesen wurde, dass es bei der Frage um Selbstvergebung geht? Oder vielleicht ist ja jemand sich selbst gegenüber der ärgste Feind?
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Re: Vergebung

Beitragvon Louis » So 17. Jul 2022, 09:45

Agape hat geschrieben:Ob hier eventuell überlesen wurde, dass es bei der Frage um Selbstvergebung geht? Oder vielleicht ist ja jemand sich selbst gegenüber der ärgste Feind?


Nein Agape es wurde nicht überlesen.
„Selbstvergebung“

„Vergebt, so (dann) wird euch vergeben.“
(Lukas 6/37)

So war‘s gemeint ;)

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Re: Vergebung

Beitragvon Agape » So 17. Jul 2022, 10:08

Louis hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:
„Vergebt, so (dann) wird euch vergeben.“
(Lukas 6/37)

Naja, das Problem scheint jedoch manchmal zu sein, dass dies wohl nicht immer geglaubt wird? Und die Frage bezog sich vielleicht eher darauf, wie man zu diesem Glauben an die Vergebung Gottes gelangen könnte?
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Re: Vergebung

Beitragvon Marsianer » So 17. Jul 2022, 10:25

christ hat geschrieben:Diese Person selbst kann sich den Fehler irgendwie nicht so recht verzeihen und ist der Ansicht so nach dem Motto "wie kann er mir verzeihen, wenn es um sein Geld geht? Hat er da überhaupt noch Vertrauen zu mir, was Geld anbelangt?"

Achso, das ist schoneinmal ein gut konkretes Beispiel, würde ich sagen.
Was würdest du dieser Person raten, dass sie sich zb selbst verzeihen kann, dass ihr dieser Fehler unterlaufen ist?

Es geht in diesem Beispiel vielleicht um soetwas wie den eigenen "guten Ruf"? Es geht vielleicht um eine Sorge auf soetwas bezogen?
Dann stehen plötzlich die Eltern dieses Kindes vor deiner Haustür und sagen, dass du es getreten hättest und dann bekommst du Schuldgefühle

Quasi also erst in Folge einer "Anklage"?
aber du kannst dir selbst nicht verzeihen, weil du so was Böses gemacht hast und einem anderem Kind dadurch Schmerzen zugefügt hattest.

Hier ginge es um soetwas wie das Erleben, wozu man in Folge einer "Gruppendynamik" in der Lage ist? Diese Grundproblematik bleibt auch über das Geschehen im Beispiel bestehen, es sei denn du fühlst in dir, es werde mit dir wohl nicht wieder "soweit kommen"?

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Re: Vergebung

Beitragvon Louis » So 17. Jul 2022, 12:49

Agape hat geschrieben:Naja, das Problem scheint jedoch manchmal zu sein, dass dies wohl nicht immer geglaubt wird? Und die Frage bezog sich vielleicht eher darauf, wie man zu diesem Glauben an die Vergebung Gottes gelangen könnte?


Ja. Der Glaube ist nicht selten das Problem. Bin ich „Fest im Glaube“, lebt es sich „leichter“. :)
„...wie man zu diesem Glauben an die Vergebung Gottes gelangen könnte?“
Eigentlich ein unkomplizierter Weg: Christus bei Zachäus

1 Jesus zog mit seinen Jüngern durch Jericho.
2 Dort lebte ein sehr reicher Mann namens Zachäus, der oberste Zolleinnehmer.
3 Zachäus wollte Jesus unbedingt sehen; aber er war sehr klein, und die Menschenmenge machte ihm keinen Platz.
4 Da rannte er ein Stück voraus und kletterte auf einen Maulbeerfeigenbaum, der am Weg stand. Von hier aus hoffte er, einen Blick auf Jesus werfen zu können.
5 Als Jesus dort vorbeikam, schaute er hinauf und rief: »Zachäus, komm schnell herunter! Ich soll heute dein Gast sein!«
6 Eilig stieg Zachäus vom Baum herunter und nahm Jesus voller Freude mit in sein Haus.
7 Als die Leute das sahen, empörten sie sich über Jesus: »Wie kann er das nur tun? Er lädt sich bei einem Gauner und Betrüger[1] ein!«
8 Zachäus aber wandte sich an Jesus und sagte: »Herr, ich werde die Hälfte meines Vermögens an die Armen verteilen, und wem ich am Zoll zu viel abgenommen habe, dem gebe ich es vierfach zurück.«
9 Da entgegnete ihm Jesus: »Heute hat Gott dir und allen, die in deinem Haus leben, Rettung gebracht. Denn auch du bist ein Nachkomme von Abraham.
10 Der Menschensohn ist gekommen, Verlorene zu suchen und zu retten.«

Wie ist es dem Betrüger Zachäus gelungen, daß Gott ihm verzeiht?
Fest im Glaube, er hat Christus erkannt, das war‘s ...
4 Da rannte er ein Stück voraus... Von hier aus hoffte er, einen Blick auf Jesus werfen zu können. ;)

Agape
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Re: Vergebung

Beitragvon Agape » So 17. Jul 2022, 13:20

Louis hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:Naja, das Problem scheint jedoch manchmal zu sein, dass dies wohl nicht immer geglaubt wird? Und die Frage bezog sich vielleicht eher darauf, wie man zu diesem Glauben an die Vergebung Gottes gelangen könnte?

Ja. Der Glaube ist nicht selten das Problem. Bin ich „Fest im Glaube“, lebt es sich „leichter“. :)
„...wie man zu diesem Glauben an die Vergebung Gottes gelangen könnte?“ Eigentlich ein unkomplizierter Weg: Christus bei Zachäus.
Wie ist es dem Betrüger Zachäus gelungen, daß Gott ihm verzeiht? Fest im Glaube, er hat Christus erkannt, das war‘s ...

Und Du meinst, Gott habe erst verziehen, als Zachäus geglaubt hat? Oder könnte man es so ausdrücken, dass der feste Glaube lediglich bewirkte, dass Zachäus sich selbst verziehen hat (gemäss freiem Willen) - Gottes Vergebung aber bedingungslos ist?
"Schreiben ist der direkte Weg zum Herzen"
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Louis
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Re: Vergebung

Beitragvon Louis » So 17. Jul 2022, 15:57

Louis hat geschrieben:Fest im Glaube, er hat Christus erkannt


Agape hat geschrieben:Und Du meinst, Gott habe erst verziehen, als Zachäus geglaubt hat? Oder könnte man es so ausdrücken, dass der feste Glaube lediglich bewirkte, dass Zachäus sich selbst verziehen hat (gemäss freiem Willen) - Gottes Vergebung aber bedingungslos ist?


Mit welchem Satz hat Gott ihm verziehen, kann mich an keinen erinnern?
Ja Agape, weil Gottes Vergebung bedingungslos ist. Da müssen wir uns keine großartigen Gedanken machen. Andere nannten ihn einen Sünder, nicht Gott. Was hätte er ihm verzeihen sollen? Reichtum ist nicht „sündhaft“.

Agape hat geschrieben:wie man zu diesem Glauben an die Vergebung Gottes gelangen könnte?
...könnte man es so ausdrücken, dass der feste Glaube lediglich bewirkte, dass Zachäus sich selbst verziehen hat (gemäss freiem Willen).


Ja Agape. Du hast dir deine Frage gerade selbst beantwortet?
Zachäus hat sich selbst (gemäss freiem Willen) verziehen, fest im Glaube. Ähnlich Lk 15,11–32

Agape hat geschrieben:Gottes Vergebung aber bedingungslos ist
;)


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