Globalismus und Multikulturalismus

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Marsianer
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Globalismus und Multikulturalismus

Beitragvon Marsianer » Mo 29. Aug 2022, 06:44

Alexander Dugin während einer Debatte im Amsterdamer Opernhaus: "Rassismus ist mir völlig fremd, denn ich glaube, dass die Menschen ihre eigenen Beschützer haben, dass die Menschen ihre eigenen Archetypen haben. Die Menschen vereint nicht nur, dass sie alle eine körperliche, physische Verkörperung haben, sondern auch, dass sie eine Seele haben. Es gibt die Seele des jüdischen Volkes, die ich bewundere, die ich respektiere. Ich habe viele Freunde aus Israel, in traditionalistischen Kreisen in Israel, die meine Meinung teilen. Sie sind Juden, die an Gott glauben. Und das steht im Widerspruch zu Ihnen. Sie definieren sich als Jude, der nicht an einen jüdischen Gott glaubt. Für meine Freunde wäre das eine antisemitische Äußerung, weil die Juden Gottes Volk sind. Und das ist das Wesentliche. Das heißt, ohne Gott würden die Juden ihr Wesen, ihr religiöses Ziel, ihren Platz in der Geschichte verlieren. Wichtig ist jedoch, dass es einen Unterschied zwischen den Menschen gibt. Und ich bestehe auf der Unterschiedlichkeit der Seelen der Menschen, auf der Unterschiedlichkeit der Beschützer der Menschen, aber ich bin gegen jede Art von Hierarchie oder Rassismus. Ich sage nicht, dass indoeuropäische oder griechische oder deutsche, indische oder iranische Kulturen oder Traditionen besser sind als semitische, islamische oder jüdische. Ich denke, sie sind unterschiedlich. Und was den Prozess der Globalisierung angeht, den Sie beschrieben haben: Wenn es so wäre, wie Sie sagen, bräuchten wir uns nicht dagegen zu wehren. Wenn es ein Dialog wäre, an dem alle – Christen, Muslime, Chinesen – beteiligt sind und ihre Werte verteidigen, wenn die Globalisierung ein offener und wirklich demokratischer Dialog wäre, um das Beste aus jeder Kultur herauszuholen, würde sich niemand gegen diese Erscheinung wehren."

Bernard-Henri Lévy: "Die Art und Weise, wie Sie die Idee der Menschenrechte, der persönlichen Freiheiten, der Besonderheiten des Einzelnen durch große Blöcke von Gemeinschaften durch den Glauben an etwas Heiliges und so weiter verdrängen hat einen deutlichen Geruch von Nihilismus"

Dugin: "Ich denke, man kann mich nur insofern als Nihilisten bezeichnen, als ich die Universalität der modernen westlichen Werte ablehne. Ich halte sie nicht für universell, ich halte sie für westlich. Es sind die Werte der Moderne, und der Westen ist immer noch stark genug, um sie zu verteidigen, aber ich bestreite entschieden, dass die Herrschaft der Minderheit über die Mehrheit die einzige Möglichkeit der Demokratie ist. Die einzige Möglichkeit, Freiheit als persönliche Freiheit zu interpretieren, besteht darin, die Menschenrechte zu interpretieren, indem man eine westliche, modernistische, individualistische Version der Menschheit auf andere Kulturen projiziert. Es ist offensichtlich, dass ich den Rassismus nicht verteidige, sondern ihn verurteile, weil er ein angelsächsisches liberales Konstrukt ist, das auf der Hierarchie zwischen den Völkern beruht. Ich halte das für kriminell."

https://www.anti-spiegel.ru/2022/der-ak ... rja-dugina

Marsianer
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Re: Globalismus und Multikulturalismus

Beitragvon Marsianer » Mi 31. Aug 2022, 07:40

Hm, mal eine andere Version von "die Russen sind schuld"?
Alexander Dugin hat geschrieben: Tatsache ist, dass es nicht nur einen amerikanischen Staat gibt, sondern zwei Länder und zwei Nationen mit diesem Namen und das wird immer deutlicher. Es geht dabei nicht einmal um Republikaner und Demokraten, deren Konflikt immer erbitterter wird. Es ist die Tatsache, dass es in der amerikanischen Gesellschaft eine tiefere Spaltung gibt.

Die Hälfte der US-Bevölkerung ist ein Verfechter des Pragmatismus. Das bedeutet, dass es für sie nur einen Maßstab gibt: Es funktioniert oder es funktioniert nicht, es funktioniert/es funktioniert nicht. Das ist alles. Und kein Dogma, weder über das Subjekt noch über das Objekt. Jeder kann sich als das sehen, was er will, auch Elvis Presley oder der Weihnachtsmann, und wenn es funktioniert, wagt niemand zu widersprechen. Mit der Außenwelt verhält es sich genauso: Es gibt keine unantastbaren Gesetze. Machen Sie mit der Außenwelt, was Sie wollen, aber wenn sie unfreundlich reagiert, ist das Ihr Problem. Es gibt keine Entitäten, nur Interaktionen. Das ist die Grundlage der Identität der amerikanischen Ureinwohner, das ist die Art und Weise, wie die Amerikaner selbst den Liberalismus traditionell verstanden haben: als Freiheit zu denken, was Sie wollen, zu glauben, was Sie wollen, und sich zu verhalten, wie Sie wollen. Natürlich wird die Freiheit des einen durch die Freiheit des anderen eingeschränkt, wenn es zu Konflikten kommt, aber ohne es auszuprobieren, können Sie nicht wissen, wo die feine Linie verläuft. Versuchen Sie es, vielleicht klappt es ja.

So ist die amerikanische Gesellschaft bis zu einem gewissen Punkt gewesen. Hier war es möglich, Abtreibung zu verbieten, Abtreibung zu erlauben, Geschlechtsumwandlung zuzulassen, Geschlechtsumwandlung zu bestrafen, Schwulenparaden oder Neonazi-Paraden zu veranstalten, nichts wurde an der Tür abgewiesen, die Entscheidung konnte alles sein, und die Gerichte, die sich auf eine Vielzahl von unvorhersehbaren Kriterien, Präzedenzfällen und Erwägungen stützten, waren die letzte Instanz, die in problematischen Fällen entschied, was funktionierte/nicht funktionierte. Das ist die geheimnisvolle Seite der Amerikaner, die von den Europäern völlig missverstanden wird, und auch der Schlüssel zu ihrem Erfolg: Sie kennen keine Grenzen, d.h. sie machen, was sie wollen, bis sie jemand aufhält, und genau das funktioniert.

Aber in der amerikanischen Elite, die sich aus Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammensetzt, hat sich irgendwann eine kritisch große Anzahl von Nicht-Amerikanern angesammelt. Sie sind überwiegend Europäer, oft aus Russland. Viele von ihnen sind ethnisch jüdisch, aber von europäischen oder russisch-sowjetischen Prinzipien und kulturellen Codes durchdrungen. Sie brachten eine andere Kultur und Philosophie in die Vereinigten Staaten. Sie verstanden oder akzeptierten den amerikanischen Pragmatismus überhaupt nicht und sahen ihn nur als Kulisse für ihr eigenes Vorankommen. Das heißt, sie nutzten die amerikanischen Möglichkeiten, hatten aber nicht die Absicht, sich eine libertäre Logik zu eigen zu machen, die nichts mit einem Hauch von Totalitarismus zu tun hat. In Wirklichkeit waren es diese fremden Eliten, die die alte amerikanische Demokratie gekapert haben. Sie waren es, die das Ruder der globalistischen Strukturen übernahmen und nach und nach die Macht in den Vereinigten Staaten an sich rissen.

Diese Eliten, oft linksliberal, manchmal offen trotzkistisch, haben eine Haltung mitgebracht, die dem amerikanischen Geist zutiefst fremd ist: den Glauben an den linearen Fortschritt. Fortschritt und Pragmatismus sind unvereinbar. Wenn der Fortschritt funktioniert, gut. Wenn nicht, muss er aufgegeben werden. Das ist das Gesetz des Pragmatismus: Es funktioniert/funktioniert nicht. Wenn Sie vorwärts gehen wollen, gehen Sie vorwärts, wenn Sie das Gegenteil wollen, kein Problem, das ist Freiheit auf amerikanische Art.

Die Auswanderer aus der Alten Welt brachten jedoch eine ganz andere Einstellung mit. Für sie war der Fortschritt ein Dogma. Die gesamte Geschichte wurde als ständige Verbesserung, als kontinuierlicher Prozess der Emanzipation, Verbesserung, Entwicklung und Anhäufung von Wissen gesehen. Der Fortschritt war eine Philosophie und eine Religion. Im Namen des Fortschritts, der eine kontinuierliche Zunahme der individuellen Freiheiten, der technischen Entwicklung und der Abschaffung von Traditionen und Tabus beinhaltete, war alles möglich und notwendig, und es spielte keine Rolle mehr, ob es funktionierte oder nicht. Was zählte, war der Fortschritt.

Für die amerikanische Tradition bedeutete dies jedoch eine völlig neue Interpretation des Liberalismus. Der alte Liberalismus argumentierte: Niemand kann mir jemals etwas aufzwingen. Der neue Liberalismus antwortete: eine Kultur der Abschaffung, der Beschämung, der völligen Abschaffung alter Gewohnheiten, der Geschlechtsumwandlung, der Freiheit, über den menschlichen Fötus zu verfügen (Pro-Choice), der Gleichberechtigung von Frauen und Rassen ist nicht nur eine Möglichkeit, sondern eine Notwendigkeit. Der alte Liberalismus sagte: Sei, was du willst, solange es funktioniert. Der neue antwortete: Sie haben kein Recht, kein Liberaler zu sein. Wenn Sie nicht progressiv sind, sind Sie ein Nazi und müssen vernichtet werden. Alles muss im Namen der Freiheit geopfert werden, LGBT+, Transgender und künstliche Intelligenz.

Der Konflikt zwischen den beiden Gesellschaften - der alten libertären, pragmatischen und der neuen neoliberalen, progressiven - hat sich in den letzten Jahrzehnten immer weiter zugespitzt und gipfelt in der Präsidentschaft von Trump. Trump hat das eine Amerika verkörpert und seine globalistischen demokratischen Gegner das andere. Der Bürgerkrieg der Philosophien hat einen kritischen Punkt erreicht. Und es ist wirklich eine Frage der Interpretation von Freiheit.

https://katehon.com/de/article/der-ober ... rtschritts

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Re: Globalismus und Multikulturalismus

Beitragvon Marsianer » Fr 2. Sep 2022, 08:26

Packe ich es mal hier dazu:
Nun wurde mir ein Dokument geschickt, wieder weil ein (allerdings anderer) Kollege dazu meine Einschätzung aus geopolitischer Sicht hören wollte. Ich kann die Echtheit des Dokuments nicht verifizieren, aber angeblich wurde es am 25. Januar 2022 an US-Regierungsbehörden verschickt und ist von irgendwem durchgestochen worden. Das Dokument trägt die Überschrift „Schwächung Deutschlands, Stärkung der USA“ und dabei handelt es sich um eine geopolitische und wirtschaftliche Kurzanalyse mit Vorschlägen dazu, wie die deutsche Wirtschaft im Falle eines russischen Kriegseintritts in den ukrainischen Krieg im Donbass geschwächt werden kann, um die US-Wirtschaft zu stabilisieren oder sogar zu stärken. Das Dokument ist eine – in meinen Augen – sehr professionelle Analyse der aktuellen Situation.

Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Erstens, das Dokument ist echt, dann wäre es eine Sensation, weil es schon im Januar verfasst wurde. Zweitens, das Dokument ist nicht aus US-Regierungskreisen durchgestochen worden, sondern von jemand anderem (zu einem späteren Zeitpunkt) verfasst worden. In dem Fall wäre es eine sehr zutreffende Analyse der aktuellen Situation, wie man sie normalerweise auf Portalen professioneller und auf das Thema spezialisierter Think Tanks wie der RAND-Corperation findet. Auch sein Aufbau, sein Stil und die Formulierungen klingen so, wie ich sie aus öffentlichen Dokumenten transatlantischer US-Think Tanks kenne.

Ich habe das Dokument übersetzt, da es in jedem Fall lesenswert ist, selbst wenn es sich „nur“ um eine sehr professionelle Analyse handeln sollte. Sollte es allerdings tatsächlich ein durchgestochenes Dokument aus US-Regierungsbehörden sein, wäre es noch interessanter.
Dank unserer präzisen Aktionen war es möglich, die Inbetriebnahme der Pipeline Nord Stream 2 trotz des Widerstands der Lobbyisten aus der Stahl- und Chemieindustrie zu verhindern. Die dramatische Verschlechterung des Lebensstandards könnte die deutsche Führung jedoch dazu bewegen, ihre Politik zu überdenken und zur Idee der europäischen Souveränität und strategischen Autonomie zurückzukehren.

Der einzig gangbare Weg, Deutschlands Ablehnung russischer Energielieferungen zu garantieren, ist die Einbindung beider Seiten in den militärischen Konflikt in der Ukraine. Unser weiteres Vorgehen in diesem Land wird unweigerlich zu einer militärischen Antwort Russlands führen. Die Russen werden den massiven Druck der ukrainischen Armee auf die nicht anerkannten Donbass-Republiken natürlich nicht unbeantwortet lassen können. Das würde es ermöglichen, Russland zum Aggressor zu erklären und das gesamte Paket der zuvor vorbereiteten Sanktionen gegen das Land anzuwenden. (Anm. d. Übers.: Dass die Sanktionen von langer Hand vorbereitet waren, hat Bundeskanzler Scholz später mehrmals öffentlich gesagt)

Putin könnte seinerseits beschließen, begrenzte Gegensanktionen zu verhängen – vor allem gegen russische Energielieferungen nach Europa. Der Schaden für die EU-Länder wird also durchaus mit dem für die Russen vergleichbar sein und in einigen Ländern – vor allem in Deutschland – wird er höher sein.

Die Voraussetzung dafür, dass Deutschland in diese Falle tappen kann, ist die führende Rolle der grünen Parteien und Ideologie in Europa. Die deutschen Grünen sind eine stark dogmatische, wenn nicht gar eifrige Bewegung, was es recht einfach macht, sie dazu zu bringen, wirtschaftliche Argumente zu ignorieren. In dieser Hinsicht übertreffen die deutschen Grünen ihre Pendants im übrigen Europa. Persönliche Eigenschaften und die mangelnde Professionalität ihrer Führer – allen voran Annalena Baerbock und Robert Habeck – lassen vermuten, dass es für sie nahezu unmöglich ist, eigene Fehler rechtzeitig zuzugeben.

So wird es ausreichen, das mediale Bild von Putins aggressivem Krieg schnell zu formen, um die Grünen zu glühenden und hartgesottenen Befürwortern von Sanktionen zu machen, zu einer „Partei des Krieges“. Auf diese Weise kann das Sanktionsregime ohne Hindernisse eingeführt werden. Die mangelnde Professionalität der derzeitigen Führer wird auch in Zukunft keinen Rückschlag zulassen, selbst wenn die negativen Auswirkungen der gewählten Politik deutlich genug werden.

[...]

Mittelfristig (4-5 Jahre) könnten sich die kumulierten Vorteile der Kapitalflucht, der neu ausgerichteten logistischen Ströme und des geringeren Wettbewerbs in den wichtigsten Branchen auf sieben bis neun Billionen Dollar belaufen.

Leider dürfte auch China mittelfristig von diesem sich entwickelnden Szenario profitieren. Gleichzeitig erlaubt uns die starke politische Abhängigkeit Europas von den USA, mögliche Versuche einzelner europäischer Staaten, sich China anzunähern, wirksam zu neutralisieren.

https://www.anti-spiegel.ru/2022/mit-hi ... wirtschaft
Ich habe gerade erst über ein Dokument berichtet, das mir mit der Bitte um eine Analyse geschickt wurde, das demnach aus US-Regierungskreisen stammt, und in dem klar gesagt wird, dass die US-Regierung auf eine Zerschlagung der deutschen Wirtschaft setzt, um erstens die US-Wirtschaft zu stärken und zweitens die Gefahr eines Zusammengehens von Deutschland und Russland aus der Welt zu schaffen, weil diese Gefahr nicht mehr besteht, wenn die deutsche Wirtschaft zerschlagen ist.

https://www.anti-spiegel.ru/2022/antwor ... ich-gesagt

Also eine Art taktische Zerstörung, wie in Hinblick auf die DDR-Wirtschaft von BRD-Seite schon einem Plan Adenauers folgend von manchen angenommen wird, damit die Gelegenheit zur "Wiedervereinigung" dann nicht zerrinnt, weil die andere Seite zuviel eigene Kraft haben würde? Zur Verhinderung der zu großen Annäherung von Deutschland (mit der EU) und Rußland, die als politische, systemische Konkurrenz für die USA in einigen Jahrzehnten bedrohlich werden könnte? Die USA haben in ihren Anfängen ja solches Vorgehen gelernt, da Monarchien immer schon möglichst nur Monarchien akzeptiert hatten, da größere Republiken sich für sie als systemische Bedrohung darstellten.

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Re: Globalismus und Multikulturalismus

Beitragvon Marsianer » Sa 3. Sep 2022, 07:22

Strauss gilt als Begründer einer einflussreichen Denkschule – der Straussianer – und als Kritiker der modernen Philosophie sowie des modernen liberalen Denkens überhaupt.

[...]

- Strauss macht die Aufklärung und den Liberalismus für den Niedergang des Philosophierens verantwortlich und fordert eine Rückbesinnung zur antiken platonisch-sokratischen Philosophie. Seine Leitmetapher lautet: Die Aufklärung hat nicht „mehr Licht“ gebracht, sondern das Denken in eine „zweite Höhle“, einen Keller unterhalb der platonischen Höhle geführt, aus dem es sich erst wieder in die „erste Höhle“ hinaufarbeiten müsse.
- Er behandelt fundamental-philosophische Fragen im Rahmen „großer Alternativen“: Antike oder Moderne, Philosophie oder Theologie, „Athen“ oder „Jerusalem“, wobei der „Offenbarungsglaube“ beziehungsweise die Bibel die existenzielle Herausforderung für die Philosophie darstelle, weil dieser wie die politische Gesetzgebung auf dem Gebot des Gehorsams beruhe und zudem Heil oder Verdammnis verspreche. Nach Strauss vermag die Vernunft allein das theologisch-politische Problem nicht zu lösen; jeder Versuch verfängt sich im Relativismus, den er scharf zurückwies.
- Damit folgt eine Ablehnung von Historismus, Positivismus und Relativismus als Hauptströmungen „nivellierten“ modernen Denkens und als Verursacher einer Krise, weil sie vermeintlich die Möglichkeit von Philosophie bestreiten und die klassische philosophische Überzeugung, dass das Ziel politischen Lebens die Tugend sei, zurückweisen.
- Strauss spricht sich gegen Max Weber aus, vor allem gegen dessen Forderung einer werturteilsfreien Wissenschaft und seinen „edlen Nihilismus“; stattdessen vertritt Strauss die vor allem durch Radikalisierung von Carl Schmitts Begriff des Politischen gewonnene Überzeugung, die Moderne sei überwindbar.
- Strauss’ Anthropologie ist elitistisch. Er betont unter Berufung auf das Naturrecht (damit abweichend vom üblichen Verständnis eines quasi-naturgesetzlichen Begriffs) die naturgegebene Ungleichheit der Menschen – „hierarchische Ordnung der natürlichen Verfassung des Menschen“ gemäß Platon.

Schon seit seiner frühen Auseinandersetzung mit Spinoza besaß er die Überzeugung, dass ein philosophisches Leben nur wenigen vorbehalten ist, während die Menge den Halt der Religion benötigt und in Vorurteilen befangen bleiben muss, um Ruhe und Ordnung zu gewährleisten.

Strauss vertritt eine Hermeneutik, die zwischen exoterischer Präsentation und esoterischer Codierung von Texten unterscheidet, wobei sich die letztere Dimension nur dem kongenialen Leser, den wenigen zur Philosophie Berufenen, erschließe.

[...]

Nicht nur Seymour Hersh, Nestor des investigativen Journalismus in den USA, nannte eine „Clique“ oder „Gang“ von Straussianern in der Bush-Regierung als Planer und Vordenker des Kriegs gegen den Irak. William Kristol und Robert Kagan beriefen sich indirekt auf Lehren von Strauss, als sie nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 eine Politik forderten, die moralisch begründet und insbesondere auch bereit ist zur politischen Täuschung wie zur Kriegsführung, zur unbedingten Verteidigung des amerikanischen Lebensstils wie zur gewaltsamen Durchsetzung von Regimewechseln.

https://de.wikipedia.org/wiki/Leo_Strauss

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Re: Globalismus und Multikulturalismus

Beitragvon Louis » Sa 3. Sep 2022, 14:30

Marsianer hat geschrieben:“Strauss gilt als Begründer einer einflussreichen Denkschule – der Straussianer – und als Kritiker der modernen Philosophie sowie des modernen liberalen Denkens überhaupt.“


„Strauss veröffentlicht nun in rascher Folge Untersuchungen zu Platon, Aristoteles und Thukydides (The City and Man; 1964), zudem eine Interpretation des Gesamtwerkes von Aristophanes (Socrates and Aristophanes, 1966), Analysen der sokratischen Schriften Xenophons (Xenophon’s Socratic Discourse von 1970 sowie Xenophon’s Socrates von 1972) sowie eine Auslegung von Platons Nomoi (dt. Die Gesetze), die postum 1975 unter dem Titel The Argument and Action of Plato’s Laws erscheinen.“ - Wikipedia

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Re: Globalismus und Multikulturalismus

Beitragvon Marsianer » Mo 3. Okt 2022, 22:32

John Pilger hat geschrieben:In den 1970er Jahren traf ich eine von Hitlers Chef-Propagandisten, Leni Riefenstahl, deren monumentale Filme die Nazis glorifizierten. Wir wohnten zufällig in derselben Unterkunft in Kenia, wo sie als Fotografin arbeitete, nachdem sie dem Schicksal anderer Freunde des Führers entronnen war.

Sie berichtete mir, dass die „patriotischen Botschaften“ ihrer Filme nicht auf „Befehlen von oben“ beruhten, sondern auf der „unterwürfigen Leere“ der deutschen Öffentlichkeit, wie sie es nannte.

Bezog sich das auch auf das liberale Bildungsbürgertum? –
wollte ich wissen. „Ja, vor allem darauf“, sagte sie.

Daran muss ich denken, wenn ich mir die Propaganda ansehe, die die westlichen Gesellschaften heute aufzehrt.

Natürlich sind wir ganz anders als das Deutschland der 1930er Jahre. Wir leben in Informationsgesellschaften. Wir sind Globalisten. Wir waren noch nie kenntnisreicher, so sehr auf dem Laufenden, besser vernetzt.

Tatsächlich? Oder leben wir in einer Mediengesellschaft, in der wir einer tückischen und unaufhörlichen Gehirnwäsche unterzogen werden und unsere Wahrnehmung entsprechend den Bedürfnisse und Lügen staatlicher und unternehmerischer Macht gefiltert wird?

Die Vereinigten Staaten dominieren die Medien der westlichen Welt. Bis auf eines haben alle Top-Ten Medienunternehmen ihren Sitz in Nordamerika. Das Internet und die sozialen Medien – Google, Twitter, Facebook – sind zum großen Teil im Besitz und unter der Kontrolle der USA.

Seit ich auf der Welt bin, haben die Vereinigten Staaten mehr als 50 Regierungen, vor allem Demokratien, gestürzt oder zu stürzen versucht haben. Sie haben sich in demokratische Wahlen in 30 Ländern eingemischt. Sie haben Bomben auf die Menschen in 30 Ländern abgeworfen, in der Mehrzahl arme und wehrlose Länder. Sie haben versucht, die Staatschefs von 50 Ländern zu ermorden. Sie haben in 20 Ländern für die Unterdrückung von Befreiungsbewegungen gekämpft.

Über das Ausmaß dieses Blutbades wurde großteils kaum berichtet, es bleibt weitgehend unerkannt. Und die Verantwortlichen beherrschen nach wie vor das anglo-amerikanische politische Leben.

Wenige Jahre, ehe er 2008 starb, hielt der Theaterautor und Regisseur Harold Pinter zwei außergewöhnliche Reden, die ein Schweigen brachen.

„Die US-Außenpolitik“, sagte er, „lässt sich am besten wie folgt definieren: Kriech mir in den Hintern, oder ich schlag dir den Schädel ein. So einfach und plump ist es. Das Interessante daran ist, dass diese Politik so unglaublich erfolgreich ist. Sie besitzt die Strukturen der Desinformation, greift zu Mitteln der Rhetorik, verzerrt die Sprache – all das wirkt sehr überzeugend und ist doch nur erstunken und erlogen. Sie haben das Geld, sie haben die Technologie, sie haben alle Mittel in der Hand, um damit durchzukommen, und sie kommen damit durch.“

Als er den Nobelpreis für Literatur bekam, sagte Pinter Folgendes: „Die Vereinigten Staaten begehen systematisch, fortwährend, brutal und erbarmungslos Verbrechen, doch nur sehr wenige Menschen sprechen auch nur davon. Das muss man Amerika lassen. Es übt weltweit eine geradezu klinisch-kalte Machtmanipulation aus und stellt sich zugleich als Streiter für das Wohl des Universums dar. Das ist ein glänzender, ja sogar gewitzter, höchst erfolgreicher Hypnoseakt.“

[...]

In den letzten Jahren wurden einige der besten Journalisten aus dem Mainstream entfernt. „Aus dem Verkehr gezogen“, nennt man das. Die Lücken, die einst für Querdenker bestanden, für Journalisten, die gegen den Strom schwammen und die Wahrheit aussprachen, wurden geschlossen.

Am schockierendsten ist der Fall von Julian Assange. Als Julian und WikiLeaks Leser und Preise für den Guardian, die New York Times und andere wichtigtuerische „preisgekrönte Zeitungen“ gewannen, war er ein gefeierter Mann.

Als aber der dunkle Staat Einspruch erhob und die Zerstörung von Festplatten und den Rufmord an Julian verlangte, machte man ihn zum Staatsfeind. Als Vizepräsident nannte ihn Biden einen „Hi-Tech-Terroristen“. Hillary Clinton fragte: „Können wir den Typen nicht einfach per Drohne töten?“

Die Schmäh- und Verleumdungskampagne, die gegen Julian Assange folgte – der UN-Berichterstatter über Folter sprach von Mobbing – brachte die liberale Presse an ihren Tiefpunkt. Wir wissen, wer sie sind. Für mich sind es Kollaborateure, Vichy-Journalisten.

Wann stehen richtige Journalisten auf?

https://www.nachdenkseiten.de/?p=88767

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Re: Globalismus und Multikulturalismus

Beitragvon Marsianer » Sa 28. Jan 2023, 14:15

Zum Thema auch heutiger Mittelalterklitterungen in Tradition "aufklärerischer" Desinformation vielleicht hier und da interessant (habe das nicht alles angesehen):

https://www.youtube.com/@Geschichtsfenster

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Re: Globalismus und Multikulturalismus - Hyperborea

Beitragvon Marsianer » Di 19. Sep 2023, 04:52

Passt vielleicht hierzu, Dugin wird darin u.a. zitiert:
Madame Blavatsky, the founder of Theosophical Society, claimed the ‘second root race’ originated in Hyperborea, before the later races of Lemuria and Atlantis. The Russian metaphysician Alexandre Dugin says that it was the home of the “solar people”, connected to what is now northern Russia. “Solar people,” Alexandre Dugin explains, are a “cultural-spiritual type” who are creative, energetic and spiritual. They are the opposite of “lunar people”, a psycho-spiritual type who are materialistic, conservative and wary of change.

The ancient Greeks had a legend of Hyperborea, a land of perpetual sun beyond the “north wind”. Hecataeus (circa 500 BC) says that the holy place of the Hyperboreans, which was built “after the pattern of the spheres”, lay “in the regions beyond the land of the Celts” on “an island in the ocean.” According to popular accounts, the God Apollo’s temple at Delphi was founded by individuals from Hyperborea. The Greek lyric poet Alcaeus (600 BC) sang of the actual or mystical journey of Apollo to the land of the Hyperboreans:

O King Apollo, son of great Zeus, whom thy father did furnish forth at thy birth with golden headband and lyre of shell, and giving thee moreover a swan-drawn chariot to drive, would have thee go to Delphi… But nevertheless, once mounted, thou badest thy swans fly to the land of the Hyperboreans.

The wearing of a star-embroidered robe by the King and ‘Ruler of the World’ — the heavenly sphere serving as a symbol of the earthly one — is a custom that can be traced to the Hyperboreans. Embroidered in gold on blue silk were the figures of the sun, moon and stars. Such robes were worn by the kings of Ancient Rome and Julius Ceasar, as well as Augustus and the Roman Emperors.

Earthenware statuettes found in a grave in Yugoslavia show the ‘Hyperborean Apollo’ in a chariot drawn by swans. The god wears, on his neck and breast, yellow figures of the sun and stars; on his head is a rayed crown with a headband that has a zigzag pattern. His robe, which reaches to the ground, is dark blue with yellow designs.

Collapse of Hyperborea

One of the most popular theories for the collapse of Hyperborea was a physical inclination (catastrophe) of the Earth’s axis. Man’s transgression of Divine Law caused a shift in the metaphysical balance, the effect of which was catastrophic on the Earth plane. Julius Evola, the noted Italian metaphysician, explains that at this point the first cycle of history closed, and that of the second, the Atlantean, began:

The memory of this Arctic seat is the patrimony of the traditions of many people, in the form either of real geographic allusions, or of symbols of its function and original significance, often transferred to a super-historical significance, or else applied to other centres that may be considered as copies of the original one… Above all, one will notice the interplay of the Arctic theme with the Atlantic theme… It is known that the astrophysical phenomenon of the inclination of the earth’s axis causes a change of climate from one epoch to another. Moreover, as tradition tells, this inclination took place at a given moment, and in fact through the alignment of a physical and a metaphysical fact, as if a disorder in nature were reflecting a certain situation of a spiritual order… At any rate, it was only at a certain moment that ice and eternal night descended on the polar region. Then, with the enforced emigration from that seat, the first cycle closed and the second opened, initiating the second great era, the Atlantean Cycle.2

The memory of a Golden Age, although rendered in an archetypal or mythological form, serves a super-historical purpose. This is why the remembrance of the ancient civilisation of Atlantis is sometimes enmeshed with that of Hyperborea. We cannot expect to ‘prove’ the physical existence of these civilisations. All myths are known to have a historical basis. Transmitted primarily by oral tradition, they are wrapped in a catchy and simple tale that ensures their survival and transmittal down through the ages. Myth serves an extremely vital function — a recollection of our beginnings, a knowledge of where we are heading, and what we are supposed to do. It is only now in the Kali Yuga that we have disconnected from tradition, losing the ability to correctly interpret and understand myths with historical kernels of truth.

Hyperborea Revived

The legend of Hyperborea revived during the 18th and 19th centuries when a flurry of books were published dealing with the idea that civilisation had first appeared not in the Middle East, but somewhere else.

The popular theory of the day postulated that the so-called ‘Aryans’ (Europeans) were superior and more intelligent than Semites (Middle East peoples). Therefore, logically, civilisation could not have originated in the Middle East and Hebrew was probably not the first language.

The Frenchmen of the Enlightenment were in no doubt that “Eden” was situated on higher ground. The Germans similarly, who were looking for their Aufklarung, also sought to be free of a history tied to the Mediterranean and Middle East regions. British and German scholars studied ancient Indian (Vedic) civilisation and leant the Sanskrit language. Many believed Sanskrit the original language of the ‘Aryans’.

With new sources of knowledge from ancient Egypt, Chaldea, China and India, researchers were treading on dangerous ground as far as questioning Man’s origins. Biblical history was still strictly upheld and moving too far from this historical boundary could have you silenced.

Writers such as Jean-Sylvain Bailly (1736-1793), the Rev. Dr. William Warren (1800s), Bal Gangadhar Tilak (1856-1929) and H.S. Spencer (1900s), developed out theories, often borrowing from earlier sources, attempting to prove man’s origins in the Polar region.

Tilak’s book Arctic Home (published 1903) begins by stating the well known fact that warm weather remains in the Arctic regions, which shows the climate was far different during the interglacial period. According to Tilak, scientists do concede the existence, in the past, of a warm circumpolar continent, and the circumstances there would not have been nearly unfavourable as imagined.

Tilak was convinced the ancient Indian Vedic texts point unmistakably to a “realm of the gods” where the sun rises and sets once a year, showing that their writers could understand the astronomical conditions at the North Pole.

Tilak, who had a perfect mastery of Vedic language, placed the original Arctic home existing around circa 10,000 BC, just prior to its destruction and the beginning of the last Ice Age.

His book had little impact in the West but was popular in India. When the learned Zoroastrian H.S. Spencer wrote his book The Aryan Ecliptic Cycle (1965), a development of Tilak’s work, he was able to obtain endorsements from Sir S. Radhakrishna, then President of India. As well as from dignitaries of the Theosophical Society in Adyar and the Sri Aurobindo Ashram in Pondichary.

https://www.newdawnmagazine.com/articles/hyperborea-the-quest-for-mystical-enlightenment


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