Schamanische Rauschmittelreisen
Verfasst: So 25. Dez 2022, 14:49
Mancher wird vielleicht wissen, daß ich dem Einsatz von Rauschmitteln gegenüber ziemlich kritisch bin, aber darüber zu sprechen ist immer sinnvoll und teils wohl auch interessant, wenn es um Erfahrungen geht, die jemand auf solchen Wegen machte.
Ein kurzes Zitat aus einem langen auf mich für sich durchaus lesenswert wirkenden persönlichen Erfahrungsbericht des Rubikon-Herausgebers zu eigenem Erleben von Lebenskrisen.
https://www.rubikon.news/artikel/mein-weg-ins-leben
Ein kurzes Zitat aus einem langen auf mich für sich durchaus lesenswert wirkenden persönlichen Erfahrungsbericht des Rubikon-Herausgebers zu eigenem Erleben von Lebenskrisen.
Jörg Wernicke hat geschrieben:Und da ist zum anderen die Erfahrung einer Reise auf Ayahuasca, relativ zu Beginn meiner Arbeiten. Begleitet von schamanischer und anderer Musik lag ich im Kreise meiner Begleiter bewegungslos auf dem Rücken — und tat und erlebte schon lange Zeit … gar nichts mehr. Nachdem meine Begleiter lange Zeit nicht bemerkt hatten, dass ich mich in Raum und Zeit und Universum verloren hatte und nicht mehr wusste, wer ich war, ja, mich, wie ich denke, an einem Ort zwischen Leben und Tod befand, ergriff plötzlich eine der Begleiterinnen das Wort und sagte: „Mensch, der stirbt da, merkt ihr das nicht? Wir müssen ihm helfen, da herauszukommen. Los, schnell, holt die Trommeln!“. Und so trommelten sie mich ins Leben zurück, über Minuten, ja Stunden vielleicht. Innerlich durch den Klang der Trommeln bewegt und ihre Kraft in mich aufnehmend, zu meiner machend, kehrte das Leben in ungeahntem Ausmaße zu mir zurück. Bis ich schließlich, sehr viel später, aufrecht im Raum sowie im Kreise meiner trommelnden Begleiter stand und der empfindungslose Nahtod blanker Lebenskraft gewichen war: Meine Fäuste waren geballt und mein Kinn nach vorne gestreckt. Unendliche Kraft durchflutete alle Zellen meines Körpers. Ich, der ich mein Leben lang körperlich immer kraft- und hilflos gewesen war, stand nun in größter Rage und existenzieller, vernichtender Wut halbnackt und vor Schweiß nur so triefend an diesem sicheren Ort — und spürte zum allerersten Mal in meinem Leben meine wirkliche, maßlose Kraft. Eine Kraft, die sagte, ja in die Welt hinausschrie: „Nein, wenn ihr mich töten wollt, werde ich Euch bezwingen, noch bevor ihr mir auch nur nahegekommen seid; das Leben ist zu kostbar, zu heilig, um es kampflos preiszugeben, und ich bin so viel stärker als ihr!“. Die Schultern waren weit vor den Oberkörper hervorgetreten, jeder Muskel im Torso war aufs Äußerste gespannt, das Kinn bewegte sich in unglaublicher Kampfeslust von alleine vor und zurück. Noch lange nach diesem Erlebnis schworen mir meine Begleiter nicht nur, dass „auch das“ ich beziehungsweise ein Teil von mir sei, sondern ebenso, dass sie jede Wette eingehen würden, das ich mittels der hier zum Leben erweckten Energie tatsächlich mit einem Faustschlag ein Loch in die Wand unseres Arbeitsraumes hätte schlagen können, so kraftvoll war diese mir verloren gegangene Energie.
Vielleicht gab es einen Grund, einen guten Grund dafür, warum der an Krebs im Endstadium leidende Protagonist in „Der weise Schmerz der Seele“ meinte, eine einzige Ayahuasca-Zeremonie hätte ihm mehr geholfen als fünf Jahre Psychotherapie. Derjenige Protagonist, dessen Krebs dank der Arbeit mit Psychedelika schließlich in Remission gegangen war.
Bis Ende des Jahres 2021 hatte ich wieder ein Körpergefühl. Alles, was lebenslang taub und in Starre respektive Dissoziation eingefroren gewesen war, kam nun wieder in Kontakt. Die Lebensenergie floss wieder durch mich hindurch, noch wild, noch schemenhaft, noch diffus und fragmentiert, doch sie floss.
[...]
Aus den genannten, vor allem jedoch politischen Gründen, aus Schutzinteressen heraus, werde ich im Januar mit Rubikon Schweiz einen Rubikon-Ableger in einem Land gründen und in gute Hände geben, in dem die Pressefreiheit noch etwas zählt. Dieser soll ab spätestens 1. März 2023 unter www.rubikon-magazin.ch seine Arbeit aufnehmen.
https://www.rubikon.news/artikel/mein-weg-ins-leben