Was hat es damit eigentlich auf sich? Ja, teils wird er in Form von Musik präsentiert. Mir geht es hier nicht so sehr um Formen "von Lobpreis", sondern eher um das Wieso. Was soll das eigentlich?
Ich würde vermuten, dieser auch biblisch breit beschriebene Brauch hat damit mit einer inneren Verfasstheit zu tun, die dazu neigt immer von Gott abzuirren. Aus dieser Spannung könnte "Lobpreis" attraktiv wirken?
Theresa von Avila, Die Seelenburg, Siebte Wohnung, Drittes Hauptstück hat geschrieben:6. Ihr habt schon gesehen, welche Leiden und Trübsale diese Seelen in ihrem Verlangen nach dem Tode auf sich genommen haben, um zum Genusse des Herrn zu gelangen. Jetzt aber hat ihr Verlangen, ihm zu dienen und zu seinem Lobpreis und wenn möglich zur Förderung irgendeiner Seele beizutragen, sehr zugenommen. Anstatt zu sterben, wünschen sie recht lange unter den größten Leiden zu leben, damit, wenn es möglich wäre, der Herr auch nur ein klein wenig durch sie gepriesen werde. Ja, wüßten sie gewiß, daß sie nach ihrem Hinscheiden sogleich zum Genusse Gottes gelangen würden, so achteten sie nicht darauf; und denken sie an die Glorie, deren sich die Heiligen erfreuen, so verlangen sie in keiner Weise, jetzt schon daran teilzunehmen. Ihre Seligkeit ist es, wenn möglich dem Gekreuzigten in etwa behilflich sein zu können, besonders wenn sie sehen, wie sehr er beleidigt wird und wie wenige sich, von allem losgeschält, die Förderung seiner Ehre ernstlich angelegen sein lassen.
7. Freilich vergessen solche Seelen zuweilen das, was ich eben erwähnte, und es regt sich in ihnen wieder ein zärtliches Verlangen nach dem Genusse Gottes und nach dem Verlassen dieses Landes der Verbannung, besonders wenn sie sehen, wie wenig sie im Dienste Gottes leisten. Aber bald kehren sie wieder in sich selbst zurück und schauen auf den, den sie dauernd bei sich haben. Damit geben sie sich zufrieden und bringen der göttlichen Majestät das Verlangen zu leben als das kostbarste Opfer dar, das sie ihr zu bringen imstande sind? Vor dem Tode aber fürchten sie sich so wenig, daß er ihnen vielmehr als eine süße Verzückung erscheint. Er, der ihnen zuvor jenes äußerst qualvolle Verlangen (nach seiner Anschauung) verliehen, gibt ihnen jetzt das Verlangen zu leben ein. Er sei gelobt und gepriesen in Ewigkeit!
8. Diese Seelen haben auch kein Verlangen nach geistigen Wonnen und Süßigkeiten, da sie den Herrn selbst in sich besitzen, und Seine Majestät ist es, die jetzt in ihnen lebt. War doch das eigene Leben des Herrn hienieden offenbar nichts anderes als ein beständiges Martyrium, und so gestaltet er auch ihr Leben dem seinigen gleichförmig, wenigstens dem Verlangen nach; im übrigen leitet er sie als schwache Menschen, wenn er ihnen auch gern von seiner Stärke mitteilt, sobald er es für sie als notwendig erachtet. Sie leben in einer großen Losschälung von allem Erschaffenen und wünschen immer allein zu sein oder zum Nutzen einer Seele sich zu betätigen. Sie haben weder Trockenheiten des Geistes noch innere Leiden; und während sie mit ihren Gedanken bei unserem Herrn weilen, tragen sie eine so zärtliche Liebe zu ihm, daß sie ihn ohne Unterlaß lobpreisen möchten. Werden sie aber hierin schläfrig, so weckt sie der Herr selbst in der genannten Weise wieder auf; daraus ist ganz deutlich zu erkennen, daß diese Anregung — ich finde keinen anderen Ausdruck — vom Inneren der Seele ausgeht, wie ich dies auch bei den heftigen Antrieben hervorhob. Diese Anregung vollzieht sich mit großer Lieblichkeit, aber sie ist weder auf das eigene Denken noch auf das Gedächtnis zurückzuführen; man kann auch nicht annehmen, daß zu diesem Vorgang die Seele ihrerseits etwas beigetragen hat. Die Person, die ich hier wieder im Auge habe, hat dies mit Aufmerksamkeit beobachtet, da es ihr oft, ja gewöhnlich begegnet. Denn wie das Feuer, so sehr man es auch anfachen mag, nicht nach abwärts lodert, sondern seine Flamme nach oben entsendet, ebenso erkennt man auch hier, daß die innere Anregung vom Seelengrunde ausgeht und die Vermögen der Seele erweckt.
Erkennt ihr Ähnlichkeiten oder Unterschiede des hier Beschriebenen zu eurem Inneren? Es wird benannt, daß Gott immer bei dem Menschen sei, der sich in diesem Zustand der "mystischen Vermählung" befindet. Dieses Bild der Ehe ist biblisch. Nun ist es bei manchen Liebespaaren ja auch der Fall, daß dem anderen gegenüber gesagt wird, wie sehr man ihn liebe?