Liebe zur Wahrheit

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Marsianer
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Liebe zur Wahrheit

Beitragvon Marsianer » Mo 26. Jun 2023, 00:11

"Agapeliebe freut sich nicht über Ungerechtigkeit/Schlechtes/Falschheit/Verletzung (ἀδικίᾳ), freut sich aber der Wahrheit (ἀληθείᾳ);" 1. Kor 13,6

Was bedeutet das eigentlich? Ähnlich:

"[Jesus] Wenn ihr in Meinem Logo/Wort (λόγῳ) bleibt, dann seid ihr wahrhaftig Meine Schüler (μαθηταί) und werdet die Wahrheit (ἀλήθειαν) wissen (μαθηταί) und die Wahrheit (ἀλήθεια) wird euch befreien." Joh 8,31+32

Dazu kann vielleicht nochmal angemerkt werden, daß laut Joh 1 Jesus der menschgewordene Logos ist. Der Gott war und bei Gott war. Logos verstehe ich hier letztlich als Entscheidung. Von einem Zustand des reinen Seins aus wird sich entschieden und es gleicht für ein Geistwesen einer Tat. Menschlicher beschrieben: Ein Mensch ist einfach so. Wie es ist, ist es. Doch dann fasst er einen Vorsatz, er entscheidet sich für etwas. Dadurch kommt er in einen anderen Zustand, der ein aktiveres, fokussiertes Wirken in sich trägt.

Es ist also gar nicht so klar, wie auch das an der zitierten Stelle gemeint ist.

Allgemein sind sehr viele Menschen, die sich selbst als Christ verstehen, ja der Ansicht es sei sehr bedeutend "die richtige Lehrauffassung anzunehmen". Das würde hier wohl 1. auf die Tendenz hinauslaufen anzunehmen, es ginge in den Aussagen um "Wahrheit" im Sinne bestimmter inhaltlicher Positionen.

"Es ist wahr, daß die Karotte orange aussieht."

2. könnte das alles auf Wahrheitsliebe in dem Sinne gedeutet werden, daß jemand in sich so verfasst wäre, daß er bereit wäre stets alles zu hinterfragen und zu prüfen, ob etwas anhand dessen, was sich darstellt so auch stimmen mag. Dabei würde es sich dann um eine Haltung handeln, die nicht über das Maß an inhaltlichen Überzeugungen festhält, sondern sehenden Auges durch das Leben geht. Sich nicht verschließt, vielleicht in Konditioniertheit verharrt, sondern echtes Leben in sich bevorzugt und dies nicht als Makel betrachtet, auch wenn Konditionierte soetwas an anderen gewöhnlich ständig angreifen.

Alter Thread mit Teilbezug hierzu:
viewtopic.php?f=2&t=177&p=4175

Agape
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Re: Liebe zur Wahrheit

Beitragvon Agape » Mo 26. Jun 2023, 17:07

Jesus sagte ja auch, er sei der Weg (zum himmlischen Vater), die Wahrheit und das Leben. Gleichzeitig ist er die Liebe selbst.

Für mich bedeutet diese Aussage, dass Liebe zu Jesus und Liebe zur Wahrheit einander bedingen. Es führt wohl kein Weg zu Gott, ohne die Liebe zur Wahrheit (zu Jesus). Auf diesem Weg zu sein bedeutet, mich auf Jesus einzulassen (mich mit der Liebe zur Wahrheit auseinanderzusetzen), ihm (als "der Wahrheit") zu vertrauen (mehr als allen Erdenmenschen) und mit ihm eins zu werden.

Der Liebe zur Wahrheit entspricht es also unter anderem auch, allem voran auf Gott/Jesus (Wahrheit) zu vertrauen. Dazu passend folgende Bibelstelle:
So spricht Jahwe: "Verflucht ist der Mann, der auf Menschen vertraut, der sich auf Menschenkraft verlässt und sein Herz von Jahwe abkehrt! Er ist wie ein kahler Strauch in der Steppe, der vergeblich auf Regen hofft. Er steht auf dürrem Wüstenboden, im salzigen Land, wo niemand wohnt.
Gesegnet ist der Mann, der auf Jahwe vertraut, dessen Hoffnung Jahwe ist! Er ist wie ein Baum, der am Wasser steht und seine Wurzeln zum Bach hinstreckt. Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt, seine Blätter bleiben grün und frisch. Ihm ist nicht bange vor dem Dürrejahr; er trägt immer seine Frucht." (Jeremia 17,5-8)
"Schreiben ist der direkte Weg zum Herzen"
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christ
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Re: Liebe zur Wahrheit

Beitragvon christ » Mo 26. Jun 2023, 19:57

Agape hat geschrieben:Dazu passend folgende Bibelstelle:
So spricht Jahwe: "Verflucht ist der Mann, der auf Menschen vertraut, der sich auf Menschenkraft verlässt und sein Herz von Jahwe abkehrt!" (Jeremia 17,5-8)
Heißt das, man soll keinem Menschen vertrauen?

Agape
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Re: Liebe zur Wahrheit

Beitragvon Agape » Mo 26. Jun 2023, 20:22

christ hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:Dazu passend folgende Bibelstelle:
So spricht Jahwe: "Verflucht ist der Mann, der auf Menschen vertraut, der sich auf Menschenkraft verlässt und sein Herz von Jahwe abkehrt!" (Jeremia 17,5-8)

Heißt das, man soll keinem Menschen vertrauen?

Nicht in einer Weise, worin sich Menschen einander ausliefern - und/oder Sklaven menschlicher Gesetze/Regeln sind, die weder auf Wahrheitsliebe noch auf Liebe zu Gott gründen.
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christ
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Re: Liebe zur Wahrheit

Beitragvon christ » Mo 26. Jun 2023, 20:35

Das verstehe ich nicht so: "Nicht in einer Weise, worin sich Menschen einander ausliefern".

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Re: Liebe zur Wahrheit

Beitragvon Agape » Mo 26. Jun 2023, 20:56

"Nicht in einer Weise, worin sich Menschen einander ausliefern".

Beispielsweise der Patient dem Arzt - oder der Gläubige einer religiösen Organisation und deren Gesetze (genannt "Kirche").

Welchen Stellenwert würde möglicherweise Gott von solchen menschlichen Konstellationen beigemessen werden?
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Marsianer
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Re: Liebe zur Wahrheit

Beitragvon Marsianer » Mo 26. Jun 2023, 22:25

Agape hat geschrieben:Für mich bedeutet diese Aussage, dass Liebe zu Jesus und Liebe zur Wahrheit einander bedingen. Es führt wohl kein Weg zu Gott, ohne die Liebe zur Wahrheit (zu Jesus). Auf diesem Weg zu sein bedeutet, mich auf Jesus einzulassen (mich mit der Liebe zur Wahrheit auseinanderzusetzen), ihm (als "der Wahrheit") zu vertrauen (mehr als allen Erdenmenschen) und mit ihm eins zu werden.

Es könnte da darum gehen, die Realität anzuerkennen bereit zu sein, statt spirituelles Erkennen in sich zu verdrängen, was man sieht, erfährt aus Fleischlichkeit nicht recht zu glauben oder auch nur Menschen und ihren verzerrten/gefilterten Ansichten zu folgen, sich nach diesen und deren Feedback zu richten. ( viewtopic.php?p=4754#p4754 )

"Darum, wie der Heilige Geist spricht: Heute, so ihr hören werdet Seine Stimme, so verstockt eure Herzen nicht, wie es geschah bei der Erbitterung am Tage der Versuchung in der Wüste; da eure Väter Mich versuchten, Mich auf die Probe stellten und doch vierzig Jahre Meine Werke sahen. Darum ward Ich entrüstet wider dies Geschlecht und sprach: Ihr Herz irrt immer ab. Sie aber erkannten Meine Wege nicht; so daß Ich schwur in Meinem Grimm, sie sollten nicht zu Meiner Ruhe eingehen. Seht zu, meine Brüder, daß nicht bei einem unter euch ein arges Herz des Unglaubens sich finde, das da abtrünnig würde von dem lebendigen Gott" Heb 3,7-12
Verflucht ist der Mann, der auf Menschen vertraut, der sich auf Menschenkraft verlässt und sein Herz von Jahwe abkehrt!

Ja, es wären also vielleicht eigentlich mindestens 3 Deutungsvarianten möglich:

1. Es wäre eine Wahrheit gemeint im Sinne von "inhaltlich die Wahrheit wissen" oder "die wahre Lehre vertreten"
2. Es wäre gemeint, daß ein Mensch bereit ist sehenden Auges durch alle Teile seines Lebens zu gehen, nicht stärker an bevorzugten Ansichten hinge als daran mit seinen sich ihm darstellenden Möglichkeiten in einer Weise auf alles zu schauen, die sich daran orientiert ehrlich verstehen zu wollen was denn stimmt.
3. Es wäre gemeint einen "wahren Geist" zu bevorzugen, aus dem dann geistig eigenes wahres Erkennen folgen würde
Er ist wie ein kahler Strauch in der Steppe, der vergeblich auf Regen hofft. Er steht auf dürrem Wüstenboden, im salzigen Land, wo niemand wohnt.

Mangel an seelischer Kraft wegen Abweisen von Gott als einziger Lebendigkeitsquelle und deren Folgen?

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Re: Liebe zur Wahrheit

Beitragvon Agape » Di 27. Jun 2023, 12:24

Marsianer hat geschrieben:3. Es wäre gemeint einen "wahren Geist" zu bevorzugen, aus dem dann geistig eigenes wahres Erkennen folgen würde

Wäre mit "wahrer Geist" der Heilige Geist (öfters als "Geist der Wahrheit" bezeichnet) gemeint - im Unterschied zu "Geist ergreifen"?

Marsianer hat geschrieben:"Heiliger Geist" ist nicht "aus Vater" (Ergriffenhaben), "Heiliger Geist" überbrückt an sich eher eine vorhandene Kluft, würde ich sagen.

viewtopic.php?f=2&t=13&start=48
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Re: Liebe zur Wahrheit

Beitragvon Marsianer » Di 27. Jun 2023, 18:11

Agape hat geschrieben:Wäre mit "wahrer Geist" der Heilige Geist (öfters als "Geist der Wahrheit" bezeichnet) gemeint

Vielleicht.
im Unterschied zu "Geist ergreifen"?

Soeinen Unterschied wollte ich hier nicht machen. Es wäre irgendeine "Inspiration" aus irgendwas was Menschen sich da als gut vorstellen, die daraus (auch?) zu "inhaltlicher Wahrheit" ähnlich unter 1. führen würde.

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Re: Liebe zur Wahrheit

Beitragvon Marsianer » Mi 28. Jun 2023, 15:03

Marsianer hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:Verflucht ist der Mann, der auf Menschen vertraut, der sich auf Menschenkraft verlässt und sein Herz von Jahwe abkehrt!

3. Es wäre gemeint einen "wahren Geist" zu bevorzugen, aus dem dann geistig eigenes wahres Erkennen folgen würde

Als eine Unterform davon könnten Ansichten um "unfehlbares Lehramt" bilden.
Sarah; Herr, bleibe bei uns! Denn es will Abend werden; S. 70+71 hat geschrieben:Mir kommen die drastischen und erschreckenden Worte von Charles Peguy aus seinem Buch Ethique sans compromis ("Kompromisslose Ethik") in den Sinn: "Die Pfarrer glauben an nichts, sie glauben an nichts mehr" [... dd Zitierenden] Aber es gibt kein Unglück der Zeit. Es gibt das Unglück der Pfarrer. Jede Zeit gehört Gott; doch leider gehören Ihm nicht alle Pfarrer. Die rieige Verantwortung, der sie sich stellen müssen, entsetzt uns; und vielleicht sind sie die Einzigen, die solches tragen müssen, die derartig in die Pflicht genommen werden. Das wollen sie nicht sehen. [... dd Buchautor] Es ist kein Geheimnis, selbst in der Lehre kann man es nicht mehr verheimlichen (vielleicht nur in den Priesterseminaren), dass diese ganze Entchristianisierung vom Klerus ausging. Das Verkümmern des Baumstamms, das Vertrocknen der geistlichen Saat kommt keineswegs von den Laien, sondern allein von den Priestern." Peguy folgerte: "Sie wollen, dass das Christentum fortschrittlich wird. O, seien sie auf der Hut! Wenn sie den Fortschritt ins Christentum einführen wollen, müssen sie dafür bezahlen, ja teuer bezahlen. Der Fortschritt gehört keineswegs zum Wesen der christlichen Religion, noch ist er - vielleicht noch weniger. falls das möglich ist - ihr letztes Ziel. Das Christentum ist die Religion des Heils."

[...]

Wenn der Glaube des Klerus verkümmert, entsteht eine Finsternis: Undurchdringliche Dunkelheit senkt sich über die Welt.

Pius X. beklagte bereits am 27. Mai 1914 diesen Glaubensverlust unter den Verantwortlichen der Kirche: "Wir leben in einer Zeit, in der man mit großer Leichtigkeit gewisse Ideen empfängt und annimmt, die zwischen dem Glauben und dem Geist der Moderne vermitteln wollen. Diese Ideen sind viel weitreichender, als man denkt, sie führen nämlich nicht nur zur Schwächung, sondern zum gänzlichen Verfall des Glaubens. Oft begegnen wir Menschen, die Zweifel oder Ungewisskeit hinsichtlich der Glaubenswahrheiten äußern, sich stur zu offensichtlichen, schon hundertfach verurteilten Irrtümern bekennen, die aber davon überzeugt sind, sich nie von der Kirche entfernt zu haben, weil sie irgendwann einmal christliche Bräuche befolgt hatten. Oh, wie viele Seefahrer, wie viele Lotsen, wie viele Kapitäne vertrauten den profanen Neuheiten, der lügnerischen Wissenschaft der Zeit und erlitten, anstatt im Hafen anzukommen, Schiffbruch!"


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