Da stellt sich die Frage, wie erkennt man eigentlich eine Diktatur? Denn schließlich bezeichnet kein Staat sein politisches System de jure selbst als solches. Im folgenden möchte ich Merkmale nennen, an denen man autoritäre Systeme erkennen kann, indem ich aufzeige, was dafür typisch ist und was nicht.
Ein häufiger Irrtum ist es auf jeden Fall, davon auszugehen, eine Diktatur könne nur dann eine sein, wenn sie starke Parallelen zu einer vergleichbaren früheren Diktatur aufweise. Beispielsweise waren viele Verfechter der Corona-Maßnahmen der Meinung, man lebe trotz aller freiheitseinschränkenden Maßnahmen noch immer in einer Demokratie, weil doch beispielsweise niemand aufgrund seiner impfunwilligen Haltung – anders als in der DDR oder in der NS-Zeit – weggesperrt oder gar ermordet werde; und wenn es zu Ausgrenzungen komme, dann seien diese, anders als im Nationalsozialismus, auch voll und ganz gerechtfertigt – denn an dieser Ausgrenzung ist man schließlich selbst schuld. Indem man sich nicht impfen lasse, grenze man sich doch selbst aus – wohingegen etwa Juden, Zigeuner, Geisteskranke und andere verfolgte Minderheiten im Dritten Reich für ihre die Merkmale, deretwegen sie diskriminiert wurden, gar nichts konnten.
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Während in der Gegenwart in den seltensten Fällen und schon gar nicht im eigenen Land allgemeiner Konsens herrscht, dass man in einer Diktatur lebt, ist dies im Nachhinein sehr wohl oft der Fall. Im Nationalsozialismus glaubten wohl auch nur wenige und wenn dann erst deutlich nach 1933, dass sie in einem Unrechtsstaat lebten – und das freilich auch nur hinter vorgehaltener Hand, genauso war es in der DDR, im kommunistischen China oder auch heute noch in Nordkorea. Glücklicherweise endeten (abgesehen natürlich von Nordkorea) diese Terrorregime eines Tages und je länger sie zurücklagen, desto mehr herrschte allgemeiner Konsens darüber, dass die damaligen Zustände einer Diktatur glichen. Zu dieser Erkenntnis kam man aber eben erst im Nachhinein. Auch bei dem Corona-Regime ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis irgendwann allgemeiner Konsens ist, dass man es mit einer Diktatur, der Corona-Diktatur, zu tun hatte. Wann das konkret der Fall sein wird, vermag ich nicht zu sagen, es dürfte allerdings noch mindestens 20 Jahre dauern, denn dafür müssen erst einmal die Verantwortlichen entweder tot oder zumindest alle aus ihren Ämtern sein, andernfalls müssten sie sich für ihre Verbrechen ja verantworten.
https://ansage.org/wie-koennen-wir-diktaturen-erkennen-und-verstehen
Älteres Thema mit teilweisen Parallelen: viewtopic.php?f=2&t=52
Eigentlich müßte man wohl noch grundlegender beginnen: "Diktatur" ist böse, aber wäre Diktatur an sich undemokratisch wie mir der Artikel oben nahezulegen scheint? Oder kann ein Unrechtsstaat nicht theoretisch auch korrekt demokratisch begründet sein?
Viele kommen da ins Schlingern. Denn "Demokratie" an sich gilt üblicherweise eigentlich als nur eine Komponente eines rechtstaatlichen Systems neben irgendwie tatsächlich wirksam gesicherten Grundrechten, die sicherstellen, daß Minderheiten nicht durch Mehrheitsmacht entrechtet werden (denn "Demokratie" meint derzeit meistens Mehrheitsentscheidungen, was eigentlich nicht wirklich selbstverständlich ist).