Radical Honesty / Radikale Ehrlichkeit

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Marsianer
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Radical Honesty / Radikale Ehrlichkeit

Beitragvon Marsianer » Mi 25. Okt 2023, 06:34

Dann stieß sie 2017 auf das Konzept der radikalen Ehrlichkeit des US-amerikanischen Psychotherapeuten Brad Blanton. Blanton machte es 1995 in seinem internationalen Bestseller »Radical Honesty« (auf Deutsch erschienen unter dem Titel: »Radikal ehrlich«) bekannt. Inzwischen besitzt er ein ganzes Unternehmen, das Online-Kurse, Workshops und Retreats zum Thema für Interessierte auf der ganzen Welt anbietet, mit Blanton selbst oder mit zertifizierten Trainern. Der Kern der Idee: So oft wie möglich die Wahrheit auszusprechen – selbst, wenn sie schmerzt.

[...]

Als Haas das erste Mal von dem Konzept der radikalen Ehrlichkeit hörte, hatte sie zunächst Angst, alles aussprechen zu müssen. Die gebürtige Berlinerin erkannte allerdings bald, dass es weniger darum geht, jemanden brutal seine Meinung zu sagen, als vielmehr darum, seine Gefühle und Beobachtungen nach außen zu tragen. Zu beschreiben, was man sieht, hört oder fühlt – also zwischen Wahrnehmung und Interpretation zu unterscheiden. Zum Beispiel zu sagen: »Ich sehe, du hast Augenringe und stelle mir vor, dass du überarbeitet bist. Ist das so?« statt zu fragen: »Warum bist du denn so gestresst?«

Dafür musste Haas sich allerdings erst einmal selbst besser kennenlernen. Sie besuchte Workshops zur radikalen Ehrlichkeit, probierte Meditation aus und merkte immer mehr, wann ihr Körper angespannt war. Am Ende des Tages fragte sie sich, in welchen Momenten sie sich unwohl gefühlt hatte. Es waren oft jene, in denen sie etwas anders hatte sagen oder machen wollen.

[...]

Haas hat inzwischen ihren eigenen Ansatz zur Ehrlichkeit entwickelt und gibt ihre Erkenntnisse hauptberuflich als Coach an andere Menschen weiter. Ihrer Erfahrung nach haben viele Menschen Angst vor den Folgen der eigenen Ehrlichkeit. Oft hätten Paare verlernt oder nie angefangen, wirklich miteinander zu reden. Haas versucht, sie dabei zu begleiten und im Zweifelsfall zu vermitteln und zu übersetzen. Es geht ihr nicht darum, alle Menschen zur Ehrlichkeit zu überreden. Es gäbe keine Garantie, dafür dass mit der Wahrheit alles besser wird. Häufig überschätze man jedoch, was alles Schlimmes passieren könne, wenn man ehrlich ist, sagt sie.

[...]

Für Haas war der Weg zur Ehrlichkeit eine Erfolgsgeschichte. Seit sie angefangen habe, ihre Gedanken häufiger offen auszusprechen, sei sie glücklicher, selbstbewusster, fühle sich mehr mit anderen Menschen verbunden, berichtet sie.

https://www.spektrum.de/news/radikale-ehrlichkeit-ein-leben-ohne-luegen/2190369

Agape
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Re: Radical Honesty / Radikale Ehrlichkeit

Beitragvon Agape » Mi 25. Okt 2023, 20:33

Marsianer hat geschrieben:
Der Kern der Idee: So oft wie möglich die Wahrheit auszusprechen – selbst, wenn sie schmerzt.

Die Idee dahinter ist im Grunde vielleicht nicht schlecht, ob sie jedoch als "Methode" etwas taugt, hängt meines Erachtens vom Menschen (von dessen Gesinnung) ab, der sie anwendet?

Ist denn jede Wahrheit, die ein Mensch subjektiv als Wahrheit bezeichnet, objektiv betrachtet auch wirklich DIE Wahrheit? Vielleicht ist sie das gar nicht - auch wenn sie "ehrlich" klingt? Würde so jemand wirklich seinem Mitmenschen - oder möglicherweise nur sich selbst einen Dienst erweisen, indem er sich zwar von "der Wahrheit" entlastet fühlt, jedoch dadurch eventuell den anderen (unnötigerweise) belasten würde?

Als Haas das erste Mal von dem Konzept der radikalen Ehrlichkeit hörte, hatte sie zunächst Angst, alles aussprechen zu müssen.

Hm - das würde ich als eher kritisch ansehen. Wenn jemand Angst davor hätte, die Wahrheit aussprechen zu MÜSSEN, worum ginge es dann eigentlich? Um etwas, das er innerlich tatsächlich "will" - oder eher um etwas, wozu er sich "überwinden" muss, weil es die Methode vorschreibt?

dass es weniger darum geht, jemanden brutal seine Meinung zu sagen, als vielmehr darum, seine Gefühle und Beobachtungen nach außen zu tragen. Zu beschreiben, was man sieht, hört oder fühlt – also zwischen Wahrnehmung und Interpretation zu unterscheiden. Zum Beispiel zu sagen: »Ich sehe, du hast Augenringe und stelle mir vor, dass du überarbeitet bist. Ist das so?« statt zu fragen: »Warum bist du denn so gestresst?«

Vielleicht ist diese Methode vor allem für Menschen geeignet, welche mit dem Aspekt "Sachlichkeit" - der vorerst möglichst nüchternen Betrachtungsweise einer Erscheinlichkeit - noch nicht ganz vertraut sind?
"Schreiben ist der direkte Weg zum Herzen"
http://jakobgut.de/erdnuss.htm

Marsianer
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Re: Radical Honesty / Radikale Ehrlichkeit

Beitragvon Marsianer » Do 26. Okt 2023, 19:15

Agape hat geschrieben:Die Idee dahinter ist im Grunde vielleicht nicht schlecht, ob sie jedoch als "Methode" etwas taugt, hängt meines Erachtens vom Menschen (von dessen Gesinnung) ab, der sie anwendet?

Ich finde ersteinmal interessant, daß soetwas insofern doch ungefähr zumindest in manchen Kreisen Thema ist und kultiviert wird. Ob Sympathisanten des Ansatzes im Internet geballer zu finden wären? Es wäre u.U. auch möglich, daß diese Darstellung viewtopic.php?f=2&t=201&p=5568 vom hier erwähnten Buch irgendwie inspiriert worden ist?
Ist denn jede Wahrheit, die ein Mensch subjektiv als Wahrheit bezeichnet, objektiv betrachtet auch wirklich DIE Wahrheit? Vielleicht ist sie das gar nicht - auch wenn sie "ehrlich" klingt?

Es dürfte oft zumindest um subjektives Empfinden gehen und dies wahrhaftig darzustellen..
Würde so jemand wirklich seinem Mitmenschen - oder möglicherweise nur sich selbst einen Dienst erweisen, indem er sich zwar von "der Wahrheit" entlastet fühlt, jedoch dadurch eventuell den anderen (unnötigerweise) belasten würde?

Solange es nicht in anderen aufgezwungene ständige Wiederholungen ausufern würde?
Als Haas das erste Mal von dem Konzept der radikalen Ehrlichkeit hörte, hatte sie zunächst Angst, alles aussprechen zu müssen.

Hm - das würde ich als eher kritisch ansehen. Wenn jemand Angst davor hätte, die Wahrheit aussprechen zu MÜSSEN, worum ginge es dann eigentlich?

Würde zumindest vielleicht zur Darstellung der Qowat Milat passen?
Um etwas, das er innerlich tatsächlich "will" - oder eher um etwas, wozu er sich "überwinden" muss, weil es die Methode vorschreibt?

Sicherlich ersteinmal der Methode folgend, ihr vielleicht nur eine Chance geben. Sich freier machen wollen damit, auch wenn es nicht etwas ist, das im eigenen Herzen als lebendiger Zug vorhanden wäre?
Vielleicht ist diese Methode vor allem für Menschen geeignet, welche mit dem Aspekt "Sachlichkeit" - der vorerst möglichst nüchternen Betrachtungsweise einer Erscheinlichkeit - noch nicht ganz vertraut sind?

Kann sein?


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