Die drei Gunas sind
Sattwa: Reinheit, Leichtigkeit, Helligkeit, Freude. Sattva ist das, was von der Höchsten Wahrheit (Sat) kommt - und zur höchsten Wahrheit führt
Rajas: Unruhe, Getriebenheit, Erregung; das was in die Unruhe führt
Tamas: Dunkelheit, Trägheit, das was in die Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit führt; auch das Unethische
[...]
Das ist das Thema der Bhagavad Gita im 14 Kapitel ab Vers 5.
Löse die Identifikation mit den Gunas
14. Kapitel Vers 5:
Sattva, Rajas und Tamas. Die drei Gunas, die aus der Natur stammen, binden das Verkörperte und das Unzerstörbare fest im Körper.
Also in dieser Natur, in der es Prakriti und die drei Gunas: Sattva, Rajas und Tamas gibt.
Sattva ist die Reinheit, das Leichte auch das, was Freude reflektiert.
Rajas bedeutet Unruhe Gier und Getriebenheit.
Tamas bedeutet wörtlich Dunkelheit, es ist auch das Träge und Grobstoffliche und das, was letztlich zu Schmerz führt.
Diese sind Teil der Prakriti, aber wenn du dich mit den Eigenschaften identifizierst, dann wirst du gebunden in diesem Körper. Und daraus entsteht Leid. So gilt es Sattva, Rajas und Tamas zu erkennen und sie zu transzendieren. Dabei gibt es eine Leiter: Man sollte zuerst das grob tamasige überwinden, und das in mehr Rajas transformieren. Überwinde darauf das rajasige und erhöhe das sattvige. Schließich transzendiere auch das sattvige. Du kannst natürlich nicht alles Tamas überwinden, denn solange du im Körper und in dieser Psyche bist wird der Körper irgendwann müde und muss schlafen, deshalb muss etwas Tamas immer da sein. Natürlich hat deine Psyche auch bestimmte Wünsche und so weiter, was gut ist und was dazu führt, dass du deinen Körper nährst. Etwas Rajas ist auch wichtig, aber reduziere Tamas, reduziere Rajas, erhöhe Sattva und dann transzendiere Sattva.
Sattva bindet dich durch Glück und Wissen
Auch das Glück loslassen
14. Kapitel Vers 6:
„Von diesen bindet Sattva, dass aufgrund seiner Makellosigkeit strahlend und gesund ist. Durch Verhaftung an Glück und an Wissen, OM Arjuna!“
Er beginnt die drei Gunas mit Sattva zu beschreiben und erklärt, dass Sattva selbst etwas ist, was bindet. Aus gutem Grund sagt er das vielleicht zuerst, denn Arjuna ist kein Neuling und nicht neu auf dem Weg und du vermutlich auch nicht, wenn du interessiert bist am 14. Kapitel ab Vers 5, dann wirst du kein Anfänger auf dem Weg sein. Und wenn du immer noch weiter liest, dann wirst du tieferes Interesse an der Bhagavad Gita haben. Das ist kein Thema für Menschen, welche einfach nur neugierig sind. Also gehe ich davon aus, dass du ein ernsthafter spiritueller Aspirant bist. Und du lebst bereits ein sattviges Leben, oder bemühst dich darum.
Krishna sagt sofort, dass selbst Sattva bindet und, dass man aufpassen soll! Es entsteht eine Verhaftung an Glück und Wissen, denn man will dieses schöne Sattva Gefühl haben. Sattva ist makellos und strahlend und wenn in dir Sattva vorherrscht, ist das etwas Schönes. Es ist ein Gefühl der Leichtigkeit, Freude und Reinheit. Du kannst dich aber an dieses Gefühl binden und du wirst nicht dauerhaft im Sattva sein. Sattva hat auch einen Zugang zur Intuition, wodurch du intuitiv weißt, was das Richtige ist. Wenn du dieses sattwige Gefühl hast, dann weißt du Einiges und wenn aus irgendwelchen Gründen das Sattva nicht mehr da ist, dann ist es verloren und du leidest.
Es kommen Fragen auf wie: „ Warum fühl ich mich nicht mehr so gut? Warum habe ich nicht mehr diese Intuition?“ Sattva ist makellos, strahlend und gesund, weshalb es gut ist sich um Sattva zu bemühen, aber hänge auch nicht an Sattva! Es gibt Menschen, die am Sattva hängen und dann keine Tätigkeiten machen wollen, die nicht sattwig sind. Das erlebt man unter Aspiranten immer wieder, diese wollen sich dann nicht „dreckig“ machen. Sie wollen nicht zu laute Sachen hören und sich keiner Schwingung aussetzten, welche nicht so rein ist. Sie haben keine Lust auf eine Messe zu fahren, um Yoga zu propagieren, weil diese Atmosphären viel zu unruhig sind. Also ist es gut das Leben so sattvig, wie möglich zu gestalten, aber man sollte nicht daran hängen!
Rajas bindet durch Verhaftung an das Handeln
Wunscherfüllung erzeugt Verhaftung
14. Kapitel Vers 7:
„Wisse, dass Rajas von der Natur, der Leidenschaft und damit der Gier und der Wünsche ist! Die Quelle von Durst nach Sinnesfreuden und Verhaftung. Es Bindet, Oh Arjuna den Verkörperten fest durch die Verhaftung an das Handeln.“
Auf eine gewisse Weise gebraucht Krishna hier ein Wortspiel, wie er es häufig macht. Das Rajas hat die Eigenschaft von Raga und Raga heißt Mögen, Wünsche, Verhaftung, Gier usw. Rajas kommt aus Raga und wenn du etwas magst, oder nicht magst ist in dem Moment schon Rajas da. Dann kommt Trisha, also Durst, Gier und Sanga, was Verhaftung heißt. Sobald du Wünsche hast und denkst, dass du sie erfüllen musst, bist du daran verhaftet und es entsteht Durst nach mehr.
Angenommen du stellst fest, dass es eine neue Süßigkeit gibt, welche gut schmeckt und du willst sie haben. Du willst mehr und mehr davon und noch bessere Süßigkeiten. Also Rajas ist die Quelle nach Durst von Sinnesfreuden und daraufhin kommt die Verhaftung. Zum Beispiel hörst du irgendwo, dass jemand eine neue Frucht hat, aber derjenige hat sie aufgegessen und dir nichts übrig gelassen, obwohl du sie haben wolltest. Da kommt Ärger und Gier auf!
Beobachte genau, wenn Rajas in deinen Geist kommt und deine Gedanken sich um das Haben wollen kreisen und jemand dir nicht das gibt was du haben willst. Das ist die Quelle von den Leiden, was den Verkörperten durch die Verhaftung fest an das Handeln bindet. Hier gibt es wieder ein Wortspiel: Sanga Karman. Also Verhaftung an das Karma, denn du willst, dass es so ist wie du es gerne hättest. Wenn du einmal gemerkt hast, dass dir etwas gefällt, willst du dass dein Karma so ist, dass du das auch bekommst. Oder du lebst in einer Spirituellen Gemeinschaft, im Ashram, wo für dich gekocht wird und du willst, dass das gekocht wird, was dir besonders gut schmeckt. Du hoffst auf dieses Karma, bist gebunden und schimpfst und bist unzufrieden, wenn es nicht so kommt, wie du es gerne hättest. Du bist nicht nur verhaftet an das Karma, sondern du tust auch etwas um es zu bekommen und bist auch an das Handeln gebunden. Also entsteht aus Rajas Verhaftung und bei dir entwickeln sich Erwartungen an das Karma, an das was kommt.
Tamas kommt durch Unwissenheit und führt zu Täuschung
Welche Motivation treibt dich zum Handeln
14. Kapitel Vers 8:
„Wisse jedoch, dass Tamas aus Unwissenheit entsteht und alle Wesen täuscht. Es bindet fest, oh Arjuna, durch Unachtsamkeit, Trägheit und Schlaf.“
Tamas heißt zum einen Trägheit, Dunkelheit, Antriebslosigkeit. Es kommt aus Unwissenheit, also Verblendung und führt zur Täuschung, Moha. Die Erkenntnis, dass du dich auch mal täuschst ist wichtig, denn viele spirituelle Aspiranten und auch nicht spirituelle nicht Aspiranten kommen schnell zu Schlüssen und vergessen, dass vieles aus Unwissenheit und durch Täuschung kommt. Wenn dein Geist dir etwas erzählt, dann hinterfrage es: „Woher weißt du das? Bist du sicher, dass das keine Unwissenheit ist und dass du nicht getäuscht bist? “ kannst du ihn fragen. Ein Mensch erzählt dir zum Beispiel etwas und sofort triffst du Schlussfolgerungen und denkst so etwas wie: „Der mag mich nicht! Er redet hinter meinem Rücken schlecht über mich! Was soll ich von dieser Person halten?“ Der Mensch macht schnell Schlüsse, das kommt häufig aus ajnana und aus moha. Das kommt aus pramada, Nachlässigkeit oder alasya, Faulheit/Trägheit. Anstatt nachzuhaken, glaubst du direkt an die Richtigkeit der Information.
Es ist gerade November 2017 und es zirkuliert zurzeit ein Kettenbrief. Ich kriege jeden Tag auf WhatsApp 10 – 20 Meldungen, welche darum gehen, dass wenn mich irgendjemand anruft oder nach einer Freundschaft auf Facebook anfragt, ich das nicht annehmen sollte und wenn ich das tun würde, würde das Handy kaputt gehen, Hardware zerstört und Festplatte gelöscht werden. Menschen geben das einfach so weiter! Warum geben sie das einfach alles so weiter? Warum verstopfen sie das Internet? Warum verstopfen sie meinen Posteingang? Trägheit, Unachtsamkeit! Man könnte auch einfach einmal überlegen, ob ein Handy überhaupt eine Festplatte hat. Nein, ein Handy hat keine Festplatte und schon deshalb kann das annehmen einer Freundschaft keine Festplatte zerstören.
Menschen sind träge und unachtsam und deshalb haken sie nicht nach. Deshalb sind sie in ajnana, der Unwissenheit und fallen Verblendungen zum Opfer. Das führt zu Tamas zur Trägheit und damit zum Leiden. Das ist eine interessante Schlussfolgerung hier, Krishna spricht ja noch in weiteren Versen über Tamas, aber zunächst einmal sagt er, dass Tamas aus Trägheit kommt. Es ist besonders interessant, wenn man geistesgeschichtliche Verbindungen herstellt: Emanuel Kant hat zum Beispiel gesagt, dass Aufklärung der Ausgang des Menschen aus selbstverschuldeter Unwissenheit ist. Sapere aude - wage zu wissen. Letztlich, deine Unwissenheit hast du selber durch Unachtsamkeit und Trägheit erzeugt. Du musst dort nicht bleiben, sei nicht so denkfaul und komme nicht zu vorzeitigen Entschlüssen. Handle nicht aus vorzeitigen Entschlüssen. Frage dich öfters woher du das weißt! Bevor du etwas tust, denke nach!
Alle drei Gunas erzeugen Bindung
Beherrsche den Geist und überwinde Bindungen
14. Kapitel 9 Vers:
„Sattwa bindet an Glück, Rajas an Handlung, Oh Arjuna. Während Tamas wahrlich alles Wissen verhüllt und an Unachtsamkeit bindet.“
Im Sattwa willst du in diesem schönen glückvollen Gemütszustand verharren und das führt dich vielleicht dazu, dass du nicht das tust, was zu tun ist. Vielleicht wirst du arrogant und überheblich, weil du deine Aura nicht schmutzig machen willst und Angst vor negativen Schwingungen der anderen hast. All das ist ein Zeichen, dass du am Sattwa hängst.
Beim Rajas hängst du zum einen am Karma und du erwartest, dass etwas so ist, wie du es gerne hättest. Du haftest an der Handlung und tust etwas, um etwas zu erreichen. Tamas führt zu Unachtsamkeit und verhüllt das Wissen.
Eine Guna wird immer vorherrschend sein
14. Kapitel 10 Vers:
„Sattwa herrscht vor, Oh Arjuna, wenn Rajas und Tamas in den Hintergrund getreten sind. Rajas herrscht vor, wenn Sattwa und Tamas in den Hintergrund getreten sind und Tamas, wenn Rajas und Sattwa in den Hintergrund getreten sind.“
Das heißt, dass es immer Sattwa, Rajas und Tamas gibt. Du kannst nie rein Sattwig sein, denn du bist auch nie rajasig und nie tamasig, aber eines herrscht vor.
Wenn du also zum Beispiel in einem tamasigen Gemütszustand bist und nichts macht einen Sinn. Du hast überhaupt keine Lust auf irgendetwas und denkst, dass du nie wieder glücklich sein wirst, dann ist das Unsinn. Du bist vorrübergehend in einem tamasigen Gemütszustand.
Wenn du denkst das brauche ich unbedingt, um glücklich zu sein und ich werde nie glücklich sein, wenn das ist. Dann bist du rajasig. Im Nachhinein wirst du dich aber fragen: „In was für einem Gemütszustand war ich denn?“.
Wenn du im sattwigen Gemütszustand bist und denkst, dass du dies nur intensivieren musst um zur Erleuchtung zu kommen, dann wisse dass die Erleuchtung kein Gemütszustand ist. Auch dies ist nur ein vorrübergehender Gemütszustand.
Mach deinen Alltag sattwiger
Sattwige Ernährung voller Prana
Du kannst über die Grundlagen von Sattwa, Rajas und Tamas nachdenken. Und überlege für dich wie du sattwiger sein kannst. Krishna spricht darüber erst später, aber:
Es gibt tamasige Sprache, welche du reduzieren kannst.
Es gibt tamasige Nahrung, welche du nicht essen solltest.
Es gibt tamasige Kleidung, welche du nicht tragen solltest.
Es gibt eine tamasige Weise die Wohnung einzuräumen, was du sattwig machen solltest.
Es gibt rajasige und damit auch verletzende Sprache, welche du nicht gebrauchen solltest.
Es gibt rajasige Nahrung, welche du reduzieren solltest.
Es gibt rajasige Musik, welche du nicht hören musst.
Es gibt rajasige Nachrichten, welche du auch nicht die ganze Zeit hören musst.
Es gibt Sattwa. Erhöhe Sattwa!
Also mache spirituelle Praktiken, welche das Sattwa erhöhen. Iss sattvige Nahrung! Sprich sattvig! Höre Mantra- und höre Kirtan- singen! Lies spirituelle Bücher! All das hilft deinen Geist sattwiger zu machen. Aber egal, wie wichtig es ist alles sattwig zu machen, solltest du nicht an Sattwa hängen. Hinterfrage dich und werde dir bewusst, wenn du zu voreiligen Entschlüssen kommst, die dir Moha, Enttäuschung bringen. Und hänge nicht am Vergnügen, welches Rajas ist. Und schaue, wie häufig du etwas erwartest und somit am Karma hängst. Wie häufig du handelst, um etwas zu tun, statt zu handeln um das Richtige zu machen. Überwinde Rajas.
[...]
Das Verhalten erleuchteter Menschen, Verse 21-27
Verse 21-27 diskutieren das Verhalten von erleuchteten Menschen. Eine erleuchtete Person versteht, dass ihr Körper und ihre Beziehungen zum Universum (Schöpfung) gehören. Ihre geistigen Instrumente sind in jeder Situation ruhig. Leben ist ein großes ‘was solls?’ für sie. Sie ist indifferent in Bezug auf Lob und Tadel. Der einzige Weg zu moksa führt durch karma yoga, upasana yoga und jnana yoga, welche die Aufgabe oder Entsagung von der Vorstellung, ein Tuender zu sein (doership) und Dinge zu besitzen (ownership), bewirken.
Swami Sivananda über die drei Gunas
Swami Sivananda
- Auszug aus dem Buch "Der dreifache Yoga" von Swami Sivananda -
Es gibt drei Gunas oder Eigenschaften im Geiste, Sattwa, Rajas und Tamas. Wenn Sattwa vorherrscht, ist der Mensch ruhig und heiter (Shanta). Wenn Rajas vorherrscht, ist er Ghora, erregt und unrastig. Wenn Tamas vorherrscht, ist er Mordha, töricht oder stumpf. Beherrsche Tamas durch Rajas, beherrsche Rajas durch Sattwa, beherrsche Sattwa durch Sattwa selber. Unerlässlich ist die Kenntnis der Gunas und ihrer Wirkungsweise. Nur dann kannst du dich aus ihren Klauen befreien. Wer über die drei Gunas sich erhob und in Freude und Schmerz die gleiche Schau hat und ausgeglichenen Gemütes ist, ist ein Weiser oder ein voll entfalteter Yogi.
Die drei Eigenschaften von Prakriti oder der Natur täuschen den Menschen und ketten ihn in den Weltprozess oder Samsara. Die Gunas sind tatsächlich die Urbestandteile von Prakriti. Sie sind die Grundlage aller Substanzen. Erhebe dich über die drei Gunas, dann wirst du Freiheit, Vollkommenheit und Unsterblichkeit erlangen.
Der Einfluß von Sattwa
Wenn Sattwa im Menschen wächst, ist er rechtschaffen. Er entfaltet Hingabe an den Herrn. Er¬kenntnis dämmert in ihm. Wenn der Geist Satzwisch ist, herrscht Heiterkeit. Die Wahrheit spiegelt sich in einem heite¬ren Geiste. Sattwa wächst durch Anschluß an weise Männer, durch Studium religiöser Bücher, durch Sattwige Nahrung, Wiederholung des Gottesnamens und so weiter. Sattwa hat alle Eigenschaften von Glanz. Es ist auch Harmonie oder Güte oder Reinheit. Sattwa ist fleckenlos wie ein Kristall. Sattwa fesselt den Menschen, wenn er sich dem Glück oder der (niederen) Erkenntnis ergibt. Sattwa ist eine goldene Fessel. Rajas und Tamas sind eiserne Fesseln. Wenn Sattwa vorherrscht, wird der Mensch mit Unterscheidungsvermögen, reiner Vernunft und klarem Verstehen begabt. Sein Geist wendet sich von sinnlichen Genüssen ab. Erhabene göttliche Gedanken bewegen sich in seinem Geiste. Wenn Sattwa vorherrscht, ist Klarheit oder klare Schau durchdringende Einsicht. Das Tor der Intuition ist weit geöffnet.
Die Rajas-Kraft
Rajas ist Leidenschaft oder Tätigkeit. Rajas verursacht Zerstreutheit und Rastlosigkeit. Rajas ist die Quelle von Durst und Sinnesverhaftung. Es bindet durch Verhaftung ins Handeln. Ein Rajas-Mensch strebt nach Macht, Reichtum, Prestige, Stellung, Namen und Ruhm. Ein Rajas-Mensch ist dauernd in Bewegung. Er ist ehrgeizig, immer geschäftig und schwatzhaft. Er ist voll Verlangen und Begehren. Er ist ins Handeln verflochten und verhaftet. Er läuft sinnlichen Genüssen nach. Seine Begehrungen sind unersättlich wie eine Flamme. Er ist nie zufrieden. Er ist immer gierig und rastlos. Sein Begreifen ist umwölkt. Er hat keine Sicherheit der Maßstäbe. Der Stolz auf seinen Besitz berauscht ihn. Er hat einen verderbten Intellekt. Sein Ziel heißt Geld und Sinnesgenüsse. Er betet Mammon an. Elend hält er für Glück. Schmerz ist ihm Lust. Sorgen sind ihm Freude.
Die Macht von Tamas
Tamas ist Trägheit oder Finsternis. Tamas stammt aus Unwissenheit und fesselt den Menschen durch Achtlosigkeit, Trägheit, Sorglosigkeit, Lethargie, Faul¬heit und Schlaf. Ein Tamas-Mensch hat keine Urteilsfähigkeit. Er tut nur Törichtes. Seine Handlungen werden nicht von der Vernunft gelenkt. Er hat keine Arbeitslust. Er schläft zu viel. Er ist gedankenlos oder unwissend. Manche verwechseln Tamas mit Sattwa. Die Folge von Rajas und Tamas ist Ungerechtigkeit.
Die Gegensätze
Die Frucht von Sattwigem Handeln ist Glück. Die Frucht von Rajas-Handeln ist Leid. Die Frucht von Tamas-Handeln ist Unwissenheit. Wenn jemand stirbt, während Sattwa vorherrscht, gewinnt er die fleckenlose Welt des Höchsten. Wenn jemand stirbt, während Rajas vorherrscht, wird er wiedergeboren als ein dem Handeln verhafteter Mensch. Wenn er stirbt, während Tamas vorherrscht, wird er im Mutterleib des Empfindungslosen geboren. Er wird wiedergeboren unter den Trägen und Dummen, in den untersten Schichten menschlichen Wesens. Wenn Sattwa vorherrscht sind Rajas und Tamas ihm unterworfen. Wenn Rajas vorherrscht, sind Sattwa und Tamas überwältigt. Wenn Sattwa vorherrscht, wird der Mensch mit Unterscheidungsvermögen, reiner Vernunft und lauterem Verstehen begabt.
Ohne Gunas gibt es keine Welt
Die drei Gunas sind in allen menschlichen Wesen gegenwärtig. Niemand ist der Wirkung dieser drei Gunas entnommen. Diese Qualitäten sind nicht beständig. Manchmal herrscht Sattwa vor, zu anderen Zeiten Rajas und Tamas. Man muss alle Erscheinungen durch diese drei Gunas erklären und deshalb ihre Wesenszüge genau kennen. Die Einzelseele wird von den Gunas beherrscht. Gott ist Herr über alle drei Gunas. Wenn die drei Gunas sich das Gleichgewicht halten, ist auch Prakriti im Zustand der Ausgeglichenheit. Dann gibt es keine Erscheinung der Welt, nur Pralaya oder Sintflut. Ein Beben beginnt. In den Gunas ist etwas gestört. Das Gleichgewicht der Gunas ist gestört. Die Welt kommt zum Vorschein. Rajas und Tamas sind Fallgruben auf dem geistigen Pfad.
[...]
Geh jenseits der drei Gunas
Die großen Yogameister empfehlen: Reduziere Tamas, reduziere Rajas, erhöhe Sattwa. Identifiziere dich aber auch nicht mit Sattwa. Denn letztlich bist du jenseits der drei Gunas: Trigunarahita – Gehe jenseits der drei Gunas und erfahre dich selbst als reines Bewusstsein.
Wenn du mehr wissen willst über die drei Gunas, dann gehe auf unsere Internetseite. Dort kannst du nachschauen nach Guna oder drei Gunas. Du findest dort längere Artikel und auch längere Vorträge.
Aber wichtiger ist noch: Überlege jetzt gerade, wo könntest du dein Leben mindestens ein bisschen sattwiger machen und, wenn du immer noch zuhörst, dann bist du vermutlich jemand, der schon länger Yoga macht, dann überlege: Hast du vielleicht in den letzten Wochen und Monaten langsam wieder etwas mehr Rajas und Tamas in dein Leben gelassen. Lasse nicht nach. Erhöhe wieder Sattwa. So wirst du glücklicher sein, mehr Energie haben und mehr göttliche Gegenwart spüren.
https://wiki.yoga-vidya.de/3_GunasSwami Sivananda über Guna
Auszüge aus dem Buch "Lord Krishna, His Lilas and Teachings" von Swami Sivananda, The Divine Life Society Publication. Nacherzählung der Geschichte "Die Gunas"
Krishna fuhr fort: „Sattva, Rajas und Tamas - das sind die drei Qualitäten von Geist und Intellekt, der Prakriti, nicht aber der Seele, des Atman. Mit Sattva überwinde Rajas und Tamas, und das Sattva mit Sattva selbst. Wenn die sattvige Qualität in einem Menschen zunimmt, kommt er zu Dharma, dem rechten Tun. Dieses nimmt die Form von Gottesliebe und -hingabe an. Wenn sich der Mensch mit sattvigen Dingen beschäftigt, nimmt das Sattva immer mehr zu, und infolgedessen auch der Dharma. Dharma, Rechtschaffenheit und Ethik, ist eine starke Kraft als natürlcher Effekt von Sattva und verdrängt Rajas und Tamas. Wenn diese beiden überwunden sind, verschwindet auch Adharma, da Rajas und Tamas seine Wurzeln sind. Es gibt zehn Faktoren, mit deren rechter Betrachtung Sattva Guna gefördert werden kann: die Schriften, Wasser, Menschen, Umgebung, Zeit, Handlungen, Geburt, Meditation, Mantras und Reinigungsriten. Was die Weisen diesbezüglich für gut halten, ist sattvig; alles, was sie in Bezug darauf nicht für gut halten, ist rajasig. Umgib dich nur mit sattvigen Dingen und Menschen, um mehr Sattva zu entwickeln. Daraus entsteht Dharma, rechtes Handeln. Daraus entsteht dann Wissen und man wächst bis zur direkten Verwirklichung des Atman, wodurch alle weltliche Gebundenheit komplett verschwindet.
Studiere sattvige Schriften, die zur Brahman-Erkenntnis führen. Lies keine Romane und andere wertlosen Bücher. Verzichte auf Duftstoffe, Alkohol, Drogen usw. Suche die Gesellschaft von Heiligen und umgib dich nicht mit weltlich ausgerichteten Menschen.
Wähle einen ruhigen abgelegenen Ort zum Leben und meide laute, betriebsame Gegenden. Meditiere zu Brahmamuhurta, der Zeit vor Sonnenaufgang, nicht an den Tageszeiten, die den Geist ablenken. Handle selbstlos, ohne eigennützige Ziele, und erfülle deine Aufgaben. Eine Einweihung in deiner spirituellen Tradition ist gut; sie ist wie eine zweite Geburt. Richte deine Meditation auf Gott (deinen persönlichen Gottesbezug) oder auf Nirguna Brahman (das abstrakte Absolute). Verwende Moksha-Mantras wie „Om“, „Shri Ram“, „Om Namah Shivaya“, „Om Namo Narayanaya“, „Om Namo Bhagavate Vasudevaya“, nicht andere Mantras, die den eigenen weltlichen Wohlstand fördern sollen. Auf diese Weise wird der Geist gereinigt. Durch diese sattvigen Bestrebungen erhöhst du Sattva in dir. Wenn deine ganze Natur dadurch sattvig geworden ist, erfährst du vollkommene Ruhe, was die Essenz von Sattva ist. Das ist Dharma. Das Gegenteil ist Adharma, welcher zu Zerstreuung und Ruhelosigkeit führt (Rajas). Dem Dharma folgt Weisheit. Warum? Wenn der Geist ruhig ist, kann sich die Wahrheit darin widerspiegeln und erkannt werden. Wenn Brahman direkt intuitiv verwirklicht ist, werden der Kenner, das zu Erkennende und die Erkenntnis selbst ein und dasselbe. Ebenso wie ein Feuer, das in einem Bambushain durch die Reibung der trockenen Halme verursacht wurde und von selbst erlischt, wenn es den Hain verbrannt hat, so erlischt auch der Körper, der durch die Interaktion der Gunas hervorgebracht wurde, durch das in ihm kultivierte Wissen.
Auszüge aus dem Buch "Lord Krishna, His Lilas and Teachings" von Swami Sivananda, The Divine Life Society Publication. Nacherzählung der Geschichte "Sattva, Rajas, Tamas"
Krishna fuhr fort: „Jetzt will ich dir noch die Wirkungen der drei Gunas detaillierter beschreiben. Höre aufmerksam zu. Beherrschung des Geistes (Shama) und der Sinne (Dama), Geduld, Unterscheidungskraft, Askese/spirituelle Praktiken, Wahrhaftigkeit, Mitgefühl, ein gutes Gedächtnis, Zufriedenheit, Entsagung, Wunschlosigkeit, Glaube, Schamgefühl bzw. vor Unrecht zurückschrecken, Mildtätigkeit, Gradlinigkeit, Bescheidenheit, Achtung und sich am höchsten Selbst zu erfeuen - das sind Attribute von Sattva.
Sehnsucht, Aktivität, Hochmut, Begehren, Arroganz, Annehmlichkeiten anstreben, Vorstellung von Getrenntheit, äußere Vergnügen, Aufregung, Geltungssucht, Anhaftung, Albernheit, Kraft, Gewalt und aus Eigennutz große Anstrengungen für etwas zu unternehmen sind Attribute von Rajas.
Ärger, Gier, Unaufrichtigkeit, Grausamkeit, Betteln, Heuchelei, Faulheit, Streitsucht, Kummer und Verblendung, Niedergeschlagenheit, Leid, Schlaf, Hoffnung, Angst und Trägheit sind Attribute von Tamas.
Nun höre, was geschieht, wenn die drei Gunas in Verbindung miteinander agieren. Die Vorstellung „Ich bin so und so, mir gehört das und das" kommt aus einer Mischung aller drei Gunas.
All unsere Aktivitäten durch den Geist, Objekte, Sinnesorgane oder Pranas sind Wirkungen einer Kombination der drei Gunas.
Man identifiziert sich mit dem Körper und den Organen und sagt zum Beispiel: „Ich bin groß; ich bin schlank; ich bin blind. Oder man identifiziert sich mit Dingen und sagt: „Das ist mein Mantel“. Nimm als Beispiel einen Menschen im Berufs- und Familienleben: Er erfüllt seine Aufgaben immer in einer Mischung der Gunas: Wenn er zum Beispiel eine innere Ausgeglichenheit besitzt (Shama), ist das Ausdruck von Sattva. Seine Wünsche und Aktivitäten kommen aus Rajas. Wenn er sich ärgert, überwiegt Tamas. Man erkennt, dass jemand eine sattvige Natur hat, wenn er oder sie mich mit Hingabe verehrt und seine/ihre Aufgaben ohne eigensüchtige Motive erfüllt. Wenn jemand mich verehrt in der Hoffnung, dass seine Wünsche in Erfüllung gehen, weiß man, dass er von rajasiger Natur ist. Und wenn er zu mir betet in der Absicht, jemand anderem möge Schaden zugefügt werden, dann ist er von tamasiger Natur. Wenn Sattva überwiegt, fühlt man sich glücklich, handelt ethisch und hat ein klares Verständnis. Wenn Rajas dominiert, das zu Bindungen, Aktivität und Trennung führt, leidet man oder sorgt sich, strengt sich für egoistische Ziele an, strebt nach Ansehen und Wohlstand. Wenn Tamas überwiegt, das zu Verblendung, Unwissenheit und Trägheit führt, neigt man zu Kummer, Depression, Schläfrigkeit und Gewalttätigkeit. Wenn der Geist ruhig und fröhlich wird, die Sinnesregungen einen nicht mehr nach außen ziehen, man frei von Furcht und Anhaftung ist, dann ist Sattva hoch und macht die Gottverwirklichung leicht. Wenn der Geist durch viele Aktivitäten zerstreut wird, hin- und herspringt und alle möglichen Wünsche aufkommen, dann ist Rajas höher. Und wenn der Geist nichts erfasst, matt und mutlos und nicht in der Lage ist, über den Atman zu meditieren oder vor sich hindöst und in Unwissenheit versinkt, dann dominiert Tamas. Wo Sattva vorherrscht, steigt der Einfluss der positiven Kräfte („Götter“), wo Rajas vorherrscht, der Einfluss der negativen Kräfte („Dämonen“) und wo Tamas vorherrscht, der Einfluss von bösen Geistern und Nachtwesen.
Der Wachzustand entspricht Sattva, der Traumzustand Rajas, der Tiefschlaf Tamas. Der vierte, überbewusste Zustand ist der Atman, der mit allen anderen Zuständen verbunden ist.
Durch die Kraft von Sattva steigen Menschen im Laufe ihrer Reinkarnationen in höhere Ebenen bis zu Brahmaloka auf; durch Tamas sinken sie tiefer und durch Rajas bleiben sie in der Mitte, auf der menschlichen Daseinsebene. Wenn Sattva in der Stunde des Todes im Geist überwiegt, gelangt der Mensch in die Himmelsebenen. Ist es Rajas, so wird er wieder als sterblicher Mensch geboren. Wenn Tamas dominiert, kommt er in die Unterwelten („Hölle“). Wer jedoch die Gunas transzendiert hat, von ihren Einflüssen frei ist, kommt zu Mir. Uneigennützige Handlungen und solche, die man mir darbringt, sind sattvig. Handlung mit Erwartung eines Lohns ist rajasig. Eine Handlung, die anderen Schaden zufügt oder hinterhältig ist, ist tamasig. Das Wissen vom Atman als vom Körper verschieden ist sattvig. Die Identifikation des Selbst mit dem Körper ist rajasig. Das Verständnis von törichten Menschen ist tamasig. Das Wissen über mich, das Absolute, ist Jnana und jenseits der drei Gunas. Ein ruhiger, reiner Ort ist sattvig; Dörfer und Städte sind rajasig; eine Spielhölle ist ein tamasiger Ort. Meine Wohnstätte ist transzendent, jenseits der Gunas.
Wer seine Pflichten ohne Anhaftung erfüllt, ist sattvig. Wer dabei blind ist vor Anhaftung, ist rajasig. Wer nicht mehr zwischen rechtem und unrechtem Handeln unterscheiden kann, ist tamasig. Wer sich aber ganz auf mich stützt, ist frei von den Gunas. Der Glaube an den Paramatman wie in den Vedanta-Schriften gelehrt ist sattvig; der Glaube an die rituellen Werke und andere vedische Vorschriften ist rajasig; der Glaube an das Unrechte und Nicht-Religiöse ist tamasig. Absoluter Glaube an mich und Vertrauen in den Dienst für mich sind jenseits der Gunas. Gesunde, reine und natürliche Nahrung gilt als sattvig. Die Speise, nach der es die Sinne verlangt, gilt als rajasig. Ungesundes und unreines Essen ist tamasig. Glück, das aus dem eigenen Selbst kommt, ist sattvig; das aus Sinnesobjekten rajasig; das vermeintliche Glück aus Täuschung heraus ist tamasig; und das Glück, welches aus der Gottverwirklichung kommt, ist jenseits der Gunas. Materie, Ort und Zeit, Rituale und ihre Ergebnisse, Wissen, Handlung, der Handelnde, Glaube, Zustand, Ziel, alles Sichtbare und Unsichtbare, alles, was man hört und denkt – alles ist durchdrungen und geregelt durch Purusha und Prakriti und unterliegt dem Wirken der Gunas. Dies ist der Kreislauf der Wiedergeburten der Seele, dessen Ursachen die Gunas und das Karma sind. Wer die Gunas, die im Geist auftauchen, überwindet und sich mit Hingabe ganz mir zuwendet, kann Moksha bzw. Einheit mit mir erlangen. Wer weise ist, nutzt also diese menschliche Existenz, die das Instrument ist für Wissen (Jnana) und Selbsterkenntnis (Vijnana), schüttelt die Verbindung zu den Gunas ab und verehrt mich. Rajas und Tamas überwindet man, indem man immer mehr Sattva entwickelt. Über Sattva geht man dann hinaus durch Nicht-Anhaften, Wunschlosigkeit sowie Konzentration und Meditation auf mich. So transzendiert man die Gunas und gelangt zu mir (d. h., man wird eins mit Brahman). Frei vom Körper und den Gunas, ganz erfüllt von mir, dem Höchsten Brahman, tut man nichts mehr mit einem bestimmten (persönlichen) Zweck – weder äußerlich noch innerlich, was an Samsara binden könnte und noch nicht einmal etwas, was zu Moksha führt.“
https://wiki.yoga-vidya.de/Gunas