Selbststärke

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Marsianer
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Re: Selbststärke

Beitragvon Marsianer » So 13. Sep 2020, 11:08

Agape hat geschrieben:Wie würde sich denn jemand in vergleichbarer Situation verhalten, der nicht in seiner Selbststärke ist? Wie würden sich diese beiden Verhaltensweisen unterscheiden?

Ich würde sagen, jemand der wenig Selbststärke aufweist, ist in seinen Zu- und Abneigungen wenn man so will recht fest determiniert, er ist wenn man so will ihr Sklave, beziehungsweise erlebt er sich so. Je mehr Selbststärke jemand hat, desto mehr löst sich ersteinmal diese Deteminiertheit. Es wird weiter gemocht und nicht gemocht, aber das berührt den schon mehr geweiteten, selbst mehr wahrgenommenen, geschätzten inneren Kern nicht mehr so. Insofern wäre die persönliche Zufriedenheit tatsächlich nicht mehr von soetwas so sehr abhängig. Aber es wäre auch nicht so, daß derjenige dann zu einer Art stumpfem Roboter würde, dem alles egal wäre.
Ich meinte, dass jemand, der in seiner Selbststärke ist, automatisch eine führende Position einnimmt, ohne diese anzustreben oder einen Anspruch darauf zu erheben. Nur alleine aufgrund der Tatsache, dass der "Selbststarke" nicht innerlich davon abhängt, ob er führt oder nicht.

Sofern er nicht vorher gelyncht wird, weil er nicht mitschwimmt wie die anderen toten Fische? ;)
Aufgrund von gegenseitigem tiefem Verstehen und dem Teilen innerer Werte wäre das Gemeinschaftsleben unter Selbststarken - geprägt von innerer Zufriedenheit, Freiheit und geistiger Lebendigkeit - nicht länger eine Idealvorstellung, sondern gelebte Wirklichkeit.

Das könnte man meinen und es wäre dann wohl eher möglich, da eine gewisse größere Freiheit in ihnen bestehen würde. Aber in einer Menschheit deren soziale Gewohnheiten so sehr durchdrungen sind von Mangelvorstellungen und Kampf? Oadische Kulturveranlagtheit würde eine entsprechende Verbundenheit in Freiheit kennen, die als Bindemittel dient, als etwas das Menschen Beziehungen zueinander eingehen ließe. In dieser würde der Wert innerer Freiheit von äußeren Scheinbedürfnissen geschätzt, eher noch als interner Normalfall betrachtet es würde gewußt, was damit alles angefangen werden könnte und wie schön das ausfallen kann. Aber wenn ich mich selbstkritisch betrachte, frage ich mich ob das selbst bei mir wirklich so vorhanden ist neben all diesem menschlichen Elend der Jetztzeit. Es birgt z.B. ja schon eine tragische Traurigkeit wenn einfachstes Einanderbegegnen nahezu etwas Unauffindbares ist. Und wie verhält sich das zu "Selbststärke"? Wozu Gemeinschaft, die unter solchen Vorzeichen angestrebt und die in diesen praktisch von niemandem verstanden wird?

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Re: Selbststärke

Beitragvon Agape » So 13. Sep 2020, 16:57

Ich würde sagen, jemand der wenig Selbststärke aufweist, ist in seinen Zu- und Abneigungen wenn man so will recht fest determiniert, er ist wenn man so will ihr Sklave, beziehungsweise erlebt er sich so. Je mehr Selbststärke jemand hat, desto mehr löst sich ersteinmal diese Deteminiertheit.


Sich seinem Schicksal ausgeliefert zu fühlen, kann einen Menschen zu dessen Sklaven machen. Auf der anderen Seite steckt auch ein scheinbarer "Gewinn" darin. Denn dann ist ja das Schicksal "schuld" an allem, was der Mensch erlebt, und er braucht keine Verantwortung dafür zu übernehmen. Ich sehe in diesem Verhalten eine Art von Flucht vor der Wirklichkeit.

Es wird weiter gemocht und nicht gemocht, aber das berührt den schon mehr geweiteten, selbst mehr wahrgenommenen, geschätzten inneren Kern nicht mehr so. Insofern wäre die persönliche Zufriedenheit tatsächlich nicht mehr von soetwas so sehr abhängig. Aber es wäre auch nicht so, daß derjenige dann zu einer Art stumpfem Roboter würde, dem alles egal wäre.


Die andere Seite der Skala würde ein menschliches Verhalten sein, das sich so weit von seinen Gefühlen abgekoppelt hat, so dass diese nur noch beobachtet und nicht mehr wirklich gefühlt werden. Auch ein solches Verhalten bezeichne ich als Flucht vor der Wirklichkeit und eine Entfremdung vom eigenen Wesen.

Selbststärke wäre demzufolge weder das eine noch das andere Verhalten. Es wäre vielmehr ein Annehmen dessen was ist, jedoch darin nicht passiv zu verharren und sich als Opfer zu fühlen, sondern Möglichkeiten der Veränderung wahrzunehmen, diese anzustreben und dabei die auftauchenden Gefühle zu erfahren und ihnen nicht auszuweichen, indem man sich verhärtet und sein Herz verschliesst.


Aber wenn ich mich selbstkritisch betrachte, frage ich mich ob das selbst bei mir wirklich so vorhanden ist neben all diesem menschlichen Elend der Jetztzeit. Es birgt z.B. ja schon eine tragische Traurigkeit wenn einfachstes Einanderbegegnen nahezu etwas Unauffindbares ist.


Hierin sehe ich die grosse Herausforderung der Selbststärke, indem trotz Skepsis, Zweifel und aufkommender Traurigkeit unermüdlich daran geglaubt und immer wieder von neuem im Leben umgesetzt wird, was unmöglich zu sein scheint. Jeder neue Tag birgt in sich die Chance, einander zu begegnen und dabei festzustellen, dass jeder im Grunde dasselbe will, für dasselbe einsteht, sich dasselbe für den Rest der Menschheit wünscht und sich auch dafür einsetzt. Wenn ich heute aus meiner Selbststärke herausfalle, kann ich morgen wieder hineinfinden - es ist nie zu spät dafür.
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Marsianer
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Re: Selbststärke

Beitragvon Marsianer » Mo 14. Sep 2020, 09:25

Agape hat geschrieben:Sich seinem Schicksal ausgeliefert zu fühlen, kann einen Menschen zu dessen Sklaven machen. Auf der anderen Seite steckt auch ein scheinbarer "Gewinn" darin. Denn dann ist ja das Schicksal "schuld" an allem, was der Mensch erlebt, und er braucht keine Verantwortung dafür zu übernehmen. Ich sehe in diesem Verhalten eine Art von Flucht vor der Wirklichkeit.

Da klingt bei dir nochmal ein wenig das Advaita-Thema an? Bei mir ging es eher um etwas wie "es muß außen so und so und so sein, damit es mir gut geht".

In der Bibel könnte man z.B. dies mit meinem Punkt in Verbindung sehen:

"Wisset ihr nicht, daß, wem ihr euch zu Knechten zum Gehorsam begebt, ihr dessen Knechte seid, dem ihr gehorcht? Entweder der Sünde, zum Tode; oder des Gehorsams, zur Gerechtigkeit? Gott aber sei Dank, daß ihr, die ihr Knechte der Sünde waret, nun von Herzen gehorcht habt der Lehre, die euch zuteil geworden." Röm 6,16+17
Selbststärke wäre demzufolge weder das eine noch das andere Verhalten. Es wäre vielmehr ein Annehmen dessen was ist

Ja, ich würde sagen vor allem ersteinmal dessen, was in einem selbst ist, statt "stark" zu sein darin viel nicht sehen zu wollen, dann meist zu befolgen was andere sagen (diesen Menschen gehorsam zu sein).
Hierin sehe ich die grosse Herausforderung der Selbststärke, indem trotz Skepsis, Zweifel und aufkommender Traurigkeit unermüdlich daran geglaubt und immer wieder von neuem im Leben umgesetzt wird, was unmöglich zu sein scheint.

Sind Herausforderungen in Selbststärke? Das wirkt wieder ein wenig wie ein angenommener innerer Dauerkampf?
Jeder neue Tag birgt in sich die Chance, einander zu begegnen und dabei festzustellen, dass jeder im Grunde dasselbe will

Ist das so? Oder will fast niemand oder gar absolut niemand was ich gerne mögen würde, vor allem nicht in entsprechender Entschiedenheit?

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Re: Selbststärke

Beitragvon Agape » Mo 14. Sep 2020, 18:18

Da klingt bei dir nochmal ein wenig das Advaita-Thema an? Bei mir ging es eher um etwas wie "es muß außen so und so und so sein, damit es mir gut geht".


Ich kenne diese Haltung bei mir nicht. Wenn im Aussen etwas nicht so ist, wie ich es gerne hätte, dann gibt es für mich zwei Möglichkeiten. Entweder ich versuche etwas daran zu ändern, was manchmal möglich ist, aber manchmal auch nicht. Wenn es nicht möglich ist, dann versuche ich, mein Inneres mit der Situation im Aussen in Einklang zu bringen - und das braucht mehr oder weniger Zeit. In dieser Zeit kämpfe ich nicht, sondern lasse in mir die Veränderung (in Liebe und Vertrauen) geschehen. Ich habe noch nie die Erfahrung gemacht, dass ich letztendlich daran gescheitert wäre. Vielleicht kommt diese Erfahrung noch?

Ja, ich würde sagen vor allem ersteinmal dessen, was in einem selbst ist, statt "stark" zu sein darin viel nicht sehen zu wollen, dann meist zu befolgen was andere sagen (diesen Menschen gehorsam zu sein).


Auf diesem Wege befinde ich mich zurzeit. Ich gehorche der Stimme meines Herzens. Sie führt mich und gibt mir Kraft für meine Vorhaben. Bekomme ich diese innere Kraft nicht, dann weiss ich, dass ich nicht auf dem richtigen Weg bin.

Sind Herausforderungen in Selbststärke? Das wirkt wieder ein wenig wie ein angenommener innerer Dauerkampf?


Herausforderungen ist ein Wort, vielleicht ist es in diesem Zusammenhang falsch gewählt. Die Art von Herausforderungen, die ich meine, sind Aufgaben, die ich mir als Seele für diese Verkörperung vorgenommen habe. Vielleicht heisst eine meiner Herausforderungen Selbststärke zu entwickeln?

Ist das so? Oder will fast niemand oder gar absolut niemand was ich gerne mögen würde, vor allem nicht in entsprechender Entschiedenheit?


Was soll ich darauf antworten? Soll ich schreiben, dass Du recht hast? Es entspricht wohl Deiner Erfahrung, die Du bis jetzt gemacht hast. Und ich schrieb oben, dass jeder Tag eine neue Chance in sich birgt - für mich der einzige Sinn, den ich in dieser Verkörperung sehe. Wenn ich diesen Sinn nicht sehen würde, dann wüsste ich nicht, was ich hier noch soll.
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Re: Selbststärke

Beitragvon Agape » Mi 16. Sep 2020, 10:29

Wie erlebte ich bisher mangelnde Selbststärke in meinem Leben und was zog ich für Erkenntnisse daraus?

Bei mir bezogen sich diese Erfahrungen meist auf die Beziehungsebene. War ein Mensch in meinem Leben, zu dem ich mich besonders stark in Liebe hingezogen fühlte, kam meistens sehr bald das Gefühl auf, irdisch mehr zu wollen. Mehr Körperkontakt, mehr zusammen unternehmen, mehr Kommunikation - kurz mein Fokus war immer auf etwas gerichtet, was gegenwärtig meiner Ansicht nach noch zu wenig stattfand, um mich zufrieden zu fühlen. Und dieses mehr Wollen lenkte mich von der Essenz ab, davon, was mir die Beziehung eigentlich wirklich bedeutete. Ich stellte mich nicht der Wahrheit darüber, dass die Beziehung eigentlich dort aufhörte zu sein, wo Geistiges beginnen würde. Meine wirkliche Sehnsucht bezog sich also auf das Geistige, was ich aber nicht wahrnehmen wollte - ich machte sie am Irdischen fest. Weshalb? Weil ich intuitiv spürte, dass dann die Beziehung in dieser Form, wie ich sie mir eigentlich gewünscht hätte, an ihre Grenze gestossen wäre und der Realität nicht mehr standgehalten hätte.

Somit lebte ich eigentlich in einem fortwährenden Traum und wünschte mir etwas Unerreichbares - denn auf der irdischen Ebene gibt es solche Beziehungen nicht. Der Zahn der Zeit frisst an der Substanz einer Beziehung, sobald diese nicht über die Grenzen des Irdischen hinaus wächst. Irdisches Leben ist vergänglich - irdische Beziehungsqualität genauso.

Selbststärke ist also eine Eigenschaft im Menschen, irdischen Bedürfnissen nicht nachzugeben, wenn es zum Beispiel darum gehen soll, in einer Beziehung innere Wahrheit zu leben und in der Folge beständiges Glück und Zufriedenheit zu finden. Nur auf der Ebene des von Abhängigkeiten befreiten Geistes, der keine räumliche und zeitliche Begrenzung kennt, kann wahre Zufriedenheit, unabhängig davon, was im Aussen geschieht, erfahren werden.
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Re: Selbststärke

Beitragvon Marsianer » Fr 18. Sep 2020, 13:21

Agape hat geschrieben:Und dieses mehr Wollen lenkte mich von der Essenz ab, davon, was mir die Beziehung eigentlich wirklich bedeutete.

Das wäre dann wohl der eigentliche Punkt. Das was ist reicht einem nicht mehr, man wird damit mehr und mehr unzufrieden, freut sich nicht nur an wachsender Tiefe, sondern verlangt sie regelrecht. Oft geht es bei soetwas wohl dann auch darum den anderen mehr und mehr ändern zu wollen hin zu etwas, das einem selbst mehr gefallen würde. Viele Menschen wollen andere ändern, je "besser", gestärkter sie sich in einer Verbindung fühlen.

Nun wäre auf den Punkt gebracht vielleicht die Frage, wozu bei anderen Selbststärke erhofft wird, wenn äußere Umstände für die eigene Zufriedenheit eigentlich kaum eine Rolle spielen würden.

Ich denke ersteinmal, daß Selbststärke bei den Jakobgutwerten ja im Zusammenhang anderer Werte steht, also auch nichts sein müßte, das alles vermeintlich Gute bereits in einem Wort zusammenfasst. Es ist ein Begriff, der eine wiederholt als ungut empfundene Erscheinung aufgreift. Und vor allem ging es da um "äußere Bedürfnisse" bezogen auf materielle Umstände. Aber es gibt eben auch Menschen, die sehr empfindlich auf bestimmte eigene Empfindungen ihrer Mitmenschen reagieren. Und für mich ist die Frage, wo da sozusagen sinnvollerweise eine Grenze gezogen werden könnte, was eigentlich der Punkt bei "Selbststärke" wäre, wenn man nicht prinzipiell zwischen materiellen Bedürftigkeitsgefühlen und solchen anderen Bezugs unterscheiden wollen würde.
Selbststärke ist also eine Eigenschaft im Menschen, irdischen Bedürfnissen nicht nachzugeben, wenn es zum Beispiel darum gehen soll, in einer Beziehung innere Wahrheit zu leben und in der Folge beständiges Glück und Zufriedenheit zu finden.

Ich würde ja sagen, eine "Stärke" im eigentlichen Sinne würde mit sich bringen, daß es ein entsprechend entgegenlaufendes Bedürfnis gar nicht in einem gibt.
Und ich schrieb oben, dass jeder Tag eine neue Chance in sich birgt - für mich der einzige Sinn, den ich in dieser Verkörperung sehe. Wenn ich diesen Sinn nicht sehen würde, dann wüsste ich nicht, was ich hier noch soll.

Wirkt das wie Worte eines zufriedenen Menschen?

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Re: Selbststärke

Beitragvon Agape » Fr 18. Sep 2020, 16:03

Marsianer hat geschrieben:
Das wäre dann wohl der eigentliche Punkt. Das was ist reicht einem nicht mehr, man wird damit mehr und mehr unzufrieden, freut sich nicht nur an wachsender Tiefe, sondern verlangt sie regelrecht.

Bei mir würde ich es weniger als ein Verlangen beschreiben, sondern eher als eine tiefe Sehnsucht.

Oft geht es bei soetwas wohl dann auch darum den anderen mehr und mehr ändern zu wollen hin zu etwas, das einem selbst mehr gefallen würde. Viele Menschen wollen andere ändern, je "besser", gestärkter sie sich in einer Verbindung fühlen.

Seltsamerweise ist es bei mir eher so, dass ich mich selbst ändern will - eigentlich verspüre ich selten den Wunsch, andere ändern zu wollen - oder wenn, dann weiss ich, dass dies nicht möglich ist.

Nun wäre auf den Punkt gebracht vielleicht die Frage, wozu bei anderen Selbststärke erhofft wird, wenn äußere Umstände für die eigene Zufriedenheit eigentlich kaum eine Rolle spielen würden.

Ich denke ersteinmal, daß Selbststärke bei den Jakobgutwerten ja im Zusammenhang anderer Werte steht, also auch nichts sein müßte, das alles vermeintlich Gute bereits in einem Wort zusammenfasst. Es ist ein Begriff, der eine wiederholt als ungut empfundene Erscheinung aufgreift. Und vor allem ging es da um "äußere Bedürfnisse" bezogen auf materielle Umstände. Aber es gibt eben auch Menschen, die sehr empfindlich auf bestimmte eigene Empfindungen ihrer Mitmenschen reagieren.

Hinsichtlich äusserer Bedürfnisse und materieller Umstände ist mir soweit alles klar - solange diese am inneren Wohlbefinden nagen, wird Selbststärke noch nicht gelebt. Wie meinst Du das genau "empfindlich auf bestimmte eigene Empfindungen ihrer Mitmenschen reagieren"? Dass Mitmenschen in ihrer Wesensart nicht angenommen werden können?

Und für mich ist die Frage, wo da sozusagen sinnvollerweise eine Grenze gezogen werden könnte, was eigentlich der Punkt bei "Selbststärke" wäre, wenn man nicht prinzipiell zwischen materiellen Bedürftigkeitsgefühlen und solchen anderen Bezugs unterscheiden wollen würde.

Ist es nicht so, dass prinzipiell alles, was nicht im eigenen Inneren stattfindet, ein Anlass dafür sein kann, mich in meinem Frieden gestört zu fühlen? Ob dies als Mangel materieller Art oder als Mangel an Akzeptanz des Wesens eines Mitmenschen empfunden wird, wäre eigentlich zweitrangig. Es ginge ja in erster Linie um etwas, was meinem Empfinden nach besser sein müsste, damit ich mich wohlfühlen kann, was genau dieses Empfinden auslöst, ist meiner Ansicht nach weniger bedeutend.

Ich würde ja sagen, eine "Stärke" im eigentlichen Sinne würde mit sich bringen, daß es ein entsprechend entgegenlaufendes Bedürfnis gar nicht in einem gibt.

Dann wäre ja gemäss Deiner oben stehenden Aussage Selbststärke etwas, das bereits im Wesen vorhanden ist und weder gelernt noch angestrebt werden kann?

Wirkt das wie Worte eines zufriedenen Menschen?

Wenn ich ganz tief in mich hineinfühle, dann muss ich meine wahre Zufriedenheit anzweifeln. Ja, meine Seele ist traurig und weiss nicht, wie sie aus dieser Traurigkeit herausfinden soll.
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Re: Selbststärke

Beitragvon Goldmädchen » Sa 19. Sep 2020, 09:10

Selbststärke ist nach eurem Verständnis wohl nicht, das man jemanden anderes braucht. Das man nur sich selber braucht.
Diese Stärke habe ich nicht. Ich brauche oft Menschen um mich auszureden, die mir Trost schenken. Und versuche das auch diesen Menschen zurück zu geben, wenn es umgekehrt ist. Ich stelle mir die Frage gerade : Warum brauche ich Andere, die mir zuhören ? Denen ich mein Herz ausschütten kann ?
Dann ist ja irgendetwas in meinem Leben passiert, was mich schwach werden ließ, dass ich traurig wurde. Sollte man mit allem was einem passiert oder, was man fühlt immer alleine zurecht kommen müssen ?

Selbststärke ist, wenn man sich nicht verbiegt, authentisch ist oder ehrlich zu sich und anderen.
Dieses fällt mir nicht immer leicht. Man möchte manchmal um einen Menschen nicht zu verlieren, sich lieber verbiegen. Macht z.B Unternehmungen mit, die einem nicht so sehr gefallen oder sagt nichts, wenn der Andere gerade die Grenze überschreitet, einen verletzt mit seinen Worten. Oder man ihn / sie gerade nicht versteht. Wenn beide das machen, wird es wirr. Dank meines Schreibens hier gerade, wird mir bewusst wo ich dran arbeiten muss jetzt, damit es nicht noch wirrer wird oder sich diese Beziehung nicht auflöst, weil ich nicht immer ehrlich war.


Selbststärke ist, dass man auch dann zu sich steht ( zu seinen Ansichten oder Gefühlen ) wenn man weiß, dass man damit die andere Person verliert.
Oder es glaubt.

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Re: Selbststärke

Beitragvon Goldmädchen » Mo 21. Sep 2020, 12:11

Finde ich gut, dass man seine Beiträge später nicht mehr editieren oder löschen kann. : ) Ich wollte die beiden letzten zuerst löschen, aber das ging nicht. Aber eben fand ich meine Beiträge doch nicht so störend für andere und daher stören sie mich auch nicht. Das war authentisch was ich schrieb.

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Re: Selbststärke

Beitragvon Agape » Mo 21. Sep 2020, 15:56

Goldmädchen hat geschrieben:Selbststärke ist nach eurem Verständnis wohl nicht, das man jemanden anderes braucht. Das man nur sich selber braucht.

Nach meinem Verständnis hat Selbststärke damit zu tun, dass man nicht unzufrieden ist, wenn man alleine ist und selbst für sich sorgen muss. Das heisst nicht, dass man nicht die Gemeinschaft mit anderen sehr schätzt und sie auch sucht. Aber nicht deshalb, damit sie einen eigenen Mangel ausgleichen sollen.

Sollte man mit allem was einem passiert oder, was man fühlt immer alleine zurecht kommen müssen ?

Es sollte nicht ein "müssen" sein, sondern ein inneres Wollen, dies zu tun.

Selbststärke ist, wenn man sich nicht verbiegt, authentisch ist oder ehrlich zu sich und anderen.

Zum Beispiel, ja.

Selbststärke ist, dass man auch dann zu sich steht (zu seinen Ansichten oder Gefühlen) wenn man weiß, dass man damit die andere Person verliert.
Oder es glaubt.

Ja. Selbststärke geht von dem aus, was ist und nicht von dem, was sein müsste, um innerlich zufrieden zu sein.
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Re: Selbststärke

Beitragvon Marsianer » Mi 23. Sep 2020, 09:37

Goldmädchen hat geschrieben:Selbststärke ist nach eurem Verständnis wohl nicht, das man jemanden anderes braucht. Das man nur sich selber braucht.
Diese Stärke habe ich nicht. Ich brauche oft Menschen um mich auszureden, die mir Trost schenken.

Ich bin mir da soweit nicht sicher. Was würde in dir denn geschehen, wenn du solche Beziehungen nicht hättest?
Ich stelle mir die Frage gerade : Warum brauche ich Andere, die mir zuhören ? Denen ich mein Herz ausschütten kann ?
Dann ist ja irgendetwas in meinem Leben passiert, was mich schwach werden ließ, dass ich traurig wurde. Sollte man mit allem was einem passiert oder, was man fühlt immer alleine zurecht kommen müssen ?

Eine gute Frage, ich finde sie gerade richtig in diesem Thread. ;)

Ich würde schon sagen, daß es etwas ist, das auch im heilen Zustand von Seelen und deren Umgang miteinander besteht: Der eine kann sozusagen das eine besser, der andere das andere. Man ergänzt sich, z.B. in Wesensverschiedenheiten, die nicht auf "innerer Finsternis" (Zurückweisung des Geistes des Schöpfergottes) beruhen. Da geht es also um Verschiedenheiten, die jeweils aus der Fülle von Kraft dennoch in den jeweiligen Seelen bestehen, weil die Seelen eben unterschiedlich gemacht sind.

Ich würde also sagen, daß "Selbststärke" nicht in jeder Hinsicht bedeutet, daß jemand alles so gut kann wie andere. "Selbststärke" bedeutet nicht, daß Seelen einander nicht ergänzen, einander auch aus großer innerer Geistesfülle einander in Liebe ergänzen können, daß diese Möglichkeit des Einanderergänzens auch etwas ist, das durch Agape bedingt wird.
Selbststärke ist, wenn man sich nicht verbiegt, authentisch ist oder ehrlich zu sich und anderen.
Dieses fällt mir nicht immer leicht. Man möchte manchmal um einen Menschen nicht zu verlieren, sich lieber verbiegen.

Das wird dann so empfunden, weil eine Art innerer Not empfunden wird jemanden quasi existenziell zu brauchen, dem "das Herz ausgeschüttet" werden kann?
Macht z.B Unternehmungen mit, die einem nicht so sehr gefallen oder sagt nichts, wenn der Andere gerade die Grenze überschreitet, einen verletzt mit seinen Worten.

Ich verstehe "Selbststärke" nicht so, daß sie bedeutet jemand würde immer nur das mitmachen, was ihm 100%ig gefällt. Ich mache mit anderen Menschen Vieles mit, das ich alleine nicht tun würde. Aber es wird für mich seltsam, wenn ich öfters den Eindruck bekomme, daß der andere den Kontakt zu mir in den Wind schießen würde, wenn ich nicht oft "springen" würde.
Selbststärke ist, dass man auch dann zu sich steht ( zu seinen Ansichten oder Gefühlen ) wenn man weiß, dass man damit die andere Person verliert.

Da wäre die Frage, wo für einen selbst Bereiche sind, die man nicht berühren möchte?
viewtopic.php?f=2&t=21&p=184#p184 hat geschrieben:Menschen dazu zu drängen die Wahrheit zu leben in ihr zu sein, ist in meinen Augen schon mal keine Liebe. Liebe heißt alles annehmen können.

Ja.
Eben auch Menschen, die nicht in der Liebe sind. Das ist auch Selbststärke, würde ich sagen. Mir gelingt es mal gut, mal nicht gut. Aber es gelang mir schon mal.
Meiner Meinung nach, sollte jeder so leben wie er möchte, in dem Bewusstsein den er möchte, solange der Mensch dabei anderen nicht schadet, rücksichtsvoll ist, vorsichtig, aufmerksam, wenn er einen guten Geist hat.

"Anderen schaden" wird dann aber auch oft von Leuten konstruiert. Er "denkt nicht positiv", verwendet "negative Wörter" (äußert sich kritisch zu etwas), also schadet er anderen (laut dem Weltbild mancher Esoteriker).
Das bedeutet das Ego ist eher der, der sich unterwirft.
Aber eben nicht nur unterwirft - unterwerfen muss. Nur, kommen dann solche Menschen und meinen, woher willst du wissen, dass Du gerade etwas Gutes machst, dass es für andere gut sei. Das könne ja gar nicht sein, so etwas gäbe es nicht. Nur die Non- Dualität bringt Frieden und Segen und ist Liebe. Ich halte es für sehr .... naja sehr unweitsichtig / engstirnig und zu streng.

Hm.

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Re: Selbststärke

Beitragvon Marsianer » Mi 23. Sep 2020, 11:56

Agape hat geschrieben:Bei mir würde ich es weniger als ein Verlangen beschreiben, sondern eher als eine tiefe Sehnsucht.

Ja, ich würde sagen "Selbststärke" ist etwas, das echtes Einanderbegegnen begünstigt, möglich macht. "Selbstpanik" wäre immer mehr bei sich selbst und dessen eigenen "Nöten".
Wie meinst Du das genau "empfindlich auf bestimmte eigene Empfindungen ihrer Mitmenschen reagieren"? Dass Mitmenschen in ihrer Wesensart nicht angenommen werden können?

Daß z.B. "Hochsensible" erleben in der Nähe vieler Menschen nicht bei sich selbst bleiben zu können und das bei diesen speziellen Menschen als für sie selbst große Zumutung zu erleben?
Ist es nicht so, dass prinzipiell alles, was nicht im eigenen Inneren stattfindet, ein Anlass dafür sein kann, mich in meinem Frieden gestört zu fühlen?

Aber ich nehme z.B. ja schon an, daß der Umgang "rein lichter" Seelen damit zu tun haben würde einander auch liebend zu ergänzen, etwa in gemeinsamem Wirken. Daß ein "reines Herz" auch danach strebt, was es mag, wonach sein inneres Begehren ist (das dann in Richtung "Frucht des Geistes" gehen würde), so wie nach der irdischen kostbaren Perle gejagt wird. Aber das sind dann teils auch wieder Dinge es eigenen inneren Geisteslebens. Aber Agape sucht das Wohl des Anderen, vor allem das geistige Wohl, denn Agape und Gott sind zuerst Geist. Und andere sind "außen".
Dann wäre ja gemäss Deiner oben stehenden Aussage Selbststärke etwas, das bereits im Wesen vorhanden ist und weder gelernt noch angestrebt werden kann?

Gelernt werden kann prinzipiell von jeden, die inneren geistigen Voraussetzungen in sich selbst dafür zu schaffen?
Wenn ich ganz tief in mich hineinfühle, dann muss ich meine wahre Zufriedenheit anzweifeln. Ja, meine Seele ist traurig und weiss nicht, wie sie aus dieser Traurigkeit herausfinden soll.

Und mir geht es in gewisser Hinsicht ähnlich. Ich bin einerseits ja in mir tief zufrieden, andererseits auch mit manchen Lebenssituationen sehr unzufrieden. Beides ist zugleich, es gibt sozusagen verschiedene Zufriedenheiten im Menschen.


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