Selbststärke

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Goldmädchen
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Re: Selbststärke

Beitragvon Goldmädchen » Do 24. Sep 2020, 15:30

Agape hat geschrieben:Ich kenne diese Haltung bei mir nicht. Wenn im Aussen etwas nicht so ist, wie ich es gerne hätte, dann gibt es für mich zwei Möglichkeiten. Entweder ich versuche etwas daran zu ändern, was manchmal möglich ist, aber manchmal auch nicht. Wenn es nicht möglich ist, dann versuche ich, mein Inneres mit der Situation im Aussen in Einklang zu bringen - und das braucht mehr oder weniger Zeit. In dieser Zeit kämpfe ich nicht, sondern lasse in mir die Veränderung (in Liebe und Vertrauen) geschehen. Ich habe noch nie die Erfahrung gemacht, dass ich letztendlich daran gescheitert wäre. Vielleicht kommt diese Erfahrung noch?

Euer Gespräch ist interessant , ich habe aber nur diese letzten Beiträge und die ersten beiden gelesen, da ich an dem Tag nicht in der Form war dazu, etwas anspruchsvolles zu lesen. Das Zweite aber auch das Erstere kenne ich, so gehe ich auch oft vor, liebe Agape.

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Re: Selbststärke

Beitragvon Goldmädchen » Do 24. Sep 2020, 15:42

Agape hat geschrieben:Sich seinem Schicksal ausgeliefert zu fühlen, kann einen Menschen zu dessen Sklaven machen. Auf der anderen Seite steckt auch ein scheinbarer "Gewinn" darin. Denn dann ist ja das Schicksal "schuld" an allem, was der Mensch erlebt, und er braucht keine Verantwortung dafür zu übernehmen. Ich sehe in diesem Verhalten eine Art von Flucht vor der Wirklichkeit.

Das kenne ich etwas. Manchmal wenn ich in einer Situation nicht mutig genug gehandelt habe, sage ich mir : " Ja, das konnte ich doch nicht, weil darum und darum" bzw sage mir das in dem Moment wo ich mich entscheiden konnte " nein " oder " ja " zu sagen zu einer mir entgegengebrachten nicht respektvollen Handlung. So etwas ist mir erst neulich passiert. Dadurch hatte ich den ganzen Tag mit mir zu kämpfen, dass ich mich innerlich nicht zu sehr verurteile, aber auch meine Wut irgendwie los zu lassen, welche ich gegen diese Person auch danach noch verspürt hatte. Es ist mir später gelungen. Ich habe mir gedacht : "Okay, sie meinte es nicht so, sie merkte es halt nicht, dass der Ton unmöglich war. Sie wollte mir ja nur helfen." Da ist auch etwas wahres dran, so war es auch, aber durch den Ton den sie mir entgegengebracht hatte, könnte man meinen, das war weil sie mich schikanieren wollte. Ich habe mit ihr seither nicht mehr darüber geredet, hoffe nur sie lässt mich auch im Frieden, hat das selbst gemerkt, dass das nicht in Ordnung war. Der Vorfall war bei meiner Arbeitsstelle.
Die andere Seite der Skala würde ein menschliches Verhalten sein, das sich so weit von seinen Gefühlen abgekoppelt hat, so dass diese nur noch beobachtet und nicht mehr wirklich gefühlt werden. Auch ein solches Verhalten bezeichne ich als Flucht vor der Wirklichkeit und eine Entfremdung vom eigenen Wesen.
Ich habe erst nicht verstanden, was damit gemeint ist, aber später hast Du das ja nochmal genauer erläutert. Ich frage mich, ob ich so etwas auch schon einmal angewandt habe. Solche Menschen habe ich aber schon erlebt, welche so wirkten als haben sie keine Gefühle mehr, wie mitgefühl / Empathie. Die verhärtet wirkten. Sie könnten aber in dem Moment ein Spiegel gewesen sein, aber nicht exakt für die Gefühle, bei denen ich so etwas machte.
Selbststärke wäre demzufolge weder das eine noch das andere Verhalten. Es wäre vielmehr ein Annehmen dessen was ist, jedoch darin nicht passiv zu verharren und sich als Opfer zu fühlen, sondern Möglichkeiten der Veränderung wahrzunehmen, diese anzustreben und dabei die auftauchenden Gefühle zu erfahren und ihnen nicht auszuweichen, indem man sich verhärtet und sein Herz verschliesst.

Ich würde Selbststärke auch so definieren. Glaube aber, das Selbststärke in verschiedenen Bewusstseinzuständen möglich ist. Im einen ist man sehr in sich im anderen mehr äußerlich ( gedanklich unruhig oder halt aktiver oder halt auch emotional nicht so gefestigt ).

(...) Wenn ich heute aus meiner Selbststärke herausfalle, kann ich morgen wieder hineinfinden - es ist nie zu spät dafür.


Ja, das geht sicher. Mut haben und selbstbewusst sein, zähle ich zu Selbststärke dazu.
Zuletzt geändert von Goldmädchen am Do 24. Sep 2020, 16:15, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Selbststärke

Beitragvon Goldmädchen » Do 24. Sep 2020, 15:55

Agape hat geschrieben:Nach meinem Verständnis hat Selbststärke damit zu tun, dass man nicht unzufrieden ist, wenn man alleine ist und selbst für sich sorgen muss. Das heisst nicht, dass man nicht die Gemeinschaft mit anderen sehr schätzt und sie auch sucht. Aber nicht deshalb, damit sie einen eigenen Mangel ausgleichen sollen.
(..)
Ja. Selbststärke geht von dem aus, was ist und nicht von dem, was sein müsste, um innerlich zufrieden zu sein.


Ja, das ist Selbststärke auch. Dahin musste ich erstmal wieder kommen. Wie kommt man in diesen Zustand ? Bei mir war das Zufall oder Glück. Danke für Deine Antworten, Agape.

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Re: Selbststärke

Beitragvon Goldmädchen » Do 24. Sep 2020, 16:31

Marsianer hat geschrieben:Ich bin mir da soweit nicht sicher. Was würde in dir denn geschehen, wenn du solche Beziehungen nicht hättest?

Also ich denke, dass ich an diesen Tagen gezwungen worden wäre, mit meinen Gefühlen alleine zurecht zu kommen, sie mir genauer anzusehen, mich aber auch in ihnen hätte verfangen können - depressiv oder noch trauriger geworden wäre.

Ich würde schon sagen, daß es etwas ist, das auch im heilen Zustand von Seelen und deren Umgang miteinander besteht: Der eine kann sozusagen das eine besser, der andere das andere. Man ergänzt sich, z.B. in Wesensverschiedenheiten, die nicht auf "innerer Finsternis" (Zurückweisung des Geistes des Schöpfergottes) beruhen. Da geht es also um Verschiedenheiten, die jeweils aus der Fülle von Kraft dennoch in den jeweiligen Seelen bestehen, weil die Seelen eben unterschiedlich gemacht sind.
Ich würde also sagen, daß "Selbststärke" nicht in jeder Hinsicht bedeutet, daß jemand alles so gut kann wie andere. "Selbststärke" bedeutet nicht, daß Seelen einander nicht ergänzen, einander auch aus großer innerer Geistesfülle einander in Liebe ergänzen können, daß diese Möglichkeit des Einanderergänzens auch etwas ist, das durch Agape bedingt wird.


Ja. Wobei Agape schrieb, der Kontakt wird gesucht um Gemeinschaft zu erleben und nicht um einen eigenen Mangel auszugleichen. Aber das meintest du ja wohl mit den "nicht finsteren Eigenschaften", welche sich dann gut ergänzen können. Aber es hört sich dennoch so an, dass ein Mangel ausgeglichen wird. Nur in diesem Falle ist es etwas, das nichts von einem abzieht ohne zurück zu geben , also es ist für beide eine Bereicherung. Seelisch. Eben eine Ergänzung. Sich gegenseitig ganz machen.
Ich verstehe "Selbststärke" nicht so, daß sie bedeutet jemand würde immer nur das mitmachen, was ihm 100%ig gefällt. Ich mache mit anderen Menschen Vieles mit, das ich alleine nicht tun würde. Aber es wird für mich seltsam, wenn ich öfters den Eindruck bekomme, daß der andere den Kontakt zu mir in den Wind schießen würde, wenn ich nicht oft "springen" würde.


Ahja. Das ist sehr löblich, dass du auch Dinge machst, welche Du von selbst nicht unternehmen würdest. Das kennen wohl viele.
Mal habe ich Angst davor, mal hat der andere so eine Angst oder so ein Gefühl, das wäre dann so. Am besten man redet immer ehrlich über seine
Bedürfnisse.
"Anderen schaden" wird dann aber auch oft von Leuten konstruiert. Er "denkt nicht positiv", verwendet "negative Wörter" (äußert sich kritisch zu etwas), also schadet er anderen (laut dem Weltbild mancher Esoteriker).
Ja, das ist leider so, wenn die Menschen verschiedene Ansichten haben oder halt nicht auf dem selben Level sind was die Selbststärke angeht. Wer in sich stark ist, muss nicht immer jeden beschützen ohne Not denn man ist nicht so ängstlich in allem betreffend. Oder projiziert seine eigenen Ängste nicht auf andere. So etwas ist mir bei der Arbeit passiert. Da hat eine Vorgesetzte sich so Sorgen um mein Fahrrad gemacht, dass es geklaut werden könnte......Die Geschichte welche ich eben auch schrieb. Manche kritisieren an Anderen auch manchmal so vieles , was sie an sich selbst auch nicht mögen. Das ist auch wieder projizieren. Es braucht viel Aufmerksamkeit um das an sich selbst zu erkennen. Wenn jemand ständig kritisiert würde für seine Art zu leben, dann ist klar, dass er sich irgendwann zurück ziehen wird, oder aber es bricht irgend wann alles raus und er sagt es der Person ehrlich, was sie alles falsch macht und beide haben sich gegenseitig ihre Fehler gesagt- sagen können. Das kann befreiend sein.
zumindest für die Person, welche das zuerst alles nicht mitgeteilt hat, dass es sie angreift, also nichts gesagt hatte zu der Kritik. Manchmal ist Kritik aber sicher auch gut gemeint. Nur, warum müssen wir andere überhaupt kritisieren. Wenn man in sich stark ist, hat man das dann nötig ? Bzw. kann man dann nicht andere so nehmen wie sie sind ? okay, das ist Blödsinn, ein sehr gemeines Verhalten, welches man mitkriegt, welches anderen Personen geschieht, da sollte man doch was sagen.

Ich glaube ja, es ist manchmal ganz gut, wenn man alleine ist. Mit sich selbst im Frieden, keine Menschen um sich hat. Sich um seine Aufgaben kümmern kann. Mit anderen Menschen um sich kann ich nicht dauerhaft oder lange im Frieden sein.
Hm.
Das bezog sich auf meine Aussage : " Nur die Non- Dualität bringt Frieden und Segen und ist Liebe. Ich halte es für sehr .... naja sehr unweitsichtig / engstirnig und zu streng."

Also, ich weiß ehrlich gesagt nicht genau oder momentan gar nicht, was Non- Dualität sein soll. Wenn es heißt, nicht mit anderen streiten, mit sich im Frieden zu sein, keine schlechten Gedanken zu haben, ja okay, dann sage ich auch : Das ist Frieden, der sollte angestrebt werden, denn es gibt nichts Besseres.

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Re: Selbststärke

Beitragvon Marsianer » Do 24. Sep 2020, 17:35

Goldmädchen hat geschrieben:Also ich denke, dass ich an diesen Tagen gezwungen worden wäre, mit meinen Gefühlen alleine zurecht zu kommen, sie mir genauer anzusehen, mich aber auch in ihnen hätte verfangen können - depressiv oder noch trauriger geworden wäre.

Achso, also ich würde ersteinmal sagen, daß der Weg durch solches Erleben in stillen Zeiten meist sehr gewinnbringend für einen Menschen sein dürfte. Aber du weißt wie viele wohl nicht gut, damit umzugehen? Und gerade am Anfang wird man sozusagen mit den heikelsten seelischen Themen konfrontiert, unter denen die eigene Seele leidet. Und dies weiter zu verdrängen, durch Unternehmungen mit anderen zu überspielen nutzt dem Menschen letztlich wohl nie. Ich würde also sagen, da ginge es tatsächlich um einen Punkt geringerer Selbststärke und das aus dieser verschleppten seelischen Situation.
Wobei Agape schrieb, der Kontakt wird gesucht um Gemeinschaft zu erleben und nicht um einen eigenen Mangel auszugleichen.

Ja, da würde es nach meinem Empfinden um zweierlei sehr verschiedene Gemeinschaftsbedürfnisse gehen, deren Beschreibungen hier und da durchaus verwechselt werden könnten.
Aber das meintest du ja wohl mit den "nicht finsteren Eigenschaften", welche sich dann gut ergänzen können. Aber es hört sich dennoch so an, dass ein Mangel ausgeglichen wird.

Ja, so kann es wirken. Und ist es vielleicht auch so? Wie stellen wir das fest? :)
Nur in diesem Falle ist es etwas, das nichts von einem abzieht ohne zurück zu geben , also es ist für beide eine Bereicherung. Seelisch. Eben eine Ergänzung. Sich gegenseitig ganz machen.

"Mangel" ist ja ein relativer Begriff. Für einen Milliardär mag irdischer "Mangel" etwas anderes bedeuten als für dich. Aber ist es immer Mangel, wenn man sich irgendwann mal noch glücklicher fühlte? Fehlt einem etwas, wenn man nicht unbedingt nochmal dorthin kommt oder dies gar irgendwann noch übertreffen kann?
Das ist sehr löblich, dass du auch Dinge machst, welche Du von selbst nicht unternehmen würdest. Das kennen wohl viele.

Für mich ist das mehr Teil von "sich begegnen"? Man läßt sich auf den anderen und dessen Lebenswelt ein? Agape sucht eh in besonderem Maß auch das Glück des anderen? Aber nicht aus einer Position schneidenden eigenen Mangels, einer Selbstschwäche.
Wer in sich stark ist, muss nicht immer jeden beschützen ohne Not denn man ist nicht so ängstlich in allem betreffend.

Ja, da meinst du soetwas wie "klammern" oder das "Helfersyndrom" (das vor allem für sich selbst nach Bestätigung durch den sucht, dem "geholfen" wird)?
Manche kritisieren an Anderen auch manchmal so vieles , was sie an sich selbst auch nicht mögen. Das ist auch wieder projizieren.

Ja.
Es braucht viel Aufmerksamkeit um das an sich selbst zu erkennen.

Kann wohl öfters so sein.
Wenn jemand ständig kritisiert würde für seine Art zu leben, dann ist klar, dass er sich irgendwann zurück ziehen wird, oder aber es bricht irgend wann alles raus und er sagt es der Person ehrlich, was sie alles falsch macht und beide haben sich gegenseitig ihre Fehler gesagt- sagen können. Das kann befreiend sein.

Möglich, das wäre wohl eine Situation, in der "Druck" durch den anderen erlebt worden war. Viele heutige menschliche Gesellschaften agieren ja sehr viel über allen möglichen Druck auf andere. Ohne würden sie wohl auseinanderfallen, weil sie innerlich als ganzes Gesellschaftssystem dem Tode nahe sind, wenig auf intrinsischem Motiviertsein des Einzelnen aufbauen können, da auch ihre Ziele tot sind, wenig innerer Lebendigkeit dienen können und solches eher unterdrücken und auslöschen als es zu steigern.
Nur, warum müssen wir andere überhaupt kritisieren. Wenn man in sich stark ist, hat man das dann nötig ?

Wenn ich von "Kritik" rede, dann meine ich in der Regel nicht etwas, das solchen Druck auf Mitmenschen ausübt, sondern mehr eine gemeinsame Betrachtung vom dem, was sich einem darstellt. Das kann sehr erhellend sein, zumindest wenn jemand "innere Schätze" für sich entsprechend hoch gewichtet.
Mit anderen Menschen um sich kann ich nicht dauerhaft oder lange im Frieden sein.

Hm schade, oder?
Also, ich weiß ehrlich gesagt nicht genau oder momentan gar nicht, was Non- Dualität sein soll.

Ja.

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Re: Selbststärke

Beitragvon Agape » Fr 25. Sep 2020, 20:27

Marsianer hat geschrieben:Ja, ich würde sagen "Selbststärke" ist etwas, das echtes Einanderbegegnen begünstigt, möglich macht. "Selbstpanik" wäre immer mehr bei sich selbst und dessen eigenen "Nöten".

"Selbstpanik" verlangt nach etwas, was diesen Zustand beendet, das heisst es ist ein Zustand des Mangels. "Selbststärke" bedeutet, in der Fülle zu sein und aus der Begegnung mit Menschen, die ebenfalls Selbststärke leben, geht wiederum Fülle hervor. Keiner sucht Begegnung, um dadurch einen eigenen Mangel auszugleichen.

Daß z.B. "Hochsensible" erleben in der Nähe vieler Menschen nicht bei sich selbst bleiben zu können und das bei diesen speziellen Menschen als für sie selbst große Zumutung zu erleben?

Die Frage wäre, weshalb "Hochsensible" hochsensibel sind, was ja meistens angeboren ist. Könnte es sein, dass diese Seelen in ihrer Verkörperung eine besondere Aufgabe haben, indem sie als "Hochsensible" mehr Selbststärke entfalten sollen?

Aber ich nehme z.B. ja schon an, daß der Umgang "rein lichter" Seelen damit zu tun haben würde einander auch liebend zu ergänzen, etwa in gemeinsamem Wirken.

Das heisst, Selbststärke beruht nicht nur auf "gleich sein", sondern sucht auch Ergänzung zum eigenen Wesen - betrachtet diese Ergänzung als Erweiterung des eigenen Seins und nicht als etwas, was fremd anmutet und als störend empfunden wird.

Gelernt werden kann prinzipiell von jeden, die inneren geistigen Voraussetzungen in sich selbst dafür zu schaffen?

Es setzt ein inneres Wollen voraus und die Bereitschaft, alles im Wege stehende hinter sich zu lassen.

Und mir geht es in gewisser Hinsicht ähnlich. Ich bin einerseits ja in mir tief zufrieden, andererseits auch mit manchen Lebenssituationen sehr unzufrieden. Beides ist zugleich, es gibt sozusagen verschiedene Zufriedenheiten im Menschen.

Es ginge darum, die bestehenden Zufriedenheiten zu bewahren und nicht davon abhängig zu machen, inwiefern andere Bereiche (noch) nicht zur Zufriedenheit finden. Demnach wäre Selbststärke nicht ausschliesslich ein statischer Zustand, sondern auch ein lebendiges, fortwährendes Streben nach Vollkommenheit und ewigem Frieden in sich selbst.
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Re: Selbststärke

Beitragvon Agape » Sa 26. Sep 2020, 09:37

Solche Menschen habe ich aber schon erlebt, welche so wirkten als haben sie keine Gefühle mehr, wie mitgefühl / Empathie. Die verhärtet wirkten. Sie könnten aber in dem Moment ein Spiegel gewesen sein, aber nicht exakt für die Gefühle, bei denen ich so etwas machte.

Ich hatte mit meiner Aussage weniger Menschen gemeint, die gar keine Gefühle haben. Es waren eher solche Menschen gemeint, die sich von ihren Gefühlen soweit distanzieren (sich darüber erheben), dass sie diese nicht mehr fühlen (müssen). Vielleicht ist der Effekt derselbe, jedoch die Ursache liegt woanders. Sie wären zwar fähig, zu fühlen, wollen es aber nicht, da sie die Gefühle zu einem fiktiven Ego dazuzählen, das es meiner Ansicht nach gar nicht gäbe, wenn nicht daran geglaubt würde.

Ich finde es schade, wenn man seinen Gefühlen nur als Beobachter begegnet, denn sind sie wirklich nur dazu da? Ich betrachte ein fühlendes Herz als ein göttliches Geschenk - nur sehe ich die Motivation dahinter als entscheidend an. Benutzt man seine Gefühle, um andere zu manipulieren und um Aufmerksamkeit zu erlangen? Oder sind Gefühle dazu da, um etwas auszudrücken, das sich mit Denken alleine nicht ausdrücken lässt. Kann man Freude und Traurigkeit nur "denken" - oder ist ein entsprechendes Gefühl notwendig, um erfassen zu können, was Freude und Traurigkeit wirklich sind?
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Re: Selbststärke

Beitragvon Marsianer » Sa 26. Sep 2020, 11:29

Agape hat geschrieben:"Selbststärke" bedeutet, in der Fülle zu sein und aus der Begegnung mit Menschen, die ebenfalls Selbststärke leben, geht wiederum Fülle hervor. Keiner sucht Begegnung, um dadurch einen eigenen Mangel auszugleichen.

So ganhz geht das aber ja auch nicht auf, wenn es ein Sehnen nach Begegnung gibt. Ein Sehnen danach sich mit anderen zusammen mit Dingen des Lebens zu befassen, die man selbst als relevant erfährt.
Die Frage wäre, weshalb "Hochsensible" hochsensibel sind, was ja meistens angeboren ist.

Oft handelt es sich wohl schon um eine Art von schützendem Umstand, denn oft wird darin wohl Abscheu gegenüber manchem empfinden, das tatsächlich fragwürdig ist aus geistiger Sicht. Es liegt aber auch ein egewisse Schwäche darin.
Es ginge darum, die bestehenden Zufriedenheiten zu bewahren und nicht davon abhängig zu machen, inwiefern andere Bereiche (noch) nicht zur Zufriedenheit finden.

Das Bedürfnis nach gemeinsamem Leben finde ich gar nicht schlecht, auch wenn in ihm auch ein gewissen Sehnen gefunden werden könnte. An sich sucht dies Begegnung aber dann auch wieder solche bestimmter Qualität, ist ihr nicht abgewandt in "Selbstpanik", die von Begegnung weggerichtet ist.
Demnach wäre Selbststärke nicht ausschliesslich ein statischer Zustand, sondern auch ein lebendiges, fortwährendes Streben nach Vollkommenheit und ewigem Frieden in sich selbst.

Ja, ich sehe in ihr Lust sich zu betätigen.

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Re: Selbststärke

Beitragvon Agape » Sa 26. Sep 2020, 12:52

Marsianer hat geschrieben:So ganz geht das aber ja auch nicht auf, wenn es ein Sehnen nach Begegnung gibt. Ein Sehnen danach sich mit anderen zusammen mit Dingen des Lebens zu befassen, die man selbst als relevant erfährt.

Du setzest Sehnen gleich mit einem Mangel? Für mich ist es nicht dasselbe, ob ich etwas will und meine innere Zufriedenheit davon abhängt, dass ich mein Ziel erreiche, oder ob ich mich nach etwas sehne, was mich geistig erweitert und erfüllt, so dass ich darin wachsen und dieses Wachstum auch in der Begegnung mit anderen teilen kann.

Das Bedürfnis nach gemeinsamem Leben finde ich gar nicht schlecht, auch wenn in ihm auch ein gewissen Sehnen gefunden werden könnte. An sich sucht dies Begegnung aber dann auch wieder solche bestimmter Qualität, ist ihr nicht abgewandt in "Selbstpanik", die von Begegnung weggerichtet ist.

Ja, ungefähr das war mit meiner oben stehenden Aussage gemeint und ich würde das nicht mit einem Mangel gleichsetzen.

Ja, ich sehe in ihr Lust sich zu betätigen.

Ja. :)
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Re: Selbststärke

Beitragvon Marsianer » Mo 28. Sep 2020, 10:50

Sich nach etwas zu sehnen trägt situativ schon in sich, daß etwas begehrt wird, das zumindest nicht als selbstverständlich empfunden würde.

Ich bin dazu noch in mir an reflektieren. Wenn ich mich selbst für sich anschaue, dann kann ich mich als zufrieden erleben. Wenn andere Akteure ins Spiel kommen, dann kann ich mich freuen wenn Begegnung mit ihnen gelingt, auch ich mich durch etwas in einem Kontakt bereichert fühle. Das berührt dann eigentlich nicht die erstgenannte eigene innere Zufriedenheit, aber die eigene Aufmerksamkeit als Mensch wandert von dieser Zufriedenheit zu der Freude durch Kontakte, in Folge von Begegnung. Wenn es mit denen nicht so gut funktioniert, dann kann darin auch eine gewisse Unzufriedenheit entstehen, die eine andere ist als die erstgenannte weiterhin vorhandene Zufriedenheit.

Das irdische Dasein ist auch ein Dasein der Möglichkeit von Begegnung. Wenn sich dies nicht ereignet ist die Situation vergleichbar mit dem Besuch eines Malereimuseums, in dem sämtliche Bilder gerade abgehängt sind?

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Re: Selbststärke

Beitragvon Marsianer » Mo 28. Sep 2020, 16:49

"Ungeachtet manch solcher großen Begebenheit gehöre ich Gott allein in reiner Minne an, meinem Heiligen in Minne (Liebe) und danach allen Heiligen, einem jeden entsprechend seiner Würde und den Menschen entsprechend dem, was ein jeder minnte, was er war und noch ist. Die Minne erfuhr ich dabei auf keine Weise als selige Ruhe, so sehr ging ich gebückt unter ihrer gnadenlosen Behandlung. Ich war ja ein Mensch, die Gottheit aber verzehrt und verbrennt fortwährend auf eine so gnadenlose Weise. Die Seele ist in einem engen Bach eingeschlossen: Schnell reicht des Baches Tiefe nicht mehr aus und schnell sind die Deiche gebrochen: Schnell hat so die Gottheit die Menschheit gänzlich zu sich gezogen.

An den Heiligen minnte ich ihr seliges Dasein. So viel selige Ruhe bereitete mir ein einziges Behagen, weil Er sich darin genießt. Doch hat mir eine derartige Ruhe oft Gram bereitet, ja immer bestimmt 40 mal mehr Gram als Behagen. Ich konnte die Augen nicht davor verschlossen halten, daß, während ich weinte, man ihnen zulachte, daß sie sich preisen, während ich mein Los beklagte, daß sie von ihm geehrt sind und Er von ihnen überall, während ich verhöhnt werde: In all dem bestand meine größte Befriedigung darin, daß Er es wollte. Aber sie war von der Art, wie sie es bei denen gewöhnlich ist, die minnen und nach Erfüllung verlangen und darunter solche Schmerzen leiden wie ich.

Nun, in Bezug auf die Menschen bestand mein Genügen darin, daß ich sie minnte, einen jeden, wie es ihm zukam, daß ich einem jeden zugestand, daß ihm alleine das, was ihm lieb und gut schien, widerfahre, ob das in ihm selbst oder in Gott seinen Platz hatte, darum bekümmerte ich mich nicht. Für das aber, was sie in der Minne hatten, minnte ich Gott mit dem Ziel daß Er es um seiner selbst willen verstärkte und zur Vollkommenheit wachsen ließe: Das begehrte ich. Außer, daß ich sein Geminntsein minnte, hatte ich dabei keine andere Genugtuung im Auge als eben das.

Was die Menschen betrifft, die Gott gegenüber versagten und Ihm fremd waren: Das bedrückte mich. Denn ich war in einem solchen Maße von der Minne zu Ihm überwältigt und eingenommen, daß ich es nur schwer ertragen konnte, daß Ihn irgendjemand weniger minnte als ich. Die Karitas (Nächstenliebe) brachte mir dann auch schlimme Wunden bei, weil Er es zuließ, daß sie so fremd blieben und Er ihnen all sein Gut vorenthielt, das Er selbst in Minne ist. Das ist mir oftmals so unerträglich schwer gewesen, daß es mir erging wie Mose wegen der Minne zu seiner Schwester: Ich wollte, daß Er entweder ihnen Minne gäbe oder mir nähme. Auch hätte ich es für sie gerne in Kauf genommen, daß Er sie minnte und mich haßte. Ich hätte mich manchmal auch bereitwillig, da Er es nicht tat, in der Minne von Ihm abgewendet und sie ihnen dadurch erwiesen, daß ich Seinen Zorn auf mich zog. Da diese Elenden nichts von der süßen, innigen Minne wissen konnten, die in seiner heiligen Natur wohnt, hätte ich sie am liebsten mit der Minne beschenkt, hätte ich dazu nur die Macht gehabt.

Ach, außer der Minne selbst hat mich nichts so verwundet wie die Karitas. Was ist die Minne selbst? Das ist die göttliche Macht, der der Vorrang gebührt, wie sie ihn hier in mir genießt. Denn die Macht, die die Minne selbst ist, die schont niemanden, weder im Haß, noch in der Minne. Auch findet sich in ihr niemals Gnade. Diese Macht hielt mich davon zurück, daß ich mit einem Wink alle Menschen anders befreit hätte als auf die Art, zu der Er sie bestimmt hatte. Als ich mich derart gegen Ihn wenden konnte. entsprach das dem lebendigen Ausdruck eines schönen und freien Menschen; da stand es mir frei, zu fordern, was immer ich wollte. Doch als ich mich im anderen Zustand befand, da war ich schöner und tiefer in die göttliche Natur hinein aufgenommen.

So ruhig habe ich als Mensch gelebt, daß ich weder zu Heiligen noch zu Menschen Zuflucht genommen habe. Und so elend habe ich gelebt außerhalb der Minne in der Minne zu Gott und zu den Seinen. Und weil ich von Ihm nicht habe, was mir gehört, was mir Gott vorenthält und was ich dennoch habe und was das meine bleiben wird, deshalb fühlte ich die Minne nie, außer fortwährend in einem neuen Tod.

Als für mich die Zeit gekommen war, daß mir Erholung zuteil werden und mich Gott die vollkomene Verwegenheit der Minne erfahren lassen sollte, zu wissen, wie man die Menschheit auf die Gottheit hin minnen muß und wahrhaft als eine einzige Wirklichkeit erkennen. - Das ist das edelste Leben, das je im Reich Gottes gelebt wurde. Diese reiche Ruhe schenkte mir Gott und zwar zu gelegener Zeit."
Hadewijch von Brabant, aus Elfte Vision

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Re: Selbststärke

Beitragvon Goldmädchen » Fr 2. Okt 2020, 15:25

Marsianer hat geschrieben:
Ja.

Das war Deine Antwort auf meine Vermutung, dass ich das Wort Nondualismus nicht verstanden habe. Könntest Du es denn mit einfachen Worten in zwei Sätzen erklären ? : )


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