Weswegen fühlen sich manche Seelenwesen nicht selig?

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Marsianer
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Re: Weswegen fühlen sich manche Seelenwesen nicht selig?

Beitragvon Marsianer » Sa 18. Sep 2021, 14:34

Agape hat geschrieben:Danke. :)

Einiges darin bezieht sich auch auf aktuelle menschliche Philosophie im weitesten Sinne, es bezieht sich sozusagen auch darauf.
Damit ist gemeint, dass es zur "Ursprünglichkeit" jeder Seele gehören würde, wenn sie sich in einem gesunden Zustand befände?

Im Grunde können Seelen nicht anders als sich so "zu bewegen", so wie auch praktisch jede Seele aus "Vätern" lebt, praktisch nicht einfach "nur aus sich sein" kann?
Jedoch zwischen diesem "finsteren Geistigen" existieren auch "Geflechte"?

Ja, zwischen verschiedenerlei Seelen. Das ist zumindest auch hier auf der Erde ja gerade nicht strikt getrennt zwischen Seelen die sich innen in bestimmten "geistigen Reichen" (Himmel bis Hölle) aufhalten. Das wäre nach dieser Verkörperung wieder mehr der Fall, vor allem um die finstereren Seelen.
Aber diese Menschen würden solange mit demselben Thema konfrontiert werden, bis sie aus sich heraus die wahre Bedeutung verstehen und dies durch ihren tiefen Glauben bezeugen?

Wenn sie sich mehr Richtung "göttliches Licht" entwickeln würden, vermutlich schon.

Agape
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Re: Weswegen fühlen sich manche Seelenwesen nicht selig?

Beitragvon Agape » Sa 18. Sep 2021, 14:54

Marsianer hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:Jedoch zwischen diesem "finsteren Geistigen" existieren auch "Geflechte"?

Ja, zwischen verschiedenerlei Seelen. Das ist zumindest auch hier auf der Erde ja gerade nicht strikt getrennt zwischen Seelen die sich innen in bestimmten "geistigen Reichen" (Himmel bis Hölle) aufhalten. Das wäre nach dieser Verkörperung wieder mehr der Fall, vor allem um die finstereren Seelen.

Dadurch bekommt eine auf dieser Erde verkörperte Seele wohl verstärkt die Gelegenheit, sich für "anderen Geist" zu entscheiden - sei es nun für lichteren oder auch finstereren Geist.
"Schreiben ist der direkte Weg zum Herzen"
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Re: Weswegen fühlen sich manche Seelenwesen nicht selig?

Beitragvon Marsianer » Sa 18. Sep 2021, 15:55

Ja, es geht für sie darum sich "blind" zu entscheiden, die Möglichkeit zu hoher geistiger Mobilität in verschiedene Richtungen entgegen des sonst verbreitet herrschenden "Gleiches zu Gleichem", die Gegebenheit relativ einfach unterschiedlichen Geist seelisch erreichen zu können.

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Re: Weswegen fühlen sich manche Seelenwesen nicht selig?

Beitragvon Marsianer » Sa 24. Sep 2022, 13:04

Wie stünde es damit? ;)
Wie bereits erwähnt nannte Foucault den Begriff der „Heilsökonomie der Verfehlungen und Verdienste“ nur kurz ohne diesen konkret auszuformulieren. In dieser einfachen Anregung liegt jedoch ein enormes Potential zur Untersuchung und Erklärung der Durchsetzung christlicher Normativität sowie ihrer Auswirkungen. Dazu soll versucht werden, Foucaults kurze Überlegung in seinem Sinne durch einen der Form nach sehr freien Rückgriff auf die Kapitaltheorie des französischen Soziologen Pierre Bourdieu (*1930, †2002) weiter auszuformulieren.

[...]

Die Kirche tritt als Verwalter und Dienstleister der Heilsökonomie auf. Aufgrund ihres Wissens um die christliche Lehre sehen sich die Kleriker in der Lage, sündhaftes Verhalten zu erkennen, zu evaluieren und ausreichende Bußen aufzuerlegen, die quasi der Sündenschuldentilgung dienen. Das Individuum ist in früh(mittelalterlich)en Formen der christlichen Lehre nicht dazu befugt, sein Heilskonto selbst zu verwalten bzw. nicht in der Lage, seine eigenen Sünden zu erkennen und sich selbst Bußen aufzuerlegen. Daher bildeten sich im Verlauf des Mittelalters Laienbewegungen (Frömmigkeitsbewegungen, Reformation), welche die Monopolstellung der Kirche anzweifelten und Formen heilsökonomischer Autonomie anstrebten.

Im Rahmen der Heilsökonomie sind Überführungen anderer Kapitalformen in Heilskapital möglich. Ein Individuum kann z. B. einem Kleriker oder der Kirche ökonomisches Kapital (Geld, Naturalien, räumliche Besitzansprüche etc.) übertragen, damit für dessen individuelles Seelenheil gebetet wird. Oder ein Individuum kann sein soziales Kapital, seine Beziehungen, nutzen, um zu bewirken, dass etwa ein Mönch wöchentlich in Klausur für es Fürsprache vor Gott einlegt. Kulturelles Kapital wie Wissen um eine christliche Lebensführung wiederum kann von einem Individuum dazu genutzt werden, sein Verhalten effektiver auf Heilsgewinn auszurichten.

https://mittelalter.hypotheses.org/9275

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Re: Weswegen fühlen sich manche Seelenwesen nicht selig?

Beitragvon Marsianer » Do 4. Apr 2024, 10:39

Hans Christian Duvivier, Selig - Der rationale Weg zur Erleuchtung und Seligkeit im 21.Jahrhundert, S. 9 hat geschrieben:Selig kannst du nur werden, wenn du frei von jeglichen Bindungen bist, frei von allem, völlig unabhängig, indem du dich in dir selbst, über dich selbst und für dich selbst zur Erleuchtung erhebst.

Nocheinmal für die Forensuchfunktion, Quelle: Hans Christian Duvivier, Selig - Der rationale Weg zur Erleuchtung und Seligkeit im 21.Jahrhundert

Ich habe das Heftchen oder Büchlein (soweit ich sehe umfasst es "netto" weniger als 50 Textbuchseiten) gerade einmal angefangen und würde noch nicht behaupten umfassend verstanden zu haben, wie dies und das in ihm gemeint ist.

Im Sinne der Threadfrage umformiert könnte das also als Ansicht bedeuten: Das was hier als "Bindungen" gemeint wird, dämpfe Seligkeit. In anderen Zusammenhängen war z.B. von "Fremdenergien" die Rede. Vielleicht ähnelt sich das, was mit diesen Begriffen jeweils gemeint ist.
S. 11 hat geschrieben:Mein ganzes Tun und Lassen zielt darauf ab, selig zu werden. Mein ganzes Leben lang habe ich daher nach der Erleuchtung gesucht – zunächst unbewusst und später immer zielgerichteter. Doch die Seligkeit ist noch nicht erreicht. Negative Emotionen wie Unzufriedenheit und Frustration trüben die Grundstimmung. [...] Aber, andersherum, kann man auch sagen, das Leben ist ein mehr oder weniger Glücklich sein. Doch, würde man es
so herum definieren, so könnte der Eindruck entstehen, dass man in einem über allen Maßen glücklichen Zustand das Höchste der Gefühle schon erreicht hätte. Doch so ist es nicht. Denn das höchste der Gefühle übertrifft Glück und Leid. Es übertrifft diese beiden Empfindungen, weil es sie in sich selig annimmt.

Eine unbewußte Suche nach Erleuchtung, also wohl spirituellem "Licht", gut. Soetwas halte ich als Antrieb schoneinmal für wertvoll.

In diesem Ausschnitt fallen mir dann zwei Aussagen auf. Im letzten Satz die Schilderung, Seligkeit sei ein Zustand, der Glück und Leid in sich selig annehme. Weiter oben die von Unzufriedenheit und Frustration, welche die Grundstimmung trüben würden. Was meint das, wird soweit bei Unzufriedenheit also nichts empfunden, das als Seligkeit verstanden würde?

Es ist auch vom Mehroderwenigerglücklichsein die Rede. Glück als an sich flüchtige Erfahrung wird nach meinen Erfahrungen so breit von Menschen gezeichnet, so es um Glück oder Unglück geht. Viele meinen, Glück könne es gar nur geben, wenn es auch Unglück gebe. Letzteres sehe ich ja nun nicht so. Und flüchtiges Glück sehe ich eher in Zusammenhängen zum sage ich mal fleischlichen Dasein, das keine wirkliche Lebendigkeit in sich trägt. Dieses "Glück" betrachte ich als einen Abklatsch gottgeistiger Fülle, so wie es auf viele "irdische Freunden" ähnlich zutrifft. Solche Fülle ist aus meiner Perspektive dann schon auch etwas ganz anderes als Flüchtigkeit "des Fleisches". "Frei von Bindungen" würde hier nach meiner Auffassung nicht bedeuten "ohne Bindung an Gott", denn nach mir ist die Natur der menschlichen Seele, in Verbundensein mit dem Geist Gottes Lebendigkeit, Vitalität (für Gottgeistigesund große individuelle Freiheit in diesem) zu erfahren. "Fremdenergien" wären nach meinem Stand eher speziell solche, in denen entsprechend ein mehr finsterer Zustand vorläge. In solchen Verbindungen ergeben sich eben oft typische Problematiken, die hier vielleicht pauschal "Bindungen" genannt werden.
S. 13 hat geschrieben:Wenn ich das Wahrnehmen beherrsche, weiß, dass ich ihm jeden beliebigen Wert geben kann, daraus etwas machen kann, dass ich liebe oder hasse, fürchte oder mag, einzig, indem ich ihm meinen Wert mit dem Bewusstsein und dem Willen aufzwinge, werde ich zur bestimmenden Kraft meines eigenen Denkens und damit dem Ergebnis der Wahrnehmung, des Gefühls, das daraus resultiert. Beherrsche ich so mein Denken und mein Werten des Wahrgenommenen in Gänze, kann ich mir darüber eine selige Grundstimmung erarbeiten.

Wenn ich selig bin, habe ich das Pendel zwischen Angst und Sicherheit mit dem Verstand und dem Willen im oberen Totpunkt ausgeglichen und stehe als selbstbestimmtes Wahrnehmendes darüber. Diesen Zustand erreiche ich durch den aktiven und selbstbestimmten Akt der Wertung im Denken.

Ob das Richtung "positiv Denken" geht? Ja, viele betrachten wertend. Wie durch einen Filter. Manche meinen dann etwas wie die sprichwörtliche "rosarote Brille" sei die Lösung.

Mein Erkennen ist so, daß Wahrnehmen ohne Filter der Klarheit näherbringen würde. Was nicht heißen würde, daß das wahrnehmende Wesen sich nicht positionieren würde. Aber solche Haltung würde nicht Wahrnehmen verzerren, wie es bei vielen Leuten der Fall ist. Ich würde sagen, dies beides zu entkoppeln wäre ein gewisser Schritt zu Seligkeit, zumindest weniger problematischer Verblendung. Gefällige aktiv angestrebte "Verblendung" als Weg zu Seligkeit? Da gehe ich soweit nicht mit.

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Re: Weswegen fühlen sich manche Seelenwesen nicht selig?

Beitragvon Marsianer » Sa 6. Apr 2024, 06:36

Hans Christian Duvivier, Selig - Der rationale Weg zur Erleuchtung und Seligkeit im 21.Jahrhundert, S. 24-25 hat geschrieben:Ein gedachtes Außenvor ist die Position, aus der man die Wahrheit über das Ganze erkennen kann.

Ein gedachtes Außenvor bedeutet zum Beispiel zu behaupten, dass die Welt nur eine Illusion ist, dass das Leben Leid bedeutet, dass das Leben nur eine Prüfung ist, ein Test von Gott usw. Auf diese Weise stellt man sich außerhalb des Alltäglichen, der Natur, des Materiellen, des Gewöhnlichen und nimmt eine extrem einseitige Sichtweise ein. Aus diesem Extrem erkennt man dann, dass die Welt und alles Wahrgenommene relativ in ihren Werten ist. Dass man jede Wertung annehmen oder verwerfen kann. Dass man aus allem alles machen kann, aber niemals klare Beweise für das eine oder andere haben wird. Dass alles relativ zum selbst gewählten Standpunkt ist. Dass man der Herr der Wertung ist. Dass man dasselbe als göttlich oder teuflisch, als leidvoll oder glückbringend lieben oder hassen kann.

Wenn man eine einseitige Sichtweise auf die Welt einnimmt, besteht die Gefahr, falsche Schlüsse zu ziehen. Man könnte zum Beispiel glauben, dass die Aussage "das Leben ist Leiden" die richtige Schlussfolgerung ist. Richtig wäre jedoch, die Relativität jeder Wahrnehmung und Wertung zu erkennen. Man soll sich, um die Wahrheit zu erkennen, vollständig von jeder beschränkten, einseitigen, extremen, konstruierten und voreingenommenen Sichtweise auf die Welt befreien. Wenn man erkennt, dass man weder im Extrem noch davor die ganze Wahrheit über die Welt erkennen konnte, dass es an der eingeschränkten und voreingenommenen Sichtweise lag, dass man die volle Wahrheit so niemals erfassen kann, dann löst man sich von jeder Bindung. Und so, frei von allem, vollkommen frei von jeder Beschränkung, Konditionierung, Festlegung, Vermutung, den Naturgesetzen, in einem freien, gedachten Außenvor, erkennt man schließlich die Wahrheit über das Ganze und wird erleuchtet.

Mit der Erleuchtung erkennst du, dass das Dasein eine Art Realprojektion der Wirklichkeit ist - eine Art Traum, Vorstellung, Gedanke, Film, Simulation. Alles, was wir vor der Erleuchtung wahrnehmen, ist eine Illusion, die wir als Wirklichkeit betrachten. Erst ein gedachtes Außenvor kann diesen Irrtum beseitigen.

Die Verwendung des Begriff "Extrem" an dieser Stelle hat mich zugegebenermaßen erstmal rausgehauen. "Außenvor" sei also etwas, das mit Erleuchtung zu tun habe. Dieses wird "extrem" genannt. Um bald danach zu verkünden, es solle sich vom "Extrem" befreien, da solches dem Erkennen der ganzen Wahrheit entgegenstehe? Ob das vom Autor begrifflich so gut durchdacht ist? Oder habe ich bisher was daran nicht kapiert?

Wird das "Außenvor" als Schritt vor der Erleuchtung betrachtet, der dann selbst noch verlassen würde? Da steht, "in" einem "Außenvor" erkenne man die Wahrheit und werde "erleuchtet", es sei die Position aus der man die Wahrheit über das Ganze erkennen könne. Und mit der Erleuchtung erkenne man, daß das Dasein eine Art Traum sei. Das wäre dann selbst soeine voreingenommene, "extreme Sichtweise"? Oder nicht, da zwischen Idee, Schluß, Beweise haben, gedanklicher Distanzierung gegenüber dann möglich folgendem Erkennen in Erleuchtung unterschieden wird? Aber vorher ist auch die Rede davon, weder im Extrem noch davor die ganze Wahrheit erkennen zu können. Soll das heißen, es habe sich da auch schon um Erkennen gehandelt, aber kein vollständiges? Oder eigentlich kein Erkennen?
Ich kam zu dem Schluss, dass der Tiefschlaf und der Tod von derselben Art sind.

Da wäre sowas wie "Astralreisen" gemeint? Oder gerade nicht?

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Re: Weswegen fühlen sich manche Seelenwesen nicht selig?

Beitragvon Marsianer » So 7. Apr 2024, 19:30

S. 43 hat geschrieben:Mit der Erleuchtung hat man erkannt, dass man keinen Einfluss auf das Geschehen nehmen kann, dass feststeht, was geschieht, bevor es geschieht. Jeder Gedanke, jeder Wille, der aus dem Wahrgenommenen hervorgeht, ist nur ein Vorbote dessen, was geschehen wird.

Was ich bekanntlich ja anders verstehe.
S. 44-45 hat geschrieben:Nach der Erleuchtung stellt sich eine Frustration ein. Diese Frustration entsteht, weil man mit ihr nicht selig wird. Man hat nichts mehr, auf das man sich freuen kann. Denn alles weltliche Glück erscheint einem als etwas unbefriedigendes. So wie Buddha meinte, das Leben ist Leiden. Man hat die Erleuchtung in der steten Hoffnung erlangt, selig zu werden. Doch dann ist man erleuchtet, hat seinen Daseinszweck erfüllt und fragt sich: "Wo bleibt mein Lohn, die Seligkeit?". Und da sich die Seligkeit nicht einstellt, ist das zutiefst frustrierend. Man fällt in ein Loch, eine Leere. Man fühlt sich ausgebrannt ohne Hoffnung. Man fühlt sich betrogen. Denkt, die Seligkeit gibt es tatsächlich nicht, und wenn, kann ich sie so nicht erreichen. Und, ein Zurück, in das Streben nach weltlichen Befriedigungen geht auch nicht mehr, man hat sie ja als vergänglich, nichts einbringend erkannt.

Doch dann erkennt der Erleuchtete, dass er auf der Suche nach Erleuchtung die Fähigkeit entwickeln konnte, selig zu werden.

Er hat gelernt, seinen Verstand und seinen Willen bis zum Äußersten zu benutzen. Und was hat er verstanden? Mit was kann er sich selig stimmen? Er hat erkannt, dass alles Wahrgenommene nicht wirklich ist. Er weiß, dass alles Wahrgenommene einen Wert braucht, um wahrgenommen zu werden. Dieser Wert macht das Wahrgenommene zwischen den in einer ewigen Dualität stehenden gegensätzlichen Absoluten - Wirklich und Unwirklich - bewusst und damit wahrnehmbar. Er weiß, dass dieser Wert willentlich veränderbar ist. Über seinen Willen kann er über die Wahl des Wertes aus allem alles machen. Es kommt nur darauf an, auf welches Absolut er sich bezieht. So erhält er die Fähigkeit, aus allem etwas Glückvolles für sich zu machen, einzig dadurch, dass er der Vorstellung seinen Wert aufzwingt, dass alles zu seinem Glück da ist. So übt der Erleuchtete sich beständig, bei allem Tun und Lassen in der Bewertung hin zum Glück. Indem er sich so selbst die Seligkeit vormacht, kann er selig werden.

Was hier als Erleuchtung bezeichnet wird, wird woanders wohl als "Erwachtsein" bezeichnet? Wobei hier offenbar schon eine durchgehend empfundene Haltung gemeint wird. Erleuchtung bestehe demnach auch maßgeblich darin zu erfassen, daß "weltliches Glück" es nicht bringt, unbedeutend ist. Wo ich schon irgendwie sagen würde: Das war mir eigentlich schon immer mehr oder weniger klar. War damit die Hoffnung auf eine Seligkeit verbunden? Nein, es wirkte einfach so auf mich, als realistisch quasi. Irgendwie im Gegensatz zu etlichen Mitmenschen soweit es sich mir darstellte. Und stellte sich mir diese Situation jemals als frustrierend dar? Also für mich bei mir? Eigentlich auch nicht, würde ich sagen. Wohl auch daher gebe ich den letzten Absatz des Zitats hier auch mit einem Staunen zur Kenntnis.
S. 46-47 hat geschrieben:So zieht er sich in seinen Gedanken mehr und mehr aus der Welt zurück, die seine Gefühle aufwühlen. Er lebt immer mehr nur noch in seinem Denken, in sich, mit sich. Mit dem Willen hält er so das Außen auf Abstand, er bleibt Zuschauer, so dass ihn die alltäglichen Wahrnehmungen nur noch indirekt, hinter seiner Bewertung, erreichen. Er errichtet um sein Fühlen, wie Buddha es nannte, ein Schutzwall zwischen sich und dem Wahrgenommenen, das außerhalb von ihm existiert und sich ständig aufdrängt, um wahrgenommen zu werden, indem es ihn ängstlich oder hoffnungsvoll zu stimmen versucht.

[...]

So ist er nicht mehr in der Welt, er lebt in seinem Denken. Hier hat er die Macht, das zu denken, wonach ihm ist. Im Denken gibt er allem einen Wert, der ihn positiv stimmt. Er macht das so lange, bis er erkennt, dass die Gefühle des Glücks ihn nicht wirklich befriedigen und sättigen können. Sie sind von derselben Art wie die negativen Gefühle, das Leiden. Sie sind vergänglich und unwirklich. Er schließt Frieden mit den negativen Gefühlen.

[...]

Wenn er alle Gefühle miteinander in Ausgleich gebracht hat und hinter sich gelassen hat, fühlt er nur noch ein einziges Gefühl. Es ist das Gefühl, das alle anderen Gefühle in sich trägt, es ist die Seligkeit.

Die Seligkeit ist das Gefühl, das durch das Spannungsfeld zwischen dem Wirklichen und Unwirklichen durch das Bewusstsein, dass es ist, was und wozu es ist, entsteht. Dieses Gefühl ist ein Gefühl des reinen Daseins. Es ist weder negativ noch positiv, es ist die reine Energie des Fühlens. Diese reine Energie des Fühlens ist so überwältigend und so anders als alle anderen Gefühle zuvor, dass er von diesem Gefühl erfüllt und auf ewig gesättigt wird. Jetzt macht er sich die Seligkeit nicht nur in seinem Denken vor, er ist die Seligkeit.

Gefühl des reinen Daseins, wirkt ja gut nach dieser Nummer in Richtung "positiv Denken" (nach meinem Eindruck). Aber ein Gefühl des reinen Daseins soll resultieren aus einem Spannungsfeld zwischen Wirklichem und Unwirklichem? Das leuchtet mir nicht ein, ergibt sich aber vielleicht aus der Ansicht mit den Erlebenkönnen aus Kontrast zu Gegensätzlichem. Sicherlich gibt es einen solchen Effekt, aber so absolut würde ich den nicht sehen. Und bis zur echten, nicht vorgemachten Seligkeit würde nur wertend gefühlt? Ist das so gemeint in dieser Schilderung? Ich meine, so vordergründig wertend habe ich auch nie in diesem Erdendasein gefühlt.


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