Wer sich entscheidet, Kontra zu geben, steht vor der nächsten Herausforderung: Was sagen? Wie vorgehen? Tatsächlich gibt es mittlerweile einige Forschung, die sich damit auseinandergesetzt hat, welche Gesprächsführung den größten Erfolg verspricht. Ein 22-köpfiges internationales und interdisziplinäres Forschungsteam hat dazu eine wissenschaftlich fundierte Anleitung herausgegeben: das »Debunking Handbook«, zu Deutsch »Widerlegen, aber richtig«. Auf 19 Seiten skizzieren die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein Best-Practice-Modell fürs Widerlegen von Falschinformationen. Der optimale Ablauf sei demnach: Erst den richtigen Fakt nennen, dann vor der Falschinformation warnen und sie einmal benennen, anschließend erklären, was daran falsch ist und zuletzt nochmal den richtigen Fakt wiederholen (siehe »Falschinformationen widerlegen in vier Schritten«).
Falschinformationen widerlegen in vier Schritten
1. Den richtigen Fakt benennen: Beginnen Sie mit dem richtigen Fakt, wenn er klar, knapp und einprägsam ist – machen Sie ihn einfach, konkret und plausibel. Er muss zur Geschichte »passen«.
2. Vor dem Irrglauben warnen: Warnen Sie vorab, dass nun eine Falschinformation folgt. Erwähnen Sie sie nur einmal.
3. Den Trugschluss aufdecken: Erklären Sie, wie die Falschinformation in die Irre führt.
4. Den Fakt noch einmal nennen: Bestätigen Sie am Ende den Fakt erneut – wenn möglich mehrfach. Stellen Sie sicher, dass er eine alternative ursächliche Erklärung liefert.
Quelle: Lewandowsky, S. et al.: The Debunking Handbook 2020
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Wer seinem Gegenüber das Gefühl gibt, es lediglich überzeugen zu wollen, hat in einem Gespräch oft schlechte Karten. Ein solcher Eindruck entsteht schnell: Es ist ein gängiger Impuls, Äußerungen, die den eigenen Überzeugungen entgegenstehen, mit eigenen Fakten zu kontern. Behauptet zum Beispiel jemand, ein mRNA-Impfstoff würde das Erbgut verändern, möchte man schnell entgegnen: »Nein, das stimmt nicht. RNA und DNA haben verschiedene chemische Strukturen und deswegen kann der Körper RNA nicht einfach ins Erbgut einbauen.« Dem Gegenüber bleibt damit kein Raum, seine Befürchtungen zu äußern. Vielmehr muss der andere unmittelbar entscheiden, ob er die neue Position übernimmt – was eher unwahrscheinlich ist, da ein einzelner Satz nur sehr selten eine über Wochen, Monate oder gar Jahre aufgebaute Haltung umwälzt – oder abermals dagegenhält und seinen Standpunkt so weiter zementiert. Vielleicht bricht er das Gespräch auch ganz ab.
https://www.spektrum.de/news/wie-man-mi ... en/1978384
Das wäre dann offenbar beispielsweise ungefähr der Anspruch an Niveau, den man bei Spektrum heute als angemessen betrachtet. Bemerkenswert, gerade bei einer solchen Herangehensweise. Sozusagen ein echter Beitrag zu gesellschaftlicher Spaltung und gelebter Erkenntnisfeindlichkeit.
Die Reverse Transkriptase aus Retroviren wurde erstmals 1970 sowohl von Howard Temin als auch, unabhängig, von David Baltimore beschrieben. Sie erhielten 1975 für diese Entdeckung zusammen mit Renato Dulbecco den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin. Der Zusatz revers kennzeichnet das eigenartige Vermögen dieses Enzyms, nach einer RNA-Vorlage eine DNA aufzubauen. Die unerwartete Prozessrichtung entkräftete die bis dahin vertretene Lehrmeinung, das sogenannte Zentrale Dogma der Molekularbiologie, der genetische Informationsfluss verlaufe ausschließlich in der Richtung DNA → RNA → Protein, niemals umgekehrt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Reverse_Transkriptase