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Marsianer
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Beitragvon Marsianer » Mi 7. Jul 2021, 16:50

Der Betreiber der Homepage wünscht sich offenbar Feedback und der ganze Auftritt wirkt auf mich ein wenig wie jemand, der schon lange auf einsamem Posten wacht. Das finde ich in gewisser Weise sympathisch, also schaue ich es mir mal genauer an.
Weltverbesserung setzt voraus, die Ursachen von Leid+Elend zu analysieren und abzustellen.

Ich würde sagen, Weltverbesserung setzt ersteinmal ein gewisses Problemempfinden voraus. Was erlebe ich als nicht gut in der Welt? Wie ließen diese Dinge sich verbessern?

Leid ist verbreitet unbeliebt, daher stufen es viele Menschen wohl als schlecht ein. Aber ist das so? Ist Leiden schlecht? Immer? Wie kommt es eigentlich zu "Leiden"? Ein Mensch würde gerne, daß etwas soundso ist, aber es ist nicht soundso? Wie würde eine Menschheit ohne "Leiden" aussehen? Willenlos, apathisch z.B.?

"Elend", dazu würde ich erstmal nur die Frage stellen, was das denn sein soll. Ist es etwas Objektives? Oder ist es ein inneres Empfinden? Wenn Letzteres, sollte man Menschen vielleicht empfindungsunfähiger machen um "die Welt zu verbessern"?

Daß Leid unbeliebt ist, liegt in der Natur der Sache. Aber es ist aus seiner Natur auch da zu warnen, Grenzen aufzuzeigen. Wird "Leid vermeiden" auf einer Symptombekämpfungsebene angesetzt, dann wird solche "Weltverbesserung" wohl eher in Leidvermehrung enden. Auch wenn viele Menschen das schwer verstehen. Natürlich ist das auch eine Frage, die davon abhängt, was sich jemand zur Welt so zusammenreimt.
„Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg“, sagt eine Redewendung. Gedanken 13.09.2018

Der beste Wille hilft leider nichts bei naturbedingter Unfähigkeit; nur Fatalismus bleibt übrig.

Zumindest in der Theorie eine berechtigte Entgegnung. In der Praxis hinge es wieder auch maßgeblich vom Weltverständnis ab, insbesondere zu dem was denn "die Natur" sei und inwieweit sie entsprechende Begrenzungen in sich trage.
Bei naturgegebener ausreichender Fähigkeit und guten Willen kann außerdem
noch mangelnde Allgemein-Kenntnis übrig bleiben als Hindernis und eine Art Sucht, die jede Vernunft und Verstand reduziert.

Mangelnde Kenntnis kann durch falsches Vertrauen in aufdringliche Kurpfuscher und Ausbeuter und durch gewohnheitsmäßige Fehlerziehung seit Generationen entstehen.

"Mangelnde Kenntnis" als eine Art Sucht? "Fehlerziehung", hm.
Obwohl Leid+Elend im Gegensatz zur Tierwelt die Menschenwelt seit Urzeiten begleitet, scheinen nur wenige Menschen professionell die Ursachen davon zu analysieren.

"Professionell", also als eine Tätigkeit des Gelderwerbs? Buddhisten beschäftugen sich ja z.B. seit langer Zeit ausdrücklich mit der Leidensfrage.

Agape
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Re: weltverbesserung.eu

Beitragvon Agape » Mi 7. Jul 2021, 18:40

Weltverbesserung setzt voraus, die Ursachen von Leid+Elend zu analysieren und abzustellen.

Ich würde sagen, dass die Ursachen von Leid und Elend so vielfältig sind, dass sie nicht pauschal analysiert und schon gar nicht "abgestellt" werden können. Unsere Welt ist polar, das heisst, wenn man Leid und Elend ignoriert oder ablehnt, dann steht man auch auf Kriegsfuss mit dem Gegenteil - nennen wir es hier Glückseligkeit und Freude.

Der beste Wille hilft leider nichts bei naturbedingter Unfähigkeit; nur Fatalismus bleibt übrig.

Tja, kommt mir irgendwie bekannt vor. Wobei ich mich dann frage, weshalb dies so ist und meist zum Schluss komme, dass es nicht darum geht, mich als Opfer dem Schicksal zu ergeben, sondern dieses Schicksal als Chance verstehe, meinen Willen für etwas einzusetzen, das fruchtbringender ist, als etwas zu wollen, was scheinbar in weiter Ferne liegt.

Bei naturgegebener ausreichender Fähigkeit und guten Willen kann außerdem noch mangelnde Allgemein-Kenntnis übrig bleiben als Hindernis und eine Art Sucht, die jede Vernunft und Verstand reduziert.

Was gäbe es denn in der Welt zu verbessern, wenn mangelnde Allgemein-Kenntnis ein Hindernis wäre? Diese beruht ja auf einem individuellen Lebenshintergrund und auch Sucht ist etwas, das jeder einzelne bei sich selbst anzuschauen und zu lösen hat.

Mangelnde Kenntnis kann durch falsches Vertrauen in aufdringliche Kurpfuscher und Ausbeuter und durch gewohnheitsmäßige Fehlerziehung seit Generationen entstehen.

Auch hier verstehe ich den Bezug zum "Weltverbessern" nicht ganz. Geht es hier möglicherweise darum, die Welt für etwas verantwortlich machen zu wollen, was eigentlich in der Verantwortung jedes einzelnen Individuums läge?

Obwohl Leid+Elend im Gegensatz zur Tierwelt die Menschenwelt seit Urzeiten begleitet, scheinen nur wenige Menschen professionell die Ursachen davon zu analysieren.

Ich bin nicht ganz überzeugt davon, dass in der Tierwelt kein Leid und Elend vorkommen soll - allerdings ist dieses wohl meistens von Menschen herbeigeführt. "Professionell" soll hier vielleicht als "ernsthaft" verstanden werden. Ich denke schon, dass sich etliche Menschen darüber Gedanken machen und auch einiges zu analysieren versuchen. Jedoch weil - wie oben schon erwähnt - in dieser Welt Leid und Elend fest verankert sind, da wir Menschen wohl mehrheitlich noch sehr fern davon sind, uns geistig nach dem Licht auszurichten, ist dieses Unterfangen nicht von Erfolg gekrönt.

Eine Weltverbesserung fängt vor der eigenen Haustüre an und endet dort, wo der Mensch erkennt, dass er die Welt nicht ändern kann, ohne seinen eigenen Geist zu ändern, das heisst, die Liebe (zu Gott und allen seinen Geschöpfen) im Herzen zu kultivieren und zu leben. Erst was im Innen begonnen wurde, kann im Aussen Früchte tragen - das ist nun mal geistiges Gesetz, darüber kann nicht hinweggegangen werden.
"Schreiben ist der direkte Weg zum Herzen"
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Marsianer
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Re: weltverbesserung.eu

Beitragvon Marsianer » Mi 7. Jul 2021, 20:07

Agape hat geschrieben:Unsere Welt ist polar, das heisst, wenn man Leid und Elend ignoriert oder ablehnt, dann steht man auch auf Kriegsfuss mit dem Gegenteil - nennen wir es hier Glückseligkeit und Freude.

Ich meine ja, daß es keine Polarität gibt in dem Sinne, daß es Leid immer geben muß.
Was gäbe es denn in der Welt zu verbessern, wenn mangelnde Allgemein-Kenntnis ein Hindernis wäre?

Ich vermute der Autor meint, die Fähigkeit kann noch weiter begrenzt werden durch "mangelnde Kenntnis" und dem würde ich so allgemein auch zustimmen. Wobei bei solchen Formulierungen wohl oft ein Empfinden aus dem eigenen Alltag dahintersteckt. "Der da (er)kennt aber mangelhaft ..." Und was das für eine Situation wäre hängt von der individuellen Weltanschauung ab. Und die kann aus der Sicht anderer dann wieder durch "mangelnde Kenntnis" geprägt sein.
Geht es hier möglicherweise darum, die Welt für etwas verantwortlich machen zu wollen, was eigentlich in der Verantwortung jedes einzelnen Individuums läge?

Offenbar wird von "schädlichen äußeren Einflüssen" ausgegangen? Solche Ideen sind ja mitunter selbst etwas heikel, das stimmt schon.

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Re: weltverbesserung.eu

Beitragvon Agape » Mi 7. Jul 2021, 20:44

Marsianer hat geschrieben:Ich meine ja, daß es keine Polarität gibt in dem Sinne, daß es Leid immer geben muß.

Es gibt zwar Leid, jedoch muss man nicht unbedingt "leiden", je nachdem, wie man Leid interpretiert, ob man es ablehnt oder miteinbezieht als etwas, das vielleicht schlussendlich "zum Guten" führt, auch wenn man es nicht immer sogleich sehen kann.

Ich vermute der Autor meint, die Fähigkeit kann noch weiter begrenzt werden durch "mangelnde Kenntnis" und dem würde ich so allgemein auch zustimmen.

Ja.
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Re: weltverbesserung.eu

Beitragvon Marsianer » Mi 7. Jul 2021, 21:45

Agape hat geschrieben:Es gibt zwar Leid, jedoch muss man nicht unbedingt "leiden", je nachdem, wie man Leid interpretiert, ob man es ablehnt oder miteinbezieht als etwas, das vielleicht schlussendlich "zum Guten" führt, auch wenn man es nicht immer sogleich sehen kann.

Ja, ich würde da hierbei eine Begriffsfrage sehen. Wäre "Leiden", wenn ein schönerer Zustand gekannt und erwünscht wird? Vieles könnte irdisch durchaus in eine solche Richtung gehen. Aber wenn es Richtung Seligkeit ginge, dann würde ich die Bezeichnung nicht für gerechtfertigt halten, da ich darin dann kein Mangelempfinden sehen würde, das ein Verständnis als "Leiden" rechtfertigen würde. Darin wäre dann nach meinem Verständnis keine "finsterere" irdische Ungeduld und so weiter. Licht ist Licht, auch wenn Helligkeit variiert. Wer es als "Leid" empfindet in einem Moment nur die zweitliebste Sorte Kuchen bekommen zu können, dessen Mangel liegt auf geistiger Ebene, nicht auf kuchiger.

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Re: weltverbesserung.eu

Beitragvon Marsianer » Do 8. Jul 2021, 07:24

An dieser Stelle wieder etwas weiter im Text:
Es muss eine mächtige „Lobby“ bestehen, die das ständig verhindert, um ihre destruktiven „Pfründe“ zu schützen.

Über die Ursachen von Leid+Elend und über Weltverbesserung habe ich seit dem 2. Weltkrieg lebenslang nachgedacht, analysiert und herausgefunden, dass der teils unkontrollierte Umgang des Menschen mit seinem Denken, seinen Gedanken, seiner Fantasie, seine Realitätsflucht die destruktive Hauptursache ist.
Fantasie gleicht im Nutzen und Schadenspotenzial auffällig dem Feuer!
Mit einem Unterschied, dass der Schaden verschieden schnell oder verzögert eintritt.

Wohl+Wehe der Menschheit beginnt im Kopf der Menschen und ihrer Konditionierung / Erziehung / Kultur lebenslang. Destruktive Mächte, Trends scheinen dabei ständig eine große Rolle mitzuspielen.

Also unkontrollierter Umgang. So völlig passend wirkt das auf mich nicht zur Erwägung einer "Lobby", die destruktiv ihre Pfründe schützt. Unter einer Lobby stelle ich mir etwas vor, das organisiert taktisch vorzugehen versucht im Sinne bestimmter Anliegen. Wäre soetwas unkontrolliert? Vielleicht würde die Lobby als triebhaft betrachtet und daher planvoll aber "unkontrolliert"? Wer weiß.

Gewisse Ähnlichkeiten zum Thema "Konsumsekte" könnten hier naheliegen. Aber wo rührt diese Triebkraft letztlich her? Aus Prägung, die rein gar nichts mit der inneren Natur von Menschen zu tun hätte? Das was ich sehe ist eher, daß einiges in diesen von mir gesehenen Dynamiken wohl schon an "finsteren Zügen" in Menschen andockt. Ich habe nichts dagegen Menschen ersteinmal als von Natur aus "gut" zu betrachten. Aber zum Dogma würde ich das nicht machen und daraus dann dogmatisch gewollt konsequent alles was schiefläuft "Prägungen" zuzuschreiben. Wo würden solche Prägungen auch herkommen, wenn sie in ihrem Charakter gar keinen Bezug zur Natur zumindest mancher Menschen aufweisen würden? Und ist gewisse "Hörigkeitsfähigkeit" nicht auch ein Teil der Natur etlicher Menschen? Etwas das z.B. aus Bestätigungsbedürfnis herkommt?

Fantasie als Feuer, so richtig weiß ich noch nicht, was ich davon halten will. Offensichtlich abwegig finde ich den Vergleich nicht, er hat einiges für sich. Aber worin genau bestünde das "Feuer"? In Fantasie selbst oder vielmehr in Aspekten der Ausbreitung von "Erzeugnissen der Fantasie" auf andere Menschen? Zudem halte ich Fantasie auch an sich für etwas, das recht begrüßenswert ist. also würde sich hier vielleicht wieder die Frage stellen, worin genauer denn die Probleme gesehen würden, die weltverschlechternd wirkend seien. In diesem Bild wäre Fantasie ähnlich Feuer wohl als etwas gezeichnet, das in seiner durchaus wertvollen Nutzung eben gewissenhaft kontrolliert zu verwenden wäre, da sonst ein schädliches Übergreifen des Feuers drohe. Aber wie sollte ich mir das im Fall von Fantasie z.B. konkret vorstellen? Jemand würde sich in eigenen Ideen festfressen und den Bogen zu reflektierender Betrachtung nicht mehr so sehr hinbekommen? Oder ginge es eben eher um die Stelle an der der eine Mensch seine Fantasieerzeugnisse, Gedankenkonstrukte einem anderen Menschen mitteilt und dieser sie aus irgendwelchen Gründen als plausibel selbst in sein Weltbild integriert und danach handelt? Oben war von WK2 die Rede, also stellt sich vielleicht auch dahingehend die ganz klassische Frage "wie konnte das geschehen". Wegen der Ausbreitung von fragwürdigen "fantastischen" Ansichten? Aber welche Ansichten, die sich unter Menschen verbreiten wären dann mutmaßlich unproblematisch? "Wissenschaftliche Erkenntnis"? Wer das meint, hat wohl nicht ganz mitbekommen, was damals so passiert war. Oder wäre der Ansatzpunkt eher an Stellen zu suchen, in denen Menschen gegenüber anderen Menschen gewisse Grenzen überschreiten, gewisse kulturelle Prinzipien von sich werfen z.B. "weil sie ja die Guten sind"? Was würde dann an Gesellschaftsstrukturen, Regierungsgewohnheiten überhaupt übrigbleiben? Regierungshandeln, das eingreift, in Regulierung eher eine Kraft des Guten erkennt (gerne verbunden mit einer hohen Selbsteinschätzung oder ja durchaus auch irdischen Besitzinteressen) wirkt in gewisser Weise ja "wie Feuer", ist übergriffig. Ähnlich können auch Einzelne übergriffig handeln, etwa "Diebe", die sich in eigenen Ermessen einfach nehmen, was jemand anderes sich selbst hergestellt hatte. Und auch soetwas hat oft weltanschauliche Fundierung, die zumindest irgendwie vorgeschoben würde. Z.B. "der Stärkere muß sich eben durchsetzen, das ist letztlich zum Wohl aller".
Beim Lesen von über 10.000 einschlägigen Beiträgen in Foren seit den 1995er Jahren habe ich viel Desinteresse am Thema Weltverbesserung gefunden > etwa eine Frage der Zuständigkeit? > na ja, sonst wäre die Menschheit ja auch schon einen Schritt weiter gekommen, bei allem „technischem Fortschritt“. "Wir stehen vor dem Abgrund, morgen sind wir einen Schritt weiter".
‚Gemeinwohl‘ ist allerdings das Gegenteil von Profit und Einzelwohl; daher bleibt’s Waisenkind.

Auch hier wäre für mich ersteinmal die Frage, was jemand denn konkret verbesserungswürdig fände an der Welt. Hier taucht z.B. soweit eher nebulös das Wort "Gemeinwohl" auf. Das könnte jetzt sozialistisch gemeint sein also im Sinne von Ansichten, daß Menschen nur glücklich werden könnten, wenn sie äußerlich über "genug" Dinge verfügen, wobei "genug" nach meiner Beobachtung eigentlich nie erreicht wäre, z.B. weil man sich, längst weit jenseits verbreiteterer echter weltlicher Armut im Lande, Armut beginnt vergleichend zu definieren. Dann ist eben der "arm", der nur einen Porsche besitzt und nicht drei Ferraris. Das alles resultiert dann wohl auch eigentlich aus der nicht ins Bewußtsein gelassenen Erfahrung, daß äußere Dinge halt doch recht wenig mit echtem Lebensglück zu tun haben. Dann aus meiner Sicht schon eher Gerechtigkeit bezogen auf die Ebene des Rechts. Daß Mächtige existierende allgemeine Regeln nicht für sich erfolgreich beugen können, ein Rechtssystem dem widerstünde. Oder auch, daß Einzelne in Ruhe gelassen werden, nicht effektiv recht schutzlos Übergriffe erfahren müssen oder sich Umweltvergiftungen und -zerstörungen, Vernichtung wirklich elementarer irdisch-natürlicher Daseinsgrundlagen durch das Handeln anderer ausgesetzt sehen müssen.

Marsianer
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Re: weltverbesserung.eu

Beitragvon Marsianer » Do 8. Jul 2021, 17:17

Immanuel Kant (1724-1804) dachte so über Bevormundung:

"Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung freigesprochen (naturaliter maiorennes), dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Ich habe nicht nötig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen. Dass der bei weitem größte Teil der Menschen den Schritt zur Mündigkeit, außerdem, dass es beschwerlich ist, auch für sehr gefährlich halten: Dafür sorgen schon jene Vormünder, die die Oberaufsicht über sie gütigst auf sich genommen haben".

Quasi etwas, das Swedenborg in spiritueller Weise tat. Wofür er dann von Oberaufseher Kant kräftig gebasht wurde. Manche Leute wissen nicht, was sie wollen.
Ursachen-Thesen/Vermutungen:

Unsere Evolution ist noch unfertig. Mit der Gabe des Verstandes und dessen Gebrauch hat der Mensch wohl Probleme, er liebt scheinbar Instinkte (übriggebliebene Reste) mehr als Interesse, er lässt sich lieber dressieren als Interessieren. - ?!

Was heißt "noch unfertig". Ich würde glatt seit zunehmender Staatenbildung und Schaffung von "Untertanentum" weltlich-natürlich betrachtet glatt eine entgegengesetzte Zucht annehmen. Wer nicht Herrschern gegenüber spurt: krrks. Inzwischen seit etlichen Jahrtausenden. Und all die müden gut gemeinten Versuche in manchem gegenzusteuern. Wie wenig Resonanz all das ganz schnell im Krisenfall hat, das sieht man aktuell aus meiner Perspektive in geradezu erschreckend offensichtlicher Weise. Der dünne Firnis halbwegs kultivierten zwischenmenschlichen Umgangs und gewisser Liberalität, "anständiger" Selbstbegrenzung von Mächtigen ...
Eine komplette Rückkehr zum Instinkt auf Tierstufe würde sicher eine Art "Weltverbesserung" bringen. Dann wäre aber jegliche aufgebaute Zivilisation: Kultur, Kunst, Technik, Wissenschaft, Fortschritt, Sprache, Musik, Feuer, das Rad, Werkzeuge, Landwirtschaft, Häuser, Straßen, Autos, Schifffahrt, Fernsehen, usw. - alles wäre vorbei!! Wir wären dann nur eine neue Spezies weißer "Affen" und lebten auf Bäumen oder so - ohne jeglichen Fortschritt - Jahrtausende das gleiche, sich wiederholende Einerlei! Siehe Tierreich.

Eine gewisse Ansicht über vermeintliches Bewußtsein von Tieren scheint sich bei ihm ja zentral durch die diverssen Thesenvariationen zu ziehen. Wie auch immer er darauf kam.
Wir sind ein Abfallprodukt von einem anderen Planeten, dessen Hochzivilisation uns hierhin entsorgt hat - ?!

Aha.
Wir sind krank / infiziert / fremdgesteuert durch unerforschte Viren (o.ä.) ähnlich wie es jetzt die Forschung an Krabben und Landtieren entdeckt hat. Danach kriechen infizierte Mäuse direkt ins Maul ihrer Todfeinde ?!

Jetzt wird also noch zwischen "Mensch" und "Viren" getrennt, obwohl Viren eher fester Teil tierischen Lebens sind. Was hier wieder einmal fehlt: Wo konkret z.B. wird eigentlich das Problem gesehen? Worin der Mensch als "schlecht"? Viele Phrasen, die alles mögliche meinen könnten.
Unsere Fantasie lässt sich schwer im Zaum halten, sodass wir schnell den Sinn für Realität verlieren.

Hier wäre auch ein Beispiel eines Menschen interessant, der aus Sicht des Autors vermeintlich "guten Sinn für Realität" habe.
Den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung (Kausalität) sehen wir ungern.

Ist das so? Sympathie/Bestätigungswünsche können Menschen dazu bringen selektiv nach Rationalisierungen ihrer vorhandenen gefühligen Vorlieben zu suchen und das findet sich wohl auch ziemlich häufig, ja.
In Folge vermehren sich ungelöste, schmerzliche Probleme des Alltags und lassen uns erneut in die Traumwelt der Fantasien flüchten - das wird durch Rauschmittel dann noch beschleunigt, a la "Opium für das Volk" Ein Teufelskreislauf entsteht. Auf diesem Weg folgt nur Weltverschlechterung.

Ausgangspunkt wäre nach meinen Begriffen dann wohl eben die Sehnsucht nach emotionaler Bestätigung. Die meiner Meinung nach aus einem Mangelzustand auf geistiger Ebene herkommt, aus Ferne vom Geist Gottes.
Ein Motivations-Dämpfer für gemeinnützige Weltverbesserung ist die Kürze und Flüchtigkeit unserer Lebensjahre, vollgepackt mit Alltagsproblemen. Wir geben das Problempaket zu gern an die nächste Generation "liebevoll" weiter.

Ich halte zumindest in der Jetztzeit in Europa echte (materiell geprägte) Alltagsprobleme für etwas, das kaum noch eine Rolle spielen müßte. Aber viele Menschen gestalten ihr irdisches Dasein in einer Weise, die eine Fülle solcher "Probleme" erzeugt. Also wieso leben sie überhaupt auf eine solche Weise? Ich verstehe es ja nicht.
Wir fühlen uns nicht zuständig / verantwortlich angesichts der unzähligen, sich für zuständig erklärenden Macher, die nichts machen oder zu wenig machen. Wir überlassen denen zu gerne die Verantwortung. Hier wirkt sich unser fataler Denkfehler aus: "Ich nix Verantwortung = ich nix Risiko". Ein Risiko kann ich nicht einfach zugleich mit der Verantwortung abschütteln! Auslöffeln muss ich trotzdem die Suppe. Ist das nicht Selbstverstümmelung unseres Intellekts / Verstandes?

Hm.
Wir lernen zu wenig aus eigenen und anderer Erfahrungen.

Damit tun sich heutige Menschen offensichtlich schwer. Bereits an Aufmerksamkeit, Ausgeruhtheit mangelt es oft, also einen Zustand, in dem manches eher erkannt werden könnte. Eher wird noch verbreitet von allen Seiten vor solchen Zuständen gewarnt, vermutlich weil beim folgend naheliegenden Verlassen der Konformität manches weltliche Ungemach in diesen selbsternannten Hochkulturen zu erwarten ist, im Grunde mehr oder weniger die gesellschaftliche Vernichtung in unterschiedlichen Graden.
Der Teufelskreislauf wiederholter gleicher Fehler und Erfahrungen wird nicht gebrochen.

Wie auch unter diesen Umständen. Wobei anscheinend Teil der Umstände ist, daß viele Menschen sich nach Seelischem kaum sehnen. Sonst könnten sie wohl unmöglich ihr Leben so ausrichten.
Wir füttern unseren Fortschrittshunger mit Ballaststoff, das macht nicht satt und lenkt vom Wesentlichen ab.

Was auch immer das bedeuten soll.
Wir stecken den Kopf in den Sand, sobald wir die volle Problematik unserer eigenen Schwächen erkennen. Wir fühlen uns schwach und ohnmächtig, weil wir sofort an großes Umkrempeln denken, statt die Notwendigkeit und den Erfolg kleiner zeitaufwendiger Schritte zu begreifen, die aber als Lohn positive Zukunftsaussichten einbringen. So klein ein Samenkorn auch sein mag, auf gutem Boden wächst es groß heran.

Spannender Punkt. Um was für Schwächenerleben ginge es dabei konkret?
Wir fühlen uns allein gelassen beim Gedanken an Selbstverbesserung und greifen aus alter, falscher Gewohnheit nach der Hand von höheren "Führern".

Aha? Mag bei vielen so sein, zumindest wird die Tendenz bei vielen stark sein sich Bestätigungsgemeinschaften anzuschließen.
Da müssen wir zuerst umdenken und den Schulterschluss eher mit Gleichgesinnten suchen, was per Gespräch oder neuerdings Internet ja leichter möglich ist. Wir sind nicht allein.

Was entsprechendes Verhalten voraussetzen würde. Manche neigen z.B. dazu sich ständig angegriffen zu wähnen.
"Das Denken den Pferden überlassen - die haben größere Köpfe", schadet uns nur. Wer das von uns verlangt, ist unser Todfeind, dieser will unser Wertvollstes amputieren und durch eine wertlose Prothese ersetzen. Unseren eigenen Kopf dürfen wir nicht verkümmern lassen, sondern ihn trainieren und wiederbeleben. Wer uns dabei hilft, ist wahrer Freund und Lehrer. Nachdenken über Weltverbesserung wird gern abwertend als philosophieren verspottet, damit man feige davor kneifen kann.

Irgendwie zerfasert es gerade etwas? Gab es beim Verfassen einen Vorsatz auf eine bestimmte Zahl von Punkten zu gelangen? ;)
Wir erkennen nicht, dass von uns als schwächstes Glied einer Kette,
die Stärke und Qualität der gesamten Kette, abhängt. (Ursache-Wirkung, Kausalität)
Je schwächer wir selbst uns gebärden, je maroder ist die gesamte Kette, nämlich die Menschenwelt. Vor dieser Tatsache gibt’s kein Ausweichen, ob es uns gefällt oder nicht!

Hört, hört!
[...]
Wir warten auf Gott. „Warum lässt Gott das Böse zu?“ - Sollten wir nicht lieber fragen: Warum lässt der Mensch das Böse zu?“ Würde Gott sich nicht die Finger schmutzig machen und mitverantwortlich werden sobald er eingreift. Er kennt den Menschen besser als wir selbst und er weiß, was er uns zutrauen / zumuten kann, nämlich unser Nest selbst sauber zu halten und unser Gewissen zum Guten zu aktivieren.
[...]

Betrachtet der Autor diese Ansicht als besonders "realistisch"? Andere Ansichten zu diesem Punkt eventuell als "Lug + Trug"?
Weltverbesserung funktioniert nur über eine geistige Selbstverbesserung.

Da stimme ich wieder zu. Nur was würde das konkreter gesagt bedeuten? Auch das ist letztlich wieder eine Phrase.


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