Deutung von Reinkarnationserfahrungen

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Marsianer
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Deutung von Reinkarnationserfahrungen

Beitragvon Marsianer » Mi 20. Okt 2021, 12:47

Wir hatten das Thema im Forum mittlerweile schon einige Male gestreift. Viele Spirituelle gehen heute offenbar ja davon aus, daß Menschen sich oft erneut auf der Erde als Mensch verkörpern und verwiesen dabei unter anderem auf dokumentierte Reinkarnationserfahrungen. Die Deutung Richtung Wiederverkörperung finde ich wie schon erwähnt allerdings in der Regel mindestens als vorschnell. Und mir lief dazu nun eine wie ich finde Fallbeschreibung über den Weg:
Kersti hat geschrieben:Einige ausreichend vielversprechende Fälle von Besessenheit hat der Reinkarnationsforscher Autor: Ian Stevenson mit denselben Methoden nachgeprüft, mit denen er auch seine Reinkarnationsforschung betrieb.

Nach einer Phase der Verwirrung erzählte sie, sie hieße Shiva und wäre in einem anderen Dorf gestorben

Sumitra, eine junge verheiratete Frau aus einem nordindischen Dorf, schien zu sterben, erholte sich dann aber wieder. Nach einer Phase der Verwirrung erzählte sie, sie hieße Shiva und wäre in einem anderen Dorf gestorben. Sie erzählte genug Details, daß sich herausfinden ließ, daß es in einem 100 km entfernten Dorf tatsächlich eine Shiva gelebt hatte, auf die die Dinge zustrafen die Sumitra über ihr vorheriges Leben erzählt hatte. Auch ihre veränderte, neue Persönlichkeit paßte in mehrfacher Hinsicht zu dem was zu der verstorbenen Shiva herauszufinden war. Ausführliche Interviews mit 53 Personen aus beiden Dörfern überzeugten die Forscher davon, daß die beiden Familien nicht auf normalen Wege voneinander erfahren hatten.37.

[...]

37. Ian Stevenson, Autor: Satwant Pasricha, Autor: Nicholas McClean-Rice: A Case of the Possession Type in India With Evidence of Paranormal Knowledge. In: Zeitschrift: Journal of Scientific Exploration. 3(1):81-101, 1989.

http://kersti.de/VB203.HTM

rjupa
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Re: Deutung von Reinkarnationserfahrungen

Beitragvon rjupa » Mi 20. Okt 2021, 18:09

Da wäre also diese Sumitra unbemerkt verstorben und gewissermassen nahtlos reinkarniert?

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Re: Deutung von Reinkarnationserfahrungen

Beitragvon rjupa » Do 21. Okt 2021, 09:03

Args, die Frage ist gestern verunglückt: Da wäre also diese Sumitra gewissermassen unbemerkt verstorben und in ihrem Körper wäre eine andere Frau nahtlos reinkarniert?

Marsianer
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Re: Deutung von Reinkarnationserfahrungen

Beitragvon Marsianer » Do 21. Okt 2021, 11:16

Ja, die zitierte Kurzschilderung ist was die Ausgangsvoraussetzungen angeht etwas unscharf. Aber es macht wohl nur Sinn, sie so zu deuten, daß da eben ein erwachsener Mensch schwer krank geworden war, zu sterben drohte und dann doch überlebte, aber als andere Person weiterlebte mitsamt früherer Erinnerungen dieser neuen Person, die woanders gestorben war?

Und wie man das deuten könnte ist hier Thema. Es geht wohl auch etwas in Richtung solcher Fälle (dort präsentiert werden offenbar nur eher weniger "übersinnliche" Fälle)?
Sexuelle Neuorientierung infolge einer Neuvernetzung der Nervenbahnen, lautete die Diagnose seiner Ärzte. Mit anderen Worten: schwul durch Schlaganfall.

Es gibt andere Patienten, bei denen eine Neuvernetzung nach Gerinnseln im Gehirn ähnlich untypische Folgen hatte. Am bekanntesten ist das Foreign Accent Syndrome (FAS), von dem weltweit etwa 150 Fälle dokumentiert sind. Die Betroffenen leiden dabei unter einem Sprachfehler, den Außenstehende jeweils als Akzent eines bestimmten Landes identifizieren. Um das Leiden auszulösen, reichte bei manchem der Besuch seines Chiropraktikers.

Daneben gibt es Patienten, die durch ein Hirntrauma offenbar besondere Fähigkeiten erlangten. Der australische Teenager Ben McMahon etwa fiel nach einem Autounfall ins Koma, und als er aufwachte, sprach er Mandarin, fast fließend, obwohl er zuvor nur Grundkenntnisse erworben hatte. Und Tommy McHugh, ein Maurer aus Liverpool, hatte nach einer Hirnblutung extreme kreative Schübe, konnte nun malen und ist heute Künstler. Ein anderes Beispiel ist der LMU-Professor und ZDF-Wissenschaftsmoderator Harald Lesch, der in der Schule so schlecht in Mathe war, dass er Förderunterricht benötigte. Als Oberstufenschüler erlitt er bei einem Fahrradunfall einen Schädelbasisbruch - und war plötzlich mathematisch hochbegabt.

[...]

Zu Birchs heutiger Erscheinung gibt es ein Gegenbild, entstanden durch ein öfter abgedrucktes Foto, das ihn kurz vor dem Schlaganfall zeigt, als 19- oder 20-Jährigen. Als einen jungen Mann, "mit dem ich, wenn er mir jetzt begegnen würde, nie befreundet wäre", wie er sagt. Birch wog damals sicher 120 Kilo, etwa doppelt so viel wie heute. Auf dem Foto trägt er ein Basecap über raspelkurzem Haar, sein Gesicht ist gerötet, er grinst feist in die Kamera.

Zwei Bilder, die für zwei Leben stehen. Und mit denen sich bald jedes Klischee zementieren ließ. Ein stiernackiger Bankkaufmann, der nach einem Unfall auf dem Rugbyfeld fast 60 Kilo abspeckte und zum Friseur umschulte. Mehr war nicht nötig, "die haben geschrieben, was sie wollten".

Aus dem Koma erwachen und plötzlich Chinesisch sprechen oder Formeln lösen, das ist eine Sache. Aber die sexuelle Vorliebe wechseln? Schien der Fall von Chris Birch nicht auch irgendwie zu zeigen, dass sogar das fremde Ich nur einen Synapsenbrand entfernt liegt? Dass es theoretisch jedem möglich ist, als sein heftigstes Vorurteil aufzuwachen? Dass also selbst eine Mega-Hete, wie Birch sie einmal gewesen sein soll, sich beim Rasieren den Kopf am Badezimmerschrank stoßen könnte, nur um eine halbe Stunde später das verstörende Bedürfnis zu haben, dem Postboten die Zunge in den Hals zu schieben? Natürlich ist das Blödsinn. Aber das war oft der Subtext. Ohne einen kleinen homophoben Schauder kommt so eine Geschichte nicht aus.

Wenn andere so denken, ignoriere er das inzwischen, sagt Birch. Er hat Tommy McHugh, den malenden Maurer, im Wartezimmer seines Neurologen getroffen. "Sie werden dich einen Lügner nennen, du wirst nichts beweisen können", warnte ihn McHugh. "Sie haben auch mir nicht geglaubt, dass ich vor der Hirnblutung noch nie einen Pinsel in der Hand hatte. Also musst du selbst an dich glauben." Das zu hören, von jemandem, dem es ähnlich ging, sei befreiend gewesen, sagt Birch. Er hat viel Post bekommen von anderen Betroffenen. Er will mit seiner Geschichte zeigen, dass Schlaganfall-Patienten mehr brauchen als einen guten Logopäden und einen Physiotherapeuten. Deshalb gebe er überhaupt noch Interviews, sagt er.

https://www.sueddeutsche.de/leben/homos ... -1.1982995

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Re: Deutung von Reinkarnationserfahrungen

Beitragvon rjupa » Do 21. Okt 2021, 19:02

Bemerkenswert finde ich gerade, dass in allen diesen Schilderungen offenbar eine weltlich erfahrene Seele reinkarniert – soweit man diese als Reinkarnation betrachten will –, also jemand, der sich offenbar in dieser Welt zurechtfindet – wenn auch anders als die Ursprungsperson. Die klassische Vorstellung ist ja eher, dass eine Seele in einem Fötus sozusagen die menschliche Entwicklung durchläuft.

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Re: Deutung von Reinkarnationserfahrungen

Beitragvon Marsianer » Fr 22. Okt 2021, 11:44

In den Schilderungen des SZ-Artikels wirkt es ja so, als sei da eine Art "Ichkontinuitiät" geblieben. Aber wieviel davon ist Erzählung im Rahmen dessen, was kulturell als "gültig" eingeordnet wird?

Und was wäre da nun jeweils irgendwie auf seelischer Ebene geschehen? Wechselten irgendwelche Einflüsse durch "verbundene" Geister? Wurde irgendein überirdisches Wissen auf andere Art angezapft? War danach etwa eine ganz andere Seele aktiv und die vorherige nicht mehr? Oder nur irgendwelche organische Effekte (der SZ-Artikel ist in seiner Auswahl ja so gestrickt, daß diese Deutung möglich bleibt)?

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Re: Deutung von Reinkarnationserfahrungen

Beitragvon rjupa » Sa 23. Okt 2021, 08:43

Es berührt auch die Frage danach, was überhaupt dieses Ich ist.

Oder andersrum gefragt: Wie weltlich überzeugend wäre ein Arztbericht, wenn da stünde, dass eine Person ins Koma gefallen wäre und eine andere Person im selben Körper aufgewacht sei? ;)

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Re: Deutung von Reinkarnationserfahrungen

Beitragvon Marsianer » Sa 23. Okt 2021, 09:01

rjupa hat geschrieben:Es berührt auch die Frage danach, was überhaupt dieses Ich ist.

Ja, und auf einer meist nur biologischen Ebene ist das ja seit einer Weile sogar ein beliebteres Thema für gehobenen Feiersmalltalk.
Wie weltlich überzeugend wäre ein Arztbericht, wenn da stünde, dass eine Person ins Koma gefallen wäre und eine andere Person im selben Körper aufgewacht sei?

Theoretisch könnte ein heutiger deutscher Mediziner es auf weniger entschieden deutende Weise wohl schon umreißen. Viele tabuisieren soetwas aber wohl auch noch darüber hinaus, so daß sie stark dazu neigen dürften eine zeitgemäß geglättete Deutung einer nüchternen Faktenbeschreibung vorzuziehen.

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Re: Deutung von Reinkarnationserfahrungen

Beitragvon rjupa » Sa 23. Okt 2021, 09:16

Theoretisch könnte ein heutiger deutscher Mediziner es auf weniger entschieden deutende Weise wohl schon umreißen. Viele tabuisieren soetwas aber wohl auch noch darüber hinaus, so daß sie stark dazu neigen dürften eine zeitgemäß geglättete Deutung einer nüchternen Faktenbeschreibung vorzuziehen.
Heutige Marschrichtung der Forschung ist ja, möglichst alles, auch seelische Phänomene, auf organischer Ebene zu erklären und auf organischer Ebene zu behandeln. Klar könnte es ein Mediziner weniger plakativ formulieren, als ich das vorhin gemacht habe, trotzdem liefe es darauf hinaus, diese biologische Ebene zu verlassen. Wie mit Andersdenkenden verfahren wird, sieht man ja auch an der derzeitgen Corona-Debatte.

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Re: Deutung von Reinkarnationserfahrungen

Beitragvon Marsianer » Sa 23. Okt 2021, 10:40

rjupa hat geschrieben:Klar könnte es ein Mediziner weniger plakativ formulieren, als ich das vorhin gemacht habe, trotzdem liefe es darauf hinaus, diese biologische Ebene zu verlassen.

Daneben ist deutsche Kassenmedizin ja eher Fließbandarbeit. Da müßte ein Mediziner schon ein persönliches Interesse am Thema haben, um da jetzt wirklich anzufangen zu recherchieren, ob Erinnerungen an ein vermeintliches früheres Leben stimmen könnten? Oft wird ja einfach pauschal und ungeprüft als Fakt angesehen, daß das Quatsch ist, höchstens Bewußtseinsprozesse wie Traum und so weiter. Wie vor einigen Jahren, als eine junge Frau zwangseingewiesen wurde, weil sie behauptet hatte Obama würde ihr auf Twitter folgen oder so. Nicht einmal das wurde von diesen "Profis" überprüft, obwohl das ja wohl ziemlich einfach gewesen wäre und es ging durch die Medien, weil Obama dieser Frau tatsächlich auf Twitter folgte. Da braucht man sich also keine Illusionen machen, daß es im Rahmen dieser "Medizin" heute irgendwie darum ginge die Wirklichkeit herauszufinden.

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Re: Deutung von Reinkarnationserfahrungen

Beitragvon rjupa » Sa 23. Okt 2021, 15:43

ja, also zurück zum Thema? ;)

Vielleicht kann man es auch anders aufgleisen. Wie merkt ein Ich, dass es seinen Körper gewechselt haben könnte? Oder nochmals andersrum: Nachdem jemand nach einem schweren Unfall erwacht, ist er i.d.R. stark verwirrt, braucht Zeit, bis er sich wieder in dieser Welt orientiert hat. Wie kann eine solche Person herausfinden, ob sie immer noch dieselbe Person ist? Zumal ja jeder noch ganz konkrete Vorstellungen davon hat, was im Rahmen der Realität überhaupt vorstellbar ist und was nicht. Diese oben angesprochene Bias bei Medizinern existiert ja genauso in der breiten Bevölkerung.

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Re: Deutung von Reinkarnationserfahrungen

Beitragvon Marsianer » Sa 23. Okt 2021, 16:55

rjupa hat geschrieben:Wie merkt ein Ich, dass es seinen Körper gewechselt haben könnte?

Es gibt ja eine Reihe von Hollywoodfilmen zu dem Thema? Es erst im Spiegel sehen, daß der Körper ein anderer ist und so?
Nachdem jemand nach einem schweren Unfall erwacht, ist er i.d.R. stark verwirrt, braucht Zeit, bis er sich wieder in dieser Welt orientiert hat. Wie kann eine solche Person herausfinden, ob sie immer noch dieselbe Person ist?

Ersteinmal würde dazu wohl eine entsprechende Rückerinnerung gehören. Aber die ist ja bei vielen Menschen wohl auch nicht so genau.
Zumal ja jeder noch ganz konkrete Vorstellungen davon hat, was im Rahmen der Realität überhaupt vorstellbar ist und was nicht.

Ja.

Beim gehobenen Smalltalk würde vielleicht noch überlegt, welche Impulse in einem eigentlich inwiefern mit einem eigenen "Ich" zu tun haben sollten. Und "wenn ich mich mit der Zeit ändere, bin ich dann noch das Ich von früher oder bin ich schon ein anderes geworden"?


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