Stille / Leere

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Marsianer
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Stille / Leere

Beitragvon Marsianer » Mo 16. Mai 2022, 11:01

Robert Kardinal Sarah hat geschrieben:Die Menschen reisen gerne, sie wollen schaffen und entdecken. Aber sie bleiben außerhalb ihrer Selbst, weit weg von Gott, der ganz still in ihrer Seele wohnt.

Für den, der die Stille finden möchte, ist die Einsamkeit der Berg, den es zu besteigen gilt. Wenn ein Mensch sich zurückzieht und in ein Kloster eintritt, begehrt er als Erstes, die Stille zu finden. Und dennoch liegt das Ziel seiner Suche in ihm selbst. Schon jetzt wohnt die stille Gegenwart Gottes in seinem Herzen. Die Stille, nach der wir vage streben, befindet sich in unserem eigenen Herzen und enthüllt und Gott.

Leider verdrängen die irdischen Mächte, die den modernen Menschen beeinflussen wollen, systematisch die Stille.

Ich wage zu behaupten, dass die falschen Priester der Moderne, die der Stille den Krieg ansagen, den Kampf bereits verloren haben. Denn wir können still bleiben inmitten der größten Wirrnisse und Unruhen, inmitten der Reizüberflutung dieser höllischen Apparaturen des digitalen Zeitalters, die zum Funktionalismus und Aktivismus verleiten, indem sie uns jeder transzendenten Ebene und jedem Innenleben entreißen.

(12) Die Stille ist keine Abwesenheit. Sie ist im Gegenteil Ausdruck einer Gegenwart, der intensivsten Gegenwart. Dass die Stille in der modernen Gesellschaft in Verruf geriet, ist Symptom einer schweren und beunruhigenden Krankheit. Die wahren Fragen des Lebens stellen sich in der Stille. [...] Stille ist nämlich in Vereinigung mit Einsamkeit und Wüste keineswegs eine Abkapselung, Leere oder Verschwiegenheit, ebenso wie ein wahres Wort kein Geplapper ist, sondern notwendig, um Gott, dem Nächsten und sich selbst gegenwärtig zu sein.

Bis hierhin aus dem Buch "Kraft der Stille: Gegen eine Diktatur des Lärms" ( https://books.google.de/books?id=MRR4Dw ... &q&f=false ), Kapitel 1 "Die Stille gegen den Lärm der Welt"
Die wahe christliche Stille wird zuerst heilige Stille, um dann eine Stille der Gemeinschaft zu werden.

Aus Kapitel 3 "Die Stille, das Mysterium und das Heilige"

Marsianer
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Re: Stille / Leere

Beitragvon Marsianer » Di 17. Mai 2022, 08:38

Einige Anmerkungen von mir.
Robert Kardinal Sarah hat geschrieben:Für den, der die Stille finden möchte, ist die Einsamkeit der Berg, den es zu besteigen gilt. Wenn ein Mensch sich zurückzieht und in ein Kloster eintritt, begehrt er als Erstes, die Stille zu finden. Und dennoch liegt das Ziel seiner Suche in ihm selbst.

Ja.
Schon jetzt wohnt die stille Gegenwart Gottes in seinem Herzen. Die Stille, nach der wir vage streben, befindet sich in unserem eigenen Herzen und enthüllt uns Gott.

Letztlich eine interessante Aussage. Worauf er damit hinauswollte? Auf ein "eigentlich sind alle Menschen schon mit Gott"? Soeine Perspektive sehe ich bekanntlich ja etwas kritisch.
Leider verdrängen die irdischen Mächte, die den modernen Menschen beeinflussen wollen, systematisch die Stille.

Ich wage zu behaupten, dass die falschen Priester der Moderne, die der Stille den Krieg ansagen, den Kampf bereits verloren haben. Denn wir können still bleiben inmitten der größten Wirrnisse und Unruhen, inmitten der Reizüberflutung dieser höllischen Apparaturen des digitalen Zeitalters, die zum Funktionalismus und Aktivismus verleiten, indem sie uns jeder transzendenten Ebene und jedem Innenleben entreißen.

Er behauptet einen gezielten Krieg gegen die Stille und führt dann weiter aus, daß dieser bereits verloren sei? Da hat er es rhetorisch wohl etwas überspannt? Er selbst führte oben meiner Meinung nach richtig aus, die Stille müsse vor allem in sich selbst gefunden werden. Aber wieso? Soweit ich es sehe fliehen viele Menschen ja vor allem selbst die Stille "mit allen Mitteln" und diese Zeit hat mit ihrer Orientierung ihres "Fortschreitens" hin zu irdischen Bedürfnissen eben auch viel in diese Richtung entfaltet, eben weil viele Menschen selbst vor der Stille fliehen, vor ihrer eigenen Seele (nach meinen Begriffen). Und da wir hier ja solche Appaparturen einsetzen sei vielleicht auch angemerkt, daß es ja darauf ankommt, wie eine Sache genutzt wird. Das Internet mag genauso wirken, wie er beschreibt, zugleich verbindet es aber auch versprengte "lichte Menschen" und schiebt so das Schicksal sodomischer Weise wohl noch ein wenig auf, einfach indem der "Ortskreis" erweitert wird.

Das nur als Anmerkung, ich hatte diese Stellen nicht zitiert, um sie dann auseinanderzunehmen, sondern aus grundsätzlicher Sympathie für die Stoßrichtung. ;)
Die wahe christliche Stille wird zuerst heilige Stille, um dann eine Stille der Gemeinschaft zu werden.

Nur wo gibt es unter Menschen, die sich als Christen verstehen derartige Stille?

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Re: Stille / Leere

Beitragvon Agape » Di 17. Mai 2022, 10:19

Marsianer hat geschrieben:
Robert Kardinal Sarah hat geschrieben:Schon jetzt wohnt die stille Gegenwart Gottes in seinem Herzen. Die Stille, nach der wir vage streben, befindet sich in unserem eigenen Herzen und enthüllt uns Gott.

Letztlich eine interessante Aussage. Worauf er damit hinauswollte? Auf ein "eigentlich sind alle Menschen schon mit Gott"? Soeine Perspektive sehe ich bekanntlich ja etwas kritisch.

Vielleicht wollte er damit ausdrücken, dass Gott die Menschen liebt und jederzeit in/mit ihnen ist. Es liegt jedoch im freien Willen der Menschen, sich ihm liebend zuzuwenden. Das beginnt unter anderem mit dem Aufsuchen der Stille im eigenen Herzen.

Leider verdrängen die irdischen Mächte, die den modernen Menschen beeinflussen wollen, systematisch die Stille.

Sofern die Menschen dem nichts entgegenzusetzen haben, ist das wohl so. Aber sie sind diesen Einflüssen nicht ohnmächtig ausgeliefert - sie haben die Möglichkeit, nicht mit dem Strom (der Zeit) zu schwimmen, sondern ihren ureigenen Raum zu schaffen, wo sie zwar oft einsam bezüglich der Weltmenschen, jedoch niemals von Gott verlassen sind. Es stellt sich lediglich die Frage, was sie aus ihrem Herzen heraus wollen, und in der Folge gilt es, die entsprechenden Weichen zu stellen.
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Louis
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Re: Stille / Leere

Beitragvon Louis » Mi 18. Mai 2022, 19:56

Marsianer hat geschrieben:Nur wo gibt es unter Menschen, die sich als Christen verstehen derartige Stille?


Nirgends. Wieso auch?
Wieso sollten sich Menschen, auch diese die sich als Christen verstehen, in Stille begegnen? Könnten sie gleich zuhause bleiben und sich aus dem Geist heraus begegnen. Nur, auch da gibt es keine Stille, schon gar keine Leere.. Oder?
Bin dir (zufälligerweise) gestern Nacht um halb drei sitzend im Balkon begegnet Marsianer. Erinnere ich mich zurück es war „Still“ doch nicht Still und das, obwohl du ausnahmsweise mal im Tiefschlaf warst :) Obwohl, wie sollte ich dir dann begegnet sein?
Irdisch gibt es keinen Ort/Zustand, keine wirkliche Stille. Zumindest mein Empfinden .
Wenn wir z.B. meditieren sollte es im Raum „Still“ sein. Viele würden in diesem Zustand glauben, dies wäre Stille. Ist aber nicht so. Auch wenn wir uns während einer Außerkörperlichen-Erfahrung, alleine, sitzend am Strand wiederfinden, selbst da gibt es keine gänzliche Stille.
Im „Nirvana“ auch nicht. (Zitat: Da verführte Eva und Adam Eva)
Gibt nur einen Ort der Absoluten-Stille - ewig ist - und da ist - nur GottGeist. „Spricht“ aus dem Geist heraus dennoch auch da - Absolute-Stille! Und da kommt Niemand hin. „GOtt geschaut hat Niemand“.

Kennst du einen anderen Ort der Stille Marsianer?
Was hätte so ein Ort/Zustand der Absolten-Stille für einen Sinn?

Abschweifende Frage. Gibt es schon einen Thread über das Bewusstsein?

Marsianer
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Re: Stille / Leere

Beitragvon Marsianer » Do 19. Mai 2022, 09:48

Agape hat geschrieben:
Marsianer hat geschrieben:
Robert Kardinal Sarah hat geschrieben:Schon jetzt wohnt die stille Gegenwart Gottes in seinem Herzen. Die Stille, nach der wir vage streben, befindet sich in unserem eigenen Herzen und enthüllt uns Gott.

Letztlich eine interessante Aussage. Worauf er damit hinauswollte? Auf ein "eigentlich sind alle Menschen schon mit Gott"? Soeine Perspektive sehe ich bekanntlich ja etwas kritisch.

Vielleicht wollte er damit ausdrücken, dass Gott die Menschen liebt und jederzeit in/mit ihnen ist. Es liegt jedoch im freien Willen der Menschen, sich ihm liebend zuzuwenden. Das beginnt unter anderem mit dem Aufsuchen der Stille im eigenen Herzen.

Vielleicht war da der entscheidende Punkt, daß der Mensch auch vage nach solcher Stille strebe. Was ja bedeuten würde, sie würde auch tatsächlich irgendwie in ihm wirken, nicht nur "ohne Berührung" irgendwie "nahe" existieren, was aber nach meinen Begriffen sicher kein "Wohnen" darstellen würde. "Wohnen" wäre demnach ein tatsächlicher Bezug zu etwas, gegenseitige "Berührung".
Sofern die Menschen dem nichts entgegenzusetzen haben, ist das wohl so.

Eine Tendenz von Weltmächtigen Untertanen zu schwächen, damit sie "nicht auf unbequeme Ideen kommen" ist, soweit ich sehe, eher jahrtausendealt und nicht neu. Und das richtet sich meist auch gegen echte eigene geistige Erkenntnis, Voraussetzungen menschlicher Mündigkeit. Aber die Techniken, die dafür zur Verfügung stehen haben sich stark entwickelt und soweit ich sehe eben durchaus auf mehrere, nicht nur teuflische Arten wirken, in der Breite aber wohl schon weitgehend verfinsternd, wo die Menschen eben auch selbst dahin streben und in Hinsicht der Kontrollmöglichkeiten durch solche Techniken in der Hand solcher Weltmächtigen. Nutzen in lichtem Sinne entzieht sich aber weitgehend solcher weltlichen Logik, in der er sich aufgrund seiner Stellung, dem Umfeld, von dem er Teil ist aber möglicherweise teils selbst bewegt, indem die christliche Organisation, in der er wirkt sich selbst ja zumindest lange Zeiten als den irdischen König sah, zu dem Jesus selbst sich nicht ernennen lassen wollte, weswegen ihn gewisse Menschen dann ja wohl auch ganz abgelehnt hatten.
Aber sie sind diesen Einflüssen nicht ohnmächtig ausgeliefert - sie haben die Möglichkeit, nicht mit dem Strom (der Zeit) zu schwimmen, sondern ihren ureigenen Raum zu schaffen,

Und zwar heute sogar relativ leicht, würde ich sagen (wegen Effekten in Folge der Nutzung der "Maschinensklaven").
Louis hat geschrieben:
Marsianer hat geschrieben:Nur wo gibt es unter Menschen, die sich als Christen verstehen derartige Stille?

Nirgends. Wieso auch?
Wieso sollten sich Menschen, auch diese die sich als Christen verstehen, in Stille begegnen?

Ich finde seine Stoßrichtung da generell schon richtig und ich traue ihm in gewissem Rahmen sogar eigene mystische Erkenntnis zu. Ja, vieles in seinen Ausführungen in diesem Buch ist etwas grob, im Erkennen verwaschen, aber immerhin! Mich hat es gefreut, daß jemand in soeiner Position dort offenbar dich manches recht klar erkennt. Ich will da dann auch nicht kleinlich sein. Und pauschal unterschätzen würde ich seine Ausführungen auch nicht.

Was Stille angeht, so meint er damit soweit ich es bisher verstand, daß Menschen eben ihr Inneres erkennen. Und in dem Sinne stimme ich ihm zu, wahre christliche Gemeinschaft setzt eigenes Erkennen, Erfahrenhaben, Begegnen mit Gott jedes Einzelnen voraus.
Könnten sie gleich zuhause bleiben und sich aus dem Geist heraus begegnen. Nur, auch da gibt es keine Stille, schon gar keine Leere.. Oder?

Wieder eine Frage der Begrifflichkeiten.
Bin dir (zufälligerweise) gestern Nacht um halb drei sitzend im Balkon begegnet Marsianer. Erinnere ich mich zurück es war „Still“ doch nicht Still und das, obwohl du ausnahmsweise mal im Tiefschlaf warst :)

Aha, ich kann bestätigen, daß ich diese Nacht wirklich, deutlich anders als meist, ungewöhnlich "tief" schlief.
Obwohl, wie sollte ich dir dann begegnet sein?

Wie war es denn? ;)
Irdisch gibt es keinen Ort/Zustand, keine wirkliche Stille. Zumindest mein Empfinden .

Ich denke, so meinte Sarah das auch nicht.
Wenn wir z.B. meditieren sollte es im Raum „Still“ sein. Viele würden in diesem Zustand glauben, dies wäre Stille. Ist aber nicht so.

Ja, auch das wird Sarah klar sein und ich meine aus bisher hier Zitierten könnte man das auch entnehmen?
Auch wenn wir uns während einer Außerkörperlichen-Erfahrung, alleine, sitzend am Strand wiederfinden, selbst da gibt es keine gänzliche Stille.
Im „Nirvana“ auch nicht. (Zitat: Da verführte Eva und Adam Eva)

Wäre vielleicht die Frage, wieviel sowas überhaupt mit "bei der eigenen Seele sein" zu tun haben würde?
Gibt nur einen Ort der Absoluten-Stille - ewig ist - und da ist - nur GottGeist. „Spricht“ aus dem Geist heraus dennoch auch da - Absolute-Stille! Und da kommt Niemand hin. „GOtt geschaut hat Niemand“.

Hm, aber Moses hat das z.B. doch laut Bibel. ;)
Kennst du einen anderen Ort der Stille Marsianer?
Was hätte so ein Ort/Zustand der Absolten-Stille für einen Sinn?

Sarah hat geschrieben:Die Menschen reisen gerne, sie wollen schaffen und entdecken. Aber sie bleiben außerhalb ihrer Selbst, weit weg von Gott, der ganz still in ihrer Seele wohnt.

Gibt es schon einen Thread über das Bewusstsein?

Oben rechts gibt es ja ein Feld einer Suchfunktion. Wenn rechts davon das Zahnradsymbol angeklickt wird ("Erweiterte Suche"), dann kommst du zu einer Suchformularseite, auf der Begriffe z.B. ausschließlich in Überschriften gesucht werden können.

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Re: Stille / Leere

Beitragvon Marsianer » Do 19. Mai 2022, 11:22

Ich zitiere nocheinmal etwas ausführlicher in der Nähe der ersten zitierten Aussagen in diesem Buch ganz vom Beginn:
Sarah hat geschrieben:(1) Es stellt sich eine große Frage: Wie kann der Mensch wahrhaft Abbild Gottes sein? Er muß in die Stille gehen.
Weil Gott selbst in einer großen Stille wohnt, ist der Mensch dem Himmel näher, wenn er sich in die Stille begibt, mehr noch: Er lässt Gott in sich wirken.
Wir können Gott nur in der ewigen Stille begegnen, wo er selbst wohnt. Haben Sie schoneinmal die Stimme Gottes gehört, wie Sie die meine hören?
Die Stimme Gottes ist still. Im Grunde genommen muss auch der Mensch selbst danach streben Stille zu werden. Über Adam im Paradies schreibt der heilige Augustinus: "Vivebat fruens Deo, ex quo bono erat bonus" (Er lebte in der Freude an Gott und aus diesem Gut floss seine eigene Güte). Durch ein Leben mit dem stillen Gott werden wir selbst still. In seinem Buch Ich will Gott schauen schreibt Pater Marie-Eugene vom Kinde Jesus: "Für den geistlich Fortgeschrittenen, der Gott verkostet hat, sind Gott und die Stille identisch. Denn Gott redet in der Stille und die Stille allein scheint Gott ausdrücken zu können. Um Gott zu finden, muss der Gottsucher also in die eigenen, verschwiegenen Tiefen hinabsteigen, in jene verborgenen Regionen, in die keine Störung mehr eindringen kann. Und wenn er es so weit gebracht hat, wird er eifersüchtig bemüht sein, dieses Schweigen, das ih Gott schenkt, zu wahren und es namentlich gegen Störungen vonseiten seiner eigenen Fähigkeiten zu verteidigen."

(2) Die Stille ist dem Herzen des Menschen wesensgemäß, denn Gott wohnt im Innersten einer jeden Person. Gott ist die Stille und diese göttliche Stille wohnt im Menschen. In Gott sind wir untrennbar mit der Stille verbunden. Mit Recht kann also die Kirche lehren, dass die Menschheit Tochter eines stillen Gottes ist - denn die Menschen sind Kinder der Stille.

(3) Gott trägt uns und wir leben jeden Augenblick mit Ihm, wenn wir die Stille wahren. Nichts lässt uns Gott besser erkennen als Seine im Innersten unseres Wesens eingeprägte Stille. Wie sollen wir Gott finden, wenn wir diese Stille nicht einüben? Die Menschen reisen gerne, sie wollen schaffen und entdecken. Aber sie bleiben außerhalb ihrer Selbst, weit weg von Gott, der ganz still in ihrer Seele wohnt. [...]

(6) Um Gott zu finden, müssen wir dem inneren Sturm entkommen. Trotz der Unruhen, dem alltäglichen Treiben und den oberflächlichen Vergnügungen bleibt Gott still gegenwärtig. Er ist in uns wie ein Gedanke, ein Wort, eine Gegenwart, deren geheime Quellen in Gott selbst verborgen sind, unerreichbar für menschliche Blicke.
Die Einsamkeit ist der beste Zustand, um die Stille Gottes zu vernehmen. Für den, der die Stille finden möchte, ist die Einsamkeit der -berg, den es zu besteigen gilt. [...]

Und:
(13) In seiner Predigt am 4. Juli 2010, anlässlich des 800. Jahrestages der Geburt des heiligen Papstes Coelestin V., betonte Benedikt XVI. mit Nachdruck, dass wir "in einer Gesellschaft [leben], in der es den Anschein hat, dass jeder Raum, jeder Augenblick mit "Initiativen", Aktivitäten, Geräuschen erfüllt werden muss; oft bleibt nicht einmal die Zeit, einander zuzuhören und miteinander zu sprechen. Liebe Brüder und Schwestern, fürchten wir uns nicht, es um uns und in uns still werden zu lassen, wenn wir fähig sein wollen, nicht nur die Stimme Gottes wahrzunehmen, sondern auch die Stimme dessen, der uns nahesteht, die Stimme der anderen." Benedikt XVI. und der heilige Papst Johannes Paul II. haben der Stille oft eine positive Bedeutung beigemessen. Die Stille ist nämlich in der Vereinigung mit Einsamkeit und Wüste keineswegs eine Abkapselung, Leere oder Verschwiegenheit, ebenso wie ein wahres Wort kein Geplapper ist, sondern notwendig, um Gott, dem Nächsten und sich selbst gegenwärtig zu sein.
Zuletzt geändert von Marsianer am Do 19. Mai 2022, 11:35, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Stille / Leere

Beitragvon Agape » Do 19. Mai 2022, 11:29

Marsianer hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:
Marsianer hat geschrieben:Letztlich eine interessante Aussage. Worauf er damit hinauswollte? Auf ein "eigentlich sind alle Menschen schon mit Gott"? Soeine Perspektive sehe ich bekanntlich ja etwas kritisch.

Vielleicht wollte er damit ausdrücken, dass Gott die Menschen liebt und jederzeit in/mit ihnen ist. Es liegt jedoch im freien Willen der Menschen, sich ihm liebend zuzuwenden. Das beginnt unter anderem mit dem Aufsuchen der Stille im eigenen Herzen.

Vielleicht war da der entscheidende Punkt, daß der Mensch auch vage nach solcher Stille strebe. Was ja bedeuten würde, sie würde auch tatsächlich irgendwie in ihm wirken, nicht nur "ohne Berührung" irgendwie "nahe" existieren, was aber nach meinen Begriffen sicher kein "Wohnen" darstellen würde. "Wohnen" wäre demnach ein tatsächlicher Bezug zu etwas, gegenseitige "Berührung".

Könnte es möglicherweise sein, dass erst über das Aufsuchen der Stille im eigenen Inneren die Wohnung für Gott geöffnet werden kann? Die Wohnung wäre zwar im Herzen bereits existent, jedoch solange sie vom Menschen selbst nicht bewohnt wird - wie könnte dann Gott darin Wohnung nehmen? Dazu bräuchte es doch eine Einladung - ein bewusstes Öffnen, um Gott darin wohnen zu lassen?
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Re: Stille / Leere

Beitragvon Marsianer » Do 19. Mai 2022, 12:04

Agape hat geschrieben:Könnte es möglicherweise sein, dass erst über das Aufsuchen der Stille im eigenen Inneren

Und wohlgemerkt betrachte ich es schon als zutreffende Beobachtung, daß sehr viele Menschen sich nach Stille sehnen, aber überwiegend doch mehr so wie bei "gefälligen" Antworten bei Umfragen, die dann aber kaum in ihrem Alltag umgesetzt werden, wo eher Gegenteiliges vorherrscht. Soetwas gibt es ja in vielen Bereichen und sehr viele Menschen fliehen nach meinem Eindruck auch stark aus eigenem Antrieb die Stille, das Sehen, was in ihrem Inneren eigentlich ist. Sie wissen oft, sie würde ihnen gut tun, wenn sie sie erfahren, "in sich haben" würden, aber sie mögen das nicht angehen, was sich dem, der beginnt in die Stille zu gehen/zu "meditieren" eben sehr oft darstellt was Konfrontation mit sich selbst angeht, mit ungeklärten Verhältnissen, "Gewissensbissen" und Vielem mehr. Aber wie hoch ist der Preis das nicht "aufzuräumen"? Aber in welchem Maß erkennen das so Umnachtete in sich?
die Wohnung für Gott geöffnet werden kann?

Nach meinem Verständnis wäre "in Stille sein", also Stille in sich wahrhaft zulassen zu wollen UND sie dann auch zunehmend zu erfahren, weil nicht (mehr) massenhaft "ungeklärte Dinge" im Inneren "nach Aufmerksamkeit schreien" ersteinmal eine wiedererlangte Nähe zur eigenen Seele. Das muß keine Nähe zum "himmlischen Vater" bedeuten, nicht dann so zwangsläufig "aus ihm zu wollen" und seine Frucht hervorzubringen.
Die Wohnung wäre zwar im Herzen bereits existent, jedoch solange sie vom Menschen selbst nicht bewohnt wird - wie könnte dann Gott darin Wohnung nehmen? Dazu bräuchte es doch eine Einladung - ein bewusstes Öffnen, um Gott darin wohnen zu lassen?

Ich würde sagen, ein "Wohnen" zieht nach sich, daß der Mensch irgendwie handelt, will. Das hängt nicht von Nähe zur eigenen Seele in diesem Sinne ab. Wenn der Vater eines Menschen der Teufel wäre, dann wohnt dieser in ihm und der Mensch will entsprechend und er kann in dieser Hinsicht wie oben dabei sehr fern von seinem eigenen Seelischen sein und dieser Vater, der da in ihm wohnen würde, wäre ja auch recht finster und wohl nicht unbedingt interessiert an einem klareren Zustand dieses Wesens.

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Re: Stille / Leere

Beitragvon christ » Do 19. Mai 2022, 14:44

Louis hat geschrieben:Bin dir (zufälligerweise) gestern Nacht um halb drei sitzend im Balkon begegnet Marsianer. Erinnere ich mich zurück es war „Still“ doch nicht Still und das, obwohl du ausnahmsweise mal im Tiefschlaf warst :)
Wie hast du gemerkt, dass es sich hierbei um Marsianer dreht? Hattest du eine Eingebung oder sonstwie ein Gefühl? Hattest du Marsianer "gesehen" bildlich in deinem Kopf? Wie konntest du sehen oder ahnen, ob Marsianer im Tiefschlaf ist?
Außer seiner Bestätigungsantwort hier:

Marsianer hat geschrieben:Aha, ich kann bestätigen, daß ich diese Nacht wirklich, deutlich anders als meist, ungewöhnlich "tief" schlief.

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Re: Stille / Leere

Beitragvon Agape » Do 19. Mai 2022, 14:59

Marsianer hat geschrieben: Wenn der Vater eines Menschen der Teufel wäre, dann wohnt dieser in ihm und der Mensch will entsprechend und er kann in dieser Hinsicht wie oben dabei sehr fern von seinem eigenen Seelischen sein und dieser Vater, der da in ihm wohnen würde, wäre ja auch recht finster und wohl nicht unbedingt interessiert an einem klareren Zustand dieses Wesens.

Demnach könnte vermutet werden, dass solche Menschen Stille eher meiden - denn diese würde ihnen ja manches Finstere, dem sie Raum in ihrer Seele gegeben hatten, offenbaren können.

In der Hinwendung zur eigenen Seele kann ja nur dem begegnet werden, was bereits in ihr ist. Darin läge jedoch die Möglichkeit zur Umkehr - zum Beispiel in einer veränderten Einstellung vielen Dingen und Menschen gegenüber - und vor allem auch gegenüber sich selbst. Das könnte in der Folge zu neuen Entscheidungen führen, welche lichterer Art wären, da die Liebe zu Gott im Herzen zunehmend erwachen würde und damit auch der Wunsch, ihn in seinem Herzen wohnen zu lassen, sich ihm vollständig zu öffnen.

Mehr Licht in der Seele könnte sich auf vieles auswirken, auch auf die Suche nach der Wahrheit und die Liebe zum Nächsten, die immer öfter auch in die Tat umgesetzt würde.
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Re: Stille / Leere

Beitragvon Marsianer » Do 19. Mai 2022, 17:37

Agape hat geschrieben:Demnach könnte vermutet werden, dass solche Menschen Stille eher meiden - denn diese würde ihnen ja manches Finstere, dem sie Raum in ihrer Seele gegeben hatten, offenbaren können.

Stille zu meiden wäre sozusagen ein Zeichen dafür, daß da mancher Geist in dem Menschen wirkt, von diesem gemocht wird, der nicht so "licht" ist.
In der Hinwendung zur eigenen Seele kann ja nur dem begegnet werden, was bereits in ihr ist.

Viel Finsteres, das den Menschen in seinem Erdenleben oft stark beeinflußt würde ich nicht als Teil der Seele in diesem Sinne sehen. Da geht es nicht um die großen Einflüsse, die "auf der Erde" auf ihn einwirken, durch seine "Körpergebundenheit", sondern eben mehr um seine eigene tatsächliche seelische Substanz. Nur diese ansehend wirkt vieles weit weniger "wild". Und wer da wenig Durchblick hat (das eigentliche geistige Licht aus Gott kaum erfassend) könnte meinen dann wären die Seelen "viiiel lichter". Aber das wäre zweierlei, nicht auf diese Art gleichzusetzen, zu vergleichen.
Darin läge jedoch die Möglichkeit zur Umkehr - zum Beispiel in einer veränderten Einstellung vielen Dingen und Menschen gegenüber - und vor allem auch gegenüber sich selbst. Das könnte in der Folge zu neuen Entscheidungen führen, welche lichterer Art wären, da die Liebe zu Gott im Herzen zunehmend erwachen würde und damit auch der Wunsch, ihn in seinem Herzen wohnen zu lassen, sich ihm vollständig zu öffnen.

Ja.
Mehr Licht in der Seele könnte sich auf vieles auswirken, auch auf die Suche nach der Wahrheit und die Liebe zum Nächsten, die immer öfter auch in die Tat umgesetzt würde.

Der ernsthaftere (wahrhafte, welcher auch zu entsprechendem Tun/priorisieren führt) Wunsch eines Menschen nach Stille dürfte eher "Frucht" sein. "Langmut" wird in der Bibel als Frucht des Geistes aufgeführt, Ähnliches wird an verschiedenen Stellen auf unterschiedliche Weise umrissen. Demnach wäre so ein Wunsch bereits Folge davon bestimten Geist ergriffen zu haben, zumindest teilweise.

"Auf daß ihr wandelt würdig des Herrn, zu allem Wohlgefallen, Frucht bringend in jeglichem guten Werk und wachsend in der Erkenntnis Gottes und mit aller Kraft angetan werdet, vermöge der Macht Seiner Herrlichkeit, für jedwede Ausdauer und Langmut mit Freuden und Dank sagt dem Vater, Der uns tüchtig gemacht hat zur Teilnahme am Erbe der Heiligen im Licht, der uns errettet hat aus der Gewalt der Finsternis und eingeführt in das Reich des Sohnes Seiner Liebe; an Dem wir haben die Erlösung durch Sein Blut, die Vergebung der Sünden." Kol 1,10-14

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Re: Stille / Leere

Beitragvon Louis » Do 19. Mai 2022, 21:01

christ hat geschrieben:Wie hast du gemerkt, dass es sich hierbei um Marsianer dreht? Hattest du eine Eingebung oder sonstwie ein Gefühl?


Komplexes Thema.
Bin auf der Suche nach dem Puzzleteil dieses dabei hilft, die „Welt“ gerechter zu gestalten.
Nachts sitze ich vielfach auf einer Bank, beobachte den Mond und die Sterne um Erlebnisse/Erfahrungen, die ich diesbezüglich machte, Revue passieren zu lassen. Nicht selten schießt mir in gewissen Situationen Marsianer in den Kopf (unbewusst). Warum das so ist, darüber mache ich mir seit längerem keine Gedanken mehr. Vielleicht weil mir das „warum das so ist“ (eigentlich) vollkommen egal ist. Gedankenaustausch (ist immer mit Gefühlen verbunden und eine Eingebung kann nie gänzlich ausgeschlossen werden) könnte man es nennen. Es passiert einfach, doch nicht einfach zu erklären. :)
Mit wem sollte ich über diese Themen auch andere, zudem um diese Uhrzeit, sonst reden wenn nicht mit Marsianer. ;)
Wie ich gemerkt hab, dass es sich dabei um Marsianer dreht? Habe es nicht gemerkt, es wird doch gedanklich festgesetzt wer es ist.
Frag mich bitte nicht ob sich dieser Gedankenaustausch bei Marsianer bemerkbar macht. Es ist mir nicht bekannt, die Bank in der Nacht niemals vorher erwähnt.

christ hat geschrieben:Hattest du Marsianer "gesehen" bildlich in deinem Kopf?


Blieb mir bisher leider verwehrt. Chance nicht genutzt. Eine zweite gibt es selten. (Selten ist nicht niemals)
Wie würde Marsianer dies eventuell beantworten: Wozu braucht es zum Gedanken austauschen ein Vier-Augen-Gespräch. Zwei „Dritte Augen“ genügen dafür auch. :)

christ hat geschrieben:Wie konntest du sehen oder ahnen, ob Marsianer im Tiefschlaf ist?
Außer seiner Bestätigungsantwort hier:


Sehen, Marsianer im Tiefschlaf? Kann mir gut vorstellen, dass sich die Begeisterung von Marsianer da in Grenzen halten würde. „Geahnt“ aufgrund der Uhrzeit. Hab mich wie oft schon auf ein Bauchgefühl verlassen. Das verlässt mich selten. Vielleicht ein angeborenes „Talent“, dieses nicht selten sehr hilfreich ist.

Marsianer hat geschrieben:Aha, ich kann bestätigen, daß ich diese Nacht wirklich, deutlich anders als meist, ungewöhnlich "tief" schlief.


Du bestätigst es? Wow.
Wieso schläfst du meist nicht „tief“?
(Geht mich eigentlich gar nichts an)
Ist doch faszinierend, du warst im „Tiefschlaf“ ausnahmsweise ich mal „Hellwach“ und dennoch fand ein Gedankenaustausch statt. Bedeutet nachweislich: Es müssen sich nicht beide Seiten zwingend im „Tiefschlaf“ befinden oder beide „hellwach“ sein, damit Nachts, wie sagt man? Gedanken ausgetauscht werden können. Gefällt mir. ;)


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