Stille / Leere

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Marsianer
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Re: Stille / Leere

Beitragvon Marsianer » Fr 20. Mai 2022, 13:11

Ersteinmal muß ich wohl etwas "richtigstellen" auf das ich im Zuge eines anderen Gesprächs gestoßen worden bin.
Louis am 18. Mai 2022, 19:56 hat geschrieben:Bin dir (zufälligerweise) gestern Nacht um halb drei sitzend im Balkon begegnet

Als ich am nächsten Morgen ins Forum schaute, achtete ich wohl nicht so auf den Zeitstempel deines Beitrags und ging davon aus, daß es eben um die gerade zurückliegende Nacht gibt, also quasi ein Ereignis, das vor ein paar Stunden stattgefunden hatte und die auf mich hinsichtlich meines Schlafes deutlich markant gewirkt hatte. Aber eigentlich meintest du die Nacht davor? Hm, was machen wir denn da nun draus? ;)
Ist dieser Zustand auch in Gemeinsamkeit möglich?

Ja, und ich würde sagen in einer Aussage Sarahs bringt er soetwas ja quasi als "Soll unter Christen" zur Sprache?
Es würde in diesem Fall ja die Stille und das alleine sein wegfallen.

Sarah hatte hierzu zumindest in den hier nachzulesenden Zitaten wohl eher den Begriff "Einsamkeit" gewählt.

Und ich würde tatsächlich nicht sagen, daß das zwingend bedeuten würde, soetwas nicht auch gemeinschaftlich erleben zu können.
Außerkörperliche Erfahrungen in geselliger Gemeinsamkeit?
Schwer vorstellbar?

Da würde ich sagen, es wären diverse unterschiedliche Konstellationen für mich denkbar, die zu etwas führen könnten, das jemand so beschreiben könnte.
Ihn hat Mose geschaut. Wäre es nicht so, hätte er Christus mit seiner Aussage als einen Lügner dargestellt: „wer Böses tut, hat Gott nicht geschaut“.

Das ist so erstmal aus einem Johannesbrief gewesen?
Christus: Gott Geist geschaut hat Niemand (auch nicht Mose).

Was meinst du, würde das denn bedeuten "Gott Geist schauen"? Was hätte Moses denn geschaut, das ihn danach so strahlen ließ?
Wer Gutes tut, ist aus Gott; schaut ihr Christus, schaut ihr den Vater. [Die Mutter gebährt mit dem Kind] Das alles bewirkt ein und derselbe Geist;

Tja.
Wer den Geist geschaut hat, kennt zumindest drei wesentliche Merkmale.

Aha?

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Re: Stille / Leere

Beitragvon Marsianer » So 22. Mai 2022, 13:10

Sarah hat geschrieben:(19) Die innere Stille ist das Ende aller Vorurteile, Leidenschaften und Begierden. Wenn wir die innere Stille erlangt haben, können wir sie mit uns in die Welt nehmen und überall beten. Aber wie die innere Askese nicht ohne konkrete Abtötungen erreicht werden kann, so ist es auch sinnlos, von einer inneren ohne eine äußere Stille zu sprechen.
Für jeden ist die wahre Stille fordernd. Nur jene Menschen, die in die Stille einzugehen wissen, sind auch Herren ihrer Unternehmungen. Die Kontemplation muss der Aktion vorausgehen.

(20) Die Stille im Alltag ist eine unvermeidliche Bedingung für das Zusammenleben in Gemeinschaft. Ohne die Fähigkeit, still zu sein, ist der Mensch nicht in der Lage, seine eigene Umwelt wahrzunehmen, zu lieben und zu verstehen. Die Nächstenliebe erwacht in der Stille. Sie entspringt einem stillen Herzen, das fähig ist, zuzuhören, zu verstehen und aufzunehmen. Die Stille ist eine Bedingung für die Andersartigkeit und eine Notwendigkeit, um sich selbst zu verstehen. Ohne Stille gibt es keine Gelassenheir, kein inneres Leben.

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Re: Stille / Leere

Beitragvon Marsianer » So 22. Mai 2022, 16:52

Marsianer hat geschrieben:Ich denke das alles steht eigentlich letztlich für "wirklich sehen"/"etwas sehen, das wirklich ist".

Viele Leute, die solchem Rat zu "Stille" oder Kritik von "Lärm" und "Gerede" von außen seitens einer geachteteren Quelle begegnen verstehen die Feinheiten daran dennoch wohl kaum. Daher ich das was ich oben schrieb wohl als Hinweis recht nützlich. Oder auch nicht, weil auch das nur auf andere Weise nur schemenhaft bis gar nicht verstanden würde?

Wenn "Gerede" kritisiert wurde tun sich immer wieder solche "Anhänger" gegenüber Mitmenschen damit wichtig, daß sie in gesetzesähnlicher Weise nicht viel reden sollen. Aber ich würde nicht sagen, daß das wirklich die Quantität der Kommunikation kritisch sieht, sondern eine geringe Qualität der Aussagen, eine "rBlindheit" dessen, der sich da entäußert.

Es kann viel angeregt werden Orte der Stille zu schaffen, wenn die Leute dann in entsprechenden Tempeln innerlich verkrampfen und in solcher Weise aus "Konditioniertheit" und Furchtsamkeit "die Stille dort wahren", zumindest meinen diese das dann oft, weil die die innere Qualität von Stille bisher kaum bis gar nicht verstanden haben. Diese können still sein, ein äußerlich ruhiger Tempelraum in einer lärmenden Stadt mag ihnen auch gut tun, weil sie da mal eine Weile äußerliche Ruhe finden können und das ist soweit auch gut, aber das bleibt doch wohl in fast allen Fällen sehr an der Oberfläche und geht nicht in die Tiefe, weil diese Tempel heute zugleich oft als "Museen mit Kostbarkeiten darin" gelten. Das unbeschwerte Leben ist weitgehend aus ihnen gewichen und geblieben ist meist nur formeller Krampf. Früher war das zumindest teils wohl mal anders, meine Mutter erzählte sogar noch davon, sie habe in ihrer Kindheit oft wohl gänzlich unbeaufsichtigt in soeinem "historisch wertvollen" vom regierenden Zarenthron gestifteten Tempel gespielt. Was nutzt ein Ort der Ruhe, wenn der Mensch sich darin nicht zu entfalten, zu "entkrampfen" getraut?

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Re: Stille / Leere

Beitragvon Marsianer » Do 26. Mai 2022, 14:06

Sarah hat geschrieben:Unkontrollierbare Fluten ergießen sich im Herzen und der Mensch hat Mühe, innere Ruhe zu finden. Er läßt sich nur widerwillig von diesem brennenden Dornbusch der Liebe Gottes verbrennen, der ununterbrochen in den Tiefen seines Herzens brennt, ohne seine Freiheit zu verletzen oder seine Zustimmung zu erzwingen.

(49) Wenn es dem Menschen gelingt, sein Herz auf das Herz Gottes "aufzupfropfen" und Seine göttliche Macht aufzunehmen, wird er sich der Stille nähern.

(50) Wie konnte der heilige Johannes mit seinem Herzen am Herzen Jesu ruhen? Er hat sich ganz einfach nahe zu Jesus gesetzt und sich zu Ihm geneigt, wie ein teuer Hund zu Füßen seines Herrchens liegt. Diese physische Annäherung ist weit mehr als eine körperliche. Es handelt sich um eine geistige Übertragung, ein intimes Einssein, das dem heiligen Johannes erlaubte, dieselben Gefühle wie Jesus zu empfinden. Der, den Christus "liebte", ist der Apostel, der am besten die unergründlichen Tiefen des Herzens Jesu beschreibt. [...] Die Stille des Herzens ist das Schweigen der Leidenschaften.

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Re: Stille / Leere

Beitragvon Marsianer » Sa 28. Mai 2022, 10:33

Sarah hat geschrieben:Die Postmoderne ist eine permanente Blasphemie und ein Angriff gegen die göttliche Stille. Vom Morgen bis zum Abend und vom Abend bis zum Morgen hat die Stille keine Daseinsberechtigung mehr; der Lärm versucht, Gott daran zu hindern, selbst zu sprechen. In dieser lärmenden Hölle verliert sich der Mensch und vergeht; [...]

(76) Heute sind zu wenige Christen bereit, in sich selbst einzukehren, um sich anzuschauen und sich von Gott anblicken zu lassen. Ich bleibe dabei: Zu wenige sind bereit, Gott in der Stille zu begegnen, sich in diesem großen Gegenüber zu verbrennen.
Wenn der Mensch die Stille tötet, tötet er Gott. [...]

(78) Es ist sehr wichtig, den Heiligen Geist bis in die tiefsten Gegenden der Seele eindringen zu lassen. Denn Gott lebt und handelt an diesem verborgenen Ort. Er bemüht sich, unsere Vereinigung mit Ihm zu verwirklichen. Solange der Mensch noch nicht dahin gelangt ist, die große Stille Gottes in der Tiefe seines Herzens zu erkennen und diese geheimnisvolle Wohnung des Ewigen in seinem Fleisch zu verstehen, kann er keine wahre geistige und menschliche Verwandlung erlangen. Dies ist der wahre Klang der Stille. Wir können das Ewige Wort nicht hören, wenn wir nicht vorher durch die Stille Gottes umgewandelt worden sind.

(79) Die Seele muss die Stimme der Stille hören. Sie muss bereit sein, sich mit der Stille zu vereinigen, um Gott zu erlauben, in sie einzukehren. Wie können wir Gott in uns einkehren lassen? Das ist die Frage und wahre Gnade der Stille.

(80) In der Stille gibt es eine Zusammenarbeit des Menschen mit Gott. Die Tiefe der menschlichen Seele ist die Wohnung Gottes. Wir können Gott walten lassen, wenn wir die vollkommenste innere Stille wahren. Und es ist uns möglich, diese Stille zu finden, wenn wir auf die Stimme der Stille achten. Selbst in einem feindlichen Umfeld können wir Gott in uns aufspüren, wenn wir versuchen, der Stille zu lauschen, die Er in unsere Seele einprägt.

(81) Ein Herz in der Stille ist eine Melodie für das Herz Gottes.

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Re: Stille / Leere

Beitragvon christ » So 29. Mai 2022, 15:44

Wie kann man genau Stille in sich bekommen?

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Re: Stille / Leere

Beitragvon Marsianer » Mo 30. Mai 2022, 10:57

Laut Robert Sarah z.B. spielt äußere Stille dabei am Anfang eine bedeutende Rolle, würde ich sagen. Aber die ist nicht alles, auch laut ihm nicht. Es gilt sie sozusagen auch wertzuschätzen. Und da kommt es dann auf den einzelnen Menschen an, wie er sich z.B. innerlich fühlt, wenn es um ihn herum still wäre und welche Neigungen errst einmal hat mit ihr umzugehen. Z.B. sie durch eigenes äußeres oder inneres Handeln mit irgendetwas zu füllen, damit es dann wieder nicht so still wäre. Und so weiter.

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Re: Stille / Leere

Beitragvon Marsianer » Do 2. Jun 2022, 16:05

Sarah hat geschrieben:[Pater Jerome in Ecrits monastiques:] " [...] Alle sinnlichen Menschen lieben die Stille, alle sind von ihrem Nutzen überzeugt; doch nur wenige wollen tiefer in sie eingehen." [...] Das Hintergrundgeräusch unseres gewöhnlichen Alltags ist überaus mannigfaltig. Unbewusst hat dieser Lärm oft eine Funktion, die wir nicht eingestehen wollen: Er soll einen anderen Lärm übertönen und ersticken; den Lärm, der unser Inneres überfällt und besetzt. Sollten wir nicht über unsere Anstrengungen irritiert sein, kontinuierlich die Stille Gottes unterdrücken zu wollen?

(149) Der Lärm ist eine Vergewaltigung der Seele, der Lärm ist der "stille" Zusammenbruch der Innerlichkeit. Die Menschen neigen stets dazu, außerhalb ihrer Selbst zu bleiben. Doch immer wieder müssen wir in unsere innere Festung zurückkehren.

(150) Schmerzhaft müssen wir diesen Lärm erfahren, wenn wir uns entscheiden, innezuhalten, um ins Gebet zu gehen. Oft bewohnt ein gewaltiges Getöse unseren inneren Tempel. Die moderne Welt vervielfältigt diesen schädlichen Lärm, der ein so heftiger Feind unseres Seelenfriedens ist.

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Re: Stille / Leere

Beitragvon Marsianer » Fr 3. Jun 2022, 16:30

Sarah hat geschrieben:(151) Der Karmeliterbruder Phillipe de Jesus-Marie bemerkt mit Recht in einem Vortrag über die innere Stille: "Wir ahnen, dass unsere Seele ursprünglich ein Ort der stille war, ein unberührter Ort, ein Heiligtum, in dem Gott in Frieden in uns wohnen wollte. Doch wenn wir uns andächtig an die Schwelle dieses inneren Tempels begeben, werden wir einzelne Missklänge finden, die diese Gebetszeit zu einem Resonanzkörper machen, in dem alle Eindrücke unseres Lebens widerhallen und sich alle unsere Ängste, Sorgen, Sehnsüchte und verschiedesten Emotionen äußern. Das Hauptproblem ist also in erster Linie nicht der äußere Lärm, sondern das Stillwerden der Gedanken."

Alle Eindrücke des Lebens wohl nicht, würde ich sagen, sondern solche, mit denen etwas noch im Argen liegt.
(152) In Wohnungen der inneren Burg beschreibt Teresa von Avila mit besonderer Genauigkeit diese universale Erfahrung: "Es klingt so, als gäbe es in ihm [meinem Kopf] viele reißende Flüsse und als stürzten sich diese Wassermassen in die Tiefe, dazu viele Vögelchen und Gezwitscher, allerdings nicht in den Ohren, sondern im oberen Teil des Kopfes, wo der obere Teil der Seele weilt, wie man sagt."

Das wirkt ja schon fast als würde es da Richtung "Chakren" gehen oder wie man möglicherweise soetwas auch sonst hier und da in Worte zu fassen versucht hatte.

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Re: Stille / Leere

Beitragvon Marsianer » Sa 4. Jun 2022, 10:25

Sarah hat geschrieben:(156) Es gibt eine Art Herrlichkeit der Stille. Der heilige Ignatius von Loyola zögerte nicht, in seinen Exerzitien zu schreiben: "Je mehr unsere Seele sich allein und abseits abgeschieden findet, umso geeigneter macht sie sich, ihrem Schöpfer und Herrn zu nahen und an Ihn zu rühren."

(157) Die Stille zeigt niemals Prunk und Größe. Die Stille ist ganz schlicht Abbild Gottes. Die Stille macht uns niemals blind, wie verschnörkelter und überladener Lärm, denn sie spiegelt einfach die göttliche Liebe wider.

(158) In seinem Buch Zur Selbstprüfung der Gegenwart fasst der Philosoph Sören Kierkegaard das Problem ebenso deutlich wie nachdrücklich zusammen: "Oh, falls man, wozu man christlich gewisse berechtigt ist, indem man den jetzigen Zustand der Welt und das ganze Leben betrachtet, christlich sagen müsste: Es ist krank - und falls ich ein Arzt wäre; wenn dann jemand fragte: 'Was meinst du, dass geschehen muss?', ich würde antworten: Das Erste, die unbedingte Bedingung, damit etwas geschehen kann, also das Erste, was geschehen muss ist Schweigen: Schaffe Schweigen, bringe Schweigen zuwege. Das Wort Gottes kann nicht gehört werden, und soll es,durch lärmende Mittel bedient, lärmend ausgerufen werden, um im Spektakel mitgehört zu werden, so wird es nicht Gottes Wort, schaffe Schweigen! Oh, alles lärmt; und wie man von einem hitzigen Getränke sagt, dass es das Blut aufegt, so ist in unseren Zeiten jedes, selbst das unbedeutendste Unternehmen, jede, selbst die nichtssagendste Mitteilung, nur darauf berechnet, die Sinne zu erschüttern oder die Masse aufzuregen, die Menge, das Publikum, den Lärm. Und der Mensch, dieser kluge Kopf, er ist wie schlaflos geworden, um neue Mittel zu erfinden, den Lärm zu vergrößern und mit möglichst großer Hast und nach möglichst großem Maßstabe das Lärmende und das Nichtssagende zu verbreiten. Ja, die Umkehrung ist wohl bald erreicht; die Mitteilung ist wohl bald zum niedrigsten Grade der Bedeutung heruntergebracht und gleichzeitig haben die Mittel der Mitteilung wohl ungefähr einen höchsten Grad in Hińsicht eilender und alles überschwemmender Verbreitung erreicht; denn was eilt man wohl so sehr, unter die Leute z bringen, und was hat andererseits mehr Verbreitung als: Geschwätz! Oh, schaffe Schweigen!"

(159) Die größte Schwierigkeit des Menschen ist es, Gott in der Stille zu suchen. Dieses schweigende Licht ist kein menschliches Wort, sondern ein armes demütiges Licht.

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Re: Stille / Leere

Beitragvon Marsianer » Sa 4. Jun 2022, 14:36

Sarah hat geschrieben:Nicolas Diat: Thomas Merton stellt in Das Zeichen des Jonas mit Recht fest, dass "das Problem der Sprache [...] das Problem der Sünde [ist]. Das Problem des Schweigens ist zugleich das Problem der Liebe. Wie kann ein Mensch wirklich wissen, ob er schreiben soll oder nicht, reden soll oder nicht, ob seine Worte zum Guten oder zum Bösen, zum Leben oder zum Tode sind, wenn er die beiden Spaltungen der Zunge nicht versteht, die Spaltung von Babel, wo die Menschen um ihres Stolzes willen in ihrer Sprache zerstreut wurden, und die Spaltung des Pfingstfestes, als der Heilige Geist Männer eines Dialektes aussandte, um in allen Sprachen der Erde zu reden und alle Menschen zu einen: Damit sie eins seien, Vater, Du in Mir und Ich in ihnen, damit sie eins seien in Uns! (Vgl. Joh 17,21-22) [...] Und Er offenbarte sich durch sie. Das ist der einzig mögliche Grund zum Reden, aber er rechtertigt das Reden unaufhörlich, solange die Rede aus dem Schweigen erwächst und die Seele wiederum in Schweigen zurückführt."
Wie können wir also das Geheimnis der Stille Gottes verstehen, das für so viele Menschen in allen Zeiten so schwer anzunehmen ist?


Robert Kardinal Sarah:
(160) Viele unserer Zeitgenossen können die Stille Gottes nicht annehmen. Sie akzeptieren es nicht, anders als durch Worte, Gesten und konkrete, sichtbare Handlungen eine Kommunikation aufzunehmen. Nun spricht Gott aber durch Seine Stille. Die Stille Gottes ist ein Wort. Das göttliche Wort ist Abgeschiedenheit.
Die Abgeschiedenheit Gottes ist keine Abwesenheit, sie ist Sein Wesen, seine schweigende Transzendenz.

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Re: Stille / Leere

Beitragvon Marsianer » Mo 6. Jun 2022, 09:58

Menschen, die sich z.B. "zum meditieren" hinsetzen haben da wohl oft wie es für sie in so gut wie allem der Fall ist "einen Plan im Kopf". Der Lehrer sagt, setz dich still hin bis das Signal gegeben wird. Also wird der Plan verfolgt "ich sitze still". Das mag dann auch in Bezug auf Aufsteigendes eine gewisse Wirkung entfalten und dennoch bleibt dabei oft wohl immer wirksam "ich sitze still, denn der Lehrer sagte das". Und das ähnelt selbst einer wirkenden Konditionierung und widerspricht im Grunde echter Stille. Aber wenn der Mensch einfach seinem Herzen folgen würde, würde er dann still werden? Wohl nicht, solange er sich höchstens aus dünnen Impulsen Bahn zu brechen versucht zu etwas Wesentlichem und nicht schon mehr aus dessen Fülle will und das aus seinem Herzen tut, statt aus Orientierung an Ratgebern von außen.


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