Stille / Leere

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Agape
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Re: Stille / Leere

Beitragvon Agape » Mo 6. Jun 2022, 10:21

Marsianer hat geschrieben:Menschen, die sich z.B. "zum meditieren" hinsetzen haben da wohl oft wie es für sie in so gut wie allem der Fall ist "einen Plan im Kopf". Der Lehrer sagt, setz dich still hin bis das Signal gegeben wird. Also wird der Plan verfolgt "ich sitze still". Das mag dann auch in Bezug auf Aufsteigendes eine gewisse Wirkung entfalten und dennoch bleibt dabei oft wohl immer wirksam "ich sitze still, denn der Lehrer sagte das". Und das ähnelt selbst einer wirkenden Konditionierung und widerspricht im Grunde echter Stille.

Ja, genau diese Erfahrung hält mich davon ab, so etwas je wieder tun zu wollen.

Marsianer hat geschrieben:Aber wenn der Mensch einfach seinem Herzen folgen würde, würde er dann still werden? Wohl nicht, solange er sich höchstens aus dünnen Impulsen Bahn zu brechen versucht zu etwas Wesentlichem und nicht schon mehr aus dessen Fülle will und das aus seinem Herzen tut, statt aus Orientierung an Ratgebern von außen.

Was ginge diesem "aus dessen Fülle wollen" voraus? An welchem Punkt steht der Mensch, wenn er solches will? Hat dieses Wollen mit seiner seelischen Liebe zu Gott zu tun? Oder ist seine seelische Liebe in diesem Wollen begründet? Ist es der göttliche Geist in ihm, aus dem dieses Wollen hervorgeht - oder wird die Seele erst dann von göttlichem Geist erfüllt sein, wenn aufgrund ihrer Liebe zu Gott das Wollen so stark wird, dass sie aktiv göttlichen Geist ergreift? Wäre dann das "Wollen aus Fülle" eine Frucht aus göttlichem Geist?
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Re: Stille / Leere

Beitragvon Marsianer » Mo 6. Jun 2022, 10:55

Agape hat geschrieben:Ja, genau diese Erfahrung hält mich davon ab, so etwas je wieder tun zu wollen.

Das fasst alle "eigenen Vorsätze" ein, die im Grunde einem solchen Impuls von außen folgen, ihn quasi nur "formal" aufgreifen. Viele Menschen meinen bei soetwas, es sei ja ihr eigener Entschluß und das ist es auch und zwar so, wie Konditionierungen generell oft zu "eigenen Wünschen" führen, die jedoch nicht aus dem eigenen Innersten der Seele stammten. Das noch sicherheitshalber als allgemeine Anmerkung.
Was ginge diesem "aus dessen Fülle wollen" voraus?

Den entsprechenden Geist (ein reales Geistlebewesen, z.B. den unentstandenen Schöpfergott) zu ergreifen. "Vater" und "Sohn" und so wie im NT.
An welchem Punkt steht der Mensch, wenn er solches will?

Was wäre "solches"? Es ging da ums Stillsein, nach meinem Verständnis also erstmal um Nähe zur eigenen Seele und deren Zustand. Wenn man so will in diesem Zeiten auch eine "Loslösung vom Fleischlichen" (das ein gewisser auch innerer Einfluß ist, also zum Inneren wirkend, dieses oft erschwerend, niederziehend in der erdenverkörperten Existenz). Es ginge da noch nicht "in harter Weise" darum, welcher Geist von jemandem ergriffen würde. Jemand könnte auch von Fleischlichem mehr losgekommen dennoch weiter auch aus Finsterem wollen und tun. Und das würde dann vielleicht weit weniger "wüst" wirken, weswegen solche Wesen dann von vielen vielleicht schon für "erleuchtet" gehalten werden oder was Menschen da sonst so für Begriffe und begrenztere, flachere spirituelle Konzepte für fanden.
Hat dieses Wollen mit seiner seelischen Liebe zu Gott zu tun? Oder ist seine seelische Liebe in diesem Wollen begründet?

Es wäre zumindest ein Bedürfnis die übelsten irdischen Zustände abzulegen und freier, wieder näher zur eigenen Seele und deren Zustand zu gelangen. Das ist dann nicht gleichbedeutend mit umfassend oder völlig lichtem Antrieb.
Ist es der göttliche Geist in ihm, aus dem dieses Wollen hervorgeht - oder wird die Seele erst dann von göttlichem Geist erfüllt sein, wenn aufgrund ihrer Liebe zu Gott das Wollen so stark wird, dass sie aktiv göttlichen Geist ergreift?

Letzteres.
Wäre dann das "Wollen aus Fülle" eine Frucht aus göttlichem Geist?

Bei mir drehte es sich um das Herangehen von Wesen an Stille. "Fülle" meinte in dem, was du von mir da zitiert hattest nicht irgendeine "göttliche Fülle", sondern ein Maß in welchem es ein Herz zu irgendetwas zieht.

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Re: Stille / Leere

Beitragvon Marsianer » Di 7. Jun 2022, 11:07

Sarah hat geschrieben:(227) Vor der göttlichen Majestät sind wir sprachlos. Wer könnte es wagen, vor dem Allmächtigen das Wort zu ergreifen? Als Gott Jesaja Seine Herrlichkeit offenbart, ruft der Prophet aus: "Heilig, heilig, heilig!" Er benutzt das hebräische Wort qadosh, was zugleich heilig und geheiligt bedeutet. Dann ruft er aus: "Ich bin verloren!" Ebensogut könnten wir übersetzen: "Ich bin ganz Schweigen!" (Jes 6,5).

(228) Die Menschen aller Kulturen und aller Religionen wissen es. Vor Gott sind wir verloren und vor Seiner Größe haben unsere Worte keinen Sinn mehr. Sie sind nicht auf gleicher Höhe mit dem Unendlichen. In Afrika ist das Opfer an die pagane Gottheit nach den Gesängen und Tänzen in eine beeindruckende heilige Stille gehüllt.
Gewiss geht die heilige Stille der Christen viel weiter. Es handelt sich nicht um ein Tabu, das Gott den Menschen auferlegte, um sorgsam Seine Macht zu sichern. Im Gegenteil verlangt der wahre Gott die heilige Stille, damit er sich uns besser mitteilen kann. "Schweigt vor Gott, dem Herrn!", ruft der Prophet aus (Zef 1,7). Doch Jesaja spricht deutlicher: "Hört schweigend auf mich!" (Jes 41,1).

[...] (230) Die mit vertrauensvoller Scheu und Anbetung gefüllte Stille zu verweigern, heißt, Gott die Freiheit zu verweigern uns mit Seiner Liebe und Seiner Gegenwart zu ergreifen. Die heilige Stille hilft dem Menschen, sich fröhlich Gott zur Verfügung zu stellen. [...]

(231) Die heilige Stille ist also die einzige wahre menschliche und christliche Reaktion auf das plötzliche Auftauchen Gottes in unserem Leben. Gott scheint uns selbst zu lehren, dass Er von uns diese stille und heilige Verehrung erwartet. [...] Jede Form von Exhibitionismus, die den Eindruck eines Schauspiels erregt, muss hingegen verschwinden. [...]

(232) Die Stille lehrt uns eine wichtige Regel des geistlichen Lebens: Distanzlosigkeit fördert nicht Intimität, vielmehr ist angemessene Zurückhaltung die Bedingung für Gemeinschaft mit Gott. In der Anbetung läuft die Menschheit der Liebe entgegen. Die heilige Stille, erfüllt von angebeteter Gegenwart, verschafft Zugang zur mystischen Stille, die voll liebender Intimität ist.

Dazu ließe sich von mir her wohl viel anmerken. "Gebet", "Anbetung" ist als Begriff für viele Christen nahezu fest gefügt verbunden mit allerlei Krampf, rituelle Aktionen, oft stark durch Drängen "der Lehre" und "von Predigern" angetrieben. Aber ich denke, er blickt hier schon darüber hinaus, nur vermutlich viele Leser noch nicht.

Durch dieses ganze Textzitat zieht sich im Grunde die Frage: Zeige ich mich dir, wie ich bin? Oder zeige ich dir an dir, in der Begrenztheit deines Verstehens, wie ich bin? Wenn "Distanzlosigkeit" genannt wird, die Intimität nicht fördere, dann wird er dabei vielleicht etwas meinen, in dem sich ein Wesen einfach für sich gegenüber anderen ausagiert und diese dabei wirklich mehr ignoriert, quasi für sich instrumentalisiert, etwas mit dem anderen tut, eine Art Gemeinschaft mit diesem betreibt, die der andere an sich nicht mag. "Distanzlosigkeit" unter Menschen bedeutet in dem Sinne wohl, daß der eine nicht achtet, worin der andere zu etwas distanziert ist. Der Mensch sollte sich dem Geist Gottes nicht verschließen, ihm nicht distanziert begegnen.

Manchmal offenbart sich Gott einem Menschen "überwältigend", manche meinen offenbar, dann "offenbart er seine Herrlichkeit" und in gewisser Weise ist das ja auch korrekt. Er strahlt das Seelenwesen auf die eine oder andere Weise an in einem Grad von "Helligkeit", die er so in dem Moment nicht gut kennt. Das kann eine Richtschnur für dieses Wesen werden, ein Leuchtfeuer, dem sich auch in "der Erinnerung" folgen läßt.

Erkennt dieses Seelenwesen in seinem umnachteteren Zustand Gott darin mehr? In gewisser Weise schon und auch wieder nicht. Ich würde sagen meist weisen diese Erlebnisse hin, dazu Gott auf dem Niveau des eigenen Inneren zu begegnen. Das ist dann nicht in solcher Weise überfordernd. unüberschaubar. Aber das eigene Niveau eines Wesens ist eben dessen Niveau. Auf diesem dem Wesen zu begegnen ist wohl ein größeres Werk der göttlichen Agape, auch wenn beides unterschiedliche Dinge darstellen, die unterschiedlichen Nutzen besitzen. Wann kann besser erkannt werden?

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Re: Stille / Leere

Beitragvon Marsianer » Di 7. Jun 2022, 18:43

Irgendwie perspektivenergänzend hier passend zum Thema:

Zeitungsartikel zum Thema "oadische Stille" von vor etwa 20 Jahren. Soweit es von den bemerkenswert faktenkreativen und reklameteilfinanzieren Zeitungsschreibern verstanden worden war zumindest (siehe z.B. auch die allgemeinen Hinweise im Flugblatt "Die Konsumsekte" in der Edition von September 1999 wie noch heute auf der Homepage zu finden). ;) :(

(Die Artikelfotos wurden mal rausgenommen, ehe vielleicht wegen den Bildrechten Ärger gemacht würde.)
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

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Re: Stille / Leere

Beitragvon Agape » Di 7. Jun 2022, 19:50

Was ist von diesem Bibelkommentar zu 5Mose 18,9-14 zu halten?

Jede Form von Anbetung, bei der wir unseren Willen ausliefern, außer an Gott, ist dämonisch. Dieser Effekt kann auch bei einer falschen Form der stillen Zeit auftreten, einer Art Meditieren, ohne bewusst an den Herrn zu denken. In sogenannten „Zentren der Stille” bekommen Dämonen ein ausgezeichnetes Mittel an die Hand, um den Geist des Menschen mit allem außer Gott und seinem Wort zu füllen. Das einzige Heilmittel ist das Hören auf Gottes Wort, das uns aufruft, besonnen und nüchtern zu sein.

https://www.kingcomments.com/de/bibelstudien/5Mo/18
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Re: Stille / Leere

Beitragvon Marsianer » Di 7. Jun 2022, 21:04

kingcomments.com hat geschrieben:Jede Form von Anbetung, bei der wir unseren Willen ausliefern, außer an Gott, ist dämonisch.

Ersteinmal wäre hier wohl zu klären, was hier wohl mit "Anbetung" gemeint wäre. Die Ideen im gesamten Zitat halte ich in Bezug auf die genannte Stelle in 5Mo für kaum zwingend, höchstens soetwas wie "frei assoziierend". Und dann sollte ebenfalls geklärt werden, was der Autor wohl unter "dämonischen Einflüssen" versteht, in der Antike war "Dämon" ja noch eher ein neutralerer Begriff. Aber ja, ein solches Wesen ist nicht der eine Schöpfergott, so wie Menschen es nicht sind und nicht in diese Position gestellt werden sollten, was dann nach meinem diesbezüglichen Begriff quasi mit ungünstiger Anstrahlung gleichgesetzt werden könnte und all dem was damit zusammenhängt und hier an vielen Stellen schon öfters Thema war. Aber was das spezieller mit dieser Stelle zu tun hat? Dahingehend wirkt dieser "Kommentar" auf mich recht eisegetisch.
Dieser Effekt kann auch bei einer falschen Form der stillen Zeit auftreten, einer Art Meditieren, ohne bewusst an den Herrn zu denken. In sogenannten „Zentren der Stille” bekommen Dämonen ein ausgezeichnetes Mittel an die Hand, um den Geist des Menschen mit allem außer Gott und seinem Wort zu füllen.

Das ist in diesem Thread jetzt natürlich eine sehr spannende Darstellung. Vielleicht hat das mit verschiedenen Vorlieben in vatikanischen und protestantischen Lehrschulen zu tun. "Sola Scriptura" hat nicht selten eine gewisse Inspirationsfeindlichkeit zur Folge, habe ich öfters den Eindruck.

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Re: Stille / Leere

Beitragvon Marsianer » Mi 8. Jun 2022, 13:20

Bisher wurde die Stelle hier noch nicht zitiert, ich finde es meist recht sinnvoll das zu tun, damit alle Leser des Forums hier direkt lesen können, um was es geht und nicht jeder für sich nachschlagen braucht, wenn er nicht selbst noch andere Übersetzungen oder den jeweiligen Grundtext ansehen möchte:

"So du in das Land hereinkommst, das Jehovah, dein Gott, dir gibt, sollst du nicht lernen zu tun nach den Greueln dieser Völkerschaften. Nicht soll bei dir gefunden werden einer, der seinen Sohn und seine Tochter durch das Feuer durchgehen läßt, der Wahrsagerei treibt, ein Wolkendeuter und ein Beschwörer und ein Zauberer; ein Bannsprecher, ein Geisterfrager, ein Zeichendeuter, einer, der Tote befragt. Denn ein jeder, der solches tut, der ist Jehovah ein Greuel und dieser Greuel wegen treibt Jehovah, dein Gott, sie vor dir aus. Untadelig sollst du sein mit Jehovah, deinem Gott. Denn diese Völkerschaften, die du austreibst, hörten auf Wolkendeuter und auf Wahrsager, dir aber hat Jehovah, dein Gott, solches nicht gegeben. Einen Propheten wie mich wird Jehovah, dein Gott, dir aus deiner Mitte von deinen Brüdern erstehen lassen. Ihn sollt ihr hören." 5. Mo 18,9-15

Ersteinmal ist wohl festzustellen: Hier geht es nicht wie in vielen anderen Stellen nur speziell um den Bund Gottes mit Israel, hier geht es darüber hinaus um "Greuel" aus der Sicht Gottes.

Aber wo ist da jetzt der Punkt? Ich habe mal im Internet geschaut, was denn so zu "Wolkendeutung" in der damaligen Zeit zu lesen ist und fand auf die Schnelle eigentlich gar nichts, was schon erstaunlich ist bei etwas, das ja immerhin in der Bibel erwähnt wird. Rettung liefert nur u.a. ein Esoterikforum, wenn auch dort nur recht beiläufig. 1. Wolkenformen als Orakel; 2. Wetterdeutung wie heute in der Meteorologie; 3. "eine Gabe":
Hi
ich kenne mich ein bisschen mit wolkendeutung aus, denn ich besitze diese fähigkeit. Diese gabe liegt bei mir in der Familie falls du irgendwelche Fragen hast, dann schreib mich einfach an.

https://www.esoterikforum.at/threads/ae ... uten.41418

Eine Gabe? Inwiefern? Insgesamt bietet sich nach diesem Stand kaum mehr als ein Spielraum für mehr oder weniger naheliegende Spekulationen. Naheliegend wäre vielleicht eine Art Orakel bezogen auf Wolkenformen. Aber das wäre dann ja auch nur ein "Zeichendeuter". Also weswegen wird das mit den Wolken aufgeführt aber keine andere Art Orakel, z.B. Knochen werfen? Vielleicht war in diesen Kulturen dort Wolkendeutung besonders hip? Oder es war noch mehr als irgendeine Form von Orakel? Eventuell war da vielleicht doch "Meteorologie" gemeint? Wirklich abwegig fände ich das auch nicht, wenn man es als Parallele zum teuflisch inspirierten "Datenerheben" zwecks menschlich kalkulierter Kontrolle über Situationen sieht.

Und wenn wieder auf das zitierte "Bibelkommentar" zurückgekommen würde: Was hätte das dort Aufgeführte so hervorgehoben mit Kontakten zu Geistern, "Dämonen" zu tun? Und mit einer "Gefahr der Stille"? Irgendwelche Formen bestimmte "schicksalhafte" Bedeutungen beizumessen? Was hätte das mehr mit "Dämonen" zu tun als typische heutige Konsumsektiererei?

Was beachtet welcher Mensch in hervorgehobener Weise? Von Seiten Sarahs war schon von der "Majestät" Gottes die Rede. Heutige Bibelübersetzungen erwähnen z.B. etwas von "Verherrlichung".

"Ehre (verherrliche) deinen Vater und deine Mutter, wie dir Jehovah, dein Gott, geboten hat, auf daß deine Tage verlängert werden und daß es dir wohl gehe auf dem Boden, den Jehovah, dein Gott, dir geben wird." 5. Mo 5,16

"Wenn du aber Almosen tust, laß nicht vor dir her posaunen, wie die Heuchler tun in den Synagogen und in den Gassen, auf daß sie von den Leuten verherrlicht (δοξασθῶσιν) werden. Wahrlich, Ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin." Mt 6,2

Nehmen wir doch das Thema "Medienstar". So werden Personen bezeichnet, die in Massenmedien durch deren breite Streuung besondere Aufmerksamkeit erhalten. Dazu kann auch mündlicher Tratsch reichen oder Geschichtenerzählerei, ein verbreitetes Heldenepos oder auch biblisch-kanonische Bücher. Man lernt einen Menschen kennen, hat längere Zeit Umgang mit ihm, um dann plötzlich Menschen z.B. sagen zu sehen, dieser sei ja "ein Medienstar". Was macht das mit einem Menschen? Welche Änderungen können sich aus solchen "Labeln" ergeben? Jemand kann dann "hoch im Kurs" sein z.B.? Es wird weniger beiläufig betrachtet, sondern in gewisser Weise aufmerksamer? Oder auch nicht, denn oft wird dann auch eher ein Image betrachtet, mehr etwas wie eine "gespielte Figur", ein Symbol.

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Re: Stille / Leere

Beitragvon Marsianer » Mi 8. Jun 2022, 21:26

Wenn beide Tendenzen Stille zu beschreiben, zu ihr geradezu flehentlich hinzuweisen, auf ihre Kraft vertrauend hinzuzeigen oder sie als fragwürdig und gefährlich vorzustellen, wenn nicht "die richtigen Schutzmaßnahmen getroffen würden" zusammengeführt werden sollten, ist hierin ja im Grunde beides schon enthalten:
Sarah hat geschrieben:(104) Die großen Dinge haben ihren Anfang in der Wüste, in der Stille, in der Armut, im Zurücklassen. Schaut euch Mose, Elija, Johannes den Täufer und Jesus selbst an! Gott führt uns in die Wüste, um zu unseren Herzen zu sprechen (vgl. Hos 2,14-25). Doch die Wüste ist nicht nur ein Ort, an dem die Menschen die körperliche Prüfung des Hungers, des Durstes und der völligen Bedürftigkeit erfahren können. Sie ist auch das Land der Versuchung, wo sich die Macht des Satans zeigt. Der Teufel führt uns oft umher, um uns alle Pracht der Welt in den leuchtendsten Farben zu präsentieren und um uns davon zu überzeugen, dass wir Unrecht täten, ihr zu widersagen. Wenn wir in die Wüste gehen, tritt Jesus hervor und stellt Sich vehement der verlockenden Macht des Satans entgegen.

viewtopic.php?p=3887#p3887

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Re: Stille / Leere

Beitragvon Marsianer » Do 9. Jun 2022, 06:12

Es wäre wohl noch immer die Frage offen, was diese Bibelkommentatoren möglicherweise meinen, was geschieht, wenn ein Mensch einfach nur in die Stille geht und diese auf sich wirken läßt. Was sie unter "bewußt an den Herrn denken" verstehen. Das was da in diesem Kommentar steht, wirkt auf mich dahingehend krampfig, erinnert mich mich z.B. an "Evangelikale", deren "Dämonenbekämpfung" auf mich desöfteren eher selbst dämonisch angetrieben wirkt, die wahre Beziehung zu Gott eigentlich vor allem zerrüttend, tendenziell in einen gesetzlichen Geist führend.

Da kann wohl nur wieder etwas weiter spekuliert werden. Nach dem was dort "warnend" zu Stille steht, darf wohl bezweifelt werden, daß die Verantwortlichen sich selbst Stille einfach mal so hingegeben hatten.

Ein Punkt, den man betrachten könnte wäre eventuell, ob dort ursprünglich von irgendwem, der anfangs irgendwelchen Leuten irgenawann irgendetwas gelehrt hat, was dann wie so oft vielleicht per "stiller Post" eben in irgendwelchen Gruppen so weitertransportiert wurde, überhaupt wirklich Stille thematisiert worden sein mag oder vielleicht doch eher Fasten.
Fasten ist nicht erlaubt.

https://dvara.dhamma.org/de/verweis/tei ... edingungen

"Und da Er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte Ihn danach. Und der Versucher kam herzu und sprach zu Ihm: Wenn Du Gottes Sohn bist, so sprich, daß diese Steine sollen Brot werden." Mt 4,2+3

So klar zu trennen ist beides aus meiner Sicht grundsätzlich nicht. Viele, auch solche, die irgendwo Stille suchen, erleben so manchen Impuls in sich, der ihrem Stillsein entgegenstrebt. Innere Impulse, Aufsteigendes seelischer Dinge und so unterschiedlich ist ein Impuls den Körper mit Nahrung versorgen zu mögen davon ersteinmal nicht? Etwas drängt und dem Drängen wird nicht gefolgt. Der Körper verlangt nach Nahrung, der Mensch gibt ihm keine Nahrung. Innerlich rotieren manche Dinge wild, es wird ein gewisser Drang erfahren mitzurotieren, der Mensch sucht dennoch weiter Stille.

Aber körperlich zu fasten (nur Wasser trinken z.B.) ist auch schon noch etwas anderes, als nur Stille zu suchen, würde ich sagen.

"Da verläßt Ihn der Teufel und siehe, Engel kamen herzu und bedienten Ihn." 11
"Wer Mir folgen will, verleugne sich selbst" Mt 16,24

Es ist das eine, Stille zu erleben, darin wieder zur eigenen Seele zu finden, indem ihre Hilfeschreie endlich beachtet werden, nicht davor geflohen wird, weil es eine unschöne Situation ist die Wahrheit zum eigenen Zustand mehr und mehr zu erfassen, bis die Not des eigenen seelischen Zustands wirklich zurückgeht. Ich fände es sehr fatal, wenn aufgrund solcher Äußerungen wie in diesem Kommentar von irgendwem zu einer Bibelstelle darin quasi "gefährliches dämonisches Wirken" gesehen würde. Solche Ansichten könnten Menschen eklatant schaden, wenn sie vielleicht deswegen darauf verzichten würden insofern auf diese Hilferufe der eigenen Seele zu achten.

Fasten in Hinblick auf den Körper, auf Nahrung zielt nach meinem Verständnis in der Regel eher auf das Fleischliche hinsichtlich des Körpers selbst. Inwiefern ist der Mensch Körper und sucht letztlich immer diesen zu retten, mehr als seine Seele? Das ist dann eine Fragestellung anderer, wohl grundsätzlicherer Art. Und so wie es in der Bibel geschildert wird hängt damit auch eine "Grenze" zusammen, an der der Teufel "versucht" und dem Menschen "Macht verspricht", wie auch immer man die Beschreibung nun deuten wollte. Dem Mensch wird etwas versprochen, wenn er dem Teufel nachfolgt. Es könnte so gedeutet werden, daß darin der Mensch eine erhebliche Lösung hinsichtlich Anstrahlungsgeflechten erfahren hat (und das geschieht bei weitem nicht, weil nur irgendjemand in irgendeiner inneren Verfasstheit nichts mehr ißt, eher steht am Beginn eines solchen Fastens bereits Stille und Lust sich auch noch insofern selbst von Einflüssen des Fleischlichen zu befreien, würde ich sagen) und an dieser Schwelle dann die Frage ist, ob er insofern gänzlich den Schritt aus "Anstrahlung von der Welt" zu Gott hin geht oder sich darin gefällt im Anstrahlungsgeflecht der auf Fleischliches gerichteten Menschenseelen "nach oben zu rücken". Dem Teufel ist es egal, wer sein weltlicher Einpeitscher ist und sich in dieser "Gnade" aufgeilt.

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Re: Stille / Leere

Beitragvon Agape » Do 9. Jun 2022, 08:44

Marsianer hat geschrieben:Es wäre wohl noch immer die Frage offen, was diese Bibelkommentatoren möglicherweise meinen, was geschieht, wenn ein Mensch einfach nur in die Stille geht und diese auf sich wirken läßt. Was sie unter "bewußt an den Herrn denken" verstehen. Das was da in diesem Kommentar steht, wirkt auf mich dahingehend krampfig, erinnert mich mich z.B. an "Evangelikale", deren "Dämonenbekämpfung" auf mich desöfteren eher selbst dämonisch angetrieben wirkt, die wahre Beziehung zu Gott eigentlich vor allem zerrüttend, tendenziell in einen gesetzlichen Geist führend.

Ist es denn nicht so, dass man in der Stille in erster Linie dem begegnet, was in einem selbst bereits vorhanden ist? Kann ein Gedanke an Gott dabei etwas bewirken, wenn IHM ansonsten wenig Gedanken gewidmet werden, weil anderes doch so viel mehr Bedeutung hat? Können Dämonen, die einem Wesen ansonsten sehr fern sind, plötzlich "aus dem Nicht" heraus in der Stille auftauchen? Hätte ein solches Auftauchen nicht eventuell schon eine "Vorgeschichte", die mit "Lärm" nur zugedeckt gewesen wäre und durch die Stille wieder ins Bewusstsein käme?

Marsianer hat geschrieben:Es ist das eine, Stille zu erleben, darin wieder zur eigenen Seele zu finden, indem ihre Hilfeschreie endlich beachtet werden, nicht davor geflohen wird, weil es eine unschöne Situation ist die Wahrheit zum eigenen Zustand mehr und mehr zu erfassen, bis die Not des eigenen seelischen Zustands wirklich zurückgeht. Ich fände es sehr fatal, wenn aufgrund solcher Äußerungen wie in diesem Kommentar von irgendwem zu einer Bibelstelle darin quasi "gefährliches dämonisches Wirken" gesehen würde. Solche Ansichten könnten Menschen eklatant schaden, wenn sie vielleicht deswegen darauf verzichten würden insofern auf diese Hilferufe der eigenen Seele zu achten.

Hier stellt sich vielleicht die Frage, inwieweit ein Mensch auf solche "äusseren Stimmen" hört - oder eher dem Ruf seiner eigenen Seele folgt. Ob sein Bedürfnis nach Stille, welches aufgrund eines gelesenen Kommentars einfach unter den Tisch gewischt wird, stark genug wäre, um sich der Stille hingeben zu können?
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Re: Stille / Leere

Beitragvon Marsianer » Do 9. Jun 2022, 12:09

Agape hat geschrieben:Ist es denn nicht so, dass man in der Stille in erster Linie dem begegnet, was in einem selbst bereits vorhanden ist?

Manche Lehren im Rahmen des Christentums tendieren dazu zu meinen, die Natur des gefallenen Menschen sei quasi nur finster und ohne Eingreifen Gottes (von Jesus Christus) könnte dieser erbsündige Mensch gar nicht Gott erkennen und die Autoren dieses Bibelkommentars neigen wohlmöglich solchen Auffassungen zu (damit zusammenhängend z.B.: https://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4destination#Lutherische_Position ). Sarah beschreibt es in seinen Aussagen deutlich anders und ich mache kein Geheimnis daraus, daß ich Sarahs Sichtweise da wesentlich zutreffender finde.
Ob sein Bedürfnis nach Stille, welches aufgrund eines gelesenen Kommentars einfach unter den Tisch gewischt wird, stark genug wäre, um sich der Stille hingeben zu können?

Tja ...

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Re: Stille / Leere

Beitragvon Agape » Do 9. Jun 2022, 12:29

Marsianer hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:Ist es denn nicht so, dass man in der Stille in erster Linie dem begegnet, was in einem selbst bereits vorhanden ist?

Manche Lehren im Rahmen des Christentums tendieren dazu zu meinen, die Natur des gefallenen Menschen sei quasi nur finster und ohne Eingreifen Gottes (von Jesus Christus) könnte dieser erbsündige Mensch gar nicht Gott erkennen und die Autoren dieses Bibelkommentars neigen wohlmöglich solchen Auffassungen zu (damit zusammenhängend z.B.: https://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4destination#Lutherische_Position ).

Das könnte wohl so sein.

Wie ich bisher die Wirkung solcher Kommentare auf mich beurteile (ich gehe ja als "Anfänger" meine Bibelstudien ziemlich unbelastet von vergangenen Einflüssen an) ;): Ich finde es interessant zu beobachten, was sich beim Lesen oft in mir selbst abspielt - es sind Empfindungen verschiedener Art und nicht selten staune ich (vielleicht ähnlich einem Kind) über gewisse Aussagen, die eher "Enge" als "Weite" in mir erzeugen, so als müsste ich sie von mir abschütteln, da sie nicht zu mir gehören.
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