Agape hat geschrieben:Hm - ich meinte oben eigentlich eher „seelischen“, weniger körperlichen Schmerz. Kennst Du so etwas nicht? Hast Du noch nie einen Schmerz (ähnlich wie ein Messerstich) im Herzen verspürt?
Achso. Doch kenne ich.
„Dass sie im Unterschied zu körperlichen Schmerzen noch Jahre später so schmerzhaft sein können, ist nicht einfach nachzuvollziehen.“
Diese Schmerzen meinst du?
Louis hat geschrieben:Sieht Father Keating ähnlich.
„Leiden bedeutet, dass wir dem Schmerz Widerstand leisten. Im Evangelium drückte Jesus in seiner Aufforderung: „Widerstehe nicht dem Bösen“, aus, es wäre besser, wenn wir das nicht tun würden, dem, was wir als böse wahrnehmen, Widerstand entgegen zu bringen. Leiden ist wahrscheinlich das, was größtenteils als böse wahrgenommen wird, so wie auch der Tod. Wenn unsere Haltung dem Schmerz gegenüber wäre, dass wir ihn akzeptieren, so wie er ist, dann könnte unnützes Leiden vielleicht stark verringert werden.“
Agape hat geschrieben:Ja, gemäss eigener Erfahrung wirkt es sich bei mir wohl ganz ähnlich aus. Widerstand führt zu einer gewissen Verhärtung im Herzen, so nehme ich es jedenfalls wahr.
Widerstehst du dem Bösen?
Wie paßt das eigentlich zusammen?
„So seid nun Gott untertan. Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch.“ Jakobus 4,7
„Ich aber sage euch: Ihr sollt dem Bösen nicht widerstehen; sondern wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, so biete ihm auch die andere dar“ Matthäus 5:39
Louis hat geschrieben:Zuerst sollten wir uns bewusst sein, daß „Leiden“ nicht gleich „Schmerzen“ ist. Schmerzen könnte man vielleicht als ein Resultat von Leiden betrachten.
Agape hat geschrieben:Du meinst eine Folge davon?
Ja, könnte man so sagen.
Nochmal:
Schmerz: Im Budddhismus gibt es eine ganz klare Unterscheidung zwischen Schmerz und Leid. Schmerz gehört zum Leben aller Menschen. Wir können ihm nicht ausweichen. Niemand, egal wie bewusst, achtsam oder gesund wir leben.
Leiden: Ist ein zentraler Begriff buddhistischer Existenzerfahrung.
Leiden ist jene Konstante, die allem Dasein zugrunde liegt;
es entsteht dadurch, dass wir uns an eine Welt binden, in der nichts von Bestand ist und bewahrt werden kann.
Louis hat geschrieben:Leiden hat mit Schmerz nichts zu tun.
Agape hat geschrieben:Indem nicht jedes Leiden unbedingt Schmerz verursacht?
Auch dieses.
Schmerz gehört zum Leben aller Menschen.
Von Leiden, die entstehen indem wir uns an eine Welt binden in der nichts von Bestand ist und bewahrt werden kann, sollten wir uns entbinden.
So in etwa.
Louis hat geschrieben:Auf „alles“. Ist nicht „alles“, was wir an Gott herantragen, in einer gewissen Weise mit einer Erwartung verbunden. Selbst eine Danksagung?
Agape hat geschrieben:Heisst, eine Erwartung zu haben automatisch, davon auszugehen, dass sie erfüllt wird? Ich würde in diesem Falle eher von Hoffnung, als von Erwartung sprechen. Die Hoffnung lässt mich offen bleiben für unterschiedliche Entwicklungen - eine Erwartung ist meiner Ansicht nach eher etwas, das festhält, das meinen Blick (und mein Herz) „eng“ macht.
„Das Warten der Gerechten wird Freude werden; aber der Gottlosen Hoffnung wird verloren sein.“ Sprüche 10:28
„Der Gerechten Wunsch muß doch wohl geraten; und der Gottlosen Hoffen wird Unglück.“ Sprüche 11:23
Louis hat geschrieben:Ja, diese Lehren sind mir im großen und ganzen ein Begriff.
„Ziel aller buddhistischen Praxis ist die Überwindung des Leids durch die Realisierung des Nicht-Ich, um so die dauerhafte Befreiung im Erlöschen aller Begierden und Leiden-schaften (sic!) im vollständigen Nirv ā na [31] zu erlangen.
Gänzlich Verstanden?
Agape hat geschrieben:Hm - grundsätzlich ja - jedoch gehe ich etwas anders daran heran. Weniger „theoretisch“ - eher darin „einen Sinn begreifend“. Wenn ich Gott in meinem Herzen viel Raum gebe, weil ich ihn über alles liebe, dann ist es weniger „Überwindung“, sondern viel eher Freude, die meinen Befreiungsprozess begleitet. Verstehst Du, wie ich es meine?
Ja. Deine Herangehensweise leuchtet mir ein.
Agape hat geschrieben:Siehe oben. Je grösser die Liebe zu Gott, desto weniger Verlangen nach materiellen Dingen. Dies ist eine Art von Massstab für mich - wobei mein Verlangen nach materiellen Dingen nie besonders stark war - bei mir ist es eher die Neigung zu Bequemlichkeit, welche mich noch an materiellen Dingen anhaften lässt. Mich für materielle Dinge anzustrengen, ist mir jedoch nicht in die Wiege gelegt worden und ich habe mich stets über Menschen gewundert, die so etwas tun - als ihren einzigen Lebenszweck verstehen.
Gut.
Demzufolge mußt du dir über Leiden wenig Gedanken machen. Und Schmerz gehört zum Leben aller Menschen. ...
Louis hat geschrieben:...Die Frage die dann aber noch für mich im Raum steht: wie bringt man ein Herz zum reden? Hättest du eine Idee?
Agape hat geschrieben:Ja - auf nichts drängen, sich auf nichts versteifen, sondern Gott immer wieder liebevoll zugewandt sein - in oben erwähnter Haltung der Hoffnung - nicht Erwartung.
Hm. So weit würde ich dem zustimmen. Erwartung weniger Hoffnung würde ich sagen.
Hoffen sie „auf das kommen des Erlösers“, oder warten sie, „erwarten sie das kommen des Erlösers“? ;)
Agape hat geschrieben:Ich versuche mir nichts vorzustellen, denn Vorstellungen können in die Irre führen. Ich ahne eher, wie es sich anfühlte, als ich noch ein reines Lichtgeschöpf Gottes war - und dorthin zieht es meine Seele wieder - zurück zu meinem Ursprung.
Warum hat sich deine Seele, ein reines Lichtgeschöpf Gottes, von deinem Ursprung (vorübergehend) getrennt? Ein reines Lichtgeschöpf Gottes trennt sich doch nicht von Gott?
Agape hat geschrieben:Langmut wäre eine Frucht des Geistes. Hätte diese nichts mit Geduld zu tun? Worin bestünde diesbezüglich der Unterschied?
„Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, 23 Sanftmut und Selbstbeherrschung; dem allem widerspricht das Gesetz nicht. Alle, die zu Christus Jesus gehören, haben das Fleisch und damit ihre Leidenschaften und Begierden gekreuzigt.“
„die geduld ist eine frucht des geistes, und wo wir ungeduldig sind, handeln wir nach dem fleisch und nicht nach dem geist.“
Und manche Ungeduld bedeutet, daß man auch mal nach dem Fleisch (handeln muß) um das Ziel zu erreichen. Deswegen bin ich hier, meine Leidenschaft und Begierde, rein nach dem Geist wie im Himmel zu handeln, vorübergehend gekreuzigt.
„Gehöre“ Christus Jesus da erfüllt man, was erwartet wird.
Agape hat geschrieben: Ich würde vermuten, dass es davon abhängt, inwieweit man sich eher vom Geist - oder von den Begierden des Fleisches leiten lässt?
Ja. Von welchem Geist? Gibt mehrere. Der eigene Geist, der Geist Gottes, der heilige Geist... welcher ist gemeint, von welchem Geist läßt du dich leiten?
Agape hat geschrieben:Wobei „Mitgefühl“ und "Mitleid“ meiner Ansicht nach nicht dasselbe ist. Ersteres nimmt wahr, „was ist“, verstrickt sich selbst aber nicht wie Letzteres im Leid des anderen, sondern bleibt in seiner stabilen Mitte - kann aus dieser Stabilität heraus agieren. Ist jemand in Mitleid gefangen, hat er eventuell die Verbindung mit seinem inneren Zentrum verloren und agiert infolgedessen eher aus konditioniertem Verhalten heraus, zum Beispiel einer eher „angelernten“ Ethik und Moral folgend.
Mitgefühl ist keine Schwäche und Mitleid nicht so zart wie Liebe.
Nichts des zu Trotz:
„Gott hat das Selbstmitleid an die Seite der Verzweiflung gestellt wie das Heilmittel an die Seite der Krankheit“. Tränen, aus einem tiefen Mitleid heraus, als Heilmittel für andere (weiß kaum einer).
Agape hat geschrieben:Ja, das stimmt? Was könnte denn beispielsweise hinter Schuldgefühlen stehen?
Louis hat geschrieben:Z.B. ein nicht Göttliches Handeln.
Agape hat geschrieben:Welches dann ein schlechtes Gewissen zur Folge hätte. Und anstatt bei sich selbst hinzuschauen, werden andere für das eigene Handeln verantwortlich gemacht - die Schuld wird nach aussen projiziert.
So endet es nicht selten, wie man es täglich miterlebt.
Agape hat geschrieben:Um dieser Idealvorstellung zur Wirklichkeit zu verhelfen, wäre gemäss meines derzeitigen Wissens genügend starke Willenskraft im Herzen notwendig. Und dieser Willenskraft läge (ungeteilte) seelische Liebe zu Gott zugrunde. Ich habe „ungeteilte“ bewusst in Klammern gesetzt - denn ich vermute, dass es diesbezüglich bei mir noch hakt.
Louis hat geschrieben:Wieso bringst du Gott keine „ungeteilte“ Liebe entgegen? Woran erkennst du das? Hat sich Christus beschwert?
Agape hat geschrieben:Nein, ich erkenne bei mir Blockaden, die mich geistig zurzeit zurückhalten. Würden solche Blockaden bestehen, wenn ich keine anderen „Väter“ neben Gott hätte?
Die Blockaden können nicht so schwerwiegend sein, wenn sich Christus bisher nicht beschwerte? Blockaden, was für Blockaden?, bedeuten doch nicht schlussfolgernd, daß du andere Väter neben Gott hast?
Wieviel „Väter“ gibt es denn? Definierst du „Vater“ genauso wie Marsianer?
Oder definierst du „Vater“ wie Marsianer, weil er es so definiert?
Das erste Gebot: „Du sollt keine anderen Götter neben mir haben“ (2Mo 20,3).
Lese nichts von: Du sollst keine anderen Väter neben mir haben.
„Schaut ihr mich, schaut ihr den Vater“... Wo liest du was von Väter, wie kommst du darauf?
Agape hat geschrieben:Ja - nach der Endzeit „das neue Jerusalem“. Und was geschieht mit den Menschen, die geistig noch nicht so weit sind?
Louis hat geschrieben:Sehr gute Frage. Hatten sie nicht lange genug Zeit, sich geistig zu entwickeln?
Agape hat geschrieben:Offenbar nicht lange genug. Vor allem wurden wohl immer wieder falsche Entscheidungen getroffen, welche nicht aus Liebe zu Gott, sondern aus Liebe zu Fleischlichem erfolgten. Wie vielen Menschen ist es bewusst, dass sie nicht ihr Körper sind, dass ihre Werke des Fleisches sie „niederdrücken“, in der Materie gefangen halten? Dass alles Materielle vergänglich ist und letztendlich nur die Liebe im Herzen zählt? Lernt man so etwas in der Schule?
Ja. Was lernt man sonst in den Schulen außer Dinge die man im Leben nicht gebrauchen kann? (Meine Meinung, halte von unserem „Bildungs“System reichlich wenig)
Hm. Offenbar nicht lange genug? Wie lange würdest du ihnen Zeit geben? Was nützt denjenigen noch mehr Zeit? Ist es nicht auch da wie in der Schule? Manche kapieren es nie, ganz nach dem Motto: Wer lernt und nicht selber denkt ist verloren?
„dass ihre Werke des Fleisches sie „niederdrücken“, in der Materie gefangen halten? Dass alles Materielle vergänglich ist...“ Siehst du Agape, das Wort Leiden selbst definiert. ;)
Agape hat geschrieben:Wäre es „unbewussten“ Menschen dann überhaupt möglich, dies vollumfänglich „zu sehen“?
Ist es „unbewußten “ Menschen derzeit möglich, ihn zu erkennen?
Möglich schon, erkennen sie ihn?
Was ist schon „unbewußt “ und „bewußt“? Fest im Glaube würde ich es nennen.
Nicht das Materielle sondern Gott zu lieben würde bedeuten, ihn zu erkennen.
(In keiner Zeit wäre es einfacher gewesen...)
Louis hat geschrieben:Hm. „Geistig mehr sehen“... Wer entscheidet das wer „mehr sieht“?
Agape hat geschrieben:Letztendlich das Seelenwesen, das sich für einen bestimmten „Vater“ entschieden hat? Ist es nicht so, dass lichter Geist „mehr sieht“ als finsterer?
Manchmal habe ich das Gefühl du würdest im Sinne von Marsianer antworten, seine Worte verwenden. Wieso? ich z.B. kenne nur einen Vater, auch wenn Marsianer das anders sieht. Vertraue keinem blind, egal wer es ist. Man kann natürlich Dinge übernehmen, letztendlich solltest du auf dein Herz hören, Gott spricht mit dir, kannst ihn alles fragen, falls du dir mal unsicher wärst.
Lichter Geist sieht nicht „mehr“, weitsichtiger und klarer würde ich es nennen.
Louis hat geschrieben:Vor allem „Geistig mehr sehen können“... Wieso sollten andere „mehr sehen können“ wie ich? Es mag schon möglich sein „Geistig mehr sehen zu können“, aber dann möchte ich selbst dazu gehören. So sollte deine Einstellung sein. :)
Agape hat geschrieben:Nichts mehr als das - und dennoch gibt es da offenbar noch Dinge, welche diesem „möchten“ entgegenstehen.
Wenn diesem „möchten“ was entgegensteht, bist du nur es selbst, sonst niemand.
Denk immer daran: du bist ein reines Lichtgeschöpf Gottes. So hast du dich selbst definiert. Entrümple was dir eventuell entgegensteht und suche den Weg, der Christus ist. Falls du ihn nicht findest, bitte Gott Geist, im Stillen, darum. ;)
Wem du Glauben schenken sollst? Gott und deinem Herzen.
Louis hat geschrieben:Zudem, geht es um die Liebe.
Agape hat geschrieben:Ja.
Gut, mehr brauchst du nicht als Agape, Agape.
Agape hat geschrieben:Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass „Liebe“ in dieser Form, wie ich sie empfinde und weitergebe, teils nicht ankommt und eher angezweifelt wird, weil ich nicht genügend zu erfassen in der Lage sei, um andere wirklich verstehen zu können.
Da muss doch was dran sein, sonst würde ich diese Erfahrung wohl kaum machen?
Denke nicht das da was dran ist, ich spüre deine Liebe, die du weiter gibst. Viele wissen nicht wie man, daß man so etwas in einem Gespräch spüren kann. ich schon, bin überzeugt, daß du auf dem richtigen Weg bist, ihn bald findest...