Anders ist es, wenn wir Mitgefühl für jemanden haben. Auch wenn beide Emotionen sehr nah beieinander liegen, gibt es einen entscheidenden Unterschied. Denn fühlen wir mit jemandem mit, haben wir genug emotionalen Abstand, um eine objektive Sichtweise einzunehmen. Der Schlüssel, um zum Fels in der Brandung zu werden.
Diese Erklärungsversion wirkt auf mich nicht so überzeugend. "Mitleid" ist in hinduistisch-buddhistischen Kreisen oft ein Thema, häufig weil gerade im Buddhismus es als Ideal gilt alles Leiden, die Ursachen dafür zu überwinden und Mitleiden ja auch ein Leiden wäre. Wobei in diesem Yoga-Wiki (also wohl hinduistisch) die Thematik noch wieder anders präsentiert wird:
Mitleid ist evolutionsbiologisch begründet: Zum Überleben dem Menschen war es notwendig, dass andere Mitglieder des Stamms sich um die Notleidenden kümmern. Schon Kinder zucken zusammen wenn sie sehen, dass jemand anderes sich verletzt. Sie fühlen es, wenn es jemand anderem schlecht geht. Zwar kann sich der Mensch auch abwenden vom Leiden anderer - und muss es auch, um nicht überwältigt zu werden. Dennoch ist Mitleid etwas, das was die Menschen miteinander verbindet. Der Sanskrit Ausdruck für Mitleid ist Karuna. Karuna heißt auch Mitgefühl.
Mitleid und Mitgefühl hängen eng miteinander zusammen. Mitgefühl drückt noch mehr den Aspekt der Nächstenliebe aus. Im heutigen Gebrauch von Mitleid schwingt oft die Angst vor Überheblichkeit mit. Heutzutage spricht man lieber von Mitgefühl als Mitleid. Ein leidender Mensch freut sich über Mitgefühl, mag aber nicht das Objekt des Mitleids sein. In früheren Zeiten wurde häufiger der Ausdruck "Mitleid" verwendet - und hatte auch hauptsächlich positive Konnotationen.
Mitleid ist die starke Anteilnahme am Leid eines anderen. Mitleid heißt, dass man das Leiden des anderen teilt. Mitleid ist eine besondere Fähigkeit des Menschen. Mitleid veranlasst den Menschen, sich auch um andere zu kümmern. Mitleid löst den Menschen von seiner Ichbezogenheit, seinem Ego. Mitleid muss in tätige Nächstenliebe münden. Durch Mitleid setzt sich der Mensch für andere ein und bemüht sich um eine bessere Welt.
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[Swami Sivananda:] Durch Mitleid machst du das Elend eines andern zu deinem und durch deren Lindern, befreist du dich auch selbst: Erbarmen, Teilnahme, Kameradschaftsgefühl, Verbundenheit, Verständnis, Anteilnahme, Loslassschmerz, Nachsicht sind sinnverwandt mit Mitleid. Viele Menschen sind teilnahmslos. Sie haben kein Mitleid. Sie sind selbstsüchtig. Sie schenken höchstens ihrem eigenen Kind ein teures Auto. Sie geben vielleicht viel Geld für Benzin aus. Aber sie werden nicht eine Rupie ausgeben, um das Leiden armer Menschen zu lindern. Sie haben ihre Augen und Ohren verschlossen. Sie hören die Schmerzschreie notleidender Menschen nicht. Sie sehen nicht den Tränenstrom, der bei den Nachbarn fließt. Sie verschließen ihrer Türen und laben sich sattdessen an süße Nachspeisen wie Rasagulla, Kalakand und Parottas.
Die ganze Welt ist eine Familie, Wir sind Kinder Gottes. Die ganze Welt ist dein Zuhause. Spüre es. Öffne dein Herz für Mitleid. Teile, was du hast, mit anderen. Trockne die Tränen Leidender. Gott wird dich segnen. Pflege Mitleid. Habe ein mitfühlendes, sanftes Herz. Erkenne und verstehe die Leiden anderer und sei immer bereit, ihnen zu helfen. Mitleid ist Stärke. Mitleid gibt dir Kraft und Freude. Es bereite deinen Geist auf den Übergang des göttlichen Lichtes, zum Gotterleben vor: Möge Mitleid in deinem Herzen erwachen und wachsen. Mitleid ist das Gefühl für die Leiden anderer. Wo Mitleid wohnt, dort ist der Frieden Gottes. Es ist das Gefühl von Leid und Schmerz, wachgerufen durch Prüfungen, Missgeschicke oder Notlagen anderer, verbunden mit einem Wunsch zu helfen oder zu lindern.
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[Sukadev Bretz] Mitleid hat im Deutschen keinen allzu guten Ruf, man spricht deshalb mehr von Mitgefühl statt von Mitleid.
Aber welches Gefühl hast du, wenn jemand anderes leidet und du mit ihm fühlst? Wenn du mit ihm fühlst, dann fühlst du sein Leid, also hast du Mitleid. In diesem Sinne, - Mitgefühl, wenn jemand anders leidet, heißt Mitleid. Mitgefühl, wenn jemand sich freut, ist Mitfreude, darüber habe ich ja auch schon mal einen Vortrag gehalten.
Mitleid ist also die Fähigkeit, mit einem anderen zu fühlen, sein Leid zu teilen und das hilft oft. Oft spricht man auch von Beileid, wenn jemand gestorben ist. Der Grund, weshalb Mitleid etwas in Verruf geraten ist, sind zwei Gründe. Erstens, Mitleid kann heißen, dass man es von oben herab hat: "Ich bemitleide dich." Das heißt irgendwo, "du leidest, ich zeige dir jetzt mein Mitleid", das heißt, "ich bin groß, du bist klein und ich gehe von meinem Thron etwas herab und ich leide mit dir."
Das ist so etwas, in einer Gesellschaft, wo Gleichheit als etwas Wichtiges gilt, das auch etwas Gutes und Wichtiges ist, ist dieses Mitleid etwas in Verruf geraten. Ein zweiter Grund ist, wenn jemand leidet und der andere geht zu sehr in das Leid hinein und verliert genauso den Überblick wie der andere, dann ist auch nicht geholfen.
Und wenn nachher der, dem du das Mitleid schenkst, dich trösten muss, weil du so mitleidest, dann ist dem auch nicht geholfen, der braucht nämlich Hilfe und muss nicht irgendwo dich jetzt trösten. Das sind so zwei Gründe, weshalb das Mitleid etwas in Verruf geraten ist und durch Mitgefühl ersetzt wird und durchaus, heutzutage spricht man eher von Mitgefühl als von Mitleid und das hat auch seine guten Gründe.
Aber das Grundprinzip von Mitleid ist auch heute klar. Wenn jemand leidet, dann hilft es ihm, wenn er merkt, er liegt anderen am Herzen, der andere spürt den Schmerz, fühlt ihn etwas. Und durch dieses Mitgefühl, das er dabei bekommt, entsteht auch etwas Heilung.
Man weiß heute, dass so genannte soziale Unterstützung besonders gut ist, Social Support sagt man auf Englisch. Ist also eigentlich nicht sozial im Sinne von, dass man irgendwo Sozialhilfe bezieht, sondern hier heißt das, dass Menschen im Bekannten-, Verwandten-Kreis, im Freundeskreis da sind.
Wenn jemand einen großen Verlust hat und er hat andere Menschen, die für ihn da sind, ihm Mitgefühl zeigen und irgendwo mit einem fühlen, dann ist dieser Verlust und auch schwierige Situationen und schwierige Erfahrungen sehr viel leichter zu verarbeiten als wenn man das nicht hat.
Wenn du also jemanden siehst, dem es nicht so gut geht, dann zeige ihm dein Mitleid. Nicht von oben herab, sondern höre dir es an und du musst keine Ratschläge geben, es reicht aus, einfach nur zuzuhören, zu nicken, evtl. das Leiden des anderen anzuerkennen, evtl. einfach nur einen Moment zu schweigen, evtl. die Hand auf die Schulter zu legen, oder irgendeine andere Gesten des Mitgefühls zu machen.
https://wiki.yoga-vidya.de/Mitleidchrist hat geschrieben:Mitgefühl zu haben ist wohl eine Sache. Aber Mitgefühl zeigen eine andere? Wenn man Mitgefühl hat, wie zeigt man sie dann der Person, zu der man mitgefühl hat?
Ich habe es öfters so gelesen, daß Mitgefühl eben auch Agapeliebe entsprechen kann? Dem anderen Gutes wünschen, deswegen auch tätig werden? Aber nicht "ins Leiden gehen", was wohl oft bedeuten würde selbst an irdischen Dingen zu hängen und zu leiden, weil man z.B. ein schlechtes Gefühl bekommt und daran denkt auch wie die anderen irdisch etwas verlieren zu können. Um anderen (seelisch-geistig) Gutes zu wünschen, ist es nicht erforderlich selbst zu leiden. Oben wird Leid in seinem Nutzen z.B. in den Zusammenhang gestellt als ein Gegengewicht gegenüber kalt Irdisches anstrebender Haltung zu wirken.