Geborgenheit und Erdnußmethode

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Marsianer
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Geborgenheit und Erdnußmethode

Beitragvon Marsianer » Sa 19. Jun 2021, 06:29

In schriftbasierter Begegnung wie auf Social-Media-Plattformen erleben sich viele Teilnehmer als "mit dabei", indem sie aktiv sind, sich mitteilen. (Andere empfinden jedoch ein "mit dabei sein", selbst wenn sie nur mitlesen.) Im körperlichen Zusammensein ist das nicht unbedingt so. Körperliche Präsenz ist auch wahrnehmbar, wenn jemand nicht aktiv etwas tut, etwas "leistet". Jemand sitzt z.B. einfach nur da und wird von anderen gesehen. Da sitzt derjenige. In schriftbasierter Begegnung bleiben etlichen Teilnehmern offenbar aber eher nur diejenigen anderen präsent, "gegenwärtig", indem sie eben aktiv bleiben, man etwas von ihnen lesen kann, sie vielleichr neue Bilder posten. Wenn sie das nicht tun, geraten sie für viele aus dem Blick. Wenn ein engerer Kontakt bestand kann es sein, daß jemand dann vermisst wird. Während jemand, der auch nach Monaten noch da sitzt nicht in dem Sinne vermisst würde. Er sitzt da ja. Aber der aktivere Umgang würde eventuell schon vermisst werden.

Eine Aktivitätsfixierung kann zu Auszehrung führen, zu Verflachung in einer Erdnußgemeinschaft. Dabei könnte Geborgenheit empfunden werden, auch wenn jemand erreichbar wäre, wenn etwas wäre? Dann könnte Geborgenheit sein, (aus Erfahrung) sich recht sicher zu sein, daß jemand auf einen stimmig eingeht, wenn etwas anliegt.

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Re: Geborgenheit und Erdnußmethode

Beitragvon Agape » Sa 19. Jun 2021, 08:26

Marsianer hat geschrieben:In schriftbasierter Begegnung bleiben etlichen Teilnehmern offenbar aber eher nur diejenigen anderen präsent, "gegenwärtig", indem sie eben aktiv bleiben, man etwas von ihnen lesen kann, sie vielleichr neue Bilder posten. Wenn sie das nicht tun, geraten sie für viele aus dem Blick.

Ebenfalls relevant ist in diesem Zusammenhang oft nicht nur die Aktivität eines Teilnehmers, sondern dass er auch schreibt, was die Mehrheit gerne lesen möchte. Tut er das nicht, besteht die Gefahr, dass er (nicht selten gewaltsam) aus dem Blickfeld entfernt wird, indem man ihn nicht beachtet oder mehr oder weniger zu verstehen gibt, dass sein Dabeisein nicht mehr erwünscht ist.

Eine Aktivitätsfixierung kann zu Auszehrung führen, zu Verflachung in einer Erdnußgemeinschaft.

Ein Dialog, der vorwiegend auf oben genanntem basiert, droht in eine "Plauderei" auszuarten, was dem Potenzial, das Schriftkommunikation in der Erdnussgemeinschaft in sich trägt, in keiner Weise gerecht wird. Hier ginge es um echte Begegnung und nicht um blossen Austausch von Banalitäten auf Höflichkeitsbasis.

Dabei könnte Geborgenheit empfunden werden, auch wenn jemand erreichbar wäre, wenn etwas wäre? Dann könnte Geborgenheit sein, (aus Erfahrung) sich recht sicher zu sein, daß jemand auf einen stimmig eingeht, wenn etwas anliegt.

Ja, wobei dieses "stimmig eingehen" nicht immer dem entspricht, was im Augenblick als bequem empfunden würde. Aber distanziert man sich von diesem Anspruch und lässt sich eher auf Klarheit und Wahrheit ein, kann die tiefe Qualität, die ein solcher Austausch in sich trägt - Geborgenheit im wahrsten Sinne des Wortes und nicht bloss illusorische Träumerei - erfahren werden.
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Marsianer
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Re: Geborgenheit und Erdnußmethode

Beitragvon Marsianer » Sa 19. Jun 2021, 10:46

Agape hat geschrieben:Ebenfalls relevant ist in diesem Zusammenhang oft nicht nur die Aktivität eines Teilnehmers, sondern dass er auch schreibt, was die Mehrheit gerne lesen möchte.

In "Zusammensein" geht es ja meist um irgendeine Art von spezieller Verbundenheit. Es ist nicht egal, welcher Mensch da etwas tut und was er tut.
Tut er das nicht, besteht die Gefahr, dass er (nicht selten gewaltsam) aus dem Blickfeld entfernt wird, indem man ihn nicht beachtet oder mehr oder weniger zu verstehen gibt, dass sein Dabeisein nicht mehr erwünscht ist.

Ja, allerdings.
Ein Dialog, der vorwiegend auf oben genanntem basiert, droht in eine "Plauderei" auszuarten, was dem Potenzial, das Schriftkommunikation in der Erdnussgemeinschaft in sich trägt, in keiner Weise gerecht wird. Hier ginge es um echte Begegnung und nicht um blossen Austausch von Banalitäten auf Höflichkeitsbasis.

Hier ginge es um Präsenz, sich die irgendwie zu sichern. Auch während körperlichen Treffen findet soetwas statt, wenn eine größere Anzahl Menschen zusammen ist und viele zu einer Zeit vor allem nur einen oder einige wenige zu beachten pflegen. Da kommen dann wohl auch meist nicht die tiefsinnigsten, intimsten Gespräche bei raus. So herum wäre fast wieder im Vordergrund stehend, daß die Erdnußkommunikation solche Effekte teils bewußt verhindern oder zumindest reduzieren möchte. Für mich stand hier jedoch die Fragen im Vordergrund, wieso viele Menschen wohl während Erdnußkommunikation soetwas wie Geborgenheit nicht empfinden, wohl eher noch verschärft einen Druck dahin verspüren aktiv zu sein, um sich "in Verbindung" seiend zu erleben.
Ja, wobei dieses "stimmig eingehen" nicht immer dem entspricht, was im Augenblick als bequem empfunden würde.

Du meinst für einige ist "bequem" und "geborgen" einander nah? Es kann wohl darauf ankommen, was sich jemand von Zusammensein erhofft. In die Tiefe gehen, sich zu soetwas austauschen? Oder eher soetwas wie gemeinsam in der Sonne braten? Wobei es während solcher Situationen ja durchaus auch zu tiefergehenden Gesprächen kommen könnte (in denen man einander näherkommt zu Punkten, die einen innerlich bewegen). Das findet nach meiner Beobachtung durchaus gerne locker unverkrampft als eine Art Plauderei statt, jedoch nicht als eine Art Plauderei, die eher nur Leere zu füllen versucht.
Aber distanziert man sich von diesem Anspruch und lässt sich eher auf Klarheit und Wahrheit ein, kann die tiefe Qualität, die ein solcher Austausch in sich trägt - Geborgenheit im wahrsten Sinne des Wortes und nicht bloss illusorische Träumerei - erfahren werden.

Aha.

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Re: Geborgenheit und Erdnußmethode

Beitragvon Agape » Sa 19. Jun 2021, 11:52

Marsianer hat geschrieben:In "Zusammensein" geht es ja meist um irgendeine Art von spezieller Verbundenheit. Es ist nicht egal, welcher Mensch da etwas tut und was er tut.

Es ist auch kein Zufall, dass gewisse Menschen etwas Bestimmtes zusammen tun.

Für mich stand hier jedoch die Fragen im Vordergrund, wieso viele Menschen wohl während Erdnußkommunikation soetwas wie Geborgenheit nicht empfinden, wohl eher noch verschärft einen Druck dahin verspüren aktiv zu sein, um sich "in Verbindung" seiend zu erleben.

Um Geborgenheit empfinden zu können, ist eine Offenheit des Herzens voraussetzend. Um sich öffnen zu können, ist es bedeutsam, dem Gegenüber grundsätzlich wohlwollend gesinnt zu sein, auch wenn man sich dabei auf Neues einlässt, das nicht kontrollier- und voraussehbar ist. Ein Mangel an Wohlwollen - auch sich selbst gegenüber - wird eventuell mit Aktivität kompensiert, weil man entsprechende Erfahrungen aus körperlichen Treffen mitbringt und diese auf die Erdnusskommunikation überträgt. Eine solche Herzöffnung macht jedoch auch "verletzbarer" und eigenes Mangelempfinden steigt möglicherweise ins Bewusstsein auf. In der Folge kann ein Empfinden von "Ausgeliefert- und Verlassensein" auftauchen, was wiederum den Druck erhöht, sich in Verbindung erleben zu wollen, um damit der Konfrontation mit sich selbst auszuweichen. Anstelle eines Dialoges und der Begegnung mit dem Gegenüber als vordergründiges Erleben, gerät der Austausch eher zu einem Monolog, worin man um sein Selbstbild ringt, welches ins Wanken geraten ist, und darüber wird vergessen, wozu ursprünglich die schriftliche Begegnung gedacht wäre.

Du meinst für einige ist "bequem" und "geborgen" einander nah?

Ich meine, dass etliche Menschen Geborgenheit mit Harmonieempfinden verwechseln. Um sich geborgen fühlen zu können, sollten gewisse Bedingungen erfüllt sein. Dazu gehören ein Gefühl des "Umsorgtseins" und die Gewissheit, dem anderen zu gefallen, um damit ein Empfinden von Harmonie sicherzustellen.

Das findet nach meiner Beobachtung durchaus gerne locker unverkrampft als eine Art Plauderei statt, jedoch nicht als eine Art Plauderei, die eher nur Leere zu füllen versucht.

Ja, auf die dahinterliegende Motivation einer "Plauderei" kommt es wohl massgeblich an.
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Re: Geborgenheit und Erdnußmethode

Beitragvon Marsianer » So 20. Jun 2021, 08:56

Agape hat geschrieben:Um Geborgenheit empfinden zu können, ist eine Offenheit des Herzens voraussetzend.

Wobei es um individuell verschiedene sich mit der Zeit vielleicht auch wandelnde Bereiche ginge, die einen Menschen innerlich wirklich bewegen. Wenn er sich dazu anderen nicht öffnet, bleibt er mit dem was ihn da bewegt alleine. Manchmal mag das passen (etwa wenn jemand sich selbst noch kaum über wichtige Teile davon klar ist), oft suchen Menschen diesbezüglich aber Gemeinschaft. Aber verschiedene Kontakte können auch ganz verschiedene Themen haben, in denen Berührungen stattfinden. Viele Menschen suchen wohl auch "Geborgenheit" einer Art, daß in einem solchen Kontakt der andere wenigstens mit größerer Wahrscheinlichkeit kein übler Feind wäre, der einem stark schaden kann? Dann könnte "Geborgenheit" auch sehr darin liegen, was jemand als nicht stattfindend erlebt.
Um sich öffnen zu können, ist es bedeutsam, dem Gegenüber grundsätzlich wohlwollend gesinnt zu sein, auch wenn man sich dabei auf Neues einlässt, das nicht kontrollier- und voraussehbar ist. Ein Mangel an Wohlwollen - auch sich selbst gegenüber - wird eventuell mit Aktivität kompensiert, weil man entsprechende Erfahrungen aus körperlichen Treffen mitbringt und diese auf die Erdnusskommunikation überträgt.

Und wie würde so eine "Erdnußbegegnung in Wohlwollen" aussehen?
Eine solche Herzöffnung macht jedoch auch "verletzbarer"

Etwas, das oft gesagt wird.
eigenes Mangelempfinden steigt möglicherweise ins Bewusstsein auf.

Wo war das Empfinden denn vorher?
In der Folge kann ein Empfinden von "Ausgeliefert- und Verlassensein" auftauchen, was wiederum den Druck erhöht, sich in Verbindung erleben zu wollen, um damit der Konfrontation mit sich selbst auszuweichen. Anstelle eines Dialoges und der Begegnung mit dem Gegenüber als vordergründiges Erleben, gerät der Austausch eher zu einem Monolog, worin man um sein Selbstbild ringt, welches ins Wanken geraten ist, und darüber wird vergessen, wozu ursprünglich die schriftliche Begegnung gedacht wäre.

Aha, dann ginge es also um ein eigenes Gleichgewicht? Vielleicht wenn es um Leute geht, die selbst sonst bisher eher vor der Stille flohen?
Ich meine, dass etliche Menschen Geborgenheit mit Harmonieempfinden verwechseln.

Harmonie würde dann für "bequem" stehen? Meinem Harmonieverständnis wäre das wohl recht fern. Das hätte eher mit "Ineinandergreifen" zu tun, wenn das mal so genannt würde. Auch etwas, das leicht ist, weil es wenig eher lästige Reibung gäbe.
Um sich geborgen fühlen zu können, sollten gewisse Bedingungen erfüllt sein. Dazu gehören ein Gefühl des "Umsorgtseins"

Aha? Was mich angeht zweifle ich da etwas.
und die Gewissheit, dem anderen zu gefallen,

Aha?
um damit ein Empfinden von Harmonie sicherzustellen.

Dann wäre hier beides doch wieder etwas Ähnliches?

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Re: Geborgenheit und Erdnußmethode

Beitragvon Agape » So 20. Jun 2021, 10:01

Marsianer hat geschrieben:Viele Menschen suchen wohl auch "Geborgenheit" einer Art, daß in einem solchen Kontakt der andere wenigstens mit größerer Wahrscheinlichkeit kein übler Feind wäre, der einem stark schaden kann? Dann könnte "Geborgenheit" auch sehr darin liegen, was jemand als nicht stattfindend erlebt.

Auch um das sichere Gefühl zu bekommen, dass es sich beim Gegenüber um keinen feindselig eingestellten Menschen handelt, wäre ein sich Einlassen auf Herzensebene voraussetzend.

Und wie würde so eine "Erdnußbegegnung in Wohlwollen" aussehen?

Beispielsweise indem davon ausgegangen wird, dass keiner der sich Begegnenden dem anderen gegenüber feindselig eingestellt ist, sondern dass die gesamte, in den Austausch einfliessende Energie anstatt von Misstrauen, von einem gegenseitigen Interesse geprägt ist, das (innere) Wesen des anderen kennenzulernen.

Etwas, das oft gesagt wird.

Wo es nicht bereits Wunden gibt, ist Verletzbarkeit kein grosses Thema mehr.

Wo war das Empfinden denn vorher?

Möglicherweise in einen Bereich verdrängt, der dem Individuum nur noch schwer zugänglich ist, jedoch von einem wachen Gegenüber wahrgenommen und aufgezeigt werden kann.

Aha, dann ginge es also um ein eigenes Gleichgewicht? Vielleicht wenn es um Leute geht, die selbst sonst bisher eher vor der Stille flohen?

Einerseits vor der Stille, andererseits aber auch vor Begegnungen, die nicht nur an der Oberfläche schwimmen, sondern von bereits oben erwähntem gegenseitigem Interesse am Wesen des anderen geprägt sind.

Harmonie würde dann für "bequem" stehen?

Bequem im Sinne von "nichts in sich bewegen/verändern (lassen) wollen".

Meinem Harmonieverständnis wäre das wohl recht fern. Das hätte eher mit "Ineinandergreifen" zu tun, wenn das mal so genannt würde. Auch etwas, das leicht ist, weil es wenig eher lästige Reibung gäbe.

Ich könnte mir vorstellen, dass dieses Verständnis von Harmonie bei den wenigsten Menschen vorliegt.

Aha? Was mich angeht zweifle ich da etwas.

Ja, das ginge wohl mit oben genannten Verständnis von Harmonie Hand in Hand.

Dann wäre hier beides doch wieder etwas Ähnliches?

Harmonie und Geborgenheit unterscheiden sich weniger in ihrer Qualität, sondern eher darin, was der einzelne Mensch darunter versteht und ob allenfalls Blockaden vorliegen, welche ihn daran hindern, diese bei Begegnungen (in der Erdnusskommunikation) empfinden zu können.
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Re: Geborgenheit und Erdnußmethode

Beitragvon Marsianer » So 20. Jun 2021, 10:43

Agape hat geschrieben:Auch um das sichere Gefühl zu bekommen, dass es sich beim Gegenüber um keinen feindselig eingestellten Menschen handelt, wäre ein sich Einlassen auf Herzensebene voraussetzend.

In diesem Fall vielleicht nicht so sehr. Es wäre im Grunde noch ein "Belauern", aber eines das zumindest für eine Seite sich auch geborgen anfühlen könnte, weil manches als darin nicht so vorkommend erlebt würde.
Beispielsweise indem davon ausgegangen wird, dass keiner der sich Begegnenden dem anderen gegenüber feindselig eingestellt ist, sondern dass die gesamte, in den Austausch einfliessende Energie anstatt von Misstrauen, von einem gegenseitigen Interesse geprägt ist, das (innere) Wesen des anderen kennenzulernen.

Das liest sich für mich wieder wie "du erschaffst deine Realität". Ich würde dann eher sagen, indem man sich bewußt verletzbar macht, das in Kauf nimmt, zumindest wenn nicht entsprechend deutliche Zeichen gewisse künftig möglicherweise auftretende Probleme schon nahelegen?
Einerseits vor der Stille, andererseits aber auch vor Begegnungen, die nicht nur an der Oberfläche schwimmen, sondern von bereits oben erwähntem gegenseitigem Interesse am Wesen des anderen geprägt sind.

Aha.
Ich könnte mir vorstellen, dass dieses Verständnis von Harmonie bei den wenigsten Menschen vorliegt.

Tatsächlich?

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Re: Geborgenheit und Erdnußmethode

Beitragvon Agape » So 20. Jun 2021, 11:17

Marsianer hat geschrieben:In diesem Fall vielleicht nicht so sehr. Es wäre im Grunde noch ein "Belauern", aber eines das zumindest für eine Seite sich auch geborgen anfühlen könnte, weil manches als darin nicht so vorkommend erlebt würde.

Ja.

Ich würde dann eher sagen, indem man sich bewußt verletzbar macht, das in Kauf nimmt, zumindest wenn nicht entsprechend deutliche Zeichen gewisse künftig möglicherweise auftretende Probleme schon nahelegen?

Ich selbst empfinde das genauso. Aber ich kann dieses Empfinden erfahrungsgemäss bei den wenigsten Menschen wahrnehmen.

Tatsächlich?

Hast Du bisher andere Erfahrungen damit gemacht?
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Re: Geborgenheit und Erdnußmethode

Beitragvon Marsianer » So 20. Jun 2021, 12:54

Agape hat geschrieben:Ich selbst empfinde das genauso. Aber ich kann dieses Empfinden erfahrungsgemäss bei den wenigsten Menschen wahrnehmen.

Sich öffnen ist für mich das eine. Verletztlich sein ist dagegen eher etwas, das auch viel mit dem Menschen zu tun haben dürfte, der dann so empfinden würde. Oft geht es da wohl um innere Unklarheiten, Unordnung. Um Bereiche, in denen sie mit sich selbst im Unreinen sind. Aber in gewisser Weise "verletzend" wäre vielleicht für mich zu erfahren, daß ich wieder von jemandem kaum verstanden würde.
Hast Du bisher andere Erfahrungen damit gemacht?

Es ist vielleicht keiner der Begriffe, über die ich mich bereits mit vielen Menschen genauer austauschte.

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Re: Geborgenheit und Erdnußmethode

Beitragvon Agape » So 20. Jun 2021, 13:30

Marsianer hat geschrieben:Sich öffnen ist für mich das eine. Verletztlich sein ist dagegen eher etwas, das auch viel mit dem Menschen zu tun haben dürfte, der dann so empfinden würde. Oft geht es da wohl um innere Unklarheiten, Unordnung. Um Bereiche, in denen sie mit sich selbst im Unreinen sind.

Etwas "Unversehrtes" ist eher wenig empfänglich für Verletzungen. Etwas, das schon verletzt ist, zieht viel eher etwas anderes an, das diese, noch nicht verheilte Verletzung wieder aufreisst, da die auf natürliche Weise schützende Umgebung noch nicht stark genug ist, um ihre Funktion zu erfüllen. Wunden wollen jedoch geheilt werden und suchen nach passenden Gelegenheiten. Sind diese vom Menschen selbst her nicht gegeben, da dieser sich seinen Verletzungen nicht stellen, sich mit ihnen nicht befassen will, übernehmen es oft andere Menschen, ihm diese Gelegenheiten zu bieten. Und dazu ist eine Begegnung im Rahmen der Erdnusskommunikation geradezu prädestiniert.

Aber in gewisser Weise "verletzend" wäre vielleicht für mich zu erfahren, daß ich wieder von jemandem kaum verstanden würde.

Ja. Vermutlich noch verstärkt, wenn jemand auch diese Tatsache nicht versteht - wenn er darauf mit Abwehr, Flucht oder Aggression reagiert.
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Re: Geborgenheit und Erdnußmethode

Beitragvon Goldmädchen » So 20. Jun 2021, 20:43

Euer Gespräch war etwas schwer für mich zu begreifen. Aber den Teil hier habe ich verstanden und wollte etwas dazu sagen und fragen.
Etwas, das schon verletzt ist, zieht viel eher etwas anderes an, das diese, noch nicht verheilte Verletzung wieder aufreisst, da die auf natürliche Weise schützende Umgebung noch nicht stark genug ist, um ihre Funktion zu erfüllen. Wunden wollen jedoch geheilt werden und suchen nach passenden Gelegenheiten. Sind diese vom Menschen selbst her nicht gegeben, da dieser sich seinen Verletzungen nicht stellen, sich mit ihnen nicht befassen will, übernehmen es oft andere Menschen, ihm diese Gelegenheiten zu bieten.


@ Agape
meinst du mit der schützende Umgebung, etwas das in einem ist oder etwas im Außen ? Ich kann bestätigen, dass wenn jemand sich aufgrund von z.B Konflikten mit anderen, sich verletzt fühlt und sehr geschwächt fühlt, nur noch Ruhe haben möchte, einen Raum um sich zu erholen braucht ( er/ sie das Erlebte erstmal heilen lassen muss, er / sie aber nicht weiß, wie es dazu kommen konnte, was sie / er dazu beigetragen hat, es sich auch momentan nicht ankucken mag, es verdrängt, er / sie einfach nur Ruhe braucht, zwischenmenschliche konfliktfreie Zeit und sich darum auch etwas vor anderen Menschen fürchtet, besonderer Art von Menschen, solche welche ihn an die Menschen erinnern mit denen er/ sie vorher einen größeren Konflikt hatte ) dass dann andere Menschen einen leicht triggern können und es so scheint, dass dann immer wieder Situationen und Personen auftauchen, die diesen Konflikt wieder erleben lassen. Bis man begreift, was man selbst mit dafür kann. So kommt es mir vor. Es könnten die Spiegelungen von einem sein ( diese Personen ). Manchmal habe ich daraus etwas gelernt ( durch dieses ständige getriggert werden ) über mich etwas gelernt, manchmal wohl bis heute nicht. Aber mehr daraus gelernt über mich. Schwierig ist es, wenn man diese Rolle hat, dem anderen seine Fehler zu zeigen, es sind oft Verletzungen, welche Menschen zu unheilvollem Verhalten bringen anderen gegenüber. Oder ? Bei manchen nur sich selbst gegenüber, sie haben aber keinen Nerv auf bestimmte Art Menschen, lehnen sie ab. Aber damit schadet man demjenigen nicht, dachte ich immer. Spreche hier von mir. Ich habe oft andere innerlich abgelehnt und es nie so erkannt, dass ich ihnen damit schaden würde. Eigentlich sehe ich es immer noch so, dass dies dem anderen nicht schadet, solange ich diese Personen in Ruhe lasse.
Es kommt mir so vor, dass es auch öfter so ist das beide etwas daraus lernen, der der getriggert wird und der andere, der ja auch irgendwie getriggert worden sein muss, sonst würde es nicht zu einem Streit kommen. Dazu gehören ja immer zwei oder ? Es sei denn einer provoziert so extrem, dass der Friedliche sich wehren muss. Schwer ist sicher wenn man jemanden helfen möchte der / die jenige aber traumatische Erlebnisse hatte, dafür braucht es gute psychologische Kenntnisse um diese zu lösen und wäre zu viel verlangt wenn das jeder machen müsste, auch ein zu hoher Anspruch an sich selber. Traumatische Erlebnisse können auch dazu führen, dass sich jemand feindselig, egoistisch anderen gegenüber verhält oder ? Da ist es nicht so einfach zu helfen, eher muss man dann auf sich aufpassen, dass man nicht verletzt wird oder ? Aber du schriebst ja auch " oft übernehmen das andere Menschen " denjenigen dazu zu bringen sich seinen Verletzungen zu stellen. Das heißt nicht immer. Und bei Solchen können es nur gut geschulte oder sehr feinfühlige, selbst sehr gefestigte Menschen. Oder -und so meintest Du das sicher, stellen sich Menschen ihren Schatten oder ihren Verletzungen von sich selber aus. Aber bestimmt hat es dazu auch Trigger von außen gebraucht oder etwas sehr Schönes, ein schönes Erleben mit Menschen. Ein Impuls, der muss nicht immer als Angriff empfunden werden.

Agape
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Re: Geborgenheit und Erdnußmethode

Beitragvon Agape » Mo 21. Jun 2021, 15:12

Goldmädchen hat geschrieben:Euer Gespräch war etwas schwer für mich zu begreifen.

Möchtest Du, dass auf gewisse Punkte näher eingegangen wird?

meinst du mit der schützende Umgebung, etwas das in einem ist oder etwas im Außen ?

Es geht dabei um unser Inneres und war eher im Sinne einer Metapher gemeint. Vergleichsweise kann jedoch auch eine körperliche Verletzung herbeigezogen werden und jeder von uns weiss ja aus eigener Erfahrung, wie lange es je nachdem dauern kann, bis eine Verletzung verheilt ist und nicht mehr empfindlich reagiert, wenn sie berührt oder sonstigen Strapazen im Alltagsleben ausgesetzt ist.
Auch in unserer Seele gibt es solche Verletzungen, die noch nicht verheilt sind, weil sie nicht gebührend "versorgt" wurden und man ihnen keine Aufmerksamkeit geschenkt hat. Vielleicht hat man eine dicke Schicht von Heftpflastern draufgeklebt, jedoch sich danach nicht mehr darum gekümmert und geschaut, dass unter den Pflastern Verhältnisse herrschen, die einer Heilung nicht entgegenstehen.
Im übertragenen Sinne würde das heissen, dass wir oft erst wieder an die ungeheilte Verletzung denken, wenn daran gerührt wird, wenn jemand eventuell die verletzte Stelle aufspürt, die Pflaster abreisst und die Wunde in der Folge wieder ungeschützt frei liegt, sodass es nicht viel braucht, um sie wieder aufreissen und von Neuem bluten zu lassen. Nun erleiden wir wiederum Schmerz und werden dazu aufgefordert, uns eingehender darum zu kümmern, achtsamer vorzugehen als in der Vergangenheit und nicht ein weiteres Mal nur mit Heftpflastern zu operieren, sondern tägliche Wundpflege zu betreiben, dabei mit (Selbst)Liebe und Sorgfalt vorzugehen und vor allem nicht durch Gefühle wie Hass, Rache und ähnlichem Salz in die Wunde zu streuen und sie dadurch immer wieder aufs neue zu reizen, vielleicht sogar eine Sepsis (Blutvergiftung) zu verursachen, die sich dann über den ganzen Körper ausbreitet und eine Folge davon sein kann, dass Schuld nach aussen projiziert wird, anstatt Selbstverantwortung zu übernehmen und der Wunde durch Vergebung zur Heilung zu verhelfen.

Schwierig ist es, wenn man diese Rolle hat, dem anderen seine Fehler zu zeigen, es sind oft Verletzungen, welche Menschen zu unheilvollem Verhalten bringen anderen gegenüber. Oder ?

Meistens weiss ja der Betreffende gar nichts von seiner Rolle und sein allenfalls unheilvolles Verhalten unterläge in jedem Falle seiner eigenen Verantwortung - ob dieses nun bewusst oder unbewusst mit einer bestehenden Verletzung im Gegenüber in Zusammenhang gebracht wird.

Ich habe oft andere innerlich abgelehnt und es nie so erkannt, dass ich ihnen damit schaden würde. Eigentlich sehe ich es immer noch so, dass dies dem anderen nicht schadet, solange ich diese Personen in Ruhe lasse.

Wenn Deine Absicht nicht war, dem anderen zu schaden, dann würde vielleicht eher die Frage im Raum stehen, weshalb Du in Dir Ablehnung empfindest - es ginge also mehr um Dich als um die andere Person. Denn ein Gefühl der Ablehnung als Saat würde dann in Deinem eigenen Leben wiederum Ablehnung als Ernte nach sich ziehen. Oder das Empfinden von Ablehnung wäre sogar eine Auswirkung von Ursachen, die Du selbst gesetzt hast.

Es kommt mir so vor, dass es auch öfter so ist das beide etwas daraus lernen, der der getriggert wird und der andere, der ja auch irgendwie getriggert worden sein muss, sonst würde es nicht zu einem Streit kommen. Dazu gehören ja immer zwei oder ?

Wenn sich beide zugleich auf einen Streit miteinander einlassen, so würde ich schon sagen, dass es mit beiden zu tun hat. Es entspräche der Entscheidung von beiden, streiten zu wollen.

Traumatische Erlebnisse können auch dazu führen, dass sich jemand feindselig, egoistisch anderen gegenüber verhält oder ?

Sie können dazu führen, wenn der Betreffende es beabsichtigt. Wenn jemand aber begriffen hat, dass seine Erlebnisse etwas mit ihm selbst zu tun haben, dann wird er vermutlich anders damit umgehen, als Du es oben beschrieben hast und Selbstverantwortung dafür übernehmen können.

Da ist es nicht so einfach zu helfen, eher muss man dann auf sich aufpassen, dass man nicht verletzt wird oder ?

Du kannst jemandem nur wirklich helfen, der sich auch helfen lassen will - also im Prinzip Hilfe im Sinne von Selbsthilfe leisten. Wenn jemand auf diese Hilfe mit Angriff, Flucht oder Verteidigung etc. reagiert, ist es wohl sinnvoller, ihm keine weitere Hilfe aufzudrängen.

Aber du schriebst ja auch " oft übernehmen das andere Menschen " denjenigen dazu zu bringen sich seinen Verletzungen zu stellen. Das heißt nicht immer.

Ja, jedoch oft in Unwissenheit darüber, dass sie dies tun. Es kann sogar sein, dass es bei ihnen um ähnliche Themen geht und sie deshalb Resonanz dazu aufweisen.

Oder -und so meintest Du das sicher, stellen sich Menschen ihren Schatten oder ihren Verletzungen von sich selber aus. Aber bestimmt hat es dazu auch Trigger von außen gebraucht oder etwas sehr Schönes, ein schönes Erleben mit Menschen. Ein Impuls, der muss nicht immer als Angriff empfunden werden.

Ja, ich glaube, dass es hier ganz verschiedene Umstände und Situationen gibt, die alle nicht auf Zufall beruhen. Wenn ein Impuls als Angriff empfunden wird, wäre wohl nicht selten auch noch Angriffsenergie in sich selbst auszumachen und es würde sicherlich nicht verkehrt sein, im eigenen Inneren danach zu forschen und allenfalls aufzuräumen.
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