Verwirklichung vs mystisches Erfahren

Ein maximal zensurfreies Gesprächsangebot im Rahmen oadischer Entwicklungszusammenarbeit: Zufriedenwerden, Yoga, Xenographie, Wissenschaft(skritik), Verstehenlernen, Umweltschutz, Träume, Spiritualität, Religion, Quantenwelt, Permakultur, Oadischsein, Nachrichten, Minimalismus, Liebeleben, Konsumsekte, Jesus, Inspiration, Heimat, Gott, Freidenker, Esoterik, Denken, Christenheit, Buddhismus, Aussteigen ~ (Gastzugang unter Name & Passwort = Anonym)
Marsianer
Beiträge: 4027
Registriert: Sa 3. Okt 2015, 11:42

Verwirklichung vs mystisches Erfahren

Beitragvon Marsianer » Do 20. Jun 2024, 20:18

Sri Chinmoy hat geschrieben:Gott-Verwirklichung ist etwas unendlich viel Höheres als eine mystische Erfahrung. In einer mystischen Erfahrung erlebst du Gottes Gegenwart als etwas sehr Inniges und Zartes, aber sie ist nicht von Dauer. Sobald du eine mystische Erfahrung hast, kannst du sie auch wieder verlieren. Aber Gott-Verwirklichung kannst du nicht verlieren; sie ist von Dauer. Hast du einmal Gott verwirklicht, verlierst du niemals mehr, was du hast.
Dichter haben bisweilen mystische Erfahrungen. Ein Dichter kann sehr hohes Licht empfangen, verbunden mit einem tiefen mystischen Erlebnis. Doch nachdem er seine Gedichte vollendet hat, wird das Bewusstsein des Dichters oft wieder ungöttlich, und dann kann er seine mystische Erfahrung nicht aufrecht erhalten. Eine mystische Erfahrung ist keine anhaltende Erfahrung. Doch nach der Gott-Verwirklichung wird eine mystische Erfahrung bleibende Kraft haben und kann dauerhaft werden. Es besteht also ein großer Unterschied zwischen Gott-Verwirklichung und einer mystischen Erfahrung. Gott-Verwirklichung ist etwas Unendliches, Ewiges und Wahres. Eine mystische Erfahrung ist göttlich, aber wenn eine mystische Erfahrung nicht nach der Gott-Verwirklichung kommt, hält sie nicht an. Ein Mystiker ist einem Yogi weit unterlegen. Es gibt keinen Vergleich. Ein Yogi dient ständig und bedingungslos dem Supreme und hat fortwährend Gotteserfahrungen. Ein Mystiker ist mit der Erfahrung an sich zufrieden. Er möchte in das Weisheits-Licht eindringen, aber er kümmert sich nicht um die Welt. Der Yogi kümmert sich um die Welt. Der Mystiker will nur die Erfahrung, und er will, dass sie ihn schließlich mit Gott verschmelzen lässt.

[...]

Der Ausdruck „Mystiker“ ist sehr vage und kompliziert. Nicht alle der spanischen Mystiker waren verwirklicht, aber einige von ihnen waren es definitiv! Viele von ihnen betraten die mystische Welt für eine gewisse Zeit und schrieben Gedichte und so weiter. Aber warum nur nach den spanischen Mystikern fragen? Es hat viele Mystiker gegeben, aber nur sehr wenige waren verwirklicht. Wenn sie allerdings zu echten Gottliebenden, echten Suchern wurden, dann waren sie nicht länger nur Mystiker. Von diesem Gesichtspunkt aus kann ich sagen, dass ein Yogi einem Mystiker unendlich überlegen ist.

http://www.weisheitsrichinmoys.com/themen/gott-verwirklichung-selbst-verwirklichung

Marsianer
Beiträge: 4027
Registriert: Sa 3. Okt 2015, 11:42

Re: Verwirklichung vs mystisches Erfahren

Beitragvon Marsianer » Fr 21. Jun 2024, 08:35

Bei den "spanischen Mystikern" ging es dort vermutlich um Juan de la Cruz (Johannes vom Kreuz), Theresa von Avila und deren Umfeld. Sri Chinmoy macht also die Aussage, daß manche dieser Mystiker "verwirklicht" gewesen seien. Bei der Betrachtung zum "Karmelberg" hatte ich in früheren Beiträgen hier im Forum ja zitiert, wie es ihm auch nach eigenem Verständnis wohl darum ging, nicht nur vereinzelte mystische Erfahrungen zu machen und denen in der Erinnerung nachzuhängen, sondern das Vorübergegangene nicht festzuhalten und sich dem Lebendigen zuzuwenden, etwas das nach meinem Verständnis von dem, was er vermutlich meinte eben nicht vorübergehend wäre und geistig lebendig bleibend. Das identifiziert Sri Chinmoy also als "Verwirklichung" und führt aus, ein Yogi habe ständig Gotteserfahrungen (Jeder, der sich so nennt? Wohl kaum, auch davon abgesehen von der Frage welche Erfahrung wie weit wirklich fester mit Gott im christlichen Sinn zu tun haben würde?), wobei die Frage wäre, ob er z.B. Johannes vom Kreuz in seinen Absichten richtig verstanden hatte oder da eher die bei Hinduisten verbreitete "kulturelle Aneignung" betrieb, eigene Ansichten in fremde begriffliche Konzepte zu gießen, die eigentlich was anderes aussagen.

Aber es wirkt auf mich schon interessant, daß er diese Aussage so machte. Was versteht er also nach seinen Ansätzen genauer unter "Verwirklichung"?
Sri Chinmoy hat geschrieben:Im Augenblick haben wir das Gefühl, unsere Nase oder unsere Augen stünden uns am nächsten. Doch wenn wir Gott verwirklichen, werden wir erkennen, dass Er uns näher steht als unsere Augen oder die eigene Nase - nur fehlt uns derzeit noch die nötige innere Schau, um Ihn sehen zu können.

Es ist also nur das Menschliche in uns, das Gott verwirklichen muss, nicht aber die Seele [psychic being]. Die Aufgabe der Seele ist es, Gott auf der ganzen Welt zu manifestieren, denn dafür ist sie in diese Welt gekommen.

[...]

Im Augenblick musst du nur in Erinnerung behalten, dass du ein göttliches Instrument bist. Du betest zu Gott, dir Licht zu schenken, damit du der Unwissenheit entrinnen kannst. Du magst zwar sagen, dass du die Seele bist, aber wenn dich jemand anschreit, wird deine "Seelenverwirklichung" schnell wieder dahin sein! Es genügt also nicht, vom Verstand her zu sagen: "Ich bin die Seele, ich bin die Seele." Nur wenn du wirklich bedeutsame Erfahrungen der inneren Höhen machst und es dir auch gelingt, diese im Alltag umzusetzen, kannst du fühlen, dass du wirklich die Seele bist. Steckst du hingegen tief in der Unwissenheit, nützt es dir nichts zu sagen: "Ich bin Brahman. Ich verkörpere die höchste Höhe", nur weil du in einem Buch gelesen hast, dass alles Brahman ist.

http://www.weisheitsrichinmoys.com/themen/seele
Im Augenblick mühen wir uns mit unserem Verstand. Der Verstand sagt: „Ich muss etwas erreichen. Ich muss nachdenken, wie ich meinen Plan ausführen kann.“ Aber Gott tut das nicht. Gott sieht die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft auf einem Blick. Wenn wir eins mit Gott sind, wenn wir uns durch beständiges inneres Streben mit Gottes Bewusstsein identifizieren, dann wird, was immer wir tun, spontan getan werden. Dann werden wir nicht den Verstand benutzen, sondern stets aus unserem eigenen inneren Bewusstsein heraus handeln, mit unserer intuitiven Kraft. Und wenn wir diese intuitive Kraft entwickeln, können wir leicht handeln, ohne einen Plan zu haben. In jedem Augenblick wird sich die Möglichkeit der vollständigen Manifestation, die sich vollziehen soll, unmittelbar vor uns verwirklichen.

[...]

Mit Hilfe des Verstandes haben sich die Wissenschaft und die physische Welt in gewaltigem Ausmaß weiterentwickelt. Da der Verstand unsere höchste Errungenschaft ist, neigen wir dazu, uns Gott als ein Wesen mit dem höchstentwickelten Verstand zu denken. Aber Gott ist kein mentales Wesen. Gott handelt nicht aus dem Verstand heraus. Er braucht keine mentale Formulierung, wie wir sie gebrauchen, um zu handeln. Gott braucht keine Ideen mit einem Verstand zu formulieren.
Ein Mensch denkt gewöhnlich, bevor er handelt. Aber bei Gott ist es anders. Gott gebraucht Seine Willenskraft, die, während sie sieht, zugleich handelt und wird. Gottes Sehen, Handeln und Werden sind unmittelbar und gleichzeitig.

[...]

Die weite Ausdehnung des Verstandes kann der Strebende einige Minuten lang erfahren, wenn er in einer sehr hohen, tiefen Meditation ist. Nur die verwirklichte Seele kann in diese weite Ausdehnung des Verstandes eintreten und dort unbegrenzt verweilen. Aber eigentlich machen wir einen Fehler, wenn wir von einer „Ausdehnung des Verstandes“ sprechen. In dem Zustand, auf den ich mich beziehe, gibt es keinen Verstand, dort wurde der Verstand transzendiert.
Wir haben das Gefühl, was wir erfahren sei die Ausdehnung des Verstandes. Aber tatsächlich ist es die Überschreitung des Verstandes. Im Verstand gibt es Form, gibt es Grenzen. Doch wenn wir von der weiten Ausdehnung sprechen, ist es etwas jenseits der Domäne des Verstandes. Es ist eine weite Ausdehnung von Licht, Bewusstsein, Frieden und Glückseligkeit.

http://www.weisheitsrichinmoys.com/themen/verstand
Die Erfahrung des Nirwana ist allen Gottverwirklichten Seelen zugänglich. Aber andauerndes Nirwana ist für jene, die mit dem statischen Aspekt des höchsten Brahman zufrieden sein wollen. Wenn man sowohl den statischen als auch den dynamischen Aspekt des Supreme verkörpern will, dann sollte man über das Nirwana hinausgehen und in den Bereich der Manifestation eintreten.

http://www.weisheitsrichinmoys.com/themen/nirvana
Das menschliche Ego plagt uns ohne Unterlass. Doch wenn wir das göttliche Ego haben, das uns fühlen lässt: „Ich bin Gottes Sohn, ich bin Gottes Tochter“, dann werden wir unser Dasein nicht vom Rest der Schöpfung Gottes trennen. Gott ist allwissend, allmächtig und allgegenwärtig. Wenn Er alles ist, wenn Er überall ist, und ich Sein Sohn bin, wie kann ich dann auf einen bestimmten Ort begrenzt sein? Dieses göttliche Ego oder dieser göttliche Stolz sind absolut notwendig. „Ich kann mich nicht den Vergnügungen der Unwissenheit überlassen. Ich bin Gottes Kind. Es ist mein Geburtsrecht, Ihn zu verwirklichen, Ihn in mir und in jedem Menschen zu entdecken. Er ist mein Vater. Wenn Er so göttlich sein kann, warum soll ich es nicht können? Ich kam von Ihm, vom Absoluten, vom Supreme, deshalb sollte auch ich göttlich sein.“ Dieser göttliche Stolz muss zum Vorschein kommen. Das gewöhnliche Ego, das uns ständig bindet, muss verwandelt werden. Das göttliche Ego, der göttliche Stolz, der das Universum sein eigen nennt, sollte unsere einzige Wahl sein.
Das Ego befasst sich nur mit der Person und ihren Besitztümern. Wenn wir uns mit dem universellen Bewusstsein befassen, werden wir zum ganzen Universum. In diesem Bewusstsein handeln wir nicht wie ein winziges Einzelwesen, das nur sich selbst sein eigen nennt und fühlt: „Das ist mein Eigentum. Das ist meine Fähigkeit. Das ist meine Errungenschaft.“ Nein, dann werden wir sagen: „Alle Errungenschaften sind mein. Es gibt nichts, das ich nicht mein eigen nennen kann.“

http://www.weisheitsrichinmoys.com/themen/ego
Vorwort: Hier erläutert Sri Chinmoy den indischen Begriff des Avatars – einer vollkommen verwirklichten Seele – und ihrer Bedeutung für die Erde.

[...]

Sri Chinmoy: Die großen Seelen, die befreiten Seelen, die verwirklichten Seelen, die Retter der Erde kommen in diese Welt, um die Welt zu transformieren, doch es ist praktisch vergeblich. Sie kommen, können aber kaum etwas erreichen.

http://www.weisheitsrichinmoys.com/themen/avatar
Ich habe Gott in einer vergangenen Inkarnation verwirklicht. Doch ich musste in diesem Leben viele Jahre hart arbeiten, um das Buch der Verwirklichung wieder aufzufrischen, vor allem während der ersten drei oder vier Jahre. Ich brauchte zwanzig Jahre, um den Inhalt dieses Buches vollständig aufzufrischen. Es dauert immer lange Zeit. In seiner vorherigen Inkarnation war Ramakrishna eine befreite Seele, doch es dauerte sehr lange, bis er in dieser Inkarnation Mutter Kali verwirklichte. Er verwirklichte Kali nicht plötzlich. Sobald er Gott jedoch verwirklicht hatte, war es für ihn sehr leicht, Gott in zwei weiteren Formen – der moslemischen und der christlichen – zu verwirklichen. Wenn es jedoch darum geht, jemanden für die Manifestation auf Erden zu erhalten, so ist das wirklich schwierig. Jemanden wie Vivekananda zu bekommen ist äußerst schwierig. Wer hätte Ramakrishna manifestiert, wenn Vivekananda nicht in den Westen gekommen wäre? Niemand. Verwirklichung selbst ist sehr schwierig, aber Ramakrishna erreichte sie. Er war der Körper, doch zur Manifestation brauchen wir auch Arme und Beine. Es ist wie bei einem Baum: ein Stamm alleine genügt nicht, es gehören auch Zweige dazu. Wenn keine Zweige vorhanden sind, wird niemand einen Stamm einen "Baum" nennen.

[...]

Habe ich denn befreite Seelen unter meinen Schülern? Ich möchte, dass meine Schüler meditieren und dann in diesem Bewusstsein arbeiten. Inneres Streben und Manifestation – diese beiden Dinge gehen Hand in Hand. Während man manifestiert, strebt man. Manifestation ist auch eine Form des Strebens und kann von innerem Streben nicht getrennt werden. Indem man etwas manifestiert, strebt man nach mehr Wissen, mehr Licht, mehr Weisheit.

[...]

Jesus wäre der erste gewesen, seinen Jüngern Verwirklichung zu schenken, doch welcher von ihnen war bereit, sie zu empfangen? Der eine verriet ihn, der andere verleugnete ihn, ein dritter zweifelte an ihm. Seine Schüler taten ihm alles mögliche an. Einige von ihnen erhielten keine Gelegenheit dazu, sonst hätten auch sie Ungöttliches getan. Dies ist das Schicksal aller spirituellen Meister.

http://www.weisheitsrichinmoys.com/themen/avatar?page=1
Ein Avatar bedeutet, ein direkter Vertreter Gottes zu sein – Gott in menschlicher Form. Ob Christus ein Avatar war, hängt vom Glauben jedes Einzelnen ab. Ich kann aufgrund meiner eigenen Verwirklichung etwas sagen und aufgrund eurer Verwirklichung könnt ihr etwas anderes sagen. Aufgrund meiner eigenen Verwirklichung möchte ich sagen, dass er immer ein Avatar war, immer ein Avatar ist und immer ein Avatar sein wird. Das ist meine persönliche Meinung und wenn andere es bestreiten wollen, haben sie die Freiheit, es zu tun. Ein Avatar ist jemand, der das höchste Absolute direkt repräsentiert, der Gottes Vision und Wirklichkeit zugleich verkörpert. Christus verkörperte die Vision und manifestierte die Wirklichkeit zugleich. Er verkörperte sie nicht nur, er verkörpert sie immer noch und er wird Gottes Vision und Wirklichkeit zusammen mit Krishna, Ramakrishna und anderen ewig verkörpern. All diese Meister kamen von derselben Wurzel, nur ihre Namen waren verschieden. Diesen Augenblick sagen wir Krishna, weil wir die Form Krishnas gern haben. Im nächsten Augenblick ist uns vielleicht Buddhas Form lieber und wir nennen ihn Buddha. Wieder einen Augenblick später nennen wir ihn vielleicht Christus. Doch sie sind ewig eins: Christus, Buddha, Krishna, Ramakrishna und die anderen Avatare.

[...]

In Indien sind viele Menschen verrückt geworden, weil sie ständig an die Verwirklichung Buddhas, Krishnas oder Ramakrishnas dachten, statt an ihren eigenen Weg: Meditation. Sie gelangten dadurch zu der Überzeugung, dass sie selbst das Bewusstsein Krishnas oder Buddhas hätten und verloren ihren Verstand. In Bangladesch gab es viele Menschen, die physisch stark waren, die vitale oder mentale Stärke besaßen und deshalb ständig an Vivekananda dachten, bis sie das Gefühl erhielten, dass sie selbst ein Vivekananda seien. Doch sobald sie geprüft wurden, sobald sie der Welt gegenüberstanden, erkannten sie, dass sie nur unbedeutende Geschöpfe waren.

http://www.weisheitsrichinmoys.com/themen/avatar?page=2
Ein Yogi ist eine völlig verwirklichte Seele. Höher als eine verwirklichte Seele ist ein Teilavatar, ein Angsha Avatar. Höher als ein Teilavatar ist ein voller Avatar, ein Purna Avatar. Ein Yogi kann sich mit einer gewissen Anzahl von Menschen, mit einem Teil der Menschheit befassen, ein Avatar mit der ganzen Welt. Ein Yogi handelt im Stillen; ein Avatar handelt dynamisch und spricht mit innerer Sicherheit. Ein Yogi ist eine Pflanze; ein Avatar ist ein riesiger, hoher Baum.

http://www.weisheitsrichinmoys.com/themen/avatar?page=3

Marsianer
Beiträge: 4027
Registriert: Sa 3. Okt 2015, 11:42

Re: Verwirklichung vs mystisches Erfahren

Beitragvon Marsianer » Fr 28. Jun 2024, 13:16

Prajna - wahres Wissen

Kommentar zum 48. Vers im Kapitel 1 zu Yoga Sutra von Patanjali

48. ऋतंबया तत्र प्रऻा ॥ ४८॥

rtanbhara tatr prajna

Dieses Wissen, was in diesem Zustand erlangt wird, ist wahres Wissen. Was man dort, tatra Rtanbhara heißt erfährt, das ist Prajna ist wahres Wissen, höchste Erkenntnis.

Das höchste Wissen kommt aus Samadhi, die direkte intuitive Wahrheit. Wenn du in Samadhi bist und dort heraus kommst, kann es dir passieren, dass plötzlich etwas ganz klar ist.

Drei Quellen korrekten Wissens

Kommentar zum 49. Vers im Kapitel 1 zu Yoga Sutra von Patanjali

49. श्रतु ानभु ानप्रऻाभ्याभ अ् न्यणवषमा णवशषे ाथत्वय ात ॥् ४९॥

shrutanumanaprajnabhyam anyavishayaa vishesharthatvat

Wissen aus Zeugnis und Schlussfolgerung, ist dem Wissen aus höheren Zuständen des Bewusstseins nicht gleich. Denn es ist auf ein bestimmtes Objekt gerichtet.

Damit bezieht sich Patanjali auf die 3 Quellen korrekten Wissens:

1. Schlussfolgerung
2. Zeugnis, Aussagen Anderer und die Schriften
3. Direkte Wahrnehmung (Sinnliche und Direkte Wahrnehmung in Samadhi)

Diese intuitive Wahrnehmung, die ist letztlich die höchste Wahrheit. Es ist schön aus Schriften zu lesen, dass es die Erleuchtung gibt und das es Gott gibt, das die ganze Welt eine Manifestation des Göttlichen ist. Es ist auch schön darüber nachzudenken und festzustellen, logisch muss es so sein.

Aber es wird für dich dann zur lebendigen Erfahrung in Samadhi. In Samadhi bekommst du das direkte Wissen über Gott. Danach ist Gott keine Glaubensfrage, keine Vertrauensfrage mehr auch keine logische Theologie, sondern Erfahrung.

Direkte Wahrnehmung schafft tiefe Eindrücke

Kommentar zum 50. Vers im Kapitel 1 zu Yoga Sutra von Patanjali

50. तज्ज् संस्कायो न्यसंस्कायप्रणतफिी ॥ ५०॥

tajjah sanskaro nyasanskarapratibandhi

Die daraus entstanden Eindrücke, samskaras ersetzten alle anderen.

Wenn du aus diesen Samadhi heraus kommst, bist du wieder im Normalbewusstsein. Du siehst, hörst wie andere. Du hast weiter Emotionen und kannst Denken. Aber ein machtvoller Eindruck im Unterbewusstsein bleibt übrig. Eine Samskara die so stark ist, stärker als alle anderen.

Wenn du einmal die Gegenwart Gottes sehr intensiv erfahren hast, bleibt das. Wenn du dich einmal erfahren hast, als das Selbst aller Wesen, bleibt das selbst im Normalbewusstsein. Wenn du einmal erkannt hast, dass die ganze Welt letztlich eine Manifestation des Göttlichen ist, bleibt das auch wenn du wieder alles siehst, schmeckst, riechst wie vorher.

Samadhi ist eben nicht nur eine Glückserfahrung, wo anschließend alles wieder normal ist. Sie ist eine transformierende Erfahrung, wo nachher alles anders ist.

Durch Überwindung der Glückszustände folgt der samenlose Zustand

Kommentar zum 51. Vers im Kapitel 1 zu Yoga Sutra von Patanjali

51. तस्याणऩ णनयोध ेसवणयनयोधाणिफीज् सभाणध् ॥ ५१॥

tasyapi nirodhe sarvanirodhannirbijah samadhih

Wird auch dieses zur Ruhe gebracht und so alles zur Ruhe gebracht, tritt man in den samenlosen Zustand des Samadhi ein.

Tasya api Nirodhah wenn auch das zur Ruhe gebracht wird, also selbst die erhabenen Glückszustände zur Ruhe gebracht werden, selbst die Erfahrung der Wahrheit zur Ruhe gebracht wird, dann Sarva Nirodhah, wenn dann alles zur Ruhe gebracht worden ist, Nirbijah Samadhi, dann erfährst du den höchsten Samadhi.

Darum geht es, dort wollen wir hinkommen. Vollkommene Ruhe des Geistes so hat Patanjali zum 2. Vers gesagt, yogashchittavrittinirodhah, Yoga ist das zur Ruhe bringen, der Gedanken im Geist, tada drashtuh svaroope avasthanam, dann ruht der Sehende in seinem wahren Wesen.

So schließt das 1. Kapitel nachdem er viel gesagt hat, über den Geist, die Bewusstseinsebenen, die Hindernisse, Schwierigkeiten die es gibt, Techniken wie du sie überwinden kannst. Jetzt sagt er tasya api nirodhah, bringe alles zur Ruhe. Sarva nirodhah, wirklich alles zur Ruhe. Dann bist du in Nirbijah Samadhi und erleuchtet.

https://wiki.yoga-vidya.de/Bewusstsein

Goldmädchen
Beiträge: 954
Registriert: So 16. Aug 2020, 13:59

Re: Verwirklichung vs mystisches Erfahren

Beitragvon Goldmädchen » So 25. Aug 2024, 09:40

Aha, interessant der vorletzte Beitrag, der letzte ein wenig.

Marsianer
Beiträge: 4027
Registriert: Sa 3. Okt 2015, 11:42

Re: Verwirklichung vs mystisches Erfahren

Beitragvon Marsianer » Mi 16. Okt 2024, 13:18

Heilige Faustyna, Tagebuch, ab Randnummer 767 hat geschrieben:Mein Umgang mit dem Herrn ist jetzt durch und durch geistiger Art; meine Seele ist von Gott berührt und versenkt sich in Jesus bis zum Selbstvergessen. Von Gott durchdrungen, versinkt sie in Seiner Schönheit, versinkt ganz in Ihm - ich kann das nicht beschreiben, denn beim Schreiben benutze ich die Sinne, und dort, in dieser Vereinigung, sind die Sinne nicht beteiligt. Da vollzieht sich ein Zusammenfließen von Gott und der Seele, ein so großes Leben in Gott, zu dem die Seele zugelassen ist, dass es die Zunge nicht auszudrücken vermag. Wenn die Seele zum gewöhnlichen Leben zurückkehrt, dann sieht sie, dass dieses Leben Dämmerung ist, Nebel, ein müdes Durcheinander, das Einhüllen eines Säuglings. In solchen Augenblicken schöpft die Seele nur von Gott, denn sie tut nichts aus sich selbst, unternimmt keinerlei Anstrengung, alles bewirkt Gott in ihr. Wenn die Seele in ihren gewöhnlichen Zustand zurückkehrt, sieht sie, dass es nicht in ihrer Macht steht, weiter in dieser Vereinigung zu verweilen. Diese Augenblicke sind kurz, nachhaltig, aber die Seele kann nicht lange in diesem Zustand verharren, [... 768 ...] Eine Seele, die mit Gott in solcher Weise verbunden ist, erkennt leicht eine ähnliche Seele, auch wenn diese ihr Inneres nicht enthüllt und nur ein gewöhnliches Gespräch führt; es ist eine Art geistiger Verwandtschaft. Es gibt nicht viele Seelen, die auf diese Weise mit Gott verbunden sind, weniger als wir vermuten. [... 770 ...] Ich lebte damals noch in der Welt, doch bald darauf ging ich ins Kloster. Diese Gnade dauerte nur einen sehr kurzen Augenblick, doch die Kraft dieser Gnade ist groß. [...] Es dauerte jedoch einige Jahre, bis ich wieder die außerordentliche Gnade der Vereinigung erhielt, die bis heute anhält. In dieser erneuten Vereinigung gab es jedoch kurze Pausen. Jetzt aber, seit einiger Zeit, verspüre ich keine Unterbrechungen mehr, sondern versinke immer mehr in Gott. Ein großes Licht, das den erleuchteten Verstand darstellt, läßt die Größe Gottes erkennen - nicht wie früher, wo ich in Ihm einzelne Eigenschaften erkennen sollte -, hier ist es anders. In einem einzigen Augenblick erkenne ich das ganze Wesen Gottes. Die Seele versinkt im selben Moment ganz in Ihm, und die Seele erfährt eine so große Glückseligkeit wie die Auserwählten im Himmel. Obwohl die Auserwählten im Himmel Gott von Angesicht zu Angesicht schauen und vollkommen glücklich sind, ist ihre Gotterkenntnis trotzdem nicht gleich, das gab Gott mir zu erkennen. Die tiefere Erkenntnis beginnt mittels der Gnade schon hier auf Erden, doch sie hängt zum großen Teil von unserer Treue zu dieser Gnade ab.

Marsianer
Beiträge: 4027
Registriert: Sa 3. Okt 2015, 11:42

Re: Verwirklichung vs mystisches Erfahren

Beitragvon Marsianer » Di 22. Okt 2024, 11:03

Randnummer 807 hat geschrieben:[Nach Begegnung mit "der Heiligsten Mutter"] Eine seltsame Sehnsucht erfasst meine Seele. Es wundert mich, dass sie die Seele nicht vom Leib trennt. Mich verlangt es nach Gott, ich möchte in Ihm versinken. Ich verstehe, dass ich in einer furchtbaren Verbannung bin, die ganze Kraft meiner Seele strebt zu Gott. O Bewohner meines Vaterlandes, gedenkt der Verbannten - wann wird der Vorhang für mich fallen? Obwohl ich sehe und ungefähr fühle, wie dünn der Vorhang ist, der mich vom Herrn trennt. Ich begehre Ihn zu schauen, von Angesicht zu Angesicht, aber es soll alles nach Deinem Willen geschehen.

Marsianer
Beiträge: 4027
Registriert: Sa 3. Okt 2015, 11:42

Re: Verwirklichung vs mystisches Erfahren

Beitragvon Marsianer » So 27. Okt 2024, 12:13

Ab Randnummer 841 hat geschrieben:O Du, mein Schöpfer, ich sehne mich nach Dir. Du verstehst mich, o mein Herr. Alles, was auf Erden ist, kommt mir wie ein blasser Schatten vor. Ich verlange und sehne mich nach Dir, obwohl Du so unbegreiflich viel für mich tust, denn Du selbst suchst mich in besonderer Weise auf. Doch diese Besuche heilen die Wunden meines Herzens nicht, sondern erwecken in mir immer größere Sehnsucht nach Dir, Herr. [...] Du ziehst mich in den Abgrund Deiner Gottheit und hüllst Dich in Dunkelheit. Mein ganzes Wesen ist in Dich getaucht, aber ich sehne mich danach, Dich von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Wann wird mir das endlich zuteil? 843 Ich sterbe vor Sehnsucht nach Dir. Jede Berührung meiner Seele durch Dich verletzt mich außerordentlich. Liebe und Leid sind vereint. Aber ich würde das durch Dich verursachte Leid um keinen Preis tauschen, weil es ein Leid unbegreiflicher Wonne ist. Diese Wunden bewirkt eine liebende Hand.

Marsianer
Beiträge: 4027
Registriert: Sa 3. Okt 2015, 11:42

Re: Verwirklichung vs mystisches Erfahren

Beitragvon Marsianer » Do 31. Okt 2024, 10:05

Randnummer 856 hat geschrieben:Während der morgendlichen Meditation fühlte ich Unlust und Abscheu zu allem Irdischen. In meinen Augen ist alles blass; mein Geist ist von allem losgelöst; mich verlangt es lediglich nach Gott allein, und dennoch muss ich leben. Das ist ein unbeschreibliches Martyrium. Gott gibt sich in liebevoller Weise der Seele hin, zieht sie in die unbeschreiblichen Tiefen Seiner Gottheit und belässt sie zugleich hier auf Erden, einzig um zu leiden und vor Sehnsucht nach ihm zu vergehen. Diese starke Liebe ist dermaßen rein, dass Gott selbst Wohlgefallen an ihr findet; zu ihren Taten hat die Eigenliebe keinen Zutritt, weil hier alles von Bitterkeit durchtränkt und daher auch ganz rein ist. Das Leben ist ein fortwährendes, schmerzliches und furchtbares Sterben, und zugleich ist es die Tiefe des wahren Lebens und unbegreiflichen Glücks und der Geistesmacht, und dadurch ist die Seele zu großen Taten für Gott fähig.


Zurück zu „Alles und Nichts - Miteinander reden in einer fanatisierten Welt“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste