Marsianer hat geschrieben:Ka? "Sopia" ist etwas, das wohl für Leute eine größere Rolle spielte, die dann als "Gnostiker" bezeichnet wurden.
K sophiA , lese manchmal Namen von hinten, um sie, eventuell zu deuten ;)
Sophia die Heilige Geistin Marsianer?
Sophia wird von JüdInnen und gnostischen ChristInnen als allumfassender Geist, als Schöpferin allen Lebens verehrt. Sophia ist der Anfang der Schöpfung, die uralte biblische „Frau Weisheit“, jene göttliche Kraft, die vor allem anderen bereits da war, die weibliche Seele Gottes, die Quelle der Kraft.
In ihrer ursprünglichsten Form gilt Sophia als Schöpferin allen Lebens, aus der ihre männliche Ergänzung geboren wurde.
Wer sitzt zu Linken Gottes?
Viele ChristInnen fragen sich vielleicht: „Wenn Jesus zur rechten Hand Gottes sitzt, wer sitzt dann zu seiner linken? Und welche Funktion hat eigentlich dieser „Heilige Geist“ inne?
Ist das ein weißer Vogel, der überall herum fliegt und alles auskundschaftet oder vielleicht sowas, wie der Opa von Jesus? Nun, nicht ganz, eher sowas, wie seine Oma.
Eigentlich ist es schwer nachzuvollziehen, warum in nahezu allen Mythen, Religionen und Kulten der Schöpfungsakt, dieses Ur-Gebären entweder einer weiblichen Gottheit oder dem Zusammenwirken von einer weiblichen und einer männlichen Gottheit zugeschrieben wurde und just im Juden- und Christentum dies alles alleinige Männersache gewesen sein soll. War es auch nicht, denn immerhin gibt es ja auch den „Heiligen Geist“ und unter diesem verstand man seit jeher eine göttliche Kraft mit eindeutig weiblichen Zügen.
Personifiziert und verehrt als Sophia, die große Muttergöttin des Juden- und Christentums, welche der Welt das Licht brachte.
Eingesetzt von Ewigkeit her …
Wenig beachtet findet sich in der hebräischen Bibel (AT, Tanach, Sprüche 8,22-31) eine interessante Darstellung der Schöpfung:
„Der HERR hat mich schon gehabt im Anfang seiner Wege, ehe er etwas schuf, von Anbeginn her. Ich bin eingesetzt von Ewigkeit her, im Anfang, ehe die Erde war. Als die Meere noch nicht waren, ward ich geboren, als die Quellen noch nicht waren, die von Wasser fließen. Ehe denn die Berge eingesenkt waren, vor den Hügeln ward ich geboren, als er die Erde noch nicht gemacht hatte noch die Fluren darauf noch die Schollen des Erdbodens. Als er die Himmel bereitete, war ich da, als er den Kreis zog über den Fluten der Tiefe, als er die Wolken droben mächtig machte, als er stark machte die Quellen der Tiefe, als er dem Meer seine Grenze setzte und den Wassern, dass sie nicht überschreiten seinen Befehl; als er die Grundfesten der Erde legte, da war ich als sein Liebling bei ihm; ich war seine Lust täglich und spielte vor ihm allezeit; ich spielte auf seinem Erdkreis und hatte meine Lust an den Menschenkindern.“
Frau Weisheit – Gottes tägliche Lust
Wer spricht hier? Ein Wesen, das auch immer wieder als „Frau Weisheit“ bezeichnet wird. Salomon beschreibt in diesem alttestamentarischen Buch der Sprichwörter (8,22-31) die Vorzüge der Weisheit so, wie wenn er von eine begehrenswerte junge Frau sprechen würde. Die Bibel ist hier geradezu sinnlich.
Diese Stelle wird darum entweder oft verschwiegen oder etwas hölzern und steif interpretiert. Die Vorstellung einer Frau Weisheit, die vor Gott spielt und seine tägliche Lust ist – das geht vielen patriarchalen Kirchenvätern eindeutig zu weit. Dennoch, diese Bibelstelle ist nicht wegzuleugnen und sie sagt zumindest aus, dass Gott, der Herr bereits von Anfang an, bevor er etwas schuf, eine andere, unterstützende Kraft hatte. Was noch nicht wirklich beweist, dass diese weiblich ist.
Allerdings sind in diesem Zusammenhang zwei weitere Bibelstellen der Schöpfungsgeschichte (1.Mose 26, 27) sehr aufschlussreich: „Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei.“
Zu wem spricht er da? Er sagt nicht etwa: „Jetzt mach ich mal Menschen“ sondern: „Lasst uns Menschen machen.“ Okay, da kann man vielleicht noch annehmen, dass sich Gott etwas geschwollen ausgedrückt hat, oder dass die Übersetzung ungenau ist.
… als Mann und Frau schuf er sie
Aber dann: „Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, als Mann und Frau schuf er sie“. Wenn also die Weisheit nur ein geschlechtsloser Urzustand, eine Kraft oder ein Geist – wenn auch ein heiliger — wäre und Gott männlich, woher käme dann die Idee, eine Frau zu schaffen?
All das macht klar, dass auch in diesen patriarchal anmutenden Religionen von Anbeginn eine weibliche Kraft, eine Göttin wirkte. Man stelle sich also vor: Gott in Geselligkeit, Gott mit Sophia, jener Göttin, die die Weisheit repräsentiert, noch ehe alles begann. Zwei, die höchst spielerisch miteinander umgingen und die sich in ihrer lustvollen Schaffenskraft gegenseitig beflügeln. Er macht, sie liefert die Ideen und die Kraft.
Kosmischer Ideenreichtum in Göttinnenhand
Was für ein anderes Bild der biblischen Schöpfungsgeschichte. Sophia, die Frau Weisheit ist die Urkraft, der ganze kosmische Ideenreichtum. Sie manifestierte sich aus dem Absoluten, dem Urklang und ist als dynamische Energie während des gesamten Schöpfungsaktes die treibende, die weise, die kreative Kraft.
Vielleicht hüpfte sie fröhlich von Einfall zu Einfall: Warum nicht einen anmutig gekurvten Raum? Sie klatscht in die Hände: Warum nicht Myriaden pfiffiger Moleküle? Sie summt ihr Lied: Warum nicht schleierwehende Wirbel, Gase? Oder Materie, schwebend, fliegend, rotierend? Sie lächelt und träumt: Meere, Berge, Gräser, Kräuter, Bäume, Wesen, die krabbeln, fliegen, schwimmen — das wäre doch hübsch. Alles ist möglich in diesem Urzustand. Sophia tanzt — leicht wie die Zeit – ihren kosmischen Tanz.
Ihre Melodie ist der wilde Urknall, dem Wirbel, Bewegungen, Töne entsprangen, Räume, Zukünfte, erste Vergangenheiten. Sie erstreckt sich über das sich freudig ausdehnende All.
(Spr 1,20-33; 8,1-36), (Spr 1,22-30)
Viele Bibelstellen bezeugen die weibliche Seite des jüdisch-christlichen Gottes
Die weibliche Seite des jüdisch-christlichen Gottes findet sich noch an zahlreichen anderen Bibelstellen.
So etwa im Buch Jesaja, hier spricht Jahwe von sich: „Wie eine Gebärende will ich nun schreien, ich schnaube und schnaufe.“ (Jes 42, 14).
Oder: „Hört auf mich, ihr vom Haus Jakob, und ihr alle, die vom Haus Israel noch übrig sind, die mir aufgebürdet sind vom Mutterleib an, die von mir getragen wurden.“ (Jes 46, 3f)
Oder: „Wie eine Adlermutter ihre Jungen ausführt und über ihnen schwebt, breitete er seine Fittiche aus und nahm ihn und trug ihn auf seinen Flügeln.“ (5.Mose 32,11+12)
Der Prophet Hosea spricht von Gott unter anderem als liebevoll sorgende Mutter: „Ich war für Israel da wie eine Mutter, die den Säugling an ihre Wange hebt und ihm zu essen gibt.“ (Hos 11)
Weitere Beispiele gefällig: Die Gottheit als stillende Mutter (Jes 49,15), als Geburtshelferin (Ps 22,10+11), als Bärenmutter, als Löwin (Hosea 13,8), als Haushälterin (Ps 123, 2b), als Bäckerin (Mt 13,13).
Welchem männlichen Gott würden solche Vergleiche einfallen? Das oft verwendet Prädikat Gottes, das Erbarmen (rachamim) kommt von rächäm (= Mutterleib). Die Gnade Gottes chäsäd (griech. Charis) ist weiblich! Gott „empfing“ Israel, trägt es an der Brust, „am verborgenen Ort“ (= Schoß), wie eine Mutter tröstet er sein Volk. Und für Matthäus ist Gott ist wie eine Henne, die ihre Küken unter die Flügel nimmt (Mt 23,37)
All dies lässt auf die Göttin Sophia schließen. Und diese große (etwa 4000 Jahre alte) Weisheitsgöttin war auch noch lange lebendig und wurde verehrt.
Schöpfungsgöttin wird zu Heiligem Geist
Die Weisheits- und Schöpfungsgöttin Sophia wurde daher also zunehmend als Heiliger Geist, als geschlechtsloses sphärisches Wesen, als Vogel dargestellt. Jüdische Weise, die damals im Exil lebten, glaubten, sie wohne im Tempel von Jerusalem in Gestalt der Tauben, die dort nisteten.
So wurde die Taube zum Symbol der Sophia — ein Symbol, das sie mit einer Reihe anderen alten großen Göttinnen gemein hat: mit Ischtar, Astarte, Anahita, Eurynome und später auch mit Aphrodite und der Venus. Sophia befindet sie sich damit auch in guter Gesellschaft zahlreicher weiterer geflügelter bzw. Vogelgöttinnen, wie Isis, Badb oder Mut.
Und als die Kirche römisch wurde, erlitt sie durch den grammatikalisch eindeutig männlichen Begriff „Spiritus Sanctus“ ihre letztgültige Geschlechtsumwandlung. ...