Prelest

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Marsianer
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Re: Prelest

Beitragvon Marsianer » So 26. Sep 2021, 19:45

Agape hat geschrieben:Meinst Du nicht, dass Gott "sieht", wie die diesbezügliche Gesinnung eines Menschen ist?

Sicherlich, man könnte jetzt z.B. die Alternativdeutung anstellen, daß diese Vision eventuell tatsächlich von Gottes Seite herkam, sie dann aber abbrach, weil in dem Menschen eine fragwürdige Haltung aufstieg?

Und jetzt könnten wir überlegen, was uns denn wie plausibel erscheinen würde. ;)

Agape
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Re: Prelest

Beitragvon Agape » So 26. Sep 2021, 20:43

Marsianer hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:Meinst Du nicht, dass Gott "sieht", wie die diesbezügliche Gesinnung eines Menschen ist?

Sicherlich, man könnte jetzt z.B. die Alternativdeutung anstellen, daß diese Vision eventuell tatsächlich von Gottes Seite herkam, sie dann aber abbrach, weil in dem Menschen eine fragwürdige Haltung aufstieg?

Ja. Das würde ich aber eher als Hinweis darauf deuten, dass der Abbruch als einen Akt der Gnade zu verstehen ist. Wenn ein Mensch noch sehr stark "verblendet" wäre, würde er denselben Abbruch weniger als Ende einer hochmütigen Vision, sondern viel eher als Bestätigung werten, besonders stark in der Gunst Gottes zu stehen und sich einbilden, wenn er weiterhin danach streben werde, sich dann die Vision vervollkommnen würde. Er sähe dieses Erleben als Ansporn dafür an, den bereits eingeschlagenen Weg weiterzuverfolgen - und nicht als Folge eines Mangels an Demut.

Wenn ein Hochleistungssportler seinen körperlichen Zusammenbruch als Zeichen der Schwäche wertet, wird er noch mehr trainieren und den Körper mittels strengster Disziplin malträtieren. Ein anderer Hochleistungssportler würde den Zusammenbruch eher als Anzeichen dafür sehen, dass er die Aufmerksamkeit vom Körper mehr auf die Seele richten sollte und sich derer annehmen - anstatt weiterhin den Erfolg als Sportler in den Mittelpunkt seines Lebens zu stellen.

Marsianer hat geschrieben:Und jetzt könnten wir überlegen, was uns denn wie plausibel erscheinen würde. ;)

Ist Prelest etwas, das sich wie ein "Kleid" abstreifen lässt? Oder lässt sich ohne dieses Kleid erst leben, wenn sämtliche Anhaftungen an diese Welt "abgestreift" sind? Diese Frage taucht in mir auf, wenn ich alles in mir wirken lasse, was ich bisher zu diesem Thema aufgenommen habe.
"Schreiben ist der direkte Weg zum Herzen"
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Marsianer
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Re: Prelest

Beitragvon Marsianer » Mo 27. Sep 2021, 07:49

Agape hat geschrieben:Das würde ich aber eher als Hinweis darauf deuten, dass der Abbruch als einen Akt der Gnade zu verstehen ist.

Gnade, hm. Wieso wären irgendwelche Seelenwesen denn nicht Gott nah, bei ihm? So wie ich ihn verstehe, wäre es ihm lieber, es gäbe eine solche Nähe zu allen Seelenwesen. Aber er gesteht ihnen eben auch zu sich für Trennung von ihm zu entscheiden. Aus Gnade? Würde ich nicht sagen, da ginge es eher um den freien Willensspielraum, die damit verbundene Art der Lebendigkeit dieser Geschöpfe.
Wenn ein Mensch noch sehr stark "verblendet" wäre, würde er denselben Abbruch weniger als Ende einer hochmütigen Vision, sondern viel eher als Bestätigung werten, besonders stark in der Gunst Gottes zu stehen und sich einbilden, wenn er weiterhin danach streben werde, sich dann die Vision vervollkommnen würde.

Ich bin mir da nicht so sicher.

Was wohl in diesem mönchischen Kontext öfters so ist, schon weil es dort auch menschliche Hierarchien, individuelles "Ansehen" gäbe, wäre tatsächlich immer mal ein Bestreben sich mit der Frage zu befassen, wer denn "der Größte" unter ihnen sei. Und da können "erfahrene Visionen" ja durchaus auch als Munition herhalten. Aber das sehe ich dann noch immer in der Nähe solcher Konzepte von "Würdigkeit die Nähe Gottes zu erfahren". Wozu sollte ein Mensch würdig für soetwas sein? Ist das nicht aus einer solchen "Wer ist der Größte"-Logik? Wer tolle Visionen behauptet, der sei Gott bestimmt auch besonders nah und im mönchischen Sozialleben besonders achtenswert? Ich sehe das eher eine Linie hin zu dieser zitierten Schilderung als einen Bruch gegenüber derartigen fleischlichen Eitelkeiten. Hier wäre dann eben betonte "Demut" etwas, das dann gewissermaßen die Stelle "toller Visionen" einnehmen würde. Ohne, daß es da in der Einstellung vielleicht wesentliche Unterschiede geben würde. Und besonders bedenklich wäre dabei wohl auch, daß dann noch eine Art von Skepsis gegenüber mystischem Erleben gelehrt würde, was die Menschen in diesem Einflußbereich stärker von Gott und dessen Wirken fernhalten könnte als es vorher der Fall war mit teils vielleicht durchaus falschen eitlen Visionen und anderem vitaleren spirituellen Erleben. Mir ist schon suspekt wie pauschal solches Erleben dort wohl mit eitlen Motiven in Verbindung gebracht wird. Das kann schon so sein, auch öfters. Aber deswegen ist es auch nicht gut auf der anderen Seite vom Pferd zu fallen.
Wenn ein Hochleistungssportler seinen körperlichen Zusammenbruch als Zeichen der Schwäche wertet, wird er noch mehr trainieren und den Körper mittels strengster Disziplin malträtieren. Ein anderer Hochleistungssportler würde den Zusammenbruch eher als Anzeichen dafür sehen, dass er die Aufmerksamkeit vom Körper mehr auf die Seele richten sollte und sich derer annehmen - anstatt weiterhin den Erfolg als Sportler in den Mittelpunkt seines Lebens zu stellen.

Bei echten Spitzensportlern sieht es wohl noch anders aus. Da geht es heute wohl klar nicht vor allem um "Härte". Das Beispiel geht für mich daher nicht so gut auf.
Ist Prelest etwas, das sich wie ein "Kleid" abstreifen lässt?

Für mich ist "Prelest" ersteinmal ein Konzept von Menschen, das ich hier zur Diskussion stellen wollte. So wie ich mich bei buddhistischen Konzepten frage, was wohl hinter diesen stecken mag, was für spirituelle Erfahrungen, Folgerungen aus solchen. Du schienst hier teils irrig angenommen zu haben, ich würde mir die Ansichten der zitierten Autoren zu eigen machen?
Oder lässt sich ohne dieses Kleid erst leben, wenn sämtliche Anhaftungen an diese Welt "abgestreift" sind?

Aus dem anfangs verlinkten Text:
Die größte Prelest ist, sich von Prelest frei zu dünken. Wir sind alle betrogen, alle verleitet, befinden uns alle im falschen Zustand und benötigen die Befreiung durch die Wahrheit. Diese Wahrheit ist unser Herr Jesus Christus (Joh. 8,32; 14,6). Mögen wir uns diese Wahrheit durch den Glauben zu eigen machen; flehen wir zu dieser Wahrheit im Gebet, und sie wird uns aus der Untiefe der Selbsttäuschung und Verführung durch die Dämonen herausziehen.

Was kann daraus nun gefolgert werden? Das was in dieser Passage steht wirkt auf mich schon irgendwie widersprüchlich. Einerseits sei Prelest angeblich unvermeidlich, andererseits wird dann davon gesprochen ein Herausziehen daraus sei möglich.

Ein ganzes Stück klarer und sinnvoller wirkt auf mich z.B. immerhin diese Passage, auf deren Autor sich im anfänglichen Link u.a. bereits berufen worden war.
Isaak der Syrer, Asketische Rede 39 hat geschrieben:Der erste Gedanke, den die Menschenfreundlichkeit Gottes dem Herzen des
Menschen eingibt, um die Seele zum Leben zu führen, ist jener bezüglich seines
Auszugs aus dieser Welt. Diesem Gedanken folgt auf natürliche Weise die
Verachtung der Welt, und daraus erwächst dem Menschen jede gute Regung, die
zum wahren Leben führt. So legt die göttliche Kraft, die den Menschen begleitet, in diesem
gleichsam wie ein Fundament, wenn sie will, dass das Leben sich manifestiere in ihm. Bringt der
Mensch diesen Gedanken, von dem wir reden, nicht zum Erlöschen durch die Verwicklungen des
irdischen Daseins und durch eitles Reden, sondern intensiviert ihn vielmehr in der Stille und fährt
fort, darüber nachzusinnen und sich damit zu beschäftigen, wird er von diesem zur tiefen
Betrachtung geführt, die sich nicht in Worte fassen läßt.

Dieser Gedanke ist dem Satan höchst verhaßt, weshalb er mit seiner ganzen Kraft Krieg
führt dagegen, um ihn aus dem Menschen zu vertreiben. Wäre es möglich, würde er dem
Menschen die Herrschaft über die ganze Welt verschaffen, um durch diese Ablenkung jenen
Gedanken aus seinem Denken zu tilgen. Er würde dies mit aller Bereitwilligkeit tun, wenn es,
wie gesagt, möglich wäre. Denn der Betrüger weiß, dass der Geist des Menschen nicht länger in
dieser Welt der Täuschung verharrt, wenn jener Gedanke in ihm bleibt, und dann finden seine
Machenschaften keinen Zugang mehr bei ihm.

Das sagen wir jedoch nicht in Hinsicht auf die erste Regung des Gedankens, die in uns die
Erinnerung an den Tod weckt, sondern in bezug auf seine volle Ausprägung, wenn das
Todesgedenken im Menschen unaufhebbar verankert ist und dieser in seiner Beschäftigung damit
einen Zustand ständiger Verwunderung erlangt hat. Jene erste Regung des Gedankens ist
körperlich, die volle Ausprägung aber ist geistiges Schauen und wunderbare Gnadengabe. Dieses
Schauen ist gewandet in leuchtende Einsichten, und wer es erlangt, begehrt nichts mehr von
dieser Welt und hängt nicht länger an seinem Körper.

Wahrlich, meine Geliebten, wollte Gott den Menschen dieses wahre Schauen auch nur für
kurze Zeit zuteil werden lassen, die Welt bliebe ohne Nachkommenschaft. Denn dieses Schauen
ist eine Fessel, gegen welche die Natur nicht aufkommt, und für denjenigen, der in seiner Seele
diese Betrachtung empfangen hat, ist sie eine Gnade aus Gott, die an Kraft alle seine eigenen
Werke übertrifft. Sie wird denen gewährt, die auf der mittleren Stufe [Siehe Reden 62-65] stehen, die in
Aufrichtigkeit des Herzens die Metanie begehren. Und sie wird insbesondere denen gegeben, von
denen Gott weiß, dass es für sie angemessen ist, diese Welt wirklich zu verlassen, um das bessere
Leben zu führen, des guten Wollens wegen, das Er in ihnen gefunden hat. Denn sie nimmt zu und
verbleibt in denen, die fernab von der Welt in der Einsamkeit leben.

Um diese Gnade laßt uns bitten in unseren Gebeten, um ihretwillen laßt uns lange Nacht-
wachen halten. Unter Tränen laßt uns den Herrn anflehen, damit Er uns diese Gnade gewähre, die
ihresgleichen nicht hat, und laßt uns nicht wieder erschlaffen in der Mühsal dieser Welt.
Dies mithin ist der Anfang der Gedanken des Lebens, und ihre Vollendung bringt dem
Menschen die Fülle der Gerechtigkeit.

Marsianer
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Re: Prelest

Beitragvon Marsianer » Mo 27. Sep 2021, 12:25

Wohl eine hier Sinn machende Ergänzung:
Isaak der Syrer, Asketische Rede 40 hat geschrieben:Wenn der Mensch in rechter Weise voranschreitet in der guten Lebensführung, die Stufe
der Metanie erklimmt und sich dem Kosten und dem Werk dieser Betrachtung nähert,
folgt auf jene erste Wirkung der Gnade eine zweite, indem dieser Mensch von oben
die Gabe empfängt, die Süße des Wissens des Heiligen Geistes zu kosten. Sie beginnt folgender-
maßen.

Zunächst erlangt er Gewißheit über die Vorsorge Gottes für den Menschen, und in seiner
wachsenden Liebe zum Schöpfer wird er erleuchtet und mit Bewunderung erfüllt zugleich für die
Beschaffenheit der vernunftbegabten Geschöpfe und für Gottes große Fürsorge für sie. Danach
beginnt er in sich die Süße Gottes zu verspüren und die Flamme der Gottesliebe, die im Herzen
brennt und die Leidenschaften der Seele und des Leibes verzehrt. Und je mehr er sich
einsichtsvoll beschäftigt mit all den verschiedenen Naturen der Schöpfung und mit allem, was
ihm selbst begegnet, und diese Dinge mit geistiger Unterscheidung untersucht, desto mächtiger
brennt diese Flamme.

Indem sich ein Mensch mit innigem und göttlichem Eifer dieser Beschäftigung und
heilsamen Bewußtwerdung hingibt, erfaßt ihn allmählich göttlicher Eros und plötzlich ist er wie
berauscht von Wein, seine Glieder halten inne in ihrer Bewegung, sein Denken versinkt in
Staunen und sein Herz folgt gefangen hinter Gott her. Er wird, wie schon gesagt, wie einer, der
trunken ist von Wein. Und je mehr seine inneren Sinne an Kraft gewinnen, desto mächtiger wird
diese Betrachtung. Und je mehr er sich bemüht, in rechter Weise voranzuschreiten, über sich zu
wachen und sich dem Lesen und den Gebeten hinzugeben, desto mehr festigt und verdeutlicht sie
sich in ihm. Wahrlich, o Brüder, ein solcher kommt soweit, dass er sich selbst vergißt und nicht
mehr weiß, dass er einen Körper trägt und sich in dieser Welt befindet.

Dieses zweite Wirken ist der Anfang der geistigen Betrachtung im Menschen, der Anfang
aller Offenbarungen, die dem Geist des Menschen gewährt werden. Durch dieses wächst und
erstarkt der Geist in der Erkenntnis der verborgenen Dinge und erhebt sich zu jenen, die über der
menschlichen Natur sind.
Kurz gesagt, durch dieses zweite Wirken werden alle göttlichen Betrachtungen und
Offenbarungen des Heiligen Geistes vermittelt, die den Heiligen zuteil werden in dieser Welt, alle
Gnadengaben und Offenbarungen, die die menschliche Natur in diesem Leben zu empfangen
vermag.

Dies ist die Wurzel unserer geistigen Wahrnehmung, in uns gelegt von unserem Schöpfer.
Selig der Mensch, der diesen guten Samen bewahrt, wenn er in seine Seele fällt, und ihn zur
Entfaltung bringt (s. Lk 8,5ff), statt ihn zu zerstreuen in den nichtigen Dingen außerhalb seiner
selbst, durch das Umherschweifen im Vergänglichen.

Unserem Gott gehört die Herrlichkeit in die Ewen. Amen.

Louis
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Re: Prelest

Beitragvon Louis » Di 28. Sep 2021, 03:20

Agape hat geschrieben:
Marsianer hat geschrieben:Was meint ihr dazu?

Es wird als „spirituelle Täuschung“ („spiritual delusion“), „spiritueller Irrtum“ („spiritual deception“) oder „Illusion“, „Selbstverblendung“, „religiöse Selbstüberschätzung“ übersetzt, also die irrige Annahme einer Illusion als Wirklichkeit im Gegensatz zu spiritueller Nüchternheit.

Ja, es ist oft eine "ernüchternde" Erfahrung, die sehr wenig mit der Realitätsflucht in eine "rosa Wolke" zu tun hat, wo alles gerne als gut und im Licht gesehen werden will, nur weil man sich mit dem anderen lieber nicht beschäftigen möchte - seien es eigene Schattenseiten - oder Finsternisse, die der Welt zugeschrieben werden.

Prelest ist die Beschädigung der menschlichen Natur durch die Lüge.

Was ist hier wohl mit "menschlicher" Natur gemeint? Wird davon ausgegangen, dass diese "vollkommen" sei? Oder ist damit die ursprüngliche Natur der Seele gemeint, so wie sie einst von Gott geschaffen wurde?

Prelest ist der Zustand aller Menschen ohne Ausnahme, welcher durch den Sündenfall unserer Ahnen bewirkt wurde.

Wobei ich mir vorstelle, dass dieser Zustand von Seele zu Seele unterschiedlich ist, je nach der Art des Geistes, dem die einzelne Seele folgt - aus dem sie lebt.

Die größte Prelest ist, sich von Prelest frei zu dünken.

Ja, wobei eine zu ausschliessliche Beschäftigung damit die Gefahr in sich bergen könnte, noch tiefer in einen finsteren Zustand hineinzugeraten.

Wir sind alle betrogen, alle verleitet, befinden uns alle im falschen Zustand und benötigen die Befreiung durch die Wahrheit. Diese Wahrheit ist unser Herr Jesus Christus (Joh. 8,32; 14,6). Mögen wir uns diese Wahrheit durch den Glauben zu eigen machen; flehen wir zu dieser Wahrheit im Gebet, und sie wird uns aus der Untiefe der Selbsttäuschung und Verführung durch die Dämonen herausziehen.

Glaube heisst auch (seelische) Liebe zu Jesus, diese Liebe verbunden mit einem Wollen aus tiefstem Herzen wird uns für die Wahrheit empfänglicher machen. Durch das Ergreifen göttlichen Geistes werden wir zunehmend "sehender" und können Wahrheit und (Selbst)täuschung besser voneinander unterscheiden. Das soll uns aber nicht zum Hochmut verleiten, uns über andere Menschen zu stellen, sondern eher ein Anstoss dazu sein, uns für Mitmenschen einzusetzen, wo immer sich auch die Gelegenheit dazu bietet.


Agape: „Wie geht es dir damit?“

Prelest, wer aber die Wahrheit sagt, dem glauben sie nicht.
„Da tobten brausend heftige Stürme; wie Spreu vor dem Winde, so flogen die Wolken, die Luft durchschnitten feurige Blitze und schrecklich rollten die Donner umher.
Der Flut entstieg auf sein Geheiss
der allerquickende Regen, der allerverheerende Schauer, der leichte, flockige Schnee.“

Agape
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Re: Prelest

Beitragvon Agape » Di 28. Sep 2021, 11:33

Marsianer hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:Das würde ich aber eher als Hinweis darauf deuten, dass der Abbruch als einen Akt der Gnade zu verstehen ist.

Gnade, hm. Wieso wären irgendwelche Seelenwesen denn nicht Gott nah, bei ihm?

Aufgrund eigener Entscheidungen?

Marsianer hat geschrieben:So wie ich ihn verstehe, wäre es ihm lieber, es gäbe eine solche Nähe zu allen Seelenwesen. Aber er gesteht ihnen eben auch zu sich für Trennung von ihm zu entscheiden. Aus Gnade? Würde ich nicht sagen, da ginge es eher um den freien Willensspielraum, die damit verbundene Art der Lebendigkeit dieser Geschöpfe.

Mit "Gnade" meinte ich oben eher, dass dieser Abbruch nicht geschah, um dem spirituell Erfahrenden zu schaden, sondern vielmehr, um ihm erneut Gelegenheit zu geben, seinen Visionen gegenüber eine andere Haltung einzunehmen.

Marsianer hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:Wenn ein Mensch noch sehr stark "verblendet" wäre, würde er denselben Abbruch weniger als Ende einer hochmütigen Vision, sondern viel eher als Bestätigung werten, besonders stark in der Gunst Gottes zu stehen und sich einbilden, wenn er weiterhin danach streben werde, sich dann die Vision vervollkommnen würde.

Aber das sehe ich dann noch immer in der Nähe solcher Konzepte von "Würdigkeit die Nähe Gottes zu erfahren". Wozu sollte ein Mensch würdig für soetwas sein? Ist das nicht aus einer solchen "Wer ist der Größte"-Logik?

Ich finde, dass das Thema viel zu komplex ist, als dass man es in ein enges Konzept pressen könnte. Wesentlich wäre doch, wie es im Herzen des einzelnen Menschen aussieht, unabhängig davon, inwiefern dieser spirituelle Visionen hat oder nicht. Ein Mensch, der Gott wirklich liebt und ihn annähernd so (an)erkennen kann, wie er ist, wird gleichzeitig auch erkennen, dass Gott nicht zu täuschen ist und dass dieser alles sieht, was in jedem Menschen innerlich vorgeht - mag im Aussen geschehen, was es wolle. Es zählt letztendlich das, woraus (aus welchem Geist) der Mensch fühlt und denkt - inwiefern dies aus Liebe zu Gott, seinem Nächsten und erst zuletzt zu sich selbst, geschieht.

Marsianer hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:Ist Prelest etwas, das sich wie ein "Kleid" abstreifen lässt?

Du schienst hier teils irrig angenommen zu haben, ich würde mir die Ansichten der zitierten Autoren zu eigen machen?

Eigentlich nicht. Ich erkannte in den Texten lediglich einige meiner Themen, die mich im Moment beschäftigen und fühlte mich deshalb teils davon angesprochen.
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Re: Prelest

Beitragvon Agape » Di 28. Sep 2021, 11:48

Louis hat geschrieben:Agape: „Wie geht es dir damit?“
Prelest, wer aber die Wahrheit sagt, dem glauben sie nicht.
„Da tobten brausend heftige Stürme; wie Spreu vor dem Winde, so flogen die Wolken, die Luft durchschnitten feurige Blitze und schrecklich rollten die Donner umher.
Der Flut entstieg auf sein Geheiss
der allerquickende Regen, der allerverheerende Schauer, der leichte, flockige Schnee.“

Was genau möchtest du damit ausdrücken?

Bezüglich Wahrheit ist es wohl so, dass diese letztendlich nur jeder für sich selbst erfahren kann. Nur zu glauben, was irgendwo geschrieben steht - oder jemand verkündet, kann an der Wahrheit vorbeigehen.

Was bedeutet denn eigentlich "Wahrheit"?
"Schreiben ist der direkte Weg zum Herzen"
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Re: Prelest

Beitragvon Louis » Di 28. Sep 2021, 12:34

Agape: „Bezüglich Wahrheit ist es wohl so, dass diese letztendlich nur jeder für sich selbst erfahren kann. Nur zu glauben, was irgendwo geschrieben steht - oder jemand verkündet, kann an der Wahrheit vorbeigehen.“

Prelest „verblendet“. Oftmals auch diejenigen die denken, der andere wäre verblendet; wie das von mir zitierte Beispiel von Jesus deutlich macht. Komplexes Thema denke ich?

„Was bedeutet denn eigentlich "Wahrheit"?“

2 Worte: Jesus Christ ;)

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Re: Prelest

Beitragvon Louis » Di 28. Sep 2021, 13:11

Agape hat geschrieben:
Louis hat geschrieben:Agape: „Wie geht es dir damit?“
Prelest, wer aber die Wahrheit sagt, dem glauben sie nicht.
„Da tobten brausend heftige Stürme; wie Spreu vor dem Winde, so flogen die Wolken, die Luft durchschnitten feurige Blitze und schrecklich rollten die Donner umher.
Der Flut entstieg auf sein Geheiss
der allerquickende Regen, der allerverheerende Schauer, der leichte, flockige Schnee.“

Was genau möchtest du damit ausdrücken?

Bezüglich Wahrheit ist es wohl so, dass diese letztendlich nur jeder für sich selbst erfahren kann. Nur zu glauben, was irgendwo geschrieben steht - oder jemand verkündet, kann an der Wahrheit vorbeigehen.

Was bedeutet denn eigentlich "Wahrheit"?


(Den Satan (abschließend) betreffend..)
Zitat Paulus:
„Wir wissen, dass das Gesetz selbst vom Geist bestimmt ist; ich aber bin Fleisch, das heißt: verkauft an die Sünde.
Denn ich begreife mein Handeln nicht: Ich tue nicht das,
was ich will, sondern das, was ich hasse.

Wenn ich aber das tue,
was ich nicht will,
erkenne ich an,

dass das Gesetz gut ist!

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Re: Prelest

Beitragvon Marsianer » Di 28. Sep 2021, 13:16

Agape hat geschrieben:Mit "Gnade" meinte ich oben eher, dass dieser Abbruch nicht geschah, um dem spirituell Erfahrenden zu schaden, sondern vielmehr, um ihm erneut Gelegenheit zu geben, seinen Visionen gegenüber eine andere Haltung einzunehmen.

Ja, so oder so. Und ich würde nicht sagen, daß ein eitler Mensch automatisch alles zurechtdeuten würde, so daß er gut dasteht. Da sind die inneren Verhältnisse der Menschen nach meinem Eindruck meist vielschichtiger.

Bliebe die Frage, wie von Gottes Seite kommende mystische Erfahrungen nach diesem Ansatz "Prelest" erkannt werden könnten.
Ein Mensch, der Gott wirklich liebt und ihn annähernd so (an)erkennen kann, wie er ist, wird gleichzeitig auch erkennen, dass Gott nicht zu täuschen ist und dass dieser alles sieht, was in jedem Menschen innerlich vorgeht - mag im Aussen geschehen, was es wolle.

Aber jemand, der sich in stärkerem Prelest befände, würde es selbst an sich nicht so recht klar erkennen, wie es in ihm ausschaut?
Eigentlich nicht.

Aha.

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Re: Prelest

Beitragvon Marsianer » Di 28. Sep 2021, 15:08

Isaak der Syrer, Asketische Rede 4 hat geschrieben:... Es ist in der Tat unmöglich, dass wir, sofern wir auf dem Weg der Gerechtigkeit wandern,
nicht Widrigkeiten begegnen, dass der Körper nicht leidet in Krankheiten und Schmerzen und
unverändert bleibt, wenn wir wirklich das Leben in der Tugend lieben. Ein Mensch, der seinem
eigenen Willen gemäß wandert, beherrscht von Neid, von seelenverderbendem Tun oder irgend-
etwas anderem, das ihm schadet, ist verurteilt. Derjenige aber, der auf dem Weg der Gerechtigkeit
zu Gott hin wandert, zusammen mit vielen Gleichgesinnten, wenn er irgendwelchen jener Widrig-
keiten begegnet, soll er nicht abweichen von diesem Weg, sondern die Widrigkeiten freudig und
ohne Untersuchung hinnehmen und Gott danken dafür, dass Er ihm diese Gnade gesandt und ihn
gewürdigt hat, um Seinetwillen geprüft zu werden und Anteil zu erlangen an den Leiden der
Propheten, der Apostel und der übrigen Heiligen, die um dieses Wegs willen Bedrängnisse
erduldeten, sei es seitens der Menschen, sei es seitens der Dämonen, sei es seitens des Körpers.
Denn nichts von alledem kann geschehen ohne Wink von Gott, Der diese Dinge zuläßt, damit sie
dem Menschen zur Gerechtigkeit verhelfen.

Es ist in der Tat nicht möglich, dass Gott demjenigen, der sich sehnt, bei Ihm zu sein, auf
andere Weise hilft als dadurch, dass Er über ihn Prüfungen bringt um der Wahrheit willen. Denn
der Mensch ist nicht imstand, sich aus eigener Kraft jener Erhabenheit würdig zu machen und
selbst Prüfungen über sich zu bringen, um jene göttlichen Dinge zu erlangen, und in jene Freude
einzugehen ohne die Gnadengabe Christi. Hiervon legt auch der heilige Paulus Zeugnis ab. Die
Bereitschaft, zu leiden für die Hoffnung in Gott, ist etwas so Großes, dass er es offen als
Gnadengeschenk bezeichnet. Sagt er doch: "Diese Gnade ist uns von Gott geschenkt worden,
nicht nur an Christus zu glauben, sondern auch zu leiden für Ihn" (s. Phil 1,29). Und der heilige
Petrus schreibt in seinem Brief: "Selig seid ihr, wenn ihr leidet, denn ihr seid Teilhaber geworden
an den Leiden Christi" (s. 1 Petr 3,14 und 4,13). ...

Auf mich wirkt das etwas einseitig.

"Denn ihr habt im Kampfe wider die Sünde noch nicht bis auf das Blut widerstanden." Heb 4,12

Ich würde schon sagen, daß das eine spezielle Ausgangsvoraussetzung wäre, in keiner Weise eine unvermeidliche, sofern ein Mensch sich eben wirklich entsprechend Gott hingeben würde. Es geht da immer um verbliebene finstere Anteile und inwiefern soetwas in einem Menschen vorliegt, das geht auf dessen Verhalten zu Gott hin zurück und ist nicht unausweichlich, schon gar nicht im Neuen Bund.

Agape
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Re: Prelest

Beitragvon Agape » Di 28. Sep 2021, 15:23

Louis hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:Bezüglich Wahrheit ist es wohl so, dass diese letztendlich nur jeder für sich selbst erfahren kann. Nur zu glauben, was irgendwo geschrieben steht - oder jemand verkündet, kann an der Wahrheit vorbeigehen.

Prelest „verblendet“. Oftmals auch diejenigen die denken, der andere wäre verblendet; wie das von mir zitierte Beispiel von Jesus deutlich macht. Komplexes Thema denke ich?

Nur schon allein die Annahme, nichts damit zu tun zu haben, hat damit zu tun. Jedoch meine auftauchende Frage, ob es überhaupt Menschen auf dieser Erde gibt, die es nicht betrifft, ist noch nicht beantwortet.

Louis hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:Was bedeutet denn eigentlich "Wahrheit"?

2 Worte: Jesus Christ ;)

Ja. Und was heisst das für den Menschen?
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