Entspricht "Mörder zu sein" einer Aufgabe der Seele?
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Entspricht "Mörder zu sein" einer Aufgabe der Seele?
Es ginge hier in diesem Thread um die Diskussion, ob sich eine Seele verkörpert, um eine Aufgabe - (beispielsweise) als Mörder auf dieser Erde - wahrzunehmen und sich darin zu erfahren - oder ob es eher ihre Aufgabe wäre, eine entsprechende (finstere) Neigung hier aufgrund von Reue/Einsicht etc. zum "Guten" zu wandeln.
Sich als "Braut" von Jesus zu fühlen, indem man mit ihm einen ewigen Bund der Liebe eingegangen ist, bedeutet, finstere Neigungen jeglicher Art ("Mörder" wäre nur eine ausgeprägte, klar definierte Form davon), in sich zu erkennen und diese aus wahrhaftigem Bedürfnis im Herzen heraus nicht mehr zu wollen, respektive etwas aus diesem Bedürfnis heraus zu wollen, das gegenteilig ist. Es würde also bedeuten, seine (vermeintliche) Aufgabe auf Erden nicht zu erfüllen, weil man sich dazu nicht mehr imstande fühlt.
Sind Menschen, die sich nicht auf diese Weise mit Jesus "verheiratet" fühlen, deswegen andere (schlechtere) Menschen? Auch wenn sie selbst keine Mörder sind, keine solchen Neigungen in sich verspüren, wirkt sich der Glaube an eine bestimmte Aufgabe (z. B. Mörder zu sein/zu erfahren), die zu erfüllen wäre, wohl massgeblich auf ihre Urteile aus, was die Mitmenschen betrifft. Sind sie deswegen nicht auf dem Weg der Wahrheit?
Worin liegt diese Wahrheit? Gibt es diese überhaupt? Liegt sie nur in Reichweite derer, die sich Jesus als ihren "geistigen Vater" auserwählt haben?
Sich als "Braut" von Jesus zu fühlen, indem man mit ihm einen ewigen Bund der Liebe eingegangen ist, bedeutet, finstere Neigungen jeglicher Art ("Mörder" wäre nur eine ausgeprägte, klar definierte Form davon), in sich zu erkennen und diese aus wahrhaftigem Bedürfnis im Herzen heraus nicht mehr zu wollen, respektive etwas aus diesem Bedürfnis heraus zu wollen, das gegenteilig ist. Es würde also bedeuten, seine (vermeintliche) Aufgabe auf Erden nicht zu erfüllen, weil man sich dazu nicht mehr imstande fühlt.
Sind Menschen, die sich nicht auf diese Weise mit Jesus "verheiratet" fühlen, deswegen andere (schlechtere) Menschen? Auch wenn sie selbst keine Mörder sind, keine solchen Neigungen in sich verspüren, wirkt sich der Glaube an eine bestimmte Aufgabe (z. B. Mörder zu sein/zu erfahren), die zu erfüllen wäre, wohl massgeblich auf ihre Urteile aus, was die Mitmenschen betrifft. Sind sie deswegen nicht auf dem Weg der Wahrheit?
Worin liegt diese Wahrheit? Gibt es diese überhaupt? Liegt sie nur in Reichweite derer, die sich Jesus als ihren "geistigen Vater" auserwählt haben?
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Re: Entspricht "Mörder zu sein" einer Aufgabe der Seele?
Agape hat geschrieben:Es ginge hier in diesem Thread um die Diskussion, ob sich eine Seele verkörpert, um eine Aufgabe - (beispielsweise) als Mörder auf dieser Erde - wahrzunehmen und sich darin zu erfahren - oder ob es eher ihre Aufgabe wäre, eine entsprechende (finstere) Neigung hier aufgrund von Reue/Einsicht etc. zum "Guten" zu wandeln.
Wie es jemand sieht, hängt von dessen diesbezüglichem Weltild ab. Verbreitete christliche oder auch buddhistische Lehrlinien würden bereits bezweifeln, daß sich Seelen in der Regel überhaupt verkörpern, vermuten, daß sie mehr oder minder mit einem Leib entstehen. Ich äußerte wohl schonmal, daß ich das auch vor allem für eine Frage der Betrachtung halte.
Wie ich persönlich es sehe, kann ja schon vermutet werden von solchen, die bereits mehr mitgelesen hatten. Ich nehme nicht an, daß Seelen sich im "physikalischen Universum" verkörpern um sich zu erfahren. Da würde ich zur zweiten Option neigen.
Sich als "Braut" von Jesus zu fühlen, indem man mit ihm einen ewigen Bund der Liebe eingegangen ist, bedeutet, finstere Neigungen jeglicher Art ("Mörder" wäre nur eine ausgeprägte, klar definierte Form davon), in sich zu erkennen und diese aus wahrhaftigem Bedürfnis im Herzen heraus nicht mehr zu wollen, respektive etwas aus diesem Bedürfnis heraus zu wollen, das gegenteilig ist.
Was "Braut Christ" bedeutet wäre vielleicht noch in bischen ein Thema für sich. Jesus ist Gott, ja. Aber bei dieser Herangehensweise würde ich schon die Frage stellen, inwiefern denn Jesus "Vater" eines Christen ist. In dem Sinne, in dem Jesus laut biblischer Überlieferung selbst von "Vater" sprach in dem Sinne, den ich als "Geistwesen ergriffen haben" verstehe. Ich würde schon sagen, Jesus als "Sohn", als menschliches Wesen steht dazwischen. Er steht in seiner Schöpfung (dem physischen Universum), um gerade finstereren Wesen näher zu sein. Insofern vermittelt er zum himmlischen "Vater" und er ist dessen Inkarnation als Mensch. Da aber "Vater" und "Sohn" soweit ich verstehe Beschreibungen von Beziehungsumständen sind, würde ich nicht sagen, daß beide Begriffe und "Funktionen" so einfach gleichzusetzen wären, auch nicht im übertragenen Sinn.
Sind Menschen, die sich nicht auf diese Weise mit Jesus "verheiratet" fühlen, deswegen andere (schlechtere) Menschen?
Eine Braut würde sich (zumindest nach heutigen Erwartungen) selbst zu einem Bräutigam hingezogen fühlen. In der Bibel spielt dann z.B. noch "Öl" für Lampen eine Rolle dabei diesen dann auch tatsächlich zu finden, zu erkennen, wenn er komme.
Es kommt hier wohl ersteinmal darauf an, wie man "Christsein" versteht. Ich würde nicht sagen, daß es bedeutet "am Ziel zu sein" (recht eins mit dem himmlischen Vater). Es bedeutet auch nicht unbedingt dann immer ganz folgsam Jesus gegenüber zu sein. Aber es bedeutet wohl, daß da irgendeine Art von "Band" vorhanden ist, das mit dem Auslösungsvorgang durch Jesus Christus zu tun hat.
Auch wenn sie selbst keine Mörder sind, keine solchen Neigungen in sich verspüren, wirkt sich der Glaube an eine bestimmte Aufgabe (z. B. Mörder zu sein/zu erfahren), die zu erfüllen wäre, wohl massgeblich auf ihre Urteile aus, was die Mitmenschen betrifft. Sind sie deswegen nicht auf dem Weg der Wahrheit?
Ist ja im Grunde eine Frage wie grundsätzlicher: "Hat Gott auch das Böse gemacht?"
Sicherlich, je nachdem was ein Mensch zu der Frage meint, kann er sich auch selbst positionieren, sich selbst einordnen und daraus abgeleitet vorgehen. Aber wenn jemand meint es sei seine Aufgabe "Finsteres" zu tun (deutet der Mensch da Dinge auch richtig? Es ist vorstellbar, daß Menschen auch etwas als "finster" einordnen könnten aus weltlichen Prägungen heraus, das das so vor Gott gar nicht wäre), wo kommt das dann letztlich wohl her?
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Re: Entspricht "Mörder zu sein" einer Aufgabe der Seele?
Marsianer hat geschrieben:Agape hat geschrieben:Auch wenn sie selbst keine Mörder sind, keine solchen Neigungen in sich verspüren, wirkt sich der Glaube an eine bestimmte Aufgabe (z. B. Mörder zu sein/zu erfahren), die zu erfüllen wäre, wohl massgeblich auf ihre Urteile aus, was die Mitmenschen betrifft.Ist ja im Grunde eine Frage wie grundsätzlicher: "Hat Gott auch das Böse gemacht?"
Ich sah darin auch noch eine andere Deutungsmöglichkeit:
Gott hätte demnach (sehr stark vereinfachend beschrieben) noch völlig unentwickelte Seelen "gemacht" (zum Teil in der Form von Gruppenseelen lebend), welche sich teils von der Gruppe ablösen, daraufhin durch das Mineralreich, das Pflanzenreich und Tierreich einen fortschreitenden Entwicklungsweg gehen und sich danach zu entscheiden haben, ob sie weiter "geschult" werden wollen (als "niedere" Geistwesen in unmittelbarer Nähe von Menschenseelen lebend) und erst danach, anfänglich auf einer sehr niederen Stufe des menschlichen Bewusstseins, als menschliche Seele ihren weiteren Entwicklungsweg Stufe um Stufe zu "durchleben" hätten. Auf jeder dieser einzelnen Stufen würden ganz bestimmte Eigenschaften in der Seele, welche jedoch bereits als Potenzial vorhanden wären, "ausgelebt" werden müssen. Anfänglich noch vieles, das aus dem Mineralreich stammt, danach die Weiterentwicklung von Seeleneigenschaften aus dem Pflanzenreich, auf einer nachfolgenden Stufe (auf welcher sich anteilsmässig gegenwärtig wohl noch recht viele Menschen befinden) Triebe und Affekte aus dem Tierreich stammend - und in einer weiteren Stufe würden dann die Ratio und gewisse intellektuelle Fähigkeiten differenzierter ausgebildet werden.
Dies wären dann sozusagen "Grundstufen" (den grössten Anteil der Menschheit betreffend), woraufhin weitere Eigenschaften "höheren" Bewusstseins in der Seele aufgebaut und zunehmend sublimiert würden - bis hin zu den letzten Stufen, wo es dann vor allem um spirituelle Entwicklung geht.
Trägt jemand eine solche weltanschauliche Sicht auf die Seelenentwicklung in sich, wird er entsprechende Verhaltensweisen und Taten seiner Mitmenschen wohl bedeutend anders beurteilen, und Individuen, welche noch in grossem Ausmass ihre tierischen und kriegerischen Instinkte auf der entsprechenden Entwicklungsstufe ausleben, aus einer anderen Perspektive heraus betrachten.
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Re: Entspricht "Mörder zu sein" einer Aufgabe der Seele?
Noch ergänzend zu oben stehendem Seelenentwicklungskonzept wäre zu sagen, dass in der Seele des Menschen Einsichtsfähigkeit in sein Tun, Gewissen, Mitgefühl und ähnliches erst am Ende der Grundstufen langsam erwachen und sich dann immer mehr zu inneren, zunehmend von Liebe angetriebenen Seelenfähigkeiten entwickeln würden. Gleichzeitig würde der Mensch ab den mittleren Stufen immer häufiger und intensiver mit seinem Schatten und dessen Auswirkung konfrontiert werden.
Am Ende der Grundstufen, in seiner hauptsächlich "mentalen" Heranbildung, würde sich der Mensch teils stark an Regeln orientieren und immer noch vorhandene Neigungen zum Ausleben von Affekten und Trieben aus der vorangegangenen Stufe tendenziell unterdrücken und/oder es würde kompensatorisch, manchmal in fanatischer Art und Weise an Ordnungen und Gesetzen weltlicher Art festgehalten - nicht zuletzt auch in Form von dogmatisch vertretenen, religiösen Auffassungen.
Am Ende der Grundstufen, in seiner hauptsächlich "mentalen" Heranbildung, würde sich der Mensch teils stark an Regeln orientieren und immer noch vorhandene Neigungen zum Ausleben von Affekten und Trieben aus der vorangegangenen Stufe tendenziell unterdrücken und/oder es würde kompensatorisch, manchmal in fanatischer Art und Weise an Ordnungen und Gesetzen weltlicher Art festgehalten - nicht zuletzt auch in Form von dogmatisch vertretenen, religiösen Auffassungen.
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Re: Entspricht "Mörder zu sein" einer Aufgabe der Seele?
Agape hat geschrieben:Auf jeder dieser einzelnen Stufen würden ganz bestimmte Eigenschaften in der Seele, welche jedoch bereits als Potenzial vorhanden wären, "ausgelebt" werden müssen.
Müssen aufgrund der Art, wie Gott die Welt und/oder diese Wesen machte?
Trägt jemand eine solche weltanschauliche Sicht auf die Seelenentwicklung in sich, wird er entsprechende Verhaltensweisen und Taten seiner Mitmenschen wohl bedeutend anders beurteilen, und Individuen, welche noch in grossem Ausmass ihre tierischen und kriegerischen Instinkte auf der entsprechenden Entwicklungsstufe ausleben, aus einer anderen Perspektive heraus betrachten.
Das kann sein.
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Re: Entspricht "Mörder zu sein" einer Aufgabe der Seele?
Marsianer hat geschrieben:Müssen aufgrund der Art, wie Gott die Welt und/oder diese Wesen machte?
Soweit ich verstehe, wäre es ein Müssen", um ihr Potenzial zu entfalten, welches zwar im Wesen angelegt, jedoch noch nicht "ausgelebt" wurde. Elementareigenschaften würden von der Seele im entsprechenden Naturreich (Mineral, Pflanze, Tier) erworben werden. Jedoch erst als menschliche Seele würden diese Stufe um Stufe weiterentwickelt und verfeinert werden. Am Anfang noch sehr ursprünglich (z. B. in der Art gewisser Naturvölker, die sich noch sehr stark an Naturelementen orientieren). Danach als "Krieger", der seine im Tierreich erworbenen Eigenschaften wie Aggression, Mutwilligkeit etc. noch sehr rücksichts- und gewissenlos auszuleben hat, um dann in der nächsten Stufe mehr innerhalb der Ordnung von Gesetzen und Regeln der Gesellschaft in einem "vernüftigeren" Rahmen damit umgehen zu lernen. Jedoch ein Hinausgehen über diese mentalen Strukturen, indem der Mensch nach und nach mehr in sich selbst forscht und seiner inneren Stimme (Intuition etc.) zunehmend Gehör schenkt, folgt erst nach diesen Grundstufen in immer "feiner" und auf Gott ausgerichtet werdender geistigen Art und Weise.
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Re: Entspricht "Mörder zu sein" einer Aufgabe der Seele?
Das würde u.a. bedeuten, daß ein solcher Schöpfergott von sich aus in zeitlichen Prozessen erschaffen würde. Das "physikalische Universum" würde dann etwas sein, in dessen Rahmen erschaffen würde. Es würde ein Stufenentwicklungsprozess stattfinden, in dessen Verlauf sich erst Seelenfähigkeit herausentwickeln würden, Seelenreife auch eigenen Entscheidungen dieser Seelen folgend. Anfangs seien "unentwickelte" Seelen sozusagen ersteinmal ganz natürlich "finster" und würden entsprechendes wollen.
Angenommen Gott wäre Geist und nicht in diesem Sinne zeitlich (auch wenn er mitunter Vorher und Nachher erlebt), wieso sollte er in solcher Weise in ihm eher fernliegender Weise erschaffen?
Angenommen Gott wäre Geist und nicht in diesem Sinne zeitlich (auch wenn er mitunter Vorher und Nachher erlebt), wieso sollte er in solcher Weise in ihm eher fernliegender Weise erschaffen?
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Re: Entspricht "Mörder zu sein" einer Aufgabe der Seele?
Marsianer hat geschrieben:Das würde u.a. bedeuten, daß ein solcher Schöpfergott von sich aus in zeitlichen Prozessen erschaffen würde. Das "physikalische Universum" würde dann etwas sein, in dessen Rahmen erschaffen würde. Es würde ein Stufenentwicklungsprozess stattfinden, in dessen Verlauf sich erst Seelenfähigkeit herausentwickeln würden, Seelenreife auch eigenen Entscheidungen dieser Seelen folgend. Anfangs seien "unentwickelte" Seelen sozusagen ersteinmal ganz natürlich "finster" und würden entsprechendes wollen.
Angenommen Gott wäre Geist und nicht in diesem Sinne zeitlich (auch wenn er mitunter Vorher und Nachher erlebt), wieso sollte er in solcher Weise in ihm eher fernliegender Weise erschaffen?
Aber offenbar würde ja das ganze Potenzial als "virtuelle Anlage" in der Seele schon vorhanden sein? Vergleichbar mit einem Seelenplan, der von der Seele noch zu verwirklichen wäre.
Ist das oben stehende in diesem Sinne gemeint?
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Re: Entspricht "Mörder zu sein" einer Aufgabe der Seele?
Agape hat geschrieben:Aber offenbar würde ja das ganze Potenzial als "virtuelle Anlage" in der Seele schon vorhanden sein? Vergleichbar mit einem Seelenplan, der von der Seele noch zu verwirklichen wäre.
Vielleicht könnten zu soeinem Ansatz Ähnlichkeiten zu häufigeren hinduistischen Vorstellungen gesehen werden.
Ist das oben stehende in diesem Sinne gemeint?
Ich hatte lediglich versucht das was du ausführtest etwas zusammenzufassen und in einem Punkt schoneinmal zu hinterfragen. Meine Sichtweise wäre das so ja nicht.
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Re: Entspricht "Mörder zu sein" einer Aufgabe der Seele?
Marsianer hat geschrieben:Ich hatte lediglich versucht das was du ausführtest etwas zusammenzufassen und in einem Punkt schoneinmal zu hinterfragen. Meine Sichtweise wäre das so ja nicht.
Ja.
Alexander Gosztonyi schreibt in seinem Buch "Das grosse Buch der Seele" unter anderem:
Der Plan des Menschen im Kosmos:
Jedes wichtige Gebäude (z. B. ein Tempel, eine Kirche) wurde zu früheren Zeiten nach der Kunst der Geomantie an einer geeigneten Stelle aufgebaut. So wird auch für jeden Menschen ein geeigneter Platz in der Gesamtheit aller Seelen ausgesucht. Jede Seele hat ihren Platz in der Gemeinschaft aller Seelen ausgesucht: in der Weltharmonie. An welche Stelle sie hingestellt wird, hängt von der Aufgabe ab, die ihr zugeteilt wird. Die Aufgabe besteht für jede Seele grundsätzlich darin, den Kosmos von einer bestimmten Stelle aus zu spiegeln. Konkret bedeutet dies: bestimmte Anlagen, die im Kosmos - letzten Endes in Gottes Seele - vorhanden sind, in der irdischen Welt auf menschliche Weise zu verwirklichen.
Der Mensch - genauer: die Struktur seiner Seele - bildet jedoch im gewissen Sinne den ganzen Kosmos ab. Alles, was im Kosmos vorhanden ist, existiert auch in seiner Seele, und alles, was im Kosmos vor sich geht, ereignet sich auch in ihr.
Während aber die Einzelseele den Kosmos nur von einer bestimmten Stelle aus und unter einem bestimmten Gesichtspunkt, daher nur einseitig oder nur bruchstückhaft widerspiegeln kann, ergeben alle Einzelseelen zusammen ein ganzheitliches Bild des Kosmos. Da jede Einzelseele in ihrem Kern das Göttliche enthält, sind alle Seelen miteinander verbunden und wesensgleich. Alle zusammen spiegeln das Göttliche.
Der Architekt und die Baumeister:
Der Architekt, der die Kathedrale der Seele entworfen und ihr eine Stelle im Kosmos angewiesen hat, ist natürlich Gott. Jede Seele ist ein "Gedanke" Gottes, und in Gottes "Gedanken" ist auch die Entwicklung der Seele bis zu ihrer Vollendung enthalten.
Die Baumeister sind Engel: die Bauingenieure des Kosmos. Unter der Leitung der Ordnenden Intelligenz des Heiligen Geistes führten und führen sie die Realisierung von Gottes Gedanken aus und lenken und überwachen die Entfaltung der irdischen Welt und somit die Entwicklung eines jeden Menschen und der ganzen Menschheit.
Je klarer der Mensch erkennt, dass alles, was in der Welt geschieht, sinnvoll, weil von Gott gewollt ist und letztlich nur ihm selber: dem Menschen dient, desto heimischer und geborgener wird er sich in dieser Welt fühlen.
Er wird also keine Angst haben, dass er in seiner Entwicklung "auf der Strecke bleibt". Er kann ja wissen, dass er von Gott nicht einfach in die Welt "gestossen" und dann allein gelassen wird. Im Gegenteil: er wird auf seinem Entwicklungsweg Schritt für Schritt begleitet und betreut. Und da bei Gott die Vervollkommnung seiner Seele beschlossen ist, kann er wissen, dass er das Ziel seiner Entwicklung einmal erreichen und ihren Sinn unfehlbar erfüllen wird.
Erkennt er dies, so wird er sich vor einer Weltkatastrophe nicht ängstigen, die alles Lebendige mit einem Schlag wegfegen und den kläglichen Untergang der Welt und die Ausrottung der Menschheit heraufbeschwören würde. Denn er weiss, dass Gott eine mit so viel Sorgfalt und mit so viel Liebe hervorgebrachte Schöpfung nicht mit einer einzigen Handbewegung vernichten wird. Gott tut nichts Sinnloses, und mit seiner Schöpfung und mit jedem einzelnen Menschen hat er seine konkreten Pläne, die zu verwirklichen er zweifellos imstande ist.
Er hält ja die Welt und mit ihr jeden Menschen und jede Seele liebevoll in seiner Hand.
Und aus der Hand Gottes kann keine Welt, kein Mensch, keine Seele je herausfallen.
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Re: Entspricht "Mörder zu sein" einer Aufgabe der Seele?
Ist ja letztlich eine alte Idee. Damit war auch Gewaltherrschaft begründet worden.
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Re: Entspricht "Mörder zu sein" einer Aufgabe der Seele?
Ein moderner hinduistischer Klassiker zu einem Weltbild, das auf mich so wirkte, wäre z.B. wohl "Das Göttliche Leben" von Sri Aurobindo.
Zitat aus Kapitel 24 - Die Entwicklungsgeschichte des spirituellen Menschen hat geschrieben:Das Prinzip
einer in Erscheinung tretenden Tätigkeit liegt ihrem
Erscheinen zugrunde. So ist es überall in der Ent-
wicklungsgeschichte. Die Materie hätte sich nicht
beleben können, wenn Leben nicht bereits grund-
sätzlich dagewesen wäre, Materie gebildet und sich
als ein Phänomen des Lebens in der Materie geoffen-
bart hätte. Das Leben in der Materie hätte nicht be-
ginnen können zu fühlen, zu erkennen, zu denken,
zu überlegen, wenn das Prinzip des Denkens nicht
schon hinter dem Vitalen und der Materie gestanden
und diese zu seinem Operationsfeld ernannt hätte,
um dann im Phänomen des denkenden Vitalen in
einem Körper aufzutauchen. So ist auch Spirituali-
tät, die im Denkbewusstsein zum Vorschein kommt,
das Zeichen einer Kraft, die sich selbst das Vitale,
das Denken und den Körper aufgebaut hat und die
jetzt als spirituelles Wesen in einem lebenden und
denkenden Körper erscheint. Wieweit diese Kraft
zum Vorschein kommen und ihre Werkzeuge um-
formen wird und ob sie vorherrschend sein wird, ist
eine spätere Frage. Zunächst aber ist festzuhalten,
dass das Spirituelle etwas anderes und größeres ist als
das Mentale, dass Spiritualität etwas anderes ist als
Mentalität, dass infolgedessen das spirituelle Wesen
vom denkenden Wesen verschieden ist. Das spirituelle
Wesen taucht am Ende der Entwicklungsgeschichte
auf, weil es als Ursprungselement und -einfluss an
ihrem Anfang steht. Evolution ist der umgekehrte
Vorgang der Involution. Die beschließende und
letzte Stufe der Involution ist die erste, die in der
Evolution zum Vorschein kommt. Was Anfang und
Ursprung der „Einwicklung“ war, ist das letzte und
höchste Prinzip der Entwicklung.
[...]
Wenn im Wesen vollkommenes
Schweigen herrscht, entweder eine Stille des ganzen
Wesens, oder eine Stille, die dahintersteht und von
den Regungen der Oberfläche nicht berührt wird,
dann können wir uns eines Selbstes, einer spirituellen
Substanz unseres Wesens, eines reinen Seins bewusst
werden, das sich sogar über die Einzelseele hinaus
in das All ausdehnt, das sich von aller Abhängigkeit,
von den Formen und Tätigkeiten der Natur losgelöst
hat und das sich nach oben in eine Transzendenz
erstreckt, deren Grenzen nicht zu erblicken sind.
Diese Befreiungen des spirituellen Elementes in uns
bilden die entscheidenden Stufen der spirituellen
Entwicklung in der Natur.
Erst durch diese entscheidende Bewegung wird
der wahre Charakter der Entwicklungsgeschichte
sichtbar, denn bis dahin gab es nur vorbereitende
Bewegungen, einen Druck des seelischen Wesens auf
Denken, Vitales und Körper, um eine wahre Seelen-
tätigkeit zu entfalten, einen Drang des Geistes oder des
Selbstes zur Befreiung vom Ego, vom Oberflächen-
Unwissen, eine Hinwendung des Mentalen und des
Lebens zu einer verborgenen Wirklichkeit: vorläufige
Erfahrungen, Teilerkenntnisse eines spiritualisierten
Mentalen, eines spiritualisierten Lebens, aber keine
vollkommene Wandlung, keine Wahrscheinlichkeit
einer gänzlichen Entschleierung des Seelischen oder
des Selbstes oder auch einer radikalen Umformung
der Natur.
Zitat aus Kapitel 27 - Das gnostische Wesen hat geschrieben:Der gnostische Mensch würde in und von der Welt sein,
in seinem Bewusstsein aber auch über sie hinaus-
gehen und in seinem transzendenten Selbst über ihr
leben; er würde dem Weltall gehören, aber in voller
Freiheit, Individuum sein und doch nicht durch eine
trennende Individualität begrenzt. Die wahre Person
ist kein isoliertes Wesen, ihre Individualität ist uni-
versal, denn in ihr wird das Weltall zum Individuum.
Gleichzeitig taucht sie in der spirituellen Atmosphäre
transzendenter Unendlichkeit als das Göttliche auf –
wie ein hoher Bergesgipfel über den Wolken –, denn
sie ist göttliche Transzendenz im Einzelnen.
[...]
Für ein supramentales Wesen aber,
das in einem kosmischen Bewusstsein lebt, würde es
diese Schwierigkeit nicht geben, weil es kein Ego hat;
seine kosmische Individualität würde die kosmischen
Kräfte, ihre Bewegungen und Bedeutungen als Teil
seines Selbst kennen, und das Wahrheitsbewusstsein
in ihm würde bei jedem Schritt die richtige Be-
ziehung und den richtigen dynamischen Ausdruck
dieser Beziehung finden.
Denn in Wahrheit sind beide, sowohl der Einzel-
ne wie auch das Universum, gleichzeitige und auf-
einander bezogene Ausdrücke desselben transzen-
denten Wesens. Und obwohl es in der Unwissenheit
und ihrem Herrschaftsbereich Missverständnisse
und Konflikte gibt, muss es doch ein richtiges
gegenseitiges Verhältnis geben, einen Ausgleich, auf
den alles hinzielt, den wir jedoch in der Blindheit
unseres Ichgefühls verfehlen, weil wir versuchen,
dieses Ich zu behaupten, statt das eine Selbst in
allem zu bestätigen. Das Wahrheitsbewusstsein trägt
diese Wahrheit der Beziehungen als sein natürliches
Recht und Vorrecht in sich selbst, weil das Wahr-
heits-Bewusstsein als Macht der Transzendenz die
kosmischen Beziehungen und die Beziehungen des
Einzelnen zum All bestimmt und frei und souverän
festlegt.
Erläuterung zu Schlüsselbegriffen hat geschrieben:Bewusstsein (consciousness): jedes Sein ist höchstes Bewusstsein,
ist bewusste Energie, ist Schöpferkraft.
So ist alles, was in diesem oder irgendeinem anderen Universum
existiert, Ausdruck des Bewusstseins. Alles Erschaffene ist
Schöpfung oder Form des Bewusstseins und es gibt nichts, was
nicht bewusst werden kann.
Bewusstsein offenbart sich als:
1. Materie (physisches Bewusstsein)
2. Leben (vitales Bewusstsein)
3. Denken (mentales Bewusstsein)
4. Subtiles (subliminales Bewusstsein)
5. Kosmos (kosmisches Bewusstsein)
6. Übermentales (Lichtbewusstsein)
7. Supramentales (Wahrheitsbewusstsein)
1. Physisches Bewusstsein: häufig übersetzt mit der Körper; ist
in aller Materie, bzw. ist gerichtet auf alles, was Materie ist, beim
Menschen auch das Wissen um das Wesen und die Ordnung des
Körperlichen; das Bewusstsein, das die Welt durch die Sinne als
Objekt erfährt.
2. Vitales Bewusstsein: häufig übersetzt mit das Leben; ent-
springt einer spezifischen kosmischen Kraft und liegt – dem
normalen Sprachgebrauch nach – unterhalb der Schwelle des
eigentlichen Bewusstseins; es weiß um Kraft, Energie, Gefühl,
Empfindungen, deren Impulse die Trägheit der reinen Materie
überwinden. 1. Stufe des individuellen Bewusstseins.
3. Mentales Bewusstsein: häufig übersetzt mit das Denken, das
Denkwesen, das Denkbewusstsein; es ist die Kraft, die den Men-
schen vom Tierwesen unterscheidet, ein Bewusstsein, das misst,
analysiert, definiert, ist eine Macht der Unwissenheit, die nach
Wahrheit sucht; es ist nicht selbstexistent, sondern lebt von den
schöpferischen Impulsen aus höheren Bewusstseinssphären und
den mechanischen Beeinflussungen aus niedrigen Ebenen. Sri
Aurobindo unterscheidet zwischen dem:
vitalen Mentalen, denkenden Mentalen, höheren Mentalen, er-
leuchteten Mentalen und dem intuitiven Mentalen.
4. Subliminales Bewusstsein: das Bewusstsein unserer erweiterten
Persönlichkeit, ihrer okkulten Möglichkeiten und Kräfte.
5. Kosmisches Bewusstsein: ein noch begrenztes Bewusstsein
der Identität mit dem geschaffenen Universum, wahrnehmende
Teilhabe an der offenbarten Schöpfung.
6. Übermentales Bewusstsein: (overmind) häufig wiedergegeben
mit Lichtbewusstsein; ein Bewusstsein, in dem das (ursprüng-
liche Licht des Sonnenbewusstseins (Wahrheitsbewusstseins,
des Supramentalen) gleichsam in seine Spektralfarben zerlegt
ist, d. h. es ist die 1. Stufe des individualisierten Vielfältigkeits-
bewusstseins, die Ebene der getrennten großen Kräfte, Ideen,
Götter, die sich selbst ausspielen, die aber noch in direkter
Verbindung mit dem Einheitsbewusstsein, dem supramentalen
Wahrheitsbewusstsein stehen.
7. Supramentales Bewusstsein: (supermind oder supramental)
häufig wiedergegeben mit Wahrheitsbewusstsein oder das Supra-
mentale; ein Bewusstsein, das ganz Sonne ist; das sich selbst be-
stimmende Bewusstsein; das Bewusstsein von der Einheit alles
Geschaffenen und Ungeschaffenen in der Wahrheit: das reine
Identitätsbewusstsein.
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