Was ist das Besondere an dem Wunder, das den Weg zur Heiligsprechung Charles de Foucaulds geöffnet hat?
Als ich die ersten Informationen zu dem Wunder erhielt, sagte ich mir gleich: typisch Charles de Foucauld! Er hat sich dafür einen jungen Mann ausgesucht, der, wie viele junge Menschen heute, zwar noch gläubige Großeltern hat, selbst aber nicht einmal mehr getauft ist. Das Wunder ist auch kein typisches Heilungswunder, sondern das, was die Italiener „scampato pericolo“ nennen: der Gefahr entronnen. Am Vorabend des 100. Todestages von Charles de Foucauld ist ein junger Schreiner in der französischen Stadt Saumur bei der Arbeit am Dach einer Kapelle aus 15,5 Metern Höhe auf eine Holzbank gestürzt. Die Bank zerbarst unter dem Aufprall mit einer Geschwindigkeit von 60 km/h, ein Holzpfosten drang in die Seite des jungen Mannes ein.
Sein Kollege sah ihn sofort nach dem Aufprall wieder aufstehen. Im Krankenhaus wurde der Holzpfosten entfernt, der keine Organe verletzt hatte. Es gab weder Knochenbrüche, noch Blutungen, noch physiologische oder psychologische Folgeschäden. Nach acht Tagen konnte der junge Mann das Krankenhaus wieder verlassen.
Im Verlauf des Heiligsprechungsprozesses musste ich alle ärztlichen Dokumente und Beweise dafür, dass zu Charles de Foucauld um die Rettung des Mannes gebetet wurde, der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse vorlegen. Das medizinische Beratungsgremium kam einstimmig zu dem Schluss, dass die Folgen des Sturzes nicht proportional zum Sturz selbst waren. Statistisch gesehen hat man bei einem Sturz aus mehr als zehn Metern Höhe eine Chance von weniger als 1:50, nicht zu sterben.
Woher wissen wir, dass das Wunder tatsächlich der Fürsprache von Charles de Foucauld zu verdanken ist?
Das Wunder ist am Vorabend seines 100. Todestages geschehen und liturgisch gesehen beginnt ein Festtag schon am Vorabend, mit der Vesper. Während des gesamten Jahres hatte die große geistliche Familie Charles de Foucaulds rund um den Erdball um dieses Wunder zur Heiligsprechung gebetet. Ganz besonders wurde in Saumur gebetet, in einer Pfarrei, die nach dem seligen Charles de Foucauld benannt ist. Auf deren Pfarrgebiet trug sich auch der Unfall zu. Charles de Foucauld hat in Saumur einen Teil seiner Militärkarriere verbracht. Der junge Mann, der vor einem Sturz in den fast sicheren Tod bewahrt wurde, heißt selbst Charles.
Und schließlich ist noch eines zu nennen: Charles Arbeitgeber gehört zu der genannten Pfarrei. Sobald er von dem Unfall erfuhr und noch ohne zu wissen, um welchen seiner Arbeiter es sich handelte, haben er und seine Frau Nachrichten an ihre Freunde und Bekannten geschickt, um gemeinsam mit ihnen um die Fürsprache Charles de Foucaulds für das Unfallopfer zu bitten.
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