Das Jakobgut - einfach zusammen leben

Ein maximal zensurfreies Gesprächsangebot im Rahmen oadischer Entwicklungszusammenarbeit: Zufriedenwerden, Yoga, Xenographie, Wissenschaft(skritik), Verstehenlernen, Umweltschutz, Träume, Spiritualität, Religion, Quantenwelt, Permakultur, Oadischsein, Nachrichten, Minimalismus, Liebeleben, Konsumsekte, Jesus, Inspiration, Heimat, Gott, Freidenker, Esoterik, Denken, Christenheit, Buddhismus, Aussteigen ~ (Gastzugang unter Name & Passwort = Anonym)
Agape
Beiträge: 2000
Registriert: Fr 24. Jul 2020, 19:40

Das Jakobgut - einfach zusammen leben

Beitragvon Agape » Sa 25. Jul 2020, 14:24

DAS JAKOBGUT - EINFACH ZUSAMMEN LEBEN
http://jakobgut.de/


Ich möchte hier ein Wohnprojekt vorstellen, eine spirituelle Lebensgemeinschaft, in deren Zusammenhang es um den Menschen geht, ihm zu ermöglichen, möglichst frei von weltlichen Zwängen den Fokus auf sein Inneres zu legen. Der zugrundeliegende Geist ist weniger auf weltliche Genüsse und Erfolgsstreben ausgerichtet, als vielmehr auf Geistesfrucht. Die allumfassende Liebe möchte nicht nur passiv geschehen lassen, sondern sich in aktivem Tun, wo immer es erforderlich ist, verwirklichen.

Ich bin in Kontakt mit einem langjährigen Bewohner, welcher dort mit anderen zusammen die Verantwortung übernommen und schon einiges ausprobiert und versucht hat, was das Gemeinschaftsleben an einem Ort betrifft, wo der oben beschriebene Geist sehr konsequent gelebt werden kann. Wie dieser Bewohner berichtet, war das Jakobgut in der Vergangenheit schon mehrfach "voll belegt", dann gab es phasenweise wieder einigen unbewohnten Raum. Irgendwie mit irgendwelchen Leuten "voll belegt" zu werden ist für ihn jedoch kein Ziel.

Ein Kernproblem scheint zu sein, dass dieser Ort irgendwie schon sehr weitgehend "nicht von dieser Welt ist", auch was solche gedanklichen Konzepte der meisten Menschen angeht. Wie könnte man weit verbreiten, dass es so etwas wie diesen Ort überhaupt gibt? Wie könnten die diversen "außerweltlichen" Ausrichtungen für viele Menschen "denkbar werden", indem sie ihnen erst einmal als etwas präsentiert würden, das existiert? Die aktuellen Bewohner sind damit wohl alle weit überfordert.

Die gemeinsame Kommunikationsgrundlage im Jakobgut ist ein sehr bedeutender Punkt. Trotz der Tatsache, dass heute im Internet viele Menschen aus freien Stücken schriftlich miteinander kommunizieren, scheint so etwas wie eine "Schriftkultur" weitgehend in der Öffentlichkeit zu fehlen. In den meisten Köpfen existiert so etwas als Lebenskonzept wohl nicht, es ist für viele etwas, das sich ausserhalb ihres Denkens bewegt. Etwas "von dem nicht einmal geträumt wird".

Nun wollen wir uns etwas näher mit dieser Schriftkommunikation (genannt Erdnuss-Methode) befassen. http://jakobgut.de/erdnuss.htm

„Schreiben ist der direkte Weg zum Herzen.

Wie wir dann später im Interview mit einem Bewohner noch genauer erfahren werden, wird diese Schriftkommunikation als bewährte Methode eines tiefgründigen Kennenlernens von Menschen eingesetzt, die sich für eine gemeinschaftliche Wohnform und geistige Lebensausrichtung interessieren, wie sie im Jakobgut angeboten und gelebt wird. Nicht selten kommt es jedoch vor, dass Menschen sich davor scheuen oder es sogar für überflüssig halten, sich einer solchen schriftlichen Art des Kennenlernens „auszusetzen“. Denn offensichtlich kommt dabei manches ans Tageslicht, was bisher verdrängt und nicht näher angeschaut wurde und dies kann zu Blockaden und innerem Widerstand führen, so dass die Kommunikation ins Stocken kommt und es scheinbar kein Weiterkommen mehr gibt. Vielfach herrschen falsche Vorstellungen über den Ort und die Lebensweise, um die es dort geht, wobei es eben im schriftlichen Kontakt darum ginge, solche Missverständnisse aufzuklären und diesen auf den Grund zu gehen, sofern die betreffenden Menschen die Bereitschaft dazu hätten.

Es ginge ja bei Interessenten für das Jakobgut letztendlich darum, nicht nur vom Kopf her, sondern vor allem mit Einbezug des Herzens und des ganzen Wesens den tiefen Seelenwunsch zu hegen, sich an diesem Ort zu integrieren, einzubringen, wohlzufühlen und schlussendlich im gemeinsamen geistigen Erleben Frieden und Ruhe zu finden. Wenn dieser Wunsch genügend stark wäre, könnte sich das in der Schriftkommunikation im Vorfeld insofern bestätigen, indem erkannt würde, wie sinn- und wertvoll es ist, sich auf diese Austauschform einzulassen und die allfälligen Herausforderungen nicht als Last zu empfinden, sondern als Klärung und Festigung der Motivation, welche hinter dem Ziel, Mitbewohner im Jakobgut zu werden, steht. Ebenso ginge es um den festen Entschluss, sich in die Gemeinschaft integrieren zu wollen, innerhalb dieser eine neue (geistige) Heimat finden zu können, und als Mitbewohner dazu beizutragen, dass das Gemeinschaftsleben von allen Beteiligten als segensreich empfunden wird.

In der langjährigen Praxiserfahrung mit Bewerbern für das Jakobgut wurde immer wieder festgestellt, dass viele unerfreuliche Entwicklungen nach dem Einzug eines Bewohners zu vermeiden gewesen wären, wenn im Vorfeld während des schriftlichen Kennenlernens konsequenter darauf geachtet worden wäre, dass die Art der Motivation eines Interessenten, seine Vorstellungen und Erwartungen bezüglich Wohnen und sich Einbringen in der Gemeinschaft des Jakobgutes auch wirklich adäquat und passend im Hinblick auf die dort gelebte Realität sind. Denn ein Kommen und Gehen von Bewohnern hat sich immer wieder als sehr unruhebringend und störend für alle Beteiligten erwiesen.

Dieser Umstand hat im Verlauf der Zeit dazu geführt, dass die Phase des schriftlichen Kennenlernens immer gründlicher, sorgfältiger und tiefgehender durchgeführt wird. Dadurch besteht die gegenseitige Möglichkeit zu erkennen, ob es sinnvoll und segensreich ist, dass so jemand ins Jakobgut einzieht - oder ob sich das Kennenlernen so gestaltet hat, dass erkannt wurde, lieber davon Abstand zu nehmen, auch wenn dies zur Enttäuschung führt. Jedoch die Enttäuschung fällt wesentlich mehr ins Gewicht, wenn ein Bewohner erst im Nachhinein erkennt, dass sein Entschluss, einzuziehen, eine Fehlentscheidung war und dass er Erwartungen und Vorstellungen hatte, die sich nicht mit dem wirklichen Leben in der Gemeinschaft des Jakobgutes vereinbaren lassen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Schriftkommunikation nach der Erdnuss-Methode viel dazu beiträgt, dass versteckte Motivationen, verdrängte Konflikte, unbewusste Erwartungshaltungen erkannt werden können, schon bevor jemand sich persönlich im Jakobgut vorstellt. Andererseits kann dieses schriftliche Kennenlernen auch gegenseitiges Vertrauen und die Gewissheit stärken, dass vielleicht bald ein neuer, in die bestehende Gemeinschaft passender Mitbewohner einziehen und sich dort am richtigen Platz fühlen wird

Hat sich während des schriftlichen Kennenlernens herauskristallisiert, dass sich die inneren Werte des Interessenten mit denjenigen, welche im Jakobgut gelebt werden, weitgehend decken, so steht einem Besuch vor Ort und gegebenenfalls späteren Einzug nichts mehr entgegen. Was erwartet ihn dort? Manche Kenntnisse darüber hat er sich bisher schon durch das aufmerksame Lesen der Homepage aneignen können. Ebenfalls ist es mit Sicherheit während der Schriftkommunikation immer wieder zur Sprache gekommen, was es heisst, im Jakobgut zu wohnen und wie sich dort so manches im individuellen Tagesablauf und auch im Interagieren mit Mitbewohnern gestalten könnte. Aufgrund dessen kommt es beim Interessenten nicht selten zu fixen Vorstellungen, die sich dann im Verlauf der Zeit als mehr oder weniger realistisch erweisen können. Ich werde im Anschluss an diese Ausführungen den langjährigen Bewohner des Jakobgutes in einem Interview danach fragen, weshalb es trotz zahlreicher Vorinformationen und intensivem gegenseitigem schriftlichem Kennenlernen immer wieder zu Problemen, Konflikten und Missverständnissen kommen kann, welche Enttäuschungen nach sich ziehen und schlussendlich wieder zum Auszug eines Bewohners führen.

Gemeinschaftssinn und/oder Selbstverwirklichung? Sind das wirklich so krasse Gegensätze oder lassen sich diese vermeintlichen Extreme miteinander verbinden, gerade im Hinblick auf das Wohnen im Jakobgut? Grundsätzlich sollte dies möglich sein, wenn nicht die eine Seite so stark im Vordergrund steht, so dass die andere Seite dadurch vernachlässigt oder gar ausgeblendet wird. Es liegt eigentlich nahe, dass bei jemandem, der in einer Gemeinschaft leben möchte, Klarheit darüber herrschen sollte, dass eine solche Lebensform mit gewissen persönlichen Wünschen nicht zu vereinbaren ist, wenn diese allzu sehr von den ihm im Vorfeld bereits bekannt gemachten bestehenden Regeln oder den Bedürfnissen anderer in der Gemeinschaft lebenden Menschen abweichen. Nun gibt es aber immer wieder Bewohner, die insgeheim einen starken Antrieb in sich haben, ihre eigenen Vorstellungen anderen aufzudrücken und - wenn sie damit auf Widerstand stossen - sich dann in der Folge zurückziehen und eine Vorwurfs- oder Verteidigungshaltung einnehmen, die sich als sehr nachteilig für alle Betroffenen erweisen kann.

Hier wäre es sehr wichtig, sich als Bewerber darüber im Klaren zu sein, was denn eigentlich als treibende Kraft hinter seinem Entschluss steht, Bewohner im Jakobgut zu werden. Einerseits ist es im Gemeinschaftsleben durchaus erwünscht oder sogar von Notwendigkeit, dass ein Bewohner sich an einzelnen gemeinsamen Aktivitäten mit Freude beteiligt, sich in der Gemeinschaft kreativ einbringt und Eigeninitiative entwickelt. Andererseits sollte auch die Fähigkeit vorhanden sein, sich zurückzunehmen, das Alleinsein zu mögen, keine Bestätigung von anderen zu brauchen, sowie Stille und Ruhe als wichtigen Bestandteil eines erfüllten geistigen Daseins im Alltag zu betrachten. Für beides findet sich im Jakobgut genügend Raum und Zeit, wobei einmal mehr das eine und einmal mehr das andere seinen Platz darin finden kann. Es liegt also an jedem Bewohner selbst, beide Seiten (Selbstverwirklichung und Gemeinschaftssinn) in sich zu kultivieren und so harmonisch wie möglich aufeinander abzustimmen, damit diese sowohl für ihn selbst als auch für seine Mitbewohner eine Quelle der Freude und des Friedens darstellen.

Zusammenfassend könnte nun der Eindruck entstehen, dass Bewohner im Jakobgut zu sein sehr schwierig und mit vielen Herausforderungen verbunden ist. Die Wirklichkeit sieht jedoch anders aus, denn die gemeinsame Geistesausrichtung, welche hinter der Idee dieses Wohnprojektes steht, gründet unter anderem auf Einfachheit, Stille, gegenseitiger Wertschätzung und dient einem liebevollen Miteinander in seelischer Wahrhaftigkeit. Wer diese Eigenschaften im Geiste und im Herzen bereits in sich trägt, dem wird es nicht schwerfallen, sich im Jakobgut einzuleben und zu integrieren. Dieser Mensch wird dort ein friedvolles, seelisch und geistig erfülltes, fruchtbares Leben führen, welches sowohl der Gemeinschaft wie auch seiner Selbstverwirklichung gleichermassen dienlich ist.

Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte, die zu beachten wären, wenn Menschen in Erwägung ziehen, Bewohner im Jakobgut werden zu wollen.

• Homepage gründlich lesen http://jakobgut.de/
• Kontaktaufnahme per Email
• Schriftliches Kennenlernen mittels Erdnuss-Methode (siehe Teil 2)
• Einplanen einiger Monate für die Schriftkommunikation mit anschliessender Option eines Besuches vor Ort
• Klarheit darüber anstreben, was im eigenen Inneren stattfindet, sowie dafür bereit und offen sein, eventuell durch einen Prozess
unangenehmer Selbsterkenntnisse zu gehen und diese zu ertragen
• Teilen von ideellen Werten als Zielvorstellung wie zum Beispiel innere Priorität zugunsten des geistigen Innenlebens (kein
asketischer äusserer Lebenswandel erforderlich, jedoch Unabhängigkeit des Wohlbefindens von materiellem Wohlstand). Ebenfalls
intuitives Erfassen von inneren Werten wie Altruismus, Freude, Frieden, Geduld, Güte, Treue, Verlässlichkeit, Sanftmut,
Selbstreflexion, Selbststärke (siehe stichwortartige Aufzählung auf der Homepage)
• Wunsch nach tiefen menschlichen Verbindungen, ohne „menschliche Bestätigung“ zu brauchen



Und nun folgt ein Interview mit dem langjährigen Bewohner des Jakobgutes:


Mit welchen Vorstellungen kommen Menschen zu Euch ins Jakobgut?

Das war bisher recht verschieden. Wir sind ja als Gemeinschaftsprojekt in der europäischen Kommuneszene vernetzt. Es nehmen also teils Leute Kontakt auf, die manches kritisch sehen, aber letztlich dem weltlichen Mainstream auch recht nahestehen. Wir haben auf ganz verschiedene Weise nach Menschen Ausschau gehalten, die sich nach genauso einen Ort sehnen könnten, wie er bei uns mit seinen Möglichkeiten existiert. Entsprechend verschiedene Menschen meldeten sich. Seit einigen Jahren lernen wir gerne die Leute erst einmal schriftlich kennen, bevor sie zu uns zu Besuch kommen. Uns wurde die voraussetzungslose Besucherei einfach zu viel, es kam für uns zu wenig dabei raus, weil viele Besucher doch recht aufmerksamkeitsdurstig waren und vorher kaum erfasst hatten, wofür wir eigentlich stehen.


Was ist Eure hauptsächliche Botschaft an Menschen, die ins Jakobgut kommen möchten?

Laßt euch auf das schriftliche Kennenlernen ein, zeigt euch wie ihr seid. Das dient auch euch. Betreibt dieses Kennenlernen nicht wie eine Art Spiel, das es zu gewinnen gilt (Gewinn = zu Besuch kommen dürfen).


Was ist ausser einer gemeinsamen Geistesausrichtung eine wichtige Voraussetzung, um sich bei Euch wohlfühlen zu können?

Eine "gemeinsame Geistesausrichtung" könnte jemand so oder so verstehen. Wir sind eine recht lockere Gemeinschaft, deren Mitglieder nicht viel "menschliche Bestätigung" brauchen und die darin wohl recht häufig relativ tiefe, menschliche Verbindungen entwickeln. Unser Ort steht für eine bestimmte Ausrichtung, wem diese Ausrichtung liegt, der wird hier vielleicht etwas finden, was er so möglicherweise gar nicht für möglich gehalten hätte. Bei uns wird sich nicht jeder wohlfühlen, für manchen wird eine "gewöhnlichere Kommune" besser passen. Es steht zu diesen Dingen ja auch einiges auf der Homepage.


Was hast Du für Erfahrungen bezüglich der Bereitschaft von Menschen, aktives Engagement zu leben, gemacht?

Viele nutzten die bei uns gebotenen Freiräume doch eher dafür nur für sich etwas auszugestalten wie sie es mögen. Wir sind noch dabei zu lernen, wie wir dies als Gemeinschaft besser ausgestalten können, möglichst ohne Druck einzuführen, wie es ihn in den heute üblichen Kulturen in hohem Maße gibt. Wir freuen uns, wenn sich jemand in einer Art innerhalb unseres Freiraums entfaltet, die halbwegs zu unserer Ausrichtung passt. Schön wäre es, wenn mehr Leute den Erhalt der von uns teils mühsam geschaffenen und erhaltenen Lebensmöglichkeiten mittragen würden. Ich denke, viele wissen bisher auch gar nichts von uns. Öffentlichkeitsarbeit, wie viele Leute sie heute gewohnt sind, war wohl noch nie unsere Stärke. Wir sind in etlichem im wahrsten Sinne etwas aus der Zeit gefallen. ;)


Was zählt Deiner Ansicht nach zu den Hauptgründen für die Schwierigkeiten, welche Bewerber mit der schriftlichen Form des Kennenlernens haben?

In der heute in Europa verbreiteten Kultur wird Schriftlichkeit oft mit Ferne zum anderen, auch mit menschlicher Ablehnung durch uns als Gemeinschaft assoziiert. Oft wird z.B. gesagt "vielleicht lernen wir uns auch mal persönlich kennen", wenn derjenige ein körperliches Treffen meint. Es ist vielleicht ein Aspekt stark irdischer Orientierung. Menschen beschäftigen sich viel mit körperbezogenen Dingen, haben im Durchschnitt auch deutlich mehr Sachen als es noch vor wenigen Generationen der Fall war. Aber was ist "die Person", der Körper, körperliches Erleben? Oder doch eher ein mehr inneres Erleben, das was wir innerlich empfinden, wahrnehmen, wie wir zu Verschiedenem stehen, z.B. auch zu Körperlichkeit? So wird die geistigere Schriftkommunikation oft erst einmal abwertend, als etwas unnatürlicheres betrachtet, so wie echtes Geistiges an sich einen wohl immer geringeren Stellenwert in den tatsächlichen Lebensprioritäten von Menschen einnimmt. Und das obwohl Schriftkommunikation im Internetzeitalter von vielen Leuten auch öfter, in privaterer Weise genutzt wird als von der Generation davor. Es wird von nicht wenigen erlebt, daß auf diesem Weg das Herz des anderen näher ist, dennoch wird dies eher als Aspekt von Ferne gedeutet, vielleicht auch als etwas mit dem man seine Zeit vertrödele, obwohl das bedenklichere Vertrödeln von Lebenszeit eher darin stattfinden dürfte sehr viel davon auf Gelderwerb zu verwenden, darauf viele eigentlich wenig sinnvolle Dinge haben zu wollen, statt zu leben, sich mit dem eigentlichen Lebenssinn zu beschäftigen, damit innerlich in einen Zustand zu kommen, der glücklich genannt werden kann oder zufrieden.


Ist es massgeblich, ob jemand eine Sprachbegabung hat, oder zählt mehr die Fähigkeit, klar und offen kommunizieren zu können?

Manchen ist auch die Technik fremd oder aus irgendwelchen z.B. weltanschaulichen Gründen zuwider, das ist dann ein Problem. Aber man kann es nicht jedem Recht machen.

Die Fähigkeit zu offener, direkter, klarer Kommunikation setzt die Fähigkeit voraus sich selbst so ausdrücken zu können, was wiederum voraussetzt, daß sich jemand über das was in ihm ist, stattfindet entsprechend klar ist oder zumindest als Wert erkennt dies zu erkennen und dafür auch unangenehme Selbsterkenntnis ertragen zu können, sowohl im eigenen Reflektieren als auch in dem was andere formulieren. Diese Selbsterkenntnis dürfte in den meisten Fällen das sein, woran es eigentlich hapert. Viele Menschen sind innerlich stark verwahrlost, sitzen auf einem riesigen Berg von Unverarbeitetem, fliehen deswegen auch Stille instinktiv, fürchten sich vor ihr.


Wie lange dauert in der Regel die Phase des schriftlichen Kennenlernens?

Das ist sehr unterschiedlich, weil die Intensität auch sehr verschieden ist. Manche Interessierte sind anscheinend nur alle Tage mal online oder es dauert bei ihnen einfach so lange, bis sie eine Antwort absenden. Auf unserer Seite kann es manchmal ähnlich haken, auch je nachdem was sonst so los ist. Man stelle sich vor bei einem körperlichen Treffen würde jede Reaktion einige Tage dauern. Das verzögert den Faktor der Interaktion natürlich massiv, auch wenn Schriftkommunikation teils auch deutlich anders strukturiert ist (z.B. die mögliche Parallelität, Gleichzeitigkeit von Themen). Der Faktor der Interaktionsdichte ist gerade im ersten Kennenlernen oft schon recht bedeutend, würde ich sagen. Es geht da ja darum sich zu erleben, wie die anderen sich verhalten und wie das auf einen selbst wirkt.

Realistisch wäre es momentan mit einigen Monaten Schriftkommunikation zu planen - sofern die Antworten nicht stets Tage oder gar Wochen später eintrudeln. Von Vorteil sind authentische, von Herzen kommende Schreiben (wir sehen uns nicht als Wirtschaftsbetrieb, welcher quasi Leute einstellt nachdem diese sich auf solche Art "beworben" haben), die Eigenschaft nicht nur auf wenige Punkte einzugehen.


Die Kennenlernphase findet in der Form von Emails statt. Gibt es Menschen, die schnell darauf drängen, persönlichen Kontakt mit Dir aufzunehmen? Wie reagierst Du auf ein solches Drängen?

Ja, das passiert ziemlich oft. Das ist dann für uns eine Art Warnsignal.


Hat sich im Verlauf der Jahre etwas verändert bezüglich Einstellung zur Schriftkommunikation von Bewerbern? Hast Du den Eindruck, dass zurzeit weniger Menschen dazu bereit sind als früher? Wenn ja, weshalb meinst Du, dass dies so ist?

Wir haben es früher zunächst nicht so strikt umgesetzt gehabt. Die zurückliegenden Erfahrungen legten uns jedoch deutlich nahe, daß das einer der für unsere Ausrichtung maßgeblichsten Kriterien ist, so seltsam das auf manche vielleicht auch wirken mag. Seitdem wird es so strikt handhaben ist die Hürde zum Einzug höher, aber wir haben auch viel weniger Folgeprobleme vor Ort.

Die eigentliche Frage ist vielleicht, wie viele Gemeinschaftssuchende überhaupt eine solche positive Beziehung zu Schriftlichem haben. Manchmal glaube ich, daß die Menschen die Schriftlichkeit entsprechend schätzen nur zu geringen Anteilen auch nur im Traum auf die Idee kommt, es könne eine Gemeinschaft geben, in der genau das ist was erwünscht, eine wesentliche Leitlinie ist. Eine von vielen großen Herausforderungen bei unserer Öffentlichkeitsarbeit.


Inwiefern spielt die Schriftkommunikation eine Rolle im Tagesablauf des Gemeinschaftslebens im Jakobgut?

Es gibt bei uns keinen einheitlichen Tagesablauf, jeder gestaltet seinen Tag grundsätzlich für sich (Ausnahme: Selten wird bei Bauvorhaben möglichst jede Hand gebraucht) und beteiligt sich freiwillig an Gemeinschaftsaktivität seiner Wahl (sofern überhaupt irgendjemand welche initiiert).

Wie schon auf der Homepage steht: Kommunikation zu Gemeinschaftsfragen ist bei uns verpflichtend in der Schriftform. Wenn es um private Absprachen und dergleichen geht sind wir tolerant, wobei dies auch oft zu bedeutenderen Teilen schriftlich stattfindet. Wir sind empfindlich wenn sich abzeichnet, daß jemand mit einer Arroganz der Mehrheit "da draußen" Mündlichkeit glorifiziert und schleichend beginnt mündliche Gemeinschaftsspaltung auszulösen. Aufgrund des oben schon beschriebenen oft geringen Ansehens geschieht das erfahrungsgemäß leider ziemlich schnell und nicht selten auch ziemlich dreist und fern jeden echten Problembewußtseins. Starke selbstherrliche unreflektierte Neigung zu Mündlichkeit ist für uns wenn man so will schon eine Art von Seuche, etwas das einen sehr hohen Lästigkeitsgrad aufweist.



Was kann in der Schriftkommunikation alles erkannt werden und worauf schaust Du dabei am meisten?

Wenn wir sie als direkten Weg zum Herzen betrachten, dann sehen wir in ihr auch die beste Möglichkeit sich von Herzen zu begegnen. Und genau damit haben möglicherweise auch viele Menschen ein Problem, die sich sonst hinter Modedesign und dergleichen zu verstecken und sich auf solche Art eine gewünschte Pseudoidentität zu basteln pflegen. Mit Körperlichkeit ist viel in solcher Art verbunden, die steht einem echten Kennenlernen oft entgegen. Deswegen werden heute ja z.B. hier und da in der Wirtschaft Bewerbungen ohne Bild praktiziert. Diese Ebene hält uns davon ab einander wirklich zu begegnen. Aber viele Menschen wollen das auch gar nicht, so wie sie auch die Stille nicht ertragen mögen.


Wie erlebst Du den Umgang mit dem Bedürfnis nach Selbstverwirklichung einzelner Bewohner?

Entscheidend dürfte oft sein, aus welcher inneren Verfasstheit jemand nach "Selbstverwirklichung" strebt. In unseren Werten, die auch auf der Homepage nachzulesen sind, wird z.B. der Begriff der "Selbststärke" erwähnt. In dem Zusammenhang stellt sich dann die Frage, ob eine Motivation sich "selbst zu verwirklichen" eben aus Selbststärke ist oder sozusagen aus Selbstschwäche, die dann eher wieder mit Bestätigungsbedürfnis und dergleichen zu tun haben dürfte. Bestätigung wird von manchen Menschen in Form von Dominanz über andere angestrebt. Wir sehen uns eher als einen freien Raum von Möglichkeiten (im Rahmen unserer speziellen Ausrichtung).

Was bedeutet das? "Selbstverwirklichung" kann für jemanden bedeuten, daß er solche als etwas sieht, ohne das er nicht zufrieden sein kann, das er deswegen möglicherweise mit den unter Deutschen üblichen Ellenbogen durchzusetzen versucht. "Selbstverwirklichung" aus Selbststärke würde sich davon abweichend eher daran orientieren wie alle Beteiligten möglichst viel Raum dazu erleben könnten. Selbststärke ermöglicht sich in Ruhe ein echtes Zusammenleben zu gestalten, da aus Selbststärke nicht diese Selbstpanik erfolgt, die aus dem persönlichen Erleben resultiert nicht zufrieden sein zu können ohne alle möglichen soundso ausgerichteten äußeren Umstände. Es geht um Handlungsfähigkeit, darum einander bewußt möglichst innerlich stimmige Lebensräume zu ermöglichen, zu überlegen wie das funktionieren könnte.


Ist der Drang nach Selbstverwirklichung eher ein Hindernis im Gemeinschaftsleben oder könnte dieser auch so ausgerichtet werden, dass er eine Quelle der Inspiration darstellt und manches dazu beisteuert, was der Gemeinschaft dienlich ist?

Der Drang hin zu etwas das als "Selbstverwirklichung" bezeichnet wird ist ja eigentlich etwas ganz Natürliches. Es ist erst einmal gut, wenn ein Mensch Kontakt zu dem bekommt, was in ihm ist, erlebt wohin ihn das zieht. In manchen Fällen wäre das Ausleben eher fragwürdig, aber es kann auch dann gut sein zu erleben was in einem selbst ist und zu überlegen wieso das wohl so ist.

Zur vorherigen Frage hatte ich bereits versucht etwas dazu zu schreiben, daß Selbstverwirklichung aus recht verschiedenen inneren Zuständen heraus angestrebt werden kann. Man könnte es knapp vielleicht nochmal so zusammenfassen: Kommt sie aus innerer Fülle oder innerer Not? Dient sie auch der Selbstverwirklichung anderer oder kann sie vor allem nur eigene Bedürfnisse sehen so wie jemand der am Verhungern ist und irgendwo nach etwas Essbarem grapscht, irgendwo etwas zu finden versucht, in dem Zustand gar nicht recht wahrzunehmen in der Lage ist was er da für Menschen begegnet, was diese Menschen für sich ausmacht, worin ihr Glück bestehen würde?


Welche Art von Fähigkeiten dient Eurer Gemeinschaft am meisten - sind zum Beispiel auch handwerkliche Fähigkeiten wünschenswert? Inwiefern könnten diese im alltäglichen Leben eingesetzt werden?

Klar, wir haben auch einiges an Gebäudesubstanz und da kann eigentlich immer sinnvoll etwas getan werden. Aber der Kern unserer Gemeinschaft ist Raum zu bieten für Menschen die einfach (vor allem aus sich her) zufrieden leben möchten. Es ist also unser Ziel erst einmal Menschen etwas zu bieten, nicht selbst vor allem "Träger von Nützlichkeit" anhand ebensolcher Kriterien "einzuwerben". Wir möchten ja einen Freiraum bieten, weil wir erleben, daß es solchen Raum anscheinend sonst fast nirgendwo gibt und weil es uns so erschien als sollte es einen solchen Raum geben und es wäre sinnvoll in dieser Welt so einen Raum zu schaffen und zwar wegen der Menschen, nicht als irgendein Betrieb, der sich vor allem selbst Zweck ist.

Stellt sich allerdings die Frage: Gibt es solche Menschen überhaupt? ;) Wenn ja wo? Für wen ist "Menschenwürde" nicht nur ein Begriff, der in irgendwelchen Verfassungen als Wort vorkommt, sondern mit einer Bedeutung verbunden wie der, daß irgendeine Art Nutzen den Wert eines Menschen nicht bestimmt? Und das meine ich jetzt sicher nicht in einer "sozialistischen" Weise, die dem Ansatz der Einfachheit und Zufriedenheit aus dem Menschen selbst entgegenläuft, weil weltanschaulich davon ausgegangen wird Lebensglück werde vor allem durch äußere, auch stark materielle, Umstände bestimmt. Ist es nicht so, daß so "beglückte" stets immer mehr fordern und diese Spirale nie zu einem Ende kommt? Wir sagen, daß das so ist, weil das Glück da gesucht wird, wo es eben nicht zu finden ist.

Insofern nutzt der Gemeinschaft zuerst die Fähigkeit von Bewohnern einfach zufrieden zu sein.


Gibt es von Deiner Seite her Anregungen zu mehr Entwicklung eines Gemeinschaftssinnes?

Selbst zufrieden sein dürfte wie oben erwähnt ein gutes Fundament sein. Für Gemeinschaftsleben daraus entspringend dann zudem Interesse am Wohl von Mitmenschen, deren Empfinden (wobei die oben erwähnten Werte ja eine gemeinsame Zielvorstellung sind, die jeder Bewohner teilt), besonders mit denen man da eben zusammenlebt. Manche anderen alternativen Gemeinschaften verwenden irgendwelche psychologischen Therapieansätze um dem Problem zu begegnen, daß so viele Bewohner innerlich teils in nicht so wünschenswertem Zustand sind. Das tun wir nicht, denn wir neigen wohl auch zu einem Menschenbild, das nicht unbedingt dem der zumindest in dieser Zeit stark atheistisch ausgerichteten und darin nicht wirklich realistischen Psychologie entspricht.


Kann überhaupt Gemeinschaftssinn entwickelt werden oder hältst Du dies eher für eine Eigenschaft, die im Charakter eines Menschen schon vorgegeben ist?

Wer sich wie erwähnt für das Wohl anderer Menschen interessiert, sich freut wenn andere glücklich sind, der dürfte prinzipiell alle "Anlagen" dazu haben? Vielleicht sollte noch einmal betont werden, daß wir keine Gemeinschaft sind, in der jeder genötigt wird immer eng mit den anderen Bewohnern zusammenzustecken. Man kann als Mitbewohner bei uns auch in die Stille gehen und wird in ihr auch weitgehend in Ruhe gelassen, würde ich sagen. Aber auch dann wäre ja die Frage: Ist mir egal wie es anderen geht? Oder würde ich mich auch aus meiner Stille dafür interessieren, wenn einen Mitbewohner etwas stört, das während der Stille von mir ausgeht (damit ist nicht gemeint, daß dieser gerne irgendeine Aktivität von mir her erleben würde, also ihm vielleicht nicht recht sein würde, daß ich für mich in die Stille gehen mag).


Weshalb kommt es trotz zahlreicher Vorinformationen und intensivem gegenseitigem schriftlichem Kennenlernen immer wieder zu Problemen, Konflikten und Missverständnissen, gerade wenn es um das Thema Selbstverwirklichung/Gemeinschaftssinn geht?

Es scheint kaum Menschen zu geben, die aus sich heraus wirklich zufrieden sind, die die hier eröffneten Möglichkeiten gerade in diesem hiesigen Rahmen stark zu schätzen wüßten. Oft tauchen irgendwelche angenommenen "Selbstverständlichkeiten" in einer gewaltaffinen Einstellung auf, die bei uns nicht selbstverständlich sind. Vielen Menschen ist es anscheinend kaum möglich nicht insgeheim doch recht viel zu erwarten, was andererseits nie direkt und offen thematisiert wurde.

Teils wird wohl das Kennenlernen in einer verbogenen Einstellung angegangen, um ein angestrebtes Ziel zu erreichen. Dabei sind es viele Menschen gewohnt sich eher in Verstelltheit zu präsentieren wie es vermeintlich gewünscht würde. Und dann sind sie später sauer, weil das Zusammenleben nicht so ist, wie sie es schön fänden. Reflektiertheit ist ebenfalls keine sehr häufig vorzufindende Eigenschaft. Viele kommen da offenbar schon im Kennenlernen an ihre Grenzen und wenden sich schaudernd ab. Das ist dann wohl auch jeweils gut so. ;) Oder machen z.B. auch "dicht", antworten kaum noch aussagekräftig und so weiter.
"Schreiben ist der direkte Weg zum Herzen"
http://jakobgut.de/erdnuss.htm

Zurück zu „Alles und Nichts - Miteinander reden in einer fanatisierten Welt“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 0 Gäste