Erdnußgemeinschaft
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Erdnußgemeinschaft
Wir stellen immer wieder fest, daß z.B. Deutsch sich sehr schwer damit tun zu verstehen, was denn das mit der Erdnußmethode auf sich hat, was das wirklich beedeutet. Viele äußern, sofern sie bei offen artikulierter Skepsis ankommen, es sei ja so, daß man nur mal kurz mit Leuten in einem Raum sein müsse und dabei mehr erfahre als während langer schriftlicher Kommunikation.
Wie kommt es zu dieser Einschätzung? Wieso wird soetwas derart verallgemeinernd selbst dann an uns geantwortet, wenn mittlerweile ganz oben auf der Homepage darauf hingewiesen wird, daß unsere Gemeinschaft nichts für Leute ist, die nicht gerne schriftlich mit Leuten im Kontakt bleiben. Ein wenig wirkt es auf mich so wie einer ausdrücklich vegetarisch auftretenden Gemeinschaft, die an prominenter Stelle darauf hinweist, daß nur Vegetarier mitwohnen dürfen vorzuhalten, es sei ja ungesund sich vegetarisch zu ernähren. Klar, die Erdnußmethode ist derzeit weit unbekannter als Vegetarismus.
Was ist denn Gemeinschaft zwischen Menschen, wenn nicht geistiger Austausch, geistige Verbundenheit? In welchem Zustand befinden sich Menschen, die "echten Kontakt" vor allem dann erleben, wenn sie anderen körperlich begegnen? In welchen Erfahrungen fühlen sie sich wohl sinngemäß zuhause?
Eine Gemeinschaft, die auf Geistigem, auf Begegnung von "Sein" beruht, baut auf entsprechendem Begegnen auf. Es ist im Grunde dafür auch nicht bedeutend, ob jeder, der diese Gemeinschaft teilt jemals körperlich an einem bestimmten Ort war. Aber es gibt einen solchen Ort, bei uns momentan sogar mehrere und diese Orte dienen, so würde ich sagen, wieder maßgeblich der Freiheit, die sich Geistigem hinwendet, also letztlich der Erdnußgemeinschaft. Die Lebensorte, an denen körperlich gewohnt werden kann wären dann eine Ergänzung der eigentlichen Erdnußgemeinschaft, die sich vor allem schriftlich in Wahrhaftigkeit begegnet.
Wie kommt es zu dieser Einschätzung? Wieso wird soetwas derart verallgemeinernd selbst dann an uns geantwortet, wenn mittlerweile ganz oben auf der Homepage darauf hingewiesen wird, daß unsere Gemeinschaft nichts für Leute ist, die nicht gerne schriftlich mit Leuten im Kontakt bleiben. Ein wenig wirkt es auf mich so wie einer ausdrücklich vegetarisch auftretenden Gemeinschaft, die an prominenter Stelle darauf hinweist, daß nur Vegetarier mitwohnen dürfen vorzuhalten, es sei ja ungesund sich vegetarisch zu ernähren. Klar, die Erdnußmethode ist derzeit weit unbekannter als Vegetarismus.
Was ist denn Gemeinschaft zwischen Menschen, wenn nicht geistiger Austausch, geistige Verbundenheit? In welchem Zustand befinden sich Menschen, die "echten Kontakt" vor allem dann erleben, wenn sie anderen körperlich begegnen? In welchen Erfahrungen fühlen sie sich wohl sinngemäß zuhause?
Eine Gemeinschaft, die auf Geistigem, auf Begegnung von "Sein" beruht, baut auf entsprechendem Begegnen auf. Es ist im Grunde dafür auch nicht bedeutend, ob jeder, der diese Gemeinschaft teilt jemals körperlich an einem bestimmten Ort war. Aber es gibt einen solchen Ort, bei uns momentan sogar mehrere und diese Orte dienen, so würde ich sagen, wieder maßgeblich der Freiheit, die sich Geistigem hinwendet, also letztlich der Erdnußgemeinschaft. Die Lebensorte, an denen körperlich gewohnt werden kann wären dann eine Ergänzung der eigentlichen Erdnußgemeinschaft, die sich vor allem schriftlich in Wahrhaftigkeit begegnet.
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Re: Erdnußgemeinschaft
Kennt jemand einen etablierteren deutschen Begriff vergleichbar mit "Zuhören" in seiner Bedeutung "jemandem (wirklich) zuzuhören", "gut zuhören können", der sich sprachlich nicht speziell auf das Gehör bezieht, sondern sich auch anstandslos auf Schriftkommunikation beziehen könnte?
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Re: Erdnußgemeinschaft
Marsianer hat geschrieben:Kennt jemand einen etablierteren deutschen Begriff vergleichbar mit "Zuhören" in seiner Bedeutung "jemandem (wirklich) zuzuhören", "gut zuhören können", der sich sprachlich nicht speziell auf das Gehör bezieht, sondern sich auch anstandslos auf Schriftkommunikation beziehen könnte?
Vielleicht "aufnahmebereit sein"?
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Re: Erdnußgemeinschaft
Zuhören wäre eine Tat, Bereitschaft nicht?
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Re: Erdnußgemeinschaft
Einen anderen Begriff mit vergleichbarer Bedeutung zu finden, fällt mir schwer. Umschreiben liesse er sich möglicherweise mit "sich auf der Herzensebene auf jemanden einlassen (können)".
Wenn Schreiben der direkte Weg zum Herzen eines Gegenübers sein soll, dann wäre ein "wirkliches Zuhören können" unerlässlich. Und wie höre ich wirklich zu? Indem ich mich nicht nur mit dem Verstand und den Körpersinnen, sondern auch mit dem Herzen (geistig) auf den anderen - auf eine (schriftliche) Begegnung mit jemandem einlasse.
Wenn Schreiben der direkte Weg zum Herzen eines Gegenübers sein soll, dann wäre ein "wirkliches Zuhören können" unerlässlich. Und wie höre ich wirklich zu? Indem ich mich nicht nur mit dem Verstand und den Körpersinnen, sondern auch mit dem Herzen (geistig) auf den anderen - auf eine (schriftliche) Begegnung mit jemandem einlasse.
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Re: Erdnußgemeinschaft
"Herz" wäre wieder ein Begriff, der zumindest unter den Sprechenden recht unterschiedliche Konzepte meint. Wie schon oft Thema war vor allem einseits "eine bestimmte Energie", z.B. Empfinden von "Liebe" und anderer wie "echtes Mögen in jemandem".
Ich würde sagen, "Zuhören" beruht auf einer Offenheit, einer Bereitschaft sich auf das einzulassen, was den anderen bewegt? Da wäre sozusagen eine Leere, in der sich etwas des anderen zeigen kann? Ein relativ großes inneres Gleichgewicht, eine Leere, die nicht in so aufdringlichem, impulshaftem Ausagieren des eigenen Herzens des Zuhörenden ermöglicht wird? So bekommt der andere mit seinem Herzen Raum im Umgang mit dem Zuhörenden?
Ich würde sagen, "Zuhören" beruht auf einer Offenheit, einer Bereitschaft sich auf das einzulassen, was den anderen bewegt? Da wäre sozusagen eine Leere, in der sich etwas des anderen zeigen kann? Ein relativ großes inneres Gleichgewicht, eine Leere, die nicht in so aufdringlichem, impulshaftem Ausagieren des eigenen Herzens des Zuhörenden ermöglicht wird? So bekommt der andere mit seinem Herzen Raum im Umgang mit dem Zuhörenden?
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Re: Erdnußgemeinschaft
Marsianer hat geschrieben:"Herz" wäre wieder ein Begriff, der zumindest unter den Sprechenden recht unterschiedliche Konzepte meint. Wie schon oft Thema war vor allem einseits "eine bestimmte Energie", z.B. Empfinden von "Liebe" und anderer wie "echtes Mögen in jemandem".
Hier meinte ich mit "Herz" dasselbe, was im Zusammenhang mit Erdnuss-Kommunikation als "direkter Weg zum Herzen" bezeichnet wird. Das Herz im Sinne einer "Schatzkammer", wo alles, was einem Individuum als wertvoll erscheint, aufbewahrt wird. Und was jemandem als wertvoll erscheint, sagt oftmals etwas Relevantes über seine Seele aus. Es handelt sich wohl um "Schätze", die ihm in irgendeiner Weise "nahe" liegen. Daraus könnte gefolgert werden, dass "Herz" etwas bezeichnet, das unmittelbar mit der "Person", die zu diesem Herzen gehört, verbunden ist.
Ich würde sagen, "Zuhören" beruht auf einer Offenheit, einer Bereitschaft sich auf das einzulassen, was den anderen bewegt?
Also im Zusammenhang mit "aufnahmebereit sein" würde die "Tat" etwas mit "sich einlassen" zu tun haben. Sich darauf einlassen, was dem Gegenüber "am Herzen liegt" - und was nicht immer NUR anhand seiner Formulierungen abzulesen ist, sondern eben ein "wirkliches Zuhören" bedingt, damit auch "hinter die Worte" geschaut werden kann.
Da wäre sozusagen eine Leere, in der sich etwas des anderen zeigen kann? Ein relativ großes inneres Gleichgewicht, eine Leere, die nicht in so aufdringlichem, impulshaftem Ausagieren des eigenen Herzens des Zuhörenden ermöglicht wird? So bekommt der andere mit seinem Herzen Raum im Umgang mit dem Zuhörenden?
Ja. Wobei es sich wohl erst segensreich auswirken kann, wenn der andere diesen Raum nicht permanent mit sich wiederholenden Impulsen füllt (z.B. mit "Dauergejammer"). In einem solchen Falle wäre dann fortgesetztes "Zuhören" manchmal etwas, das dem Gegenüber eventuell mehr schaden als Nutzen bringen kann. Dieses "nicht mehr zuhören" würde dann aber womöglich fälschlicherweise als (persönliche) "Zurückweisung" gedeutet werden.
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Re: Erdnußgemeinschaft
Agape hat geschrieben:Das Herz im Sinne einer "Schatzkammer", wo alles, was einem Individuum als wertvoll erscheint, aufbewahrt wird.
"Sich wirklich begegnen"?
Und was jemandem als wertvoll erscheint, sagt oftmals etwas Relevantes über seine Seele aus.
Ja.
Also im Zusammenhang mit "aufnahmebereit sein" würde die "Tat" etwas mit "sich einlassen" zu tun haben. Sich darauf einlassen, was dem Gegenüber "am Herzen liegt"
Ja, ich habe den Eindruck ein Begriff für eine bloße (angebliche) Bereitschaft ist hier schwächer als einer für eine Tat und das auch noch eher aus Sicht desjenigen, der die Tat erfährt und dann selbst auch so empfindet.
Die Vorsilbe "Zu-" ist hier wohl auch etwas schwierig. Relativ bekannt ist noch zu sagen "höre auf dein Herz", da ist dann eher nicht gemeint, daß das Herz irgendwie mündlich redet, es ist mehr wie "auf den Bauch hören", einem Empfinden folgen, auf es achten? Aber da viele so starr auf Mündlichkeit und Körperkontakt in ihrem Näheerleben ausgerichtet sind, würden sich vermutlich trotzdem viele hier an "Hören" des Begriffs aufhängen, um auch darin genüßlich bei uns eine begriffliche Inkonsequenz gegenüber der selbst hochgehobenen Schriftlichkeit zu behaupten? "Zutexten" hat einen ganz anderen Gehalt als "Zuhören". Sich "zugetextet" fühlen sich indes auch viele Leute, wenn jemand mündlich zu ihnen spricht. "Zulesen" wäre ein theoretisch möglicher Begriff, der das Aufnehmende ähnlich hervorheben könnte. Aber "Zu-" kann eben auch Verschlossenwerden ausdrücken. Das macht für die Allgemeinheit ungewöhniche Wortbildungen mit "Zu-" hier wenig griffig, schätze ich.
und was nicht immer NUR anhand seiner Formulierungen abzulesen ist, sondern eben ein "wirkliches Zuhören" bedingt, damit auch "hinter die Worte" geschaut werden kann.
Ich glaube, so einengen würde ich das nicht. Menschen haben verschiedene Arten ihre Mitwelt zu betrachten. Entscheidend wirkt auf mich, daß es versucht wird und bei dem, dem z.B. zugehört wird auch eine gewisses Empfinden von Resonanz entsteht.
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Re: Erdnußgemeinschaft
Marsianer hat geschrieben:Agape hat geschrieben:Das Herz im Sinne einer "Schatzkammer", wo alles, was einem Individuum als wertvoll erscheint, aufbewahrt wird.
"Sich wirklich begegnen"?
Nein, was das „Herz“ in der Seele eines Menschen unter anderem bedeutet.
https://prophetia.org/index.php?title=Gem%C3%BCt
Die Seele des Menschen verfügt über ein inneres Gemüt, das aus einem ganz eigenen Willen, der Liebe und einer diesen beiden Gemütselementen entsprechenden Vorstellungskraft besteht[3] und sich im Gefühl ausspricht.[4]
Wie der Mensch glaubt, will und handelt, also wird er auch seines Glaubens leben, aus dem heraus sein Wille genährt ward und ins Handeln überging. Den Gerechten wird aus ihrem Herzen ihr Himmel in aller Herrlichkeit erblühen; den Ungerechten aus ihrem Herzen das erwachsen, was sie darinnen haben, das sind Hochmut, Selbstsucht, Herrschsucht usw. - die Hölle. Ein böser Same wird ewig keine gute Frucht zum Vorschein bringen. Ein hartes Herz wird keine weiche Frucht geben, und ein wortbrüchiges wird sich nimmer sammeln, und der Zorn wird das (Höllen-)Feuer sein, das nimmer erlöschen wird. Daher soll man in allem Gerechter nach dem Gesetz der Liebe werden.[5] Ein weises und wohlverständiges Herz suche vor allem das Reich Gottes und dessen Gerechtigkeit in sich selbst, so wird ihm alles andere zu einer freien Zugabe werden.[6]
Jeder Mensch ist so erschaffen und eingerichtet, dass er Gutes und Böses, Wahres und Falsches nicht in einem Herzen nebeneinander ertragen könnte, entweder das eine oder das andere, aber ewig nie beides zugleich. Er kann wohl beides mit seinem Verstand erkennen; aber im Herzen kann nur das eine oder das andere als Lebensgrund weilen.[7]
Marsianer hat geschrieben:Agape hat geschrieben:Also im Zusammenhang mit "aufnahmebereit sein" würde die "Tat" etwas mit "sich einlassen" zu tun haben. Sich darauf einlassen, was dem Gegenüber "am Herzen liegt"
Ja, ich habe den Eindruck ein Begriff für eine bloße (angebliche) Bereitschaft ist hier schwächer als einer für eine Tat und das auch noch eher aus Sicht desjenigen, der die Tat erfährt und dann selbst auch so empfindet.
„Bereitschaft“ könnte vielleicht einer Tat manchmal zugrunde liegen?
Die Vorsilbe "Zu-" ist hier wohl auch etwas schwierig.
Wie wäre es mit „sich (z.B. in der Schriftkommunikation) jemandem mit Aufmerksamkeit zuwenden“?
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Re: Erdnußgemeinschaft
Agape hat geschrieben:Marsianer hat geschrieben:"Sich wirklich begegnen"?
Nein
Zu diesem Ideal würde ich da schon einen größeren Bezug sehen? Nähe ist empfundenes Sichbegegnen? Und nach Ansätzen woanders könnte Körperidentifikation z.B. entscheidend dafür sein inwieweit jemand bei einer Art von Kontakt Nähe empfindet?
Jeder Mensch ist so erschaffen und eingerichtet, dass er Gutes und Böses, Wahres und Falsches nicht in einem Herzen nebeneinander ertragen könnte, entweder das eine oder das andere, aber ewig nie beides zugleich. Er kann wohl beides mit seinem Verstand erkennen; aber im Herzen kann nur das eine oder das andere als Lebensgrund weilen.
Tja.
„Bereitschaft“ könnte vielleicht einer Tat manchmal zugrunde liegen?
Ja, aber die nach Empfinden des anderen als geglückt getane Tat ist noch etwas anderes.
zuwenden
Vielleicht, Zuwendung erfahren wäre wohl ein ähnliches Wort, das auch die Einordnung des anderen bezeichnen kann.
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Re: Erdnußgemeinschaft
Marsianer hat geschrieben:Agape hat geschrieben:Marsianer hat geschrieben:"Sich wirklich begegnen"?
Nein
Zu diesem Ideal würde ich da schon einen größeren Bezug sehen? Nähe ist empfundenes Sichbegegnen?
Mein „Nein“ bezog sich eher auf die individuelle Bedeutung von Herz („Wie schon oft Thema war vor allem einseits eine bestimmte Energie“). Um sich wirklich zu begegnen, braucht es mehr, als nur einen Energieaustausch. Das Empfinden von „Nähe“ käme wahrscheinlich eher „flüchtig“ aufgrund einer temporären Wirkung von „Anstrahlung“ zustande - und hätte vermutlich wenig Bestand.
Und nach Ansätzen woanders könnte Körperidentifikation z.B. entscheidend dafür sein inwieweit jemand bei einer Art von Kontakt Nähe empfindet?
Bei Körperidentifikation vielleicht nur begrenzt empfunden („aus den Augen - aus dem Sinn“)?
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Re: Erdnußgemeinschaft
Zu Kerstis Verständnis von "Telepathie".
https://kersti.de/V0041.HTM
Kersti hat geschrieben:Beispielgeschichte, Kersti:
Wie kann es Spaß machen, sich selber mit ekligem grauen Nebel zu beschmutzen?
Als Vierjährige ging ich mit meiner Mutter über einen Parkplatz. Ein älterer Junge warf Steine auf mich. Wie einen schmutziggrauen Nebel sah ich seine böse Absicht auf mich zufließen. Kurz vor mir drehte sie ab und floß zu ihm zurück. Ich fragte meine Mutter, die das natürlich nicht sah, fassungslos:
"Warum tut der das?"
Sie antwortete: "Weil es Spaß macht."
Mich verwirrte das. Wie kann es Spaß machen, sich selber mit ekligem grauen Nebel zu beschmutzen?
[...]
Ein Telepath spürt Probleme anderer, auch wenn diese sie nicht äußern. Mitgefühl, wie ich es brauche, heißt, daß man einfach nur da ist, aufmerksam, sich nicht in negative Gefühle hineinsteigert. Das können wenige. Ein telepathisch Begabter wird in seinem Bedürfnis nach Trost wieder und wieder enttäuscht.
[...]
Ich habe PSI-Fähigkeiten. Im Wesentlichen bestehen sie darin, daß ich die Gefühle meiner Gesprächspartner/-innen wahrnehme. Sofern diese sich nicht abschirmen. Zusätzlich kann ich mich regelrecht mit Pflanzen unterhalten.
Da nur wenige Menschen merkliche telepathische Gaben haben, sind Verhaltensnormen auf Nichttelepathen eingerichtet und mißachten Bedürfnisse begabter Menschen. Um sich nicht ins Abseits zu stellen, sind telepathisch Begabte gezwungen, diese Normen dennoch weitgehend zu beachten.
Taube lernen nicht, Laute richtig auszusprechen und die passende Lautstärke zu wählen. Ebenso unkontrolliert strahlen Menschen, die keine telepathischen Gaben haben, Gefühle ab. Doch während das Sprechen Tauber formal falsch ist, nervt mich bei Menschen ohne telepathische Gaben, der Inhalt ihrer unbewußten Botschaften.
Wenn ich ausgeruht bin, perlen die Probleme anderer an mir ab. In meiner Lehrzeit war ich täglich zwölf Stunden unterwegs und kam jeden Abend todmüde vom Bus nach Hause. Auf diesem letzten Stück begegnete ich oft einer Nachbarin. Ich weiß nicht, warum sie mich jedesmal, wenn sie mich sah, mit einem derartigen Schwall schlechter Laune überschüttete, daß ich sie nur noch fassungslos anstarrte. Es fühlte sich fast so an, als hätte sie mir vollkommen unerwartet einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf geschüttet. Es gelang mir nicht, meine Beherrschung rechtzeitig wiederzuerlangen, um sie freundlich zu grüßen. Wenn ich geschimpft hätte: "Laß mich mit deinen schmutzigen Gefühlen in Ruhe", hätte mich niemand verstanden. Ich schlich mich deshalb geradezu an ihr vorbei. Ich habe dafür über meine Mutter Vorwürfe zu hören bekommen.
Zusätzlich bekomme ich immer wieder mit, wie andere sich Gedanken machen, was ich alles falsch machen könnte - Sorgen, die sie wohlweißlich nicht aussprechen, denn das wäre eine Einmischung in meine Privatsphäre. Leider bekomme ich das dennoch mit und lasse (d.H. ließ damals) mich oft dadurch verunsichern. Aber ich kann den Leuten ja schließlich nicht das Denken verbieten! Sie wissen ja wortwörtlich nicht, was sie mit mir tun.
Normalerweise gehe ich Menschen, von denen ich mich selbst abschirmen müßte, oder die ihre Gefühle abschirmen, aus dem Weg. Mit beiden kann ich nicht tun, was ich unter "in Kontakt kommen" verstehe. Zu einem Gespräch gehören für mich auch die Gefühle des anderen. Wie eine Flöte anders klingt als eine Gitarre, hat auch die Gefühlswelt jedes Menschen ihre typische Färbung, an der ich ihn erkennen kann. Sie ist oft schön. Wie nicht alle Töne zueinander passen, harmoniert nicht jedes Gefühl mit jedem anderen Gefühl. Eine solche Disharmonie empfinde ich als unangenehm. Deshalb ändere ich meine Gefühle so, daß sie zu denen der Menschen passen, mit denen ich gerade umgehe. Das ist, als würde ich versuchen, zu einem mir unbekannten Musikstück aus dem Stegreif eine passende Begleitung zu improvisieren: eine Arbeit, die volle Aufmerksamkeit erfordert und einen schnell erschöpft. Auf einer Disco oder auf einem Volksfest herrscht oft eine solche Gefühlsdisharmonie, daß ich es als Jugendliche oft nur Minuten dort aushielt. Ich hatte dann nur noch den Wunsch, möglichst weit weg zu einem einsamen Platz zu laufen. Ich brauchte Stunden, um mein seelisches Gleichgewicht wiederherzustellen. Wenn ich mir diese Zeit nicht nehme, laufe ich Gefahr, mich von den Wünschen und Gefühlen anderer manipulieren zu lassen, statt ich selbst zu sein. Wenn viel gesungen oder getanzt wird, stellt sich eine gefühlsmäßige Harmonie ein, die mir menschliche Nähe angenehm macht.
https://kersti.de/V0041.HTM
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