Bei diesem Kommunikationsstil kommt das WIR nicht dadurch zustande, dass ICH meine Empfindungswelt und Wahrnehmung dem Anderen überstülpe und damit meine innere „Landkarte“ derjenigen des Anderen vergleichend entgegenhalte (und diskutiere, kritisiere, Feedback gebe bzw. bewerte), sondern vielmehr dadurch, dass ich statt dessen offen und wohlwollend auf die seinige individuelle Landkarte blicke. Nur aufgrund dieser Erweiterung meiner ICH-Wahrnehmung ist es möglich, die (häufig andersartigen) Erfahrungen und Sichtweisen des Anderen zu erfassen und gegebenenfalls daran anzuknüpfen um miteinander in Synergie zu finden. Dieses Interesse am DU lässt von dort aus einen gemeinsamen Nenner im WIR entstehen - im Sinne der nachfragenden Beziehungsgestaltung. Das ICH muss dabei nicht aufgegeben werden, sondern erfährt eine Erweiterung durch das zuhörende Nachvollziehen anderer Sichtweisen bis hin zur Inspiration aus dem gemeinsamen "Höheren WIR" auf der Basis aller unterschiedlichen eingebrachten Wahrnehmungen.
https://junges-wir.de/index.php/Grundidee/wir-stil
Das was ich darin soweit als grundsätzliche Idee erkenne, gefällt mir, wirkt auf mich vertraut. Andere mit ihrem persönlichen Hintergrund verstehen, ihnen wohlwollend begegnen.
Fragen: Es gibt immer eine wohlwollende Formulierung, um subjektiv befremdliche Verhaltensweisen oder Beiträge des anderen erst einmal zu hinterfragen: "Was ist Dir daran wichtig?", "Was sind Deine Erfahrungen hinter Deiner Herangehensweise?", "Wie geht es Dir damit / dabei?". Der dadurch gewonnene Blick auf die innere "Landkarte" des anderen ermöglicht es, sich auf seine subjektive Wahrnehmung einzuschwingen und ist damit der größte Beitrag zum Frieden. Drüberhinaus ist die ehrlich gemeinte Frage "Wie geht es Dir?" in Freundschaften zusammen mit empathischem Zuhören das größte Geschenk an Nähe, das wir dem anderen machen können.
Verzicht auf Diskussion: Gesellschaftlich sind wir alle enorm trainiert, "Ja, aber" zu sagen. Es wird angenommen, dass wir damit den anderen um die eigene Sichtweise bereichern. Dies ist jedoch - wie alle spirituell ausgerichteten Kommunikations-Trainer bestätigen - ein Irrglaube. Die archaische Reaktion auf ein "Ja, aber" ist bei nahezu jedem Gegenüber, die Luft etwas anzuhalten und mit stockendem Atem die eigene Landkarte zu verteidigen (denn sonst haben wir ja keine mehr!). Bei Diskussionsansätzen mit einer "Ja, aber"-Reaktion darf mit einem "Huhu" wieder in den gegenseitigen Zuhör-Raum der Kreiskultur einladen werden. Es ist ohnehin immer ein Teilnehmer "am Ball" und die anderen hören zu, bis der Ball weiterwandert (siehe Foto). Unter Verzicht auf Diskussionen sammelt sich der ganze vielfältige Reichtum aller Beiträge und Wahrnehmungen in der Mitte (was die bunten Blumen symbolisieren).
Wünsche statt Kritik: Kritik an anderen TN-Freunden darf sofort mit "Huhu" ausgebremst werden, weil Kritisieren im Grunde genommen einen versteckten, aber nicht wohlwollend formulierten Wunsch an den anderen darstellt. Dies gilt auch für die Abwertung nicht anwesender Dritter (üble Nachrede). Wir wollen vermeiden, den anderen als Projektionsfigur des eigenen inneren Unfriedens zu missbrauchen. Kritik sollte im TN daher nur behutsam eingesetzt werden, wenn jemand explizit um Beratung und um Feedback im Sinne eines Wahrnehmungsabgleichs bittet. Üben wir uns daher im Rahmen des Transformalen Netzes darin, Kritik am Verhalten des anderen zu vermeiden und das, was wir statt dessen gerne hätten, als konkreten Wunsch an ihn einzubringen!
http://transformales-netz.de/wir-stil
Der dortige Begriff der "Kritik" ist nach meinem soweit entstandenen Eindruck recht negativ. "Kritik" wird laut diesem Zitat offenbar als etwas verstanden das an sich nie wohlwollend sein wird. Häufg wird ja tatsächlich auch von Leute recht besserwisserisch kritisiert. Ebenso wird "diskutieren" oft darauf hinauslaufen, daß jemand aus seiner Perspektive argumentierend kämpft "um zu gewinnen" (so Bestätigung durch Zuhörer zu erreichen, solche "aus die eigene Seite zu ziehen" um "Mehrheiten zu gewinnen, sich durchzusetzen").
Mein Begriffsverständnis ist nicht von solchen Erscheinungen bestimmt, ich verstehe Kritik, Diskussion nicht an sich als etwas, das sich nicht in sehr wohlwollender Weise ereignen kann. Konstruktive Äußerungen und einiges mehr wirkt auf mich von der "Gewaltfreien Komunikation" her bereits grundsätzlich bekannt.
Laut dem, was ich im Punkt "Fragen" lese, wird es durchaus als nicht anstößig betrachtet Erfahrenes an anderen diesen gegenüber zu hinterfragen. Für mich wäre spannend genauer zu verstehen, worin hier die Abgrenzung zu "Feedback" gesehen wird, mmanch einer fühlt sich bekanntlich ja subjektiv bereit durch an ihn gerichtete Fragen möglicherweise kritisiert.
Um auch im Konfliktfall in der Sympathie zum anderen zu bleiben, drängen wir ihm oder ihr nicht unsere Sichtweise oder unsere Empfindungswelt auf, sondern stellen uns auf seine/ihre „Landkarte“ ein, indem wir ausschließlich Fragen dazu stellen. Entweder erfragen wir seine (gemeint: auch ihre) Beweggründe, Einwände beziehungsweise Sehnsüchte, um ihn besser zu verstehen, oder aber wir fragen ihn, ob er uns einen bestimmten Wunsch erfüllen möchte, oder wenden als zuverlässige Friedensinitiative das TN-typische zuhörende „Konfliktlösungsmuster“ an, das ebenfalls eine Frage beinhaltet – nämlich danach, was der/die andere brauchen könnte oder genießen würde, anstatt in dasjenige Verhalten hineingetriggert zu werden, das dem Fragenden nicht angenehm ist.
Darüber hinaus:
Generell kann ich von und mit jedem Menschen etwas lernen und könnte ihm das auch ermutigend sagen. Entwickle ich dennoch eine Abwehr gegenüber einem anderen Teilnehmer oder Mitmenschen, liegt das immer an meinen eigenen negativen Projektionen. Die vier dafür verantwortlichen Projektions-Filter (Übertragung, Spiegelung des eigenen Problems, Neid, ambivalenter Kontext) sind im TN-Grundlagenbuch "Die Software der Seele" (S. 143-147) in ihren Wahrnehmungsstrukturen beschrieben. Wenn mir also jemand grundsätzlich unsympathisch ist, liegt es daran, dass ich ihn mir unsympathisch mache. Diese Sichtweise führt in die Selbstverantwortung hinsichtlich meiner eigenen Erfüllung im Lieben. Außerdem wird dadurch ein Feld des Wohlwollens aufgebaut, das fremdenergetische Störungen hinausschiebt und in dem miteinander auch viel gelacht wird. Wir erinnern uns an unsere heitere Essenz als Seelengemeinschaft.