Vergebung und Vertrauen

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Marsianer
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Vergebung und Vertrauen

Beitragvon Marsianer » Mi 21. Jul 2021, 08:39

Kann jemand, der anderen leicht vergibt noch festeres Vertrauen in andere setzen? Vertrauen basiert wohl auf Berechenbarkeit, man vertraut, wenn jemand verläßlich wirkt. In seinen Ankündigungen, vielleicht auch in erwartetem Verhalten, das "selbstverständlich" gefunden wird, aber tatsächlich so nie von jemandem zugesagt worden war.

Goldmädchen
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Re: Vergebung und Vertrauen

Beitragvon Goldmädchen » Mi 21. Jul 2021, 09:21

Um was ging / geht es denn ? Etwas konkreter.

Marsianer
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Re: Vergebung und Vertrauen

Beitragvon Marsianer » Mi 21. Jul 2021, 11:03

Es geht mir ziemlich allgemein z.B. darum, was "Vergebung" vielleicht auch bewußt als Tugend verstanden mit Menschen macht, sich auf ihr Verhalten und ihr Lebensgefühl auswirkt. Wenn ich innerlich recht leicht bereit bin, anderen bestimmte "Verstöße" zu vergeben, werde ich dann vielleicht zu jemanden, der mit Verstößen rechnet, eigentlich gar nicht mehr so recht anderen vertraut und von anderen vielleicht auch als jemand empfunden wird, der diesen kaum echtes Vertrauen entgegenbringt?

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Re: Vergebung und Vertrauen

Beitragvon Goldmädchen » Mi 21. Jul 2021, 11:39

Wer anderen leicht vertraut wird zu jemanden der mit "Verstößen" bei demjenigen oder allgemein bei anderen rechnet. Normalerweise führt es nicht dazu. Höchstens wenn es öfter vorkam, dass Vergeben enttäuscht wurde, und dann misstraut man dem anderen sicher. Aber nicht nach einem oder zweimal. Es ist natürlich, dass man bei erneuten Verstößen dann demjenigen nicht mehr vertrauen kann, Vorbehalte hat. Das ist gesund, ein Selbstschutz würde ich sagen. Allerdings kann man ein und derselben Person immer wieder vertrauen, selbst wenn die "Verstöße " schon oft vorkamen.
Wieso das so ist, weiß ich nicht. Man vertraut einfach wieder von neuem. Manche leiden auch darunter würde ich sagen, wenn es um sich für einen selbst negativ auswirkende "Verstöße" geht. Beispiel eine Frau die immer wieder geschlagen wird oder einen Alkoholsüchtigen als Freund hat.
Aber das geschieht dann wohl aus Liebe zu dem anderen, wenn man ihm immer wieder eine Chance gibt und wieder neu vertraut. Es ist ja auch manchmal so, dass der andere / die andere ihr Verhalten dann irgendwann tatsächlich ändert. Dann war das lange an ihn glauben, ihm vertrauen nicht vergebens. Oder jemand fällt nach Jahren wieder in ein problematisches Verhalten, dann muss man Grenzen setzen, auch bei solchen, welche immer wieder einen enttäuschen nach kurzer Zeit. Dadurch versuchen sie ja erst sich zu ändern. Also das man sagt, ich mache das nur noch einmal mit oder, man spricht erstmal nicht mit dem anderen, dann erst sieht dieser manchmal erst ein, dass man meinetwegen verletzt wurde oder sich ausgenutzt fühlt, was auch immer. : )

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Re: Vergebung und Vertrauen

Beitragvon Marsianer » Mi 21. Jul 2021, 16:38

Goldmädchen hat geschrieben:Aber das geschieht dann wohl aus Liebe zu dem anderen, wenn man ihm immer wieder eine Chance gibt und wieder neu vertraut.

Ja, gut.

Vergebung ist im Christentum ja eines dieser Themen, die oft Thema, sind, zu denen sich aber auch viele Christen fragen, was denn mit manchen Aussagen eigentlich gemeint sein mag.

"so vergebt, wenn ihr etwas wider jemand habt, auf daß auch euer Vater in den Himmeln euch eure Fehle vergebe" Mk 11,25

"Ihr sind ihre vielen Sünden vergeben, weil sie viel geliebt hat. Wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig." Lk 7,47

In der ersten Stelle ginge es z.B. also wohl um etwas, das einem an einem anderen stört, das man an ihm nicht mag?

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Re: Vergebung und Vertrauen

Beitragvon Goldmädchen » Mi 21. Jul 2021, 20:11

In der ersten Stelle ginge es z.B. also wohl um etwas, das einem an einem anderen stört, das man an ihm nicht mag?

Das würde ich sagen, dass dies gemeint sein könnte. Jeder kennt diese Situation. In höheren Bewusstseinserleben, kann man das sehr leicht, anderen vergeben- gütig sein, auch zum größten Scheusal.

Bei dem zweiten Zitat würde mich interessieren, wer denn vergibt, bezieht es sich auf Gott oder die Menschen um einen ? Also ich schätze auf die Menschen um einen. : ) Gott ist ja alles- oder alles ist ein Bewusstsein, sagen ja viele, daher spielt es keine Rolle ?

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Re: Vergebung und Vertrauen

Beitragvon Marsianer » Mi 21. Jul 2021, 20:28

Goldmädchen hat geschrieben:In höheren Bewusstseinserleben, kann man das sehr leicht, anderen vergeben- gütig sein, auch zum größten Scheusal.

Ja, aber wie geht dann sojemand mit diesen Leuten um? Wird er ihnen etwas anvertrauen oder sie eher wie jemanden behandeln, von dem eh nicht viel zu erwarten wäre?
Bei dem zweiten Zitat würde mich interessieren, wer denn vergibt, bezieht es sich auf Gott oder die Menschen um einen ?

Ich würde sagen das bezieht sich auf Gott. Wer viel agapeliebt, der ist geistig gesehen nicht so getrennt von Gott, "Werke des Fleisches" in ihm berühren ihn nicht so im Kern.

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Re: Vergebung und Vertrauen

Beitragvon Goldmädchen » Fr 23. Jul 2021, 19:41

Marsianer hat geschrieben:Ja, aber wie geht dann sojemand mit diesen Leuten um? Wird er ihnen etwas anvertrauen oder sie eher wie jemanden behandeln, von dem eh nicht viel zu erwarten wäre?

Gute Frage - hat mich auch schon mal beschäftigt. Also ich würde so jemanden dennoch nichts anvertrauen. Ich habe es schon einige Male so erlebt, dass jemand den ich als gemeinen Menschen betrachtet habe und in der Begegnung mit diesem innerlich so eine Ablehnung fühlte, bewertende Gedanken, er sei weniger wert oder nicht liebenswert für mich, dass ich diese Gedanken und dieses Gefühl nicht mehr hatte, sondern Mitgefühl. Sehen, dass er eben auch unglücklich ist. Dennoch hätte ich ihm nicht etwas vertrauliches erzählt, da es keiner ist, auf den ich zählen kann. Aber ich kann ihm gegenüber mehr neutral oder mitfühlend sein.

Ich würde sagen das bezieht sich auf Gott. Wer viel agapeliebt, der ist geistig gesehen nicht so getrennt von Gott, "Werke des Fleisches" in ihm berühren ihn nicht so im Kern.
Diesen Satz verstehe ich nicht. Edit : Doch schon. Die Werke berühren so jemanden nicht im Kern, aber warum berühren sie dadurch Gott nicht, der das daher vergeben kann. Oder weil ja Gott in uns ist- wir sind. Nein, es war so gemeint, weil so jemand, wenn er sich unmenschlich verhält ( meinetwegen aggressiv zu anderen Menschen ) dass er/ sie dabei dennoch in Verbindung bleibt mit dem Höheren in ihm /ihr. Was du alles so kennst. Ich erinnere mich, dass ich das auch schon mal besser verstehen konnte, es kannte. Jetzt ist es mehr ein erinnern an einen früheren Zustand bei mir.

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Re: Vergebung und Vertrauen

Beitragvon Agape » Fr 23. Jul 2021, 20:35

Marsianer hat geschrieben:Kann jemand, der anderen leicht vergibt noch festeres Vertrauen in andere setzen? Vertrauen basiert wohl auf Berechenbarkeit, man vertraut, wenn jemand verläßlich wirkt. In seinen Ankündigungen, vielleicht auch in erwartetem Verhalten, das "selbstverständlich" gefunden wird, aber tatsächlich so nie von jemandem zugesagt worden war.

Marsianer hat geschrieben:Es geht mir ziemlich allgemein z.B. darum, was "Vergebung" vielleicht auch bewußt als Tugend verstanden mit Menschen macht, sich auf ihr Verhalten und ihr Lebensgefühl auswirkt. Wenn ich innerlich recht leicht bereit bin, anderen bestimmte "Verstöße" zu vergeben, werde ich dann vielleicht zu jemanden, der mit Verstößen rechnet, eigentlich gar nicht mehr so recht anderen vertraut und von anderen vielleicht auch als jemand empfunden wird, der diesen kaum echtes Vertrauen entgegenbringt?

Jemandem zu vergeben heisst für mich nicht, automatisch jemandem zu vertrauen. Meiner Ansicht nach geht es bei Vergebung grundsätzlich darum, in seinem eigenen Herzen keinen Groll zu hegen. Weder Groll sich selbst, noch Groll irgendjemand anderem gegenüber. Ob ich einem Menschen vertraue oder nicht, ist meine eigene Entscheidung, die zwar auf mein Verhalten einen Einfluss hat, jedoch nicht unbedingt auf mein Gefühl diesem Menschen gegenüber. Ich kann auch Liebe für jemanden empfinden, dem ich nicht vertraue. Ebenso kann ich jemandem vertrauen, jedoch keine Liebe für ihn empfinden. Für mich haben diese beiden Begriffe nicht unbedingt etwas miteinander zu tun.

Groll wirkt wie Gift - Vergebung neutralisiert dieses Gift und macht es unwirksam. Ich meine damit kein mentales Vergeben, sondern wirkliche Vergebung hätte im Herzen stattzufinden.
"Schreiben ist der direkte Weg zum Herzen"
http://jakobgut.de/erdnuss.htm

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Re: Vergebung und Vertrauen

Beitragvon Marsianer » Fr 23. Jul 2021, 20:53

Goldmädchen hat geschrieben:Ich habe es schon einige Male so erlebt, dass jemand den ich als gemeinen Menschen betrachtet habe und in der Begegnung mit diesem innerlich so eine Ablehnung fühlte, bewertende Gedanken, er sei weniger wert oder nicht liebenswert für mich, dass ich diese Gedanken und dieses Gefühl nicht mehr hatte, sondern Mitgefühl.

Aha.
Dennoch hätte ich ihm nicht etwas vertrauliches erzählt, da es keiner ist, auf den ich zählen kann.

Das würdest du dann also voneinander trennen.
Aber ich kann ihm gegenüber mehr neutral oder mitfühlend sein.
Die Werke berühren so jemanden nicht im Kern, aber warum berühren sie dadurch Gott nicht, der das daher vergeben kann.

"Werke" im Sinne bestimmter beschriebener Erscheinungen sind nach meinem Verständnis ja eher Symptome. Sie treten in diesem Fall zwar auf, aber der für diese ursächliche Zustand ist bei diesen nicht so schlimm wie bei anderen.
Agape hat geschrieben:Jemandem zu vergeben heisst für mich nicht, automatisch jemandem zu vertrauen. Meiner Ansicht nach geht es bei Vergebung grundsätzlich darum, in seinem eigenen Herzen keinen Groll zu hegen.

Ich denke ein Verständnis solcher Art ist gar nicht so selten. In dem einen Zitat war aber ja schon auch die Rede von "etwas wider/gegen jemanden haben" oder von "Fehle/Eigenschaften an anderen, die als Fehler empfunden werden".
Ich kann auch Liebe für jemanden empfinden, dem ich nicht vertraue. Ebenso kann ich jemandem vertrauen, jedoch keine Liebe für ihn empfinden. Für mich haben diese beiden Begriffe nicht unbedingt etwas miteinander zu tun.

Gut.

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Re: Vergebung und Vertrauen

Beitragvon Marsianer » Sa 24. Jul 2021, 06:02

Bertha Dudde Nr. 5243 hat geschrieben:Die Menschen also sind frei von jeglicher Schuld, die den göttlichen Erlöser Jesus Christus anerkennen und sich reumütig unter Sein Kreuz stellen .... d.h. soviel, als daß ihnen alles vergeben ist, was an Sünde sie belastete .... Vergebung einer Schuld aber ist Tilgung, völliges Ausstreichen dessen, was eigentlich geleistet werden sollte .... Vergebung bedeutet Auslöschen, Entlasten, Herstellen des Zustandes vor dem Begehen der Sünde .... Und jegliche Folge eines Vergehens trägt der, welcher die Schuld auf sich nimmt.

[...]

Das Kreuzesopfer war gewissermaßen die Auswirkung der Sünden der gesamten Menschheit. Alles Unrecht, das auf Erden begangen wird, wie auch die Sünde der einstigen Auflehnung wider Mich mußte sich gesetzwidrig auswirken, also zurückschlagen auf Wesen, die diese Auswirkung auffingen und darunter leiden mußten .... Der Mensch Jesus gab Sich freiwillig dazu her, die ganze geballte Sündenlast aufzufangen und durch übermenschliche Leiden und Qualen die Auswirkung der Sünden abzuschwächen und zuletzt durch Seinen Tod gänzlich aufzuheben .... Also ist das Gesetz nicht aufgehoben, sondern nur erfüllt worden ....


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