Die Geister denken aus ihrer Neigung, und zwar auf ähnliche Weise wie der Mensch in der Welt denkt, wenn er in sich versunken war. In diesem Augenblick beruhen seine Gedanken nicht auf der Grundlage seiner physischen Sprache, sondern beachten nur die Dinge selbst, und so in einer Minute mehr, als er danach in einer halben Stunde aussprechen konnte.[57] Das Denken in der ewigen Geisterwelt ist ganz anders als auf der (natürlichen) Welt. Auf der Welt besteht das Denken aus Ideen und Bildern, welche den Dingen der Welt und ihren Bewegungen und Veränderungen entnommen sind. In der geistigen Welt besteht das Denken aus den Fähigkeiten des Geistes, die aus Gott in ihn gelegt sind, so sie durch die Werktätigkeiten der Liebe zu Gott und zum Nächsten geweckt und mit dem Licht aus Gott erleuchtet werden.[58] Was ein vollkommener Geist in der geistigen Welt denkt und das Gedachte zugleich will, das ist unmittelbar vollendet da, wie es gedacht wurde.[59]
Sprache
Die natürliche Rede des Menschen ist zwiefältig, weil er ein zwiefältiges Denken hat, ein äußeres und ein inneres. Er kann aus dem inneren und äußeren Denken zugleich reden, ebenso aber auch aus dem äußeren Denken allein, ohne, sogar wider das innere Denken. Daher stammt alle Gleisnerei, Schmeichelei und Heuchelei. In der geistigen Welt hingegen ist die Rede des Menschen nicht zwiefältig, sondern einfältig. Dort spricht er, wie er denkt. Widrigenfalls wird seine Rede zum Gekreisch und beleidigt die Ohren. Er kann schweigen und es auf diese Weise unterlassen, die Gedanken seines Gemütes preiszugeben. Ein Heuchler, der in die Gesellschaft von Weisen gerät, entfernt sich daher entweder, oder er zieht sich in einen Winkel des Zimmers zurück, macht sich unsichtbar und sitzt stumm da.[60]
Die Geister reden aus ihrer Neigung, weil ihre Sprache auf ihrer Neigung beruht. (siehe Sprache der Engel)[61] Unter den Geistern, besonders unter den Engeln, herrscht eine Mitteilung, dass all ihr Wissen der Gesellschaft mitgeteilt wird, in der sie aufgenommen und geliebt sind.[62] In der geistigen Welt werden alle Neigungen und die aus ihnen entspringenden Gedanken mitgeteilt, weshalb der Geist wie von selbst zu seinen Gesinnungsgenossen hingezogen wird; er folgt seiner eigenen Neigung und deren Lust, wendet sich also selbst in jene Richtung. Die Kommunikation mit anderen in der geistigen Welt hängt mit der Zuwendung des Angesichts ab. Jeder hat ständig diejenigen vor Augen, die mit ihm die gleiche Liebe teilen; und das bei jeder Wendung des Leibes. Darin liegt auch die Ursache, weshalb sich alle höllischen Geister vom Herrn abwenden, während alle Engel sich dem Herrn zuwenden. Auch der Mensch gibt sich in seinem Geist die gleiche Richtung: Vom Herrn wendet sich ab, wer in der Liebe zu sich und der Welt ist, dem Herrn wendet sich zu, wer in der Liebe zu Ihm und zum Nächsten ist. (weitere Erläuterung siehe: Himmel)[63]
Alle Geister haben eine Sprache, die aus dem Denken hervorgeht und aus Vorstellungen besteht, die in der geistigen Welt als Worte gehört werden.[64] Der Gedanke eines Geistes ist schon sein Wort, er redet aus dem Denken, denn dort ist das Reden Angelegenheit des Denkens. Daher ist ein Geist in seinem reinen Zustand der Lüge unfähig. Wo keine Denkvorstellung ist, finden sich auch nicht die entsprechenden Wörter. Nur ein unreiner Geist kann lügen, indem er sich mit einer Materie umhüllt. Ohne diese grobe Maske kann aber auch ein unreiner Geist keine Unwahrheit aussprechen. [65] Im anderen Leben ist nicht erlaubt, widersprechend zu reden (zu heucheln oder zu lügen); es wird dies deutlich bemerkt. Der Geist, der sich in einem solchen Widerspruch befindet, wird aus der Gesellschaft verstoßen und bestraft. Danach wird er auf vielfache Weise dahin gebracht, so zu sprechen, wie er denkt, und zu denken, wie er will, bis er ein einheitliches Gemüt wird anstelle eines gespaltenen. Auf diese Weise wird er veranlasst, das Gute zu wollen und das Wahre aus dem Guten zu denken und zu sprechen, so er gut ist. Wenn er böse ist, muss er das Böse wollen und das Falsche aus dem Bösen denken und sprechen. Der Gute wird nicht eher in den Himmel erhoben und der Böse nicht früher zur Hölle verstoßen, damit in der Hölle nichts sei als das Böse und das Falsche aus dem Bösen und im Himmel nichts als das Gute und das Wahre des Guten.[66]
Im anderen Leben stellt sich jeder, wenn er an den anderen denkt, zugleich auch dessen Gesicht und anderes, für sein Leben Typisches vor. Dadurch wird der andere sogleich gegenwärtig, als wenn er herbeigeholt worden wäre. Diese Erscheinung zeigt sich deshalb in der geistigen Welt, weil sich dort die Gedanken mitteilen und Entfernungen anders als in der natürlichen Welt sind. (Anm.: Je ungleicher ein anderer einem selbst innerlich ist, desto entfernter ist er in der geistigen Welt.)[67]
In der geistigen Welt hat jeder Buchstabe des Alphabets eine besondere Bedeutung; jeder einzelne Buchstabe eines jeden Wortes bezeichnet irgendeine Sache. Jeder Vokal bezeichnet irgendetwas von einem Gefühl oder einer Liebe. Hierin hat die geistige Sprache oder Engelsprache ihren Ursprung, ebenso die Schrift der Engel. Die Engel und Geister bedienen sich alle einer Universalsprache, die nichts mit irgendeiner menschlichen Sprache gemein hat. Die Kenntnis dieser Sprache wird jedem Menschen nach dem Tod gegeben, sie ist ihm von der Schöpfung her eingepflanzt. So versteht in der geistigen Welt jeder den anderen ohne Schwierigkeit.[68]
https://prophetia.org/index.php?title=GeisterFußnoten 57 bis 68
↑ Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 504
↑ Jakob Lorber, Bischof Martin 25.5
↑ Jakob Lorber, Bischof Martin 25.4
↑ Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 111; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 111b
↑ Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 504
↑ Emanuel Swedenborg, Die Erdkörper im Weltall und ihre Bewohner 15
↑ Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 123; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 552
↑ Emanuel Swedenborg, Die Erdkörper im Weltall und ihre Bewohner 95
↑ Jakob Lorber, Die geistige Sonne 2.85.2-3; Jakob Lorber, Bischof Martin 107.4; Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 2; Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 111f
↑ Emanuel Swedenborg, Die Erdkörper im Weltall und ihre Bewohner 54
↑ Emanuel Swedenborg, Himmel und Hölle 494
↑ Emanuel Swedenborg, Die wahre christliche Religion 19b