Wüste

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Marsianer
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Wüste

Beitragvon Marsianer » Di 31. Mai 2022, 11:57

Wieso ist in spirituellen Zusammenhängen immer mal wieder von "Wüste" die Rede? Besonders im Zusammenhang mit den "abrahamitischen Religionen"? Kürzlich zitierte ich bereits dies hier im Forum:
Robert Kardinal Sarah, Kraft der Stille hat geschrieben:(12) Die Stille ist keine Abwesenheit. Sie ist im Gegenteil Ausdruck einer Gegenwart, der intensivsten Gegenwart. Dass die Stille in der modernen Gesellschaft in Verruf geriet, ist Symptom einer schweren und beunruhigenden Krankheit. Die wahren Fragen des Lebens stellen sich in der Stille. [...] Stille ist nämlich in Vereinigung mit Einsamkeit und Wüste keineswegs eine Abkapselung, Leere oder Verschwiegenheit, ebenso wie ein wahres Wort kein Geplapper ist, sondern notwendig, um Gott, dem Nächsten und sich selbst gegenwärtig zu sein.

viewtopic.php?p=3808#p3808
Sarah hat geschrieben:Benedikt XVI. und der heilige Papst Johannes Paul II. haben der Stille oft eine positive Bedeutung beigemessen. Die Stille ist nämlich in der Vereinigung mit Einsamkeit und Wüste keineswegs eine Abkapselung, Leere oder Verschwiegenheit, ebenso wie ein wahres Wort kein Geplapper ist, sondern notwendig, um Gott, dem Nächsten und sich selbst gegenwärtig zu sein.

viewtopic.php?p=3818#p3818

Sarah kommt im genannten Buch auch sonst immer wieder mal auf die Wüste zurück.
[Diat:] In einem Brief an seinen Freund Raoul le Verd, den Dompropst des Kapitels von Reims, betont der heilige Bruno: "Welchen Nutzen und welche göttliche Freude die Einsamkeit und die Stille der Wüste denen bringen, die sie lieben, können allein jene ermessen, die sie erfahren haben." Worin besteht der eigentliche Zusammenhang zwischen der Einsamkeit und der Wüstenstille?

(103) [Sarah:] In meinem Sehnen danach, Gott zu sehen und zu hören, habe ich oft die Einsamkeit und die Wüstenstille erprobt. Als ich Erzbischof von Conakry war, zog ich mich häufig an einen einsamen Ort zurück und badete in Einsamkeit und Stille. Natürlich gab es Leben um mich herum. Ich hörte die Vögel zwitschern. Doch ich habe mir eine innere Wüste geschaffen, ohne Wasser und ohne Nahrung. Kein Mensch war zugegen. Ich lebte in Fasten und Beten; meine einzige Nahrung war die Eucharistie und das Wort Gottes.
Die Wüste ist der Ort des Hungers, des Durstes und des geistigen Kampfes. Es ist lebensnotwendig, uns in die Wüste zurückzuziehen, um gegen die Diktatur einer Welt zu kämpfen, die voller Götzen ist, die sich mit Technik und materiellen Gütern vollstopft, die von den Medien beherrscht und manipuliert wird; einer Welt, die vor Gott flieht und im Lärm Zuflucht sucht. Wir müssen der modernen Welt helfen, die Wüste zu erfahren. Denn dort können wir von den täglichen Ereignissen Abstand nehmen. Wir können dem Lärm und der Oberflächlichkeit entfliehen. Die Wüste ist der Ort des Absoluten, der Ort der Freiheit. Es ist kein Zufall, dass die Wüste der Geburtsort des Monotheismus ist. Die Wüste ist monotheistisch; sie schützt uns vor den vielen Götzen, welche die Menschen aufstellen. In diesem Sinn ist die Wüste ein Ort der Gnade. Weit weg von allen Beschäftigungen findet der Mensch dort seinen Schöpfer und seinen Gott.

(104) Die großen Dinge haben ihren Anfang in der Wüste, in der Stille, in der Armut, im Zurücklassen. Schaut euch Mose, Elija, Johannes den Täufer und Jesus selbst an! Gott führt uns in die Wüste, um zu unseren Herzen zu sprechen (vgl. Hos 2,14-25). Doch die Wüste ist nicht nur ein Ort, an dem die Menschen die körperliche Prüfung des Hungers, des Durstes und der völligen Bedürftigkeit erfahren können. Sie ist auch das Land der Versuchung, wo sich die Macht des Satans zeigt. Der Teufel führt uns oft umher, um uns alle Pracht der Welt in den leuchtendsten Farben zu präsentieren und um uns davon zu überzeugen, dass wir Unrecht täten, ihr zu widersagen. Wenn wir in die Wüste gehen, tritt Jesus hervor und stellt Sich vehement der verlockenden Macht des Satans entgegen. Auf diese Weise führt Er das Ereignis Seiner Menschwerdung und Taufe weiter. Es genügt Ihm nicht, in das tiefe Wasser des Jordans hinabzusteigen. Christus steigt auch bis zum Grund des menschlichen Elends hinab, bis hin zu den Bereichen der gebrochenen Liebe, der zerstörten Beziehungen, bis zur verdorbensten Diktatur des Fleisches, bis zur Einsamkeit der von Sünde gekennzeichneten Welt. Die Wüste lehrt uns, gegen das Böse und all unsere schlechten Neigungen zu kämpfen, um die Würde der Gotteskindschaft wiederzuerlangen. Es ist unmöglich, in das Geheimnis Gottes einzutreten. ohne in die Einsamkeit und Stille unserer eigenen Wüste einzutreten.

(105) Alle Propheten gingen in die Wüste, um Gott zu begegnen. Die Gotteserfahrung ist untrennbar mit der Erfahrung der Wüste verbunden.

(106) Der heilige Johannes der Täufer selbst hat dreißig Jahre in der Wüste verbracht: "Das Kind wuchs heran und sein Geist wurde stark. Und Johannes lebte in der Wüste, bis zu dem Tag, an dem er den Auftrag erhielt, in Israel aufzutreten" (Lk 1,80). Johannes der Täufer baute seine Beziehung zu Gott an einem Ort der größten Stille auf. Die Wüste führt zur Stille und die Stille führt in die tiefste Vertrautheit mit Gott.

Agape
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Re: Wüste

Beitragvon Agape » Di 31. Mai 2022, 13:02

In einem Gespräch an anderer Stelle wurde ich gefragt, was "Wüste" sei. Aber die Antwort bezieht sich wohl auch immer auf den geistigen Zustand des Menschen, der gefragt wurde.

Meine Antwort darauf war folgende:

Sie ist Öde, (geistige) Leere, Lebensfeindlichkeit, Lebensbedrohung – letztendlich der Tod, solange im Inneren des Menschen keine genügend starke Verbindung/Glaube/Bekenntnis zu Gott besteht. Deshalb ist eine Mehrzahl der Wüstenreisenden umgekommen und hat das verheissene Land nicht in Besitz genommen, hat sich gegen das ewige Leben (in Gott) entschieden.

Die Wüste ist ein Ort, wo die Beziehung zu Gott geprüft wird. Es geht dabei durchaus um Leben oder Tod - je nachdem, wie der Wüstenreisende diesen Ort und seine Erfahrungen damit betrachtet und sich dazu stellt - ob er an die Verheissungen Gottes glaubt und auch wahrnimmt, dass Gott präsent ist - dass ER auch mitten in der Wüste stets für seine "Kinder" sorgt. Nimmt er die Wüste nur als einen Ort der Entbehrungen wahr, dann wird er seinen Hunger und Durst kaum ertragen - auch dann nicht, wenn Gott immer wieder "unter Beweis" stellt, wie sehr ER sein auserwähltes Volk liebt, indem ER es mit Wasser und Nahrung versorgt.

Dies ist auch im übertragenen Sinn zu verstehen. Solange der geistige Fokus nur auf die Versorgung des Körpers gerichtet ist - und darauf, was die Wüste für den Menschen an Prüfungen und Strapazen bereithält, wird ein Überleben in der Wüste kaum möglich sein. Lässt sich der Reisende aber von seinem unbändigen Verlangen leiten, Gottes Verheissung (das Land, in dem Milch und Honig fliesst) zu erreichen und seinen Platz dort einzunehmen, bedeutet für ihn Wüste eher das, was Robert Kardinal Sarah oben beschrieb:

In diesem Sinn ist die Wüste ein Ort der Gnade. Weit weg von allen Beschäftigungen findet der Mensch dort seinen Schöpfer und seinen Gott.
"Schreiben ist der direkte Weg zum Herzen"
http://jakobgut.de/erdnuss.htm

Marsianer
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Re: Wüste

Beitragvon Marsianer » Di 31. Mai 2022, 14:45

Agape hat geschrieben:Deshalb ist eine Mehrzahl der Wüstenreisenden umgekommen und hat das verheissene Land nicht in Besitz genommen, hat sich gegen das ewige Leben (in Gott) entschieden.

Da ging es dir wohl um die "Ausreise" von Israel unter Führung von Moses aus Ägypten?
Die Wüste ist ein Ort, wo die Beziehung zu Gott geprüft wird.

Ich weiß nicht, ist dem so? Aber was ich schon sagen würde ist, daß der Zustand der eigenen Seele dem Menschen in der Stille, so gesehen der Wüste deutlicher ist. Und viele mögen das gar nicht, sie wollen ihn nicht sehen, nicht was sie selbst im Grunde genommen sind, seelisch und somit lebenswirklich real darstellen.
Solange der geistige Fokus nur auf die Versorgung des Körpers gerichtet ist - und darauf, was die Wüste für den Menschen an Prüfungen und Strapazen bereithält, wird ein Überleben in der Wüste kaum möglich sein. Lässt sich der Reisende aber von seinem unbändigen Verlangen leiten, Gottes Verheissung (das Land, in dem Milch und Honig fliesst) zu erreichen und seinen Platz dort einzunehmen, bedeutet für ihn Wüste eher das, was Robert Kardinal Sarah oben beschrieb

Kann man so sehen, gerade wenn sich jemand aus sich zu mehr Ruhe hingezogen fühlen würde. Und wie er auch benennt der Verzicht auf Nahrung für das Fleisch, wenn jemand es in seinen Impulsen als auf sich zu drängend, den Geist versklavend erfährt.

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Re: Wüste

Beitragvon Agape » Di 31. Mai 2022, 18:32

Marsianer hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:Deshalb ist eine Mehrzahl der Wüstenreisenden umgekommen und hat das verheissene Land nicht in Besitz genommen, hat sich gegen das ewige Leben (in Gott) entschieden.

Da ging es dir wohl um die "Ausreise" von Israel unter Führung von Moses aus Ägypten?

Ja, genau.

Marsianer hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:Die Wüste ist ein Ort, wo die Beziehung zu Gott geprüft wird.

Aber was ich schon sagen würde ist, daß der Zustand der eigenen Seele dem Menschen in der Stille, so gesehen der Wüste deutlicher ist. Und viele mögen das gar nicht, sie wollen ihn nicht sehen, nicht was sie selbst im Grunde genommen sind, seelisch und somit lebenswirklich real darstellen.

Wissen denn alle, dass sie sich selbst sehen?


Kundgabe 5392 durch Bertha Dudde zum Thema "Wüste":
Geistige Dürre ....
Wüste ....
Arbeit der Knechte ....

Die Erde ist eine öde Wüste geworden, es gedeiht kein rechtes Leben, es ist geistige Dürre eingetreten, die Menschen wandeln nicht mehr im Tal des Lebens, sondern in einer Einöde, wo keine edlen Lebensfrüchte gedeihen können. Sie ist ein Tal des Todes geworden, denn wer die Erde verlässet, dem fehlt es an der Kraft, die ein ewiges Leben gewährleistet. Sie könnte ein Garten Edens sein, irdisch und geistig könnte sie herrliche Früchte hervorbringen, doch die geistige Sonne muß dann Licht und Schein abgeben, und die Erdenmenschen entziehen sich diesem Licht und ihrer Wärme bewußt. Und darum kann selbst guter Samen nicht aufgehen, so er ausgestreut wird ....

Die Menschen tun nichts, um ein geistiges Eden zu schaffen und sich und die Mitmenschen damit zu beglücken, sie tun nichts, um ihren Lebensacker tauglich zu machen zur Aufnahme des guten Samens, und sie tun nichts, um den Garten zu bewässern, damit der Samen aufgehen kann. Ihre Herzen sind kalt und lieblos, sie sind gleichgültig Gott und dem Mitmenschen gegenüber, sie ersticken alle guten Regungen durch Weltgedanken, sie verschließen ihr Ohr dem göttlichen Wort, und also wandeln sie auf steinigem oder sandigem Boden dahin und können ihm nichts entziehen, was ihnen Kraft geben und zur Gesundung verhelfen könnte ....

Sie sind krank und brauchen viel Arznei für ihre Seelen .... Und darum dinget Gott Arbeiter, die in redlicher Absicht die sandige Wüste urbar machen wollen; Er sendet zu den Menschen Seine Knechte, die in Seinem Auftrag Hand anlegen an einem Werk, das überaus wichtig ist .... fruchtbares Ackerland zu machen aus öder sandiger Wüste .... Seine Knechte haben ein schweres Amt, weil sie nur wenig Verständnis finden, weil die Weltmenschen nicht den Willen haben, sich in ihrer geistigen Trägheit stören zu lassen, und weil sie jedes Hilfswerk für ihre Seele als Störung betrachten.

Und dennoch soll das göttliche Wort ausgestreut werden als Same in die Menschenherzen .... Wo es auf fruchtbaren Boden fällt, dort können gute Früchte erzielt werden, und auch die Mitmenschen können von dem Erfolg beeindruckt werden und gleichfalls sich eine fruchtbare Umgegend schaffen wollen .... Das gute Beispiel kann zur Nachahmung anregen, und Gott wird dann auch das Bemühen segnen, gilt es doch, die Wüste noch umzugestalten, brachliegenden Boden zu besäen mit guter Saat .... das Wort Gottes den Menschen zuzuleiten, die willig sind, es anzunehmen.

Es werden zwar wenige nur es aufnehmen mit dem Herzen, aber diese wenigen erwecken viel Leben, denn überall, wo diese nun wieder reden, wird das göttliche Wort Wirkung haben, es werden köstliche Früchte zum Vorschein kommen .... die Menschen werden sich wandeln, wo Haß war, wird Liebe sein, der Hochmut wird der Demut weichen, die Menschen werden den Blick zur Höhe erheben, sie werden nicht mehr nach unten blicken, auf das Getriebe der Welt; sie werden Den suchen, von Dem das Wort zeuget, sie werden Ihm zum Wohlgefallen zu leben sich bemühen .... Die Wüste wird verwandelt sein in einen Garten Eden, den sie in all seiner Schönheit jedoch erst sehen werden mit geistigen Augen, sowie sie den Körper abgelegt haben und nun die Früchte ihres Strebens erkennen können.

Die Arbeiter im Weinberg des Herrn haben ein schweres Amt, doch unvergleichlicher Erfolg wird ihnen winken, so Gottes Segen ihre Arbeit begleitet. Und Gott wird einen jeden segnen, der in dieser Zeit der geistigen Dürre helfen will und also arbeitet für Ihn und Sein Reich .... Er wird jeden segnen und ihm Kraft verleihen, daß seine Arbeit nicht umsonst getan ist ....

Amen


https://www.bertha-dudde.info/leseauswa ... /5392.html
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Re: Wüste

Beitragvon Agape » Di 31. Mai 2022, 20:09

31 Unsere Väter aßen das Manna in der Wüste, wie geschrieben steht: »Brot aus dem Himmel gab er ihnen zu essen.«
32 Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot aus dem Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahrhaftige Brot aus dem Himmel.
33 Denn das Brot Gottes ist der, welcher aus dem Himmel herabkommt und der Welt das Leben gibt.
34 Da sprachen sie zu ihm: Herr, gib uns allezeit dieses Brot!
35 Jesus sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr dürsten.

Johannes 6,31-35
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Re: Wüste

Beitragvon Marsianer » Mi 1. Jun 2022, 06:52

Agape hat geschrieben:Wissen denn alle, dass sie sich selbst sehen?

"Wissen", hm. Eigentlich liegt es sozusagen nahe, aber selbst das wird oft von solchen Leuten wohl möglichst verdrängt, z.B. in der Weise, daß dann angenommen wird der Abgrund lauere eben immer in jedem Menschen und müsse immer durch Konditionierung unter Kontrolle gehalten werden. Wieviele meinen und äußern als Rat an andere, es tue nicht gut zuviel "nachzudenken" und so weiter? So wie wenn Stille Menschen laut deren Annahmen wahnsinnig machen würde?
Kundgabe 5392 durch Bertha Dudde zum Thema "Wüste":

Ja.
Agape hat geschrieben:auch dann nicht, wenn Gott immer wieder "unter Beweis" stellt, wie sehr ER sein auserwähltes Volk liebt

Ja, dazu schrieb ich auch hier schonmal etwas: viewtopic.php?p=2740#p2740

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Re: Wüste

Beitragvon Agape » Mi 1. Jun 2022, 10:08

Marsianer hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:Wissen denn alle, dass sie sich selbst sehen?

Wieviele meinen und äußern als Rat an andere, es tue nicht gut zuviel "nachzudenken" und so weiter? So wie wenn Stille Menschen laut deren Annahmen wahnsinnig machen würde?

Hier müsste wohl erst einmal unterschieden werden - ob es dabei um wahre Stille geht (die ja offenbar gescheut und noch gar nicht gekannt wird) - oder ob damit der "Weg in die Stille", den man vielleicht als "Wüstenreise" umschreiben könnte, gemeint ist?
Auf diesem Weg könnte es möglicherweise geschehen, dass jemand "wahnsinnig" würde. Daran wäre aber nicht die Stille an und für sich "schuld", sondern viel eher, wie jemand darauf reagiert, wenn es "um ihn herum" stiller würde - was ja aber noch nichts damit zu tun haben muss, dass bereits innere Stille im Herzen empfunden wird.

Ich könnte mir vorstellen, dass empfundene innere Stille bereits das Ende der Wüstenreise bedeutet. Jemand, der diesen Zustand schon kennt, hat geistig die Verheissungen Gottes angenommen und die Fesseln irdischer Bedürfnisse, die durch den Wüstenaufenthalt deutlich aufgezeigt wurden - weitgehend abgelegt.
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Re: Wüste

Beitragvon Marsianer » Mi 1. Jun 2022, 10:25

Agape hat geschrieben:Auf diesem Weg könnte es möglicherweise geschehen, dass jemand "wahnsinnig" würde.

Ja, es ist ja recht grundlegendes "Meditationswissen", daß wenn jemand anfängt sich (dann oft auf Rat von "Lehrern" irgendwelcher Methoden) in äußere Stille zu begeben im Menschen dann eben zunächst sehr herausfordernde Sachverhalte aufsteigen. Am Anfang werden die Bereiche gehört, zu denen die eigene Seele am lautesten um Hilfe schreit. Das wirkt auf viele unerträglich, etliche brechen deswegen wohl ab, weil sie es zu herausfordernd für sich finden. Und dann kann sojemand wohl leicht der Ansicht sein, das wäre der Dauerzustand, wenn Menschen Stille suchen würden. Ist es aber ja eindeutig nicht.
Ich könnte mir vorstellen, dass empfundene innere Stille bereits das Ende der Wüstenreise bedeutet.

Das könnte man wohl so sehen. Dann wäre "Wüstenreise" vielleicht diese Zeit, in der die Seele noch laut um Hilfe schreit und soweit ich es sehe Dinge in Bezug auf die Seele ersteinmal noch "in sich zu klären" wären. Nicht nur bezogen auf "ein paar Minuten still sitzen" ab und zu, sondern meist bezogen auf das ganze Dasein eines Menschen und dessen Einstellung dazu, Herangehen daran.
Jemand, der diesen Zustand schon kennt, hat geistig die Verheissungen Gottes angenommen und die Fesseln irdischer Bedürfnisse, die durch den Wüstenaufenthalt deutlich aufgezeigt wurden - weitgehend abgelegt.

Da fängt ein Weg an, würde ich sagen.

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Re: Wüste

Beitragvon Agape » Mi 1. Jun 2022, 12:36

Marsianer hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:Jemand, der diesen Zustand schon kennt, hat geistig die Verheissungen Gottes angenommen und die Fesseln irdischer Bedürfnisse, die durch den Wüstenaufenthalt deutlich aufgezeigt wurden - weitgehend abgelegt.

Da fängt ein Weg an, würde ich sagen.

Während die Wüstenreise eine Wegstrecke beschreibt, die von Hunger, Durst und geistigem Kampf gekennzeichnet ist, würde sich dem Menschen auf der oben angesprochenen Wegstrecke eher ein Empfinden von Freiheit und Gnade eröffnen, im Sinne des unten stehenden Zitates von Robert Kardinal Sarah?

Die Wüste ist der Ort des Absoluten, der Ort der Freiheit. Es ist kein Zufall, dass die Wüste der Geburtsort des Monotheismus ist. Die Wüste ist monotheistisch; sie schützt uns vor den vielen Götzen, welche die Menschen aufstellen. In diesem Sinn ist die Wüste ein Ort der Gnade. Weit weg von allen Beschäftigungen findet der Mensch dort seinen Schöpfer und seinen Gott.
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Re: Wüste

Beitragvon Marsianer » Mi 1. Jun 2022, 13:32

Agape hat geschrieben:Während die Wüstenreise eine Wegstrecke beschreibt, die von Hunger, Durst und geistigem Kampf gekennzeichnet ist, würde sich dem Menschen auf der oben angesprochenen Wegstrecke eher ein Empfinden von Freiheit und Gnade eröffnen, im Sinne des unten stehenden Zitates von Robert Kardinal Sarah?

Das würde ich so nicht trennen. Die Wüste aus Erleben der Welt wäre etwas, in dem wenig zu finden wäre, was die Welt als "ihres" erkennen würde. Die Wüste aus Erleben des Geistes wäre etwas, in dem wenig zu finden wäre, was Geist aus Gott als "seinesgleichen" erkennen würde. Es ist dann grundsätzlich schon am Anfang die Frage, wohin es einen Menschen entscheidend zieht. Vielleicht gehört ein Mensch in vielen Aspekten in ihm noch der Welt an, empfindet aber auch einen großen Mangel in sich, weswegen der zunächst Stille im Außen suchen könnte, vielleicht um zu erfahren, was eigentlich genauer wird, wenn Distanz zu den Dingen des Weltlichen gesucht würde. Soeine Konstellation würde nicht bedeuten, daß bezogen auf dessen Seele nicht massiv etliches im Argen liegen könnte. Und dann würde er genau das anfangs erfahren, was eben schon geschildert worden war als "Hilferufe der eigenen Seele".
In diesem Sinn ist die Wüste ein Ort der Gnade. Weit weg von allen Beschäftigungen findet der Mensch dort seinen Schöpfer und seinen Gott.

Es ist gut, daß es Orte gibt, die die Welt als "karg" meidet.

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Re: Wüste

Beitragvon Agape » Mi 1. Jun 2022, 15:30

Marsianer hat geschrieben:
Agape hat geschrieben:Während die Wüstenreise eine Wegstrecke beschreibt, die von Hunger, Durst und geistigem Kampf gekennzeichnet ist, würde sich dem Menschen auf der oben angesprochenen Wegstrecke eher ein Empfinden von Freiheit und Gnade eröffnen, im Sinne des unten stehenden Zitates von Robert Kardinal Sarah?

Das würde ich so nicht trennen. Die Wüste aus Erleben der Welt wäre etwas, in dem wenig zu finden wäre, was die Welt als "ihres" erkennen würde. Die Wüste aus Erleben des Geistes wäre etwas, in dem wenig zu finden wäre, was Geist aus Gott als "seinesgleichen" erkennen würde.

Danke, diese Erklärung ist sehr hilfreich für mich. Das Gemeinsame daran wäre, dass in der Wüste "wenig seinesgleichen zu finden" ist. Aus der weltlichen Perspektive wird dies als Mangel wahrgenommen - aber soweit ich verstehe, aus der geistigen Perspektive wohl nicht mehr?

Marsianer hat geschrieben:Es ist dann grundsätzlich schon am Anfang die Frage, wohin es einen Menschen entscheidend zieht. Vielleicht gehört ein Mensch in vielen Aspekten in ihm noch der Welt an, empfindet aber auch einen großen Mangel in sich, weswegen der zunächst Stille im Außen suchen könnte, vielleicht um zu erfahren, was eigentlich genauer wird, wenn Distanz zu den Dingen des Weltlichen gesucht würde. Soeine Konstellation würde nicht bedeuten, daß bezogen auf dessen Seele nicht massiv etliches im Argen liegen könnte. Und dann würde er genau das anfangs erfahren, was eben schon geschildert worden war als "Hilferufe der eigenen Seele".

Ja.
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Re: Wüste

Beitragvon Marsianer » Do 2. Jun 2022, 09:51

Agape hat geschrieben:Das Gemeinsame daran wäre, dass in der Wüste "wenig seinesgleichen zu finden" ist.

Oder eher, was von jemandem als brauchbar empfunden wird? Was ist denn geistig brauchbar in den Ländern, beherrscht von den Jüngern des Weltlichen? Vielleicht hier und da eine kleine Quelle im Sand. Die Wüste aus Erleben der Welt hat z.B. auch den Vorteil, daß weltliche Menschen fern von diesen Orten sind, zumindest in größeren Mengen üblicherweise. Das wäre dann z.B. eher ein "Push-Faktor", denn wenn es ein fruchtbares Land ohne diese Menschen gäbe, dann wäre es da wohl vermutlich auch recht "ruhig", licht, friedlich. Aber Orte, die aus Erleben der Welt wenig Reiz bieten, können manchem, wie es Sarah auch zeichnet, eine Art noch anderer Fokussierung auf das Eine, das Sein ermöglichen. Manchem vielleicht, der in einer auch weltlich reichen Umgebung dazu neigt mit ihr auch innerlich in gewisser Weise satt, "beruhigt" statt innerlich ruhig zu sein.
Aus der weltlichen Perspektive wird dies als Mangel wahrgenommen - aber soweit ich verstehe, aus der geistigen Perspektive wohl nicht mehr?

Ich würde schon sagen, daß die Fülle eines Garten Eden eher dem Wesen Gottes, seinen Schöpfungswerken entspricht und insofern auch der inneren Nähe zu ihm. Das gilt dann aber für solche, die innerlich recht nahe bei Gott sind, statt tief im inneren Zwiespalt zwischen den unterschiedlichen Herren, denen er folgen mag. Das riß ich weiter oben teils bereits an, würde ich sagen, diese Motivationslage "Wüste" zu suchen.


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